Mahlzeit - danke für die Rückmeldung. Ich bin so frei und geh mal wieder direkt in den Dialog...
Aus Deinem Eingangsbeitrag:
Zitat von little_light: Nur durch ein paar Löcher kann man das außerhalb, das reale Leben, erahnen.
Es gibt letztlich (tatsächlich) kein Außen und kein Innen - nur Geist (und selbst
das ist nur ein Begriff). Ebenso sind Realität und ihr Gegenteil letztlich eine Erfindung, die die Ich-Illusion stützen soll.
Zitat von little_light: Im inneren scheint die Zeit still zu stehen, während sie außerhalb unaufhörlich vorbei streicht.
Der Faktor Zeit ist ebenso illusionär wie der Faktor Raum. Das Jetzt findet nirgendwo und überall sowie nie und stetig statt.
Zitat von little_light: Die Schachtel wird von den Menschen nicht wahrgenommen und so schaut auch keiner rein.
Die eigene Wahrnehmung auf die der Anderen zu
übertragen ist eine der häufigsten unheilsamen Angewohnheiten des menschlichen Geistes.
Zitat von little_light: Im inneren wirkt sie doch sehr aufgeräumt. Probleme in der einen Ecke, Ängste in der anderen. Der restliche Raum ist gefüllt mit blanker und kalter Einsamkeit, die alle anderen Empfindungen verdrängt.
Der Geist ist hier sinnbildlich die Schachtel
selber. Sie kann in sich reinschauen und nach außen schauen. Sie selber bleibt jedoch unbewegt. Es ist alles reine Perspektive, ohne Jemanden der schaut. Dieser Jemand ist Illusion.
Zitat von little_light: Die Wände wachsen stetig vor sich hin wie die Säulen einer Tropfsteinhöhle. Ein ausbrechen scheint aussichtslos.
Die Schachtel selbst (der Geist) braucht nicht auszubrechen, weil sie es ist, die Innen und Außen bedingt bzw. schafft.
Zitat von little_light: Nur die Akzeptanz der eigenen Handlungsunfähigkeit steigt unaufhörlich.
Probiere mal, den Begriff Akzeptanz durch Verantwortungsabgabe zu ersetzen.
Zitat von little_light: Über die Zeit bin ich mir immer bewusster geworden das ich alleine nicht mehr aus der Situation heraus komme, dafür habe ich gelernt wie man sie halbwegs ertragen kann. Als professioneller Verdränger hat man da so seine Methoden entwickelt.
Therapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie, Sozialpädagogen für sozialpsychiatrische Dienste, Selbsthilfegruppen, Foren können diese Rolle erfüllen. Manche haben das als Berufung erwählt und nehmen dafür Geld, was m. E. absolut angemessen ist.
Und aus dem letzten Beitrag:
Zitat von little_light: Ich rufe, aber auf meine ganz eigene Weise. Oft denke ich mir, warum hört mich niemand? Meine Worte sind mit viel Bedacht gewählt, aber wahrscheinlich zu subtil damit andere es verstehen könnten. Vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel.
Wenn man davon ausgeht, dass die
Angst vor Klarheit herrscht, ist es nur folgerichtig, dass Du Dich (unbewusst)
derart subtil ausdrückst, dass man Dich nicht hören/sehen
kann. Etwas direkter, provokanter formuliert: Die
willst eigentlich
nicht gehört werden...
Zitat von little_light: Ich habe bereits darüber nachgedacht was wohl passieren würde wenn ich ihm den Link zu diesem Thread schicken würde. Ganz sicher bin ich, dass es keine Auswirkungen auf die Freundschaft haben wird und auch vor der Reaktion hätte ich keine Angst. Meine größte Sorge ist aber was ist, wenn er mich dann darauf persönlich anspricht*. Versuche ich dann mich der Situation zu entziehen oder bin ich in der Lage mich ihr zu stellen...
*Ich bitte Dich, diesen Fettdruck mal zu notieren. Siehst Du die Diskrepanz zu Deiner zuvor genannten (vermeintlichen) Sehnsucht nach Gesehen-werden, Gehört-werden? Das was ich hier als Formel, als Struktur zu erkennen glaube, ist: Ich will, aber ich will nicht bzw. Ich könnte, aber ich kann nicht. Der Fuß auf´m Gaspedal und die Handbremse voll angezogen...
Zitat von little_light: Dafür hatte ich Freunde, hab viel unternommen und ein tolles Leben wo ich noch gerne dran zurück denke. Das hat sich im Laufe der Zeit komplett gedreht. Jetzt funktioniert der Job aber Privat eben nichts.
Empfandest Du das Leben damals als toll? Ich wette, nein. Du hast einfach gelebt. Die positive Bewertung findet erst im Heute statt und sie legt einen Vergleichsmaßstab an, den Du selber geschaffen hast. Die Vergangenheit fungiert heute als Sehnsuchtsort, der unerreichbar und somit sicher vor der Bemühung ist, es zu versuchen. Du schaffst somit ein komfortables Terrain für Deine Verdrängungstendenz.
Es ist
derselbe Geist, der seinen Job erledigt und der zuhause den Briefkasten meidet. Es sind Geistes
zustände, keine zeitlichen oder räumlichen realen Bezüge.
Zitat von little_light: Ich frage mich gerade ob es dort eine Balance gibt. Oder kann man sogar beides gleichermaßen gut?
Eine gute und zielführende Frage. Bedenke aber bitte, dass Balance ebenfalls ein dualistisch geprägter Begriff ist und
somit ebenso begrenzend wie Job oder Privat. Der Geist selber ist sozusagen, die Mitte, die o. g. Schachtel. Sie kann sich dahin oder dorthin ausrichten.
Zitat von little_light: Für mich ist es die Trennung zwischen einem schriftlichen Austausch oder einem Austausch in einem Gespräch bei dem man sich in die Augen schaut.
Ebenfalls ein m. E. in Deinem Fall sehr bedeutsamer Punkt! Ich war früher auch mehr ein Schriftmensch, konnte in persona nur wenig formulieren und leidete darunter. In meinem Fall war das Finden zur Meditation und zu Selbsthilfegruppen eine unschätzbare Befreiung. Heute kombiniere ich das - ich spreche, was ich schreibe und umgekehrt. Dieses Forum ist Teil dieser Praxis.
Bedenke: Am Anfang war das Wort ...und der Weg vom Schreiben zum Sprechen ist nur scheinbar ein weiter. Erkenne, dass
DU beim Sprechen DICH ausdrückst. Punkt. Was Dein Gegenüber wahrnimmt, ist SEINE Sache. Über Euch beiden wacht keine bewertende Instanz. Wenn man den Dialog aufgrund einer Unsicherheit über eine evtl. falsche Wahrnehmung
gar nicht beginnt, kann man keinen
Ausdruck entwickeln (- und bleibt, gefühlt
eingeschlossen).
Zitat von little_light: Ist nett eine Charaktereigenschaft? Oder nur die Wahrnehmung durch andere als ein Produkt aller Charaktereigenschaften?
Nett ist eine Bewertung und somit immer rein subjektiv.
Zitat von little_light: Denn dann könnte ich schreiben: Ich sehe mich selbst als einen zurückhaltenden, sturen und stetig schlecht gelaunten Menschen. Und das ist meiner Meinung nach nicht mehr die Definition von nett.
Stimmt. Und ich meine, das beweist doch die Fraglichkeit von derlei Adjektiven. Es gibt, wenn schon, dann nur Dein Nett oder Mein Nett etc. Ebenso müssen Zurückhaltung, Sturheit und schlechte Laune nicht unbedingt das wahre Faktum treffen. Ich wollte mit der Frage, ob Du Dich nett findest lediglich auf die (m. E. berechtigte) Hinterfragbarkeit von objektiven (!) Bewertungsbegriffen hinweisen.
Wer sich hingegen wirklich nett oder liebenswert
empfindet (!) wird eine andere Wahrnehmung seiner Um-Welt haben - und umgekehrt. Das dürfte uns allen einleuchten.
Zitat von little_light: Oft sage ich mir, dass ich nicht für diese Welt gemacht bin. Gerne drehe ich das aber herum und sage das diese Welt nicht für mich gemacht.
Aus dem oben Skizzierten dürfte inzwischen ersichtlich geworden sein, dass Ich und Welt zwei Seiten
einer Medaille sind. Ich und Welt sind wie eine Hand. Was gerade oben oder unten ist, ist reine Definitionssache. In Wirklichkeit ist da nur Hand.
Zitat von little_light: Auch wenn ich mir wünsche ein Teil dieser Gesellschaft zu sein, so verabscheue ich sie auch gleichermaßen.
Wunderschön und absolut nachvollziehbar ausgedrückt! Es hört sich wie ein Widerspruch an, doch es ist lediglich die Hand, die mal zugreift (mögen) oder ein andermal loslässt (nicht mögen). Das dieses
ganz natürliche Erleben wie ein Konflikt
wirkt, liegt an der
Bewertung des Ich-illusionierten Geistes.
Zitat von little_light: Ich hatte heute viel Kontakt mit Menschen und habe mal darauf geachtet wie meine Einstellung anderen gegenüber die Situation beeinflussen kann. Ich bin nach wie vor sehr erstaunt wie deine Aussage doch zutreffend ist.
Eine wichtige Übung. Sie trägt mit der Zeit ihre Früchte. Du wirst lernen, Deiner Bewertung immer weniger Glauben zu schenken. Es ist wie ein langsames Ablegen der Fesseln. Anfangs ist es noch ungewohnt, mit der Zeit erlebst Du jedoch eine Natürlichkeit, die nach und nach wieder zum Vorschein kommt.
Zitat von little_light: Einsamkeit ist nur das Ergebnis vieler anderer Probleme.
Hierzu:
erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-20.html#p2386310Zitat von little_light: Mein ganzes leben lang schon schiebe, verdränge, ignoriere und laufe ich vor allem weg was mir in irgend einer Form unangenehm ist, was ich nicht an mich ran lassen will oder wovon ich nichts wissen möchte. Ich klebe alles zusammen und versuche es so tief wie möglich in mir zu begraben.
Was man vergräbt, schlägt Wurzeln... Vergraben ist also keine Lösung. Wenn man jedoch nicht (mehr) weiß, was man denn mal vergraben hat, ist es schwer
danach zu suchen. Der Samen ist also nicht unbedingt gleich erkennbar, doch das, was daraus erwuchs, lässt idR Rückschlüsse auf den/die Samen zu.
Zitat von little_light: Inzwischen ist da ein wirklich großer Berg zusammen gekommen, dessen Wahrheit ich nicht wissen möchte.
Wenn, metaphorisch gesprochen, das, was aus dem Samen erwachsen ist, eben dieser
Berg der gewählten Unkenntnis ist, kann man davon ausgehen, dass die Lösung die
Kenntnis, die
Klarheit sein kann (wenn nicht gar
muss!).
Es geht also gar nicht unbedingt um etwas Konkretes, von dem man nichts wissen will, sondern
mal will einfach nicht wissen. Es ist also eine
Neigung zur Verblendung vorhanden.
Zitat von little_light: All das reduzierst du auf drei einfache und simple Worte: Angst vor Klarheit
Auf die Frage des Warum gibt es nur leider keine Antwort.
Man neigt sich immer dem zu, von dem man sich einen Vorteil, einen Ausgleich, eine Kompensation erwartet. Was könnte das sein? Vorschlag:
Zuständigkeit, Verantwortung und im Endeffekt:
ICH.
Wir wollen nicht mit UNS konfrontiert werden. Schau Dir diesen Vorschlag mal eine Weile lang in Ruhe an. Erwäge ihn immer wieder über den Tag verteilt, in unterschiedlichen Situationen. Vor allem aber Morgens und Abends im Bett. Suche keine Antwort darauf, keine Erklärung - prüfe nur, ob er
zutrifft.
Zitat von little_light: Das ich hier einen Thread über Einsamkeit eröffnet habe ist, denke ich, ebenso ein Teil dieses Verdrängens.
Hm, hier glaube ich eher, dass es ein Teil Deines bereits beschrittenen Weges zu Erkenntnis ist, auch wenn sich das a bisserl pathetisch anhören mag. Aber als Gegenstück zur Verblendung passt es eigentlich ganz gut.
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Das war jetzt wieder ein ganzer Haufen Text - sorry. Fühle Dich bitte nicht irgendwie gedrängt, auf alles gleich zu antworten. Arbeite mit diesen Anregungen als Hypothese. Sei nicht automatisch mit allem einverstanden, nur weil es Dich evtl. anspricht oder verblüfft. Es muss Dir wirklich einleuchten, sonst wäre es bloße Ideologie oder reiner intellektueller Diskurs. Allerdings, da wo Du starke Widerstände spürst, schau genau hin. Es
könnte ein Hinweis sein, dass der Dosenöffner direkt vor Dir liegt