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Hallo,
ich weiß langsam nicht mehr weiter und denke vielleicht kann der Gedankenaustausch mir weiterhelfen. Ich möchte hier im Folgenden versuchen meine Situation zu schildern, wenn auch vermutlich mehr schlecht als recht.
Beginnen wir im Kindesalter. Ich war als Kind sehr hyperaktiv und an sich fröhlich, wurde jedoch auch mehrmals von meiner Grundschullehrerin zum Psychologen geschickt, warum weiß ich nicht. Ich hatte Freunde, wieviele genau weiß ich nicht mehr, aber ich glaube so um die 4-5. Enge Freunde, vielleicht einen. Schon damals befand ich mich schnell in der Außenseiterrolle. Zudem war ich relativ dick, was damit zusammenhing dass ich auf Grund meiner Neurodermitis zunächst vieles nicht essen durfte, was dann aber durch die Heilung von dieser Krankheit wegfiel, wodurch ich wiederum das nachholte was mir vorher verweigert wurde. Außerdem half mir das Essen meinen Außenseiterstatus zu überdecken. Meine Eltern haben mich zwar all die Jahre insgesamt gut behandelt, jedoch habe ich auch des öfteren Schläge eingesteckt, sie waren bei Zeiten sehr agressiv. Physisch hat mich das nicht sehr geschädigt, psychisch aber womöglich im Unterbewusstsein.
Kommen wir nun zum Gymnasium. Dort wurde ich hingeschickt, denn mein Vater war dort Lehrer und mein Bruder war auch dort. Gleiche Situation wie in der Grundschule (schnell in der Außenseiterrolle), allerdings blieb ich sogar zunächst gänzlich ohne Freunde. Mein späterer bester Freund behandelte mich auch zunächst wie Gift, sodass ich zuerst mit seinem Bruder befreundet wurde. Im Laufe der Jahre entwickelte ich eine Freundschaft zu nahezu allen Jungen meiner Klasse. Ich war recht glücklich darüber, feierte viel, auch mit Alk.. Ich war aber nicht nur immer noch dick, nein, ich begann mich immer mehr selbst zu hassen, was ich wieder mit Essen bekämpfte. Ich wurde fett. Das machte mich depressiv. Wenn ich zuviel getrunken hatte bekam ich Depressionsanfälle, das Atmen fiel mir schwer, ich fing an zu verkrampfen, wollte mir das Gesicht zerkratzen, erzählte den anderen dass ich mich selbst hasse. Das kam mehrmals vor, ich schätze um die 3 Mal. Das hat meinen Freunden scheinbar gereicht. Einen so komplizierten Menschen wollten sie sich nicht länger antun. Der Kontakt nahm stetig ab.
Über meinen besten Freund, der dies auch nach wie vor ist (jetzt ist er für 1 Jahr weg in Schottland), lernte ich neue Freunde (genauer gesagt Freundinnen, denn sie sind alle weiblich) kennen mit denen ich öfter kochte. Sie sind auch nach wie vor meine Freunde, aber wenn sie sich nur sporadisch melden frage ich mich wie eng diese Freundschaft ist. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh um diese Freundschaft und habe vor sie weiterhin zu pflegen. Aber irgendwie fehlt immer noch jemand mit dem man abends mal weggehen kann.
Mit dem zuvor erwähnten Bruder meines besten Freundes hatte ich jahrelang viel zu tun, aber auch der meldete sich irgendwann von selbst gar nicht mehr. Jetzt benutze ich ihn nur noch wenn ich abends nicht alleine zu Hause hocken will. Besser schlechte Gesellschaft als gar keine.
Mein Verhältnis zu meiner Familie ist ziemlich schlecht, außer das zu meiner Cousine und das zu meinem Onkelmeiner Tante, allerdings sehe ich diese eher selten (meine Cousine ist für 6 Monate in London). Vor allem das Verhältnis zu meinem Bruder wird stetig schlechter. Das liegt einfach an seiner Art: egozentrisch, klugscheißerisch und arrogant. Und was für ein Bruder ist das, wenn er mir sagt ich sei das Letzte?!
Meine Eltern fragen mich öfter mal Dinge oder sagen hallo oder so was. Ich antworte dann nicht. Ich KANN nicht antworten. Das ist nicht bloß Redefaulheit. Irgendwas in mir hindert mich daran.
Kommen wir zurück zum Bereich Freunde. Im Gymnasium habe ich in der Oberstufe noch einen neuen Freund kennengelernt, habe mit ihm einiges unternommen (zusammen mit meinem besten Freund) zum Beispiel Urlaub in Budapest, Fahrt nach Hamburg, abends feiern usw. Ich gebe zu, manchmal habe ich etwas fiese Dinge gesagt, aber so bin ich manchmal, wobei das immer scherzhaft gemeint ist. An sich hat er mir das auch nie übel genommen. Er hat mich sogar nach dem Abitur nochmal im Stasi-KZ (ihr kennt diese Plattform? Also SchülerVZ nennt sie sich eigentlich) angeschrieben, man könne doch nochmal was machen. Ich habe es übrigens darauf angelegt, dass er sich selbst meldet, denn mMn hat nur jemand wirkliches Interesse an meiner Person, wenn dieser jemand sich auch MAL von selbst meldet. Gut, ich habe ihn also angerufen, er wollte sich nochmal melden. Seitdem Funkstille. Ich habe ihn sogar im StasiKZ nochmal angeschrieben aber keine Antwort erhalten. Mittlerweile habe ich ihn als Freund abgehakt ...
Kommen wir nun zu Silvester ... an Silvester war ich ausnahmsweise mal feiern (war ich Silvester sonst nie, wurde nirgends eingeladen). Ich traf (Namen verfremdet) Marco, Lisa, Elisabeth. Ich war dort mit dem zuvor erwähnten Freund, der sich nach dem Abi nochmal bei StasiKZ gemeldet hatte. Wir tranken, aßen, unterhielten uns und hatten eine Menge Spaß. Elisabeth und ich kamen uns näher (Fußmassage, kuscheln, flirten). Dann zog ich mit Marco nochmal ein wenig in der Stadt umher (der Rest ging schlafen). Alles in Allem fand ich den Abend sehr toll und daher dachte ich mir, wäre doch schade wenn man sich nicht noch mal wiedersieht. Also habe ich kurzerhand mehrere Treffen organisiert mit allen Personen die an Silvester da waren. Klar mit der Intention neue Freunde zu machen (und Elisabeth als Abiballpartnerin zu gewinnen). Wir gingen also mehrmals feiern und hatten an sich viel Spaß. Mit Marco unternahm ich sogar noch mehr. Dann, nach einiger Zeit, dachte ich mir es wäre Zeit zu meinem rufst-du-mich-an-hast-du-Interesse-daran-etwas-mit-mir-zu-machen Plan zurück. Natürlich meldete sich niemand. Dabei hätte man sogar per Internet etwas im StudiVZ schreiben können. Nichtmal dazu scheinen Marco und Lisa fähig gewesen zu sein. Bis heute haben sie sich nicht gemeldet. Elisabeth hielt mehrere Monate Funkstille, bis sie sich plötzlich bei StudiVZ wieder meldete mit der Nachricht hallo wie gehts tut mir leid dass ich nicht auf deine Nachrichten geantwortet habe, ich bin am umziehen nach Karlsruhe. Ich habe mich noch ein wenig mit den Nachrichten mit ihr ausgetauscht und im ICQ mit ihr gechattet, aber ich frage mich doch auch langsam wozu, denn Karlsruhe ist ca. 3 Stunden von meinem Ort entfernt, wenn nicht länger und sie hat sich die ganze Zeit nicht ein einziges Mal gemeldet. Zudem ist sie mit mir auch nicht zum Abiball gegangen. Kommen wir bei der Gelegenheit ganz kurz zum Thema Frauen: Ich habe keine Angst vor Frauen und überhaupt kein Problem sie anzusprechen. Aber ich habe noch nie (!!) eine Frau geküsst (außer Wange, wohoo), geschweigedenn Geschlechtsverkehr gehabt oder sonstige Intimitäten.
Heute hat es wieder gekracht mit meinem Bruder und ich fühle mich wieder sehr depressiv und denke an Selbstmord. Das hängt allerdings wohl auch mit dem Medikament, das ich zur Zeit nehme, zusammen: Aknenormin (auch bekannt als Roaccutan/Isotretinoin).
Tut mir leid für die fehlende Struktur, aber meine Gedanken sind nicht so ganz geordnet ... Ich muss auch jetzt noch etwas anfügen. Ich sagte ja bereits, ich wurde irgendwann richtig fett. Ich wog über 110 Kg. Ich hasste mich selbst, dachte an Selbstmord. Dann, irgendwann fasste ich den Entschluss abzunehmen. Ich speckte auf solide 90 Kg ab, begann Kraftsport zu treiben, was ich auch nach wie vor tue. Ich bin mittlerweile recht breit geworden, allerdings im positiven Sinne (wenngleich mein Körper von meiner Idealform noch weit entfernt ist). Ich veränderte meine Lebenseinstellung. Ich verreiste, Workcamp in Sizilien, Fahrt nach Hamburg, Fahrt nach Berlin, Kurzreise nach Wien, ja sogar 2 Wochen Urlaub in China mit Besuch meiner Brieffreundin (diese hatte ich in einem Sozialnetzwerk kennengelernt. Sie war allerdings wesentlich älter als ich, nämlich 27, während ich 18 war (mittlerweile bin ich 19). Ich lernte auch eine andere Frau kennen, aus der Ukraine, doch der Kontakt brach irgendwann ab. Auch mit meiner Brieffreundin hielt der Kontakt nicht. Ich hatte auch noch eine Brieffreundin aus Sri Lanka, allerdings hatte ich irgendwie daran nicht mehr großes Interesse und hörte selbst damit auf, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Durch das Verreisen wurde meine Lebenseinstellung wieder etwas positiver. Mittlerweile kann ich mich selbst einigermaßen akzeptieren - mögen tu ich mich aber nach wie vor nicht. Das kann ich auch nicht herbeizaubern. Außerdem habe ich eine Neurose und eine Phobie selbst überwunden: Arachnaphobie und Hygienewahn. Ich habe auch mittlerweile ein ganz gutes Selbstbewusstsein. Das hatte ich früher nicht. Ich rupfte ständig zwanghaft mein T-Shirt in die richtige Position, damit man ja meinen Bauch nicht sah. Ich ging deshalb auch ständig geneigt. Generell hielt ich mich sehr schief, ich hielt den Blick auf den Boden, damit ich ja für niemanden als Aggressor dastehen möge.
Eigentlich bin ich mittlerweile soweit dass ich sagen kann: mir geht es besser. Aber diese Depressionen und diese Einsamkeit wollen einfach nicht weggehen. Mir sind die wenigen freundschaftlichen Beziehungen die ich habe wohl einfach nicht genug. Dabei geht es mir nicht um eine fehlende Partnerschaft. Was mir fehlt sind wirklich enge Freundschaften. Ich habe das Gefühl, auch unter Freunden nicht ganz ich selbst sein zu dürfen. Vielleicht, weil mein alter Freundeskreis mich auf Grund meiner depressiven Seite verlassen hat. Das macht es aber nur noch schlimmer, da ich das alles in mich reinfressen muss. Mittlerweile werde ich auch sehr schnell agressiv und wütend, ich kriege Bluthochdruck, mein Herz rast, ja ich zittere fast. Selbst triviale Dinge wie z.B. ein verbaler Angriff auf meine Person in einem Internetforum (!) rufen mittlerweile diesen Zustand hervor. Das Kernproblem ist aber nach wie vor: Ich habe zu wenig Freunde und vor allem zu wenig enge Freunde. Ein bester Freund reicht mir einfach nicht, zudem ist der ja jetzt weg, eine andere Freundin auch, und der Rest hat kaum Zeit und meldet sich von selbst auch nicht (da musste mal wieder ich mich melden).
Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe geplant im November 6 Monate WorkTravel in Australien zu machen, alleine (verreist bin ich auch mehrfach alleine). Danach noch 2 Wochen Bangkok. Nächstes Jahr will außerdem anfangen zu studieren, habe aber keine Ahnung was. Derzeit plagt mich auch noch mein Führerschein, den ich einfach nicht fertig bekomme, da ich mich ständig antriebslos und motivationslos fühle, zudem noch müde. Ich leide auch schon seit Jahren an Schlafstörungen (Einschlaf- und Durchschlafstörungen, sowie nicht erholt sein trotz ausreichendem Schlafs. Ja, die Schilddrüse ist völlig normal. War gerade erst beim Internisten.). Zudem habe ich starke Akne, die mich durchaus auch psychisch belastet habe, aber dagegen nehme ich jetzt Aknenormin und ich bin zuversichtlich, dass die Akne jetzt endlich verschwindet.
Ich weiß das hier ist alles wirr zu lesen, das liegt daran, dass vieles aus mir raus muss, aber ich kann es nicht auf einen Punkt bringen, da ich selbst teilweise nicht weiß, was ich eigentlich will.
Ich werde also nochmal kurz versuchen zu skizzieren, worum es hauptsächlich geht: Mangel an sozialen Kontakten - Folge Einsamkeit, Mangel an engen Freundschaften - verstärkte Einsamkeit, Depression, familiäre Differenzen, Perspektivlosigkeit, Antriebslosigkeit, Selbstmordgedanken, Empfindung des Lebens als sinnentleert und stumpf, Problem mit Selbstakzeptanz, anderes kann man evtl. im Text erkennen falls euch noch was auffällt.
Tja ich weiß nicht was ich mir hiermit erhoffe, aber vielleicht hilft es ja schon alleine etwas von einem Mitleidenden zu lesen.

06.09.2009 00:30 • 06.09.2009 #1


11 Antworten ↓


Herzlich willkommen hier im Forum.
Da scheinst Du ja eine Menge aufarbeiten zu müssen.
Toll, dass Du es geschafft hast soviel abzunehmen.
hattest du in Deiner Kindheit keine verständnisvollen Elternß
Bist Du schon mal in Therapie gegangen?
Liebe Grüße

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Meine Situation

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Zitat von pax:
Herzlich willkommen hier im Forum.
Da scheinst Du ja eine Menge aufarbeiten zu müssen.
Toll, dass Du es geschafft hast soviel abzunehmen.
hattest du in Deiner Kindheit keine verständnisvollen Elternß
Bist Du schon mal in Therapie gegangen?
Liebe Grüße


Verständnisvolle Eltern. Puh, nein ich glaube eher nicht. Gerade als ich aufs Gymnasium kam wollte man von mir Leistung sehen.
In der Therapie war ich noch nicht, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass es mir hilft. Letztlich hilft der Psychiater auch nur dabei, die eigenen Hürden zu überwinden. Ich bin davon überzeugt, das kann man auch irgendwie selbst schaffen. Ich weiß nur nicht wie.

Kann man hier nicht editieren?
Wollte noch anfügen: Danke für das Willkommen.
Und außerdem: Wie man vielleicht auch schon erkennen konnte, hatte ich auch Probleme mit dem Alk., denn er machte mich depressiv. Gleichzeitig war Alk. aber mein Weg aus der Realität und ich bekam mehr und mehr Probleme damit, was darin endete, dass ich im Krankenhaus mit einer Alk. erwachte. Seitdem trinke ich keinen Alk. mehr.

Dass Du keinen Alk. mehr trinkst ist natürlich sehr gut.
Konntest Du nicht mit Deinen Freunden über Deine Probleme reden?

Zitat von pax:
Dass Du keinen Alk. mehr trinkst ist natürlich sehr gut.
Konntest Du nicht mit Deinen Freunden über Deine Probleme reden?


Ich traue mich nicht, mit jemandem, der mir nahe steht, darüber zu sprechen. Seit der Erfahrung, die ich mit meinem alten Freundeskreis gemacht habe, befürchte ich, dass diese Seite die ich habe, mich von den mich umgebenden Menschen nur entfremden kann. Es käme auch einfach so unvermittelt, denn wir sind schon länger befreundet und dann soll ich auf einmal den Frust von Jahren herunterreden? Das käme mir sehr seltsam vor.

Das wäre aber echte Freundschaft

Zitat von pax:
Das wäre aber echte Freundschaft


Gut möglich. Man hört, liest und sieht ja immer wieder Menschen, die solche Dinge auch mit ihren Freunden oder Familien besprechen. Aber ich kann sowas einfach nicht. Ich weiß, nicht können und nicht wollen liegen oft dich beieinander, ich leugne nicht, am liebsten wäre es mir, wenn ich das irgendwie alleine gelöst bekomme. Das würde mir auch Stärke geben, da ich weiß, dass ich mit Problemen alleine klarkommen kann. Aber ich glaube ganz ohne Hilfe schaffe ich es diesbezüglich nicht, weshalb ich hoffe, dass dieses Forum mir vielleicht helfen kann.

Ja, das hoffe ich auch.
Manchmal ist Stärke auch Schwäche zeigen zu können.
Ich gestehe, ich hab grad eine. Ich bin müde und werde zu Bett gehen.
Vielleicht kannst Du auch schlafen.

Zitat von pax:
Ja, das hoffe ich auch.
Manchmal ist Stärke auch Schwäche zeigen zu können.
Ich gestehe, ich hab grad eine. Ich bin müde und werde zu Bett gehen.
Vielleicht kannst Du auch schlafen.


Gute Nacht. Werde auch bald schlafen gehen

Falls das noch eventuell interessiert: Ich habe einen Reizdarm, d.h. häufig Blähungen mit Völlegefühl, Darmkrämpfe, Diarrhö ohne erkennbaren Grund. Das habe ich allerdings bisher nicht untersuchen lassen.

Dann solltest Du das auch mal abklären lassen.

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Dr. Reinhard Pichler
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