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Hallo liebes Forum,
ich bin 30 Jahre alt und habe schon seit meiner frühen Jugend Probleme mit Einsamkeit und Depressionen. Seit meiner Kindheit war ich nicht mehr glücklich.

In den letzten Jahren hat sich meine Situation jedoch etwas verbessert. Die Depressionen verschwanden, ich habe mich in meinem Umfeld halbwegs wohl gefühlt und konnte mich insgesamt mit meinem Leben irgendwie arrangieren. Bis dahin war es ein weiter Weg. Als ich vor 7 Jahren für mein Studium in eine andere Stadt zog, kannte ich niemanden. Ich hatte noch nie viele Freunde oder gar eine Freundin und stoße häufig auf Ablehnung. Dementsprechend hat es viele Jahre gedauert bis ich einige wenige soziale Kontakte geknüpft hatte, darunter nur eine Freundschaft. Dabei waren die Bedingungen optimal: Die Stadt war nicht zu groß und nicht zu klein, die Uni hatte auch die ideale Größe um Leute kennenzulernen und ich hatte mehrere Nebenjobs, bei denen ich mit vielen Gleichaltrigen zusammengearbeitet habe.

Nun muss ich berufsbedingt in 4 Wochen in eine völlig neue Stadt ziehen. Ich kenne wieder niemanden. Diesmal sind die Startbedingungen deutlich schlechter und mit dem steigenden Alter wird es nicht besser. Ich bin zwar eher zurückhaltend, aber nicht schüchtern. Doch wenn ich auf Leute zugehe, stoße in der Regel auf Ablehnung. Offenbar bin ich einfach unsympathisch. Manchnal werde ich auch als komisch, seltsam oder anders beschrieben. Wenn ich jetzt daran denke wie ich mich vor 7 Jahren gefühlt habe und mir dann die neue Situation vorstelle, bekomme ich Panik. Ich beginne zu zittern, mir wird schlecht, ich bekomme Angst, fühle mich überfordert, will raus aus meiner Haut, habe große Angst, dass die Depressionen wiederkommen und die nächsten Jahre wieder zur Qual werden.

05.07.2019 11:13 • 17.07.2019 #1


6 Antworten ↓


Obwohl ich noch nie in Deiner Situation war, erlaube ich mir, Dir zu antworten. Wie sehr liebst Du Deinen Job? Bist Du deshalb bereit, alles aufzugeben, all Deine Träume? Wovon hast Du geträumt, wie stellst Du Dir Dein Leben weiterhin vor? Wäre es für Dich leichter, wenn Du eine Partnerin hättest, die mit Dir von Stadt zu Stadt ziehen würde, wäre es dann besser?

Sorry, aber irgendwie muss ich gerade an den Film Der Teufel trägt Prada denken. Natürlich ist das hier mit Deiner Situation nicht vergleichbar aber im Kern evtl. schon. Sie entscheidet sich auf jeden Fall am Ende für ihr (Privat-)Leben. Und das solltest Du auch tun. Wie würde denn ein schöner Tag in Deinem Leben aussehen, wovon träumst Du? Wie malst Du Dir Dein Leben aus?
Erfüllt Dich Dein Job? Falls ja, gibt es eine Möglichkeit, diese ständige Umzieherei zu umgehen? Falls nicht, welche Alternativen hättest Du sonst noch?

Ich bin einmal aus einem anderen Land hierher gezogen. Deine Umzieherei kann ich zwar im Einzelnen nicht nachempfinden, wohl aber Dein Gefühl, irgendwo fremd zu sein.
Allerdings solltest Du bedenken, dass man auch jahrelang irgendwo wohnen kann und trotzdem nicht ankommt.
Ich bin nicht der Typ Frau, der viel redet. Vielleicht habe ich aufgrund meiner SP viel zu wenig zu erzählen aber ich fühle mich eigentlich überall fehl am Platz. Zwar wohne ich seit Jahren hier, dennoch bin ich mit den Personen in meinem Umfeld nie so richtig warm geworden.
Haben wir zu wenig zu erzählen, weil wir zu schüchtern sind?
Zudem habe ich überwiegend schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und das mag wohl der Grund dafür sein, dass mir für etwas Neues der Elan fehlt.
Hier in meinem Umfeld wohnen fast ausschließlich Akademiker wie Du und das bekomme ich jeden Tag zu spüren. Zwar sind nicht alle Akademiker gleich, versteh das bitte an dieser Stelle also bitte nicht falsch aber ich habe oft das Gefühl, dass sie einem vorschreiben wollen, was man zu tun hat usw.
Sie laufen herum, als wären sie etwas Besseres. In meine Nachbarschaft ist ein IT´ler gezogen, der hier bei einer renommierten Firma arbeitet. Und schon hatten plötzlich alle Nachbarn, die vorher mit keinem geredet haben, ein unglaubliches Interesse an ihm. Man sieht sie nur noch auf der Straße ratschen. Mich hat die besagte Nachbarsfamilie noch kein einziges Mal angesprochen, verstehst Du?

Wenn Du Deinen Job liebst und weiterhin wirst umziehen müssen, könntest Du dort in der besagten Stadt evtl. in irgendwelche Vereine eintreten, die Deinen Interessen entsprechen, sich direkt mit Arbeitskollegen privat verabreden usw. - denn sicherlich werden dann dort ebenfalls Neuankömmlinge sein - oder?
Ansonsten würde ich Deine Jobsituation ernsthaft überdenken. Tut Dir Dein Job noch gut? Willst Du ihn weiterhin ausüben? - Auch wenn ich mich wiederhole aber Du musst irgendwo auch mal eine Grenze ziehen -.
Wenn es nicht Dein Job ist, sondern vielleicht eher Dein Auftreten, kannst Du ja daran arbeiten. Es gibt genügend Seminare und Schulungen. Aber es ist eben ganz, ganz wichtig, dass Dir Dein Job GUT tut. Denn Du hast nur dieses Leben und brauchst auch mal privat etwas, woran Du festhalten kannst oder?
Besteht vielleicht im Vorfeld die Möglichkeit, dort mit den neuen Kollegen in Kontakt zu treten? Evtl. kannst Du Dich mit ihnen verabreden und Dir schon mal die Stadt anschauen.

Ich persönlich würde so etwas niemals auf mich nehmen wollen. Daran würde ich schlicht und ergreifend zerbrechen. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich bin nicht Du. Du bist nicht ich.


A


Neue Stadt, Einsamkeit

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In wie fern bist du komisch oder merkwürdig im sozialen Bereich?

Es könnte sein, dass du aufgrund deiner Zurückgezogenheit Distanz schaffst und deshalb andere ebenfalls distanziert reagieren. Auch gut möglich, dass du im zwischenmenschlichen Bereich verspannt bist und die Menschen das als belastend empfinden.

Aber ganz egal was es ist, es gibt immer Menschen, die zu einen passen. Es ist nur wichtig aktiv zu werden.

Wünsche dir viel Glück in der neuen Wohnung.

Hallo,
ist man neu in einer Umgebung, ist man doch oft noch motiviert. Ich würde das nutzen und sofort aktiv werden. Es gibt doch sicher eine Art lokale Online-Zeitung mit Anzeigen. Hier bei mir gibt es eine. Dort inserieren häufig Leute in der Rubrik Kontakt. Dort gibt es natürlich alles. Aber Leute, die gerade hier hin gezogen sind, inserieren und suchen nach Anschluss.
Dann inserieren auch Radclubs, Bowling-Gruppen - einfach alles.

Ansonsten eine Teamsportart suchen, einen Kochkurs machen.
Ziehe in eine WG

Werde sofort aktiv und lass nicht zu, dass Du in eine Depression rutschst.

Es gibt eine unsympathischen Menschen. Das ist ja eine Wirkung, die man auf andere hat und keine wirkliche Eigenschaft.
Niemand ist allen sympathisch bzw. unsympathisch. Auf andere zuzugehen, fällt allen - mehr oder weniger - schwer.
Ich denke, es ist schwieriger, auf jemanden zuzugehen, der sehr ernst wirkt. Einfach schon, weil alle Angst vor Ablehnung haben.

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten und sorry für meine späte Rückmeldung. In den letzten Tagen habe ich versucht das Thema weitgehend auszublenden, aber da der Umzug in greifbare Nähe rückt, ist das nun kaum noch möglicch.

@herzenswaerme: Vielen lieben Dank für deine ausführliche Nachricht. Mein Studium ist nun zuende und ich habe hier leider keinen Arbeitsplatz gefunden. Daher bin ich gezwungen die Stadt zu verlassen. Das Studium habe ich bereits künstlich in die Länge gezogen, weil ich hier so ungerne weg wollte, aber nun gibt es keinen anderen Weg mehr. Die finanzielle Lage ist zudem auch sehr schwierig geworden. Daher bin ich dringend darauf angewiesen einer Beschäftigung in Vollzeit nachzugehen.

Du fragst wie ich mir mein Leben weiterhin vorstelle. Schwer zu sagen. Irgendwie durchkommen und versuchen Fuß zu fassen würde ich sagen. Eine Partnerin wäre da sicherlich hilfreich und an sich ist das auch ein großer Wunsch von mir, aber die Versuche und Erfahrungen aus der Vergangenheit geben mir da wenig Hoffnung.
Den Filme habe ich nicht gesehen. Daher kann ich dazu nichts sagen, außer, dass ich nicht die Wahl zwischen Job und Privatleben habe, da ich hier wie gesagt keinen Job bekommen habe. Ob mich der neue Job erfüllen wird, kann ich auch noch nicht sagen, da ich vorher nur Gelegenheitsjobs neben dem Studium hatte.

Zu deinem dritten Absatz: Das liest sich gar nicht schön :/ Da weiß ich gar nicht so recht was ich antworten bzw. auf das Geschriebene eingehen soll. Ich kann nur sagen, dass ich hier im Laufe der Zeit (zumindest für meine Verhältnis) gut angekommen bin, auch wenn es viele Jahre gedauert hat. Deswegen habe ich so große Angst vor dem Umzug. Auch wenn ich hier kaum jemanden habe, fühle ich mich mittlerweile nicht mehr ganz so alleine. Manchmal hilft es schon wenn man ein Paar bekannte Gesichter sieht. Man kennt die Verkäufer im Supermarkt, beim Bäcker, im Cafe, usw. Man hat vertrauen zu seinem Hausarzt aufgebaut und kennt seine Umgebung einfach gut. Das gibt zumindest mir eine gewisse Sicherheit. Klar, das kann sich in der neuen Stadt auch wieder entwicklen, aber das dauert und ich habe so große Angst vor der Zeit bis dahin.

An Vereine oder ein Ehrenamt habe ich auch schon gedacht. Mal schauen wie das dann zeitlich aussieht. Es ist auf jeden Fall ein guter Punkt. Mit Arbeitskollegen verabreden werde ich definitiv versuchen, aber wie eingangs beschrieben, fällt es mir schwer Freundschaften zu schließen, da ich immer auf Ablehnung stoße. Dazu schreibe ich weiter unten noch etwas.

@jochanan: Danke auch für deine Antwort. Inwiefern ich komisch oder merkwürdig bin, versuche ich schon seit vielen Jahren herauszufinden. Das ist nicht ganz leicht. Es scheint auch nicht sofort erkennbar zu sein. Also ich bin kein klassicher Ausseiten wie man ihn aus der Schule kennt. Ich wurde nicht gemobbt oder aktiv oder bewusst ausgegrenzt. Die wenigen Personen mit denen ich gut zurechtkomme, können mir darüber auch keine Auskunft geben, weil sie das offenbar nicht wahrnehmen. Gefragt habe ich schon häufig. Leute bei denen ich auf Ablehnung stoße, sind dementsprechend nicht bereit mit mir ein tiefergehendes Gespräch zu führen. Es ist ja ganz normal, dass man sich mit einigen Leuten besser versteht als mit anderen. Wenn man auf eine Gruppe von Personen trifft, gibt es immer jemanden, der einem weniger sympathisch erscheint. Je nach Persönlichkeit und Gruppenkonstellation sind es verschiedene Leute. Ich scheine jedoch immer und für so gut wie jeden diese Person zu sein.

Die Zurückgezogenheit, sofern das zutrifft, wäre dann eher die Folge und nicht die Ursache. Ob ich verspannt bin, kann ich nicht sagen. Was genau meinst du damit?
Zitat:
Aber ganz egal was es ist, es gibt immer Menschen, die zu einen passen. Es ist nur wichtig aktiv zu werden.

Da stimme ich dir auf jeden Fall zu. In 7 Jahren habe ich immerhin einen guten Freund gefunden Mir macht nur die Zeit bis dahin sehr große Angst. Das kann wieder einige Jahre dauern. Vor allem befürchte ich, dass ich wieder depressiv werde. Es war eine unglaubliche Erleichterung als ich die Krankheit endlich überwunden hatte. Falls es denn so ist und ich nicht nur eine außergewöhnlich lange Hochphase habe.

@nina7: Das sind an sich gute Tipps, danke. Doch du gehst offenbar zu sehr davon aus, dass ich zu wenig versuche um Kontakte zu knüpfen. Das ist meiner Meinung nach nicht so. Ich bin nicht menschenscheu oder inaktiv. Doch es muss von beiden Seiten her passen. Am letzten Wochenende war ich an beiden Tagen abends unterwegs und habe die Ablehnung direkt wieder zwei Mal zu spüren bekommen.

Ok, Dankeschön für Deine Antwort.
Kannst Du denn die Ablehnung beschreiben, die Du dabei vernommen hast? Wie äußert sich das? Und jetzt noch einmal eine sehr persönliche Frage, und dies nur, wenn Du darauf auch antworten möchtest ... - ich würde gerne wissen, wie sich Deine Depression äußert.
Bei mir ist es gerade umgekehrt: ich werde von vielen angesprochen, weiß dann aber nie ein weiteres Gespräch mit der Person anzufangen. Nach spätestens drei Sätzen ist endgültig Schluss. Deswegen empfinde ich mich als komisch. Allen anderen scheint das so leicht zu fallen. Mir eben nicht. Ich muss eine Person schon länger kennen, bis ich Vertrauen aufgebaut habe und mich öffnen kann.

Darf ich fragen, wohin Du genau ziehst oder magst Du das nicht so gerne sagen? Was hast Du studiert? Und jetzt sag nicht, dass Du IT´ler bist und demnächst bei SAP arbeiten wirst ... Jetzt musst Du uns aber hier wirklich auf dem Laufenden halten bezüglich Deines Umzugs, ja?





Dr. Reinhard Pichler
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