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Hm, hm, hm. Ich weiß gar nicht, ob ich noch mal davon schreiben soll; weil es nebensächlich ist und mich ablenkt. Von wichtigeren Themen. - Nach den beiden Schauspieler-Fotobüchern habe ich mich nun an mein Lieblingsprojekt gemacht, es geht um Autos. Um aussterbende Benziner. Und ich merke, dass ich das vom Gestalten her unheimlich gerne tue. Eigentlich mache ich in meinem Beruf ja Ähnliches. Wenngleich es dort weniger oder seltener ums Layout geht. Im eigentlichen Layout bin ich meist unsicher. Aber ich erkenne eines, wenn es mir begegnet.

Hier ein kleines Bild dazu, für die 2,4% der User hier, die das interessiert. Was MICH wirklich daran interessiert, schreibe ich gleich ...

Sonderbar, wie unscharf der Screenshot ist. Oder auch nicht, ist ja vom Browser. Die gedruckten Bücher sind hammermäßig scharf. Schade, dass das hier nicht rüberkommt. Egal.
In Wahrheit interessiere ich mich eher wenig für Autos. Warum mache ich dann ein Buch dazu?
Weil mich Design und Sammelwut, welches die für mich ikonischen Modelle sind, durchaus beschäftigen. Die Frage ist eigentlich, warum empfindet man etwas als schön? Sehr spannendes Thema.
Auch sind wir gerade an einer Art Kipppunkt, damit meine ich natürlich die ökologische Brisanz des Benzinmotors und des ungehemmten Ressourcenverbrauchs. Mit dieser Krise ist nicht nur eine verantwortungsvollereTechnik gefragt; viele Prinzipien, die den Autobau bisher bestimmten und auszeichneten, werden wohl ebenfalls hinterfragt werden. Dieses gesamte schneller, höher, weiter! der Branche. Auch der Trend, dass man die Kundschaft mit immer mehr Gedöns und Fahrassistenten und einer mittlerweile fast schon antiseptischen Komfort-Atmosphäre anlocken und sedieren will. Die neuen E-Autos sparen möglichst an Gewicht, sind noch windschnittiger, wobei das m.W. gar nicht so überragend wichtig ist. Da geht schon wieder der nächste Trugschluss los. Nämlich dass die Kundschaft gerne auf dem Riesenbildschirm des Tesla herumtippt. Man kaum noch haptische und wunderschön analoge Knöpfe zu greifen bekommt. Dauert wohl keine zehn Jahre mehr, bis die Autos ohnehin ganz von alleine fahren werden. Also ist die Digitalisierung und Computerisierung des Autos unausweichlich. Was übrigens das Wort Auto ja im Prinzip eben auch meint. Wir kommen auf die nächste Evolutionsstufe.

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Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Mal die Ablenkungen beiseite genommen - - - Ich fühle mich sehr unwohl seit dem Jahreswechsel.

Zwei Mal war das verbunden mit Zucker-Flash, also dass ich gegen meine Vernunft an zwei Tagen Süßigkeiten und Eis aß, was mich dann automatisch am Folgetag unruhig und gereizt macht. Darüber hinaus schlafe ich schlecht. Gehe zu spät ins Bett, was ich ja ändern könnte, aber die Male, die ich es früher versuchte, konnte ich nicht gut einschlafen. Was ich sonst eigentlich höchst selten habe. Ich bin zu unruhig, zu grüblerisch.
Draußen zu wenig Licht, zu viel Kälte, ich gehe wenig raus, zu wenig, ist mir klar. Vorhin habe ich im Bett gelegen und mich für wenigstens zwei Minuten selbst gestreichelt, Brust, Bauch, Unterarme. Das ist besser als nichts, doch leider immer mit dem Gefühl der Unterversorgung verbunden. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dabei den Eindruck, dass alles zu wenig ist.

Seit Anfang des Jahres wollte ich eigentlich Tagebuch schreiben, ich meine ein richtiges TB.
Für mich selbst, nicht öffentlich.
Das, was ich hier schreibe, ist nicht in allem offen und ausführlich. Ist nicht die volle Version, obwohl ich das ja eigentlich selbst bestimmen kann/könnte. Der Fakt, dass mir hier Menschen über die Schulter schauen (könnten) - ich habe übrigens keinen Dunst, ob das hier 2, 20 oder 200 anlesen, die Anzahl ist mir im Prinzip total egal, abgesehen davon, dass ich, wenn es sehr viele wären, sagen wir mehr als tausend, dies meine kleine Sorge steigern würde, jemand könnte mich erkennen, an dem, was ich schreibe; was völlig unrealistische Panik wäre -, hat positive und negative Effekte.

Das Positive ist, dass ich mich etwas mehr am Riemen reiße, meine Sätze hier auf Lesbarkeit und Vertretbarkeit zu bringen. Dass ich also weniger zusammenhangslos und chaotisch schreibe. (Das mag einige/viele(?) Leser bestimmt verwundern, weil sie mein Geschreibsel hier vermutlich als kopflos, orientierungslos, unrund, naiv und Getue empfinden. Aber diese Leser wissen nicht, wie ich sonst schreibe, wenn niemand zuhört!) Es geschieht also eine leichte Objektivierung. Ich fasse mich ein wenig mehr, statt völlig fassungslos zu sein. Dadurch, dass ich mir vorstelle, jemand würde mitlesen.
Was ja andererseits dann doch eher selten ist. Und was interessiert mich die Meinung anderer Menschen? Doch, die interessiert mich immer wenigstens ein bisschen, auch wenn nicht wesentlich. Außer bei Lob. Wohlmeinende Kommentare gehen mir runter wie Öl. Ich habe ein solches Defizit an Lob, an Zustimmung, an Entgegenkommen; wenn ich ehrlich bin, bin ich sehr darauf aus. Gleichzeitig kann ich Lob nicht gut annehmen. Weil jede positive Äußerung zu schwach ist, mein Manko an Selbstliebe und Selbstwert zu kompensieren. Ich bin wie ein Fass ohne Boden. Egal, ob es um Lob, Streicheleinheiten, Freundschaften, Spieleabende, Essen, Austausch, Sporterlebnisse oder X geht, immer will ich zu viel, bin ich zu gierig, bin ich wie ein Durstiger in der Wüste, der endlich an eine Oase gelangt. Wer mir etwas gibt, der spendet in ein löchriges Fass. Auch wenn ich mit meinem passablen Gedächtnis selten eine gute Tat vergesse. Ich sehe mich ganz klar als jemand, der unangenehm und übersteigert bedürftig ist.

Das Negative: Ich halte mich etwas zurück mit der hundertprozentigen Ehrlichkeit. Mit Rückhaltlosigkeit. Das hier ist nicht die ganze Wahrheit. Ist es ja eigentlich sowieso nie. Das ist ja das Hauptproblem beim TB-Schreiben, es bildet nicht das Ganze ab, sondern bestenfalls Teilaspekte. Schon die Frage, wie es mir geht; da spielen doch unzählige Wahrnehmungen, Stimmungen, Nuancen hinein, dass jede Antwort unzutreffend sein muss.
Rein körperlich z. B. fühle ich mich im Moment relativ gut, von meiner Müdigkeit abgesehen. Der Zuckerflash ist überstanden, mir ist gerade sogar einigermaßen warm, nichts schmerzt, keine Zerrung, kein körperliches Unbehagen. Das ist für mich nicht selbstverständlich. Das ist jetzt banal und zu salopp bzw. ordinär, doch auch meine Verdauung ist okay. Das ist zwar bei mir die Regel, aber eben manchmal gibt es Ausnahmen. Körperlich stört mich einzig, dass ich seit Weihnachten bestimmt ein, zwei Kilo zugenommen habe. Auch das: Kein Weltuntergang.

Das Thema war/ist eigentlich, dass ich mich dem eigenen TB nicht stellen wollte oder konnte oder nicht die Ruhe dafür fand. Ich hätte ein für meine Verhältnisse klare Gewichtung darin umsetzen wollen; von mir und meiner Gefühlswelt erzählen, berichten, mich reflektieren - und dann auch einen Teil der Außenschilderung zu widmen. Was also um mich herum passiert; Eindrücke, äußere Erlebnisse, ein bisschen den Kopf heben und zum Fenster rausschauen. Geräusche, Gerüche, Farben mitbekommen. Durchlässig bleiben für die Außenwelt.

Ein gelungenes Tagebuch ist/wäre also eines, das meine Innenwelt und meine Außenwelt gleichermaßen berücksichtigt.

Ich ließ das bleiben, weil es mir zu viel(?) war, oder alles mir zu wenig. Wenn ich neben der Spur bin, kriege ich auch die äußeren Dinge, wie etwa regelmäßig Sport, rausgehen, Bekannte anrufen etc. wenig hin. Mein Grundgefühl dazu ist, dass ich gereizt und ungeduldig bin, es trotzdem nicht auf die Reihe kriege.
Oft weiß ich auch nicht, wie ich mich entscheiden soll, welcher banalen Ablenkung ich mich in meiner Freizeit widmen soll. Gitarre spielen? Diese Quatsch-Fotobücher? Schreiben? Aufräumen, Sachen ordnen? Sport, ernsthaft, bei dem Wetter? Oder meinem Sohn viel mehr helfen in seiner neuen Wohnung? Was denn jetzt? Was ist wichtig, was will ich wirklich? Was steht an?
Frage ich manchmal jede Stunde. Und alles, was ich tue, erscheint mir zu wenig, zu ungenügend, zu wenig erfüllend. Ich glaube, diese Irritation und Gereiztheit liegt daran, dass ich zu vieles Wichtiges aufschiebe. Ich frage meine Frau bestimmt zwei, drei Mal pro Woche, wann wir denn mal das Beziehungsgespräch machen, und irgendwie kriegt sie es immer hin, das abzublocken oder zu umgehen. Und ich lasse es genauso schleifen. Statt auf einen festen Termin zu bestehen. Kernpunkt jeder guten Partnerschafts-Absprache: Macht euch auch in Beziehungen feste Termine miteinander, wie bei der Arbeit. Das kriegen wir nicht hin. Oder ich will es zu wenig, verfolge es zu wenig. Weil ich dem Beziehungstermin am liebsten eben auch aus dem Wege gehen würde. Ich schiebe es also selbst auf. Immer und immer wieder. Prokrastination, oder wie das heißt. Mache ich nicht nur bei der Arbeit, auch im Privaten. Das, was weh tut oder weh tun könnte, bitte NICHT JETZT.

Nicht auch noch das! ist ein Gedanke, Satz, den ich leider gar nicht so selten denke. Wenn ich ehrlich bin, bin ich wie ein Süchtiger. Der, statt sich der Welt zu stellen, lieber in seinen Flash zurückzieht. So fühlt es sich besser an. Ich bin ständig darauf aus, mich möglichst schnell besser zu fühlen. Wie jemand, der ins ungesunde Essen flüchtet. Da hat man wenigstens ein bisschen Spaß. Ich sehe das, bin nicht total blind und kann ihm dennoch nicht ausreichend entfliehen oder ausweichen. Auch mit meiner Ex-Bekannten, die mir übel mitgespielt hat; ich hänge noch ziemlich an ihr, weil das, was sie mir positiv gegeben hat, einfach zu schön, zu überwältigend, zu wichtig für mich war. Wir hatten eine einzige Nacht miteinander, und wenn ich ehrlich bin, ging das über meine Verhältnisse. Ich werde niemals aufhören, von ihr zu schwärmen. Statt zu begreifen, dass das Schöne dieser Nacht auch an mir lag. Dass es in mir liegt, schöne Erfahrungen mit Frauen zu haben, haben zu können, dass ich dafür geeignet bin. Ich habe mit dem Thema Schwierigkeiten, mich selbst zu akzeptieren und als liebenswert anzusehen. Jedesmal, wenn es ausnahmsweise passierte, hatte ich den Eindruck, die betreffende Frau hat sich in mich verirrt. Da ist sogar der Gedanke beigemischt: Wenn sie mich wirklich kennen würde, würde sie sich niemals auf mich einlassen. DAS ist der Kerngedanke meiner Selbstablehnung. Ich muss ein Anderer sein, um bei diesem Spiel mitspielen zu können. Ich muss ein Anderer werden. Ich bin so was von nicht der Mann, der ich gerne wäre! Von zehn benötigten Punkte habe ich maximal drei, wenn überhaupt. Mir fehlt die Entwicklung, das Erwachsen-Sein. Die Maskulinität, letzten Endes, völlig egal, ob mein Körper vielleicht gar nicht so unmännlich ist.
Wie versessen diese Ex-Bekannte darauf war, mich zu berühren, war/ist für mich etwas so Einmaliges und Exzeptionelles, dass ich nicht anders kann, als von ihr zu schwärmen. Mal ganz abgesehen davon, dass SIE schöner ist, als ich es ertragen kann. Ernsthaft. Sie war zwei Mal halbnackt mit mir, und wenn ich die Empfindung in einem Satz ausdrücken sollte: Kann ja wohl nicht wahr sein, wie schön eine Frau sein kann! Für den Leser dieser Zeilen wird das klischeehaft und banal klingen - für mich war es etwas Außergewöhnliches. Und bevor das jetzt jemand fehldeutet: Meine Frau ist ebenfalls wunderschön. Nur war es zwischen uns von Anfang auf der körperlichen Ebene schwierig. Und da ich Leidenschaft und Nähe sehr vermisse, seit ich in die Pubertät kam, das immer ein Defizit war, ist diese eine hypererotische Begegnung für mich ein leuchtender Stern in ziemlich dunkler Umgebung. Jetzt führe ich diesen Punkt erneut wieder viel zu ausführlich aus.

Ich bin gestern Abend endlich mal früher ins Bett, was bei mir 22.45 Uhr bedeutet, schlief auch sehr gut ein, allerdings nur bis 5 Uhr morgens, seitdem kann ich nicht wieder einschlafen. Fit oder wach fühle ich mich eher leider nicht. Ach ja, ich habe gestern Abend als letztes noch ein wenig Sport gemacht, nicht viel, in Maßen; das scheint mir gut zu tun.

Mir gingen heute Morgen zwei Themen durch den Kopf, die wirklich wesentlich sind, doch sie sind mir etwas zu heftig, um sie hier hinzuschreiben. Dass ich gedanklich damit befasst bin, empfinde ich aber als gut, als nicht zu erschreckend.

Ich muss nachsichtig mit mir sein. - Ach ja, muss ich das? Vielleicht bist du ständig nachsichtig mit dir, viel zu sehr.

Ich höre da dieses Hab´ dich mal nicht so! raus, und dagegen bin ich leider allergisch. Wenn ich also im Selbstgespräch mit mir bin und dabei verharre, sogar dann mag ich kein Stell dich nicht so an! hören, nicht bei wichtigen Dingen. Bei kleineren Angelegenheiten kann ich es okay finden.
Das ist doch in Ordnung so.

Ich schreibe es mir hier extra noch mal hin: Meinen besten Nachmittag hatte ich mit ihr damals, als ich mir zugestand, dass alles, was ich fühle, okay ist. Bevor ich bei ihr anklingelte, vor ihrer Wohnungstür stehend, habe ich mir das bewusst gemacht. Ich hatte mich quasi ausdrücklich dazu entschieden, meine Gefühle zur Abwechslung nicht gleich abzuwerten bzw. sie nicht als Anlass dafür zu nehmen, mich abzuwerten. Es ist okay, so wie du bist. Diese Haltung habe ich viel zu selten.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gestern nachmittag und auch abends im Bett etwas Herzschmerzen. Jetzt auch. Nicht, dass mir das groß Angst macht, aber ein gutes Zeichen ist es nicht. Wie dunkel es draußen um diese Uhrzeit noch ist! (Kurz nach 7 Uhr) Ich habe die Idee, das es gut wäre, wenn ich weine, weinen würde, aber davon bin ich weit weg, von der nötigen Traurigkeit. Damit meine ich, ich wüsste nicht, wie ich in die Stimmung käme, meine Tränen zuzulassen. (Das dürfte schräg klingen, für alle, die mitlesen. Ich meine, dass die Last auf meinem Herzen vermutlich durch Gefühle rauslassen leichter würde. Nur bin ich nicht in der Lage dazu.) Gut wäre es allerdings, wenn ich Dinge langsam angehe, sanft mit mir umgehe.
Hoffentlich kriege ich keinen Infarkt. Nein, das ist keine große Angst von mir, nicht weiter der Rede wert, eine kleine vielleicht. Ich höre auf mein Herz. Das ist die Botschaft. Befolge das und es wird schon werden.

Ich erinnere mich gerade an meine Führerscheinprüfung, komischerweise. Ich war hypernervös davor; davor, ernsthaft getestet und bewertet zu werden und vielleicht zu scheitern. Der Fahrlehrer gab mir vor dem Einsteigen übrigens ein Bonbon und meinte, dass würde er immer seinen Prüflingen anbieten, es wäre gut gegen die Unruhe. Beim Fahren dann dachte ich ernsthaft und sehr unsicher: Was, wenn ich gar nicht dazu in der Lage bin, die Dinge richtig zu machen? Es war so ein Meta-Ebenen-Gefühl. Schwer zu erklären. Wie kann man sich überhaupt irgendeiner Sache sicher sein, wieso stürzen nicht die Straßenränder auf mich zu oder verengen sich so, dass ich nicht mehr hindurchpasse? Oder zumindest: Wie soll ich es denn verhindern, dass mich eine Ablenkung so aus der Konzentration bringt, dass ich gravierende Fehler mache? Rauscht nicht in Wahrheit das gesamte Leben wie im Blindflug an einem vorbei und macht, was es will? Wir glauben immer, mit unseren Handlungen, unseren gesprochenen und geschriebenen Sätzen irgendeinen Einfluss nehmen zu können. Was, wenn das nur eine Illusion und Selbstbeschwörung ist? Im Ernst, so weit gingen meine Zweifel bei dieser Prüfung. Aber das eigene Handeln ist mehr als Selbstbeschwörung. Zumindest scheint der Hase in dieser Welt so zu laufen. Was ich tue (und lasse), hat Wirkung.

Ich habe in der Prüfung dann doch einfach versucht, das zu tun, was ich gelernt hatte. Auf die Geschwindigkeit achten, nicht zu schnell, nicht zu langsam fahren, die Spiegel beachten, das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer, und die Verkehrszeichen richtig deuten ... nicht zu nah an den seitlich parkenden Autos vorbeifahren. Rechtzeitig den Blinker setzen! Ich kann das! Es funktionierte - irgendwie.
In dieser Welt kannst du etwas bewirken, wie auch immer sich das zuträgt. Jedes Tun und Lassen hat Folgen. - - - Ich gehe gleich Brötchen holen. Immer noch keine Andeutung von Morgengrauen am Horizont (gegen 7:30 Uhr).

Meine Herzschmerzen sind besser geworden, obwohl zwischenzeitlich noch nicht ganz weg. - Ich bin beschäftigt - abgesehen von einem wieder sehr unschönen Streit gestern, über den ich lieber nichts erzählen mag - mit dem Trauminhalt, den ich vorhin beim Aufwachen noch klar vor Augen hatte. Ich träume oft m.E. ziemlich bedrängende und auch eindeutig meine Ängste und Sehnsüchte spiegelnde Sachen, und das hat was Beängstigendes und Lösendes zugleich. Und übrigens geht es sehr oft um Wohnsituationen, Wohn- oder Raumeindrücke, um, mir fällt kein besseres Formulieren ein, die Dreidimensionalität, die Luftigkeit, den Schutz und das in Wahrheit Improvisierte dieses Schutzes in einer Wohnung. Ich glaube, meine ersten Raumerfahrungen, als ich 2 oder 3 war und die Bedeutung von Türen begriff, und meine erste WG damals als Student, mein Auszug von Zuhause, waren prägend für mich.
Und wieder frage ich mich, ob ich die Story des Traums und das Komplexe meiner Eindrücke für eine Erzählung ummünzen soll. Dann fällt mir jedoch gleich wieder ein, dass ich das schon häufiger vorhatte und es immer versandete. Naja, ich schildere hier einfach mal, woran ich mich erinnere.

Da das Ganze an einer Stelle dann doch ein wenig s exi stisch bzw. unmoralisch wird, setze ich einen Trigger.
Trigger

Teilweise ist der Trauminhalt schon vom Aufwachmoment beeinflusst, umgedeutet und weiterphantasiert. Zum Beispiel hatte das Land, in dem ich mich befand, ursprünglich keinen Namen, aber es war eindeutig nicht in Mitteleuropa. Die Geschichte, die wie gesagt z. T. im Aufwachen von mir erweitert wurde, geht ungefähr so:

Ich bin als Entwicklungs- und Militärberater für 4 Monate in dem Land Wallabe in Afrika oder Südamerika der Kontinent wird nicht verraten stationiert. Auch wenn die Einheimischen ihn anders aussprechen und auf der zweiten Silbe betonen, der Name des Landes ist offenkundig erfunden und eine Verballhornung des Ausdrucks Wanna be. Whatever you wanna be, come to Wallabe! Früher war das eine deutsche Kolonie, daher sprechen sehr viele Einwohner unsere Sprache, Deutsch ist zudem in der Schule die erste Fremdsprache, so geläufig wie bei uns das Englische. Was mir natürlich den Aufenthalt dort deutlich erleichtert.
Dort leben und wohnen; das muss man sich allerdings sehr anders vorstellen als bei uns. Die Straßen sind eng und dreckig, die Leute sind eher arm und ungebildet, die Regierung kümmert sich um fast nichts, alles läuft eine Spur langsamer und mit weniger straffen Zügeln als bei uns; überhaupt sind Lebensstandard und Reinlichkeit in diesem Land weit weniger fortschrittlich als in Mitteleuropa. Hinzu kommt die Hitze, die im Sommer fast unerträglich ist, weshalb ich ja meinen Aufenthalt in die Wintermonate verlegte. Aber selbst im Winter sind die Temperaturen normalerweise deutlich über 20°, eher nahe 30° C, was ja unserem Sommer entspricht; Wallabe ist sehr nah zum Äquator und dann doch entfernt genug von ihm, dass die Jahreszeiten eine Rolle spielen.
Ich bin untergekommen in einer Art WG, in einer Bruchbude mitten im Ort an der geschäftigen Hauptstraße. Immerhin, die Zimmer sind schön groß und hoch. Meine beiden Fenster gehen zu eben dieser Hauptstraße raus. Anders als in D sind aber nicht etwa Autos und LKWs die Hauptnutzer der Straße, sondern eher Fußgänger, Radfahrer, Rikscha-Fahrer und von Rindern oder Pferden gezogene Karren. Wenn ab und zu ein Auto vorbeifährt, dann sehr langsam, weil es sich durch den Pulk der Stadtbewohner und Handeltreibenden durchmühen muss. Es herrscht ein ziemliches Gelärm draußen, allerdings ein fast gedämpftes und freundliches von menschlichen Stimmen, Tiergegrunze und -geröhre und Fahrradklingeln. Wenn ich auf meinem Bett - eher eine Pritsche - liege, kann ich durch das eine Fenster auf die Straße sehen, in Richtung Ortsausgang, und weil der Weg leicht ansteigt und ein wenig nach rechts, zu meiner Seite hinschwenkt, kann ich dort leicht erhöht in 20, 30 Metern Entfernung direkt in das Fenster eines Ladens auf der anderen Straßenseite hineinsehen. Eine Frau steht dort hinter der Theke, um Kunden zu bedienen, keine Ahnung, um was für ein Geschäft es sich handelt.
Sie hat meinen Blick entdeckt und erwidert ihn ungerührt und fast unverfroren. Ich nehme mir sofort vor, diesem Laden später einen Besuch abzustatten und die Frau - sie ist nicht jung, sie ist nicht alt, hat aber eine angenehme Erscheinung - anzusprechen. Ich liege auf einem zerwühlten Laken, so als hätte ich in der Nacht wer-weiß-was getrieben, dabei habe ich für meine Verhältnisse sehr tief und ruhig geschlafen. Vor dem Aufstehen betrachte ich noch ein wenig die Szenerie auf der Straße, soweit ich sie von meinem Standpunkt aus erkennen kann.
In diesem Land gibt es auch unruhigere Gegenden; doch mein Ort scheint von Frieden und Gelassenheit geradezu beseelt. In Wallabe fragt kaum je jemand nach der Uhrzeit; Pünktlichkeit und Arbeit werden nicht unwichtig genommen, stehen aber nicht so im Mittelpunkt wie bei uns. Auf meinen Erkundungsgängen kommen mir häufig junge, sehr aufrecht daherschreitende Menschen entgegen, darunter viele dunkelhäutige Männer, die bei uns ja beinahe als Bedrohung aufgefasst werden oder würden, hier aber sind sie die Normalität und übrigens grüßen sie fast immer freundlich und entspannt, auch einen Fremden wie mich.
Oft sitzen die Leute einfach so am Straßenrand. Nicht etwa auf sauberen Stühlen oder Bänken, sondern woimmer sie es gerade überkommt, auf Steinen oder Mauervorsprüngen, auf Reisetaschen und Getreidesäcken oder dem blanken Boden. Die wenigsten Straßen sind geteert; und wenn irgendwo Ungeziefer, wilde Katzen, herrenlose Hunde und ziemlich große Ratten herumlaufen, stört es niemanden auch nur im Geringsten. Ich erinnere mich, wie ich auch so dasaß, auf einem Pappkarton, die Sonne leuchtete so eben gerade über die Häuserfassaden auf meinen Kopf und meine Schultern, angenehm wärmend, und mir gegenüber ein alter, weiser Typ in Lumpen. Genauer gesagt trägt er ein löchriges weißes T-Shirt, das im Gegensatz zu seinen halblangen Hosen halbwegs sauber ist. Bei uns daheim hätte ich mich vor einer Begegnung mit einem solchen Landstreicher gefürchtet, hier ist es normal und das Gegenteil von bedrohlich. Er spricht über den Sommer, wenn alle Steine von der Sonne so heiß werden, dass sie die ganze Nacht über ihre Wärme behalten, darüber, wie er als junger Mann hierherkam, mit nichts an den Füßen und einem fast leeren Bündel auf den Rücken geschnürt. Er hat nahezu alle Zähne verloren und lächelt doch zuversichtlich in den Tag hinein. Er erzählt mir ein bisschen von diesem Land, von Leuten, als würden wir beide sie kennen, vom Friseur nebenan und der Geburt von Drillingen in der Nachbarschaft. Dann wieder schweigt er, erwartet auch keine Antwort von mir, ich muss mich nicht erklären, niemand fragt mich, wer ich bin, woher ich komme.
Mein Job beginnt erst in etwa einem Monat, ich bin früher als bestellt gekommen, um mich ein wenig einzugewöhnen und umzusehen. Nach ein paar Tagen muss ich mein Zimmer räumen, warum, weiß ich nicht, ins Nachbarzimmer wechseln, das aber sehr ähnlich ist, abgesehen davon, dass die Fenster nach hinten rausgehen, auf einen kaum bepflanzten, eher vertrockneten Hinterhof, in dem Kinder spielen, vielleicht ein paar alte Autoreifen und Werkzeuge herumliegen oder aber beige-farbene Eidechsen und harmlose, fast schwarze, bei näherem Hinsehen aber erstaunlich fein und in dunklen Farben gemusterte Schlangen wie erstarrt Sonne tanken. Ab und zu sieht man den schwarzen Schatten eines Adlers oder Geiers über den Boden huschen, als würde ein sehr schneller Manta unter einer Wasseroberfläche dahingleiten. Die Eindrücke dazu überblenden sich merkwürdig. In meinen alten Raum kommt eine junge Frau, die nicht oder nur sehr wenig spricht, sie ist ein Flüchtling aus dem Kriegsgebiet an der sehr weit entfernten Ostküste; sie wirkt traumatisiert und/oder ist zudem Ausländerin/Migrantin, kann weder Deutsch noch die einheimische Sprache. Ich habe Lust, sie kennen zu lernen, doch jede Annäherung scheint zu viel, wird auch von den anderen im Haus als zu aufdringlich und störend gewertet. Die Frau hat ein merkwürdig flaches weißes, ausdrucksloses Gesicht, eine sehr kleine Nase, eine hohe Stirn, so als wäre ihre Miene von einem übergroßen Schrecken gefroren. Immerhin, hier im Haus kann sie ein wenig Ruhe finden. Alle haben Verständnis für ihr Befinden, für ihre Schweigsamkeit. Die beiden Zimmer sind übrigens durch eine Zwischentür miteinander verbunden, doch es ist allen klar, dass man diese Tür nicht benutzt oder jedenfalls nicht ohne anzuklopfen und eindeutige Bewilligung. Das Türen-Abschließen ist in Wallabe, eigentlich needless to say, unüblich. Ein unbescholtenes und nahezu von Verbrechen freies Land, sieht man von der Ostküste ab. Abends höre ich dann doch gelegentlich das Klack-Klack des im Schloss herumgedrehten Türschlüssels. Ich respektiere es, dass die Neue ihre Ruhe will.
Ein anderes Mal gehe ich die Straße lang und werde von einem jungen Ding angesprochen. Was heißt angesprochen, sie redet ein paar Sätze vor sich hin und geht davon aus, dass ich darauf anspringe bzw. etwas entgegne, einfach weil die Leute hier auf diese Art ins Reden kommen. Sie spricht davon, wie weit sie heute schon hin und her gelaufen ist zwischen dem Ort und ihrem Zuhause weiter draußen in der Prärie. Und dass ihr das keine große Mühe bereitet. Sie ist höchstens 16, wirkt aber deutlich älter, reifer, wie eine junge Frau, auch wenn ihre körperliche Reife irgendwie etwas Vorläufiges oder Surreales hat. Und das ist dann doch eine der Schattenseiten dieses Landes: Es scheint relativ viele jugendliche Prost. zu geben und den entsprechenden Tourismus dazu. Mir dämmert, dass meine Idealisierungen über diese Weltgegend sehr oberflächlich und illusionistisch sind. Und ja, ich fühle mich ein wenig zu diesem Mädchen hingezogen, wenn auch nicht in der eindeutigen und abgeschmackten Art; sie erscheint mir süß und schützenswert. Wir bleiben dann auch irgendwann an einem Gatter oder einer Art Zaun stehen, etwas abseits der Straße, weil sie mir eine Frucht, die an einem Busch wächst, zeigen will oder das zumindest vorgibt, und dann macht sie Anstalten, ihren Oberkörper zu entkleiden und ich herrsche sie regelrecht an: No, no, no! - Keine Ahnung, warum ich ins Englische wechsele. I am not that kind of type. Aber anscheinend hatte ich auch nichts dagegen, mich von ihr und ihren Worten umschmeicheln zu lassen.
In dem Moment wachte ich auf.


Ich sollte vielleicht einen Trigger setzen, doch ich plaudere jetzt einfach ein paar meiner geheimsten Gedanken aus. Vielleicht auch nicht. Mir geht es scheußlich, ich bin zu sehnsüchtig. - Am Samstag bei IKEA glaubte ich mich plötzlich beobachtet. Es war übrigens kalt draußen, und ich war trotzdem die achtzig Meter vom Parkplatz bis zum Eingang ohne Jacke gelaufen. Weil die mich drinnen im IKEA genervt hätte. Also lief ich dort mit Pullover herum.

Ich sah auf von irgendeiner bescheuerten Küchenarbeitsplatte oder dem Preisschild einer Kommode, ich weiß es nicht mehr genau, und da starrte mich diese fremde Frau an. Ich bildete mir jedenfalls ein, dass sie mich anstarrte. Ich sah ihr ins Gesicht und erwiderte ein bisschen dreist ihr dreistes Starren. Ich hielt ihrem Blick stand und sie meinem und ich wieder ihrem. So kam es mir vor. Kann aber auch sein, dass ich mich täuschte.
Normalerweise sehen Frauen durch mich hindurch. Die ignorieren mich noch nicht mal, dazu bin ich viel zu sehr Luft für sie. Komischerweise bilde ich mir das die letzten Wochen und Monate häufiger ein; dass es vielleicht doch nicht so ist oder nicht immer. Ich bin irgendwie überm Berg mit dieser ganzen Attraktiv-sein-Wollen-Geschichte, und seit ich darüber hinweg bin, scheint mich die Frauenwelt etwas mehr zu bemerken. In Wahrheit bin ich nicht drüber hinweg, ich bin nur desillusioniert und vollends entnervt von dem Thema. Vermutlich höre ich deshalb so gerne Prince, weil mir dessen Gigolo-Getue und -Gebalze eine Kompensation ist. Wenn auch eine halbironische. Also ich bildete mir ein, die Frau, bestimmt 15 Jahre jünger als ich, würde mich bemerken, mir voll ins Gesicht sehen, Augenkontakt suchen und mich erkennen. Und ich erkannte sie ein bisschen, dass sie mit ihrem Freund, den sie an ihrer Hand durch das Möbelhaus zog, nicht so ganz zufrieden ist. Ich bildete mir das nur ein, wie gesagt. Zehn oder zwanzig Minuten später, als wir im Kundenstrom von IKEA zwei Kilometer weiter getrieben und bei den Deko-Artikeln angestrandet waren, lief sie mir noch mal über den Weg.

Ich sagte meiner Frau gerade etwas, das aus mehreren Sätzen bestand, also nicht nur ein paar Worte, und ich glaube, ich sagte diese vollständigen Sätze auch deshalb (relativ laut), damit die fremde Frau meine Stimme hören konnte. Tatsächlich ging sie dann so nah an mir vorbei, dass ich erst dachte, sie wollte mich anstreifen, aber das war natürlich Quatsch; sie ging so dicht an mir vorbei, weil sie mich in Wirklichkeit gar nicht auf dem Schirm hatte und bloß den kürzesten Weg zu irgendeinem kitschigen Farbdruck oder Blumenkasten oder Gardinenhalter einschlug. Das Kopfkino fand mal wieder nur bei mir statt. Das letzte Mal, dass eine Frau mir hinterhergeguckt hat, war 2010, glaube ich. Ich kann mir diese Sache wirklich komplett abschminken. Zumal ich meine Resthaare nicht perfekt stutze, meinen Bequemlichkeitsbart nicht und auch nicht die Haare im Nacken, Frauen stehen ja auf sauber ausrasierte Nacken, ich scheitere ja schon an solchen Kleinigkeiten und adrett anziehen kriege ich anscheinend auch nicht hin, es interessiert mich zu wenig. Ich fühle mich wohl in neuen Schuhen oder wenn ich meine teure Uhr am Handgelenk trage, aber eigentlich ist mir das zu nebensächlich. Weil ich etwas mehr Arm- und Schultertraining gemacht hatte die letzte Zeit hänge ich der Illusion nach, das müsste irgendwer bemerken, was natürlich völliger Schwachsinn ist. Ob ich 80, 90 oder 100 Kilo stemmen kann, interessiert keine Sau. Das ändert meinen Körperbau, meine körperliche Erscheinung nicht mal minimal. Mein Bizeps ist sowieso eher unscheinbar, auch wenn er sich fester anfühlt als noch vor fünf, sechs Wochen. Damit kann ich niemanden beeindrucken. Dass ist das Problem mit dem Sport, dem Bodybuilding. Du brauchst sechs Monate, um wirklich was zu verändern, sichtbar, an deinen Muskeln. Und in meinem Alter ist es ohnehin schwieriger, Ergebnisse zu erzählen. Es kommt mir zu unecht vor, derlei Äußerlichkeiten wirklich als Plan, als Ziel zu fassen, obwohl das wahrscheinlich sehr sinnvoll wäre. Statt ständig über meine mangelnde Attraktivität in Selbstmitleid zu fallen.

Eine junge Kollegin von mir fällt mir übrigens in den letzten Wochen häufiger auf, in Online-Besprechungen. Ich glaube ja nicht, dass ich ihr in irgendeiner Weise auffalle. Immerhin, wir scherzen ab und zu. Auf mich wirkt sie ein bisschen unausgeglichen und als wenn sie unzufrieden wäre, aber ich kann es nicht richtig deuten, ob das nur mit der Arbeit zu tun hat oder auch was Privates ist. Wenn wir mit mehreren chatten, lässt sie eher ihr Kamerabild ausgeschaltet. Was ein schlechtes Zeichen sein kann; dass sie sich selbst nicht so gerne sieht oder ihr Äußeres sie übermäßig (ungut) beschäftigt. Was komisch wäre, sie sieht eigentlich ziemlich gut aus. Ich mag es, wenn sie ihr Kamerabild einschaltet, ich sehe sie gerne. Sie sieht ein bisschen unausgeschlafen aus, manchmal, aber absolut nicht unschön. Ihre etwas dünnen Haare kommen mir oft vor, als hätte sie sie gerade gewaschen und sie sind noch nicht ganz trocken. Aber das ist Blödsinn. Ich denke immer, die Leute im Homeoffice kommen gerade aus der Dusche, haben sich nur sehr ungefähr angezogen oder gerade eben noch schnell gefrühstückt; und da schließe ich eindeutig von mir selbst auf andere. Ich glaube, sie ist unzufrieden, aber ob das mit ihrem Freund zu tun hat, der sich zu wenig um sie kümmert, oder bloß mit der Arbeit oder vielleicht sogar mit mir, weil sie mich nicht leiden kann, kann ich absolut nicht einschätzen.

So, wie ich auch bei der besten Nacht, die ich je hatte, nicht einschätzen kann, ob die Betreffende das mit mir ähnlich toll fand wie ich es mit ihr oder nicht. Während der Nacht schien sie Feuer und Flamme, doch schon am Morgen danach wirkte sie deutlich distanzierter. Etwas, was ich nach solch einer Nacht nicht hinbekomme. Nach dieser Nacht musste ich erstmal zurück in diese Welt finden. Absteigen von Wolke 7. Runterkommen von einem fremden Planeten. Vom Nexusband, falls jemand Star Trek kennt. Vielleicht ist sie Anderes gewöhnt. Während ich mich für einen passablen Liebh. halte und im Nexusband herumtreibe - wer das nicht kennt, das ist eine Art Gürtel oder Streifen im Weltall, in dem man sich fast automatisch glücklich fühlt, wer immer dort landet - , werde ich von den Betreffenden möglicherweise nur als sehr durchschnittlich oder noch schlechter eingestuft, und ich Idiot kriege es nur nicht mit. Andererseits schien sie definitiv auf eine eindeutige Art angetan. (Ich hätte ihre Jeans ausziehen und ...) Warum bloß sehe ich mich selbst immer so mittelmäßig? (Ihr Körper fühlte sich so verdammt perfekt an. Doch wie sich meiner anfühlt, weiß ich ja nicht.) Ich sehe mich eher als bestenfalls durchschnittlich. Jetzt mit über 50 sowieso. Und das Thema beschäftigt mich immer noch, obwohl ich in meinem Alter längst darüber hinweg sein sollte.

Bin ich aber nun mal nicht. Meine Frau fährt irgendwann im Mai in den Schwarzwald, hat dort eine Art Seminar, erzählte ich das nicht? Sie fragte mich, ob ich nicht mitkommen möchte und wir zusammen runterfahren, auch wenn sie dann dort keine oder nicht viel Zeit für mich hätte. Ich würde die meiste Zeit allein sein. Es sind ja auch nur drei Tage. Mein erster Gedanke war: schön, dann kann ich meine Internetbekannte besuchen.
Und dieser Gedanke und meine Selbstverständlichkeit, so was zu denken, ist so brisant, dass ich das hier gar nicht weiter ausführen möchte. Ich denke mir noch nicht mal groß was dabei. So wie ich mir damals nichts dabei dachte, als ich mich bei einer PRno-Produktion meldete. Ich ging ja davon aus, dass das ohnehin nichts wird. Es war eher ein Test, keine Absicht fürs Fremdgehen. Ich denke mir nie was dabei, wenn ich eine Frau anlächele oder ansatzweise mit ihr flirte. Weil ich von meiner Seite aus ja genau weiß, das wird nie etwas werden. Das bleibt selbstredend im harmlosen Rahmen, denn wer wollte schon mit mir ernsthaft flirten oder gar weitergehen? Völlig abwegiger, realitätsferner Gedanke.
Aber ich muss aufpassen, was ich da tue. Dass ich niemandes Gefühle verletze. Wieso sollte es meine Frau verletzen, wenn ich fremd gehen würde, sie interessiert sich körperlich null für mich. Natürlich würde es sie verletzen, wenn ich bei einer anderen etwas suchen würde, was zwischen ihr und mir nicht klappt. Ich muss mit ihr reden. Ich muss auch mit meiner Internetbekannten klar reden/schreiben. Das ist alles so ernüchternd und auch beschämend.
Wie bedürftig und ständig auf etwas aus ich bin. Wie einsam ich mich fühle. Selbst wenn wir mal ein oder zwei Mal im Monat oder so zusammen im Bett liegen, habe ich immer das Gefühl, ich dränge mich ihr auf, während sie darauf verzichten kann/ könnte. Mich entspannt das, mich hält das zusammen, für sie ist es eher kompliziert und schnell zu viel. Wie ich das hasse.
Hätte ich dieses Thema nur nie angefangen. Sobald ich über diese Dinge nachdenke, wird mir mulmig, es tut einfach zu weh. Das Eingeständnis, dass unsere Ehe sehr wahrscheinlich am Ende ist. Dass ich nicht glücklich mit ihr bin. Dass ich dennoch extrem an ihr hänge. Ich habe mich selbst in diese Situation gebracht und weiß absolut keinen Ausweg.
Vielleicht solllte ich sie alleine in den Schwarzwald fahren lassen. Oder mit meiner Bekannten sehr deutlich ausmachen, dass wir, falls wir uns treffen, nur miteinander reden. Mein Gott, ich bin dermaßen bescheuert und verantwortungslos.

Und es schreibe mir bloß niemand einen Kommentar zu diesem Mist! Bestenfalls eine PN, bitte. Kritisiert mich nicht, ich bin eh mit meinen Nerven zu Fuß.

Mir geht es mal wieder fürchterlich und es ist wieder nur ... Nein, es ist hauptsächlich das Thema Sehnsucht. Meine Frau ist heute für zweieinhalb Tage weggefahren und ich vermisse sie schon nach ein paar Stunden. Sie ruft von irgendwo an, ich hoffe, dass sie gut ankommt und es ihr wohl ergeht, dass sie nette Leute trifft und mit allem zurechtkommt. Und ich vermisse ihre bloße Anwesenheit, obwohl ich eigentlich recht gut allein sein kann. Während sie mich auch nach diesen zweieinhalb Tagen, wenn sie zurückkommt, kein bisschen vermisst haben wird. Die Wahrheit ist, dass es mich verletzt und verunsichert, dass sie mich so wenig braucht.
Ich habe das mulmige Gefühl, dass die Krise sich noch verstärken wird. Jetzt bin ich allerdings auch extrem müde von diesem Tag. Vielleicht, nein, ganz sicher bin ich dadurch anfällig. Vielleicht sollte ich in meiner Stimmung nichts zu schwarz sehen.
Und diese Ex-Bekannte; verdammt, warum kann ich sie nicht vergessen. Ich wünschte, ich könnte. Ich denke, ich werde es nur können, wenn ich diesen Irrglauben aufgebe, diese Illusion, ich könnte jemals eine erfüllende körperliche Beziehung mit jemandem haben. Ich bin dafür einfach nicht geschaffen. Bzw. zu wenig selbstbewusst, ich habe mich zu wenig gefunden.
Das Schlimme an der Versessenheit ist übrigens nicht die Versessenheit an sich. Sondern dass für mich damit das Gefühl verknüpft ist, im Vergleich zu anderen unangemessen zu sein; schlechter oder ungeeigneter zu sein. Alle anderen sind souverän und gefasst. Nur ich bin das Monster on the hill. Ich ahne natürlich, dass auch das in meiner Kindheit wurzelt. Und alle Menschen sind manchmal sehnsüchtig, außer sich, unpraktisch verliebt und mehr oder minder Monster. Eigentlich fürchte(te) ich es, dramatische oder negative Gefühle zu fühlen, so was wie Wut, Begehren, Neid. Weil es mich angreifbar macht(e). Weil mir dann jemand sagen kann, du bist nicht in Ordnung, mit all deinen Gefühlen. Und das Feld der S exualität ist in mehrfacher Hinsicht eine Befreiung, eine Entlastung von diesem Dilemma. Endlich darf man mal etwas (sogar Exstatisches!) fühlen. Jede Berührung sagt dir: du bist in Ordnung und gewünscht! Zu fühlen ist gar nichts Schlimmes, es kann wunderschön sein! DU REICHST. Du bist für diesen Moment PERFEKT. Dass ist das, was der S ex sagt oder sagen kann. Ganz abgesehen davon, dass es sich tatsächlich g.e.i.l anfühlt, anfühlen kann, dich in einem Rausch mitreißt.
Für mich doppelt erlösend: endlich hören diese permanenten Selbstzweifel für ein paar Stunden auf. Du hechelst nicht mehr hinterher. Sondern bist das in deinem Lebensfluss schwimmende Boot. Sei selbst die Mitte deines Flusses! An diese Zeile aus einem Gedicht denke ich dabei. Und du erfährst das Fühlen als etwas Verbindendes, als Verschmelzung und Gemeinsamkeit mit dem anderen, nicht als Barriere oder Ursache für Distanzierung.

Ich schreibe das zu pathetisch, zu romantisierend. Ich bin zu müde.

Mir geht es das ganze WE schon nicht gut, gestern war mir anscheinend zu viel. Hatte zudem abends aus lauter Frust noch Süßigkeiten gegessen, und nicht wenig; mir wurde ein bisschen übel davon.

Ich war am Samstag von halb zwei bis halb acht bei meinem Sohn in der Stadt, um ihm in seiner Wohnung zu helfen. Wiederum haben wir nicht sehr viel geschafft, auch weil wir insgesamt bestimmt 2 h gequatscht und gegessen haben. Was ja nicht verkehrt ist. (Ich löse mich immer noch nicht von dem leichten Druck, dass ich ihm viel mehr helfen müsste. Dass ich ihm mehr Beistand schulde. Dabei kriegt er schon das Allermeiste gut allein hin.)

Ich weiß gar nicht, ob ich das erzählen soll; ich habe dann bei meinem Sohn schon wieder für einen Blackout gesorgt. Beim Kabelkürzen, ich erzähle das mal unvollständig, sonst wird es quälend lang. Was ich in meinem Leben schon tausend Mal (naja, eher 30 Mal) gemacht habe. Dieses Mal schnitt ich die Isolierung einer Litze mit an, wo ich es tunlichst hätte vermeiden müssen. Aber der Hauptgrund, weshalb nach dem Zwischenfall, nachdem wir die Einzelsicherungen wieder eingeschaltet hatten, der Strom wegblieb, war, dass ich den verdammten Hauptschalter übersehen und nicht mit eingeschaltet hatte! Das wir mir auch beim ersten GAU vor ein paar Wochen so passiert, denke ich. Der Hauptschalter war rausgeflogen, und weil er total klein (ich kenne den eher in Schaltungen als besonders groß und auffällig!), grau wie das umgebende Plastik und unscheinbar an unerwarteter Stelle saß, hatte ich ihn übersehen. Ich hatte echt gedacht, dieser (uralte) Schaltkasten HAT überhaupt keinen Hauptschalter! Was natürlich elektrotechnisch unrealistisch bzw. ein Unding wäre. (Aber da diese Bude zu Beginn unserer Aktionen dort total heruntergekommen aussah, traute ich ihr jeden Mist zu.)

Ich hatte den übersehen! Und dachte, ich würde meinem Sohn das erneut einhandeln, dass er ohne Strom ist bis Montag, bis der Elektriker wieder hätte antanzen müssen, meinetwegen. Ich war innerlich fix und fertig. Was bin ich bloß für ein Idiot! Ich dachte nicht: Kann ja mal passieren. Auch zwei Mal! Sondern: Was für eine Katastrophe. Wie bescheuert bin ich eigentlich. Wie untauglich als Vater und Vorbild.

Dann rief ich meinen Schwiegervater an und er half mir, indem er meinte, ich sollte nach dem Hauptschalter suchen. Hingucken hilft manchmal! Wir konnten ihn wieder einschalten und siehe da, nach Einschalten der Einzelsicherungen war der Strom zurück ... Puh.
Dann mussten wir erneut das Kabel kürzen, um das es ging, und dieses Mal machte es mein Sohn, und nach meiner Anleitung Sei blooooß vorsichtig, Spongebob, sei blooooß vorsichtig! machte er das besser als ich. (Ich habe nicht wirklich diesen Spongebob-bzw. Patrick Star-Spruch gemacht, aber ich musste an ihn denken. Früher haben wir immer viel Spongebob geguckt.) Genau. Ich kam mir ähnlich dumm vor wie Patrick. Der Seestern, der zu blöd ist, eine Dose mit Schraubverschluss zu öffnen.

Dieses Intermezzo kostete uns weit über eine Stunde. Wenigstens war der GAU abgewendet. Aber auch so war ich mit meinen Nerven am Ende, als ich nach Hause fuhr.

Am Supermarkt fast der nächste Schocker: Ich hatte mir das kleine Auto von meiner Schwiegermutter ausgeliehen, ein Automatik-Wagen, und um den Motor starten zu müssen (es war nach dem Einkauf), muss man den Wahlhebel auf N stellen (aus der Parkposition). Und das ging ums Verrecken nicht bzw. wurde nicht angezeigt. Obwohl ich den Hebel in der richtigen Position hatte.

Es war fast 21 Uhr in der Provinz, noch 20 km von zuhause entfernt, und kaum noch Leute unterwegs, ich war beinahe der letzte Kunde des Supermarkts, es wurde allmählich empfindlich kalt, und ich dachte schon, jetzt habe ich auch noch eine Autopanne. Dann jedoch rastete der Hebel doch noch richtig ein. Keine Ahnung, wieso er das nicht gleich gemacht hatte, also wieso das N im Display nicht angezeigt wurde. Vielleicht hatte ich die Bremse nicht gedrückt, ohne die die Schaltung nicht entriegelt bzw. dann erst das Starten zulässt? Aber eigentlich meine ich, selbstredend gebremst zu haben. Ich bremse bei Automatik IMMER, wenn ich im Stand den Wahlschalter betätige.

Wie dem auch sei, er sprang noch mal an. Getankt hatte ich auch noch. Daher kam ich erst sehr spät zurück. Und suchte Trost im übermäßigen Essen. Trost, den ich vor allem deshalb benötige, weil ich mir manchmal wie der absolute Versager vorkomme.

Wenn ich ein bisschen reflektiere, ist die Ursache dafür, dass ich so neben der Spur bin und anscheinend auch häufiger Fehler in der Wohnung meines Sohnes mache, - - - ganz einfach der Umstand, dass ich mich unbedingt als Helfer bei ihm beweisen möchte. Wenn ich ihm schon sonst so ein schlechter Vater war. Ich bedeute ihm nicht viel, wir hatten oft genug Zoff und Streit, und wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn einige Male in den Jahren angeschrien, zu wütend, zu aufgebracht, weshalb er sich durch mich bedroht und verletzt fühlte. Einmal kam es so weit, dass er mir sagte, dass er mich hasst. Und einen Psychopathen nannte er mich ebenfalls. Nun geschah das im Streit und ich kann seine Sicht nachvollziehen; aber bis ins Mark verletzt gefühlt habe ich mich dennoch. Obwohl ich auch seine Sicht verstehe.
Wenn ich ehrlich bin, verletzt mich nichts so sehr wie die Ablehnung durch meine Frau und durch meinen Sohn. Ich habe einen Kloß im Hals, wenn ich das hinschreibe. Und kann das jetzt nicht näher erläutern.
Vielleicht habe ich es schon zu ausführlich geschrieben.

Weil ich so ein schlechter Vater bin, will ich ihm wenigstens beim Umzug helfen. Ausnahmsweise das Gefühl vermitteln, dass er nicht total angeschmiert ist mit seinem Vater. Mir ist zum Heulen zumute, ich kann das Thema nicht weiter ... Ich hätte hier gar nicht erst anfangen dürfen damit. Und bitte, es schreibe mir bloß niemand Kritik oder etwas Gehässiges dazu! Ich verkrafte das nicht. Es würde mich extrem verletzen.

Und weil ich das zu wenig reflektiere, bringen mich meine Fehler in die Situation, etwas KLÄREN zu müssen. So wie ein übermotivierter Kellner, der unbedingt glänzen möchte und gerade deswegen ein Desaster am Tisch der Gäste anrichtet; sich am Ende des Tages hinterfragen muss/sollte, wieso er es so extrem darauf anlegte, glänzen zu wollen.

Diese Beinahe-GAUs ermahnen mich eigentlich: Höre auf, so geltungsbedürftig und gierig zu sein! Du möchtest dir endlich mal wegen deinem Sohn auf die Schultern klopfen können. Dich als erwachsene Hilfe profilieren. Dieser Wunsch ist verständlich, wenn man so ein Loser ist wie du. Aber dein Sohn ist nicht dafür da, dass du deine Defizite an ihm abarbeitest.

Andererseits, die Alternative, ihm jetzt gar nicht mehr zu helfen, wäre ja auch verkehrt. Aber ich muss darauf achten, nichts (für mich) kompensieren zu wollen. Es geht um ihn und nicht um mich. Zudem muss ich ihm immer die Wahl lassen. Und er wird sich auch von alleine melden. Wenn er Hilfe braucht.

Außerdem könnte ich auch sehen: Gemessen daran, wie wir die Wohnung übernommen/besichtigt haben, sieht sie jetzt beinahe vorzeigbar aus. Der Boden und die Wände sind mindestens einigermaßen schön geworden. Die wichtigsten Sachen funktionieren jetzt. Dass er nach und nach noch viele (neue) Möbel braucht, Bilder etc. für die Wände, das ist ja fast logisch beim Einzug in die erste Wohnung, die um ein Vielfaches größer ist als sein Zimmer zuhause. Ein bisschen habe ich dazu beigetragen. Ist ja nicht so, dass ich nur Bockmist baue. - Morgen betrachte ich das Ganze hoffentlich ein wenig besser und entspannter.

Wieder KRISE.
Heute nachmittag bin ich einigermaßen optimistisch zum Joggen gegangen, nachdem ich schon vorher eine halbe Stunde lang Muskeltraining (Hanteltraining und Liegestütz) gemacht hatte. Und ich bin auf meiner kurzen Strecke so dermaßen abgekackt, Wahnsinn. So langsam habe ich die Strecke noch nie absolviert. Und vom Draußen, von der Natur habe ic sowieso nichts mitbekommen. Es fühlte sich an, als wäre ich mit dreißig Kilo Extralast auf den Schultern unterwegs.
Nun ist das nach dem Wintertief nicht wirklich erstaunlich. Und ein paar (wenige) Kilos habe ich vermutlich zugenommen. Andererseits dachte ich, durch mein Hanteltraining sei ich ein bisschen in Form geblieben. Von wegen. Vielleicht ist es auch gut, dass ich mich nicht total verausgabt habe.

Man kann da immer positive und negative Aspekte sehen. Weil ich mittelschwer in Panik bin, was das Körperliche und die Attraktivität anbelangt, frustet es mich sehr, sehe ich natürlich das Negative.
Und dann kam auch noch meine Frau ins Bad, während ich in der Badewanne hockte. (Das ist quasi unser Zweitbad, ohne Türschlüssel, und sehr beengt.) Ich rief Komm nicht rein!, aber sie überging das (versehentlich), und ich fühlte sofort Scham und auch Wut. Weil ich weiß, dass ihr missfällt, was sie von mir sieht. GENAU das habe ich in dem Moment echt nicht brauchen können.
Ich war so außer mir, dass ich sie beinahe anschrie. Und mich fast eine halbe Stunde lang nicht mehr beruhigen konnte. Zwischen anderen Paaren, das musste ich noch dazu denken, ist so eine Situation unverfänglich und vielleicht sogar schön. Bei uns sind solche Zwischenfälle Anlass zum Streit. Ich fühlte mich regelrecht gedemütigt.
Es ist demütigend, als hässlich wahrgenommen zu werden. Ich frage mich jede Woche, ob ich mich nicht besser endlich trennen sollte. Und jede Woche denke ich gleichzeitig, dass ich sie über alles mag. Sie macht das ja nicht mit Absicht. Dass sie mich äußerlich nicht anziehend findet.
Falls jemand das für zu aufgesetzt und läppisch hält; ich bin mittlerweile so weit, dass ich nicht mehr in Spiegel reinschauen möchte. Selfies mache ich NIE, so gut wie nie, oder nur mit einem Kloß im Hals. Manchmal versuche ich, ein gutes Foto von mir hinzubekommen oder meinen Körper so in Szene zu setzen, dass er okay aussieht, dass man die unschönen Stellen nicht sieht, und es misslingt mir jedes Mal.

Ich kapiere natürlich, wie enorm ich mich unter Druck setze, einen halbwegs sportlichen Körper hinzubekommen. Vom Kopf her weiß ich es. Mein Gefühl ist trotzdem: Mega-Frust, extreme Selbstverachtung, am liebsten würde ich mich wegwerfen. Die Alternative wäre die Weisheit, einzusehen, dass man mit fast 60 nun mal etwas weise und milde mit ich selbst sein sollte. Kriege ich nicht hin. Mir fehlt das zu sehr, was ich schon in meiner Jugend nicht auslebte.

Vorhin wieder joggen gewesen, fast genau so übel wie gestern. Nein, die ersten zehn Minuten fühlte ich mich etwas besser. Und eigentlich ist das Hauptproblem, dass ich leichte Schmerzen am Schienbein bekomme. Eine Art Zerrung oder Überlastung, die ich schon öfters hatte. Die, glaube ich, nur dann richtig verschwindet, wenn ich gut in Form bin und/oder mein Fußspann trainiert ist. Immerhin, ich bin einmal den Weg ums Schloss rum, ist erstens von der Umgebung ganz schön und zweitens habe ich wenigstens die Strecke absolviert. Ein bisschen Tageslicht war auch noch. Nicht verkehrt.
Das heißt, meine Stimmung ist nicht so negativ wie gestern. Unterwegs übrigens relativ viele Hundemenschen mit ihren Vierbeinern. Einige Fellknäuel dabei, die ich nett fand. Die Natur eher noch wie erstarrt, kein Hauch von Frühling, die Luft f eucht und zugleich antiseptisch. Dieses Gestaltlose mag ich nicht, wenn man nicht erkennen kann, ob es gerade Januar, November oder welcher Monat auch immer ist. Dennoch gut, das wahrzunehmen.
Außerdem habe ich relativ fleißig, wenn auch nicht sehr produktiv gearbeitet.

Es ist merkwürdig, wie nah und an die Nieren mir vieles geht und dann wieder finde ich zumindest ein bisschen Abstand und ansatzweise gute Laune. Ich denke, dass in mir zwei Pole konkurrieren: Der eine davon weiß, dass ich neurotisch bzw. psychisch angeschlagen bin; er krankt daran, und dennoch meidet er/meide ich die Selbsterkenntnis; es könnte ja zu sehr wehtun bzw. mich an einen Punkt bringen, von dem ich gar nicht weiß, ob ich ihn verkrafte. Aber dieser Weg ist der, der meine Entwicklung voranbringen würde. Der andere Pol ist im Kern eigentlich ziemlich entspannt. Manches kann ich ja genießen. IM KERN halte ich mich übrigens für sehr gesund. Die Peripherie und auch die Schaltzentrale mitsamt Mindset macht schon eher Probleme. Sobald ich mir nicht zu sehr einen Kopf mache, kann ich beinahe zufrieden sein. Und jetzt kümmere ich mich ums Duschen, Eincremen etc. Nicht besonders gerne. Aber auch nicht ungerne.

Ich fühle mich absolut desaströs. Heute vormittag beim Aufwachen, es ist Sonntag, tat mir vor psychischem Unwohlsein mein Körper weh, alle Muskeln, ich war kurz davor, mir eine Schmerztablette reinzuwerfen. Nach dem Frühstück und nachdem ich ein bisschen geweint habe, ist es besser, aber noch lange nicht gut.

Wir waren gestern auf einer Familienfeier. Ich wusste, dass ich das nicht gut überstehe. Der Onkel meiner Frau, den ich am wenigsten leiden kann, weil er zu narzisstischen und hämisch-sarkastischen Bemerkungen neigt, hatte einen wichtigen Geburtstag. Es war sonderbar zu sehen, dass er für seine Verhältnisse sehr milde und nett rüberkam, geschuldet vermutlich seinem mittlerweile stattlichen Alter und auch einer Erkrankung, die er gerade hinter sich gebracht hat. Er wirkte geschwächt, hielt sich aber aufrecht.
Wir sind da also hingefahren, haben noch eine entferntere Verwandte mitgenommen, die sehr nett war, wenngleich sie viel zu oft über irgendwelche Erkrankungen diverser Verwandter und auch die eigenen Leiden sprach. Wie das ältere Leute eben zu tun pflegen. Allerdings machte sie es noch auf eine nette Art. Dennoch wurde mir dadurch das Autofahren noch schwieriger. Ich hatte das Fahren - hin und zurück ein bisschen über 3 Stunden - natürlich übernommen. Wir fuhren mit dem etwas geräumigeren und schlichtweg auch vom Sitzen her besseren SUV meines Schwiegervaters. Den war ich nun aber schon länger nicht mehr gefahren, ich musste mich erst wieder eingewöhnen. Und dann im fast permanenten Nieselregen über die ziemlich volle A1. Auf dem Rückweg in Dunkelheit. Nicht, dass ich das nicht hinkriege und ich bin eigentlich ein souveräner Fahrer, aber es war auch nicht stressfrei. Das kann vermutlich niemand nachvollziehen, der am hellichten Tag über die Straßen rauscht und der noch nicht Ü55 ist, aber ich fahre einfach nicht mehr gerne bei Dunkelheit und Regen. Zumal ich wie gesagt das Auto gewöhnungsbedürftig fand. Nach einigen Knöpfen und Schaltern suchen musste, so als tastete ich mich blind durch die Nacht. (Bei meinem eigenen Auto muss ich über nichts nachdenken, man ist ja beinahe verwachsen mit den Armaturen.)
Vielleicht war es also auch die Fahrt. Der Hauptpunkt ist aber, dass ich mich unwohl fühlte auf dieser Feier. Ich bin nicht gut darin, Konversation zu treiben und 90% der Leute dort waren mir neu. Ich kann keine Geschichten erzählen und bin auch nicht einfach so locker drauf. Außer, ich bin wirklich per du mit den Betreffenden. Der etwas narzisstische Gastgeber hat übrigens zwei wunderbare Söhne, die ich durchaus mag. Wir haben uns sehr selbstverständlich umarmt, fand ich gut, und das kommt bei mir ja nicht oft vor. Nur war der Punkt eben: Sie hatten was zu erzählen, sie waren ganz sie selbst und voll in ihrem Element, während ich ein verstockter Nerd bin und mich die meiste Zeit über verlegen fühlte. Eigentlich hoffte ich von Anfang an: Hoffentlich können wir bald wieder fahren. Das Essen war lecker, der Nachtisch hervorragend, und doch ließ mich das kalt. Statt dass ich es etwa genoss. Eigentlich ist es mir egal, ob mir jemand besonders gutes Fleisch und irgendwelche Sterne-Restaurant-Sachen serviert oder eine Pizza. Ich genieße beides auf gleiche Art eher schwach. Bei Pizza fühle ich mich sicherer, weniger fehl am Platze. Wobei sie mich manchmal auch langweilt. Aber Hauptsache es gibt überhaupt etwas und es ist nicht mies. Alles weitere ist an mir vergeudete Kochkunst. Also hätten sie ihren besonders feinen Lachs und den Kaviar - nein, es gab nicht wirklich Kaviar, das sollte wohl der Versuch eines Scherzes sein - weglassen können. Das Essen war alles in allem klasse und ich wertschätze so etwas nicht.

Auch das Ambiente war nett und vor allem nicht zu fein. Den leutseligen und in seiner charmanten Art aufgehenden Kellner hätte ich am liebsten erwürgt. Wenn jemand fast schon forsch und auftrumpfend in seiner Rolle daherkommt, dieses Ich habe hier noch zwei Hähnchenflügel - wen darf ich damit beglücken?, könnte ich jedesmal Zustände kriegen. Vielleicht müsste ich nachsichtiger sein; aber ich empfinde das als ein Sich-Aufspielen und als Anmaßung.

Das Lokal war nicht zu exklusiv, und doch verunsicherte es mich ein bisschen. Der Punkt ist, dass ich nichts erzählen konnte und mich unwohl fühlte, zwischen zwei mir völlig unbekannte Personen platziert zu werden, die auch noch deutlich besser angezogen waren als ich und mir mehr oder minder die kalte Schulter zeigten. Die es mir jedenfalls nicht leicht machten. Die vermutlich sofort erkannten, dass ich ein Leichtgewicht bin, jemand, der zur Konversation nichts beiträgt, der zu schüchtern und ein sozialer Nerd ist.

Beim Abschied sagte mir die Frau des Narzissten und Gastgebers übrigens, wie froh sie wäre, dass ich (endlich mal) mitgekommen wäre zu ihnen (die letzten Geburtstagsfeiern hatte ich verpasst), sie hätte sich wirklich gefreut. Dabei hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Einmal saß sie mir am Tisch gegenüber, aber eigentlich richtete sie sich mehr an die, die neben mir saßen, wohl aus dem sicheren Wissen, von mir ohnehin keine brauchbare Replik zu bekommen. Ich war vielleicht eher eingeschüchtert als nervös. Und während sie mir das sagte, wie froh sie wäre über mein Erscheinen, hörte ich beim Rest ihrer Ansprache gar nicht richtig zu, einfach weil ich ahnte, was immer sie jetzt noch von sich gibt, kann nur eine Spitze gegen mich oder eine Einschränkung ihrer Anfangsworte sein.

Alle anderen scheinen halbwegs mit ihrem Leben und solchen Feiern zurecht zu kommen. (Das schreibe ich, obwohl ich weiß, dass auch andere auf diesem Fest hier und da nervös waren.) Sie haben ein Leben, Freunde, mehr oder minder interessante Jobs und Karrieren, oft auch Häuser oder gelungene Familien. Die beiden Söhne des Gastgebers sind so selbstbewusst, freundlich und aufgeschlossen, und mögen sogar ihren knurrigen, sonderbaren Vater. Ich selbst war nie auf dem Geburtstag meines Vaters. Derlei Vater-Sohn-Bezogenheit - wenngleich ich weiß, dass auch bei denen drei nicht alles eitel Sonnenschein ist - ist mir fremd. Die Leute sind einfach ziemlich normal und im Leben stehend.

Ich hingegen bin eine einzige Leerstelle. Kriege weder meine Ehe noch sonst irgendetwas gebacken. Und ich werde nervös, wenn ich zur Verwandtschaft meiner Frau anreise. Mit meiner eigenen Verwandtschaft, einen Bruder ausgenommen, wäre ich nicht viel weniger nervös. Na, doch, schon.

Ein bisschen könnte ich Verständnis dafür haben, dass ich mich nicht pudelwohl fühlte gestern, zumal die Mehrzahl der Leute dort untereinander viel bekannter waren als ich mit ihnen. Aber ich bekam es einfach nicht hin, das Verständnis. Und dass ich keiner bin, der auf Partys im Mittelpunkt steht, ist ohnehin klar. So miserabel, wie mein Sozialleben ist, hätte ich auch ein bisschen stolz sein können, dass ich mich überhaupt hintraute. Stattdessen bin ich mal wieder übermäßig selbstmitleidig und sehe nur das Negative.

Mir geht´s fürchterlich. Und ich zögere, grübele gerade, ob ich mir Süßigkeiten aus dem Supermarkt hole. Das ist natürlich ungut und keine gesunde Maßnahme. Ich überlege dabei übrigens eher, ob ich wirklich Lust und Genuss daran verspüre, verspüren würde, und das hält sich in Grenzen. Was ich eher für ein gutes Zeichen bzw. Zeichen meiner Abgewöhnung halte. Aber ganz davon lassen kann und will ich anscheinend nicht. Weil das auf eine Art doch ein wenig Trost bedeutet oder substituiert. Lieber hätte ich jetzt eine Streicheleinheit. Einfach auf dem Bett liegen und jemand ist nett zu mir. DAS wäre wirklich tröstend. Doch davon bin ich Lichtjahre entfernt. In meinem Universum passieren keine Liebesgeschichten. Ich bin zu bedürftig.

19 Uhr und ich bin ultra-müde. Dabei hatte ich heute um halb vier ein Nickerchen gemacht. So wie Senioren das eben zu tun pflegen. Müde bin ich jetzt dennoch. Fast ein bisschen nebelig im Kopf. Vielleicht sollte ich mich einfach aufs Sofa legen und meinen Gedanken nachhängen. Die da wären?

Bis auf ein Mal einkaufen gehen und Müll rausbringen war ich seit Sonntag nicht mehr draußen. Es war ja auch kaltes, düsteres, verregnetes *beep*. Auch noch windig, eine Kombination, die ich verabscheue. Da möchte ich in einem Supermarkt arbeiten oder in einem Schuhgeschäft und selbst noch die niedrigste Arbeit (drinnen) wäre mir eine Insel, eine Erholung von diesem Wetter draußen. Womit ich nichts gegen die Arbeit im Supermarkt oder Schuhladen gesagt haben will.

Ich habe mit halber Disziplin meine Sportübungen gemacht - aber war fast nie joggen. Wieder dieser Effekt: Ja, meine Arme fühlen sich etwas fester und besser an. Aber ums Verrecken würde ich mir nie daraus ein Lob basteln oder mir auf die Schulter klopfen. Es ist eher noch viel zu wenig. Und ich sehe ja definitiv nicht gut aus. Frauen mögen definierte Muskeln und Körper. Da bin ich bei meinem Fettanteil einfach weit von entfernt. Ich bin vom Gewicht her ja wenigstens von meinem Rekord, 120 kg, auf 110 runter, aber diese Kilos abzunehmen, hat mir auch ein halbes Jahr lang sehr viel abverlangt. Ich war bis 105 runter und dann merkte ich, dass es einfach nicht mehr weiterging mit dem Abnehmen, egal was ich versuchte. So kam es mir vor. Jetzt im Winter fehlt mir absolut die Motivation und auch der Glaube, etwas erreichen zu können. Ich habe eher wieder ein bisschen zugelegt, leider.
Ich denke sehr oft oder zu oft: Gerade bei meiner ungünstigen Gestalt, breite Hüften, großer Hintern, ist eine schlanke Figur extrem wichtig, um halbwegs gut auszusehen. Ich wirke schnell untersetzt, pummelig = null Chancen bei Frauen. Ich habe einen Oberarm von über 40 cm Umfang und komme mir dennoch zu unsportlich, zu unattraktiv vor, auch an den Armen. Eigentlich ist das verrückt. Aber ich kann es nicht abstellen, die negativen Gedanken/Wertungen. Andere wären vielleicht stolz gewesen, 10 kg abzunehmen und halbwegs okay auszusehen - ich erkenne (fast) nur das Manko.

Scheußliche Nacht hinter mir. Habe mich ein bisschen verrenkt, aber vor allem hatte ich Kopfschmerzen. Fast den gesamten Nachmittag und Abend lang. Bin früh eingeschlafen, dann jedoch um Mitternacht wieder wach geworden, und konnte danach vor Unwohlsein und leichtem Kopfschmerz nicht wieder einschlafen. Schließlich nahm ich doch eine Tablette ein. Da ich kein Aspirin finden konnte, nahm ich Voltaren. Bei näherem Hinsehen: Die sind schon seit über zwei Jahren abgelaufen, die Tabletten. Was mich prinzipiell nie abhält/stört. Ich bilde mir immer ein, gerade Schmerztabletten kann man ruhig überziehen. Jedenfalls dauerte es sehr lange, bis sie endlich zu wirken begann. DANN aber schlief ich doch noch tief und lange durch.

Die Frage ist aber eher, warum ich überhaupt so eine Art Migräne hatte. (Habe ich höchst selten.) Eine noch milde Form, allerdings lange anhaltend. Ich glaube, ich bin emotional total blockiert/gestresst. Und kommen die Gefühle nicht richtig raus, entsteht zu viel Druck im Körper.

- Vorhin habe ich übrigens im Internet die Meldung über eine Studie gelesen, nach der der Zustand des Verliebtseins ähnlich ist wie beim Dro. oder sogar ähnlich einer Zwangsstörung. Fand ich bemerkenswert zutreffend! Wenn ich verliebt bin, sind Dopamin und andere Botenstoffe überaktiv. Sehnsucht und Gedanken sind nur noch bei der Betreffenden ... Und ja, ich empfinde dann auch eine erhöhte Risikobereitschaft: Hauptsache, mit ihr zusammen sein können und in diesen Gefühlsüberschwang geraten! Alles andere ist total nebensächlich.
Seit ich älter geworden bin, werde ich weniger nervös, mein Puls schnellt nicht so in die Höhe, irgendwie geht man routinierter damit um, aber die Endorphine knallen dennoch voll rein. Und je depressiver man ist, desto wirkungsvoller sind ja solche Endorphin-Duschen ... Je trüber der Alltag, desto extremer beglückt einen die Verliebtheit.

Ich erinnere mich daran, als ich vorletzten Sommer in der Klinik in dieses junge Mädel (ein bisschen) verknallt war, ging bei mir allerdings auch das Grübeln und eine Besorgtheit in Gang, die ich im Nachhinein als mindestens genauso übertrieben ansehe.
Es ist nicht unbedingt eine moralische Zensur, die dann in mir passiert. Aber die Vernunftseite und die Beschämung sind eben doch genauso wach wie die euphorischen Gefühle. Ich habe da in der Klinik stundenlang gegrübelt, ob ich diese junge Frau ansprechen kann, darf, sollte oder nicht. (Und zwar noch unabhängig von dem Problem, dass das schief gehen könnte.)
Der Zensor in mir sagte: Das darfst du nicht! Wie wirkt das denn? Du kannst als alter Typ nicht mit einer 19jährigen flirten! Nicht nur das, ich dachte die Sache auch zuende. Im günstigsten Fall hätte sie sich auch in mich verguckt. (Höchst unwahrscheinlich, aber wie gesagt, der günstigste Fall!) Und was dann? Wohin führt eine Affäre mit so einer jungen Frau? Doch für beide nur ins Chaos. Es wäre unverantwortlich gewesen.

Das hätte ich etwas mehr reflektieren müssen. Meine Bedenken waren berechtigt, aber ich hätte ja trotzdem ein wenig (harmlosen) Kontakt zu ihr suchen können. Mit ihr Badminton spielen können, warum denn nicht? Davon konnte ich mich nicht abgrenzen; von dem Gefühl, dass das nicht passt und dass man mir angesehen hätte, dass ich ein alter uv Typ bin, der sich an alle Frauen ranschmeißt, die bei drei nicht auf dem Baum sind.

Und hätten wir einen Sport-Termin oder so was gehabt, hätte sich meine Verliebtheit sicher eher noch gesteigert. DAS ist der Hauptgrund, weshalb ich mich davor scheute. Aber ich habe es mir auch zu wenig bewusst gemacht, was eigentlich mit mir los war. - Manchmal denke ich immer noch an sie. Ich hatte ihr ja eine kleine Portrait-Zeichnung (mit Covid-Maske) geschenkt. Bei der Maske hatte ich mir echt Mühe gegeben. Und sie hatte gemeint, dass sie sich das Bild zuhause aufhängen würde. Ob sie das wohl wirklich gemacht hat? So oder so, sie dachte/denkt garantiert keine einzige Minute an mich. So ist es ja oft; derselbe Planet, unterschiedliche Welten.

Es ist Anfang/Mitte Februar, ich bin zuversichtlich, dass sich mit dem zunehmenden Licht auch meine Depressivität geringer auswirkt/ausprägt, aber eigentlich muss ich konstatieren: Was für ein beschissenes Jahr bislang. Mir geht es mies. Ich laufe auf der letzten Rille. Auch am Wochenende: Viel haben wir gar nicht gemacht, einmal für drei Stunden zu IKEA, dann ein, zwei Stunden Immobilien-Papierkram; es kotzt mich alles nur noch an. Ich bin unfähig, mich zu erholen. Ich taumele durch das Frühjahr wie ein angeschlagener Boxer in seinem Ring; gehe zu selten nach draußen, an die frische Luft, dusche selten, als hätte ich vor, Wasser zu sparen; erledige Dinge eher wie im Überlebensmodus, nicht mit normaler aufrechter Haltung. Vielleicht übertreibe ich. Sicher übertreibe ich. Gestern Abend lag ich erstaunlicherweise ganz ruhig und eingemummelt im Bett, fühlte mich beinahe okay.

Oder allein diese Kleinigkeit: Ich weiß nicht, welches Buch ich derzeit lese. Könnte es nicht sagen. Ein bisschen das von Peter Handke, einen seiner neueren Romane, aber nur sehr sporadisch und erst recht nicht chronologisch. Ein bisschen das Buch über die Romantik. (Eine sehr wichtige Phase in der deutschen Literatur.) Ein bisschen auch gar nichts - - - Ich schreibe derzeit zudem nichts, nicht mal Tagebuch*. Habe kein Projekt für mich. Vielleicht warte ich noch auf eine Eingebung oder einen Startschuss für dieses immer noch zu neue Jahr. Es läuft bei mir einfach nichts rund und nichts von allein, stattdessen das Meiste irgendwie nebenher. Ich bin so entsetzlich (oder selbstverständlich?) unsortiert oder unvorbereitet oder planlos(?). Ich habe keine richtige Priorität in den Dingen, oder, genauer gesagt, noch weniger als sonst im Jahr. Bin im Stand by-Modus. Als hätte ich mich noch nicht richtig aufgesattelt auf dieses Kalenderjahr. Alles irgendwie noch auf Vorschub, Vorlast, Vorbehalt. Im Aufwärmprogramm (der Turbinen). Wir heben in absehbarer Zeit NICHT ab.

(*Ich meinte damit: Ich bekomme mein (richtiges, eigenes, nicht-veröffentlichtes) Tagebuch nicht hin. Hier hacke ich ja fast nur Unfug rein. Quatsch. Ich treffe nicht das, was ich eigentlich sagen möchte.)

Ich habe im Handke-Buch einen Fehler im Text gefunden, da fehlt glatt der halbe Satz (!), und ich habe mich an die Insel der Glückseligen, an Suhrkamp gewendet; ich mag den Verlagsnamen Suhrkamp über alle Maßen. Ein Flurname, ein erdiger Name, der Inbegriff und Höhepunkt der deutschen Verlagskultur. Und die vermutlich studentische oder jedenfalls unterbezahlte Servicekraft bei Suhrkamp schreibt mir bloß zurück: wir melden uns (vielleicht) irgendwann. Danke für Ihren Hinweis. Aber die Redaktion ist schwer beschäftigt.
Keine Ahnung, warum, ich rege mich über so etwas auf. Schnoddrig und desinteressiert gehen die mit ihrer Leserschaft um. Ich hatte jetzt nicht erwartet, dass mich Peter Handke aus Dankbarkeit zu einem Kaffeetrinken in sein Haus bei Paris einlädt, aber etwas mehr Akkuratesse und Freundlichkeit - ist das zu viel erhofft? Es geht schließlich definitiv NICHT um einen Tippfehler oder eine falsche Deklinationsendung; so etwas passiert Peter Handke bzw. dem Verlag Suhrkamp ja auch extrem selten, muss man einräumen, bekunden und attestieren ... attestieren, so heißt das Wort ..., nein, es geht um einen richtigen Bock. Der Satz war irgendwie verhackstückt und unvollständig. So, als wäre beim Setzen des Textes jemand unfreiwillig auf die Return- und/oder Überschreib-Taste geraten.

Das ist nicht der Punkt. Sondern dass ich mich über die unfreundliche Gleichgültigkeit der Reaktion aufregte. Die Verlagsleute sind in der Hinsicht ohnehin abgebrüht, wie reine Wirtschaftsmanager. Das vertiefe ich lieber nicht. Aber meine Euphorie für große Namen und für die Elfenbeintürme im Literaturbetrieb hat sich ohnehin längst zerstoben. Davon ist nicht viel mehr übrig geblieben als meine Lust, IMMER NOCH am liebsten ein Riesenbücherregal mit tausend Werken besitzen zu wollen. (Wenngleich mir Bücher MATERIELL immer weniger bedeuten.) Manchmal denke ich: Ich müsste selbst einen Verlag gründen. Wäre ich in zehn von zwölf Lebensbereichen und Arbeitsbelangen besser, erfolgreicher und selbstbewusster, würde ich das sofort angehen. Schon aus Prinzip. Mit mehr Idealismus als Max Brod ihn beim Retten von Kafkas Romanen aufbrachte.
Ich habe dir gesagt, du sollst meine Werke dem Kaminfeuer übergeben! (Kafka).
Ja, aber du wusstest, als du mir das sagtest, dass ich das niemals über mich bringen könnte! (M. Brod)

Ich fühle mich noch schlechter als gestern. Wahnsinn. Hätte ich kaum für möglich gehalten. Und ich möchte nicht darüber reden. Ich ziehe in Betracht, für meine Fahrt zum Arbeitgeber morgen/übermorgen die Tabletten mitzunehmen. Die Antid epressiva. Von denen ich, ich weiß gar nicht mehr warum, eine Riesenpackung habe, dass ich sie noch vier Monate oder so nehmen könnte. Ich weiß nicht, wie das kam, dass ich so eine Packung erhielt. Und ob das normal ist. Jedenfalls blieb davon, als ich vorletzten Sommer nach zwei Monaten oder so die Tabletten absetzte, noch sehr viel davon übrig.
Ist übrigens auch ein gutes Mittel gegen Verstopfung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das erwähnen wollte oder sollte, das ist eine der Nebenwirkungen. Halte ich übrigens für kein gutes Zeichen. Ich meine damit: Dieses Medikament führt dazu, dass alles meinen Darm schneller passiert, ich also weniger aufnehme. Morgens war das der Fall, nachmittags nicht so sehr. Das Medikament schaltet mich etwas mehr auf Durchzug. Statt dass ich die Dinge verarbeite. So deute ich das jedenfalls. Wie verdammt noch mal jedes Medikament schaltet es ein bisschen die Selbstwahrnehmung ab und dimmt sie zumindest. Da können mir die Ärzte noch so viel erzählen. Es ist Herumdoktern an den Symptomen. Andererseits, Schmerztabletten verteufele ich ja auch nicht. Bei akutem Schmerz sind Aspirin und Co (erst mal) ein Segen. Solange sie nicht zur Gewöhnung werden.

Eine Kleinigkeit, die mich bei IKEA störte: Meine Frau hat immer die Tendenz, möglichst schnell durch den Kassenbereich durchzukommen. Damit meine ich: Sie guckt nicht richtig auf den Bon, sie spricht sich nicht ab mit mir, sie reißt mir den Einkaufswagen weg von der Kasse, bevor ich prüfen kann, ob überhaupt alles im Wagen gelandet ist. Das nervt mich tierisch. Wenn wir zu zweit etwas machen, muss ich sie immer erst daran erinnern, die Dinge mit mir vielleicht mal GEMEINSAM ...
Jetzt bei IKEA sagte sie wieder, ich nehme die ersten fünf Sachen und gehe schon mal zur Warenausgabe. (Dort mussten wir auch noch hin.) An sich ja ein vernünftiger Gedanke. Aber zuvor legte ich ihr die Sachen hin, damit sie sie einscannen konnte. (Wir waren an einer dieser Selbstscannen-Kasse.) Und sie übersah ein Teil. Was mir nicht auffiel, weil alles irgendwie wieder zu hektisch ging, sie schnell los wollte und ich mit meinem Part beschäftigt war. Das Teil war mit einem anderen zusammen, es waren ein Deckel und ein Dose, und wir dachen, die muss man nur einmal scannen, nicht BEIDE Teile einzeln. Ich schreibe das zu kompliziert. Also sie guckt da nicht richtig hin, ich auch nicht, weil ich denke, sie guckt hin. Es ist mir ihr schwierig, solche Aufgaben zu koordinieren, dass wir VIELLEICHT beide kontrollieren, was gerade passiert. Oder BEIDE auf den Bon gucken. Oder sie mich wenigstens in Ruhe ALLES kontrollieren lässt.
Jedenfalls ging ich dann hinter ihr her, und ein Ladendetektiv hatte sie tatsächlich schon angesprochen, ziemlich harsch. Es war mir mega-peinlich. Meiner Frau natürlich auch. Ich war stocksauer, dass uns das passieren konnte. Wegen einem Teil für 2,50 Euro. Das musste ich dann nachträglich einscannen und zahlen.

Sie macht häufiger so was; mich aus dem Konzept bringen. Ich lasse mich von ihr aus dem Konzept bringen. Ich wollte oder könnte jetzt viel über sie schreiben. Ich will das eigentlich nicht. Der Karabiner in Herzform, den ich ihr zu Weihnachten schenkte - gewiss, nur eine Kleinigkeit -; den hat sie noch gar nicht verwendet. Nicht mal aus der Packung gelöst. Ich denke, er könnte nützlich sein an ihrem Schlüsselbund. Ihr ist das aber etwas zu aufgesetzt romantisch und/oder etwas zu simpel, billig. Wenn ich über diese Dinge nachdenke, könnte ich etwas grießgrämig und niedergedrückt werden. Ich bringe ihr durchaus ab und zu Blumen mit. Doch, immerhin darüber freut sie sich ein bisschen.

Mist. Mir geht´s erneut absolut miserabel. Und wer das hier liest, läuft Gefahr, mit runtergezogen zu werden.
War zwei Tage unterwegs wegen der Arbeit. Und obwohl das zu 95% gut lief, mein Chef sehr nett mit mir redete, ich überhaupt einige gute Gespräche hatte, ein sehr netter Kollege mich sogar zum Mittagessen einlud, was ich kaum glauben konnte, so nett fand ich das und ich Grund dafür gehabt hätte, mit diesem Ausflug einigermaßen zufrieden zu sein - ich sehe stattdessen nur die 5% an Disharmonie und nicht so gelungenen Momenten. Ich schließe aus meinen kleinen Fehlern aufs Ganze. Fühle mich ohnehin immer wie ein Alien, wenn ich als fast einziger Externer dort ins Basis-Büro komme.
Und fast noch schlimmer sind meine Träume. In denen es neben dem Raum-Thema häufig um kleine und manchmal auch große Demütigungen geht, gegen die zu wehren es mir nahezu unmöglich ist. Darum, dass ich nicht richtig am Platz bin, auch nicht selbstbewusst bin, sondern irgendwie durch alles durchtorkele.
Das erscheint in meinen Träumen auf so drastische, deutliche Art, dass es mich eigentlich ängstigen und verfolgen müsste. Das tut es auch ein bisschen. Und ein bisschen ist das auch erdend und richtig, weil es mich ehrlich macht, oder ehrlicher machen könnte. Ich halte nicht viel von mir, gerade im beruflichen Bereich. Ich könnte auch sehen, dass ich ein bisschen was kann und nicht zu Unrecht zig Jahre bei derselben Firma nicht rausgeworfen wurde. Nein, ich sehe immer nur das Negative. Oder hauptsächlich das Negative. In meiner jetzigen Verfassung sollte ich nachsichtiger mit mir sein. Mir auf die Schulter klopfen, dass ich mich überhaupt zu dem Termin hintraute, statt mich krank zu melden. Aber nein, kriege ich nicht hin. Ich kriege NICHTS hin. Das ist mein Gedanke.
Mir ist zum Heulen zumute. Wenn mir doch bloß endlich die Tränen kämen.
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Sonderbar. Nachdem gestern für mich ein relativ guter Tag war, heute bin ich mehr oder minder völlig am Boden. Habe glaube ich vier oder fünf Stunden im Bett verbracht, so gut wie nichts gemacht, außer einen Science Fiction zu gucken, an dem mir eigentlich nicht viel lag.

Das habe ich ja häufiger am WE, dass ich traurig bin und frustriert. Wie wenig Nähe zwischen meiner Frau und mir ist. Wie selbstverständlich sie mich ablehnt. Wieder haben wir nicht über unsere Beziehung gesprochen, sie spricht es schon mal gar nicht von alleine an und ich, ich habe derzeit keine Kraft dazu. Schaltete innerlich ein wenig auf Durchzug.
Gestern war gut, dass mein Sohn und ich uns etwas näher gekommen sind. Wir haben u.a. für sein Studium etwas zusammen gelesen. Ich fragte ihn, ob er ein bisschen mit nach draußen kommt, und wir sind tatsächlich über eine Stunde spazieren gegangen, auch ein Stück durch den Wald, es war richtig schön. Er hat mir einiges von sich erzählt, vor allem vom Studium, und wir sind auch auf den Urlaub zu sprechen gekommen. Er hat Interesse bekundet, mit mir für eine Woche nach Korsika im Juni zu fliegen, und ich war völlig baff, dass er so offen dafür ist. Meine Frau hat schon bekundet, dass so ein Sommerurlaub in einer Mittelmeergegend für sie nichts ist, und sie würde uns für eine Woche alleine losziehen lassen. Er und ich haben schon angedacht, dass es zur Hälfte Camping-Urlaub und ab in die Natur sein soll, zur Hälfte Strandurlaub mit Hotel. Wenn wir das denn auf die Reihe kriegen.
Würde mir gefallen. Und wäre toll, wenn er und ich das gut hinkriegen!
Ich bilde mir auch ein, dass ich gestern etwas gelöster und weniger empfindlich war als sonst; etwas mehr bei mir. Nur habe ich heute wieder ein totales Tief.
Abends aß ich noch Süßigkeiten, vielleicht hat das auch meine schlechte Verfassung heute ausgelöst.

Nein, es ist eher das Ding, dass jede kleine Verbesserung, auch mit meinem Sohn, mir im Nachhinein nur wie Schall und Rauch vorkommt. Meine Beziehung zu meiner Frau ist mir zu wenig. Ich bin extrem bedürftig nach Zärtlichkeit und Harmonie, und das gibt sie mir einfach nicht. Wenn ich ehrlich bin, bin ich nicht der Auffassung, dass ich etwas anderes als ihre kalte Schulter verdient habe. Statt das zu reflektieren, versinke ich in Selbstmitleid. Ich ertrage die Wahrheit nicht, das ist der Punkt. Ich vertrage nicht mal eine Aufklarung des Nebels, in dem ich bin.

Ich habe ja eine gewisse Schwäche für den Lyriker Hellmuth Opitz, möglicherweise auch deshalb, weil ich ihn mal in beruflichem Zusammenhang persönlich kennen lernen durfte. Ein oder zwei Mal haben wir sogar zusammen Fußball gespielt. Er schreibt Gedichte über seinen Toaster, über den Winter, über das Glück, über Geschäftsleute, manchmal auch über e rotische Avancen, über Reiseerlebnisse oder das Knistern von Kandis.
Immer mit einer sehr stofflichen, plastischen, szenischen und metaphorisch durchfühlten Art. Ich kenne aus etlichen Bürostunden seine sanfte, joviale, rationale und manchmal etwas banale Umgangsweise mit Menschen. Wie er seinen Kaffee trinkt und welche Anflüge von Sentimentalität er mitunter hatte. Er ist korpulent und dabei erstaunlich gutgelaunt. Und er hat ein fotografisches Gedächtnis. Ich war übrigens mit ihm in einem Raum, als 9/11 passierte und auf den Bildschirmen live seinen Schrecken verbreitete.

Es tröstet mich bzw. ist mir ein Hoffnungsschimmer, dass dieser nach außen manchmal ein wenig tapsig und trivial wirkende Typ - er hat allerdings auch seine weltmännische, souveräne Seite - so viel lyrisches Feingefühl in sich trägt. Er hat mehr als drei oder vier Bücher herausgebracht und ist mindestens eine lokale Größe, in meiner Heimatstadt. Oft auch als Moderator und Literatur- und Musikkenner gefragt. Ich bewundere ihn nicht wenig.

Schön ist auch, das ich in der Lage bin, zu verstehen und zu erklären, was ich an seiner Poesie mag. Ich bin weder empfindungslos noch völlig unintelligent.

Unlängst stieß ich mal wieder auf einen seiner Texte:

Vom spurlosen Verschwinden der Sehnsucht

Irgendwas musste passiert sein: Als der Konvoi
schwerer dunkler Wolken schließlich vorfuhr,
hatten sich die Hortensien längst ausgetobt
an der Hauswand, im Garten schwieg
das nachlässig gespannte Volleyballnetz
zu den Vorgängen, nur die Terrassentür
knarrte im Windzug hin und her.
Auf dem Tisch draußen eine halbvolle
Flasche Weißwein, darin zwei tote Wespen,
kühl beseitigte Augenzeugen.
Während der Abend ausblutete,
prischten das Schreckliche und das Schöne
sich lässig einen unsichtbaren Ball zu.

Mir geht es scheußlich. Damit meine ich meine Erkältung, die ich seit spätestens Samstag habe. Ich habe sicher kein Fieber, das habe ich nie, seit meiner Kindheit nicht mehr, doch ich fühle mich total matschig, geschafft, geschwächt. Manchmal ansatzweise Schüttelfrost. Ein bisschen wie im Delirium. Mag mich auch mit nichts befassen.
Vielleicht kommt gerade auch meine typische Mittagsmüdigkeit hinzu. Ich weiß es nicht.

Ich bin überfordert und ein bisschen fertig mit der Welt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Symptome Halsschmerzen, Husten und Mattigkeit hasse. Ich habe mir heute Morgen zwei Aspirin reingeworfen, normalerweise wirkt das bei mir ein bisschen austreibend und gegen Entzündung/Infektionen, aber dieses Mal war die Wirkung gleich null. Theoretisch könnte es auch Corona sein, aber ich bin zu bequem, einen Test zu machen. Mein Gefühl sagt mir, es ist das eher nicht.

Ich möchte mich einfach nur noch wegschmeißen. Und meine Gedanken wandern mal hierhin, mal dorthin, verfestigen sich nie so richtig, nichts passt, nichts reicht, nichts ist mir naheliegend, alles nervt. Das müsste ich besser beschreiben können. Aber auch das ... Eigentlich müsste ich blass im Gesicht sein, totenbleich, so fühlt sich jedenfalls mein Zustand an.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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