inzwischen habe ich als Forums-Neuling an so vielen Stellen eurer Beiträge Übereinstimmungen mit meinen Erfahrungen gefunden, was gescheiterte Kontaktbemühungen angeht, dass mich nun mehr denn je diese Frage beschäftigt:
Wann fangen die Damen und Herren Psychotherapeuten mal an, die Bedeutung ihres Lieblingswortes Verantwortung auf ihr eigenes Verhalten Klienten gegenüber anzuwenden? Hätte mir jemals einer von ihnen z. B. gesagt: Es tut mir sehr leid, dass Sie immer wieder auf derart oberflächliche Menschen stoßen, die sich ohne jede Begründung aus dem Kontakt zurückziehen. Mehr als sich bemühen, kann niemand - auch Sie nicht. Dafür, wie andere mit Ihnen umgehen, sind Sie n i c h t verantwortlich, dann wäre ich zumindest ernst genommen worden. Das hat aber keiner gesagt. Stattdessen gab es Begegnungen wie diese:
Therapeutin: Wie kommt es, dass Sie keinen Partner haben? Kann es sein, dass Sie gleichgeschlechtlich sind? Wäre es so, hätte ich kein Problem damit, mich dazu zu bekennen. Wieso auch? Doch ich habe ein großes Problem damit, mich in die nächstbeste Schublade stecken zu lassen, um allen bequem Denkenden den Blick über den Tellerrand zu ersparen. Trotz meiner Verneinung (schließlich weiß ich ja wohl, dass ich mich in der Vergangenheit schon in Männer verliebt hatte - nur die natürlich nicht in mich und dass ich für Frauen derartige Empfindungen nicht hege) hielt die Therapeutin - von meinen weiteren Erläuterungen ebenfalls gänzlich unbeeindruckt - an ihrer Überzeugung fest.
Von einem anderen Therapeuten durfte ich mir anhören, meine Isolation sei selbst gewählt - und das nach zahlreichen Gesprächen, in denen ich wohl deutlich genug bekundet hatte, unter der gesellschaftlichen Ausgrenzung zu leiden - danke, auch!
Die sich aus der psychotherapeutischen Leitthese J e d e r ist für sein Leben selbst verantwortlich (vergleichbar mit jeder ist seines Glückes Schmied) ergebende Allgemeingültigkeit verrät, dass weder individuelle Voraussetzungen für das Entstehen einer belastenden Lebenssituation noch deren Art in irgendeiner Weise eine Rolle spielen. Hilfesuchende wissen nicht, wie sie selbständig aus der Misere finden, ansonsten würden sie ja keine Hilfe suchen. Therapeuten hingegen müssten das eigentlich wissen, da sie den Klienten die Gestaltungsfähigkeit des jeweils eigenen Lebens (eben als Glücksschmiede) suggerieren. Es bleibt also die Frage offen, weshalb die Wissenden zu keiner Zeit ihre Weisheit an mich weitergegeben haben - was genau ich als Glücksschmied denn bitte hätte veranlassen können, Interessensverbündete zu finden, Menschen mit einem gewissen sozialen und kreativen Niveau - abseits unserer Spaßgesellschaft. Befürchten prof. Helfer, sich eine Verzierung abzubrechen, wenn auch sie gelegentlich ihre Ahnungslosigkeit einräumen, statt diese hinter verletzenden Reaktionen (wie in meinen genannten Beispielen) zu verbergen? (Partnersuche stand für mich übrigens nie im Vordergrund; ich wäre schon mit weniger zufrieden gewesen: ein/e zuverlässige/r Freund/in hätte mir gereicht...)
In der Dro. an Schulen wirken oft ehemalige Abhängige mit. Diese Leute wissen, wovon sie reden. Haben dagegen Psychotherapeuten irgendeine Vorstellung, wie es sich anfühlt, wenn ...
...jede Bemühung, in der Gesellschaft eine passende Nische zu finden, mit einer Niederlage endet?
...einem nicht geglaubt wird?
...Hochsensiblen fortwährend signalisiert wird, dass sie sich ändern müssen, um gesellschaftsfähig zu werden?
Alle diese Helfer leben in wunderschön geordneten Verhältnissen, sind sozial integriert. Da können sie es sich ja durchaus schon mal leisten, gegenüber einem Klienten, der sich immer wieder vergeblich bemüht hat, sein Glück zu schmieden großkotzig zu behaupten: Hätten Sie jemals in Ihr Leben soviel Energie gesteckt wie in die Umsetzung Ihres Sterbewunsches.... oder: Warum sollen Sie denn nicht ohne Kontakte leben können? Sie müssen lernen, Kraft ausschließlich aus sich selbst zu schöpfen...Schade nur, dass die jüngsten Erkenntnisse etwas ganz anderes aussagen, nicht wahr?
Gerne getroffen wird auch diese Aussage: Man kann i m m e r nur sich selbst ändern und niemals andere. - Wozu haben wir dann ein Strafgesetz und die Justiz? Im Gegensatz zu körperlichem Leid, das jemandem zugefügt wurde, liegt die Verantwortung für erlittenes psychisches Leid stets bei den Opfern - damit die Täter sie nicht übernehmen müssen!
Ich würde mich über Antworten freuen.
Quasinemo
12.07.2018 11:32 • • 24.07.2018 x 3 #1