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Hallo, bin ganz frisch hier (m, 38).

Ja, mein großes Problem ist diese schon lange anhaltende, besser ausgedrückt schon immer dagewesene und nie ganz aufhörende, Einsamkeit.

Als Kind und Jugendlicher war ich äußerst dünnhäutig und somit ein hervorragendes Opfer dessen, was man heutzutage als Schulmobbing bezeichnet. Später wurde dies besser, allerdings hatte ich dann äußerst wenig Kontakte, war schon als junger Erwachsener nicht komplett, aber oft einsam. Beziehungen zu Frauen waren dementsprechend selten, es gab (fast) keine zum Kennerlernen. Wenn es dann mal geklappt hatte, dann war es auch ganz schnell wieder vorbei. Sei es, weil es doch nur einseitig gefunkt hatte, man doch nicht so zueinander passte, ich nicht den „nötigen nächsten Schritt“ tat und/oder eben ein Anderer zuvorkam. Das Gefühl, dass das Licht am Ende des Tunnels sich als ein entgegenkommender Zug entpuppt kenne ich zu gut. Dies nicht nur auf Partnersuche bezogen.

Natürlich ist eine Beziehung nicht das Allheilmittel. In erster Linie sind Menschen denen man prinzipiell nicht egal ist, mindestens ebenso wichtig. Und ich habe auch Freunde, keine besten, aber viele wirklich enge. Es gibt definitiv Leute die sich ehrlich freuen mich zu sehen, mit denen ich tiefgründig reden kann.

Trotzdem habe diese Freund ihre Partnerschaft, Familie, wohnen weit weg, sind mit sich selbst beschäftigt. Und nein, da rede ich mir nichts ein. Ich sitze zu oft allein daheim, weil sich eben niemand findet der mit mir etwa unternimmt. Geburtstag habe ich schon ewig nicht mehr gefeiert, vielleicht auch aus Angst, dass „zu wenig“ Gäste zur Feier kämen. Momentan, da der Sommer auf dem Höhepunkt ist, sich der Herbst aber schon in kleinen Zeichen ankündigt (bin recht naturverbunden mit entsprechendem Beruf), fängt schon die Furcht vor Silvester an, welches ich schon seit Jahren alleine daheim verbringe. Es ist mir, auch sonst, schier unmöglich „einfach irgendwo hinzugehen“, bin nicht wirklich gehemmt oder in mich gekehrt, aber eben auch nicht der Extrovertierteste. Einfach so Leute anzusprechen ist nicht meins.

Überhaupt der Umgang mit Anderen. Es gibt natürlich immer Menschen die man nicht mag, mit denen man nicht zurechtkommt. Aber mit den Meisten die ich neu kennenlerne (ja ok sooo viele sind es ja dann doch nicht) klappt es wunderbar. Es passiert oft, dass Leute die ich eigentlich noch gar nicht kenne, mir ihr Herz ausschütten.

Auf meinen Freundes-, und Bekanntenkreis scheine ich einen ausgeglichenen und glücklichen Eindruck zu machen. Immer wieder kommt man hilfesuchend zur mir. Man erzählt von den Sorgen mit dem Partner, auf der Arbeit etc., erhofft sich Hilfe. Umgekehrt passiert es mir aber oft, dass meine Probleme nicht wirklich ernst genommen werden, „Manchmal ist es ja auch ganz schön allein zu sein“, oder „Warum willst Du eigentlich keine Freundin/Frau/Partnerin?“. Gelegentlich habe ich den Eindruck, andere sehen in mir sowas wie eine alten Einsiedler auf dem Berg, der seine Situation so gewählt hat. Der selbst nicht viel braucht, aber immer gerne hilft.

Letztes und vorletztes Jahr gab es einiges Holpern. Ein Kollege versuchte meine recht gute Position am Arbeitsplatz durch mobbingähnliches Verhalten zu untergraben, außerdem gab es ein Problem mit einem psychisch kranken und Alk. Nachbarn. Auf dem Höhepunkt des Ganzen dann ein gesundheitliches Ereignis, welches ich mit knapper Not und viel Glück einerseits überlebte, dies andererseits auch noch ohne nennenswerte Schädigung. Beides nicht selbstverständlich. Danach machte ich die Kollegensituation „öffentlich“, dies hatte sich dann dank der Unterstützung durch die Geschäftsleitung ziemlich bereinigt. Das mit dem Nachbarn ist gerichtlich geklärt und sollte bald beendigt sein.

Nun möchte ich auch mein Alleinsein endlich in den Griff zu bekommen, oder zumindest besser damit zurechtkommen. Und mir ist klar, dass es kein Wundermittel gibt, aber das Gefühl, dass mein „zweites Leben“ vorüberzieht, ja wie feiner Sand zerrinnt, bereitet mir richtiggehend Angst.

Insbesondere wegen des Krankheitsausbruches suche ich seit einiger Zeit eine Psychotherapeutin auf, sie hat mir nun „bescheinigt“ einfach „nur sehr gestresst“ zu sein. Eigentlich geht es mir gut und es mag ein wenig wie Jammern auf hohem Niveau wirken.

Unterm Strich fehlt mir nicht der grundsätzliche Kontakt, sondern er ist einfach viel zu dürftig. Wobei dies untertrieben ist, manchmal fühle ich mich wie lebendig begraben, wenn ich so allein rumsitze.

Dass Andere trotzdem in mir einen rundum glücklichen Menschen sehen (wollen) macht mich fast wahnsinnig. Das ist nicht falsch zu verstehen, ich helfe wirklich gerne Anderen, vielleicht kann ich es hier ja auch irgendwann? Aber ich halte es bald nicht mehr aus, mich alleingelassen zu fühlen.

Kann jemand nachfühlen was mich umtreibt?


PS Sorry, der Text ist lange, ist mir einfach nicht gelungen es in wenige Worte zu packen. Und hoffentlich habe ich die Forenregeln nicht irgendwo verletzt...

31.07.2016 15:53 • 01.08.2016 #1


4 Antworten ↓


Hallo Jasper, ich begrüße dich mal herzlich bei uns.

Weißt du, Alleinsein zu empfinden ist ein Gefühl. Im Prinzip wie unsere Ängste. Beherrscht werden sie ganz allein von uns.

Um Situationen zu entrinnen, die uns belasten, ist Handeln angesagt. Du bist ja schon in Therapie, das ist sehr gut.

Um Menschen, Freunde, Partner kennenzulernen, bedarf es Aktion. Ein Einbringen. Auch Mut, mit Zurückweisungen umgehen zu können.

Alles, was wir verkrampft versuchen zu lösen, funktioniert nicht.

Hast du Hobbies, die dich unter andere Menschen bringt?

A


Mit dem Alleinsein alleingelassen

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Hallo Jasper,

zuerst mal stimme ich Icefalki zu.

Zitat:
Als Kind und Jugendlicher war ich äußerst dünnhäutig


Deine Sensibilität ist in Ordnung. Die gehört zu Dir. Folglich wirst Du Sie noch nicht abgelegt haben.
Also akzeptiere Dich erst mal so.
Zitat:
Das Gefühl, dass das Licht am Ende des Tunnels sich als ein entgegenkommender Zug entpuppt kenne ich zu gut.


Du umschreibst hier meiner Meinung eine Sichtweise, die für Dich wenig hilfreich ist.
Ich verstehe den Satz so. Das meiste, was ich versucht habe endete anders, als ich es wollte Sollte ich
das so verstehen? Wenn ja, kann Deine Aussage so nicht richtig sein. Du kannst nicht immer Pech haben.
Oder sind Deine Erwartungen häufig zu hoch?

Zitat:
fängt schon die Furcht vor Silvester an, welches ich schon seit Jahren alleine


Weißt Du eigentlich ungefähr, wie viel Tage (Chancen) es noch bis Silvester gibt?

Zitat:
bin nicht wirklich gehemmt oder in mich gekehrt, aber eben auch nicht der Extrovertierteste. Einfach so Leute anzusprechen ist nicht meins.


Da ist eine Deiner Hauptblockaden. Du biegst Dir Deine Wahrheit. Doch, Du bist gehemmt. Wenn es nicht
Dein Ding ist, einfach mal Leute anzusprechen, dann ist das einer der Gründe, warum Du oft allein bist.
Hast Du aus Deiner Not eine Tugend gemacht. Wir spielen, jeder im Leben eine Rolle und tragen häufig eine
Maske. Dies ist lebensnotwendig, um uns vor zahlreichen Verletzungen zu schützen.

Zitat:
Aber mit den Meisten die ich neu kennen lerne klappt es wunderbar. Es passiert oft, dass Leute die ich
eigentlich noch gar nicht kenne, mir ihr Herz ausschütten.

Dann ist doch vieles in Ordnung. Jetzt fehlen noch mindestens zwei Dinge.
Mehr Ehrlichkeit von Deiner Seite. Du spielst Deine Rolle Perfekt. Sie wird so verstanden, wie Du sie spielst.
Du spielst den Starken. Und deswegen bettelt man Dich an. Nimmt Dir viel Zeit ohne Gegenleistung. Warum
erzählst Du nicht häufiger von Dir?
Zweitens, warum forderst Du die Leute nicht gelegentlich, auch Dir zuzuhören? Alles besteht im Leben aus
Geben und Nehmen. Wer Dir nichts gibt, soll Dich möglichst wenig anbetteln. Deine Zeit und Dein Ohr sind
wertvoll. Wann machst Du Werbung für das, was Du weißt und kannst?

Zitat:
Auf meinen Freundes-, und Bekanntenkreis scheine ich einen ausgeglichenen und glücklichen Eindruck zu machen.


Sagte ich doch gerade. Schauspielen kannst Du perfekt. Ich konnte das früher auch ganz gut.

Zitat:
Umgekehrt passiert es mir aber oft, dass meine Probleme nicht wirklich ernst genommen werden

Auf dem Höhepunkt des Ganzen dann ein gesundheitliches Ereignis, welches ich mit knapper Not und viel Glück einerseits überlebte, dies andererseits auch noch ohne nennenswerte Schädigung.


Wer soll Deine Probleme ernst nehmen. Du erzählst ja gar nicht davon.
Also ich habe von Deinem Gesundheitlichen Ereignis welches offensichtlich lebensbedrohlich war, und
ohne nennenswerte Schädigung blieb, genau nichts verstanden.

Nicht das Du glaubst, ich wäre neugierig. Nur, wer andere Menschen aus Angst nicht an seinem Leben teilhaben
lässt, der bleibt allein.

Zitat:
Eigentlich geht es mir gut und es mag ein wenig wie Jammern auf hohem Niveau wirken.


Schon wieder so eine Aussage. Eigentlich geht es Dir gut? Nein es geht Dir nicht gut.
Da solltest Du schon häufiger ehrlich sein.
Zitat:
Wobei dies untertrieben ist, manchmal fühle ich mich wie lebendig begraben, wenn ich so allein rumsitze.


Wie kannst Du Dir vorstellen, Deine Maske häufiger etwas runter zu ziehen, so dass man ein wenig besser erkennen
kann, wer Du bist? Oft laufe ich völlig maskenfrei durch die Gegend. Wobei als Schutz habe ich sie fast immer dabei.

Zitat:
Dass Andere trotzdem in mir einen rundum glücklichen Menschen sehen (wollen) macht mich fast wahnsinnig.
Aber ich halte es bald nicht mehr aus, mich alleingelassen zu fühlen.


Jetzt stell Dir mal vor, sie würden die Rolle, die Du jeden Tag spielst auch nicht glauben. Dann wäre die
Katastrophe doch perfekt, oder?

Zitat:
PS Sorry, der Text ist lange, ist mir einfach nicht gelungen es in wenige Worte zu packen. Und hoffentlich habe ich die Forenregeln nicht irgendwo verletzt...


Überlass das einfach anderen, zu beurteilen, ob Du irgendetwas verletzt hast. Ich finde Du bist sehr sensibel,
hast das ganze aber wunderbar beschrieben.
Du hast also Dein Bestes gegeben. Und das liest sich richtig gut.
Sobald Du nicht mehr so viel Angst hast etwas falsch zu machen, brauchst Du vieles nicht mehr umschreiben.
Dann wird es weniger Text werden.

Kann es sein, das in meiner Beschreibung ein paar Punkte realistisch klingen?

Viele Grüße

Bernhard

Zitat von Icefalki:
Hallo Jasper, ich begrüße dich mal herzlich bei uns.

Weißt du, Alleinsein zu empfinden ist ein Gefühl. Im Prinzip wie unsere Ängste. Beherrscht werden sie ganz allein von uns.

Um Situationen zu entrinnen, die uns belasten, ist Handeln angesagt. Du bist ja schon in Therapie, das ist sehr gut.

Um Menschen, Freunde, Partner kennenzulernen, bedarf es Aktion. Ein Einbringen. Auch Mut, mit Zurückweisungen umgehen zu können.

Alles, was wir verkrampft versuchen zu lösen, funktioniert nicht.

Hast du Hobbies, die dich unter andere Menschen bringt?


Hallo Icefalki,

zuerst danke für due Begrüßung,

klar, die Einsamkeit ist ein Gefühl, dieses Versuche ich soweit wie möglich zu bekämpfen bzw. mich davon nicht beherrschen zu lassen.

Und klar, Zurückweisungen muss man abkönnen, vielleicht hatte ich mir im Leben oft zu viel erwartet.

Hobbys habe ich, werkle wirklich gerne im Garten draußen rum, da dort einiges wächst kommt man häufig am Gartenzaun mit anderen ins Gespräch. Sind dann aber irgendwann einfach immer dieselben Leute.

Hotin, danke für die ausführliche und durchaus auch kritisch-konstruktive Antwort! Vieles, nicht Alles, was Du schreibst ist mir so, aber noch nicht ausformuliert schon im Kopf rumgeschwirrt.

Zitat:
Du umschreibst hier meiner Meinung eine Sichtweise, die für Dich wenig hilfreich ist.
Ich verstehe den Satz so. Das meiste, was ich versucht habe endete anders, als ich es wollte Sollte ich
das so verstehen? Wenn ja, kann Deine Aussage so nicht richtig sein. Du kannst nicht immer Pech haben.
Oder sind Deine Erwartungen häufig zu hoch?


Das kann schon sein, dass meine Erwartungen zu hoch sind.

Zitat:
Dann ist doch vieles in Ordnung. Jetzt fehlen noch mindestens zwei Dinge.
Mehr Ehrlichkeit von Deiner Seite. Du spielst Deine Rolle Perfekt. Sie wird so verstanden, wie Du sie spielst.
Du spielst den Starken. Und deswegen bettelt man Dich an. Nimmt Dir viel Zeit ohne Gegenleistung. Warum
erzählst Du nicht häufiger von Dir?
Zweitens, warum forderst Du die Leute nicht gelegentlich, auch Dir zuzuhören? Alles besteht im Leben aus
Geben und Nehmen. Wer Dir nichts gibt, soll Dich möglichst wenig anbetteln. Deine Zeit und Dein Ohr sind
wertvoll. Wann machst Du Werbung für das, was Du weißt und kannst?


Klar ist vieles in Ordnung, oder es scheint so,
Dass mich Halbfremde überschütten passiert mir unvermittelt, kann da oft nix dazu, werde da manchmal überrollt...

Zitat:
Wer soll Deine Probleme ernst nehmen. Du erzählst ja gar nicht davon.
Also ich habe von Deinem Gesundheitlichen Ereignis welches offensichtlich lebensbedrohlich war, und
ohne nennenswerte Schädigung blieb, genau nichts verstanden.

Nicht das Du glaubst, ich wäre neugierig. Nur, wer andere Menschen aus Angst nicht an seinem Leben teilhaben
lässt, der bleibt allein.


Ich hatte einen schweren Vorderwandinfarkt und dies nicht erkannt. Deswegen bin ich sehr spät überhaupt zum Arzt. Allerdings nicht der Notarzt, zuerst mal zum Hausarzt, hatte gedacht sei was Harmloses. Es war dann äußerst knapp, wäre fast aus gewesen, das war der erste Teil des Ganzen
Bei einem Infarkt kommt es zum Absterben des Herzmuskels, es ist nur die Frage des Ausmaßes. Auch hier hatte ich extremes Glück, den dieses Abstreben ist in so geringem Maße passiert, dass ich keine körperlichen Einschränkungen davongetragen hatte.

Zitat:
Schon wieder so eine Aussage. Eigentlich geht es Dir gut? Nein es geht Dir nicht gut.
Da solltest Du schon häufiger ehrlich sein.


Damit meine ich, dass ich einerseits ja schon mit Anderen Umgang habe, also nicht völlig (tagtäglich) alleine bin.

Zitat:
Kann es sein, das in meiner Beschreibung ein paar Punkte realistisch klingen?


Durchaus!
Weiß auf Vieles momentan nur keine Antwort, muss es nochmal wirken lassen.
Danke!





Dr. Reinhard Pichler
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