auf der Suche nach Gleichgesinnten, bin ich nun hier gelandet.
Nachdem ich einige Eurer Berichte und Hilfeschreie gelesen habe, hoffe ich auf neue Kontakte und möchte mich kurz vorstellen.
Gebohren bin ich vor 41 Jahren in Sachsen und über Berlin nach Stuttgart gezogen, wo ich seit 1990 lebe.
Ich war 8 Jahre mit der falschen Frau verheiratet und habe eine Tochter, die ich aber über alles liebe.
Die Familie meiner Frau, hat mich niemals wirklich akzeptiert.
Im Dezember 2000 haben wir uns scheiden lassen.
Danach wollte ich natürlich durchstarten.
Neue Wohnung, neue Frau, neues Leben...Ja!
Das mit der Wohnung ging ziemlich schnell, der Rest... in die Hose.
Ich hatte noch `ne Weile spaß am Leben.
Meine Tochter kam mich regelmäßig besuchen. Wir verbrachten die Wochenenden dann meist bei der Familie meines besten Freundes.
Sie haben uns praktisch in Ihren Kreis aufgenommen.
Wir waren oft im Garten, oder haben gemeinsam etwas unternommen. Das war sehr schön.
Trotzdem ist irgendwann, etwas in mir zusammen gebrochen.
Ich gehöre zu denen, die zuhause sitzen und über sich und das Leben nachdenken.
Eines abends kam der erste Schreck.
Wie soll es weiter gehen?
Ich war immer arbeiten, habe aber als Handwerker in einem Kleinbetrieb, nicht viel verdient.
Nach Abzug der Fixkosten, war nicht mehr viel übrig.
Was kann ich also meiner Tochter bieten?
Was kann ich einer Frau bieten? Die wollen Sicherheit.
Jedes Wochenende bei der Familie deines besten Freundes?
Das geht jetzt schon ein par Jahre so.
Immer nur Urlaub bei Oma in Sachsen?
Ich habe versucht einen neuen Job zu finden um mehr Geld zu verdienen.
Aber es war grad eine schlechte Zeit. Der Irak-Krieg hatte begonnen und jeder wusste, daß es um Öl ging.
Irgendwann habe ich aufgegeben. Ich war noch nie so der Kämpfertyp und somit war meine Kraft ziemlich schell aufgebraucht.
Ich hatte diese Loser- Gedanken. Ich schämte mich und das tue ich noch heute.
Mir ging es bald so schlecht, daß ich meine Tochter nicht mehr sehen wollte.
Anfangs ließ ich mir noch Geschichten für meine Ex einfallen, um die Wochenenden zu verschieben.
Später war ich dann für fast Niemanden erreichbar.
Ich schloss mich ein. Kein Telefon, kein Handy, keine Klingel.
Bei mir gleich ums Eck gab es einen Tante Emma Laden.
Dort gab es B., Tbk und was Essbares.
Jeden zweiten Tag schlich ich mich dahin und kaufte ein.
Das war wie ein Krimi. Wenn ich zurück kam und keiner hatte mich gesehen, war das wie ein Erfolgserlebnis.
Mittlerweile war ich auch krank geschrieben.
Über einen Tip von einem Freund, mit dem ich noch Kontakt hatte, kam ich an eine Psychologin, die einen zwar nicht behandelt, aber regelmäßig zwei Wochen
krank schreibt.
Das ging dann einige Wochen so, von denen ich auch einige Tage bei meinem Freund verbrachte, weil er auch in der Nähe dieser Psychologin wohnt.
Er war zuhause, er hat eine Spielekonsole, er hat Zeit.
Der perfekte Zufluchtsort.
Wir lebten in einer anderen Welt.
In einer virtuellen Scheinwelt, begünstigt durch jede Menge B. und Zig..
Ich war dort eine Woche am Stück... ohne Körperhygiene, dann musste ich nach Hause fahren.
Mir ging es jetzt richtig schlecht. Mein Herz raste.
Im Rausch mixte ich mir einen C....... aus Tabletten und wollte gehen.
Wie lange ich weg war, weiß ich nicht.
Als ich wach wurde, lag ich in meiner Sch.....
Was also tun? Helfen lassen klingt ganz gut.
Dann ging es schnell.
Psychologin angerufen, dann Enweisung in die Geschlossene, dann Abteilung für Depressive, dann 4 Wochen Kur (sehr schöne Zeit), dann 3 Monate Tagesklinik.
Wieder zuhause, wieder allein.
Seit meinen Therapien und den vielen Gesprächen und Kontakten zu meinen gestörten Mitpatienten, wollte ich eigentlich leben und alles ordnen, ich meine mein Leben,
aber das ist nicht so einfach.
Ich lebte also mein Leben, hatte ein oder zwei Jobs, aber nichts was mich zufrieden oder glücklich machen würde.
Dann kam der Hilfeschrei meiner Tochter.
Es funktionierte nicht mehr mit meiner Ex und ihrem neuen Partner.
Meine Tochter brach aus, kam nicht nach Hause, baute ziemlich viel schei. und wollte zu mir.
Sie war 14 J.
Wenn es irgendeinen Menschen gibt, dem ich mein Leben geben würde, den ich über Alles liebe, dann ist es meine Tochter!
Sie kam zu mir und wir sprachen über die ganze Situation; warum, wieso, weshalb.....
Ich war gewillt, sie bei mir aufzunehmen. Es war Ihr egal, ob mich schäme.
Papa ich brauche dich! Alles klar?
Alles klar! Ich brauche dich auch!
Ich suchte eine Wohnung in der Nähe Ihrer Schule.
Nachdem wir dort zwei Wochen wohnten schmissen die Lehrer sie raus.
Kein Wunder, denn mein Kind war ja nie anwesend.
Selbst wenn ich sie zur Schule brachte, war sie nach der ersten Pause wieder verschwunden.
Ich hatte gerade einen Job im 2 Schicht System. Die Frühschicht begann um 6 Uhr. Da sollte man sich auf sein Kind verlassen können. Keine Chance.
Um es kurz zu machen: Meine Tochter wurde noch von zwei Realschulen und einer Hauptschule aufgenommen.
Ständig Termine bei der Schulbehörde, den Schulen selbst und natürlich beim Jugendamt und das innerhalb einen Jahres.
Ich war fertig, kaputt. Keine Motivation mehr.
Ich habe es nicht geschafft. Die Loser-Gedanken waren wieder da.
Mittlerweile ist meine Tochter in einem geschlossenen Mädchenheim, wo sie sich erstaunlich gut macht.
Alle sind sehr zufrieden mit ihr.
Eigentlich müsste es mir jetzt gut gehen.
Meine Tochter ist in guten Händen und ich habe jetzt Zeit für mich.
Aber es geht mir nicht gut.
Ich habe meine wenigen Freunde total vernachlässigt, was auch einen Grund hat.
Als das mit meiner Tochter begann, hat man sich noch getroffen und darüber geredet.
Es konnte mir nur keiner helfen. Keiner hatte einen Plan. Was macht man mit einem durchgeknallten Teenager.
Auf solche Sprüche wie Mir wäre das nicht passiert konnte ich verzichten.
Also traf man sich immer weniger, bis es ganz aufhörte.
Auf das Thema Frauen möchte ich jetzt gar nicht eingehen.
Ich bin also allein, momentan ohne Job und ohne Geld.
Das ist kein Selbstmitleid, das ist Tatsache.
Ich habe keine Lust mehr, auf Therapien aber ich fühle mich meistens so kraftlos.
Es gibt Tage, an denen ich gut drauf bin.
Dann kann ich auch einige Dinge erledigen.
Die Tage, an denen ich nichts auf die Reihe kriege, werden aber immer mehr.
Ich weiß, dass ich darunter leide, keinen Partner zu haben.
Ihr wisst schon; Niemand wartet usw.
Ich fühle mich von den meisten Menschen missverstanden.
Ich weiß, dass ich mich irgendwie selbst in diese Situation gebracht habe.
Ich weiß dass ich kein Autor bin und hoffe, Ihr könnt mit meiner Geschichte etwas anfangen.
Ich bin kein Einzelkämpfer.
Vielleicht treffe ich ja hier, in diesem Forum, auf verständnisvolle Leute.
So weit mal
Ich grüße Euch
07.11.2008 16:48 • • 13.11.2008 #1