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Das Leben in einer Schachtel. Die Wahrnehmung gedämpft durch dicke Wände und abgeschirmt von der Außenwelt. Nur durch ein paar Löcher kann man das außerhalb, das reale Leben, erahnen. Im inneren scheint die Zeit still zu stehen, während sie außerhalb unaufhörlich vorbei streicht. Selbst lautes Rufen kann die dicken Wände nicht durchdringen. Die Schachtel wird von den Menschen nicht wahrgenommen und so schaut auch keiner rein.
Im inneren wirkt sie doch sehr aufgeräumt. Probleme in der einen Ecke, Ängste in der anderen. Der restliche Raum ist gefüllt mit blanker und kalter Einsamkeit, die alle anderen Empfindungen verdrängt. Freude, Glück und Trauer sind nur noch schemenhafte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Der Verstand ist eingehüllt in eine neblige und trübe Glocke deren Klang durch Risse verzerrt ist.
Lediglich ein kleines Licht der Hoffnung brennt noch. Aber auch diese letzte Flamme wird in der Dunkelheit der Einsamkeit immer blasser.
Die Wände wachsen stetig vor sich hin wie die Säulen einer Tropfsteinhöhle. Ein ausbrechen scheint aussichtslos. Es fehlt die Kraft die dicke Schicht zu durchbrechen. Nur die Akzeptanz der eigenen Handlungsunfähigkeit steigt unaufhörlich.


Seit 15 Jahren oder auch mehr beobachte ich wie ich mich stetig immer weiter zurück ziehe. Keine Freunde, Keine Kollegen. Es kommt auch vor das ich einige Tage am Stück niemanden zu sehen bekomme, geschweige denn mit jemandem rede. Es gibt beruflich bedingt auch andere Zeiten, aber diese sind immer zeitlich und lokal begrenzt.
Ich bin fremden gegenüber extrem zurückhaltend. Mehr als ein Hallo ist kommunikativ nicht drin. Es dauert schon sehr lange bis man mit mir ins Gespräch kommen kann, was nicht einfach nur einstudierter Small-Talk ist. Auch das freundliche lächeln fremden gegenüber ist eine gelernte Mimik die ich anschalten kann wenn es nötig ist. Was sich wirklich dahinter verbirgt erkennt niemand.
Diese Situation belastet nicht nur durch die Einsamkeit sondern bringt auch einige andere Probleme mit sich die mir letztlich das leben selbst schwer machen. Die Arbeit leidet inzwischen des öfteren darunter was natürlich auch dort dann wieder zu Problemen führt.

Ich hab hier so einige Beiträge gelesen und es ist faszinierend wie viele Menschen es gibt die doch sehr ähnliche Dinge beschreiben und wo ich mir denke das hätte von mir sein können. Gerade was die Unfähigkeit betrifft soziale Kontakte auf zu bauen.

Über die Zeit bin ich mir immer bewusster geworden das ich alleine nicht mehr aus der Situation heraus komme, dafür habe ich gelernt wie man sie halbwegs ertragen kann. Als professioneller Verdränger hat man da so seine Methoden entwickelt.

Sorry das ich hier jetzt so rum gejammert habe. Aber das musste einfach raus.

Wer meint mir schreiben zu wollen kann das gerne tun, es wäre sogar wünschenswert. Leute mit den gleichen Problemen sind herzlich willkommen. Und allen anderen sei gesagt, es ist nicht unbedingt einfach mich zu verstehen. Aber wenn das Eis mal gebrochen ist stellt ihr bestimmt fest das ich im inneren ein echt netter Mensch bin.

Grüße an alle

08.05.2022 00:50 • 29.05.2022 x 12 #1


29 Antworten ↓


Ein schnelles Hallo, bevor ich schlafen gehe

Wow, so ernst das Thema ist, Du hast eine wundervolle Art poetisch zu schreiben, haut einen echt von den Socken.

Du kannst soviel jammern wie Du willst, dafür ist dieses Forum ja da.

Willkommen

A


Leben in einer Schachtel

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Hallo little_light,

mir geht es auch so. Dabei bin ich immer noch in meiner Jugend und sollte eigentlich gerade das Leben genießen. Partys, mit Freunden abhängen, Reisen, Konzerte usw. Dummerweise habe ich den Wert all dessen erst während der Lockdowns erkannt und jetzt muss ich mich ohne richtigen Anhaltspunkt erstmal hin zu einem Freundeskreis navigieren, den ich während meiner Schulzeit immer abgelehnt habe. Über die Uni bin ich quasi am Rand in so eine Clique reingekommen, allerdings wohnen die alle 50 km von meinem Wohnort entfernt und es ist räumlich für mich einfach nicht machbar, die so oft zu sehen, wie ich es nötig hätte. Deswegen versuche ich dies gerade an meinem Wohnort irgendwie umzusetzen. Aus der Schule ist mir niemand übrig geblieben, mit dem ich das gemeinsam in Angriff nehmen könnte und allein fehlt mir die Orientierung. Derzeit geh ich mehr unter Menschen, bin seit Ende März z.B. in einem Verein aktiv, der zu meinen Interessen wohl passt. Leider sind da auch keine Altersgenossen unterwegs. Ferner möchte ich erstmals auf unser örtliches Schützenfest und weitere Feste gehen, aber auch da fehlen mir die Begleiter. Ich versuche, einiges anzuleiern, aber momentan sehe ich einfach noch nicht, ob mich das am Ende zu meinem Ziel führt. Diese Ungewissheit in Kombination mit der empfundenen Notwendigkeit, dass es aber gerade jetzt noch passieren muss, bevor ich nicht mehr jung bin und alle Chancen auf ein normales Erwachsenwerden dahin sind, ist manchmal unerträglich. Dein Sprichwort fühle ich deswegen sehr, weil es mir meine eigenen verpassten Chancen und die Unwiderrufbarkeit des eigentlichen Essentialismus vor Augen führt, mit anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufzuwachsen. Auf der anderen Seite ist da gerade aber auch sehr viel Energie und Wille, mein Ich einmal total umzukrempeln, die letzten sechs Jahre, die mir retrospektiv als verloren erscheinen, hinter mir zu lassen und ein neuer Mensch zu werden, der in Gemeinschaften aufgeht. Und so bin ich gerade hin und hergerissen zwischen Wehmut, sozialem Begehren, Aufbruchstimmung und wieder Enttäuschung. Ist bei dir auch noch so ein Kampfeswille vorhanden? Was mich auch interessieren würde: Du schriebst ja, dass du dich die letzten 15 Jahre stetig zurückgezogen hast. Wie sah es denn in deiner Jugend aus? Hast du auch außerhalb von Bildungseinrichtungen so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl mit Menschen entwickeln können? Ist so etwas überhaupt möglich?

Hey Williams-Christ,

danke für deine offene und ehrliche Antwort. Da gehe ich gerne drauf ein.

Der Lockdown ist aus psychischer natürlich für alle Menschen eine Belastung. Die die einen gefestigten Freundeskreis haben kommen damit sicherlich besser klar wie jene die wenige oder keine Freunde haben. Und wenn das in deinem Alter passiert, wo man gerade erst einmal anfängt das Leben zu genießen ist das durchaus schon nicht einfach.

Es ist schon ein gutes Zeichen das du deine Situation selbst erkannt hast und daran etwas ändern möchtest.
Was mir sehr viel gebracht hat ist diese Situation erst einmal zu Akzeptieren wie sie ist. Setz dich nicht selbst unter Erfolgsdruck, dann fällt man bei Enttäuschungen auch nicht ganz so tief.
Das du mehr unter Menschen gehst und auch im Verein aktiv bist ist auf jeden fall der richtige Weg. Natürlich kann ich den Wunsch nach Leuten in der eigenen Altersklasse nachvollziehen. Ich war früher im Schützenverein und hatte das Glück noch zwei weitere Mitglieder in meinem Alter zu haben. Ich würde dir trotzdem raten dabei zu bleiben so lange es Spaß macht. Fahr einfach mit zu Vereinstreffen etc., da hat man immer die Chance auch Leute im eigenen Alter kennen zu lernen. Oder schau dich in deiner Umgebung um ob es nicht andere Vereine gibt wo du passende Leute findest. Bei den meisten kann man ja einfach mal vorbei gehen und Hallo sagen.
Das Problem das man nicht alleine auf Feste gehen möchte kenne ich nur zu gut. Die Lösung eine Begleiters wünsche ich mir auch recht häufig, aber da sind wir ja schon wieder beim Kernproblem und man dreht sich schnell im Kreis.

Zitat:
und ein neuer Mensch zu werden, der in Gemeinschaften aufgeht

Bingo sage ich da. Ich kann dir nicht sagen wie oft ich mich frage warum ich so komisch bin. Ich möchte doch einfach nur wie die anderen sein. Und auch ich habe mir schon oft gedacht einfach alles hin zu schmeißen, weg zu ziehen und dann alles richtig zu machen. Letztlich sind mir da immer Zweifel gekommen ob das wirklich so einfach funktioniert.

Zitat:
Wie sah es denn in deiner Jugend aus? Hast du auch außerhalb von Bildungseinrichtungen so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl mit Menschen entwickeln können? Ist so etwas überhaupt möglich?


Ja das ist Möglich und auch gar nicht so schwer. Ich war früher mit meinen Schulfreunden Unterwegs, mit den Leuten im Verein, mit Arbeitskollegen. Wir haben viel Privat zusammen gemacht und dadurch haben sich auch wieder neue Freundschaften entwickelt. Du musst nur den Anfang schaffen, dann ergibt sich vieles von selbst.
An dieser Stelle auch ein ganz wichtiger Rat von mir: Halte die Freundschaften! Ich habe den großen Fehler gemacht immer nur im Jetzt zu leben. Nachdem ich aus der Schule war habe ich alle Freundschaften aufgegeben und hatte meine Leute in der Ausbildung mit denen ich unterwegs gewesen bin. Nach der Ausbildung sind auch diese Freundschaften alle im Sand verlaufen. Dafür kamen dann die Arbeitskollegen mit denen man viel unternommen hat. Das würde ich mit dem wissen von heute so nicht mehr machen. Deswegen, pflege die Freundschaften die du hast und gib sie nicht auf, nur weil man sich nicht mehr täglich sieht.
Und manchmal können ein oder zwei wirklich sehr gute und enge Freunde auch viel mehr Wert sein wie ein unüberschaubar großer Freundeskreis.

Mach kleine Schritte, setz dich nicht selbst unter druck und vergiss deine Zweifel das deine Bemühungen nicht zum erfolg führen könnten. Freunde finden ist Möglich auch wenn der Anfang schwer sein kann. Ebenso ist das nichts was über Nacht passiert, das braucht seine Zeit. Rückschläge gehören dazu, die muss man weg stecken. Aber bleib niemals stehen, denn sonst kannst du dir gerne schon mal meine Schachtel von innen anschauen um ein Gefühl dafür zu bekommen wo es enden kann.

Servus @little_light (und auch @williams-christ),

es ist auffällig und interessant, wie Du im Eingangspost Deine (vermeintlich) festgefahrene Situation durchaus virtuos schilderst und in der Antwort auf Williams-Christ dann eigentlich so ziemlich alle hilfreichen Gedanken weitergibst, die gemeinhin auch auf Deine Lage zuträfen.

Mir zeigt das wieder mal, wie weit Theorie und Praxis mitunter auseinanderliegen können.

Zitat von little_light:
Aber wenn das Eis mal gebrochen ist stellt ihr bestimmt fest das ich im inneren ein echt netter Mensch bin.

Weder sehe ich einen Eispanzer zwischen Dir und mir noch bezweifle ich Dein nettes Wesen. Glaubst Du denn, dass aufgrund Deiner Schilderung hier jemand diesen negativen Eindruck gewinnen könnte?

Zitat von little_light:
Auch das freundliche Lächeln Fremden gegenüber ist eine gelernte Mimik die ich anschalten kann wenn es nötig ist. Was sich wirklich dahinter verbirgt erkennt niemand.

Ja, das kenne ich aus meinem früheren Leben sehr gut. Nun frage ich Dich: was verbirgt sich denn wirklich dahinter? Kannst Du das selber für Dich (und ggfs. auch für uns) formulieren?

Ich meine das nicht provokativ, sondern absolut existenziell ernst. Was bist Du? Verstehe, wie unschätzbar viel von dieser, Deiner Selbstsicht eigentlich abhängt!

Zitat von little_light:
Deswegen, pflege die Freundschaften die du hast und gib sie nicht auf, nur weil man sich nicht mehr täglich sieht.

Absolut! Aber zum Aufgeben einer Freundschaft gehören, wie beim Beginn von Freundschaften, immer Zwei. Der andere hat sich vielleicht (noch) nicht von Dir abgewendet, doch er hat evtl. einfach akzeptiert, dass Du einfach weg warst. Sogar schroffe Zurückweisungen können beim Gegenüber mehr als verheilt sein. Auch deren Leben ging ja weiter.

Freundschaften können Jahrzehnte überdauern, schlafend, ruhend, vermeintlich gestorben. Doch idR bedarf es nur einer einzigen, ehrlichen Aktion, um sie wieder zu reanimieren. Ich habe das selber in einigen Fällen wieder in Gang gebracht, als ich in einer vergleichbaren Situation wie Du war - und kein einziger hat mich abgewiesen! Interessanterweise waren die Gespräche dann von einer ungewohnten Tiefe und die Freundschaften wurden noch wertvoller als früher.

Deine Empfindsamkeit kann für manch alten Begleiter ein Handgriff sein, an dem auch er sich evtl. hochziehen kann - vergiss das nicht.

Moin Moo,

danke für deine Antwort.

Zitat von moo:
...dann eigentlich so ziemlich alle hilfreichen Gedanken weitergibst, die gemeinhin auch auf Deine Lage zuträfen.

Dessen bin ich mir bewusst. Es mag durchaus auch sehr Paradox wirken das man in der einen Hand das Problem hält und in der anderen die Lösung und trotzdem nicht in der Lage ist beides zusammen zu führen. Deswegen tue ich mir auch immer sehr schwer damit Ratschläge zu geben nach dem Motto mach doch einfach. Denn es gibt Menschen bei denen das nicht funktioniert, auch ich gehöre zu dieser Gruppe. Dieser kleine Schritt des machens ist eine scheinbar unüberwindbare Hürde. Und man wünscht sich nichts sehnlicher wie das einen jemand an die Hand nimmt und dabei hilft. Da ich aber auch Realist bin weiß ich das das so nie passieren wird.
Es gibt viele Gründe die mich davon abhalten. Die Einsamkeit ist nur das Ergebnis davon.
Sehr spannend finde ich die Tatsache das ich beruflich solche Probleme eigentlich nicht habe. Dort kann ich fast frei von Ängsten handeln ohne mir darüber Gedanken zu machen. Ich mache eine guten Job was mir auch immer wieder bestätigt wird. Zuletzt stand am Donnerstag eine Kundin, fast den Tränen nahe, vor mir und erzählt das wir dort ein Glanzstück abgeliefert haben.
Im Gegensatz dazu bin ich Privat nicht einmal in der Lage in den Briefkasten zu schauen.
Dieser rote Faden zieht sich eigentlich schon immer durch mein leben.

Zitat von moo:
Weder sehe ich einen Eispanzer zwischen Dir und mir noch bezweifle ich Dein nettes Wesen. Glaubst Du denn, dass aufgrund Deiner Schilderung hier jemand diesen negativen Eindruck gewinnen könnte?

Ich denke das ich hier sogar einen positiven Eindruck mache. Aber wir sind hier auch in einer Online-Welt ohne wirklichen Kontakt. Hier über meine Probleme zu reden, ehrlich zu sein und mich mit anderen aus zu tauschen macht mir keinerlei Probleme. Aber verlassen wir diese Welt wird es schon schnell dunkel.

Zitat von moo:
Nun frage ich Dich: was verbirgt sich denn wirklich dahinter?

Ich sehe mich selbst als einen freundlichen Menschen mit hohen Werten, der gerne Teil einer Gesellschaft sein möchten. Bis zu diesem Punkt, gebe ich anderen aber nie wirklich die Möglichkeit durch zu dringen.
Beim Kontakt mit fremden gibt es eine recht laute Stimme in mir die immer wieder sagt: Was willst du von mir? Warum sprichst du mich an? Was soll ich sagen? Geh weg! Ich mag keine Menschen. Wie komme ich aus der Situation schnellst möglich raus?
Es ist die Angst vor Ablehnung, nicht verstanden zu werden oder als komisch angesehen zu werden.

Das mit den alten Freundschaften ist so eine Sache. Einer meiner besten Kumpels von früher schickt mir heute noch Geburtstagsgrüße und ich weiß nicht einmal mehr wann er überhaupt Geburtstag hat. So manche Freundschaft ist auch Opfer von banalen Kleinigkeiten geworden. Situationen die mich überfordert haben und mit denen ich nicht umgehen konnte.
Selbstverständlich könnte ich versuchen dahin gehend wieder aktiv zu werden. Aber da sind wir wieder an dem Punkt mach doch einfach. Auch hätte ich Angst davor das ganze erklären zu müssen. Ich gehe gerne den Weg des geringsten Wiederstandes und vor diesem Hintergrund scheint es mir einfacher das Alte hinter mir zu lassen und etwas neues an zu fangen.

Danke für Deine Rückmeldung,

Zitat von little_light:
Es mag durchaus auch sehr paradox wirken, dass man in der einen Hand das Problem hält und in der anderen die Lösung und trotzdem nicht in der Lage ist beides zusammen zu führen.

Ich glaube, das ist gar nicht so unüblich, aber dass es innerhalb eines Threads stattfindet, ist mal irgendwie was Neues...

Zitat von little_light:
Dieser kleine Schritt des Machens ist eine scheinbar unüberwindbare Hürde. Und man wünscht sich nichts sehnlicher wie dass einen jemand an die Hand nimmt und dabei hilft. Da ich aber auch Realist bin weiß ich das das so nie passieren wird.

Selten wird einem ohne Ruf die Hand gereicht - zumindest nicht im Erwachsenenalter. Der Ruf wäre in diesem Fall bereits das Machen.
Realitäten schafft der Geist immer selber, nicht die objektive Welt. Letztere ist eine Illusion, der man gerne die Verantwortung zuschreibt. Auch die vermeintliche Unfähigkeit, sich zu Öffnen gehört in die Abteilung Illusionäre Realität.

Zitat von little_light:
Sehr spannend finde ich die Tatsache, dass ich beruflich solche Probleme eigentlich nicht habe. Dort kann ich fast frei von Ängsten handeln ohne mir darüber Gedanken zu machen. Ich mache einen guten Job was mir auch immer wieder bestätigt wird.

Wir trennen gerne Berufs- und Privatidentität. Durch diese thematische Trennung entsteht leicht eine Zuteilung der charakterlichen Anteile. Diese Zuteilung bewirkt im Laufe der Zeit eine gespaltene Identifizierung und Dinge, die man als positiv bewertet, finden dort statt, die negativ bewerteten Dinge finden hier statt. So entsteht z. B. Dein Glaubenssatz:

Zitat von little_light:
Ich denke dass ich hier sogar einen positiven Eindruck mache. Aber wir sind hier auch in einer Online-Welt ohne wirklichen Kontakt. Hier über meine Probleme zu reden, ehrlich zu sein und mich mit anderen auszutauschen macht mir keinerlei Probleme. Aber verlassen wir diese Welt wird es schon schnell dunkel.

Denk bitte mal von Außen gesehen über diese Aussage nach. Obschon wir hier am PC sitzen, sind wir alle Menschen aus Fleisch und Blut - ich behaupte sogar, dass wir uns hier mitunter menschlicher fühlen als im Berufsleben etc. Was ist nun falsch und richtig, was ist Realität und was Illusion?

Die Überzeugung, dass man anders empfunden wird, als man sich selber fühlt, ist auch eine Folge der o. g. identifikativen Spaltung.

Um ehrlich zu sein, kann ich nicht ganz glauben, dass Du Dich selber als netten Menschen empfindest. Das mag sich krass anhören, aber die Vermutung liegt nahe. Sollte ich damit evtl. richtig liegen, wäre die Frage nach dem wieso? folgerichtig. Wie oben erwähnt, schafft sich der Geist seine eigene Realität und gerade was Selbstwertgefühl angeht, lernt der Geist sehr früh, ob einen die Welt trägt oder nicht (frühkindliche Erfahrungen).

Zitat von little_light:
Ich sehe mich selbst als einen freundlichen Menschen mit hohen Werten, der gerne Teil einer Gesellschaft sein möchte. Bis zu diesem Punkt, gebe ich anderen aber nie wirklich die Möglichkeit durchzudringen.

Freundlich oder liebenswert? Werte sind in hohem Maße subjektiv. Du selber gestaltest jeden Augenblick diese Gesellschaft mit. Und wenn Du die Gesellschaft als etwas von Dir Getrenntes siehst, erlebst Du in der Tat Isolation. Der menschliche Geist hat die Fähigkeit, seine Wahrnehmung zu verändern. Und somit verändert sich die Welt, die lediglich nur Abbild der Wahrnehmung sein kann.

Zitat von little_light:
Beim Kontakt mit Fremden gibt es eine recht laute Stimme in mir die immer wieder sagt: Was willst du von mir? Warum sprichst du mich an? Was soll ich sagen? Geh weg! Ich mag keine Menschen. Wie komme ich aus der Situation schnellstmöglich raus?
Es ist die Angst vor Ablehnung, nicht verstanden zu werden oder als komisch angesehen zu werden.

Es ist nicht die Angst vor Ablehnung seitens der Anderen, sondern Deine Ablehnung der Anderen bzw. der Welt.
Die vermeintliche Angst vor Ablehnung überträgt ganz subtil die Zuständigkeit auf die Anderen...

Zitat von little_light:
Einer meiner besten Kumpels von früher schickt mir heute noch Geburtstagsgrüße und ich weiß nicht einmal mehr wann er überhaupt Geburtstag hat.

Geburtstagsdaten sehe ich als unerheblich an. Ich kenne nur wenige Geburtstage meiner Freunde. Wenn Du meinst, dass es wichtig ist, frage ihn doch einfach danach?

Zitat von little_light:
Selbstverständlich könnte ich versuchen dahin gehend wieder aktiv zu werden. Aber da sind wir wieder an dem Punkt mach doch einfach. Auch hätte ich Angst davor das ganze erklären zu müssen.

Hier sehe ich den subtilen Beweis für Deine Ablehnung (wie oben beschrieben). Angst vor Erklärung bedeutet Angst vor Klärung, Angst vor Klarheit. Warum? Das ist eine sehr entscheidende Frage.

Zitat von little_light:
Ich gehe gerne den Weg des geringsten Widerstandes und vor diesem Hintergrund scheint es mir einfacher das Alte hinter mir zu lassen und etwas Neues an zu fangen.

Durch diese Haltung lässt Du weder Altes hinter Dir noch fängst Du etwas Neues an. Im Gegenteil: die rückwärtige Perspektive verhindert jegliche Wahrnehmungsveränderung.

Ich hoffe, ich trete Dir mit diesen Gedanken nicht zu nahe. Sie mögen provokant erscheinen und vielleicht beabsichtige ich das auch. Doch in keinem Fall möchte ich Dich kritisieren. Alle Deine Aussagen sind mir aus meinem früheren Leben vollumfänglich vertraut - darum wage ich mich so deutlich zu äußern. Ich brauchte seinerzeit eher mehr sanfte Tritte in den Hintern - auch diese können helfende Hände verkörpern...

wooow krass...
Zum einen hast du ein Lächeln in mein Gesicht gemalt und zum anderen hätte ich nicht gedacht das man in so kurzer Zeit so tiefgründige Gespräche führen kann.

Zitat von moo:
Ich hoffe, ich trete Dir mit diesen Gedanken nicht zu nahe

Doch tust du.
Die Wahrheit ist aber oft unangenehm, besonders wenn sie einen aus der Komfortzone heraus holt. Deshalb sehe ich das gerade als etwas sehr wertvolles und positives an.

Du hast mit deinem Beitrag sehr viele Denkanstöße gegeben und bewirkt das ich mich mit mir selbst auseinander setze. Und ich muss gestehen das ich damit jetzt ein wenig überfordert bin. Selbst wenn ich wollte könnte ich daher im Moment nicht auf deinen Beitrag detaillierter Antworten, da ich mich bei jeder Antwort selbst hinterfragen muss. Ich bin mir aber auch sicher das du ganz genau weißt das du da gerade angerichtet hast
Nimm es mir deshalb bitte nicht für übel das eine Antwort etwas auf sich warten muss.

Auf jeden fall bekommst du jetzt erst einmal dickes fettes DANKE von mir.

Ich kann moo nur rechtgeben. Ich verstehe diese Denkweise, weil ich mich selber darin wiederfinde bzw. gerade versuche, sie zu überwinden.
Es geht los, indem einem irgendetwas komisch im Leben vorkommt. Es fühlt sich an, als würde bei einem Auto der Motor unrund laufen, aber noch leuchtet keine Warnleuchte auf. Doch eigentlich ist es dann schon zu spät. Zumindest bei mir ging alles ab da sehr schnell. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurde mir der Störfaktor auf entsetzliche Weise bewusst. Es ist nicht einfach das Fehlen von Freundschaften und Kollegialität. Es ist auch das Fehlen von Erinnerungen, von Bewusstwerdungsschritten und von Ausfüllung des eigenen Seins. Ich bin ein Mensch ohne einen wichtigen Teil seiner Geschichte: Ohne Erinnerungsorte, ohne Selbstfindung, ohne Mittelpunkt, ohne sozialem Kapital, ohne Wissen, ohne Affektmöglichkeiten. Meine Essenz lässt sich (noch) nicht in eine klare Reihenfolge bringen, von dem her, was ich eigentlich will, mit dem Wissen, woher ich komme und wo ich hin gehöre. Da die Welt sich für jeden Menschen von seinem Kopf her erschließt, bemessen an den Informationen und Verarbeitungswegen, die ihm zur Verfügung stehen, beginnend in seinem Bewusstsein und an dessen Grenzen endend, wie ein See, der seine Konturen hat, ist die Nicht-Zentrierung des Zentrums der subjektiv empfundenen Ganzheit letztlich die Ursache für das Empfinden eines Fasses ohne Boden. Deshalb fühlt sich dein Dasein wie ein solches an, indem es genauso wenig Anhalt für Besserung gibt und daher immer die Self-Fulfilling-Prophecy bedient, um die Spirale nach unten zu drehen.
Wenn dir das erstmal klar geworden ist, dann hast du verschiedene Handlungsoptionen: Erstens kannst du dich dieser Strömung hingeben und damit zuzüglich der faktisch mangelnden Bewusstseinsanker eigene drum herum produzieren, die dich auf ewig runterziehen. Oder du kannst versuchen, dir eine Schutzhülle aufzubauen und zu sagen: Ich fange jetzt an, dieses Bewusstsein zu lernen und das geht nur By-Doing. Genau in diesem Prozess befinde ich mich gerade. Nur fehlt mir noch die Ahnung, was ich eigentlich genau tun kann und vor allem der Mut, auf ein paar Leute, die mich interessieren, einfach mal zuzugehen und zu fragen: Hey, kann ich bei euch mitmachen? Es ist ja nicht so, dass es die nicht gäbe (wenn also irgendjemand Tipps dazu hat, wie man bei konkreten Leuten, die man bisher nur oberflächlich oder dem Namen nach kennt, durch Eigeninitiative in den Freundeskreis kommt, dann raus damit:-).
Das ist sicher meine größte Hürde und ich hoffe, dass mich das so notwendige Bedürfnis in den nächsten Wochen einfach dazu zwingt, das Tor endgültig aufzustoßen. Aber ich glaube, dass Bewusstsein ist der erste Schritt und das bist du auch auf einem guten Weg hin, wie mir dein letzter Post zeigt:-)

Wow. Ich finde mich selbst in den hier beschriebenen Erfahrungen und Situationen wieder. Was mich erstaunt ist der hohe Grad der Selbstreflexion auf der Verstandesebene, der hier vorherrscht . Das habe ich auch an mir festgestellt. Mein bisheriges Leben und meine soziale Isolation habe ich in den letzten Jahren bis ins kleinste Detail rationalisiert und durchdacht. Aber wenn es darum ging tatsächlich aus der Komfortzone herauszutreten, bin ich jedes Mal schnell wieder in sie zurück...

Über einen zukünftigen Austausch würde ich mich freuen. Grüße an alle Thread-Schreiber hier.

@Williams-Christ Meine Fresse Williams-Christ, so eine philosophisch ausformulierte Beschreibung der eigenen Lage habe noch nie irgendwo gelesen oder gehört,

Hast du Martin Heidegger gelesen bzw. studierst du Geisteswissenschaften? Klingt mir ganz danach.

Zitat von Williams-Christ:
Es ist nicht einfach das Fehlen von Freundschaften und Kollegialität. Es ist auch das Fehlen von Erinnerungen, von Bewusstwerdungsschritten und von Ausfüllung des eigenen Seins. Ich bin ein Mensch ohne einen wichtigen Teil seiner Geschichte: Ohne Erinnerungsorte, ohne Selbstfindung, ohne Mittelpunkt, ohne sozialem Kapital, ohne Wissen, ohne Affektmöglichkeiten. Meine Essenz lässt sich (noch) nicht in eine klare Reihenfolge bringen, von dem her, was ich eigentlich will, mit dem Wissen, woher ich komme und wo ich hin gehöre.

Diesen Teil kann ich zu 100% nachempfinden. Viele als gewöhnlich erachtete Erlebnisse im Jugend- und späteren Erwachsenenalter habe ich einfach nicht erlebt. Du hast den Vorteil, dass du erst Anfang 20 bist und daher nicht ganz so viel aufarbeiten musst wie z. B. andere hier.

Du hast auch geschrieben, dass dir das Mitmachen bei irgendetwas schwer fällt. Dazu fällt mir ein, dass es bei den meisten Leuten so ist, dass sie in solche Mitmach-Situationen nenne ich es jetzt mal automatisch, vor allem durch die schiere Notwendigkeit hineingeraten. Könnte das Gefühl, dass dir der Mut fehlt irgendwo mitzumachen vielleicht daher kommen, dass du eben keine Notwendigkeit dazu siehst, da du ja noch studierst? Nur mal so ein Gedanke.

Zitat von Williams-Christ:
Es fühlt sich an, als würde bei einem Auto der Motor unrund laufen, aber noch leuchtet keine Warnleuchte auf. Doch eigentlich ist es dann schon zu spät. Zumindest bei mir ging alles ab da sehr schnell. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurde mir der Störfaktor auf entsetzliche Weise bewusst. Es ist nicht einfach das Fehlen von Freundschaften und Kollegialität. Es ist auch das Fehlen von Erinnerungen, von Bewusstwerdungsschritten und von Ausfüllung des eigenen Seins.

Ich bin mir unsicher, ob ich hier richtig liege - aber ich würde das als ein allmähliches Erwachen bezeichnen. Ein Erwachen aus dem Unendlichkeits-, Unsterblichkeits- und Unerschütterlichkeitstraum der Jugend. Manche träumen ihn ein Leben lang und immer wenn die Gefahr des Erwachens irgendwo lauert, halten sie verzweifelt die Augen weit geschlossen...

Viele von uns erkranken nicht an der Härte des Daseins sondern an der Allgemeinlüge, dass alles ganz prima sei und wir das genießen sollen, solange es geht. Wer einmal - und sei es durch eine Krise wie z. B. den Coronazauber - hinter den Vorhang der Schönfärberei des eigenen Geistes(!) geblickt hat, kann nie mehr ganz zurück in seinen Traum. Die christlich orientierten Philosophen würden vielleicht sagen, er ist aus dem Paradies (der Unwissenheit) gefallen, (@Germanist - Heidegger fiel gar seinen eigenen Einsichten zum Opfer und flüchtete sich in zweifelhafte Volksideologien) Buddha würde es das Erkennen von Dukkha nennen - das Leidhafte alles bedingt und in Abhängigkeit Entstandenen - kurz: wir und Welt.

Es ist ein klein wenig wie eine Neugeburt ohne Illusion, ohne Feier, ohne Geschenke - dafür voller Ernüchterung, Mutlosigkeit, Verlustempfindung. Wenn man lediglich erkennt, dass der ganze Plunder vorwiegend unbefriedigend ist, könnte einem schon das Grausen kommen. Oder aber, man stellt sich dieser Erkenntnis und beginnt, sie zu akzeptieren. Die Werte ändern sich, auch die Wertvorstellungen von z. B. Freundschaften. Wer weiß, dass wir alle nur einen Bruchteil der Endlosigkeit diese Runde auf dem Karussell drehen, legt andere Augenmerke an, wird weniger anfällig für mist aber eben auch empfindsamer.

Da wir sozusagen beide Seiten der Bühne kennen, wagen wir es mitunter nicht, uns Anderen gegenüber zu öffnen. Die Angst vor Unverständnis entstammt nicht nur unserer eigenen Erfahrung sondern auch der Gewissheit, dass wir das oberflächliche Spiel nie mehr mitmachen können. Das Leben wird anstrengender, aber m. E. weitaus wesentlicher. Auf diese noch ungewohnte Option müssen wir uns erst mal einzulassen lernen. Müssen verstehen, dass nun nicht mehr Lebenskampf angesagt ist, sondern Einsichtsarbeit. Die Wahrnehmung bedarf einer allmählichen Nivellierung an ungewohnte, früher ignorierte Wahrheiten.

Wer da noch als Freund zu uns steht, wird sich weisen. Ich habe allerdings gemerkt, dass manch einer irgendwie ähnlich drauf ist, aber öffentlich anders wirkt. Uns geht´s ja oft ebenso... Man kriegt langsam ein Gespür dafür, wer anders tickt und irgendwie findet man die richtigen Worte für ein kleines, aber sehr offenes Gespräch. Ort, Anlass etc. sind zweitrangig. Echtes Interesse am Anderen wird wahrgenommen. Wer es wirklich ernst meint, wird ernst genommen. Ich finde gerade dieses Forum streckenweise eine sehr gute Übung darin.

Hallo. Es hört sich sehr depressiv an was du schreibst und ich glaube wir sind uns da sehr ähnlich. Interessanterweise habe ich auch eine poetische Ader entwickelt, das hat mich so an mich selbst erinnert wie ich mich in depressiven Phasen ausdrücke, ich denke die kommt im Zusammenhang mit den ganzen unausgesprochenen Worten die wir nie mitteilen konnten, ich habe nicht alle Beiträge durchgelesen, aber ich wollte das nur sagen, auch wenn das schon lange nichts mehr bringt, ich bin auch sehr misstrauisch gegenüber Anderen und fühle mich irgendwie immer ausgegrenzt, nicht willkommen und zugehörig, weiß nicht ob es dir da auch so geht. Andere hocken täglich am Handy und schreiben und telefonieren mit Freunden, treffen sich und sind immer im Kontakt, bei mir hingegen ist meistens tote Hose und ich hocke nur tagein tagaus allein am Rechner und spiele, das macht mich voll traurig, wenn ich doch mal im Kontakt komme hab ich das Gefühl, dass die Leute meine ruhige und zurückhaltende Art als Desinteresse deuten und sich deswegen wieder abwenden, während so extrovertierte Menschen, die auf mich oft wie die größten Ar. wirken die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Alles unfair irgendwie...

Zitat von moo:
Selten wird einem ohne Ruf die Hand gereicht

Ich rufe, aber auf meine ganz eigene weise. Oft denke ich mir, warum hört mich niemand? Meine Worte sind mit viel bedacht gewählt, aber wahrscheinlich zu subtil damit andere es verstehen könnten. Vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel.
Es gibt einen Menschen der mich bereits sehr lange kennt. Man kann durchaus auch Freund dazu sagen. Er hat auch erkannt das mit mir etwas nicht stimmt. Dennoch fehlt der Mut des Machens. In einem persönlichen Gespräch sind die Hemmungen so groß das es mir unmöglich erscheint darüber zu reden. Ich habe bereits darüber nachgedacht was wohl passieren würde wenn ich ihm den link zu diesem Thread schicken würde. Ganz sicher bin ich das es keine Auswirkungen auf die Freundschaft haben wird und auch vor der Reaktion hätte ich keine Angst. Meine größte Sorge ist aber was ist wenn er mich dann darauf persönlich anspricht. Versuche ich dann mich der Situation zu entziehen oder bin ich in der Lage mich ihr zu stellen...

Zitat von moo:
Wir trennen gerne Berufs- und Privatidentität.

Das erklärt vieles was ich bis dahin nicht verstehen konnte. In der Schule war ich früher ganz sicher kein Vorzeigeschüler. Dafür hatte ich Freunde, hab viel unternommen und ein tolles leben wo ich noch gerne dran zurück denke. Das hat sich im laufe der Zeit komplett gedreht. Jetzt funktioniert der Job aber Privat eben nichts. Ich frage mich gerade ob es dort eine Balance gibt. Oder kann man sogar beides gleichermaßen gut?

Zitat von moo:
Obschon wir hier am PC sitzen, sind wir alle Menschen aus Fleisch und Blut

Ok da habe ich mich in der tat ein wenig unglücklich ausgedrückt. Für mich ist es die Trennung zwischen einem schriftlichen Austausch oder einem Austausch in einem Gespräch bei dem man sich in die Augen schaut.

Zitat von moo:
Um ehrlich zu sein, kann ich nicht ganz glauben, dass Du Dich selber als netten Menschen empfindest.

Warum sollte ich nicht? Die Bestätigung anderer und die Erfahrungen über die Zeit, zeigen mir eigentlich schon das ich ein netter Mensch bin. Aber ok, ich sehe es gerade, du schreibst ob ich mich selbst so empfinde... da kommt doch eine gewisse Unsicherheit auf. Ist nett eine Charaktereigenschaft? Oder nur die Wahrnehmung durch andere als ein Produkt aller Charaktereigenschaften? Denn dann könnte ich schreiben: Ich sehe mich selbst als einen zurückhaltenden, sturen und stetig schlecht gelaunten Menschen. Und das ist meiner Meinung nach nicht mehr die Definition von nett.

Zitat von moo:
Und wenn Du die Gesellschaft als etwas von Dir Getrenntes siehst, erlebst Du in der Tat Isolation

Oft sage ich mir das ich nicht für diese Welt gemacht bin. Gerne drehe ich das aber herum und sage das diese Welt nicht für mich gemacht. Auch wenn ich mir wünsche ein Teil dieser Gesellschaft zu sein, so verabscheue ich sie auch gleichermaßen.

Zitat von moo:
Es ist nicht die Angst vor Ablehnung seitens der Anderen, sondern Deine Ablehnung der Anderen bzw. der Welt.

Das ist so naheliegend und trotzdem ist mir diese Sichtweise noch nie in den Sinn gekommen. Diese Aussage hat in den letzten beiden Tagen mit am meisten in mir bewirkt.
Ich hatte heute viel Kontakt mit Menschen und habe mal darauf geachtet wie meine Einstellung anderen gegenüber die Situation beeinflussen kann. Ich bin nach wie vor sehr erstaunt wie deine Aussage doch zutreffend ist.

Zitat von moo:
Hier sehe ich den subtilen Beweis für Deine Ablehnung (wie oben beschrieben). Angst vor Erklärung bedeutet Angst vor Klärung, Angst vor Klarheit. Warum? Das ist eine sehr entscheidende Frage.

Wie ich das das erste mal gelesen habe ist mir eine Gänsehaut gekommen. Mit dieser Frage öffnest du die Büxe der Pandora.
Einsamkeit ist nur das Ergebnis vieler anderer Probleme. In manchen meiner Beiträge kann man hinweiße darauf finden. Ich schreibe irgendwo das ich nicht in den Briefkasten gucken kann. Das ist nicht nur so daher gesagt sonder harte Wahrheit.
Mein ganzes leben lang schon schiebe, verdränge, ignoriere und laufe ich vor allem weg was mir in irgend einer form unangenehm ist, was ich nicht an mich ran lassen will oder wovon ich nichts wissen möchte. Ich klebe alles zusammen und versuche es so tief wie möglich in mir zu begraben. Dazu gehören auch klärende Gespräche. Das hat mir in meinem leben schon sehr viele Probleme bereitet und nicht nur psychischer Natur. Inzwischen ist da ein wirklich großer Berg zusammen gekommen, dessen Wahrheit ich nicht wissen möchte. Das ich hier einen Thread über Einsamkeit eröffnet habe ist, denke ich, ebenso ein Teil dieses verdrängens. Dieses Zusammenhang habe ich aber auch eben erst so richtig realisiert.
All das reduzierst du auf drei einfache und simple Worte: Angst vor Klarheit
Auf die Frage des Warum gibt es nur leider keine Antwort. Keine Theorie, keine Idee und absolut keinerlei Lösungsansatz. Auch habe ich mich nie damit auseinander gesetzt. Denn auch das ist Teil des verdrängens.

Mahlzeit - danke für die Rückmeldung. Ich bin so frei und geh mal wieder direkt in den Dialog...

Aus Deinem Eingangsbeitrag:

Zitat von little_light:
Nur durch ein paar Löcher kann man das außerhalb, das reale Leben, erahnen.

Es gibt letztlich (tatsächlich) kein Außen und kein Innen - nur Geist (und selbst das ist nur ein Begriff). Ebenso sind Realität und ihr Gegenteil letztlich eine Erfindung, die die Ich-Illusion stützen soll.

Zitat von little_light:
Im inneren scheint die Zeit still zu stehen, während sie außerhalb unaufhörlich vorbei streicht.

Der Faktor Zeit ist ebenso illusionär wie der Faktor Raum. Das Jetzt findet nirgendwo und überall sowie nie und stetig statt.

Zitat von little_light:
Die Schachtel wird von den Menschen nicht wahrgenommen und so schaut auch keiner rein.

Die eigene Wahrnehmung auf die der Anderen zu übertragen ist eine der häufigsten unheilsamen Angewohnheiten des menschlichen Geistes.

Zitat von little_light:
Im inneren wirkt sie doch sehr aufgeräumt. Probleme in der einen Ecke, Ängste in der anderen. Der restliche Raum ist gefüllt mit blanker und kalter Einsamkeit, die alle anderen Empfindungen verdrängt.

Der Geist ist hier sinnbildlich die Schachtel selber. Sie kann in sich reinschauen und nach außen schauen. Sie selber bleibt jedoch unbewegt. Es ist alles reine Perspektive, ohne Jemanden der schaut. Dieser Jemand ist Illusion.

Zitat von little_light:
Die Wände wachsen stetig vor sich hin wie die Säulen einer Tropfsteinhöhle. Ein ausbrechen scheint aussichtslos.

Die Schachtel selbst (der Geist) braucht nicht auszubrechen, weil sie es ist, die Innen und Außen bedingt bzw. schafft.

Zitat von little_light:
Nur die Akzeptanz der eigenen Handlungsunfähigkeit steigt unaufhörlich.

Probiere mal, den Begriff Akzeptanz durch Verantwortungsabgabe zu ersetzen.

Zitat von little_light:
Über die Zeit bin ich mir immer bewusster geworden das ich alleine nicht mehr aus der Situation heraus komme, dafür habe ich gelernt wie man sie halbwegs ertragen kann. Als professioneller Verdränger hat man da so seine Methoden entwickelt.

Therapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie, Sozialpädagogen für sozialpsychiatrische Dienste, Selbsthilfegruppen, Foren können diese Rolle erfüllen. Manche haben das als Berufung erwählt und nehmen dafür Geld, was m. E. absolut angemessen ist.

Und aus dem letzten Beitrag:

Zitat von little_light:
Ich rufe, aber auf meine ganz eigene Weise. Oft denke ich mir, warum hört mich niemand? Meine Worte sind mit viel Bedacht gewählt, aber wahrscheinlich zu subtil damit andere es verstehen könnten. Vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel.

Wenn man davon ausgeht, dass die Angst vor Klarheit herrscht, ist es nur folgerichtig, dass Du Dich (unbewusst) derart subtil ausdrückst, dass man Dich nicht hören/sehen kann. Etwas direkter, provokanter formuliert: Die willst eigentlich nicht gehört werden...

Zitat von little_light:
Ich habe bereits darüber nachgedacht was wohl passieren würde wenn ich ihm den Link zu diesem Thread schicken würde. Ganz sicher bin ich, dass es keine Auswirkungen auf die Freundschaft haben wird und auch vor der Reaktion hätte ich keine Angst. Meine größte Sorge ist aber was ist, wenn er mich dann darauf persönlich anspricht*. Versuche ich dann mich der Situation zu entziehen oder bin ich in der Lage mich ihr zu stellen...

*Ich bitte Dich, diesen Fettdruck mal zu notieren. Siehst Du die Diskrepanz zu Deiner zuvor genannten (vermeintlichen) Sehnsucht nach Gesehen-werden, Gehört-werden? Das was ich hier als Formel, als Struktur zu erkennen glaube, ist: Ich will, aber ich will nicht bzw. Ich könnte, aber ich kann nicht. Der Fuß auf´m Gaspedal und die Handbremse voll angezogen...

Zitat von little_light:
Dafür hatte ich Freunde, hab viel unternommen und ein tolles Leben wo ich noch gerne dran zurück denke. Das hat sich im Laufe der Zeit komplett gedreht. Jetzt funktioniert der Job aber Privat eben nichts.

Empfandest Du das Leben damals als toll? Ich wette, nein. Du hast einfach gelebt. Die positive Bewertung findet erst im Heute statt und sie legt einen Vergleichsmaßstab an, den Du selber geschaffen hast. Die Vergangenheit fungiert heute als Sehnsuchtsort, der unerreichbar und somit sicher vor der Bemühung ist, es zu versuchen. Du schaffst somit ein komfortables Terrain für Deine Verdrängungstendenz.
Es ist derselbe Geist, der seinen Job erledigt und der zuhause den Briefkasten meidet. Es sind Geisteszustände, keine zeitlichen oder räumlichen realen Bezüge.

Zitat von little_light:
Ich frage mich gerade ob es dort eine Balance gibt. Oder kann man sogar beides gleichermaßen gut?

Eine gute und zielführende Frage. Bedenke aber bitte, dass Balance ebenfalls ein dualistisch geprägter Begriff ist und somit ebenso begrenzend wie Job oder Privat. Der Geist selber ist sozusagen, die Mitte, die o. g. Schachtel. Sie kann sich dahin oder dorthin ausrichten.

Zitat von little_light:
Für mich ist es die Trennung zwischen einem schriftlichen Austausch oder einem Austausch in einem Gespräch bei dem man sich in die Augen schaut.

Ebenfalls ein m. E. in Deinem Fall sehr bedeutsamer Punkt! Ich war früher auch mehr ein Schriftmensch, konnte in persona nur wenig formulieren und leidete darunter. In meinem Fall war das Finden zur Meditation und zu Selbsthilfegruppen eine unschätzbare Befreiung. Heute kombiniere ich das - ich spreche, was ich schreibe und umgekehrt. Dieses Forum ist Teil dieser Praxis.
Bedenke: Am Anfang war das Wort ...und der Weg vom Schreiben zum Sprechen ist nur scheinbar ein weiter. Erkenne, dass DU beim Sprechen DICH ausdrückst. Punkt. Was Dein Gegenüber wahrnimmt, ist SEINE Sache. Über Euch beiden wacht keine bewertende Instanz. Wenn man den Dialog aufgrund einer Unsicherheit über eine evtl. falsche Wahrnehmung gar nicht beginnt, kann man keinen Ausdruck entwickeln (- und bleibt, gefühlt eingeschlossen).

Zitat von little_light:
Ist nett eine Charaktereigenschaft? Oder nur die Wahrnehmung durch andere als ein Produkt aller Charaktereigenschaften?

Nett ist eine Bewertung und somit immer rein subjektiv.

Zitat von little_light:
Denn dann könnte ich schreiben: Ich sehe mich selbst als einen zurückhaltenden, sturen und stetig schlecht gelaunten Menschen. Und das ist meiner Meinung nach nicht mehr die Definition von nett.

Stimmt. Und ich meine, das beweist doch die Fraglichkeit von derlei Adjektiven. Es gibt, wenn schon, dann nur Dein Nett oder Mein Nett etc. Ebenso müssen Zurückhaltung, Sturheit und schlechte Laune nicht unbedingt das wahre Faktum treffen. Ich wollte mit der Frage, ob Du Dich nett findest lediglich auf die (m. E. berechtigte) Hinterfragbarkeit von objektiven (!) Bewertungsbegriffen hinweisen.
Wer sich hingegen wirklich nett oder liebenswert empfindet (!) wird eine andere Wahrnehmung seiner Um-Welt haben - und umgekehrt. Das dürfte uns allen einleuchten.

Zitat von little_light:
Oft sage ich mir, dass ich nicht für diese Welt gemacht bin. Gerne drehe ich das aber herum und sage das diese Welt nicht für mich gemacht.

Aus dem oben Skizzierten dürfte inzwischen ersichtlich geworden sein, dass Ich und Welt zwei Seiten einer Medaille sind. Ich und Welt sind wie eine Hand. Was gerade oben oder unten ist, ist reine Definitionssache. In Wirklichkeit ist da nur Hand.

Zitat von little_light:
Auch wenn ich mir wünsche ein Teil dieser Gesellschaft zu sein, so verabscheue ich sie auch gleichermaßen.

Wunderschön und absolut nachvollziehbar ausgedrückt! Es hört sich wie ein Widerspruch an, doch es ist lediglich die Hand, die mal zugreift (mögen) oder ein andermal loslässt (nicht mögen). Das dieses ganz natürliche Erleben wie ein Konflikt wirkt, liegt an der Bewertung des Ich-illusionierten Geistes.

Zitat von little_light:
Ich hatte heute viel Kontakt mit Menschen und habe mal darauf geachtet wie meine Einstellung anderen gegenüber die Situation beeinflussen kann. Ich bin nach wie vor sehr erstaunt wie deine Aussage doch zutreffend ist.

Eine wichtige Übung. Sie trägt mit der Zeit ihre Früchte. Du wirst lernen, Deiner Bewertung immer weniger Glauben zu schenken. Es ist wie ein langsames Ablegen der Fesseln. Anfangs ist es noch ungewohnt, mit der Zeit erlebst Du jedoch eine Natürlichkeit, die nach und nach wieder zum Vorschein kommt.

Zitat von little_light:
Einsamkeit ist nur das Ergebnis vieler anderer Probleme.

Hierzu: erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-20.html#p2386310

Zitat von little_light:
Mein ganzes leben lang schon schiebe, verdränge, ignoriere und laufe ich vor allem weg was mir in irgend einer Form unangenehm ist, was ich nicht an mich ran lassen will oder wovon ich nichts wissen möchte. Ich klebe alles zusammen und versuche es so tief wie möglich in mir zu begraben.

Was man vergräbt, schlägt Wurzeln... Vergraben ist also keine Lösung. Wenn man jedoch nicht (mehr) weiß, was man denn mal vergraben hat, ist es schwer danach zu suchen. Der Samen ist also nicht unbedingt gleich erkennbar, doch das, was daraus erwuchs, lässt idR Rückschlüsse auf den/die Samen zu.

Zitat von little_light:
Inzwischen ist da ein wirklich großer Berg zusammen gekommen, dessen Wahrheit ich nicht wissen möchte.

Wenn, metaphorisch gesprochen, das, was aus dem Samen erwachsen ist, eben dieser Berg der gewählten Unkenntnis ist, kann man davon ausgehen, dass die Lösung die Kenntnis, die Klarheit sein kann (wenn nicht gar muss!).
Es geht also gar nicht unbedingt um etwas Konkretes, von dem man nichts wissen will, sondern mal will einfach nicht wissen. Es ist also eine Neigung zur Verblendung vorhanden.

Zitat von little_light:
All das reduzierst du auf drei einfache und simple Worte: Angst vor Klarheit
Auf die Frage des Warum gibt es nur leider keine Antwort.

Man neigt sich immer dem zu, von dem man sich einen Vorteil, einen Ausgleich, eine Kompensation erwartet. Was könnte das sein? Vorschlag: Zuständigkeit, Verantwortung und im Endeffekt: ICH.

Wir wollen nicht mit UNS konfrontiert werden.

Schau Dir diesen Vorschlag mal eine Weile lang in Ruhe an. Erwäge ihn immer wieder über den Tag verteilt, in unterschiedlichen Situationen. Vor allem aber Morgens und Abends im Bett. Suche keine Antwort darauf, keine Erklärung - prüfe nur, ob er zutrifft.

Zitat von little_light:
Das ich hier einen Thread über Einsamkeit eröffnet habe ist, denke ich, ebenso ein Teil dieses Verdrängens.

Hm, hier glaube ich eher, dass es ein Teil Deines bereits beschrittenen Weges zu Erkenntnis ist, auch wenn sich das a bisserl pathetisch anhören mag. Aber als Gegenstück zur Verblendung passt es eigentlich ganz gut.
--
Das war jetzt wieder ein ganzer Haufen Text - sorry. Fühle Dich bitte nicht irgendwie gedrängt, auf alles gleich zu antworten. Arbeite mit diesen Anregungen als Hypothese. Sei nicht automatisch mit allem einverstanden, nur weil es Dich evtl. anspricht oder verblüfft. Es muss Dir wirklich einleuchten, sonst wäre es bloße Ideologie oder reiner intellektueller Diskurs. Allerdings, da wo Du starke Widerstände spürst, schau genau hin. Es könnte ein Hinweis sein, dass der Dosenöffner direkt vor Dir liegt

Hier finde ich mich und meine persönliche Situation auch gut umschrieben - speziell wenn ich dem Erzählstrang in Gänze folge. Es ist mir auch immer wieder ein regelrechter Genuss wenn ich sowohl klar beschriebene als auch gut strukturierte Beschreibungen von Gemützszuständen lesen darf. Hierfür möchte ich tatsächlich allen bisher Beteiligten meinen Dank aussprechen Wenn es dem Threadstarter und den bisher Beteiligten genehm ist, würde ich auch meinen Teil ( hier sogar als Ergänzung zu betrachen ) mit einbringen.

Moin Germanist,

erst einmal sorry, dass ich jetzt erst antworte. Ich komme meist erst Abends zu den wichtigen Dingen;) Du hast tatsächlich den richtigen Riecher gehabt. Ich studiere momentan und ich kann sagen, dass mir schon der ein oder andere unterstellt hat, den Alltag sehr philosophisch zu betrachten. Ich war schon zu Schulzeiten so einer, der lieber gedacht als gemacht hat. Das hat den Vorteil, dass man sich und seine Umwelt durchaus besser versteht, als die meisten anderen - oder zumindest glaubt, dies zu tun. Daraus resultiert aber auch der große Nachteil, dass ich mit meinem Latein relativ schnell am Ende bin, wenn es denn mal daran geht, Ideen und Schlüsse in die Tat umzusetzen. Außerdem baut man sich schnell eine Hülle auf, die einen für andere unnahbar macht. Das war z.B. ein wichtiger Grund dafür, warum ich nie ein Menschenfänger gewesen bin. Ich versuche deswegen in letzter Zeit, wenn sich der Schlauschnack vermeiden lässt, zumindest im direkten Umgang mit jungen Menschen mich mehr wie sie zu verhalten. Klappt aber auch eher semi-gut, da ich doch feststelle, dass jugendliche Trends, Serien, Memes oder generell alles, was in der Generation Z zum Allgemeinwissen gehört, zum Teil völlig an mir vorüber gezogen ist. Ich habe mich bspw. auch lange gegen jede Beteiligung in sozialen Medien gewehrt und bin selbst heute nicht bei den Trend Sachen aktiv (Tiktok, Instagram usw.), sondern nutze eigentlich nur WhatsApp.
Finde ich ja auch interessant, dass du darauf eingehst, dass ich noch jung sei und nicht so viel nachholen müsse wie andere. Ich empfinde das nämlich überhaupt nicht so, weil ich noch nicht mit meiner Vergangenheit abgeschlossen habe und das Gefühl sich in mir breitmacht, ich müsse jetzt noch mal 15 sein und von Vorne anfangen. Geht es dir auch so, dass du noch sehr krass in der Vergangenheit festhängst und ständig zwischen diesem: Ich schaue jetzt nach vorne und Ich will aber noch nicht loslassen pendelst?
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Zitat:
Das hat den Vorteil, dass man sich und seine Umwelt durchaus besser versteht, als die meisten anderen - oder zumindest glaubt, dies zu tun.


Das Schlimme ist, daß die anderen glauben Du wärst in einem Bereich (geistig) unterwegs bei dem sie entweder nicht mithalten können oder ihnen schlicht das Wissen fehlt. Das erhöht die Hemmschwelle drastisch; ich kenne das Problem obwohl ich wirklich (eigentlich!) kontaktfreudig bin.

Das mit der Jugendlichkeit ist relativ schwierig zu umschreiben - Du hast tatsächlich einen deutlich kürzeren Erfahrungsschatz hinsichtlich Deiner eigenen Vergangenheit. Das macht es für Dich nicht besser/leichter aber evtl. kann es Dir trotzdem dienlich sein. Die eigene Vergangenheit als abgeschlossenes Kapitel zu betrachten kommt irgendwann; spätestens wenn sich eine Partnerschaft einstellt die einen neuen Abschnitt definiert. Auch die Anzahl der Narben vergrößert den Abstand zu dem viel zitierten früher.

@Dawardochwas

Nun bevor ich ein neues Kapitel beginnen kann muss ich erst mal mit dem alten fertig werden. Ich habe bspw. eine ziemliche Fixierung auf das Gymnasium das ich besucht habe - wahrscheinlich, weil ich dort Abitur gemacht habe, ohne mich wirklich in den Jahrgang zu integrieren. Momentan überlege Ich, ob ich nicht zu ein paar Leuten mit denen ich damals halbwegs gut klar kam, wieder Kontakt aufnehmen sollte. Gleichzeitig kommt es mir unangemessen vor, weil ich ja schon immer der Außenseiter war. Ich will, aber noch traue ich mich einfach noch nicht...

@Williams-Christ

mal einen ganz pragmatischen Ansatz - die Leute mit denen Du Kontakt aufnehmen kannst wären doch evtl. ein guter Aufhänger um ein Klassentreffen ins Gespräch zu bringen. Dann hättest Du einen neutralen Anlass und gleich alles zusammen.

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