Nebenthema: Ich wollte darüber texten, was ich an Frauen attraktiv finde. Beim Schreiben merkte ich, dass das nicht unheikel ist. Da das nicht jede/r einfach so aufgeschwatzt bekommen möchte - auch wenn für mich die Sache handhabbar ist -, setze ich mal einen Trigger.
Trigger
Ich gebe zu, ich sitze ein wenig dem üblichen Schönheitsideal auf. Ich mag von der Figur her eher schlanke, sportliche Frauen mit breiten Hüften und schmaler Taille. Das ist aber keine conditio sine qua non, wie der Lateiner sagt, wenn ich mich jetzt nicht irre. Für mich ist wesentlicher - und damit bin ich wohl immer noch sehr klischeehaft unterwegs -, dass das Wesen der Frau sanft, zierlich, anmutig, eher weich und anlehnungsbedürftig wirkt. Oh ja, ein bisschen mögen wir das Püppchenhafte an Frauen. Ich generalisiere unangemessen. Ich behaupte: Es macht Sinn, nämlich als Kontrapunkt zu dem, was wir als Männer männlich und mannhaft finden. Aus der Polarität der Geschlechter entkommen wir m.E. nicht. Das Interessante ist, dass ich eine sehr große, eher sogar breitschultrige Frau gewählt habe. Zumal sie früher Schwimmerin war. Das ist kein Kontrast zu meinem Klischee, interessanterweise. Denn gemessen daran, wie groß meine Frau ist, wirkt sie allerdings doch vergleichsweise im Vergleich zu mir zierlich, apart und sogar süß. Sie hat eine große Nase, und die assoziiere ich immer nur mit süß und feminin. Vermutlich, weil sich ihr Wesen auf alles an ihr überträgt. Sie hat gemessen an anderen, kleineren Frauen eher große Hände, aber im Vergleich zu meinen sind sie eben doch eher klein und preziös. DAS ist der Punkt, auf den es vermutlich ankommt bzw. der wirkt. Sie hat Taille, sie hat lange Beine und sie wirkt insgesamt unheimlich süß und liebenswürdig auf mich. Also bin ich geliefert. Jetzt kommt der Turn-Over für alle neugierigen Leserinnen:
1. Das Hauptkriterium, wieso eine Frau auf mich attraktiv wirkt, hat recht wenig mit den körperlichen Vorzügen zu tun. Ich könnte hier aufschreiben, in was für unterschiedlich aussehende Frauen ich bereits verliebt gewesen bin, im Laufe meines Lebens. Die Differenzen könnten krasser kaum sein. GEMEINSAM aber haben alle meine Verliebtheiten, dass die Betreffende auf ihre Art eigenständig und liebenswürdig war. Sanft oder frech, das ist sekundär. Traut sich eine Frau ihre Eigenheiten zu, paart sich das noch mit einem freundlichen Wesen und der Überzeugtheit, mit dem eigenen Körper einigermaßen im Einklang zu sein; voila, das empfinde ich als attraktiv. Eine dauerlächelnde Heidi Klum steht bei mir nicht hoch im Kurs, einfach deshalb, weil sie für mich zu oft dummes Zeug redet, kurz gesagt. Wir sind bei Kriterium 2:
2. Intelligenz ist ungemein anziehend. Für mich jedenfalls. Weil die Frau mich dann durch ihre Persönlichkeit anzieht, sie mir bereichernd erscheint, lohnenswerte Gespräche und Auseinandersetzungen drohen. Ich würde behaupten, die Frauen, mit denen ich zusammen war, hatten stets einen Intelligenzvorsprung mir gegenüber. Dazu zählt übrigens auch die soziale Intelligenz. Was überhaupt nicht heißt, dass nicht auch in sich gekehrte, passive oder zweifelnde Typen meine Aufmerksamkeit fesseln können. Da kommt wieder Punkt 1 zum Tragen, die eigenständige Art, das vielleicht nicht ganz Glatte, das Unbeugsame, der Stolz, die Verrücktheit: Anziehend, auf jeden Fall.
3. Der Mann mag es, gemocht zu werden. Sorry, da bin ich vermutlich wieder sehr klischeehaft und erneut das absolute Gegenteil vom selbstbewussten Alpha-Typen. Um für eine Frau ernsthaft Interesse und Zuneigung zu empfinden, brauche ich es, dass sie auch an mir Seiten toll oder zumindest okay findet. Ich erinnere mich daran, dass ich mich so gut wie nie in die Klassenschönste damals in der Schule oder die Vorzeige-Studentin an der Uni verguckte, schon deshalb, weil ich nie Resonanz von den besonders Umworbenen/Beliebten erhielt. Das dämpft die Libido entscheidend.
Vielleicht sollte ich das als eigenen Punkt aufnehmen:
4. Resonanz. Damit meine ich nicht, dass man dieselben Dinge interessant findet. Meine Frau z. B. mag meistens ganz andere Filme als ich. Wir haben kaum gemeinsame Hobbys, wir haben sehr verschiedene Prioritäten. Doch die Grundwerte und Grundtoleranz sind übereinstimmend. Sie wertschätzt es an mir, dass sie mit mir über alles, insbesondere auch über Gefühle reden kann; ich umgekehrt mag das an ihr ebenso. Ich vertraue ihr, lasse ihr lange Leine, lasse ihr immer die Dinge, die ihr wichtig sind. Ich ermuntere sie eigentlich sogar dazu, sich in manchem von mir zu entfernen. Umgekehrt stützt sie das bei mir genauso. Im Kern ist das schlicht und ergreifend Wertschätzung für den anderen. Sollte ich hier jemals Gegenteiliges behauptet haben, bezieht sich das auf eher äußere Dinge oder meine Empfindlichkeit, bei ihr auf der e rotischen Ebene nicht gut anzukommen. Der Nukleus unserer Beziehung ist extrem stark und evident, es ist die Wertschätzung in emotionaler Hinsicht. Nie im Leben würde ich ihr etwas Verletzendes antun wollen, eher ist sie mir heilig; und umgekehrt kann ich mich darauf verlassen, dass sie keine negativen Absichten hat. Mal ganz abgesehen davon, dass sie der moralischste Mensch auf diesem Planeten ist. Sie ist so gut, dass es manchmal wehtut. Würde es mehr Menschen wie sie geben, wäre die Erde innerhalb kürzester Zeit von allem Schlechten saniert und ein einziges Paradies. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Das ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb ich sie so liebe. Auch wenn sie am Lenkrad mal schimpft, über rücksichtslose Autofahrer, ihr Gemüt ist so gut, so rein, so vorbildlich, dass ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauskomme. Und diese Überzeugtheit haben wir gleichermaßen, wenn auch vielleicht in etwas anderer Nuancierung. Sie weiß von mir, dass ich sie liebe; und nichts lieber tue, sie zu lieben. Das ist stabil, darauf ist Verlass, und darauf kommt es an. Mein Mangel an Eifersucht rührt wohl auch daher, dass ich sie hierin sehr gut zu kennen scheine und über alles mag. Es ist mir manchmal bzw. grundsätzlich gar nicht sonderlich wichtig, ob sie mich MAG. Außer in meinen leider häufig vorkommenden wehleidigen Phasen. Entscheidender ist, ob ich SIE mag. Ob ich sie gerne um mich habe. Gerne mit ihr rede. Sie gerne sehe. Und da bin ich der glücklichen Situation, sie immer zu wollen. Ich fühle mich sehr wohl mit ihr. DAS ist die Basis von allem.
Es befremdet mich mitunter, mit welcher Akribie Menschen ihre Partner suchen. Akribisch in der Hinsicht, dass er oder sie perfekt passen soll, dass Hobbys und Gemeinsamkeiten taxiert werden, dass die Optik stimmen soll, dass bestimmte Charaktereigenschaften gesucht werden ... Ich für meinen Teil höre einfach eher auf mein Herz: Mag ich sie? Fühle ich mich wohl mit ihr? Dann bin ich auf GO! Passt! Wunderbar. Aus meiner Sicht ist das Gefühl der LIEBE das Gegenteil von kompliziert. Es ist auch nichts, was mit dem Willen oder mit Argumenten verstärkt werden kann. Ich erinnere mich sehr genau, wann ich das erste Mal Zuneigung zu ihr fasste, in welchem Moment, und ebenso genau, wann ich - zu meiner eigenen, nicht geringen Verblüffung - spürte, dass ich in sie verliebt bin. Nicht der Fakt, dass ich mich in sie verliebte, verblüffte mich, das kein bisschen, sondern die Stärke und Unabweisbarkeit des Gefühls. Auch, dass ich dazu überhaupt fähig war. In meiner Schulzeit hatte ich mal eine besonders heftige Verliebtheit erlitten, in ein Mädchen aus der Klasse unter mir. Sie war über Jahre mein Secret Crush. Und ich dachte damals, so heftig kann und wird es mich nie wieder erwischen. Weit gefehlt. Die Liebe vermag erstaunliches. Wer immer Liebeskummer hat, bekommt es von mir schriftlich, die unwiderlegbare Erkenntnis, dass man gebrochene Herzen problemlos kurieren kann. Wer einmal geliebt hat, wird es, falls die Liebe endet, immer wieder können. Daran glaube ich absolut. Aber wenn ich mich noch mehr reinsteigere in dieses Thema, sollte ich besser anfangen, Beziehungsratgeber zu schreiben.