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Das ist ja ein Stückweit auch okay.
Das ist ja ein Stückweit auch okay.
Das ist ja ein Stückweit auch okay.
Das ist ja ein Stückweit auch okay.
Das ist ja ein Stückweit auch okay.

(Versuch, mir das einzureden.)

Weiteres Beruhigungsmittel bzw. Lösung C: Ich könnte die Uhr zur Not ja auch weiterverkaufen. Dürfte bei unter 50% des Normalpreises gut möglich sein. Falls das Gewissen und meine Maßlosigkeit mich zu sehr belasten.

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Es ist natürlich nicht okay. Nichts ist okay. Das ist mein Grundgefühl. Ich kriege meine Arbeit nicht gut genug hin. Ich bin häufig müde. Ich kriege den Umzug meines Sohnes nicht gut genug geregelt. Und die dreißig Sachen für die Immobilien und Steuererklärung. Gestern habe ich zwei Stunden lang auf der IKEA-Seite rumgerödelt, um die Küchensimulation dort hinzubekommen und den Bestellvorgang anzuleiern. Mein Sohn und ich zusammen hatten es vorher nicht richtig geschnallt. Sehr interessantes und unschönes Nebendetail: Ich komme oft alleine besser hinter so etwas als mit meiner Frau oder mit meinem Sohn. Überhaupt habe ich das Gefühl, an jedes Detail selbst denken zu müssen, was wohl meine eigene Panik und Übertreibung ist. Aber Projektleitung, den Anderen einzubinden, zu delegieren: ist sicher nicht die Sache meiner Frau. - Ist bei der Arbeit ähnlich, ich bin gerade bei Kolleginnen immer heilfroh, wenn die einigermaßen systematisch sind, vorgehen.

Habe den Eindruck, dass auch 90% an mir hängen bleiben, wobei das vermutlich ungerecht von mir ist gegenüber meiner Frau und meinem eigentlich sehr sortierten Sohn. Meine Frau macht in Wahrheit sehr viel, nur redet sie eben nicht gerade zielgerichtet darüber. Nervt mich kolossal.

Abends kurz vor 23 Uhr schreibe ich noch irgendwelchen Mist, statt dass ich früh ins Bett gehe. Und je belasteter ich bin, desto mehr bin ich eigentlich auf Kuscheln und körperliche Nähe aus. Ich brauche das irgendwie. Je mehr Stress wir haben, desto mehr ist aber meine Frau auf Distanz. Heute und morgen kriegt sie auch noch ihre Arm-Operation, so dass sie die nächsten Wochen im Haushalt mehr oder minder ausfällt. Dann kann ich mich darum auch noch komplett kümmern.

Nebenthema:
Hatte heute Nacht wieder meinen alljährlichen Prince-Traum. Ich träume ernsthaft von diesem Musiker, dass ich mit ihm irgendwo zusammen in einer Halle irgendeines Events/einer Flüchtlingsgruppe(?)/eines Basislagers am Himalaya(?) bin. Vollkommen absurder und vom Szenario her schräger Traum, doch er wirkte sehr real und plausibel, während des Träumens.
(Sehr bizarr: Es passiert mir etwa ein Mal pro Jahr, dass ich von diesem längst verstorbenen Künstler träume, und ich frage mich, was dahintersteckt; so eine Art Wunschdenken? Sehnsucht nach einem kreativeren Leben? Oder ist das eine Art Größenwahn? Geltungsdrang? Ich mag seine Musik, ja, aber rational ist er mir als Person egal (gewesen). Wieder dieses Ding: Ich würde kein Andenken von ihm haben wollen, weder ein Plektrum, mit dem er mal gespielt hat (so was kann man ernsthaft im Internet ersteigern), noch sonst etwas. Promis sind auch nur Menschen. Mit hier und da besonderen Talenten. So what? Hatte ein Mal ein Konzert mit ihm erlebt, das ich offen gestanden mäßig fand oder nicht so toll, wie ich es erhofft hatte. Ich weiß aber noch, dass ich es beeindruckend fand, seine Aura und die Begeisterung im Stadion.)

Jetzt ist dieses Paket mit der Uhr tatsächlich schon angekommen. Ich habe es noch nicht geöffnet, das mache ich nachher in einem hoffentlich ruhigen Moment. Schwer zu sagen, wie ich mich dazu fühle. Nicht ganz so schuldbewusst bzw. in diesem Gefühl, dass es mir nicht zusteht. Ich habe zudem das Vorgefühl, dass ich die Uhr etwas banaler finden werde als ich sie mir gewünscht habe. Zum Beispiel ist das Ziffernblatt dem angegebenen Maß nach exakt so groß wie meine jetzige Uhr, also nicht supergroß. Wobei das eigentlich genau die richtige Größe ist. (Etwa nicht?) Zu meinem Handgelenk passt wohl auch eine Uhr über 40 mm Durchmesser, größer wirkt m.E. in der Regel etwas besser (bei Männern), ist aber meiner Meinung nach eine Spur weniger komfortabel beim Tragen. Einfach gesagt, je größer und je bulliger so eine Uhr ist, desto eher bleibt man mal damit hängen.

Es ist kurz nach 16 Uhr und ich habe an diesem Tag nicht viel hingekriegt.

Ich werde die Uhr jedenfalls sehr achtsam und langsam auspacken und jede Sekunde, jeden Anblick, jedes Detail auskosten. Das ist die Absicht. Das ist so meine Art, die ich schon als Kind entwickelte. Er schnappte sich sein Geschenk, seine Beute, und zog sich damit an einen sicheren Platz zurück. Wirklich sehr ähnlich zu einem Berglöwen - sandbraunes Fell, große Tatzen - , der etwas erbeutet hat.

Etwas mehr beschäftigt mich gerade meine Müdigkeit. Heute habe ich nicht viel mehr hinbekommen als: meine Frau morgens um 9 zum Krankenhaus zu fahren. Sie bekommt/bekam endlich die Schrauben aus ihrem Unterarm - nach dem Armbruch vor fast einem Jahr. Gegen 14 Uhr habe ich sie wieder abgeholt. Zwischendurch war ich nur kurz einkaufen, habe mir eine Pizza gemacht, meinem Sohn ein bisschen Gemüse geschnitten, und ansonsten knapp über 2 Stunden im Internet rumgedaddelt. Wunderte mich nachher, was so lange gedauert hat, doch ich habe natürlich die eine oder andere Mail geschrieben, etwas wegen der IKEA-Bestellungen nachgeblättert und ein Nebenthema mit meiner Uhren-Bestellung, und Kommentare zum Länderspiel gestern gelesen und selbst was kommentiert. Da sind zwei Stunden schnell rum. Auf dem (zweiten) Rückweg dann vom Krankenhaus wurde ich sehr müde. Keine Ahnung, was mich immer so an meine Grenzen bringt. Vielleicht atme ich auch ungut, bin grundsätzlich zu angespannt. Ein wenig hatte ich auch Sorge, ob etwas bei der Vollnarkose passiert. Es war völlig irrational, doch ich konnte, als ich meine Frau abholte, nicht schnell genug zum Krankenhaus fahren. Ich bin die Strecke in 20 Minuten gefahren und eigentlich braucht man 25 dafür. Nicht mit quietschenden Reifen, aber Kurven schneidend und sehr schnell. Es war keine Panik, doch eine große Unruhe, Ungeduld, sie gesund und (halbwegs) munter zu sehen. Danach kam dann die Müdigkeit in mir auf.

Okay, ich werde jetzt ein paar Kekse essen, sie mir gönnen, während ich diese Uhr bzw. das Auspacken zelebriere. Ich habe das vielleicht nicht verdient. Aber ich habe sie hier jetzt, um fast 60% günstiger gekauft als der Originalpreis. Das ist doch gut. Das ist doch schon mal was. Darauf kann ich mich herausreden - oder? Ich spüre, dass meine materielle Lust, meine Gier nach Schönheit, danach, diese Sache genießen zu können, zu wollen, das Kommando übernimmt.

Das wird nur mich selbst wirklich interessieren, aber der Vollständigkeit halber: ein Bild von meiner neuen Uhr. Um die ging es mir in den vorigen Kommentaren.
Sie wirkt insgesamt kleiner und dezenter, als ich es gedacht hätte, daher bin ich im Moment nicht ganz aus dem Häuschen. Grundsätzlich bin ich durchaus angetan! Die Farben sind etwas dunkler/matter als in echt, das kommt vom schwachen Licht des Fotos.

Mit solchen Themen bin ich tatsächlich befasst:

Ich überlege eigentlich, ob ich die Uhr nicht doch zurückgebe. Diese Unsicherheit speist sich aus zwei Gründen: Letztlich ist die Uhr doch sehr klein, d.h., sie wirkt klein, vermutlich weil sie eher dunkel ist und wenig Kontrast hat. Jetzt habe ich sie bei Tageslicht noch gar nicht richtig ansehen können. Das werde ich noch tun. Natürlich wusste ich vorher, dass sie nur 37,5 mm Durchmesser hat, eine normale Größe für Armbanduhren. Aber wie das am Handgelenk wirkt, ist dann doch eine andere Sache.
Das zweite ist: der Preis ist eben doch eine Spur über meinem Niveau. Ich kann mir jetzt fünf Mal einreden: Man kann sich ja auch mal was gönnen. Diese Kleinigkeit ist nun auch nicht überzubewerten, doch gestern hatte ich die Uhr mal für ein paar Minuten verlegt bzw. nicht sofort wiederfinden können; ich bin sofort ein bisschen nervös geworden. Eine Uhr für über hundert Euro verliere ich höchst ungern. Bei einem günstigeren Modell habe ich etwas mehr das Gefühl, ein Verlust ist zwar unschön, macht mir aber nicht viel aus, ist kein Weltuntergang.
Andererseits: Das Saphirglas (praktisch nicht zerkratzbar) und die Wertigkeit der Uhr, das ist schon schön. Die im Gehäuse versenkte Krone ist nett. Das Armband gefällt mir ebenfalls sehr. Wobei ich mich fast schon an die Metall-Armbänder gewöhnt habe. Die sind etwas weniger anfällig für Verbiegungen, Verformungen, bei ihnen franst kein Loch aus (durch häufige Verwendung), zudem lässt sich der Verschluss und damit die Bandlänge millimetergenau einstellen. Das Lederband hingegen ist mir vom Material her sehr recht, etwas sinnlicher, m.E.
Es gibt Gründe, warum ich diese Uhr ausgewählt habe.
Und es gibt Gründe, sie wieder zurückzuschicken.
Ich muss mir das regelrecht vornehmen:
1. Die Uhr noch mal richtig bei Tageslicht ansehen.
2. Auf mein Gefühl achten und sie notfalls eben doch zurückschicken.
Erstes Argument: Bei dem Preis nicht so ganz glücklich zu sein mit der Uhr, wäre nicht passend. Dann kann und darf ich das widerrufen.
3. Zweites Argument, ich höre auf den Punkt: teure Uhren sind einfach nichts für mich.

Tja, hier in NRW ist es um 9:30 Uhr so düster/bewölkt/grau, dass ich immer noch keinen richtigen Tageslichteindruck von meiner Uhr habe.

Ich denke, ich werde sie zurücksenden. Das ist einfach nicht meine Welt, Uhren im dreistelligen Bereich.
Ich bin zudem ja erfahren und zufrieden damit, mir für 30-40 Euro immer eine recht gutaussehende Uhr auszusuchen.

Mir fiel noch mein Leitsatz ein, mal wieder mit Verspätung: Sich von solchen äußeren Gegebenheiten nicht zu sehr in Beschlag nehmen zu lassen!
Ein gesunder Mensch würde derlei Probleme und Problemchen auch nicht nah an sich heranlassen. Und auch wenn unser Kontostand gut ist, er ist es nicht durch meine eigenes Zutun. Man sollte im eigenen Rahmen bleiben.

Wenn ich ehrlich bin, geht mir dieses Thema an die Nieren; das eigentlich im Raum steht, dass meine Frau mal sehr viel erbt bzw. dass wir mit den Immobilien ein bisschen besser gestellt sind/sein werden. Das ist ja erstens relativ, zweitens ein eher abstrakter Reichtum - es ist unrealistisch, anzunehmen, dass wir die Immobilien verkaufen (können) und dadurch viel Geld einnehmen -, aber rein theoretisch stehen da hohe Werte hinter.

Vielleicht bin ich auch längst korrumpiert. Sonst wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, mir eine teure Uhr zu bestellen. Ich habe auch noch weitere Schnapsideen, von denen ich mich noch nicht ganz verabschiedet habe, u.a. mir mal für ein, zwei Tage einen Maserati auszuleihen. Just for fun. Aber was soll so was? Wem willst du damit imponieren? Du weißt doch von dir selbst, dass dir jegliche Angeberei zuwider ist. Vor allem: Ich würde mich nicht heil fühlen damit. Das ist einfach nicht meins!
Also reflektiere dich ab und zu. Was ist deine ehrliche, bodenständige Sicht der Dinge?
Du kannst ja mal auf den Putz hauen, wenn wirklich mal eine Viertel Million oder so auf dem Konto stehen sollten. Unwahrscheinlich, dass das die nächsten 5-6 Jahre der Fall sein wird.
Daher: Krieg dich mal ein.

Ich muss aufhören, hier TB bzw. Notizen zu schreiben. Wenn ich meine Beiträge wiederlese, kriege ich die Krise. Was ich alles ausplaudere, WIE ich es ausplaudere, wie aufgesetzt und unaufrichtig ich schreibe! Was für ein kompletter Vollidiot ich bin. Wann habe ich endlich ein Einsehen?
Habe übrigens etliche Zeilen hier wieder begonnen, nur um sie kurz vor dem Klicken auf Absenden wieder zu streichen.

Au Mann. Abgesehen davon, dass ich zu viel zu erledigen habe - neulich kam noch die Kündigung der Autoversicherung hinzu, wir haben nur zwei Stunden gebraucht, um ein besseres Angebot im Internet/per Telefonieren rauszufinden -; ich habe mal wieder meinen Geschenke-Wahn. Oder: leichte Panik, wobei dieses Wort für so etwas Unerhebliches ... Also mir ist klar, eine Panik-Attacke ist in diesem Forum etwas Ernsteres.

Ich habe jedenfalls mal wieder was auf Amazon bestellt. Der Punkt ist: Zwei der vier bestellten Sachen sind wohl eindeutig für mich! Weihnachten habe ich immer das Problem, dass ich nicht weiß, was andere wollen. Aber für mich selbst, da entdecke ich immer zwei Dutzend Sachen!

Die teure Uhr habe ich immer noch nicht zurückgeschickt. Muss ich wohl noch machen. Das war ja auch so ein Geschenk an mich selber. Ich sollte diese Selbstbeschenkungsphase verlagern NACH Weihnachten und ausnahmsweise mal an ANDERE denken.

An andere denken ... von wegen. Das konnte ich noch nie gut. Ich bin mit mir selbst befasst, in einer geradezu permanenten und hamsterradähnlichen Dauerschleife. Jetzt und heute z. B. Eigentlich denke ich die ganze Zeit: Das ist mir zu viel. Ich bin der ärmste Hund auf diesem Planeten, ein geprügelter Hund, der nirgendwo unterkommt. Nass, dreckig, kalt - so ist mein Avatar. Im Regen stehen gelassen. Mein Selbstmitleid ist riesig. Eigentlich könnte ich ein Narzisst sein. Zumindest wenn man mein Selbstmitleid betrachtet.
Heute z. B. muss ich 4 Sachen bei der Arbeit hinkriegen. Eine davon reicht mir bereits völlig. Muss mit meiner Frau Immobilien- und Steuerangelegenheiten regeln. Die KFZ-Versicherung wechseln, auf jeden Fall noch bis Donnerstag. Dann haben wir den Küchenmontage-Termin bei meinem Sohn. Ich wollte früher hinfahren, um noch Dinge vorzubereiten für den Monteur, meine Frau aber hat sich durchgesetzt, dass wir erst knapp eine Stunde vorher fahren, und was wir dann nicht vorbereitet kriegen (die Schränke schon mal zusammenbauen), macht halt der Monteur. Sie denkt sich das immer so leicht. Ich denke eher, ich hätte es ganz anders vorgeplant. Bin ja sonntags extra noch einen Vormittag hin, um wenigstens mal anzufangen. Sie scheint keine Peilung zu haben, was für ein Aufwand das ist, und dass das schnell drei, vier Stunden mehr werden, die wir dem Monteur bezahlen müssen. Oder ich schiebe zu sehr Panik.
Wieder habe ich das Gefühl: Ich habe mich zu schlecht eingestellt auf diesen Termin, ich denke nicht an alles, ich werde mich von dem, was der Monteur dann treibt, wieder überrumpeln lassen. Wenn er irgendwas macht, was wir so eigentlich gar nicht wollten, das Teil dann zu weit links oder zu niedrig oder wie auch immer falsch steht, bin ich wieder Schuld daran. Weil ich es nicht überblickt habe. Meine Frau macht es eh nicht. Sich wirklich mit etwas befassen, abwägen, vielleicht sogar mit mir darüber reden. Ich habe oft das Gefühl, es hängt alles an mir, obwohl das objektiv gar nicht stimmt.

Die ganze Zeit über - das ist der Punkt - habe ich das Gefühl in mir: reicht nicht, ich mache es nicht gut genug, ich bin eine ziemliche Niete. Ich müsste das alles viel besser im Griff haben. Zudem bin ich sowieso am Rand, dass wir diese Aktionen bei schlechtem Wetter machen müssen. Bin heilfroh, wenn es nachher wenigstens nicht regnet, während wir noch ein paar Sachen ausladen. Ich hätte mir heute besser frei genommen.

Und meine Liebste jammert dann auch noch rum, ist selbst am Rande, statt dass sie mich stützt und vielleicht Verständnis zeigt, dass ich ja auch noch arbeiten muss. Das hier ist gerade meine Mittagspause. Ich esse nebenher und tippe diese dummen Zeilen. Ich bin so mega unzufrieden mit mir. Ich halte mich wirklich für einen Vollidioten, schlechten Vater, schlechten Mann in allem. Dabei könnte ich doch auch Verständnis für mich haben, dass das gerade etwas viel ist und ja verständlicherweise ... Ich habe meine innere Ruhe verloren.
Außerdem besteht mein komplettes Leben nur aus solchen Problemen und Problemchen. So kommt es mir vor. Fast immer. Mir ist das alles zu viel. Ich werde durchatmen, wenn endlich Weihnachtsferien sind - und mich aus übertriebenen Familienfeierlichkeiten raushalten, nach Möglichkeit.

Tief durchatmen - die Schneereste auf dem Balkon bewundern - HETZE DICH NIEMALS - Alles wird gut - Wird schon halbwegs funktionieren - Höre, wie die angetauten Eisschollen und -zapfen vom Hausdach und der Regenrinne herunterkrachen, ja fast -knallen auf das Dach des Wintergartens, wann hast du das das letzte Mal vernommen? Lange her! Es sind natürlich nicht viele und nur kleine Stücke. Gegen 11:30 Uhr war der Tau-Höhepunkt. Doch das weit hallende Knallen klang, als würde ein Eiskontinent aufbrechen und die seit Jahrtausenden eingefrorenen Mammuts, Säbelzahntiger und Fabelwesen wieder freigeben. Das ist jedenfalls in meiner Phantasie der Fall. Oder ich habe zu viele Ice Age-Filme gesehen.

Ich muss sagen, ich habe eine Schwäche für Schnee und Eis. Herrlich ist die Winterlandschaft! Allerdings sollte das Ganze auch nicht länger dauern als eine Woche, weil mir dann schnell die Wärme fehlt.
(Und das heute ist oder war sowieso nur eine verschüchterte Andeutung von Winter. Trotzdem eigentlich schön. Es waren vielleicht zwei Zentimeter Schnee, nachts, die Temperatur draußen tagsüber deutlich im Plus-Bereich.)

Stress. Weil ein Kunde etwas schnell haben wollte, saß ich letztlich bis 7 am PC. Wobei ich natürlich mittags mir eine Stunde extra Freizeit gegönnt habe, weil ich noch ein Spiel selbst gestalten und bestellen wollte. Ich behellige die Verwandtschaft an Weihnachten häufig mit selbstgemachten Kalendern und Kartenspielen oder dergleichen.
- Falls das irgendwer wissen will, letztes Weihnachten hatte ich eine gute Geschenkidee, einen Pilz- ... wie nennt man das richtig ... Pilzzuchtkorb oder so ähnlich. Also ein Teil, aus dem nach ein paar Tagen Pilzen sprießen. Meine Nichten waren angetan davon. Und es waren essbare Pilze.

Zudem sollte ich meinen Sohn dann noch bei der Wahl des Internetproviders unterstützen. Was er eigentlich besser raussuchen und beurteilen kann als ich. Und wir haben heute die Autoversicherung gewechselt. Ich glaube, ich habe heute von halb neun bis 20.30 Uhr Computersachen gemacht. Und mir ist es zu viel. Zwischendurch kamen ein paar Bestellungen an, die ich für Weihnachten gemacht habe, die habe ich natürlich auch mittags intensiv angeguckt, doch eigentlich war ich da schon müde und abgespannt. Hat mir nicht so viel Spaß gemacht, wie ich es mir wünschte. Die (teure) Uhr habe ich immer noch nicht zurückgeschickt, irgendwie komme ich nicht dazu und sehe es momentan auch als sekundär. Gestern hatten wir ja noch ziemlich lange in der Küche meines Sohnes gerödelt. Ein Handwerker kam, um die Küche richtig aufzubauen und anzuschließen. Theoretisch hätte ich mir bis auf den Herd das auch selbst zugetraut, aber Erfahrung habe ich damit nicht wirklich. Mein Sohn und ich habe ein paar Schränke zusammenmontiert, Schubladen und Scharniere. Hundertprozentig abgeklärt, was der Handwerker macht und was er nicht macht, haben wir eigentlich gar nicht. Irgendwann ließen wir ihn allein in der Wohnung, sind so gegen halb sieben weggefahren. Draußen die Kälte dann tat mir ausnahmsweise fast gut. Aber ich wollte für mich sein. Um mal für zehn Minuten für mich zu sein, bin ich auf der Rückfahrt in einen Supermarkt gegangen, während die beiden quasi parallel dazu einen benachbarten Drive In von Burger King ansteuerten. Noch eine Station weiter fuhren wir dann tanken, und mich überkam dabei ein Wintergefühl, weil an dem Eimer für das Wischwasser, der an unserer Säule stand (oder nahe dran), ein paar Schnee- und Eisreste hafteten. Fand ich merkwürdig, denn der allermeiste Schnee des Tages war längst weggetaut.

Ich komme einfach nicht richtig zu mir, in diesen Tagen. Denke immer nur von Wochenende zu Wochenende. Das mache ich sowieso fast grundsätzlich. Wie schon vor ein paar Tagen geschrieben: Mir ist das alles ein bisschen zu viel. Aber es normal, dass der Umzug meines Sohnes zusätzlichen Stress auslöst. Das wird schon noch alles. Gerade im Winter ist das nicht angenehm, dass wir eben einige Gänge und Erledigungen und viel Renovierungskram extra zu tun haben. Im Sommer wäre ich drei Mal entspannter. Im Sommer ist so ein Wechsel viel leichter. Aber ich fange wieder an, zu schwatzen.

Ich werde wohl noch ein bisschen Bayern gucken, in der Hoffnung, dass ich dabei etwas runterkomme. So richtig interessieren tut es mich nicht. Mal schauen. Was immer du fühlst, es ist okay.

Mann, Mann, Mann, Mann.
Was ich mir hier schon wieder zusammenschreibe ...

Also, ich habe den Eindruck, dass ich zwei Konzepte in mir habe.

A) Die Beschönigung.
Damit meine ich, sobald ich mal etwas hinkriege, bilde ich mir etwas darauf ein. Möchte ich mir selbst (noch mehr als anderen) damit imponieren.
Mir wohlwollend (und als wollte ich damit glänzen) zureden: Du bist doch eigentlich ein liebenswürdiger, talentierter, intelligenter, einfühlsamer, neugieriger und sonstwie positiver Typ. (Wenngleich ich auch weiß, dass ich oft überempfindlich reagiere, zu wenig selbstbewusst bin und dass ich nicht gut mit Aggressionen umgehe.) Eigentlich will ich Harmonie und nett sein. Absolut. Scheint im Prinzip keine so falsche Wahrnehmung zu sein: Die meisten meiner Kollegen (z. B.) halten mich für einen umgänglichen, netten Typen. Ich rede mir das zu, nicht mit voller Überzeugung, aber in Wahrheit bin ich (auf unangenehme Weise) stolz oder bedacht darauf, Gutes an mir festzustellen.

Ein Beispiel:
Am Samstag habe ich bei IKEA ein Portemonnaie gefunden. Mein erster Impuls war: Es einstecken und für mich ausschlachten. Eigentlich dachte ich dabei weniger an die hundert Euro (um den Dreh war etwa so viel darin), als daran, dass ich ziemlich gerne durchstöbere, was Menschen so für Karten und Dokumente in ihrer Brieftasche haben. (Ich gucke übrigens auch gerne in anderer Leute Wohnungen; kann ich nicht ändern, diese Schwäche. Nicht um zu stalken, sondern aus Neugier, wie sie ihr gemütliches Heim hinkriegen! Wie machen das die anderen? - immer spannend für mich!)

Das Portemonnaie war dick und überladen, so was macht mich wuschig vor Neugier. (Übrigens hatte ich auch die Assoziation, der Besitzer müsse genauso dick sein. Oder ein bisschen tollpatschig.) Andererseits ist es ja auch banal, es ist doch immer dasselbe in diesen Börsen. Doch herauszufinden über den Besitzer, was aus der Brieftasche herauszufinden ist, das reizte mich ungemein. Die Euros zu stehlen, war ebenfalls eine Versuchung, doch deutlich die kleinere.
Dann schlug nach ein oder zwei Sekunden mein moralisches Gewissen zu. NATÜRLICH gibst du das Teil im Fundbüro ab, schon aus Prinzip, von wegen Kant und der kategorische Imperativ. In was für einer Welt willst du leben? In einer, in dem die Leute stehlen, bei der erstbesten Gelegenheit? Natürlich NICHT. Also stehle ich auch selbst nicht. Ich bin ein guter Mensch - daher gebe ich das Ding logischerweise ab.
So weit, so okay. Es ist aber sehr interessant, was danach mit mir passierte.
Ich achtete sehr darauf, ob der IKEA-Mitarbeiter nicht dubios wirkt (und das Portemonnaie am Ende selbst einsteckt). Ich achtete darauf, ob der Name bei der darauffolgenden IKEA-Durchsage richtig ausgesprochen wird. Eigentlich war ich versessen, dem Besitzer zu begegnen und mich von ihm herzen zu lassen. Dafür, dass ich ihm den Tag gerettet habe.
Ich habe einen Tag später allen Ernstes im Internet gegoogelt, ob ich die Email-Adresse dieses Mannes finden könnte. Wollte mich vor ihm als guter Mensch von Sezuan präsentieren. Ist das nicht extrem geltungsbedürftig? Ja. Ein guter Mensch handelt einfach nach seinen Maximen, und macht daraus keine Selbstinszenierung. Er spekuliert nicht auf Applaus oder wohlwollendes Schulterklopfen.

Aber ich kam anscheinend nicht ohne aus. Habe den Typen ernsthaft im Netz gesucht, gefunden und angemailt. Schrieb in die Mail so etwas rein wie: Wollte nur wissen, ob die Brieftasche wirklich angekommen ist?!?
In Wahrheit wollte ich Applaus. Fand ich den Gedanken unangenehm, dass ich unbekannt und unentdeckt vom Finder blieb. Wenn ich schon gut bin, will ich auch, dass alle es merken.
Dies ist anscheinend wirklich meine Art. Mindestens zum Teil.
Ich deute das eher so: Ich bin so sehnsüchtig nach ein bisschen Stellung und Stand im Leben, dass ich aus allem bisschen Positiven eine Show mache. Seht her, ich bin ja doch nicht durchsichtig! Ich bin gar nicht so ein Loser, wie ich mir ständig vorkomme! An mir ist auch Vorzeigenswertes dran! Habe ich das nicht gut gemacht? Will nicht in Wahrheit jeder mit mir zusammen sein? Mich als Freund haben? Ich bin gar nicht so unterqualifiziert für alles, für Beziehungen, für Nähe, fürs Leben. Ich will mir das einreden können. Applaus, Applaus! Hier komme ich! Wie süchtig ich nach Anerkennung und Zuneigung bin. Weil sie mir fehlt. Ich habe niemanden, der mich gerne küsst oder mal in den Arm nimmt.
Mit mir wollte noch nie jemand ernsthaft Freund sein. Noch nie. (Ich habe einen Beinahe-Freund, kurz gesagt, das war´s).

Übrigens hat dieser Finder mir dann 50 Euro angeboten, aus Dankbarkeit. Nahm ich natürlich nicht an. Ich will, dass du mir applaudierst und mich umarmst, nicht, dass du mich mit einem Geldschein abspeist. Diesen schrägen Gedanken hatte ich irgendwo im Hinterkopf.

B) Das zweite Konzept ist das des Mich-Niedermachens.
Die Selbstabwertung. Dieses Konzept ist komplementär zum ersten. Wer sich häufiger abwertet, der entwickelt als Ausgleich die (fast schon narzisstische) Bestätigungsgier. Oder aber wer ständig Mangel an Zuspruch erfährt, der übernimmt dieses negative Bild natürlich in die Selbstbewertung. Zumal ihn ständig eine Art Schuldgefühl, dass er zu viel von den anderen erwartet/ verlangt. Er weiß, dass es unangemessen ist, auf Applaus und Belohnungen zu spekulieren. Was wiederum die innere Unruhe erhöht.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich die Bedürftigkeit in mir DROSSELN; dieses Anliegen spüre ich jeden Tag, jede Stunde. Wäre ich doch bloß nicht so bedürftig. Wäre ich bloß nicht so angewiesen auf andere! Zusammen mit der Erfolglosigkeit all meiner (zaghaften) Bemühungen führt das in die Depression.
Das ist kein geringer Anteil in mir, der am liebsten alle körperlichen und sonstigen Wünsche in mir zum Schweigen bringen möchte. Ohne Gier, ohne Bedürftigkeit lebt es sich leichter. Aber sich selbst zu bekämpfen, statt sich und seine Regungen willkommen zu heißen, mündet in Depressivität. Und es hat mich überhaupt nicht gewundert, dass dieses Zeug namens Sertralin ein wenig meinen inneren Zensor zum Schweigen brachte; der Zensor, der einem einsagt, dass alles nicht gut genug ist in und an mir. Ich war mit dem Medikament ein kleines bisschen weniger selbstskeptisch. Nicht jede geistige oder körperliche Regung wurde bombardiert mit der Überzeugung, sie sei unangemessen, fordernd und unzureichend. Dieses Bombardement ließ ein wenig nach. Das ist an sich gut. Gesunde Menschen hinterfragen nicht permanent, ob ihre Regungen okay sind; sie haben sie einfach, und leben sie aus. Die Wahrheit ist wohl der Mittelweg, auch Gesunde kennen den Selbstzweifel, nur ist er nicht sonderlich stark oder bestimmend.

Anderes Beispiel: Jemand fällt hin, rappelt sich auf und geht weiter. Ein übersensibler und frustrierter Mensch wie ich begleitet das mit vielen Wertungen: Es ist peinlich, dass ich hinfiel. Wie dumm bin ich, hinzufallen! Ich werde beim Aufstehen so tun, als wäre ich gar nicht gefallen, dann ist die Gefahr geringer, jemand lacht mich aus. Ich werde es nie hinkriegen, gut zu laufen! Wie hässlich mein Körper ist! Wie ungeschickt! Ich kriege nichts hin! Nicht mal das. Und auch, wenn ich es schaffe, wieder aufzustehen: So großartig war diese Leistung nicht. Sie war in Wahrheit läppisch. Was anderes als einfache Aufgaben kriege ich eh nicht hin. Also muss es läppisch gewesen sein. Und ich schreibe auch noch fast zehn Zeilen darüber! Was für ein Nerd und Loser ich bin ... Ein gesunder Mensch würde vielleicht kurz Aua! ausrufen, sich wieder aufrappeln, sich zwar nicht wohl fühlen dabei, aber im Großen und Ganzen bringt ihn solch ein Stolpern nicht in eine negative Gefühlslage. Er hat Verständnis für sich selbst, statt sich für so einen kleinen Fehler runterzuputzen. Kann jedem mal passieren! Das denkt der Normale. Ich aber nehme es als weitere Bestätigung für meine Untauglichkeit. Und werte mich übrigens auch dafür ab, dass ich mich ständig abwerte. Es ist ein Teufelskreis.

Auf den Trichter, dass ALLE Menschen bedürftig sind und ich auch etwas geben kann; anders formuliert, dass es am besten ist, in einem Gleichgewicht aus Geben und Nehmen zu sein, komme ich in hundert Jahren nicht.

Da ich das nicht hinkriege, ist (an stressigen Tagen wie derzeit besonders) in mir fast permanent das mulmige Gefühl, nicht zu reichen. Oder das Gefühl, es braucht nur noch eine negative Meldung, eine kleine Auflösung, ein Versäumnis, ein Autounfall oder eine Prüfung meiner Bilanzen, metaphorisch gesprochen, um mein Kartenhaus des nur vorgetäuschten Selbstbewusstseins einstürzen zu lassen.
Guckt jemand näher hin, tritt mein Scheitern und meine Untauglichkeit zum Vorschein.

Das Konzept der Selbstabwertung hat auch positive, entlastende Aspekte. Wer ohnehin einen geringen Selbstwert hat, der ist nicht mehr so anfällig für Enttäuschungen. Ich bin es z. B. gewohnt, dass Frauen mich links liegen lassen. Habe ich erst ein negatives Selbstbild entwickelt, stößt mich ein weiterer Korb nicht so gravierend tief herab, weil ich eh schon im Keller hause. Es ist also in gewisser Weise auch eine Schutzmaßnahme. Wie ein Deichbauer sorge ich vor, indem ich meine Umgebung über mich erhöhe. Dann kann meine Welt nicht überflutet werden. Dummerweise mache ich mich dabei selbst so klein, dass ich die Anderen nicht mehr erreiche.

C) gibt es natürlich auch noch. Ein drittes Konzept. Ich meine den Anteil in mir, der mich (ernsthaft) okay findet. Manchmal bin ich auch halbwegs ausgeglichen, das gibt es ja auch. Es ist allerdings ein geringer Anteil und eher ein fragiles, schnell auszuhebelndes Selbstbild.

Ganz ehrlich, wie kann man den Winter - vor allem, wenn fast kein Schnee liegt - mögen? Ich kann Kälte nicht gut haben. Auch nicht diesen Wechsel zwischen Minusgraden draußen und dann in geheizte Räume kommen. Genug gejammert. Ich bin sooo müde und gereizt. Genug. Ich gehe in die Küche und mache mir noch einen Tee. Bewege mich vielleicht auch ein bisschen, um mich von innen zu wärmen. Vorhin habe ich schon 20 Kniebeugen mit Seitheben der Arme gemacht. Hat nicht lange angedauert, der positive Effekt dadurch. - - -
Lass los. Es wird schon. Es wird alles.

Meine Träume sind oft so bezeichnend und auf eine Art beschämend entlarvend ... Ich bin der Ansicht, dass sie meine Ängste und Nöte ungeschminkt spiegeln. Oder dass jedenfalls die Ängste und Nöte darin durchkommen. Es hat ein bisschen was Heilendes, dass mir das vorgeführt wird, gleichzeitig etwas Mich-Beschämendes und sehr Unangenehmes. Ich werde auf Normalmaß zurechtgestutzt und bin voller Angst. DAS steckt auf jeden Fall in meinen Träumen.
Ferner sind meine Träume ja oft auch verrätselt, unlogisch, wie eine Aneinanderreihung von Versatzstücken. Ein bisschen, als würde man aus Realitätsfetzen eine Collage anfertigen, die weder Sinn noch künstlerische Bestnoten verdient hat, die aber von sich behauptet, Sinn zu ergeben. Im Traum fühlt es sich logisch an, fast auch überzeugend.
Würde ich ein Traum-Tagebuch führen, würde es mich vermutlich ... etliche Nerven kosten, mich dieser Sammlung zu stellen.

Vorhin (Mittagsschlaf) träumte ich Folgendes: Dass ich ihr wieder mal begegnen würde, ich nenne sie mal S. - - - Die einzige Frau, mit der ich wirklich je eine magische Nacht hatte. Abgesehen davon, dass wir gar nicht weit gingen. Dass es nicht passierte. Mein Selbstbild ist: dass ich untauglich bin für diese eine Sache. Und sie ist mein Gegenbeweis. Dass auch ich bei diesem Spiel mitspielen kann. Das war so e rot isch und so wundervoll, sie hat sich perfekt angefühlt ... (Mein Gott, wie banal das für andere zu lesen sein muss! Vermutlich haben sehr viele Menschen diesen einen und einzigen Partner oder die eine oder einzige verhängnisvolle Affäre, bei der etwas Magisches geschah, und der sie chronisch nachtrauern ...) - - - Es ist banal, das erkenne ich kopfmäßig durchaus, aber meine Gefühle kommen trotzdem nicht mit - - -

Es ist banal. Wie ich wünschte, mein Leben und das, was ich berichte, wären es nicht. Man muss sein Bestes geben und sich entwickeln; genau damit habe ich meine Schwierigkeiten.

Also, ich träumte, sie und ich wären (noch mit weiteren anderen) auf zwei (oder mehreren) Schlitten (? oder ähnlichen Transportmitteln, was immer ähnlich hier heißen soll) unterwegs, durch eine Stadtschlucht hinunter zu den Seen, oder wenigstens einem See. Sommer, Badezeit! Wir lassen die Stadt hinter uns. Wo wir übrigens, so ist mein Gefühl, in glanzvollen Wohnungen leben, moderne, schicke Wohnungen mit vielen großen, bis zum Boden reichenden Fenstern, der äußere Ausdruck unseres Reichtums. Und in dem Traum ist es so: Die, die mich reich macht und der ich es verdanke, dass ich motiviert und engagiert durchs Leben gehe, ist SIE, S.

Am See ist sie (aus unwichtigem Grund) als erste und badet bereits mit ihrem Nicht-von-dieser-Welt-Astralkörper im herrlichen Wasser. Sie taucht auf, nahe dem Beckenrand, und streicht sich die nassen, strähnigen Haare zurück. (Sie sieht dabei ein bisschen so aus wie Jennifer Lawrence, mit der sie vom Typ her Ähnlichkeiten hat.) Ich muss nicht erwähnen, dass das ein überwältigender Anblick für mich ist. Aber in dieser Szene bin auch ich nicht ganz hässlich. Ich verharre am Rand des Sees, es ist eher eine Art Pool, also ein befestigter Rand, und ich streiche mir ebenfalls meine in Wirklichkeit nicht vorhandenen Haare zurück.
(Das ist übrigens ein interessantes Detail: Ich träume in Träumen oft, dass ich noch Haare hätte. Da mein Traum-Ich weiß, dass ich solche schönen Trauminhalte nie so ganz glaube, setzt das Traum-Ich den Gegengedanken hinzu: Dass du in der Realität der Ansicht bist, keine oder zu wenig Haare zu haben, ist bloß ein Denk- und Frisierfehler von dir! Wenn du deine Haare vernünftig kämmst und die Geheimratsecken überdeckst, sieht dein Haar voll und jugendlich aus! Ernsthaft, das erzählt mir mein Traum-Ich im Traum, damit ich nicht aufwache und die Schwindelei bemerke.)

Jedenfalls streiche ich mir ähnlich wie sie die Haare zurück, meine sind allerdings noch nicht nass, ich bin ja außerhalb des Wassers, also sieht es bei mir nicht ganz so imposant aus. Das Zurückstreichen der Haare, wie jedermann weiß, ist eine e roti sche Geste, ein Standardsignal, das gerade Frauen häufig anwenden. Bei mir wirkt es ein wenig verzweifelt, bei ihr ist es echt und lebendig.
Und dann sagt sie diesen Hammersatz: Übrigens, ich heirate demnächst!. Und ich freue mich für sie. Dieses Gefühl steuert jedenfalls meine Handlung, ich antworte eine Spur zu euphorisch: Hey, toll, klasse! In Wahrheit habe ich neben der Freude für sie auch das Gefühl der Eifersucht und der totalen Verzweiflung. Und spiele mich dann auf als der nette, angeblich platonische Superfreund, der sich freut, wenn der Secret Crush seines Lebens sein bzw. ihr Glück findet. Und ich spiele mich als dieser platonische Freund auf, weil mir das unheimlich schmeichelt und weil dabei durchblinkt, durchscheint, dass ich diese Superrolle unheimlich gerne einnehme. Sie impliziert, dass ich in Wahrheit ihre bessere Nummer 1 bin oder wäre. Zu dieser Rolle gehört die Selbstüberschätzung: Wen auch immer sie heiratet, es ist die zweitbeste Wahl. Ich sonne mich in dieser besonderen Rolle. Der Freund, der sich opfert und dabei glänzt. Es geht nur um Glanz in dieser Geschichte. Selbst wenn sie jemand anderen wählt - und natürlich tut sie das, nicht nur, weil auch ich jemand anderen gewählt habe, sondern weil ich in Wahrheit nie eine Option für sie war, also sie hat mich nie gewollt, ich komme bestenfalls unter den ersten 20 vor in der Reihe ihrer Kandidaten -, sonne ich mich noch in dem Glanz, der ihr Interesse für mich bedeutet.

In meinem ganzen Leben bin ich nicht so einer perfekten Liebhaberin begegnet. Sie hat mir das ein bisschen ausgeredet, dass ich unattraktiv und untauglich bin. Sie als einzige. Und dass obwohl ich zuvor sehr guten S ex mit meiner ersten Freundin erlebt hatte. Das hatte mir kaum Selbstvertrauen gegeben. Weil es nicht von gleich zu gleich geschah. Mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben, es ist ohnehin zu viel Geplauder von mir.

Ihr Interesse an mir hat mir geschmeichelt. Nur mit ihr kam ich mir körperlich attraktiv vor. Das ist der Punkt. Der einzige und alles beherrschende Punkt, weshalb mein Fühlen und Denken so um sie kreist. Darüber hinaus war sie mir in Wahrheit ein bisschen egal. Wir fanden nicht wirklich zueinander. Obwohl ich ihr für das, was wir an kumpelhafter Nähe hatten, immer sehr dankbar war. Sie akzeptierte mich so, wie ich war. Sie zog bei mir nichts in Zweifel, sie vertraute mir, sie erzählte mir so ziemlich alles ohne Bedenken, weil sie wusste, dass es bei mir gut aufgehoben ist. Zum Beispiel sogar mal etwas über Flecken in ihrer Unterwäsche. Darüber, dass sie Angst hatte, vor Leuten eine Rede zu halten. Darüber, was sie an ihren Eltern nervte: sofort erkannte ich, welchen Konflikt sie da auszufechten hatte. Es geht bei ihr immer darum, dass sie es hasst, ausgenutzt zu werden, das fünfte Rad am Wagen zu sein, second best behandelt zu werden. Und wenn man dann dieses Gefühl des anderen nicht achtet, nicht wertzuschätzen scheint, dass sie sich einem anvertraut, dann können solche Konflikte aufbrechen wie der zwischen ihr und mir. (Dann hast du auch nichts Besseres verdient.)

Verdammt, wie besch****** ich mich den ganzen Tag lang schon fühle. Oder: Am besten GAR NICHTS fühle. Das wäre mir manchmal lieber!
Heute habe ich außer drei Butterbrote und fünf Mini-Tomaten noch nichts gegessen; das ist für mich sehr wenig.

Aber liegt auch daran, dass ich mich gestern Abend mit Süßigkeiten abgeschossen habe. Mir so viel Schokolade reingezogen habe, dass die Kalorien in Simbabwe für eine ganze Familie eine Woche reichen würden und ich mich nicht traue, die Menge hier hinzuschreiben. Eigentlich müsste ich Diabetes bekommen davon. Es hat mir nicht mal besonders geschmeckt. Und die Vollkörper-Schokolade mag ich eh nicht mehr. Dass war eher so ein Toffee-Ding mit Schokoladenüberzug.

So wie ich auch Eis mit Schokoladenüberzug mag. Grundsätzlich. Magnum ist immer so eine Sache. Eigentlich lecker, doch für mich ist das Sahneeis meist ein bisschen zu viel, zu mächtig, im Verhältnis zum Überzug.

Mein Gott, was für triviale Sachen ich schreibe. Willst du nicht noch hinzufügen, was dir an Fingernägeln gefällt und was nicht? Oder wieso du auf welchen Typ Frau stehst?


Eine der dreißig Sachen, die ich an mir nicht gut leiden kann: Ich labere herum.

Ich hänge total durch, aber das Süßigkeiten-Essen gestern reicht eigentlich als Erklärung.
Da meine Grundverfassung schlecht ist, haut mich jede zusätzliche Belastung schnell um.

Ich habe mich für den Rest der Woche krankschreiben lassen, und obwohl ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe arbeitstechnisch, denke ich gerade, es war die richtige Entscheidung. Ich bin etwas fertig mit der Welt. Letztes Jahr um diese Zeit war die Beerdigung meiner Mutter. Ich möchte mich momentan nicht daran erinnern.

Ich bin auch von der Arbeit her ein bisschen platt; kann es kaum erwarten, dass dieses Jahr endet und ich durch die dunkle Jahreszeit komme. Mein Erschöpfungsgrad rechtfertigt die Krankmeldung. Alles andere muss ich nicht überbewerten bzw. zu sehr an mich heranlassen.
Alles in allem, mal wieder ein besch. Jahr. Aber auch das: nicht zu sehr urteilen! Vielleicht bin ich mal wieder blind für das Gute. Wenn ich ein wenig nachdenke, fällt mir bestimmt was Positives ein. Man soll ja das schätzen, was man hat. Da gibt es bestimmt etwas!
Nein, jetzt zumindest mag ich das nicht überlegen. Ich spüre aber, dass es mir gut tun kann/wird, wenn ich mal drei, vier Tage Luft holen kann.

Das ist übrigens in der Tat ein seltsames und eindrückliches Gefühl; dieser Kipppunkt in mir; woran merkt man das überhaupt?; es geht mir definitiv noch schlecht, doch ich ahne bereits, dass ich mich werde entspannen und ein wenig fangen können.
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So ein verdammter Mist. Von wegen Kipppunkt hin zur positiven Wende, mir geht es miserabel. Ich habe vorhin Mittagessen gekocht, fühlte mich dabei bereits zu hektisch, seltsam unter Druck, dass das bloß nicht schiefgehen darf und schnell genug klappen muss. Ich war weit weg davon, das doch eigentlich schöne Tun dabei zu genießen. Auch jetzt hier am Schreibtisch, ich wollte/musste zwei Erledigungen angehen. Es ist nicht keine Panikattacke, aber mir ist alles zu viel. Ich bin mir selbst zu viel. Alles, was ich mache, ist irgendwie verkehrt, unzureichend, nicht akzeptabel.

Nehmen wir mal nur diesen Punkt: Oberschränke in der Wohnung meines Sohnes aufhängen. Letztes Wochenende hatte das ja nicht geklappt, im ersten Versuch. Wir war da schon den ganzen Tag lang zugange gewesen, es war spät, wir waren müde, da ist es fast nachvollziehbar, dass wir nicht gut klar kamen. Und ich glaube, ich habe trotz meines Alters noch nie wirklich Oberschränke selbst montiert. Ist nichts Besonderes, eigentlich; doch die Schrauben und Dübel hielten nicht. Das Teil krachte uns in die Hände zurück, und immerhin oder wenigstens hatten wir genug vorgesorgt/aufgepasst, dass der Schrank nicht auf die Arbeitsplatte sauste. Es klingt lächerlich, aber ich habe in meiner jetzigen Verfassung nicht die Fähigkeit, gelassen mit solchen Misserfolgen umzugehen.

Jetzt habe ich vernünftige Schrauben, Dübel und auch die richtige Bohrerspitze rausgesucht. Dennoch wenig Zuversicht. Stattdessen eher beinahe Panik, dass das wieder nicht klappen könnte. Eigentlich: Dass meine Erfahrung und meine Kompetenz bei diesem doch kleinen Problem nicht ausreicht. Normalerweise schaffe ich es, mit so etwas umzugehen. Mir ist auch noch nie bei derlei Aufgaben wirklich etwas zu Bruch gegangen. Trotzdem habe ich derzeit null Selbstvertrauen. - Sich von äußeren Dingen nicht auffressen lassen! - Doch, genau das passiert leider gerade. Ich komme mir untauglich und lächerlich vor. Wenn ans Licht kommt, womit ich alles Probleme habe und was bei mir alles fadenscheinig statt stabil ist, kann ich komplett einpacken.

Das Einzige, worin ich wirklich gut bin, ist, mich in die Pfanne zu hauen. Statt ansatzweise zu denken: Es war ja auch ein bisschen viel die letzten Wochen. Mach mal etwas ruhiger. Habe Verständnis für deine Erschöpfung. Das wird schon wieder! Von wegen! Am liebsten würde ich mich aus der Welt schaffen, mich wegwerfen! Ein durch und durch untauglicher, erbärmlicher Mensch mit Hang zum Selbstmitleid. Ich kann mich selbst nicht leiden, das ist das ganze Problem, das Kernproblem.

Vorhin hat jemand völlig zurecht ein Bild von mir hier kritisiert; ich habe die Kritik nicht ertragen und das Bild weggelöscht. Und in meiner jetzigen Verfassung lösche ich gleich alle meine Bilder hier weg: Alles nur ein Zeugnis meiner Unfähigkeit und Unreife. Auch diese bescheuerten Kalender, wie jämmerlich und kindisch von mir. Meine Schwiegermutter hatte mich ja sehr dafür gelobt - der Hauptgrund ihrer netten Worte war aber: sonst findet sie an diesem besch. Schwiegersohn nun mal nichts Lobenswertes, also plauderte sie etwas zu viel über diesen Kalender. Um endlich mal etwas zu finden, wo sie gut von mir reden kann. Ich kann mich selbst nicht leiden und das kriege ich auch nie geändert. Ich könnte die Decke hochgehen.

Eigentlich denke ich: Das Leben, mein Leben besteht zu 90% aus Demütigungen. Ich sollte mich übrigens auch scheiden lassen, von dieser Frau, die nicht im Traum daran denkt, mich zu berühren. Noch so ein Minuspunkt von mir. Ich brauche immer so viel. Ich wäre ein viel praktischerer, arbeitsamerer und besser zu gebrauchender Mensch, wenn ich nicht ständig diese Bedürfnisse hätte, vor allem diese ausgeprägte Lust auf X Lust auf Sinnlichkeit. Ich bräuchte eigentlich fünf Geliebte, ist meine imaginäre Kalkulation.
Ich habe zudem auch noch Größenwahn. Wie ich als Mann wirklich sein wollte, sein müsste. Das ist so viele Lichtjahre von dem entfernt, der ich wirklich bin.

Gestern war im Subway-Laden, in den ich dummerweise hineinging, neben mir eine kleine Frau, die ich sofort allein deswegen hasste, weil sie zackig und ohne bitte und danke ihre Kommandos über die Theke bellte. (Das Verb ist etwas zu stark, aber mir fällt nichts Besseres ein.) Die sich kein bisschen schämte, unfreundlich und unherzig mit der Restwelt umzugehen. Wie man so arrogant bis narzisstisch durchs Leben gehen kann, ist mir ein Rätsel.

Großartig. Ich verabscheue mich selbst komplett. Ich weiß auch nicht, was ich hier tue. Würde ich meine TB-Einträge hier sammeln und in einem Buch zusammenfügen; es würde mich ankotzen, was für einen Müll ich schreibe. Wie ich bin, wie ich ticke, wie unbeherrscht und wankelmütig und schnell entmutigt ich bin. Braucht nur eine kleine Zeile, eine kleine Vorhaltung, und ich breche innerlich zusammen. Mein Sohn zieht aus, ich träume davon, ihm ganz viel zu helfen, aber eigentlich kann ich nicht mehr. Dieses Plus an Stress ist genau das, was ich nicht mehr verkrafte.
Die Vorhaltung ist immer dieselbe: Ich bin nicht richtig vorhanden, ich bin nicht ich, was ich sage, ist null und nichtig, was ich fühle, ist irrelevant. Wir nehmen doch keine Rücksicht! Nicht auf dich! Schlimm genug, dass wir dich durchschleppen müssen! Wenn du eine Beschwerde hast, kannst du sie gerne erzählen, der Wand, der Parkuhr oder einem Baum. Aber lass dir nicht einfallen, UNS damit zu nerven. Das ist alles so selbstverständlich, wer würde dagegen aufbegehren. - - - Vom Kopf her kapiere ich, dass es Sätze aus meiner Kindheit sind. Da hat sich keine Sau interessiert, ob das fünfte Rad am Wagen noch mitkommt oder nicht. Oh, solange er in der Schule gut ist, wollen wir ihn dulden! Sein älterer Bruder hätte ihn beinahe erwürgt? Oh, das ist nicht in Ordnung, dass er deswegen ein Geschrei macht. Was für ein lästiges Kind. Was für ein wirklich lästiges Kind. Das sind die Sätze aus der Kindheit.
Ich werde sie nicht los. Vielleicht sollte ich mich auf meine kleine Paranoia einlassen und einfach verrückt werden. Who cares? Ich fühlte mich eigentlich wohl, als ich 2017 in eine Beinahe-Schizophrenie abglitt. Es war interessant. Es war spannend. Ich fühlte mich gut unterhalten damit, mich selbst zu beobachten, während ich die schiefe Ebene abrutschte. Es war verrückt, ein bisschen, und damit tausend Mal interessanter als mein gewöhnliches Ich.

Ich bin komplett am Ende. Danke für gar nichts, liebes Forum. (Ein paar sehr wohlwollende und dankenswert empathische Reaktionen ausdrücklich ausgenommen ...)

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Dr. Reinhard Pichler
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