jetzt sitze ich hier gerade gemütlich vor meinem Computer und habe mir gedacht mal
wieder ein paar Zeilen in dieses Forum zu schreiben. Und zwar kam ich durch eine
einfach klingende Frage darauf etwas neues zu schreiben. Die Frage lautet:
Was will ich eigentlich?
Und ich kann diese Frage garnicht beantworten die doch so einfach zu klingen scheint.
Da kommen auch sofort weitere Fragen und Gedanken die das ganze weiter fassen und
umschreiben. Was will ich eigentlich vom Leben? Was ist eigentlich ein erfülltes Leben?
Was ist eigentlich Liebe? Und war das was wir glaubten als Liebe zu bezeichnen im Leben
überhaupt welche gewesen?
Ich könnte da jetzt immer mehr zufügen und es wird dann irgendwann vielleicht auch viel
zu Philosophisch. Vielleicht ist es jetzt mit 38 bei mir auch ein Alter wo solche Fragen
vermehrt kommen. Man hat ja schon ein Stück weit gelebt oder manchmal überlebt oder so.
Es ist wohl auch jetzt so das Alter wo man von der Midlifecrises spricht.
Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dann freue ich mich am meisten darüber aus einem
komplizierten Elternhaus den Absprung in eine eigene Wohnung und Beruf hinbekommen zu
haben. Aber irgendwie ist es dann auch dort verblieben. Liebe zu Frauen? 3 Beziehungen
die zusammen etwas auf 10 Jahre kommen und seit dem genausolange Single. Also eher
Enttäuschung. Kinder habe ich keine. Letzt Partnerin wollte auch keine. Wüßte auch nicht
ob ich welche wollte oder nicht. Und so ist es mit allem. Ich weiß nicht was ich überhaupt
will.
Wenn man die Werbung sieht so sieht das Erstrebenswerte scheinbar so aus: Eine schöne Frau,
2 wohlgeratene Kinder die dort dann ebenfalls schön anzusehen und meist ein Junge und ein
Mädchen sind. Erfolg im Beruf. Am besten sowas wie Architekt oder so. Ein tolles Auto das
mindestens gehobene Mittelklasse ist. Ein wunterschönes Haus und zwar meist in einer tollen
Nachberschaft und mit viel Grün drumherum. Und natürlich regelmäßig schöner Urlaub.
Das ist so schei. finde ich das es weh tut. Und so schei. unrealistisch für viele Menschen.
Wenn ich hier in Duisburg nur eine Straße weit laufe sehe ich so viele Menschen die so fertig
sind mit dem Leben, dass dieser alberne Werbetraum von den Realitäten hier so weit weg ist das da
ganze Galaxien zwischen passen.
Manches findet man hier schon normal. Das Leute in den Mülleimern draußen nach Flaschen wühlen.
Oder mit der halbvollen Bierflasche selber halbvoll rumstollzieren. Letztens kam ich nach einem
Einkauf aus der Straßenbahn da stand dann ein Herr um die 30 und verpasste diese im letzten Moment.
Kann ja mal passieren. Er schrie dann wild der Bahn hinterher. Du H.re, du V.tze, ich bring dich
um du N.tte! Schön laut damit wir an seinem Glück teilhaben konnten. Trat dann noch gegen die
Scheibe des Wartehäuschens.
Vielleicht sollte man Ihm in diesem Moment mal ein paar Fragen stellen. Z.B. Was will er
eigentlich vom Leben? Oder passend zum Werbeideal. Was macht eigentlich seine schöne Frau
und die wohlgeratenen Kinder? Oder gibt es die garnicht bei ihm? Was macht eigentlich sein
Haus und das Auto so? Er könnte doch lieber mit dem Wagen fahren, dann müsste er sich nicht so
über die Bahn ärgern. Na ja, zumindest hielt mir eine nette Nachbarin die Tür auf. Obwohl
die auch immer den gleichen Jogginganzug trägt und die Haare immer von Ihr. Eine Herausforderung
für Frisör, Kamm und Shampoo. Wenn ihr den Film der Exzorzist kennen solltet hättet ihr ein
gutes Bild von der Dame. Also in etwa so wie Linda Blair am Höhepunkt der Teufelsaustreibung.
Ich weiß das war jetzt keine Werbung für diese Stadt. Und um für Duisburg jetzt auch eine Lanze
zu brechen. Es gibt hier auch noch Menschen die nicht völlig fertig sind und man als relativ normal
bezeichnen würde, was immer das auch sein mag. Aber es gibt auch diese Hardcorefraktion und das
ist dann eben so gegenteilig von dem was uns werbemäßig suggeriert wird. Dieses Werbeziel ist also
für viele aufgrund Ihrer finanziellen, körperlichen und psychischen Verfassung garnicht zu
erreichen.
Und wenn man es erreichen sollte ist es dann überhaupt das Richtige? Ist das der Lebens-
sinn oder das Lebensziel? Ich habe hier einige Beiträge aus dem Bereichen über Einsamkeit
und auch Liebeskummer gelesen. Ist ja irgendwie immer alles voll Leiden. Die einen leiden an
der Einsamkeit und die anderen leiden in der Partnerschaft. Die zweiten wären am Werbeideal
ja schon näher dran. Könnten auf dem Zettel schon mal Partnerin oder Partner abhacken. Jetzt nur
noch die 2 Kinder also Junge und Mädchen, Karriere, dickes Geld, Auto und Haus. Und dann
auf einmal im echten Leben 2 Jungen oder 2 Mädchen oder Drillinge. Oder behindertes Kind.
Behinderte, Kranke und Arme gibt es ja im Werbeideal eigentlich garnicht. Alte haben höchstens
graue Haare aber kommen ansonsten genauso gesund wie die Jungen daher. Nach meinem
Zivildienst im Krankenhaus könnte ich jetzt endgültig bestätigen das die alten nun wirklich nicht immer
gesund sind, sondern dort auch mal ab und an mit dem Tode ringen. Und es gibt dabei selten ein
Unentschieden. Was ist eigentlich mit den Häusern und Autos der ganzen ein Euro und Minijobbern.
Für ein Playmobilhaus reicht es vielleicht. Und beim Spielzeugauto wird die Atmosphäre schon ganz
anders wenn Junge und Mädchen ab und an Brum Brum und die Ehefrau Tüt Tüt sagt. Das mit
dem einsteigen üben wir dann aber noch.
Ist das alles schon zynisch? Ich find ja die Werbeeinblender in den alten Actionfilmen von Paul
Verhoeven immer noch ziemlich stark, satirisch bitterböse und zynisch. Aber mittlerweile frage
ich mich ob unsere nicht viel zynischer sind, wenn man sie mit den fertigen Teil der Menschen dieser
Stadt und Ihrer Lebensrealität vergleicht.
Ist dieses Lebensideal aus unserer Werbung erstrebenswert? Da muß ich dann irgendwie an Christus
oder Buddha denken. Christus kam aus ärmlichen Verhältnissen. Im Stall geboren. Single bzw. leben
wie in einer Komune. Nach Berufskarriere strebte er glaube ich eher nicht. Sein Leben war eher
Berufung. Kinder hatte er auch keine leiblichen. Dafür naschen wir beim Abendmahl seinen Leib.
Und in der Bergpredigt sagt er auch nichts davon das die seelig sind die ein Haus, ein Auto
und 2 fünf Sterneurlaube im Jahr haben. Geht da eher um Arme, Kranke und Suchende. Buddha kam aus
reichem Elternhaus. Der hat das Werbeideal ja schon eigentlich in der Wiege mitbekommen. Aber
statt meine Frau, mein Haus, mein Auto zu sagen schmeißt er alle diese Ziele hin und sucht nach
einem Weg dem Leiden zu entkommen, von dem er wußte das auch der Reichtum ihn davor nicht
bewahren würde. Er soll Erleuchtung gefunden haben. Sein oder Haben von Erich Fromm geht mir
da noch durch den Kopf.
Ich will garnicht werten welches Lebensziel jetzt erstrebenswerter ist. Vielleicht geht ja beides.
Oder es gibt noch viel mehr. Hierzu müßte man wohl alle Religionen, Philosophien, die Psychologie
und sogar Alltagsweisheiten vergleichen. Dazu kämen noch die subjektiven Überzeugungen die man
selber in seinem Kopf mit sich herumträgt.
Ich selber kann die Frage Was will ich eigentlich? vom Anfang des Textes jedenfalls weiterhin
nicht wirklich beantworten. Ich weiß auch nicht was mich hindert. Ein klammern an Sicherheiten
vielleicht. Oder Bequemlichkeit. Ich weiß es nicht.
Interessant fand ich mal eine Frage die auch zu diesem Thema passt. Was würdest du tun wenn
du alles könntest? Diese Frage ging dabei soweit das man wirklich alle Möglichkeiten hat. soweit
sogar das es physikalische Unmöglichkeiten enthielt. Also das man unsterblich ist und keine
pysikalischen Gesetze für einen galten. Es ist dann natürlich pure Sience Fiction aber auch nicht
uninteressant. Was würde man dann tun. Man hätte keine finanziellen Schranken, wäre körperlich
eine art Supermann oder -frau, wüßte alle Antworten, hätte unendliche Macht. Würde man ethisch
und Verantwortungsbewusst sein oder nicht?
Mir selber ist die Frage Was will ich eigentlich? unter den realistischen Gesichtspunkten lieber.
Und die hoffe ich mal für mich zu beantworten. Vielleicht passiert es ja erst im hohen Alter. Oder
ich komme zu der Erkenntnis, dass das Leben auch ohne die Antwort lebenswert genug war.
Würde mich freuen zu hören was Ihr hier im Forum so darüber denkt. Kennt ihr solche Fragen? Habt
ihr antworten für euch dazu gefunden. Stellt ihr euch auch Sinnfragen oder habt das Gefühl in
einer Sinnkrise zu stecken? Insbesondere in Momenten der Einsamkeit.
Würde mich freuen das ein oder andere in so einer Richtung im Forum oder privat angeschrieben
zu diskutieren.
Einen schönen Restsonntag für alle und einen guten Wochenstart wüncht
Ben.
16.02.2014 15:43 • • 21.04.2014 #1