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Hallo Lesende,

ich wende mich an euch hier, da ich mit meiner Weisheit nicht mehr weiter komme und sich langsam aber sicher Verzweiflung, Depressionen und auch schon unregelmäßige Suizidgedanken bei mir einstellen.

Männlich, 54 Jahre alt und viel erlebt. Das 2. Mal verheiratet aber nun einvernehmlich getrennt wohnend, da Platzverhältnisse begrenzter wurden und 2 jetzt 15 und 18-jährige Pubertisten meiner Partnerin auf einmal nicht mehr zu meinem Sorgenbereich gehören sollten (Geht mal bitte mit dem Hund oder Nimm bitte den Müll mit 'raus = Vergraul mir meine Kinder nicht - ich mache das schon, wenn die nicht wollen).
Wir sind nicht getrennt aber es scheint so, als ob nur ich in diese Beziehung investiere. Wir unternehmen wenig bis nichts zusammen, rufe ich sie an, ist sie genervt, weil sie soviel um die Ohren hat. Zeit für die Eltern der Freundin ihres Sohnes - jederzeit. Zeit mit der Schwester stundenlang in irgendwelchen Blumenläden zu shoppen - jederzeit. Internet, Facebook Chats - kein Problem.
Ihr mache es Sorge (in einem ziemlich vorwurfsvollen Ton), dass ich keine Freunde um mich habe, mit denen ich mich auch mal beschäftigen könnte. Nun, ich bin mit 17 den Eltern damals ins Amiland (habe alle Schulkameraden und Freunde zurückgelassen), dann 14 Jahre später zurück nach Deutschland (auch diese Freunde und Bekannte zurückgelassen), dann innerhalb der Republik berufsbedingt mehrfach umgezogen und jetzt in der Heimatstadt meiner Frau. Meine Eltern sind schon in den 90ern verstorben, 3 meiner Brüder habe ich in den vergangenen 2 Jahren begraben müssen. Ich pflege die Kontakte zu meinen Jugendbekannten - allerdings wohnen die so weit weg, dass ein mal vorbeikommen nicht wirklich möglich ist.
Meine 31-jährige Tochter hat gestern verkündet, dass sie mit Mann und Kind 2018 zurück ins Amiland ziehen wird.
Auch war mein Verständnis einer Partnerschaft irgendwie anders. Zum Beispiel für den anderen einfach da zu sein.

Mein bester Freund hat sich einer Frau ergeben, die ihm den Umgang mit dem Rest der Welt untersagt und er meldet sich nur noch mal ab und zu mit einem Zweizeiler über FB. Telefonisch ist er nicht (mehr) zu erreichen. Wenn er verspricht sich mal zu melden, dann verstreichen diese Versprechungen immer und immer wieder.

Ich sitze jetzt hier nach einer komplexen Bauch-OP (2 Wochen her) alleine und kann auch wegen dieser OP meinem handwerklichen Hobby nicht nachgehen. Lass' dich mal gesund schreiben und geh' wieder arbeiten - das bringt dich wieder auf andere Gedanken war dann der Rat meiner Frau - schade dass ich halt noch einen Bauchgurt tragen muss und die Wunden noch nicht verheilt sind. Gehen und liegen o.k. aber beruflich stundenlang Auto fahren ist da halt noch nicht.

Meine Mutter sagte immer: Entweder bist du verrückt, oder der Rest der Welt. Bislang konnte ich das immer gut auseinanderhalten. Jetzt zieht es mir quasi den Boden unter den Füßen weg. Habe ich zu hohe Ansprüche? Ist es nicht normal, dass man wahrgenommen werden möchte? Ich war mal ein Mensch voller Selbstbewusstsein, unkaputtbar und lebensfroh. Alles weg. Nullpunkt.

Ich kenne alle Sprüche wie du musst für dich etwas ändern und du bist für dich verantwortlich. Danach habe ich eigentlich immer gelebt. Jetzt suche ich nach Halt und finde keinen. Einfach nur jemand, der eine Hand reicht, ein gutes Wort hat.

Ich bin ziemlich fertig mit allem.

23.02.2015 22:01 • 24.02.2015 #1


4 Antworten ↓


Hallo life_of_bryan,

erst mal, über Deine Signatur habe ich köstlich gelacht.

Das ist doch klar, das du Dich, nachdem sich Deine Lebensumstände so geändert haben,
erst mal so fühlst, als wenn Du aus der Schleudertrommel gefallen bist.

Zu Partnerproblemen mag ich natürlich immer nur begrenzt meine Meinung sagen.
Was Du hier beschreibst ist halt Deine Sicht der Dinge. Bitte habe Verständnis, nur,
Deine Frau und Deine Kinder würden vermutlich etwas anderes über die gleichen
Situationen schreiben.

Gute und schnelle Besserung wünsche ich Dir nach Deiner Operation. Nach so einem Eingriff
fühlt man sich doppelt schlecht.

Zitat:
Ich war mal ein Mensch voller Selbstbewusstsein, unkaputtbar und lebensfroh. Alles weg. Nullpunkt.


Wie und wann ist denn Deine Lebensfreude verschwunden? Waren andere dafür verantwortlich,
oder Du selbst? Manchmal sind es ja auch ganz einfach die Lebensumstände die vieles verändern.

Was suchst Du denn hauptsächlich? Die Nähe von Menschen, Gespräche, oder was sonst?

Viele Grüße

Hotin

A


Leben oder nur lebendig?

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Zitat von Hotin:
erst mal, über Deine Signatur habe ich köstlich gelacht.

So habe ich meinem Stiefsohn das Rechnen mit negativen Zahlen erklärt. Als sowas noch o.k. war.

Zitat von Hotin:
Das ist doch klar, das du Dich, nachdem sich Deine Lebensumstände so geändert haben,
erst mal so fühlst, als wenn Du aus der Schleudertrommel gefallen bist.

Die räumliche Veränderung ist nun schon 10 Monate her und bis vor 2 Monaten war die Welt noch in Ordnung.

Zitat von Hotin:
Zu Partnerproblemen mag ich natürlich immer nur begrenzt meine Meinung sagen.
Was Du hier beschreibst ist halt Deine Sicht der Dinge. Bitte habe Verständnis, nur,
Deine Frau und Deine Kinder würden vermutlich etwas anderes über die gleichen
Situationen schreiben.

Natürlich ist das meine Sicht der Dinge. Aber faktisch auf den Punkt und direkte Zitate. Und es ist auch völlig o.k., wenn mal jemand keine Meinung dazu hat.

Zitat von Hotin:
Gute und schnelle Besserung wünsche ich Dir nach Deiner Operation. Nach so einem Eingriff
fühlt man sich doppelt schlecht.

Ich werde morgen nochmals meine AU verlängern lassen. Ich kann mich z.Zt. nur schlecht konzentrieren.

Zitat von Hotin:
Wie und wann ist denn Deine Lebensfreude verschwunden? Waren andere dafür verantwortlich,
oder Du selbst? Manchmal sind es ja auch ganz einfach die Lebensumstände die vieles verändern.

Wie ich schon schrieb, 2 Monate geht es schon rapide bergab. Erschwerend kommt hinzu, dass ich gerade eine Privatinsolvenz beantragt habe, da ich schon ein Jahrzehnte schweres Paket schleppe und durch die Änderung der Steuerklassen zugunsten meiner Frau (wir wohnen ja nicht mehr zusammen und sie hat jetzt die Wohnung allein zu zahlen) meine Verpflichtungen mein Einkommen überholt haben. Das war aber absehbar und wird gemanaged.

Zitat von Hotin:
Was suchst Du denn hauptsächlich? Die Nähe von Menschen, Gespräche, oder was sonst?

Ich habe einen Therapeutentermin im April. Das hilft mir aber im Hier und Jetzt nicht wirklich.
Sofern man sich selbst überhaupt in irgendeiner Form diagnostizieren kann - empfinde ich Verlustängste, fühle mich alleingelassen und zurückgewiesen. Was sucht man dann? Viele Fragen und wenig Antworten.

Danke und viele Grüße zurück.

Hallo life_of_bryan,

Jetzt verstehe ich Deine Situation viel besser. Ich vermute bei Dir ist Deine
finanzielle Basis viel mehr für Deine Ängste verantwortlich, als Du glaubst.
Das macht schon was mit einem, wenn man finanziell unter Druck gerät.
Konnte Deine Frau damit umgehen?
Dazu kommt, mit Geld hat man viele Freunde, ohne, nur noch einzelne.
Wie hast Du früher darüber gedacht?

Bitte sei stark und lass Dich nicht runterziehen.
Mit Dir als Person scheint alles in Ordnung zu sein.
Es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Aus jeder Krise taucht man gestärkt wieder auf.
Dir wünsche ich, das Dein Leben schnell wieder schöne Momente bekommt.

Viele Grüße

Hotin

Hallo Hotin,

Zitat von Hotin:
Jetzt verstehe ich Deine Situation viel besser. Ich vermute bei Dir ist Deine
finanzielle Basis viel mehr für Deine Ängste verantwortlich, als Du glaubst.

Dies mag seltsam klingen, aber ich bin mit offenen Augen und sehr kalkuliert in diese finanzielle Situation geraten. Ich vergleiche das gerne mit einem Heli, der vom Flugzeugträger startet. Du erreichst einen Punkt, an dem du entscheiden musst, ob du kehrt machst weil du sonst mit dem verbleibenden Kerosin es nicht mehr zurück schaffst oder du holst schon mal die Schwimmwesten, weil du weisst wann es nass wird. Ich habe mich irgendwann einfach für Letzteres entschieden. Aber das Unterbewusstsein lässt sich nicht so einfach austricksen.

Zitat von Hotin:
Das macht schon was mit einem, wenn man finanziell unter Druck gerät.
Konnte Deine Frau damit umgehen?

Da hast du absolut Recht! Wenn man sich aber lange genug einredet das Richtige zu tun, dann glaubt man es letztendlich irgendwann. Das ist in normalen Situationen auch gesund, denn sonst entwickelt man sich m.E. nicht. Meine 1. Frau verglich uns immer mit den Meiers und Schmitzen von nebenan und dem Freundeskreis bis sie für sich entschied, dass der Meier die bessere Wahl gewesen sei. Meine jetzige Frau wusste von Verpflichtungen - ohne die genaue Höhe zu wissen, die aber halt meine waren und wir schon immer finanziell getrennt lebten.

Zitat von Hotin:
Dazu kommt, mit Geld hat man viele Freunde, ohne, nur noch einzelne.

Das war und ist irgendwie bei mir nicht so. Meine Freunde aus der Schulzeit sind teilweise erfolgreiche Vorstände oder höchst erfolgreiche Entertainer im TV - wenn wir uns jährlich treffen, wissen wir, wie es uns allen geht, da ist Geld und Erfolg oder Misserfolg noch nie ein Thema gewesen. Will sagen: Wir sind alle wieder 15 - zumindest für ein paar schöne Stunden...

Zitat von Hotin:
Wie hast Du früher darüber gedacht?

Ist man 16, glaubt man alles zu wissen. Ist man 30, glaubt man alles zu wissen. Beliebig fortführbar...
Mittlerweile akzeptiere ich, dass ich jeden Tag dazulerne. Früher ist auch Vergangenheit. Sich nochmals zu hinterfragen für getroffene Entscheidungen ist m.E. wenig zielführend. Fehler erkennen und nicht wiederholen - ja, Wehmut über die Fehler - nein.
Wenn ich eine Zeitreise machen könnte, würde ich schnurstracks in den 70ern landen.

Zitat von Hotin:
Bitte sei stark und lass Dich nicht runterziehen.
Mit Dir als Person scheint alles in Ordnung zu sein.

Das einfach mal ausschütten zu können, tut gut. Heute habe ich als Beschäftigung mal meine Schlagbohrmaschine generalüberholt.

Zitat von Hotin:
Es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Aus jeder Krise taucht man gestärkt wieder auf.

Sagt man zumindest.

Zitat von Hotin:
Dir wünsche ich, das Dein Leben schnell wieder schöne Momente bekommt.

Danke für deine Zeilen!

Viele Grüße,

Bryan





Dr. Reinhard Pichler
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