Wir sind ja nicht in einem Quiz, wo richtig oder falsch Sinn macht.
Zitat:Aber was ist daran falsch, Verborgenes zu offenbaren?
Grundsätzlich ist daran nichts 'falsch'. Dennoch haben Menschen Schwierigkeiten, ihr Inneres nach außen zu tragen, bzw. ist das auch einen Frage, wieviel davon man nach Außen dosiert abgeben kann.
Es gibt nicht wenige Künstler sämtlicher Kunstrichtungen, die sich irgendwann in ihrem Leben auf verschiedene Arten ausgeliefert vorkommen. Nehmen wir das Beispiel Schauspielerei. Um andere Personen überzeugend darzustellen, muß man seine persönlichen Grenzen überwinden, gerade auch das, was uns von anderen Menschen unterscheidet. Viele Schauspielstudenten scheitern daran, daß sie zunächst Individualität abgeben müssen, um sie sich durch erfolgreiche Darstellung neu zu verdienen. Und wie oft werden sie in der Öffentlichkeit zerfleischt, von Medien verfolgt und stehen im Interesse vieler Menschen.
So ist es auch bei anderen Kunstrichtungen, denn schon wie jemand ein Thema darstellt, sagt viel über ihn selber aus. Kunst wird der Öffentlichkeit präsentiert. Sie soll auf Menschen wirken und es hängt sehr viel davon ab, wie ein Künstler sich selbst dabei fühlt. Davon abgesehen ist es ein Geschäft, daß ihnen den Lebensunterhalt sichern muß.
Wenn ich heute sage, ich male ein Bild mit einem Motiv, daß ich schon immer malen wollte, dann kommt es sehr auf meine Tagesform an, ob das Bild überhaupt gelingt, wie ich es haben will. Es gibt Tage, an denen brauche ich damit gar nicht anfangen, weil ich mit mir selbst gar nicht im Reinen bin. Statt wohliger ausgeglichener Pinselstriche, entsteht dann etwas, was wie die Aufzeichnung eines EEG aussieht. Man verkrampft und man kann Menschen damit nicht so ansprechen, wie man es eigentlich beabsichtigt. Oder man würde damit das falsche Publikum ansprechen und die sich sonst angesprochen fühlten, sind irritiert und finden das gar nicht gut, wenden sich schlimmsten Falls ab. Erfolg sieht dann anders aus.
Ich will damit sagen, daß Kunstschaffende nicht nur das Produkt präsentieren, sondern immer sich selbst und ihr Auseinandersetzungsvermögen mit Thematiken, die viele Menschen erreichen sollen. Dadurch möchten sie sich positiv besetzen und bekommen selten sofortige Rückmeldung darüber, ob es ihnen gelungen ist. Nicht jeder Mensch kommt damit auf Dauer klar. Sie sind durch ihre Kunst für die Öffentlichkeit definierbar - ganz anders, als wenn man keine Kunst präsentiert und sich hinter einer Alltagsmaske versteckt. Ich denke, daß Rückzug dabei auch wichtig ist, denn es hat etwas von bei sich bleiben und Kraft schöpfen.
Es ist aber auch nicht einfach, auf deinen Zweizeiler mit einem Aufsatz über Kunst zu reagieren. Was speziell ist denn jetzt dein Problem?