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Liebes Forum,

ich bin Journalistin und würde gerne eine einsame Person portraitieren. Ich suche hier nach jemandem aus Berlin oder Umgebung, der eventuell Interesse hätte, sich dafür mit mir zu treffen und mir seine Geschichte zu erzählen. Ich hoffe, dass mein Beitrag nicht als eindringen empfunden wird. Ich wusste nicht, wie ich sonst Kontakt aufnehmen könnte.

Um von Vornherein ganz ehrlich zu sein: Ich möchte die Reportage für die Bewerbung an einer Journalistenschule schreiben. Ich arbeite aber normalerweise für den Tagesspiegel in Berlin und würde den Beitrag nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens im Sommer dort veröffentlichen.

Aber das ist nur der Anlass, den Text zu schreiben. Meine eigentliche Motivation ist es, die Geschichte und das Leben eines einsamen Menschen einfühlsam und detailliert darzustellen.

Ich habe viele Einträge von Menschen in Foren im Internet gelesen, die beklagen, dass sie niemand ernst nimmt, mit ihrem Problem; dass sie gelernt haben, ihre Einsamkeit vor anderen zu verstecken, um nicht sozial stigmatisiert zu werden. All diese Texte waren einfühlsame, ehrliche Beiträge ganz normaler Menschen, mit normalen Sorgen, Problemen und Ängsten. Genau das würde ich gern zeigen. Wie lebt jemand mit seiner Einsamkeit? Wie kam er oder sie in die Situation? Was tun Sie vielleicht, um der Einsamkeit zu entfliehen? In einem Forum habe ich beispielsweise gelesen, dass Betroffene darüber nachdenken, eine Selbsthilfe Gruppe zu gründen.

Ich will wirklich niemanden bloßstellen. Im Gegenteil: Ich würde gerne dazu beitragen, dass Leser mehr Verständnis und Mitgefühl für die Situation einsamer Menschen entwickeln. Ich würde gern zeigen, dass nicht nur „kauzige Außenseiter“ betroffen sind, sondern ganz normale Menschen, Kollegen denen man ihre Einsamkeit vielleicht gar nicht anmerkt. Ich würde mit dem Artikel auch gern dazu beitragen, Vorurteile zu durchbrechen.

Um ein wirklich einfühlsames Portrait zu schreiben, müssten wir uns sicher ein, zwei Mal in den nächsten Wochen treffen. Leider muss die Reportage auch schon am 10. Mai fertig sein. Vielleicht könnten wir uns erst in einem Café kennenlernen, Sie könnten entscheiden, ob sie mir vertrauen. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich sie dann gerne einmal in alltäglichen Situationen begleiten. Vielleicht beim Einkaufen, bei einem Hobby, oder in Ihrer Wohnung.

Ich hoffe, dass diese Anfrage von niemandem als Angriff empfunden wird. Ich verstehe natürlich, wenn Sie nicht mit einem Journalisten über Ihre Einsamkeit, ihre privatesten Gefühle reden wollen. Aber vielleicht gibt es jemanden, der – natürlich gern anonymisiert – seine Geschichte erzählen will, vielleicht auch, um anderen Mut zu machen.

Wenn Sie sich vorstellen könnten, mit mir zu reden, würde ich mich sehr über eine Nachricht von Ihnen freuen. (Kann man hier Privatnachrichten verschicken?) Natürlich beantworte ich Ihnen gern alle Ihre Fragen. Ich kann Ihnen auch gern einen Artikel von mir über einen illegal in Berlin lebenden Flüchtling schicken. Dann können Sie sich einen ersten Eindruck verschaffen, wie ich schreibe und dass ich kein heimlicher BILD-Journalist bin, der sie reinlegt und Ihnen das Wort im Mund umdreht.

Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören. Und wünsche Ihnen in jedem Fall alles Gute.

Herzliche Grüße,
BerlinerJournalistin

22.04.2014 21:37 • 24.04.2014 #1


8 Antworten ↓


Hallo,

Kann man hier Privatnachrichten verschicken?): Jawoll.

A


Suche Einsame in Berlin für Portrait

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Mit den Sorgen einsamer Menschen ein wenig Geld verdienen. Pfui Deifel
Einfühlsame Journalistin, oh je. ...
Schön dass die Medien, auch Schweinejournalismus genannt, wie der Tagesspiegel, Spiegel, Stern usw. immer weniger Leser finden. Die Mainstreampresse muß schwere Verluste verzeichnen und das ist auch Gut so!

Hm, ich finde dass die Berliner Journalistin eigentlich sehr nett und vorsichtig anfragt.

Im Prinzip halte ich es sogar für eine sehr gute Idee, das Problem der Einsamkeit in den Medien zu thematisieren, denn ich
glaube, dass gerade in unserer Gesellschaft, in unserem gesellschaftlichen System, Einsamkeit zu einem immer größeren Problem wird.
Ich glaube, dass es nicht das Problem von einigen wenigen ist, sondern dass es zunimmt. Jeder kann einsam sein oder werden, es kommt viel auf die Lebensumstände an.

Lieber Stuttgarter10,

ich hatte befürchtet, dass das bei einigen so ankommen könnte und verstehe wirklich jeden, der kein Interesse an so einem Projekt hat. Wenn es mir darum ginge, Geld zu verdienen, würde ich aber über andere Themen schreiben. Mir geht es wirklich um die echten Geschichte einsamer Menschen. Ich denke, dass es viele Gründe geben, warum man in diese Lage gerät und nur Wenigste daran selbst schuld sind. Man zieht fürs Studium oder den Job in eine neue Stadt, Verwandte oder Freunde sterben, man ist alleinerziehend und hatte lange einfach nicht die Kraft und Zeit Freundschaften aufrecht zu erhalten. Und irgendwann traut man sich nicht mehr, sich zu melden.

Liebe Kalina,

freut mich, dass meine Anfrage auch positiv gelesen werden kann! Genau den Punkt, den du beschreibst, würde ich in einem Artikel gern zeigen. Und Lesern bewusst machen, wie ernst die Situation einsamer Menschen ist. Sicher kennt fast jeder eine Rentnerin, die man immer nur alle sieht, oder einen eigentlich ganz netten Kollegen, der nie von Freunden erzählt. Auch in meinem Wohnumfeld gibt es Menschen, die einsam wirken. Aber ich möchte weder jemanden damit brüskieren, dass ich ihn anspreche, ob er einsam ist und mit mir reden würde. Noch möchte ich falsche Tatsachen vortäuschen und mit jemandem einen Kaffee trinken und dann erst mit der Sprache herausrücken, wenn die Person bereits Vertrauen gefasst hat. Dabei weiß ich, dass zumindest Ältere oft auch gern ihre Geschichte erzählen. Ich hatte daher gehofft, in einem Online-Forum jemanden zu finden, ohne jemanden zu überfallen.

Ich wohne leider nicht in Berlin, finde es aber sehr wichtig, dass über diese Thematik berichtet wird.
Hier im Forum gibt (oder gab es) auch einige einsame Menschen, die gerne eine Selbsthilfegruppe finden würden. Das ist aber schwer, denn meist gibt es nur Gruppen für schwer psychisch Kranke. Ein neuer Verein, z.B. Sportverein hilft da auch nicht, wenn man Menschen finden möchte, denen es ähnlich geht und die einen verstehen können.

Ich wünsche viel Erfolg für die Reportage.

Liebe Berliner Journalistin,
es geht also nicht um Geld. So so
Sie scheinen ja ein herzensguter Mensch zu sein.
Ein Gutmensch sozusagen. ...

Journalisten sind leider nicht die beliebstesten.
An sich finde ich es eine gute idee, denn umso größer eine stadt ist umso einsamer sind die menschen oft. Man kennt seine nachbarn nicht mehr, man kennt den namen der netten bäckerreifachverkäuferin nicht.
Ich bitte diesen Beitrag nicht zu verurteilen, dies alles muss mit einer gewissen vorsicht genossen werden und alles wird in der regel nochmal abgesprochen ob der Text ok ist.
Man behält bei solchen berichten, wenn man sich gut abspricht auch immer eine kontrolle.

Ich finde es gut, wenn dieses Thema mehr öffentliches Interesse bekommen würde,
aber nur, wenn sensibel und vertrauensvoll damit umgegangen wird.
Zumindest würde ich das lieber lesen, als ständig Meldungen über prominente Steuersünder und
ihren Weg in die JVA
Einsamkeit hat so viele Gesichter..
Ob es sich nun um Rentner, Hartz IV-Empfänger ohne Perspektive und finanzielle Mittel, kranke Menschen oder
auch Workaholics handelt..
Zieht es der Mensch vor, sich lieber zurückzuziehen,
weil er mit den Veränderungen in der heutigen Zeit nicht mehr klarkommt?
Angst hat, nicht mehr mithalten zu können? Oder einfach keine Kraft hat, nach Enttäuschung, Verlust, Krankheit..wieder
auf Menschen zuzugehen? Grenzt die Gesellschaft den Schwachen nicht generell aus?
Bin gespannt, welche Geschichte sie aufgreifen werden und ob jemand den Mut hat, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Wünsche viel Erfolg..





Dr. Reinhard Pichler
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