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Hallo,
ich fühle mich seit meiner Jugend einsam. Ich habe früh das Vertrauen zu meinem Vater verloren, der selbst große Probleme hatte. Meine Mutter hat sich von ihm scheiden lassen, als ich 14 war. Sie selbst war oft überfordert mit 3 Kindern und einem depressiven Alk. als Mann. Ich nehme an, daher konnte sie uns auch nicht immer Geborgenheit geben. Ich hatte kein Selbstbewusstsein, habe mir Bestätigung durch gute Noten geholt, war dabei sehr unbeliebt. Ich war oft bedrückt, hatte Ängste, Minderwertigkeitsgefühle etc. Nachdem die Mutter meiner Mutter im selben Jahr nach der Scheidung starb, bekam ich Todesängste. Einfach das *beep* Grauen davor, dass meine Mutter,alle Menschen, die ich liebe und ich selbst irgendwann sterben werden. Dieses Grauen hat mich über Monate ständig begleitet und es kommt heute noch manchmal wieder. Irgendwann hat sich in mir der Gedanke ausgebreitet, dass über die Angst vor dem Tod nur die Liebe hinweg trösten könne. Da kam ich vermutlich in die Pubertät Zumindest dachte ich, dass es um Liebe geht. Ich hatte einfach eine wahnsinnige Sehnsucht danach, dass mich jemand in den Arm nimmt und festhält und mich meine Angst vergessen lässt. So geht es mir auch heute noch. Vieles hat sich zwar positiv verändert, ich habe (zumindest manchmal) viel mehr Selbstbewusstsein, liebe Freunde, Hobbys und habe mein Studium geschafft. Trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, wie eine Pflanze einzugehen, wenn kein Mann da ist, der mir Nähe gibt. Besonders schlimm ist es, wenn ich unter Druck stehe (dann kommen Depression, Ängste, Einsamkeit), und das war eigentlich fast immer der Fall. Ich mache mir den Leistungsdruck selbst, in Schule, Beruf, Studium.

Ich würde gerne lernen, mein Leben unabhängig von einem Partner zu genießen. Ein Partner soll eine Zugabe sein. Ich möchte Nähe nicht mehr wie eine Dro. suchen, die mich dazu bringt, Beziehungen einzugehen, die nicht gut für mich sind. Andererseits bezweifle ich, dass man sich die Sehnsucht ganz abgewöhnen kann. Und Menschen, die angeblich niemanden brauchen, machen mir Angst.

Wie kann man diese Ängste und Einsamkeit nur loswerden? Wie gesagt, ich habe Freunde und mache Sport, bin kreativ und aktiv. Es ist auch nicht so, dass ich das Leben nie genieße. Aber meistens fehlt etwas.

Etliche Therapeuten, Selbsthilfegruppe und Anti-Depressiva haben mir nur mäßig weitergeholfen.

Ich weiß, es gibt unzählige Menschen da draußen, denen es ähnlich geht. Lasst uns weiter um unser Glück kämpfen!

Liebe Grüße

14.07.2012 20:17 • 17.07.2012 #1


6 Antworten ↓


Liebe Tian,
es ist immer schwer, Ferndiagnosen zu stellen und Du hast ja auch schon manches vergeblich versucht. Trotzdem möchte ich Dir sagen, was mir so spontan zu Deinen beiden Beiträgen auffällt. Du beschreibst Deine Probleme jeweils sehr differenziert - aber die beiträge könnten auch von zwei unterschiedlichen Personen geschrieben sein. Ist es auch so getrennt in Dir, in Deinem Erleben? Ich kann mir vorstellen, es fehlt da eine innere Instanz in Dir, die Dich mit allem, was da ist in Dir, so nimmt wie Du bist.
Schönen Gruß
Egmont

A


Nähe als Flucht vor der Ängsten und Einsamkeit

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Zitat von tian78:
Ich würde gerne lernen, mein Leben unabhängig von einem Partner zu genießen.
Zitat von tian78:
Und Menschen, die angeblich niemanden brauchen, machen mir Angst.

Dann möchtest du jemand werden, vor dem du angst hast. und so wie du bist - geht nicht?
Vielleicht kannst du erst dann mit dem lernen anfangen, wenn du das sein möchtest, was du gerade bist.

liebe grüße
nyan

Hallo Egmond,
danke für Deine Antwort. Mir war nicht aufgefallen, dass das was ich geschrieben habe, unterschiedlich klingt. Ich habe einfach einmal allgemein erzählt, was mich so fertig macht und was diesmal der Auslöser war (meine Diss). Und in diesem Forum bin ich eben auf einen Aspekt meiner Probleme, nämlich die Einsamkeit, eingegangen.
Aber diese Innere Instanz, die mich so nimmt, wie ich bin (und zwar auch dann, wenn es mir gerade nicht gut geht), die müsste ich noch irgendwie stärken, da hast Du vollkommen recht.

Hallo Nyan,
ja, Du hast natürlich recht, dass man schlecht etwas werden kann, wovor man sich fürchtet. Ich würde einfach gerne einen guten Mittelweg finden zwischen dem unerträglichen Gefühl des Alleinseins und einem gesunden Bedürfnis nach Nähe. Das wollen wir doch eigentlich alle. Und viele von denen, die behaupten, keinen Partner zu brauchen, verstecken sich vielleicht aus Angst, verletzt zu werden.

Liebe Grüße

steh dazu, das du gerne einen partner hättest.
aber schau, das du nicht bedürftig rüberkommst.
etwas abstellen, was nicht abstellbar ist, kann vielleicht in eine gesunde bahn umgeleitet werden oder in ein sog. auffangbecken.
Ich weiß, das man je mehr man ein partner will umso weniger anscheinend einen bekommt.
oder andere abschreckt.
das hab ich schon oft gehört.
wiederrum glaub ich einfach nicht, das die menschen die einen partner finden, sich nicht auch einen gewünscht haben.
Dubist

liebe tian,

du sprichst mir wirklich aus der seele. auch ich kenne das sehr gut, dass ich den partner gerne nur als eine art zusatz sehen würde ... stattdessen ist die partnerschaft so elementar, dass ich ohne kaum leben kann. und daraus resultieren dann verlustängste, klammern, usw.

kannst du gut mit dir alleine sein? also zB auch wenn du gerade in einer partnerschaft bist. bei mir ist es zum beispiel so, dass ich nur ganz schwer zeit mit mir allein verbringen kann... und daher am liebsten jeder situation ausweiche, in der ich möglicherweise alleine bzw ohne meinen partner sein könnte.

dass es alles am schlimmsten ist, wenn man unter druck steht, kenne ich auch sehr gut. ich bin daher auch auf der suche nach einer verhaltenstherapie ... was für therapeuten hast du denn schon besucht?
AD nehme ich auch, die haben mir über allen anderen kram hinweggeholfen, aber nicht über die verlustängste und diese sucht nach nähe. scheint wohl der kern der sache zu sein, an den ich nicht so recht rankomme.

liebe grüße,
heartattache





Dr. Reinhard Pichler
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