@Kayleigh:
Vorab: Ich hoffe, dass das Lieber bei der Anrede nicht oberlehrerhaft gemeint ist.
Dass du deinen Wert über andere Personen definierst, ist ein Fehler. Und das weißt du ja auch, sonst hättest du nicht geschrieben, dass du immer wieder in dieses alte Rollenmuster verfällst. Kann es vielleicht sein, dass du Konfliktängste hast und dich deswegen den Vorstellungen anderer anpasst, selbst wenn es dir gegen den Strich geht?
Was heißt verwerflich? Die Frage, ob es verwerflich ist, deinen Mann zu verletzen, wenn du ihm sagst, dass du dich einsam fühlst, stellt sich doch primär gar nicht. Oder willst du ihn etwa vorsätzlich verletzen? Wohl kaum.
Du fragst dich selbst, warum du immer um den heißen Brei herumreden sollst, machst aber genau das, indem du deinem Mann nicht sagst, was los ist. Mal ein anderes Gedankenexperiment: Stell dir vor, du würdest deinem Problem einem oder mehreren anderen Fremden anvertrauen, und dein Mann würde zufällig davon erfahren. Was meinst du, würde er von dir denken, weil du es vorgezogen hast, dich anstatt an ihn an andere zu wenden, die du bei weitem nicht so lange kennst? Würde er nicht denken, dass du ihm nicht so weit vertraust, dich mit deinen Problemen ihm anzuvertrauen?
Warum denkst du, dass dein Mann dich nicht verstehen kann, wenn du wieder so einen Moment hast, in dem dein Herz zugeschnürt wird? Ihr seid 12 Jahre verheiratet! Mein bester Freund fühlt auch nicht so wie ich, und oft habe ich keine große Lust, mit ihm zu sprechen, weil mich in dem Moment was anderes bewegt, aber wenn es darauf ankommt, dann ist er für mich da. Ich weiß eben, warum er mein bester Freund ist! Du wirst nie einen Menschen finden, der haargenau so fühlt wie du; allenfalls Menschen, denen es ähnlich geht wie dir. Löse dich von der Vorstellung, dass du jemanden finden wirst, der quasi ein Spiegelbild von dir darstellt; das frustriert nur und bringt dich nicht weiter.
Es würde dir auch herzlich wenig bringen, wenn dein Gegenüber immer nur einer Meinung mit dir wäre, um es dir recht zu machen. Mir persönlich würde Feedback auch viel bringen - aber über das Internet ist das so eine Sache, weil da Worte oft zu wenig sind und die Gestik wegfällt.
Das Sprichwort gefällt mir ganz gut.
Nein, es sind natürlich nicht nur die äußeren Umstände, aber sie tragen meiner Ansicht maßgeblich dazu bei, ob man sich entfalten kann oder nicht. Primär müssen natürlich der Wille und ein gewisser innerer Druck vorhanden sein, um sich zu entfalten, aber wenn die äußeren Umstände ungünstig sind, erschwert das den Willensprozess. Auf der anderen Seite kann aber gerade ein schwieriger äußerer Umstand der Motor dafür sein, sich zu erproben und ein Wagnis einzugehen.
Nun, ich denke auch, dass ich mit mir zu hart ins Gericht gehe und mich zu sehr auf mich selbst konzentriere.
Okay, jetzt versteh ich, was du meinst, wenn dir jemand was Nettes sagt.
06.09.2009 14:01 •
#18