App im Playstore
Pfeil rechts
187

Oh Mann, mir geht es echt immer noch mies mit der Erkältung. Habe gestern und heute gearbeitet, das war eher falsch. Wobei ich mich während des Arbeitens etwas besser, lebendiger fühlte. Aber eigentlich ist mir alles zu viel.

Neulich kam mir ja die Schnapsidee(?), ob ich mich nicht doch mal zumindest informieren sollte zum Thema Selbstständigkeit. Das, was ich derzeit mache, ist ohnehin nahezu Arbeiten in Eigenregie.

Aber diese Gedanken behalte ich erst mal nur im Hinterkopf, mal schauen. Eigentlich kann ich momentan überhaupt nicht klar denken.

Ich habe mich vorhin durchgerungen, joggen zu gehen, trotz bzw. wegen meiner Erkältung. Nun ist es in der Tat so, dass wenn man zu früh wieder Sport treibt, die Gefahr einer Herzmuskelentzündung nicht gering ist. Das ist mir bewusst. Ich brauche aber unbedingt die Vorteile ... und ich habe mich wirklich zurückgehalten, sehr kurze Strecke, sehr langsam. Zwei Mal bin ich unterwegs stehen geblieben, damit der Puls nicht zu hoch geht. Wirklich sehr sachte. Bin auch nur sehr leicht ins Schwitzen gekommen.
Jetzt, eine Stunde danach, fühle ich mich besser! Es ist noch kein Durchbruch, aber mein Kopf ist etwas klarer, meine Atmung tiefer, die Muskeln sind entspannter. Der Sauerstoff tut mir gut. Vor allem ist meine Hustenfrequenz deutlich verbessert. Zumindest ist das so der erste Effekt. Ob er anhält, ist die andere Frage. Aber es war (wohl) wirklich nicht verkehrt.

Ich habe danach geduscht, mich schön eingecremt, mich langsam angezogen, alles mit ein wenig Bedacht gemacht. Mir einen schönen Tee gemacht, Kräutertee, den ich jetzt runterwürge. Ich bin weder Fan von Kräutertee, noch von Zitronengras-, Fenchel-, Salbei- oder Ingwertee, aber ohne die hätte ich die letzte Woche nicht überstanden.

Wenn ich ehrlich bin, geht das jetzt schon wieder los, der etwas bellende Husten. Dennoch nicht ganz so heftig wie vor dem Joggen. Ach ja, auch der Duft des Shampoos gelangte in meine Nase, ich habe die letzten Tage wenig gerochen. Ein angenehmer, frischer Geruch. Gleich kuschele ich mich ins Bett - und habe hoffentlich einen angenehmen Abend.

Falls ich das noch nicht erwähnte, ich bin ein großer Anhänger des Der-Körper-heilt-sich-aus-sich-selbst-heraus. Bringe seine Säfte in Wallung, sorge für Bewegung, tue dem Körper Gutes, und das wird gegen jede Krankheit positiv wirken. So wie die Reparatur von Wunden der Haut über den Blutkreislauf erfolgt, gestärkt und angetrieben wird, so sorgt der in Gang gebrachte Kreislauf auch für die Heilung vieler anderer Symptome. Man sollte sich, wie gesagt, allerdings keine Herzmuskelentzündung einhandeln.

(Ich glaube, ich habe selten einen so langweiligen Beitrag geschrieben wie diesen.
- - - Allerdings, in meiner Erkältung ist mein Leben ohnehin reduziert. Ich nehme kaum etwas wahr außer den Fokus auf meine Krankheit. Alles noch kleiner als sonst. Eigentlich bin ich im Überlebensmodus. Hauptsache, irgendwie durchkommen! Morgen ist es hoffentlich endlich besser ...)

(Noch so ein Standardsatz ... Der einzige Vorteil des Alters ist, dass man mit einiger Erfahrung gelassen sagen kann, dass auch der größte Mist irgendwann vorbei ist bzw. an einem vorüber zieht. Ich bin zwar leicht depressiv, doch schnell die Hoffnung aufgeben ist, trotzdem ich manchmal auch in Panik falle, echt nicht mein Ding. Je älter man wird, desto mehr Dinge hat man zumindest überstanden. Ich will jetzt nicht zu sehr ins Aufzählen geraten. Aber ich habe ja z. B. mal einem Menschen das Leben gerettet. Ich kann mit Waffen umgehen. Mit Bergen. Mit Monstern. Mit Hubschraubereinsätzen, Gott, ist mir kotzübel geworden während des Fluges! Mit Bandscheibenvorfällen, Entlassungen, Gerichtsterminen, Kindergeburten und Kindergeburtstagen. Mit überzogenem Konto, genauso wie mit einem Plus von über 100.000. Ich war und bin oft einsam, ungeliebt, hatte aber dennoch ein paar wunderschöne Nächte. Also lass dich nicht ins Bockshorn jagen! So übel bist du gar nicht! So würde ich, so möchte ich mit jedem Menschen reden, der zweifelt.)

(Was mich daran erinnert, dass ich bei einem Selbstbewusstseins-Test im Internet gar nicht so schlecht abschnitt. Vermutlich, weil ich ein paar Mal eben doch positive Ansichten über mich angekreuzt habe. Ich gebe definitiv nicht schnell auf. Wenn ich nur tief genug grabe, kann ich ein paar Dinge finden, auf die ich stolz bin. Naja, die Selbstabwertung überwiegt natürlich bei mir, bei weitem ...)

(Herrje. Jetzt bin ich doch wieder ins Quatschen geraten.)

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

x 3


Mein Husten ist endlich ein bisschen besser geworden, ich würde sagen, es sind aber erst ein paar Prozent, höchstens 15%, letzte Nacht war immer noch schlimm, doch nicht ganz so ultra-übel wie die zuvor. Heute morgen habe ich tatsächlich irgendwann mal drei Stunden am Stück geschlafen. Die Tage seit Freitag waren scheußlich, ich die ganze Zeit über nur im Überlebensmodus.

Und ich glaube nach wie vor, die Medikamente - Montag war ich beim Arzt, der Husten-Blocker, den er mir verschrieb, ist kein Allheilmittel, hat aber wohl zumindest etwas Linderung gebracht - sind nicht das, was mir wirklich hilft, sondern dass mit der Zeit die Erkältung bzw. der grippale Infekt nachlässt und die Schleimhäute sich (wie auch immer) fast von alleine wieder verbessern.

Es war hilfreich und total notwendig, wenn ich vor dem Schlafengehen Sportübungen mach(t)e, so was wie Liegestütz.
Die Luft draußen ist ebenfalls gut. Also rausgehen.
Meine Lieblingsübung ist eigentlich Kniebeugen mit Gewicht und dann das Gewicht (10 kg) über den Kopf heben. Eine Vollkörper-Übung, mag ich oft (einigermaßen).

Wenn ich also den Kreislauf richtig in Schwung bringe, gut durchblutet bin, der Atem schneller geht. NUR: Sich aufzuraffen, wenn du eh total müde und dich total geschwächt und entnervt fühlst ... Boah, schwierig.

Mein Mittel zur Überwindung ist: einfach extrem kleine erste Schritte anpeilen.
Nicht zehn Kniebeugen mit Gewicht, sondern zwei, drei normale Kniebeugen. Dann werden meistens zehn draus. Und die daraus folgende lebendigere Stimmung lässt mich dann noch weiter trainieren.
_ _ _ _ _ _
Ich schreibe das zu ausführlich. Jedenfalls: Es wird endlich wenigstens ein bisschen besser.
Gleichzeitig habe ich heute etwas Magen-Darm-Probleme, mir ist leicht übel und ich habe keinen Bock zu gar nichts.
Bin bis morgen krank geschrieben. Vielleicht verlängere ich das noch bis Freitag.
Dann habe ich wenigstens meine Ruhe.

Wahnsinn... Wie reduziert mein ohnehin schon kleines Leben durch diese besch****** Husterei ist.

Eigentlich vegetiere ich seit fast einer Woche nur noch. Das hängt aber mit dem Schlafmangel zusammen. Ist keine Ausrede. Es ist okay, auszufallen, wenn der Schlaf fehlt.

Yo, f * c k, ich wollte ausführlich über meinen Gesundheits- und Müdigkeitszustand schreiben, aber ich mag nicht, mir gefallen die Zeilen nicht, die ich produziere. Alles nervt. Es geht gesundheitlich etwas bergauf, doch meine Laune ist leider gesunken. Meine Depressivität gestiegen. Ich möchte irgendwen anschreien: Kannst du mich nicht bitte in den Arm nehmen? Ich brauche das so sehr. Warum bin ich bloß immer so verdammt bedürftig. - Und dieser Grundkonflikt ist eine Ursache dafür, weshalb mich die Erkältung überhaupt so übel erwischte.

Lass los, loslassen, lass dein Ego davonziehen, lass die Tränen zu; das einzige wahre Mittel gegen Erkältungskrankheiten.

Lass los, lass dein Ego ziehen ... Funktioniert bei mir nicht. - Neulich hat mich jemand an meine Mail-Adresse angeschrieben. Von einer Zeitschriftenanzeige (zum Thema Zeichnen), die ich vor zig Monaten aufgegeben hatte. Ich hatte sie fast schon vergessen. Und dieser Jemand erklärt sich nicht groß, schreibt mir nicht, woher sie meine Adresse hat, sondern einfach drauf los: Ich fand deine Geschichte famos, habe sie allerdings noch nicht zuende gelesen ...

Was bewegt Leute dazu, davon auszugehen, dass man sofort auf der Höhe ist, was ihr Thema betrifft? Ich wusste weder, welche Geschichte sie meint, noch woher sie meine Mail-Adresse hat. Nach und nach rückte sie dann damit heraus. Und das Interessante und Bedenkliche ist, dass sie wohl meinen Namen gegoogelt hat und dann auf eine Erzählung von mir auf einer Website von mir, die ich ebenfalls schon fast vergessen/verdrängt hatte, gestoßen ist. Wo diese ziemlich lange und nicht ganz jugendfreie Story von mir zu lesen ist. Ich muss das schleunigst ändern. Mindestens, dass dort mein Real Name im Impressum steht. Wahnsinn, wie leichtsinnig ich manchmal bin.

Jedenfalls hatte ich die Hoffnung, diese Frau sei irgendwie interessant und ich könnte sie kennenlernen. Tatsächlich reagiert sie immer nur halb auf meine Rückfragen und Mails. Wirkt sprunghaft in ihrem Interesse. Schrieb mir zudem: So richtig Zeit hat sie nicht und sie sei auch nicht von der kreativen Sparte. Warum meldet man sich dann auf eine Anzeige zum Thema Protrait-Zeichnen? Ich verstehe viele Menschen nicht. Andererseits muss man sich auch nicht wundern, auf solche Anzeigen reagieren eben auch Leute, die vielleicht nicht so ganz normal sind. Unnormal ist nur, welche übertriebene Hoffnung ich in solche kleinen Begegnungen/Situationen stecke.

Mir ist etwas mulmig zumute. Träume merkwürdige Dinge nachts. Etwa, dass mein rechter Fuß nicht mehr heil/vollständig ist, und dass ich dennoch problemlos auftreten kann.
Träume tagsüber nur von einer Sache, dass jemand auf mir liegt - es geht um menschliche Wärme, weniger um Er otik. Ich spüre das immer so gerne! Verstehe auch nie, warum viele das rigoros trennen, platonisch und nicht-platonisch. Für mich ist der Übergang unscharf. Und ich genieße auch platonische, absichtslose Berührungen sehr.

Verdammt. Meine Erkältung ist deutlich besser, eigentlich kein Problem mehr. Vielleicht könnte ich die Nacht mittlerweile sogar ohne meine fünf Rituale, heiße Wärmflasche, Hustenblocker nehmen, Gurgeln, bisschen Kraftsport zum Durchwärmen und Hustenbonbon lutschen überstehen. Ich bin letzte Nacht drei Mal wach geworden, konnte aber auch gleich wieder einschlafen. Dafür geht es mir aber mental nicht gerade gut.
Eigentlich bin ich ein bisschen depressiv. Wobei es nicht die ganz dunkle Depressivität ist, die ich die ersten Wochen im Jahr empfand. Die deutlich längeren Tage wirken sich bereits positiv aus. Es ist also mehr extreme Sehnsucht und sehr viel Frust als eine Depression. Und meine Lust auf alles andere ist blockiert, weil ich mich so stark sehne ... Es ist immer das Gleiche. Wie gerne ich jetzt kuscheln würde. Ich bin da nicht normal. Oder wie ein 16jähriger. Wenn ich eine Frau sehe oder höre, ist mein erster Impuls, meine erste Frage, ob ich Bock hätte, sie zu küssen. Meist ist die Antwort JA, wenn sie nicht total unsympathisch und abweisend rüberkommt.

A propos abweisend. Diese Bekannte im Internet langweilt mich ein bisschen. Ich weiß nicht, wie ich ihr das rüberbringen soll. Sie antwortet immer nur, zwar recht akribisch und auf alles eingehend, was ich frage - aber es sind eben nur Antworten und kaum selbst aufgebrachte Themen von ihr. Wenn ich nicht frage, erzählt sie mir NICHTS von sich; ist mein Eindruck. Auch diese Art, sich in der ersten Mail überhaupt nicht zu erklären ...
Ich hatte zu ihren Gunsten getippt, dass sie vermutlich unter 30 ist, dann hätte ich ihr das nämlich durchgehen lassen, dass sie nicht sonderlich empathisch in unseren Mail-Kontakt einsteigt. (Wobei mir gleich klar war, dass sie wohl eher nicht ganz jung ist, weil sie dafür Worte verwendet, die nicht gerade typisch für Teenager oder sehr junge Studenten sind. Sagt jemand unter 25 z. B. das Wort famos? Doch wohl eher nicht.)
Damit meine ich: Wenn ich jemandem fremd bin, teile ich ihm doch mit, wie ich überhaupt darauf komme, ihm oder ihr zu schreiben und wer ich bin. Das machte sie kein Stück. Obwohl sie mir ein nettes Lob schrieb. Das zählt für mich aber nicht sonderlich stark, wenn ich es nicht einordnen kann. Jetzt schrieb sie mir - wieder nur als Antwort auf meine Schätzung -, dass sie Ü40 ist. Und dafür kommt sie mir unreif und unerwachsen vor. Nicht, dass ich selbst reif und erwachsen wäre. Nö. Aber dafür bin ich albern, vertrauensselig und manchmal einfach so drauflos. Das vermisse ich bei dieser Frau, die vermutlich Kontaktschwierigkeiten mit Männern hat, ganz sicher keinen Freund, wahrscheinlich geht es für sie sogar darum, ihre Flirt-Unfähigkeit ein bisschen zu reduzieren. Einfach so, irgendwelche Kontakte finden. Was ja nicht per se etwas Falsches wäre, so meine ich es nicht. Nur bin ich einfach nicht sonderlich angetan.
Ich werde ihr das mitteilen (müssen).

Ich hätte jetzt gerne jemanden, dem ich erzählen könnte, wie mir zumute ist. Jemand, der mich in den Arm nimmt, mit dem ich mich fallen lassen kann. Ich bin nicht so stark, wie ich gerne wäre. Ich fühle mich einsam. Möchte unseren größten Teddybär nehmen und mich mit ihm im Bett vergraben. Das Dumme ist, dieser Teddy gehört meiner Frau. Sie ist bestimmt nicht einverstanden damit, wenn ich den in mein Bett zerre. Außerdem hat er an einer Stelle einen kleinen Riss. Der perfekte, teure große Teddy! Das war ein Schock für mich, das zu sehen. Er verliert zwar nicht direkt an Innenfutter, das wohl nicht. Aber ich kann mir den Riss auch nicht erklären. Wie konnte der entstehen, als wenn jemand an ihm gezerrt hätte? Wer sollte an ihm zerren? Vielleicht irgendwie mit der Balkontür mal eingequetscht oder ein bisschen übers Parkett geschleift, während er mit dem Fuß noch unter der geöffneten Balkontür klemmte. Wie auch immer er sich das geholt hat.

Dieser Bär war wirklich sauteuer. Ich hatte ihn für über 100 Euro gekauft, und zwar gebraucht, so gut wie ungekuschelt gebraucht, hat man mir versichert. Original kostet der glaube ich über 250 Euro. Wie man sich ein so teures Haustier anschaffen kann, ist mir (für unsere Verhältnisse) schleierhaft, aber manchmal hat meine Frau diese Qualitätsansprüche. Sie kauft ja auch Schuhe fast nie unter 100 Euro. Im Urlaub muss das gebuchte Badezimmer der Wohneinheit immer perfekt sein, sonst fühlt sie sich unwohl. Sie hat ein Dutzend solcher kleinen und großen Ansprüche, und ich habe ihr verschwiegen, dass der Bär gebraucht war. Er sah ja auch wirklich topp aus, als ich ihn kaufte und unverkuschelt.

(Hinzu kommt dieses Thema, das wir finanziell ja ... Mein Gott, wenn ich über dieses Thema nachdenke, gerate ich ohnehin aus den Fugen. Alles ist irgendwie egal. Meine Frau wird ja ohnehin irgendwann mal Millionärin sein. Sehr viel erben. Wir könnten jedes Jahr problemlos 100.000 Euro Schulden machen. Sobald sie erbt, könnten wir das locker wieder zurückzahlen. Ich habe u.a. einen 200.000 Euro Kredit laufen, mehr oder minder über die Firma meiner Schwiegereltern, als Beteiligung an einem großen Bauvorhaben, und dass wir den fast aus den Augen verloren haben - ich zahle jeden Monat 500 Euro Zinsen dafür, bekomme von der Firma diese 500 Euro aber auch direkt erstattet, also ist es eigentlich ein Geschenk an mich -, zeigt nicht unbedingt, wie planlos meine Frau und ich handeln, sondern wie nebensächlich dieses Projekt neben den vier anderen ist, die wir derzeit haben. Es ist eigentlich der blanke Wahnsinn, von meiner bescheidenen Warte und Einkommenssituation aus betrachtet. Und INSGESAMT zieht mich das eher runter, weil es mir spiegelt, dass ich selbst wenig auf die Reihe bekomme, mich aber ins gemachte Nest setze. Wir könnten problemlos 20.000 Euro für ein neues Auto ausgeben. Spielt alles überhaupt keine Rolex äh Rolle angesichts unserer künftigen Aussichten. Wir machen das aber nicht. Wir schmeißen kein Geld raus, wir sind schon mal gar nicht angeberisch oder unverantwortlich. Mir persönlich liegt auch nichts an teuren Autos.
- - - Auch über dieses verdammte Thema würde ich mich am liebsten mal aussprechen. Einem Therapeuten gegenüber.)

Eigentlich würde ich gerne etwas Unwichtiges, quasi als Off-Topic erzählen.
Zum Fußball.
Ich hatte für dieses Jahr in Betracht gezogen, eine Art Fußball-Journal (Titel: Ein ganzes halbes Jahr nur Fußball) zu schreiben. Weil mir das Spaß macht. Und weil die Chronik dieses fußballerischen Halbjahres bis einschließlich der EM 2024 interessant werden könnte. Aber so richtig habe oder hätte ich dann wohl doch nicht die Muße dazu. Ich müsste auch mehr Spiele am Wochenende verfolgen, als ich das aktuell tue. Wobei mitunter auch die Zusammenfassungen am Montag reichen.
Es wäre ein Thema, in dem ich mich auskenne und wohlfühle. Und das auch dokumentatorisch für mich Wert hätte.

Aber läuft wohl darauf hinaus, dass ich das knicke. Zu viel Aufwand.

INTERESSANT wäre es, weil gerade im Vereinsfußball einiges passiert oder sich anbahnt. Bayern München wird wohl das erste Mal seit 12 Jahren nicht Meister. Das wäre schon eine Zäsur, eine sehr besondere Saison. Bayer Leverkusen schafft m.E. sogar das Double.
Zudem kann es sein, dass zumindest ein Hamburger Verein aufsteigt. Mir wäre der HSV natürlich lieber als St. Pauli, aber der Stadtteil-Klub ist beinahe schon durch, während der HSV wie üblich in der Rückrunde kriselt.

Noch spannender scheint mir die Heim-EM. Weil es schwer vorherzusagen ist, ob das ein neuerlicher Reinfall oder doch ein Sommermärchen wird. Die Vorzeichen stehen eigentlich nicht so gut. Und die Baustellen in der Nationalmannschaft wurden seit 2018 nicht behoben, der Umbruch nach 2014 ist gründlich misslungen. Demnächst stehen die Tests gegen Frankreich und Holland an und wenn die schlecht laufen, was ich beinahe befürchte, sinkt die Stimmung auf den Tiefpunkt.
Auch hier kommt es mir so vor, als ginge es fast um einen Paradigmen-Wechsel. Der Fußball ist in den letzten zehn, zwanzig Jahren zunehmend kommerziell geworden, es gibt einige Tendenzen weg von der Bodenständigkeit und der Basis, den Fans, den Millionen Hobby-Fußballern. Spitzt sich diese Entwicklung weiter zu, kann der Fußball an Beliebtheit einbüßen, in einer Weise, wie das zuvor in 50-60 Jahren nie geschehen ist. Die Spirale ist vielleicht ein Stückweit überdreht. Oder setzt sich doch die Liebe zum Spiel durch, das Inspirierende, der Kampfgeist, das Gefühl, dass Fußball etwas über die Gesellschaftsschichten hinweg Verbindendes hat? Das steht m.E. ein bisschen auf der Kippe. Es ist nur ein Gefühl, aber m.E.: der Fußball darf und soll für mich nicht unwesentlich werden. Dazu liebe ich diesen Sport zu sehr.

Es wäre schön, wenn die sportliche Begeisterung wieder mehr im Vordergrund stünde. Zu naiv gedacht, vielleicht. Doch um nichts weniger geht es bei dieser EM. So jedenfalls meine Sichtweise.

Und es kann auch sein, dass aus deutscher Sicht das nachfolgende Olympia-Turnier der Frauen sogar der bessere, interessantere Wettbewerb wird. Auch das könnte man noch einrechnen: Die Frauen als Gralshüterinnen des etwas geerdeteren, weniger gehypten Fußballs. Ein Frauen-Turnier ist immer interessant. Wenn auch manchmal vielleicht nicht immer eine Offenbarung in spielerischer Hinsicht. Auch die deutschen Frauen wurschteln sich ein bisschen durch und benötigen absolute Bestform, um in die Nähe eines Finals zu kommen. Uns wird fußballerisch quasi nichts mehr hinterhergeworfen.

Es erfordert wohl mehr als drei Seiten, um erklären zu können, warum D (die Herren-Nationalelf) (die letzten Jahre) so sehr unter ihrem Anspruch bleibt, in der Weltspitze mitzumischen.
Mit diesen paar Sätzen will ich es mal belassen. Sonst brauche ich hier über eine Stunde ...

Noch mal Off-Topic, mehr oder minder. Mich nimmt gerade eine Sache mit, für die ich einen Trigger setzen muss. Für alle Tierliebhaber und zart besaiteten Menschen ist das Folgende sehr unangenehm zu lesen. (Ich würde es dennoch gerne loswerden).
Trigger

Wir haben ja seit längerem im Dachgeschoss im kleinen Heizungsraum ein Mäuse-Problem. Da sind jede Menge unverschalte Freiräume zwischen Dachgiebel und Schrägwänden; wir gingen bisher davon aus, dass sich dort ein paar Mäuse eingenistet haben. Vor ein paar Monaten hatten wir schweren Herzens Mäusefallen aufgestellt. Die funktionierten nur nie. Bis neulich; es hat eine kleine Fledermaus erwischt.

Diese Fledermaus erschlagen zu sehen, ein wirklich kleines und zartes Wesen, und sie entsorgen zu müssen, hat mich offen gestanden sehr deprimiert und angegriffen. Ich mag Fledermäuse eigentlich sehr. Hier auf dem Dorf haben wir relativ viele und es gibt kaum einen Abend - außer natürlich im Winter oder wenn eben die Insekten fehlen -, an dem sie nicht im Pulk um die hohe beleuchtete Kirchturmspitze jagen. Selbst bei uns auf der etwas abseits gelegenen hinteren Wiese flogen sie uns spätabends schon mal um die Köpfe, wenn ich mich nicht täusche, mit diesem schönen Zick-Zack-Flug und deutlich zappeliger als die meisten Vogelarten. Die sind ziemlich klein, aber ich kann auch verstehen, wenn Menschen sich eher davor fürchten oder scheuen.

Jedenfalls bin ich für heute nervlich bedient. Wobei ich mich auch nicht so schwer damit tun muss. Es gibt auch einen harten Teil in mir, der so was abhakt, weil nun mal viel Scheußliches im Umgang mit Tieren passiert. Nur waren wir hier selbst die Verursacher. Ich erinnere mich gerade daran, wie ich mich damals beim Angeln angestellt hatte, als es darum ging, den ziemlich großen Fisch, den mein Sohn aus dem Teich gezogen hatte, zu töten. Mir war das einfach nicht recht. Das war so eine Art Probe-Angeln.
An sich kann ich so etwas. Ginge es darum, auf einer einsamen Insel zu überleben, hätte ich wenig Manschetten dabei. Nur grundsätzlich empfinde ich natürlich Mitgefühl mit den Tieren. Sagt jemand, der nicht vegetarisch lebt, schon gar nicht vegan.

Das hat mich runtergezogen. Ich hatte noch einen zweiten Gedanken, warum sich in dem Raum überhaupt Mäuse? und/oder Fledermäuse tummeln. Wir haben dort Tropfschalen für die Heizungsanlagen. Wenn man die einstellt bzw. den Wasserdruck reguliert, tropft immer ein bisschen was aus der Leitung. Vielleicht geht/ging es den Tieren mehr um das Wasser als um irgendetwas sonst.
Noch deprimierender: Würden wir die Tropfschalen regelmäßiger leeren, würden sich die Fledermäuse dort vielleicht weniger einfinden. Wobei die sicher auch draußen genug Wasser holen können und dann trotzdem den Dachboden als Unterschlupf wählen. Naja, etwas unsortierte Gedanken von mir.


So ein Mist, auf einer Skala von 0-10 (10 = sehr gute Verfassung) bin ich auf einer 1. In Kältegraden gesprochen: Arktischer Frost.

Und weiß nicht, wie ich mich einkriegen soll. Okay, es gibt Menschen mit Panikattacken. Die sind deutlich schlimmer dran als ich.

Heute nachmittag hatte ich übrigens ein wenig Herzschmerzen, doch das will/sollte ich nicht überbewerten. (Wenn ich etwas Schlimmes zu bekommen (ein bisschen) fürchte, dann einen Herzinfarkt. Dafür bin ich ein Kandidat. Krebs ist eher nicht so mein Ding. Alzheimer wäre auch schlimm, davor möge mich meine Wissensneugier bewahren. Infarkt ist nicht unwahrscheinlich. Ich werde zur Vorsorge gehen.)

Die Woche war einfach ein bisschen zu viel für mich.

Auch, weil meine Bronchitis noch nicht ganz vorbei ist.

Weil bei der Arbeit viel los war, u.a. muss ich jemand einarbeiten. Viele Besprechungen und einiges an Druck. Ich war fast die ganze Woche faul, bis auf anderthalb Tage, doch einfach weil es mir miserabel geht. (Bevor ich darüber zu viel meckere, es gibt auch einiges, was ich an meiner Arbeit mag.)

Dann noch solche Kleinigkeiten: Die Fledermaus. Oben bei den Heizungsboilern tropfte ein Wasserhahn. An der superschweren Haustür ging ein Türzapfen kaputt. Ständig ist irgendwas in diesem bescheuerten Haus. Das von außen sehr schön aussieht und eigentlich auch gute Substanz hat, aber eben doch schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel. Die Böden sind nettes Parkett, die Kacheln hätte ich nicht schöner aussuchen können, die Fenster haben hübsche Zwischenstreben, was ich angenehm finde, das Fensterputzen jedoch etwas verkompliziert. Nur wie oft wir schon was an den Fensterbändern hatten, Einstellungsfehler! Oder dass jetzt an der Dusche irgendwas undicht war. Sogar die Schaltung der Klospülung ist uns mal kaputt gegangen. Und natürlich die Armatur der Spüle. Im Dachgeschoss ging ein Schrägfenster kaputt. Die Heizung verliert alle paar Monate deutlich an Wasserdruck, muss man nachregulieren. Lauter solches Zeug. Meine Schwiegereltern bleiben da tiefenentspannt. Sogar dann, wenn hier zwischendurch Handwerker mal Pfusch treiben. Sind ernsthaft und unaufgeregt bei diesen Kleinigkeiten. Genießen, was sie haben und lassen sich nie aus der Ruhe bringen. Vermutlich, weil mein Schwiegervater selbst Handwerker ist und auch noch Bauunternehmer, wäre er nicht schon so alt, würde er alles selbst locker reparieren. In seinem Garagen-Vorrat hat er beispielsweise fünfzig verschiedene Türgriffe, hundert Scharniere, dreitausend Schrauben und Haken; haufenweise alte Schleifmaschinen, Schraubzwingen, Feuerwerfer, Motorsägen und was-weiß-ich-nicht-alles. Unsere beiden Garagen atmen den Duft und subtilen Staubdunst einer Hobby-Werkstatt. Vermutlich steht in irgendeiner Ecke auch Streusalz und Rattengift.

Ich hingegen habe eher zwei linke Hände und kämpfe mich so halbwegs durch. Verwende beim Löcher-in-die-Wand-Bohren nachweislich den falschen Bohrer (oder zerstöre neuerdings auch elektrische Leitungen). Gestern abend habe ich immerhin den Billig-Hochtisch für meinen Sohn zusammengeschraubt. Also nicht zu komplizierte Sachen bekomme ich hin.

Ach ja, mit dem Steuerberater war diese Woche auch ein bisschen Heckmeck. Sagt man das so? Ja. Was wir dann irgendwie hingekriegt haben. Genau. Am Ende kommt alles nicht so knüppeldick, wie ich es immer empfinde. Doch ich schaffe mein Pensum meist nur mit viel zu viel Aufwand.

Was ich jetzt brauche, ist: Hinlegen, weinen, kuscheln, entspannen. Ob ich das hinkriege?

Ich muss etwas korrigieren, weil das möglicherweise missverständlich und ignorant bzw. diffamierend anderen gegenüber klingt: Meine Wissensneugier möge mich vor Alzheimer bewahren. Damit wollte ich natürlich nicht andeuten, dass Menschen, die Alzheimer haben, das in irgendeiner Weise selbst verschuldet hätten durch zu wenig Wissen oder Neugier. Mein Gott, derlei Unterstellungen würden mir niemals in den Sinn kommen. Ich habe es einfach ungeschickt formuliert.

Was ich meinte war: Ich habe die Hoffnung, dass es Demenz ein wenig hinausschiebt in meinem Fall, wenn ich geistig rege bleibe und versuche, mich da in Übung zu halten. Denn ich habe ganz klar Angst vor Alzheimer und Demenz. Nicht übermäßige Angst, aber ein bisschen. Zwischendurch hatte ich schon mal Sorge, mein Hirn würde sich aufweichen, ein wenig.

Trigger. DAS Thema schon wieder. Es geht um eine Ex-Bekannte, die ich nicht vergessen kann und mit der ich den Streit des Jahrhunderts hatte. Ich kann sie einfach nicht aus meinem Kopf bekommen. Da diese Geschichte was mit e rotischen Gefühlen und meiner Haltlosigkeit zu tun hat, setze ich einen Trigger.
Trigger

Ich kann diese Frau einfach nicht vergessen. Vom Kopf her ist mir vollkommen klar, warum. Kommt nur leider trotzdem nicht in meinem emotionalen Ich an. Meine Sehnsucht bleibt vorhanden, lässt sich nicht mit Argumenten überzeugen. Ich will das nun doch nciht hier erneut ausführen,
sondern nur mir selbst vergegenwärtigen, dass ich schon wieder daran denke, Zeit verschwende, mich nicht lösen kann, nicht weiterkomme. Ums Verrecken nicht.
Physische Verliebtheit kann man nicht kurieren. Außer dadurch, dass Küsse dein Herz reparieren oder durch eine absolut kalte und schmerzhafte Dusche bzw. Absage durch die Betreffende ...
Es ist einfach so. Versuche, dich zu akzeptieren.


Weiter im Text: Mir geht es immer noch miserabel. Immer noch dieser Husten. Und Depressivitätsstufe 1-2. Genauer betrachtet, könnte ich behaupten: Es geht durchaus noch deutlich schlimmer, vielleicht ist mein Zustand eine glatte 2. Wäre ich richtig depressiv, hätte ich es heute vermutlich nicht geschafft, das Retour-Paket zum Hermes-Shop zu bringen und einzukaufen. Außerdem war ich Joggen.
(Trigger wegen des Themas Nummer 1 ...)
Trigger

Der Grund für meinen Husten ist eindeutig meine Beziehung bzw. meine Gefühlslage deswegen. Ich spüre jeden Tag ihre Neins und ich ertrage es nicht. Ich möchte Hautkontakt. Körperkontakt. Und sie sagt ständig das unschöne Wort: Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Sie hat null Bedürfnis danach. Kommt hinzu, dass ich hässlich bin, mich hässlich und unbrauchbar fühle. Auf für andere sehr anstrengende Art bedürftig. Ich hatte schon so lange keinen X mehr, das war in einer anderen Zeit, längst vergessen, versunken, eine andere Ära. Ich wüsste gar nicht mehr, wie das geht. In meinem Alter: vermutlich werde ich nie wieder welchen haben. Neulich sah ich mal wieder zwei eng umschlungen im TV, erneut wunderte ich mich, wieso haben die Lust aufeinander? Wieso kenne ich keine Frauen, die Lust haben? Oder sie haben alle Lust, doch eben nur auf bessere, attraktivere Männer als ich. Klarer Fall. Wie ich es auch betrachte, ich bin ausgeschlossen von dieser Lust-Welt. Dabei bin ich sehr darauf aus. Meine Li bi do hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum geändert. Ich kuschele und küsse außerdem ziemlich gerne. Einfach so auf dem Sofa. Oder auch unterwegs. Im Supermarkt. Ich küsse so gerne, dass egal wie ereignislos mein Tag ist, sobald ich in die Welt draußen gehe, sehe ich ständig Frauen, die zu küssen mir verlockend vorkommt. Das ist noch eine Untertreibung. Eine Frau braucht bloß einen schönen Mund zu haben und nett rüberzukommen: Schon werde ich schwach. Ich könnte das beruflich machen. Ich, der Unerfahrene. Für mein Alter bin ich unfassbar unerfahren. Der Punkt ist, dass ich eine Frau geheiratet habe, die mich so auf Abstand hält, mir dermaßen die kalte Schulter zeigt, keinerlei Bock auf mich hat ... Zur Hälfte hängt das an mir. An meiner Unattraktivität. Zur anderen Hälfte an ihr. Weil sie einfach Schwierigkeiten in diesem Bereich hat. Möchte die Gründe hier nicht näher darlegen, ich glaube, ich hatte das schon mal angedeutet.

Und warum bin ich so unattraktiv? Warum habe ich so ein schlechtes Selbstbild? Na, zum einen weil ich es nicht oder kaum anders kenne. Zwei oder drei Mal war es anders. Und es kam mir vor, als wenn die mich verwechselten, die betreffenden Frauen. In Wahrheit glaube ich selber, dass es weniger an meinem Äußeren liegt. Auch wenn das Äußere eher nicht für mich spricht. Ich strahle das natürlich auch aus: uv. Sehnsucht. Verunsicherung. Unsicherheit und wenig Selbstvertrauen zählen ohne Zweifel zu den Punkten, die Frauen an Männern unattraktiv finden. Mein Zustand ist ja nahe dran an purer Verzweiflung.
Mein Hauptproblem ist: Ich stelle mich meinen wesentlichen Konflikten nicht. Deshalb fehlt es mir an männlicher Klarheit oder Identität. Ich weiß, dass ich das eigentlich tun müsste, und ich tue es nicht. Ich traue mich nicht heran an die wunden Punkte. Weil sie mir zu viel Angst und zu viel Schmerz /// ... schon das nur in diesen zwei, drei Zeilen anzudeuten, führt dazu, dass ich einen Kloß im Hals bekomme und beinahe Tränen in den Augen habe. Die Verachtung und die Nicht-Liebe, die ich aus meiner Ursprungsfamilie kenne. Diese Selbstverständlichkeit, mit der Gefühle missachtet wurden bzw. keine Rolle spielten. Ich deute das noch mal nur kurz an, ich schrieb es hier bereits:

Als ich damals an die Uni kam, war es neu für mich, ungewohnt, dass die freundlichen Mitstudenten dort mich ab und zu fragen, wie es mir geht. Wie geht´s? Diese Frage - es klingt wie ein Witz - kannte ich nicht aus meinem Elternhaus, meiner Kindheit. Auf deutsch gesagt, da hat es keinen interessiert, wie es dem Anderen geht. Ich überlebte, ich bekam Nahrung, ein Zimmer und ein paar Regeln. Gesprochen hat in den Jahren meiner Jugend weder meine hysterische Mutter, noch mein abwesender Vater mit mir. Von meinem älteren Bruder kannte ich es eigentlich nur, dass er mich fertig macht, auslacht, verspottet. So etwas wie brüderliche Emotionen gab es da gar nicht. Ich denke, er ist dazu überhaupt nicht fähig, mich als seinen Bruder zu sehen. Wie schon mal erwähnt, als ich 8 Jahre alt war, hätte er mich beinahe erstickt. Es hat ihn nicht interessiert. Er sah das nie als Gewaltakt oder als Brutalität. Es war nur die Spitze des Eisbergs.
Als ich zur Bundeswehr ging, die er längst absolviert hatte, lachte er mich aus und meinte, dass ich Flasche schon nach einer Woche heulend zurückgelaufen käme. Zwischen Brüdern gibt es ja mal Rivalitäten und auch fiese Sprüche. Ist mir klar. Aber diesen Spott und die Geringschätzung waren die Normalität, mein Bruder hat das nicht anders als ernst gemeint. Ich habe immer Angst vor ihm gehabt. Weihnachten wollte ich eigentlich nie zur Feier ins Wohnzimmer runtergehen, das kostete mich jedesmal Überwindung. Weil ich Angst hatte vor seinen Witzeleien, seinen Sprüchen und abfälligen Kommentaren. Und überhaupt auch vor der Situation, dass da eine Familie feiert, zu der ich lieber kilometerweit Abstand gehalten hätte. Oh, wir haben auch mal Karten oder Schach gespielt. Selten, aber manchmal sogar auch Fußball zu dritt. Es gab leckeres Essen und Geschenke. Irgendwie überspielte man häufiger die gegenseitige Antipathie - wenn das das richtige Wort ist. Und bevor ich es zu sehr dramatisiere, es gab auch gute Dinge, die ich von zuhause gelernt habe.
Etwa, dass man sich anständig verhält. Mir ist es vielleicht schon aus mir selbst heraus ein dringendes Bedürfnis, andere möglichst niemals zu verletzen. Eine Alternative zum Anständigsein gibt es nicht. Ein Mann muss zu seinen Fehlern stehen! Derlei Grundsätze glaube ich. Schon, weil ich selbst nicht verletzt werden möchte. Weil ich Harmonie ersehne. Weil ich mich wohl fühlen können möchte mit den Menschen in meiner Nähe. Ich schreibe das alles viel zu dramatisch und zu jammernd.
Doch ich kann es nicht anders, in meinem Hals dieses beklommene Gefühl, mein Puls ist leicht erhöht, nur wegen dieser Erinnerungen. Ich wäre lieber im Heim oder auf der Straße aufgewachsen als in meinem Elternhaus. Das war und ist definitiv mein Gefühl. Und das nur als kleiner Blick auf meine eigene Hartherzigkeit: Als meine Eltern starben, hatte ich nullkommanull Traurigkeit ihretwegen. Nur Selbstmitleid, das empfand ich, weil ich nie echte Eltern gehabt habe, sondern eher das Gefühl von Leerstelle, Isolation, Abwesenheit. Mit ihrem Tod war das besiegelt, dass ich niemals irgendeine Art von Kompensation für die Hölle meiner Kindheit bekommen würde. Nie die normale Aufmerksamkeit, die die meisten Eltern doch für ihre Kinder übrig haben. Meinen Vater hätte ich gerne mal gefragt, wieso er mich so wenig hat leiden können, dass er nie mit mir redete. Dass er sich nie für mich interessierte. Ich spiele total gerne mit meinem Sohn. Gibt nichts Schöneres, als von seinem Leben ein bisschen was mitzubekommen. Wir streiten uns häufiger, weil ich so ein unsicherer, neurotischer Typ bin, der jeden kleinen Angriff als Weltuntergang empfindet. Auch wenn ich ihn vielleicht nicht genug liebe, nicht der beste Vater für ihn bin, ich stehe ihm selbstverständlich bei allem bei; er kann sich auf mich verlassen; und er ist mir nah. Von meinem eigenen Vater kenne ich nur dieses Vakuum. Kurz und überdramatisiert: Ich hasse mein Elternhaus, meine Ursprungsfamilie. Habe diese Konflikte nie verarbeitet, trotz jahrelanger Therapie.

Und da dieser Schatten in mir und an mir ist, sind alle Versuche, mich selbst lieben oder wenigstens mögen zu wollen, eher nichts als Makulatur, unzureichend. Ich bin wie jemand, der so tut, als käme er mit dem Leben zurecht, während da angstbesetzte Vergangenheiten sind, die ich am liebsten aus meinem Hirn und meinen Emotionen gebrannt hätte. Absolut. Mir wäre es lieber, kein Gedächtnis an meine Jugendzeit zu haben. Dann wäre mir wohler, hundertprozentig. Stattdessen muss ich diesen Ballast mit mir herumschleppen.
Man möge mir dieses Geplärre nachsehen. Ich habe wie gesagt, beinahe Tränen in den Augen. Ich fühle mich extrem unwohl mit dem Thema.
Hinzu kommt, dass ich weiß, dass viele psychisch angeschlagenen Menschen weitaus Schlimmeres in ihrer Kindheit durchmachen mussten. Gemessen daran, stelle ich mich sehr an. Bin ich wehleidig und selbstmitleidig ohne Ende. Aber das bin ich; so scheine ich zu sein.

Die logische Konsequenz aus dem jetzigen Stand der Dinge wäre: Trennung. Ich bin überhaupt nicht fähig, vernünftig mit mir und meiner Frau umzugehen. Ich müsste Selbstliebe entwickeln. Und wenn es dieses Konfliktthema Nähe zwischen uns gibt; warum mangelt es mir denn immer wieder an Selbstvertrauen und Beharrlichkeit, das Thema mit ihr zu klären? Ja, sie verzögert immer wieder die klärenden Gespräche zwischen uns. Aber ich mache das ja auch mit. Ich habe Manschetten vor diesen Klärungen. Einfach, weil ich meine Frau ungerne verliere. Völlig egal, wie wenig sie mich berühren möchte, ich habe sie als Mensch unheimlich gerne. Das hängt ja nicht davon ab, wie viel oder wie wenig sie mir gibt. Oder: Sie gibt mir auf anderen Ebenen sehr viel. Sie hat Verständnis dafür, wenn ich traurig bin oder wenn ich mal vier Wochen in eine Klinik muss. Sie hielt immer zu, egal welcher Mist mir passierte. Und wenn wir uns gut verstehen, dieses Sehnsuchtsthema nicht zwischen uns steht, ist es wundervoll mit ihr. Ich kann es nicht anders sagen, ich war, bin und werde immer verliebt in sie sein. Das kommt ja erschwerend hinzu. Mir geht es wirklich eher weniger um die Angst, alleine zu sein. Eher darum: Ich mag gar nicht ohne sie sein.
Was mir eigentlich zusteht, was anstehen würde, würde ich mich nicht ständig meiner Entwicklung verweigern, wäre die Trennung. Wäre das Alleinsein. Manchmal sehe ich mich schon in irgendeiner heruntergekommenen Wohnung für mich selbst dahinvegetieren. Oder eben mein dürftiges Leben lebend. DAS passt zu mir, würde zu mir passen. Und nicht das Zusammensein mit einer sehr liebenswerten, sehr bezaubernden Frau. Die meines Erachtens mehr Herzensgüte, mehr Empathie, mehr Schönheit und mehr Gut-Sein in sich vereint, als es bei einem einzelnen Menschen eigentlich möglich ist. Sie ist wie ein Gravitationszentrum für alles Gute. Ich glaube, diese Metapher schrieb ich schon mal. Sie stimmt ja auch.


Die gute Nachricht: Meine Bronchitis ist nun ENDLICH (nach vier Wochen) wesentlich besser, fast ganz weg.
Ich wache morgens auf und muss nicht gleich als erstes husten. Zwar habe ich gestern Abend noch ein Medikament genommen, doch ich hatte den Eindruck, ich hätte auch ohne das einschlafen können, also der Husten hat mich nicht wachgehalten.

Noch eine gute Nachricht: Ich hatte mir 2 Bücher bestellt, eines davon Tolstois Anna Karenina. Davon kannte ich bisher nur den Anfang und ein paar Auszüge aus der Verfilmung; wobei ich die so gut wie gar nicht in Erinnerung habe. Gestern Abend war ich extrem begeistert von dem Roman. Meine Bewunderung für Tolstoi könnte größer kaum sein. Ich weiß, dass ich mal in einer Phase Dostojewskis Schuld und Sühne verschlungen hatte, doch ist dessen Thema alles andere als leichte Kost, finster und eher kalt, in dem Sinne, dass es um die menschlichen Abgründe geht.
Was mich an Tolstoi so begeistert, ist die Menschlichkeit und Nähe, mit der er seine Figuren beschreibt. Es ist, als würde man Teile von sich selbst lesen oder aber, wenn nicht das, dann zumindest einem Großmeister dabei über die Schulter schauen, wie man in perfekter Weise Figuren malt. Wahnsinn. Und er lässt sich mit allem jede Menge Zeit, führt alles mit großer Geduld und Hingabe aus; trotzdem wirkt die Erzählung straff und stringent. Das ist für mich buchstäblich großes Kino, weil ich jeden Satz genieße, jede Schilderung, jeden emotionalen Konflikt, auch die Beschreibungen der Orte und des Zeitgeschehens. Es gibt gute und weniger gute Charaktere in diesem Roman, doch der Autor vermag es, jedem aus seiner eigenen Sicht in angemessener Weise Raum und Plausibilität zu verschaffen.
Ich habe gestern in einem Schwung fast 90 engbedruckte Seiten gelesen und mochte das Buch nicht weglegen.
Es ist ja im Grunde eine Kleinigkeit, aber ich freue mich immer extrem, wenn ich einen Autor für mich entdecke. Das ist hier gegeben. Ganz klares Urteil, 10 von 10 Punkten.

Die weniger gute Nachricht: Ich habe am Wochenende nicht viel auf die Reihe bekommen. Oder so gut wie nichts. Fühle mich erschöpft und ein bisschen mag das ja auch mit der Bronchitis und meinem schlechten Schlaf deswegen zusammenhängen. Jein, sei ehrlich; das verschlechterte meinen Zustand ein bisschen. Eigentlich geht es mir so oder so eher schlecht.

Achtung, es folgt mal wieder ein Trigger - Thema leicht s ex isti sch.
(Meinungen dazu bitte bestenfalls per PN.)

Trigger

Es tut mir leid, dass ich ausgerastet bin und was ich dir zumutete. Das war grundfalsch. Aber beleidige mich doch bitte nicht. Dein Handeln war beleidigend. Wenn du das nicht erkennst, bist du nicht die, in die ich verliebt gewesen bin und der ich bis zum Mond und wieder zurück vertraut hätte …

Überhaupt ist eine Nacht mit dir, als würde man von der Erde auf einen besseren Planeten fallen. Ich träume von Nymphen, Prinzessinnen, Elbenfrauen und lasziven Nobelpreisträgerinnen, doch du hattest alle perfekten Träume locker überboten, mit leichter, verzaubernder Hand und mehr Leidenschaft und Schönheit, als ein Mann verkraften kann.

Das war mein Gefühl bei dir. Und sollte ich jemals die Gelegenheit bekommen, deine Muschel, deine Schale der Lust auftrinken zu dürfen, für welches Geld oder welchen Preis auch immer, ich schreie es frei aus mir heraus, ich könnte nicht widerstehen. Unmöglich. Zu viel verlangt. Lass mich Teil deines Glücks sein, nicht Teil der Schattenseite! Nie wieder will ich dir Unrecht tun.

Bringe meine Welt zum Einsturz für diese Unverfrorenheit, enthaupte mich, sperre mich hinter Gitter, ich werde das nicht länger leugnen. Du hast mich schwer getroffen; ich bin ein Meteorit ohne Leuchtspur, der in deiner Atmosphäre verglüht

Lebe wohl


Schade bis schrecklich, dass ich meine Posts hier nicht löschen kann. Den letzten würde ich gerne löschen. Nicht nur den. Ich bin weit über 50 und immer noch ein solcher ...
Ja, ich mag den Roman von Tolstoi. Und identifiziere mich am ehesten mit der Figur Konstantin Ljewin. (Falls jemand das Buch kennt.) Nur bin ich noch naiver und weltfremder.

Wonach ich mich alles sehnen kann:

Trigger

Am Hals geküsst zu werden. Bewundert zu werden für meine durchaus vorhandenen Muskeln. Ihr Gewicht auf mir zu spüren und die Last wohltuend und leicht zu finden. Dass meine Worte genau das ausdrücken, was ich meine, und nicht ständig Absichten und Inhalte verfehlen ... Dass ALLES einfach ist. Sich in der Nacht zu verlieren. Statt ständig jede Stunde zu zählen, die Zeit zu vergessen. Radtour, Fernweh. In einem Café zu sitzen, ohne genau zu wissen, in welchem Stadtteil. Den Rücken frei zu haben! Flüsse auf Hängebrücken zu überqueren. Oder zumindest auf ein wenig zweifelhaften Brücken ... Radtour, Heimweh. Keine größere Herausforderung abends vorzuhaben, als das Zelt vernünftig aufzustellen. Den Mond und die Sterne in aller Ruhe betrachten zu können. Zu einer wirklich guten Gruppe dazuzugehören. In einem Bergbach baden und die Sommerhitze genießen. In einem fremden Land Fernsehen schauen. Meine Füße perfekt zu pflegen. Mehr über Biologie und Zellforschung zu wissen. Mehr über Geschichte zu wissen. Muße zu haben für egal was. Bei mir zu sein. Ohne Hemmungen zum Zahnarzt zu gehen. Mir klar darüber zu werden, was mir wichtig ist. Noch mal bei einem Elfmeterschießen selbst anzutreten. Meine zahlreichen Nichten besser kennenzulernen. Zur Ruhe zu finden. Meine durchaus vorhandenen guten Seiten hervorzubringen. Nicht immer die Hälfte des Tages müde und antriebsschwach zu sein. Meine Laufstrecke wieder ohne Pause absolvieren zu können. Bis tief in die Nacht Karten zu spielen und es genießen. Fähig zu sein, mit Menschen leicht Kontakt zu schließen. Meinen kreativen Neigungen VOLLES PROGRAMM nachgehen. Wieder mal in einem Flugzeug zu sitzen und das infernalische Motordröhnen beim Start zu genießen! Singen zu können, zu lernen. Mich mit meiner Halbherzigkeit anzufreunden. Schritte zu tun, wo ich noch nie ging. Gut zu sein, statt immer nur unsicher. Die Dinge zu tun, die ich wichtig oder schön oder interessant finde. Mich mit meinen Geschwistern zu verstehen. Und allen Menschen, die mir zugewürfelt wurden. Statt Angst und Zerrissenheit Zuversicht zu fühlen. Und die schönen Momente, Ausnahmen und Menschen genießen zu können.
Stimmt alles, aber die Hauptsehnsucht ist natürlich das mit dem Küssen.



Vielleicht sollte ich mir eine To-Do-Liste anfertigen.
Dinge, die ich noch erleben möchte. Dinge, die ich mir vornehmen kann. Dinge, die mir gut tun.
Sponsor-Mitgliedschaft

Achtung, Nachmittagsmüdigkeit! Da schreibe ich noch schräger als sonst eh schon.

Ich mache jetzt jeden Tag Yoga. Falls man das so nennen kann. Das besteht bei mir in einer einzigen Übung: den Schneidersitz hinzubekommen. Also die Totalanfänger-Einsteiger-Erstlektion. Es fällt mir schwer, unbeweglich wie ich bin, mich überhaupt so hinzusetzen; die Beine unterzuschlagen und die Arme auf die Knie abstützend von mir zu strecken und für meine Verhältnisse wenig Raum einzunehmen.
Ohne ein Brennen in den gedehnten Stellen an der Hüfte und den Oberschenkeln funktioniert das noch nicht. Mal drücke ich mit den Armen ein wenig nach, mal muss ich die Schrägstellung der Schenkel für ein paar Sekunden verringern. Ich versuche, in meinen Körper hineinzuhören; er antwortet nur sehr vage. Ich bin ein Bär, so wie ich dasitze, eher ein sehr plumper, schwerfälliger; oder ein Flamingo, der auf einem Bein stehend einschläft; oder doch ein Faultier im Entspannungsmodus. (Schon meine erste Freundin hatte sich bei mir beklagt, dass ich für einen Fußballer wenig flexibel bin und sie mit mir keine zwei Dutzend Stellungen des Kama s utra durchprobieren konnte.) (Das aber nur als Randbemerkung.)

Tatsächlich spüre ich schon in meinem eher unvollständigen Schneidersitz eine Art geringfügige Öffnung meiner selbst, eine Erleichterung. Erleichterung wovon? Öffnung wohin? Keine Ahnung. Es fühlt sich richtig an, seine Sitzpositionen und Beweglichkeit zu erweitern. Tatsächlich sammele ich mich ein wenig damit. Manchmal halte ich die Fußsohlen aneinander, wenigstens das geht und fühlt sich okay an.

Ich mache übrigens schon seit vielen Jahren sporadisch Rücken- und Hüftübungen, um meine Rücken-, Rumpf-, Beckenmuskeln und -bodenhaftung nicht völlig zu verlieren und nicht alle paar Jahre einen Bandscheibenvorfall zu riskieren. Ich kriege es zudem ohne Anlauf hin, 50 Kniebeugen zu machen, das ist auch so eine kleine Trainingseinheit. Im Großen und Ganzen treibe ich aber zu wenig Sport. Dieses Jahr war ich bislang vielleicht zehn Mal Joggen. Meist sehr kurze Strecken. Und wir haben schon fast April.

Ich weiß übrigens nicht, ob ich (wirklich) depressiv bin.
Das ist etwas, das ich nicht klar habe. Und was eher dagegen spricht: Ich bin nicht per se antriebslos und auch schon gar nicht immer lustlos. In niedergedrückter Stimmung bin ich dennoch häufiger. Ich bin öfter missmutig und eher skeptisch, ob das etwas bringt, was ich gerade tue. Dann wieder ... ein Beispiel:

Gestern Abend habe ich mir Rührei gemacht.

Das Interessante daran war, dass ich es nach einer Internet-Anleitung eines renommierten Kochs gemacht habe und es mir tatsächlich deutlich leckerer vorkam als das Ei, das ich sonst zusammenrühre. Buchstäblich. Ich war neugierig darauf, auf diese Kleinigkeit, es hat mir eigentlich Spaß gemacht, die Tipps anzuwenden und das Ergebnis zu testen. Ich war ganz bei der Sache. Es hat mir gefallen, so banal oder klein dieser Moment auch war.

Dennoch im Hintergrund so eine Art leiser Zweifel.

Das ist sehr typisch für mich, eine nicht geringe Selbstabwertung, die besagt:
Was?!? Etwas Besseres hast du mit deinem Abend nicht vor? Bzw. wieso kannst du nicht schon längst vernünftig Rührei? Wenn du ehrlich bist, bist du so außerhalb aller normalen sozialen Fähigkeiten, dass du nicht mal die einfachsten Sachen am Herd zustande bringst. Nicht, dass du dich nicht ernähren könntest oder kein Schnitzel gebraten kriegst! Aber die Frage ist, warum dir solche Selbstverständlichkeiten schwer fallen. Du gar keinen Standard, keinen Stand im Leben hast.

Manchmal hast du sogar leichte Angst oder Unsicherheit, wenn du eine Bahnkarte kaufen sollst. Du meidest jede Party, weil du dort vielleicht zugeben müsstest, wie lange du schon auf keiner mehr warst. Du traust dich nicht, fremde Hunde zu streicheln; aus welchem Grund? Angst hast du nicht vor dem Hund, oder nur wenig, das ist okay. Deine einstige Panik vor Hunden ist Vergangenheit. Trotzdem: Du hast Angst, wenn du den Hund berührst, dass du ganz versessen darauf bist; dass man dir anmerkt, was für ein Berührungsdefizit du hast.

Darum geht es. Vermeidungsverhalten. Soziale Isolation und ihre Rückspiegelung auf dich. Naja, ein paar Menschen habe ich ja um mich. (JETZT KOMMEN DIE BESCHWICHTIGUNGEN.) Ich kann auch normal mit Kollegen reden, halbwegs. (JA SICHER DOCH.) Ich rede sogar mit Kunden und stelle dabei meine einigermaßen professionelle Art ... dar oder vor; das bedeutet hier und da Schwierigkeiten, doch alles in allem stehe ich dabei vergleichsweise problemlos meinen Mann. Na, das ist eine Übertreibung. Ich belasse es mal dabei. (SCHWÄTZER!)

Im Ernst: Ich streichelte neulich einen Hund nicht, weil ich verhindern wollte, dass man mir meine Lust darauf ZU SEHR anmerkt; zehn Sekunden danach erkenne ich das als dummen und kontraproduktiven Gedanken, aber es kommt zu spät, was immer ich an Einsicht habe. (WIESO HATTEST DU NIE EINEN HUND, WENN DU SIE ANGEBLICH GERNE STREICHELST?) Und derlei Momente habe ich häufiger. Das Verzagen und mich selbst erst mal als ziemlich lächerlich zu sehen; das ist ein Teil von mir - geworden(?). Oder schon immer so gewesen. (WIEDER: SCHWÄTZER! NICHTS ALS GESCHWAFEL!)

Ich bleibe lieber bei den ungefähren Beispielen. Habe mir ja neulich die beiden Bücher gekauft. Ein Erfolg. Ich wollte schreiben: Eine schöne Sache. Freue mich über die Bücher. Dennoch wieder der Beiklang: Aha, mal wieder im Konsumverhalten ... Amazon. Wenn du wenigstens zum Buchladen gegangen wärst.
(Hatte keine Lust auf Diskussionen mit der Verkäuferin dort. Darauf, dass sie nicht die richtige Ausgabe findet. Da scheint mir das Auswählen im Internet leichter.)
Weil du nichts Besseres zu tun hast. Verkriechst du dich wieder ins Lesen. Noch schlimmer: Wenn du selbst schreibst. Das Schreiben ist deine Lieblingsausflucht. Hier ja auch. All diese TG-Einträge, deren einziges Ergebnis es ist, dass ein paar nette User alle paar Tage oder Wochen ein von dir völlig überbewertetes Daumen hoch da lassen. Wer sind schon diese Leute? Oh, bestimmt nette Leute. Aber welche, die nichts mit dir zu tun haben. An denen du im richtigen Leben vorbeigerätst. Nie einen Zugang findest.
Generell, vom Konjunktiv mal ganz zu schweigen. Was du so alles im Konjunktiv erlebst! Aber es wird nie real. Du siehst dich oft in einer Rolle, potenziell, konjunktivisch, die du nie ausfüllst. Die im Träumerischen und Bloß-Gewünschten bleibt. Du bist so wenig der Mann, der du gerne wärst, Wahnsinn! Er ist Lichtjahre von dir entfernt!
Es kommt keine Fee vorbei, die dir 23 Wünsche erfüllt, aber du lebst weiter in deiner Passivität, deinem Verschleppen, deinem Abnutzen der Zeit. Du vergeudest, verramscht und verschlürst deine Zeit, als hättest du noch weitere 100 Jahre zu leben. Als wäre dein Vorrat unbegrenzt! Er ist in Wahrheit fast schon aufgebraucht und du merkst immer noch nichts!

Das ist kein genereller Vorwurf, du müsstest viel mehr aus dir machen; aber dafür, dass du wenig hinbekommst, bist du erstaunlich unaufgeregt. Du bist ein bisschen nervös, okay. Beinahe fiebrig. Beinahe ungeduldig. Aber nicht wirklich in deinem Element. Und das in deinem Alter. Du bist anscheinend zufrieden, wenn du dich mit Anna Karenina und einem schmalen Lächeln für deine Bevorzugung dieser Lektüre in dein Bett zurückziehen kannst. Gib zu, du hast seit mindestens vier Wochen das Bettlaken nicht mehr gewechselt.

Du schreibst ganz gerne, weil es dich für eine Weile atmen lässt. Doch siehst nicht ein, dass deine Atemlosigkeit bereits pandemische Ausmaße hat. SELBST wenn du dich endlich zu etwas trauen würdest, was du natürlich nie machst, holt dich deine ungesunde Psyche mit traumwandlerischer und erdrückender Sicherheit ein. Es gibt, Stand jetzt, so wie du bist, keine bessere Version von dir. Irgendwann erstickst du an deinen Illusionen. Du kochst oder brätst dir ein Ei und versuchst, das zu genießen. Sollen wir dir das durchgehen lassen? Versuchst, es als Beschäftigung hinzustellen. Während du den Gedanken wegdrückst, dass du nichts mit dir anzufangen weißt.

Und ich habe es regelrecht satt, dich zu kritisieren. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es mich langweilt, dein Kritiker zu sein. Der Zensor in deinem Innenohr ist es leid! Nicht nur, dass ich ständig Anlass dazu habe. Dich zu zerstören mit Kritik und Haarausfall und leichtem Übergewicht und all den anderen Attentaten auf dein Selbstbild. Es ödet mich mittlerweile an. So wie du alle anödest, die dich lesen, lesen müssen, lesen sollen oder zufällig deinen Blick streifen.

Vielleicht ist es keine Zumutung, dich zu kennen und dich zu sehen. Aber es legt auch keiner Wert ... Ich kann es niemandem verübeln, der deine ... Nein, das ist falsch. Jetzt mache ich auch noch Fehler und falsche Formulierungen, wie du. Wenn ich so weiter nörgele, werde ich noch schizophren.

Also. Manchmal empfinde ich es als sehr plausibel, mich selbst abzuwerten. (ALTERNATIVLOS!) Wir schauen ins Spiegelbild und sind sehr unzufrieden. Eigentlich mit allem. Mit dem Ist-Zustand und mit dem, was wir geworden sind; also auch unser Werden beunruhigt uns. Die Entwicklung hin zu dem IST besorgt uns fast noch mehr als der jetzige Zustand. Ich werfe meine Zeit weg. Ich bin unzufrieden mit mir. Ich bekomme aber nicht die Kurve, mich oder sonst etwas zu ändern. Und so halb leide ich darunter. Die andere Hälfte legt sich ins Bett, zieht sich zurück, kapituliert. Ich leide immer nur ein bisschen, sonst würde ich mich ja nicht aushalten. Aber es ist ein Leiden. Zur Hälfte. Wie gesagt, die andere Hälfte legt sich in die Kissen und träumt sich weg.

Statt dass ich mir sage: Es ist okay, manchmal unzufrieden zu sein. Es ist okay, nicht perfekt zu sein. Es ist okay, mit sich zu hadern, ein bisschen. Aber du hast doch auch gute Seiten. (REDE DIR DAS MAL EIN, DU HIRSCH!) Es ist okay, sich mal zurückzuziehen. (WARUM ALSO SO STRENG MIT DIR SELBST.) Es ist okay, mal müde zu sein. Es ist verdammt noch mal okay, seine Hoffnungen abends auf das Gucken eines Fußballspiels zu schrumpfen. (MEHR ERLEBST DU EH NICHT.) Es ist okay, sich selbst zu kritisieren, aber höre auf, dich runterzuputzen. (SO VERKEHRT BIST DU NUN AUCH WIEDER NICHT.)

Doch, ich lebe verkehrt. Weil ich mich zu oft um die wichtigsten Dinge drücke. Das ist vielleicht der Hauptgrund für meine ständige Art der Unruhe und der Selbstsabotage. (DU BIST ZU WENIG!) Die großen Dinge liegen brach bei dir. Daher ist dir nie etwas an dir genug, was heißt genug, nicht mal annähernd genug. (JEDE MESSLATTE IST FÜR DICH ZU HOCH.)
(ICH LESE DAS HEUTE NICHT KORREKTUR, KEINEN BOCK.)
Ich schreibe das einfach mal so hin, mit den Zwischenrufen in Versalien. (DU BIST LEICHT SCHIZOPHREN.) Nein, ich bin nicht schizophren. Nur die Stimme, die die Selbstabwertung betreibt, nervt ein bisschen.

Was momentan verständlich ist, da ich gestresst und müde bin. (UM AUSREDEN BIST DU JA NIE VERLEGEN!) Es ist doch okay, mal müde und etwas abgespannt und unruhig zu sein.

Der Königsweg ist, diesen Zustand frühzeitig zu erkennen, und sich Gutes zu tun, obwohl man eigentlich der Ansicht ist, sich selbst lieber wegzuwerfen. - - - Das Thema Depression Ja/Nein habe ich immer noch nicht näher an eine Klärung geführt. Aber so ist es vielleicht doch gut auf den Punkt gebracht: Ich kämpfe jeden Tag mit meiner Selbstabwertung. Die manchmal an Selbstsabotage grenzt. Die mir viel Kraft raubt. Ich bin wenig mit dem Leben selbst befasst. Sondern eher damit, nicht ständig diese zweite Stimme in mir zu hören - oder sie auszuhalten - oder mich davon abzulenken, von dieser Ansprache, die mir einflüstert, was für ein Idiot ich bin. Wie wenig das alles ist, was ich habe und bin. Oder aber sie sagt mir, bloß nicht näher hinfühlen, sonst fühlst du dich wieder wie ein Idiot oder bekommst das reingereicht. Das ist es ja auch. Meine übermäßige Flucht vor der Realität. (Wenn es mir gut geht, ist das viel weniger ein Thema ...)

Das klingt alles garantiert leicht paranoid und crinch, für normale Menschen. Doch ich würde behaupten, es kommt an die Wahrheit und mein Ich-Gefühl heran. Näherungsweise. (WAS FÜR EIN ANMASSENDES FAZIT.)
Nein, du behältst jetzt nicht das letzte Wort. Komm schon, alles in allem hältst du doch trotzdem große Stücke auf dich! Du Anti-Held, der unverstandene, oft verkannte; bildest dir was ein auf dein Gut-Sein, deine Moral oder wie immer man das nennen soll.

Sie lasen/hörten die leicht schizophrene Art meines Ichs. Auszüge aus meinem Kopf- bzw. Gedankenkino.

Karfreitag. Was gibt es Schöneres als einen freien Freitag?
Fühle mich allerdings auf meiner Skala von 0-10 Punkten wieder mal bei einer 2.
Habe gestern und vorgestern sehr fleißig gearbeitet. Um jetzt total durchzuhängen bzw. wieder den Frust der Freizeit, meiner Beziehung, meines Soziallebens zu spüren. Nichts ist genug. Doch ich werde versuche, mir Gutes zu tun und nicht zu viel am PC abzuhängen.

A propos. Ich schreibe immer noch oder wieder an meinem kleinen Auto-Buch. Ich verrate dazu mal nichts Näheres. Damit mir niemand die Idee klaut. Wobei, ich hatte das hier schon mal erwähnt ... und übrigens ein falsches Bild dazu gepostet.

Ich hab´s ja nicht so mit Autos. Doch dieses finde ich zumindest ein bisschen schön, es kommt in meinem Projekt vor ... (Im Original werden Bild und Text gestochen scharf sein.)

A


x 4


Pfeil rechts




Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore