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Du bist scheinbar Beamtin, oder? Da kannst du wirklich froh sein, dass du mit diesen kleinen Einschränkungen einen sicheren Job hast. Für mich und viele andere mit diesen Problemen ist das sehr schwer. Und ich habe ja schon einen Bürojob. Also kein Job, wo ich immer stehen muss, am Wochenende arbeiten, Schichtdienst arbeiten muss oder mit Leuten zu tun haben muss.
Ich könnte ja umschulen. Aber nach 5 Jahren Ausbildung wäre das auch irgendwie blöd. Und etwas im sozialen Bereich wäre auch nichts für mich. Denn da würde mir ja das Schicksal der Leute viel zu nahe gehen.
Ich habe ja das Problem, immer Sorge zu haben, WAS andere über mich denken. Und darum will ich ja immer alles ordentlich und perfekt machen. Dass mir das mal so zum Nachteil wird, hätte ich nicht gedacht.
Ich würde so gerne darauf pfeifen, was andere von mir denken.

pumuckl ich habe gerade bei Amazon nachgesehen, da gibt es einige Bücher/Ratgeber zum Thema Nein sagen.

Ein neuer Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt..

Jana

A


Sagen euch die Menschen was sich über euch denken?

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Das wäre wirklich mal was für mich... Meine Therapeutin möchte auch mit mir daran arbeiten.

Zitat von pumuckl:
Du bist scheinbar Beamtin, oder?


Nein, Angestellte im Öffentlichen Dienst.

Hallo

Ich selber habe das lebenswichtige NEIN sagen können leider
viel zu spät gelernt.

Erst als es bei mir nichts mehr gab, was ich hätte noch geben
können (haste mal, kannste mal, machste mal ...), haben mich
Mittellosigkeit und Kraftlosigkeit gelehrt, dieses Wort zur An-
wendung kommen zu lassen.

. . .

Hallo Beobachter - seitdem du das Wort Nein anwendest: Was hat sich da für dich verändert?

Hallo anni

Oh, diese Frage ist leicht zu beantworten :

Seit ich nicht mehr JA sage, kenne ich auch niemanden mehr, der
mich etwas fragt.
Ich habe nun (dank Auto weg) keine 24 Stunden Fahrbereitschaft
mehr, muss (dank Armutsrente) nicht mehr mein halbes Einkommen
verleihen, hebe mir keinen Bruch mehr bei den vielen Umzügen bei
denen ich früher helfen musste, und kann meinem Psychiater nun
endlich auch einmal von meinen Problemen, und nicht nur von den
Problemen anderer, die ich am Telefon zu hören bekomme, erzählen.

Ganz liebe Grüsse, Der Beobachter

von den Problemen anderer am Telefon kann ich auch ein Lied singen..

Ja, Beobachter, es hat auch seine Vorteile, wenn man nicht mehr so kann, wie andere es gerne hätten. Wie schön wäre es, wenn man jemanden hätte, wo es auf gegenseitigem Geben und Nehmen beruhen würde.

Ja, z.B. das lange Lied von meiner Schwester als sie noch studiert hat.
Etwa zwei mal pro Woche von Mitternacht bis Sonnenaufgang Kummertelefon.

Heute (mit Diplom, Job, Mann, Kind und Haus) kennt sie mich aber kaum noch ...

Sag auch gelegentlich mal Nein, bist du auch danach allein,
sonst klebt dir bald der Schmerz der ganzen Welt am Bein.

Schlimm, dass sogar die eigene Familie so ist. Kenne ich von meiner Mutter. Ständig Gejammer. Über Geldprobleme, Probleme mit der Arbeit, den Männern usw.
Heute kann ich schon vorhersagen, welche Leier sie abspielt, wenn sie entlang kommt. Ich sage dann zu meinem Mann: Wetten, sie sagt nun das und das und dann kommt es auch so. Ich kenne ihre Sprüche in- und auswendig. Gottlob ist sie den ganzen Tag weg. Nur wenn ich im Sommer draußen bin, muss ich mir die Dauerendlosschleife anhören. Bzw. ich mache mich nun im Vorfeld aus dem Staub, wenn es geht.

J

Sag auch gelegentlich mal Nein, bist du auch danach allein,
sonst klebt dir bald der Schmerz der ganzen Welt am Bein.


Das ist wirklich wahr. Man selbst sollte viel mehr auf seine eigenen Bedürfnisse hören. Ich finde mich in vielem, was Pumuckl geschrieben hat, wieder . Ich kann auch viel zu seltennein sagen und ich denke, ich muss immer alles für andere perfekt machen.
Ich bewundere Menschen, die selbstbewusst ihren Weg gehen. Bei mir ist es auch so schlimm, dass ich denke, die anderen mögen mich nicht mehr, wenn ich mal etwas gegen ihre Meinung sage.

Huhu Pumuckel und islandfan

Für mich war (ist?) mein Jasaghelfersyndrom sogar ein Grund,
keine stationäre Therapie mehr in einem Krankenhaus zu machen.

Damals (2001) in der psychosomatischen Klinik hatte ich mehr
Sprechzeiten als das ganze restliche Krankenhausteam.

Trotz Arbeitsverbot nach Mitternacht, bin ich in den 6 Monaten
die ich dort war, nicht dazu gekommen, an meiner eigenen Ther-
apie zu arbeiten.
Habe später dort sogar tagsüber als Besucher weitergearbeitet,
Nachts war ich dann Telefonseelsorge, und an Wochenenden ha-
be ich Hausbesuche gemacht (hatte damals noch ein Auto).

Natürlich war das mein Weg auch selber Aufmerksamkeit und An-
erkennung zu bekommen (andere Wege waren mir als Asperger
Betroffener nicht zugänglich).

Erst kürzlich, ganz kurz vor dem Moment, an dem ich mich selber
beinahe endgültig vergessen hätte, habe ich Nein sagen gelernt.

Bei mir war es so, dass der totale Zusammenbruch kam. Erst habe ich noch versucht, mich vor der Arbeit mit Energydrinks aufzuputschen. Dann musste ich morgens wieder umkehren. Es ging gar nichts mehr.
Beim zweiten Mal kam ich überhaupt nicht mehr klar. Das war 2011. Ich stand in der Küche (das zog sich bis Anfang diesen Jahres) und wollte was machen. Dabei kam es mir vor, als stünde ich selbst neben mir und würde mir bei der Arbeit zuschauen. Es war, als würde ich auf der Stelle treten und nicht voran kommen. Frühstück zu machen, zu kochen usw. waren ein schier unüberwindbarer Berg für mich. Aber ich hielt und halte mich nicht für depressiv.
Ich habe mich immer für andere aufgeopfert. Wollte immer alles perfekt haben. Heute versuche ich, mich selbst zu bremsen. Aber ich schaffe es noch lange nicht immer.

Das geht etlichen Menschen so. Sie werden angerufen, wenn der andere Probleme hat. Jana, die Kacke ist am Dampfen.. Früher war ich höflich und freundlich, habe ausführlichst deren Problem erörtert, analysiert und besprochen. Gut, ich fand es damals auch noch interessant. Aber manch einer von denen ist dann nicht in der Lage, wenn ich mal etwas besprechen will, auf mich einzugehen. Verhältnis Geben Jana 85 % (überschlagener Durchschnitt von allem), Nehmen 15 %. Ich bin noch bereit konstruktiv über ein Problem zu reden, gerne, Gejammere höre ich mir nicht mehr an. Und vor allem, ich möchte jetzt doch auch Freude haben und schöne Dinge unternehmen. Meine Kummerkastenzeit ist vorbei.

Jana

Ich hätte kein Problem damit, mir auch mal das Gejammer von anderen anzuhören. Das steht doch jedem mal zu. Aber wenn man dann selbst mal was sagt, wird direkt negativ reagiert. Deswegen weiß außer meinem Mann niemand, was ich habe. Ich habe viel zu viel Angst, dann abgelehnt zu werden. Ich habe Angst, dass andere dann schlecht von mir denken. Deswegen hülle ich mich total in Schweigen. Man sieht mir das ja auch nicht an, dass ich Panikattacken habe. Wenn man eine fremde Person fragen würde, würde sie wahrscheinlich sagen, dass ich gut und ganz normal aussehe und sie denken, dass es mir gut geht.
Ich habe Angst, dass andere es dann weitererzählen würden, sich heimlich über mich unterhalten usw.

pumuckl, ich wurde 13 Jahre von meinem besten Freund vollgejammert, 10 Jahre über Arbeit (er hätte seine Situation gut ändern können) und 3 Jahre über Freundin, danach ist mit sowas Schluss.. wirklich. Wir reden hier von mehrmals die Woche, wir haben fast täglich telefoniert, bevor er seine Freundin hatte, danach noch 3 mal wöchentlich.

Als ich ihn noch hatte, hatte ich noch zeitweise zwei Bekannte. Da hat mich die eine oft wegen ihrem Ehemann vollgejammert und die andere über ihre Arbeit. Also ich meine damit als Kummerkasten benutzt werden, ..seelischer Mülleimer.. ständig sich das Gleiche anhören müssen ohne dass die Person etwas ändert.

Jaaaa, das steht jedem mal zu! Aber nicht ständig über einen laaaaaangen Zeitraum!

pumuckl, dein Problem solltest du nur mit Leuten besprechen, denen du vertraust und du meinst, dass sie dich verstehen und unterstützen könnten.
Sponsor-Mitgliedschaft

Jaaaa, das steht jedem mal zu! Aber nicht ständig über einen laaaaaangen Zeitraum!


Jupp, weil, man kann nur geben wenn man selber noch etwas Kraft hat . . .


Es gibt leider niemanden, dem ich großartig trauen würde. Daher schreibe ich lieber hier. Und mein Mann bekommt es ja zwangsläufig mit.
Z.B. hat mich eine Freundin zu ihrem Geburtstag eingeladen, Großstadt, ca. 70 km von hier. Nie im Leben könnte ich dorthin fahren. Aber ich kann auch nicht sagen, weswegen. Ich würde quasi mein Gesicht verlieren. Also werde ich mir eine Ausrede einfallen lassen.
Ebenso bei der Freundin, die mich just an einem Tag eingeladen hat, an dem mein Mann zur Spätschicht ist. Niemals würde ich 25 km mit dem Auto alleine fort fahren. Wenn mein Mann mitkommen würde, würde ich es machen. Aber so nicht. Und so werde ich auch hier eine Ausrede erfinden. Ich schäme mich dafür. Aber ich könnte es niemals sagen aus Angst, was sie dann von mir denken.Dabei lüge ich andere normalerweise nicht an.
Es macht mich traurig. Denn früher war ich ja anders. Es kommt mir vor wie in einem anderen Leben.
Als ich weite Strecken alleine fuhr. Sogar nachts. Eine Zeit lang hatte ich sehr viele Bekanntschaften. Auch mit Männern. Ich war absolut angstfrei. Mein Leben war so aufregend. Ich flog in Urlaub. Hitze, fremde Länder. Nichts machte mir etwas aus. Ich war stark und selbstbewusst und freute mich des Lebens. Ich am Strand, in der Wüste, am Meer, in der Discothek, in riesigen Einkaufstempeln.
Soll ich mich heute offenbaren und sagen, dass ich mich alleine in einem Radius von derzeit 5 km bewege? Ich würde mich in Grund und Boden schämen.

Zitat von Beobachter:
Drei Dinge braucht der aufrecht gehende Mensch :

1. Wahrheit ( unverblümt aussprechen, aber auch hören können ) .....
2. Vertrauen ( das Wissen, dass Wahrheit keine Abwertung ist ) .......
3. Humor ( die Kraft, eine Mücke vom Elefanten zu unterscheiden ) ...

Merksatz :

Erst wenn wir zum Lachen nicht mehr in den Keller gehen, sind wir auf
dem richtigen Weg.



Dem kann ich in diesen Teilen nur zustimmen.

Was noch dazugehört ist ne gewisse Loyalität- und auch sich nicht an Gerüchten, die da ihre Kreise ziehen mögen anzupassen.

Denn dann sagt man dies nicht nach- sonder frägt nach-meine Meinung.

Und es stimmt teilweise auch, dass dieses nicht NEIN sagen können- das Nicht ernst nehmen.- und damit das ausnützen forciert.
Das fördert dann die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen- und da wäre dann ich selber schuld.
Wahre Freunde- halten dir einen Spiegel vor- und es wird komischerweise zu Einem Gesicht.
Ich bin dankbar für dieses Geschenk.

Ich möchte ganz bewußt hier nicht auf den Einzelnen eingehen.
Lese aber noch mit Interesse diesen Thread.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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