ich habe mich vorhin mal ein wenig durchs Internet geklickt, auf der Suche nach einem Ort, wo ich über mein Problem sprechen könnte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin, aber ich möchte einmal versuchen, meine Geschichte zu erzählen... vielleicht möchte sie ja jemand lesen und hat eine Idee dazu... ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen!
Ich bin vor kurzem 21 geworden und denke, dass ich für mein Alter sehr wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen habe, beziehungsweise von Situationen, in denen Sozialverhalten gefordert ist, schnell überfordert bin. Das ist eigentlich schon mein ganzes Leben lang so gewesen, da war immer Angst, Unsicherheit oder einfach Unwissenheit, die mir den Zugang zu anderen Menschen erschwert hat.
Die vermutlichen Gründe hierfür möchte ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern, denn dann müsste ich sehr weit ausholen und so viel Text möchte ich wirklich niemandem zumuten.
Jedenfalls habe ich insbesondere in meiner Jugendzeit sehr mit sozialen Ängsten und einer extremen Unsicherheit kämpfen müssen und darunter sehr gelitten. Irgendwann habe ich dann angefangen, aktiv gegen diese Unsicherheit vorzugehen und meine Ängste in den Griff zu bekommen.
Ich habe mir selbst kleine Aufgaben gestellt, mich Schritt für Schritt vorgearbeitet und mich so meinen Ängsten gestellt. Das waren anfangs so kleine Dinge wie ein Hallo und ein Lächeln, wenn ich einer Mitschülerin begegnete oder mich dazuzustellen wenn meine Mitschüler morgens in Grüppchen auf dem Schulhof standen. Es war ein riesengroßes Erfolgserlebnis für mich, als ich das erste Mal telephonisch einen Arzttermin vereinbart habe. Noch heute telephoniere ich sehr ungerne und tue es nur wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, aber ich kann es tun, ohne davor und danach beinahe einen Nervenzusammenbruch zu bekommen.
Und jetzt bin ich wie gesagt 21 und weiß immer noch nicht so ganz, wie man eigentlich mit Menschen umgeht. Oft finde ich den Kontakt zu anderen Personen auch anstrengend - selbst wenn ich sie sehr gern habe. Wenn man mir eine E-Mail schreibt, muss man meist damit rechnen, erst Wochen später eine Antwort zu erhalten. Telephonieren tue ich - auch mit Freunden - nur ungerne und ich muss zugeben, dass ich mein Telephon oft absichtlich lautlos stelle oder Anrufe und Nachrichten konsequent ignoriere, weil mir der Kontakt gerade zu anstrengend ist. Und dann wieder sehne ich mich nach mehr Kontakt und habe das Gefühl, mein Leben nicht richtig zu leben.
Wenn es Angst wäre, die mich zu solchen Verhaltensweisen führt, wäre das etwas, womit ich arbeiten könnte, was ich in den Griff bekommen könnte. Aber es ist (in den meisten Fällen) keine Angst mehr, sondern wirklich die Tatsache, dass ich es einfach als anstrengend empfinde, mit anderen Menschen zu interagieren. Ich verbringe so viel Zeit mit Bücher und dem Schauen meiner Lieblingsserien und mit Geschichten und Szenarien über meine Lieblingscharaktere, ich lese Gedichte und sammle Zitate, höre Musik und schaue Videos und verliere mich in meinen Tagträumen. Aber wenn ich dann darüber nachdenke, was ich denn außerhalb dieser Phantastereien tue, dann fällt mir auf, wie wenig das im Grunde ist.
Eigentlich möchte ich Freunde haben, mit denen ich meine Zeit verbringe, ich möchte mich verlieben und eine Beziehung führen und irgendwann eine eigene Familie gründen.
Aber ich weiß nicht, wie all das funktioniert. Es ist normal, in meinem Alter am Wochenende rauszugehen, auf Parties zu gehen, neue Bekanntschaften zu schließen. Aber an soetwas habe ich einfach kein Interesse. Parties und Lärm und Alk. und Menschenmassen interessieren mich nicht, ich verbringe meine Abende viel lieber mit meinen Büchern und DVDs. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, um mit Menschen in Kontakt zu kommen als auf Parties, aber ich weiß auch einfach nicht, wie das funktioniert. Und wenn ich einmal Kontakt zu anderen aufgebaut habe, fällt es mir unwahrscheinlich schwer, diesen auch über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Mit mir befreundet zu sein, ist schwer. Man muss unwahrscheinlich viel Geduld und Verständnis aufbringen - und dass das nicht jeder kann oder möchte, will ich wirklich niemandem zum Vowurf machen. Ich stecke immer in diesem Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Kontakt und dem Wunsch, alleine mit meinen Träumereien zu sein. Ich weiß einfach nicht, wie ich da jemals einen Mittelweg finden soll.
Auch habe ich Sorge, dass ich mit 21 vielleicht auch langsam etwas zu alt für solche Träumereien bin. Lesen ist natürlich ein wunderbares Hobby und es ist auch schön, sich für eine Serie oder einen Film sehr begeistern zu können - aber sollte ich nicht auch an anderen Dingen Interesse haben als an fiktionalen Charakteren? Sollte ich mich nicht viel eher mit den wirklichen Personen in meinem eigenen Leben auseinandersetzen?
Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn jemand vielleicht eine Idee hat oder etwas dazu sagen möchte.... und vielen Dank fürs Lesen meines hoffentlich nicht allzu verworrenen Geschreibsels!
Viele liebe Grüße,
Leelie
30.06.2012 23:51 • • 17.07.2012 #1