Ich habe mir die Frage oft gestellt, was andere über mich denken. Vielleicht zu oft. Ähnlich wie Schlaflose bin ich eigentlich ein Mensch, der zurückhaltend ist im Leben. Ich gehe nicht auf Leute zu und ich teste erstmal langsam aus, wie die anderen so sind.
Im Allgemeinen kam ich aber immer gut mit Leuten aus. Z.B. mit Chefs und Kolleginnen. Laut meiner Psychotherapeutin liegt das an meiner anpassungsfähigen Art und meiner Art, mich nicht durchsetzen zu können. Ich sage lieber ja, auch wenn ich eigentlich nein meine und das hat mir im Berufsleben viele Miseren eingehandelt. Indem mir Chefs z.B. immer mehr Arbeit aufhalsten, die ich gar nicht bewältigen konnte.
Vom Aussehen her sehe ich arrogant und eingebildet aus. Jedenfalls haben mir das manche Leute schon vorgeworfen. Ich will es mal so formulieren: Ich war immer schlanker als der Durchschnitt. Mir hat das oft Neid von anderen Frauen eingebracht, obwohl ich da ja gar nichts für kann. Mir wurde oft unterstellt, ich würde mich auftakeln etc.
Dabei ist das gar nicht so. Ich will nur immer einen möglichst guten und gepflegten Eindruck machen. Was sich in meinem Aussehen und auch in meiner Wohnung wiederspiegelt. Andere sagen mir inzwischen nicht mehr unbedingt, was sie über mich denken. Und genau wie Schlaflose möchte ich das auch lieber gar nicht wissen.
Es gibt nämlich immer wieder Leute, die sich nicht mehr melden und ich bin dann sehr traurig und suche die Gründe immer bei mir.
Ich habe einige Freundinnen. Gott sei Dank. Aber es sind wenige. Ich frage mich dann oft, was an mir so falsch ist.
Ich denke, es ist meine Einstellung zu Vielem und mein Leben an sich.
Ich bin Anfang 30 und meine größten Hobbys sind Blumen anpflanzen und Blumen im Haus haben (meine ganzen Fensterbänke stehen voll) sowie Backen und Kochen. Das macht mich vielleicht langweilig. Ich habe oft versucht, anders zu sein. So wie die anderen.Aber ich bin nicht so.
Mein Mann sagte mal, halb im Scherz, dass ich im Wesen eines alten Menschen stecke. Weil ich oft so altmodische Ansichten hätte. Das mag auch wirklich stimmen.
Die große Liebe meines Lebens hat mich vor 6 Jahren verlassen. Ich habe diesen Mann geliebt wie nie einen Menschen je zuvor. Er war eines Morgens fort. Einfach so weg. Unauffindbar. Ich hatte damals gerade seit 3 Jahren meine Panikattacken überwunden (von denen er gar nichts wusste und die auch keinerlei Thema waren). Es war so, als ob jemand Zig. holen geht und niemals wieder kommt.
Er hatte sich eine andere gesucht. Heimlich, hinter meinem Rücken. Das habe ich niemals verkraftet. Die wahren Gründe habe ich nie so richtig erfahren. Aber was gesagt wurde war, dass ich zu langweilig war. Dass ich eben keine gut Alte im Minirock war wie diese notgeile Krankenschwester, die er sich gesucht hatte. Der Satz die hatte halt nen Mini an, was hätte ich denn tun sollen fiel auch gegenüber einem Freund von ihm. Dieser Freund hat mir das alles gesteckt. Also dass ich ihm zu langweilig war, zu geschlossen gekleidet etc.
Aber ich habe mich nicht geändert. Ich bin nur immer noch enttäuscht. Enttäuscht, was der eigene Freund von einem dachte. Seitdem traue ich keinem Menschen mehr so richtig. Und obwohl ich inzwischen mit einem anderen Mann verheiratet bin, stimmt mich das immer noch traurig. Gar nicht zu ahnen, was jemand von einem denkt, den man doch so gut zu kennen glaubte...