Das ist mein 1. Mal in so einem Forum.
Früher mochte ich es allein zu sein.
Ich konnte mich immer gut alleine beschäftigen. Seit vielen Jahren stecke ich schon in einer Krise. Es hört irgendwie nicht auf.
Ich bin 24. Vor 4 Jahren nach Berlin gezogen. In meiner Heimat gibt es nichts und niemanden für mich. Ich hasse diesen Ort , assoziiere damit fast nur schlimmes. Bzw.: ich kann mich eigentlich sogar an wirklich wenig erinnern. Ich hatte nie wirklich echte Freunde dort. War immer schon überall Außenseiterin. Was glaube ich daran liegt, dass ich anders bin als andere. Ich konnte mich nie so ganz mit irgendeiner Gruppe identifizieren. Nicht mit meiner kaputten Familie, nicht mit meinen Freunden. Selbst wenn ich sogenannte Freunde hatte, habe ich das Gefühl, dass ich isoliert von ihnen bin. Kein Teil der Gesellschaft. Weil allen anderen Menschen nicht das passiert ist, was mir passiert ist.
Ich weiß nicht wie ich Anschluss finden soll.
Letztes Jahr im Frühjahr wurde ich obdachlos , weil ich zu wenige soziale Kontakte habe. Dann wurde ich vergewaltigt , hab es nicht zur Anzeige gebracht, weil ich unter Schock gleich geduscht habe und auch lange gebraucht habe das zu realisieren. Manchmal glaube ich es immer noch nicht. Es ist in einem kleinen Raum auf dem Dachboden eines Bekannten passiert, der mich dort geduldet hat, weil er meine Situation kannte und mich glaube ich auch mochte. Es war meine Schuld, dass ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe. Dass ich diesen Mensch reingelassen habe. Das ist noch nicht mal das schlimmste von allem. Mir ist so viel passiert seit ich 8 Jahre alt war. Ich bin über 24 Mal umgezogen und bin 24. Seit ich Denken kann habe ich noch nie länger an einem Ort gewohnt als 2 Jahre. Ich kann nicht mehr. Ich bin jetzt in der Psychiatrie.
Nachdem das letztes Jahr passiert ist, habe ich erstmal lange versucht es zu vergessen. Manchmal drängen sich mir die Erinnerungen leider noch auf. Ich konnte jedenfalls nicht mehr in diesem Dachboden bleiben und beschloss einen alten Bekannten nach einer zufälligen Begegnung zu kontaktieren. Ich muss dazu sagen: ein Grund dafür, dass ich nicht mehr viele Kontakte hatte war, dass ich davor in einer toxischen Beziehung war und aus dem Umfeld meines Ex komplett verschwinden wollte. Es war auch meine Schuld, dass ich meine eigenen Freundschaften so vernachlässigt habe und mich so abhängig gemacht habe von ihm. Da war ich noch 21-22.
Ich habe dann Monate möglichst viel bei dem Bekannten verbracht und bin jetzt mit ihm zusammen. Ich habe ihn damals nicht so schnell rangelassen, weil mir auch noch alles wehgetan hat und ich gar nicht wollte. Eigentlich war ich nur einsam und deswegen ist das alles passiert. Ich habe dann versucht das was passiert ist mit meinem jetzigen Freund zu neutralisieren. Habe auch über einen Freund von ihm ein WG Zimmer gefunden und mich mit all seinen Freunden immer gut verstanden. Aber es ist für mich immer noch da. dieses Gefühl, dass ich nie mit ihm zusammen gekommen wäre, wenn es nicht aus Not gewesen wäre. Und auch wenn ich oft dachte, dass ich ihn liebe, hatte ich glaube ich nur Angst wieder allein irgendwo zu landen.
Meine Schule habe ich früher abgebrochen und nur Musik gemacht. Phasenweise konnte ich auch davon leben. Ich habe dann aber versucht mein Abi nachzuholen , trotz Obdachlosigkeit und Vergewaltigung und Borreliose und schwerer Trennung und keiner richtigen Unterstützung von irgendwo außer meiner Therapeutin.
Ich schrieb Zentralabi , also 8 anstatt 4 Prüfungen und habe nur 5 gemacht, bin dann auf Station gegangen auf Empfehlung meiner Therapeutin.
Ich kann hier nicht alles schreiben.
Aber ich stehe jedenfalls jetzt immer noch ohne Hochschulreife da und weiß nicht was mit mir anzufangen.
Letzte Woche hatte ich ein Vorstellungsgespräch in einem Wohnungslosenheim für Frauen, weil ich wieder aus meiner WG raus muss, weil dringend dort gemeldet sein muss, wo ich wohne. Und musste da alles erzählen , viel mehr als jetzt. Es wäre gerade meine einzige Perspektive ab Juli. Sie zeigten mir das Zimmerapartement und ich musste feststellen, dass das Bett genau das gleiche ist, wie das auf dem Dachboden damals. Und ich weiß, dass ich es niemals schaffen werde nochmal in diesem Bett zu schlafen. Mein Freund holte mich dort ab, bei dem Wohnheim. Und erzählte mir von dem traurigen Abschied von seiner Katze und anderen Dingen, die er lustig findet, mit denen ich wirklich nichts anfangen kann. Er ist so ein Erfolgsmensch. Kennt meine Probleme nicht. Er weiß von ihnen , aber es schien ihm nicht so wichtig zu sein , mich zu fragen wie es mir geht. Es war glaube ich der schlimmste Tag meines Lebens.
Mein Freund schrieb mir Abends noch als ich wieder auf Station war , dass es ihn voll runterzieht , erwar auch den ganzen Tag so ignorant und passiv aggressiv. Und dass ich ihn halt runterziehe, weil es mir seit 1 Jahr, seit wir uns kennen schlecht geht. Er hat alles mitbekommen und versteht nicht , dass es mir schlecht geht: Ich konnte an diesem Tag einfach die Fasade nicht aufrechthalten habe ich ihm gesagt. Und er meinte erst , das wäre doch in Ordnung und später als ich wieder in der Klinik war schrieb er mir er will mich erst mal nicht sehen, weil ich ihn runterziehe.
Ich habe ihm dann aber gesagt , dass ich ihn erstmal gar nicht mehr sehen will.
Ich denke jeden Tag ganz oft an Suizid und weiß nicht wie ich das alles schaffen soll wenn ich rauskomme. Ich bleibe aber wohl noch 4 Wochen hier.
Hat jemand auch schon mal sowas erlebt oder war völlig alleine und ist dann wieder auf die Beine gekommen ?
Ich fühle mich als würde ich bereits tatsächlich sterben. Und dass es allen egal ist.
30.05.2020 19:36 • • 05.06.2020 x 2 #1