kurz zu meiner Person: 26 Jahre alt, Soziologie-Student, lebe in einer WG und das ganze andere.
Worum es geht?
Seit einiger Zeit habe ich keine Lust mehr auf Menschen und/oder deren Gesellschaft. Bestes Beispiel: Einer meiner Mitbewohner ist seit heute scheinfrei (muss keine Prüfungen mehr an der Uni ablegen) und nun sitzen in der Küche mehrere Freunde und betrinken sich und unterhalten sich über irgendwelchen Schwachsinn. Normalerweise würde ich dabei sitzen, mitlachen uns so weiter. Aber ich habe einfach keine Lust. Wenn ich drüben bin, will ich am liebsten direkt wieder den Raum verlassen und meine Ruhe haben und allein sein. Soziale Kontakte nerven mich, langweilen mich, ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich sitze lieber in meinem Zimmer oder unternehme alleine Dinge. Spazieren gehen, lesen, am Computer sitzen.. Das ist momentan meine selbst gewählte Isolation.
Ich war nie jemand, der wirklich gut mit Menschen kann. Mein Freundeskreis ist eigentlich nicht der Rede wert, einige gute Freunde und viele Bekannte, die man ab und an mal sieht, kurz fragt Na, alles gut? und die danach wieder verschwinden. Ich war eher der einsame Wolf (Zitat von einem alten Lehrer).
Und selbst die guten Freunde werden weniger oder ich melde mich einfach nicht mehr, weil ich denn Sinn in der Aufrechterhaltung der Kontakte nicht sehe. Oder man sitzt zusammen und ich weiß nicht worüber man reden soll..
Natürlich (haha) bin ich auch bei Facebook, allerdings weniger um soziale Kontakte aufzubauen oder zu pflegen, sondern eher weil sämtliche, mein Studium betreffende Dinge, dort gepostet werden.
Wenn ich unter Menschen bin, gehe ich in Gedanken immer die Dinge durch, welche ich ihnen gerne an den Kopf werfen würde. Nett sind die Dinge nicht. Ein Beispiel: Einer meiner Mitbewohner wurde letztes Jahr von seiner Freundin verlassen und ist daraufhin in die WG eingezogen. Manchmal, wenn wir uns bei einer Flasche B. über dieses Thema unterhalten haben, wollte ich immer sagen JA KLAR! Wenn dir alles in deiner Beziehung egal ist, du nichts unternimmst um deine Freundin zu halten und bei dir alles links rein und rechts raus geht musst du dich NICHT wundern, dass die Beziehung nicht läuft! Trotzdem lächle ich nur doof, nicke und sage Sachen wie Ja, sie ist dumm, die hat dich nicht verdient. Manchmal fühle ich mich bei solchen Gedanken schlecht, manchmal überwiegt allerdings auch die... ich weiß gar nicht wie ich das nennen soll. Gleichgültigkeit? Das triffts einigermaßen. Die Leute sind mir größtenteils gleichgültig.
Früher bin ich auf noch öfter weggegangen. Bei mir in der Nähe gibt es zwei überregional bekanntere Diskotheken (Pulp und Turock, falls das jemand kennt). Mittlerweile vermeide ich solche Feten. Allein der Gedanke über das Vortrinken oder das spätere Betrinken in der Kneipe verursacht bei mir Unwohlsein. Zu oft stehe ich nachher, umringt von meinen besoffenen Freunden, und denke mir Warum bin ich hier?! Spätestens wenn die ersten Vorschläge für die Frauenjagd oder der Spruch Jetzt trinken wir Schnap.! kommen, bin ich weg. Meistens ohne etwas zu sagen.
Manche mögen sich jetzt fragen: Warum wohnt der in einer WG?!
Es war nicht immer so das ich Gesellschaft so ablehne. Als die Idee, die jetzige WG zu gründen, aufkam, sah es anders aus. Ich habe mich drauf gefreut mit Freunden zusammenzuwohnen. Mit der Zeit wurde das immer weniger. Momentan denke ich mir Wenn ich das Geld haben würde, würde ich sofort ausziehen! Leider (oder zum Glück?) habe ich das Geld nicht. Mir wurde auch schon gesagt, ich würde in einer eigenen Wohnung vereinsamen und die erzwungene Gesellschaft würde mir gut tun.
Es kommt noch dazu, dass es mir momentan sowieso eher schlecht geht. Zu viel ist momentan im Argen, zu viele Baustellen türmen sich auf. Bei meiner Mutter wurde letztes Jahr ein daumengroßes Aneurysma im Gehirn festgestellt, dazu kam Anfang des Jahres noch die Diagnose Lungenkrebs. Zwar noch behandelbar, allerdings wollte meine Mutter erst nach einem handfesten Streit über die Option nachdenken sich behandeln zu lassen. Dazu kommen Probleme im Studium, privat (das Ich-bin-Single-unter-Pärchen-Problem).
Bei mir wurden bereits vor knapp 10 Jahren Depressionen diagnostiziert, inklusive selbstverletzendem Verhalten, stationärer Aufenthalt, Medikamente etcetcetc.. Ich habe einfach die Befürchtung dass da wieder etwas hervorbricht, was die letzten Jahre einigermaßen unter Kontrolle gehalten werden konnte. Einen Therapeuten zu finden ist im Ruhrgebiet leider nicht eine der leichtesten Aufgaben..
Mir fällt momentan noch so viel ein was ich schreiben könnte, ich weiß allerdings momentan nicht wirklich, wie man das alles in Worte fassen soll. Tut trotzdem gut sich das ganze mal von der Seele geschrieben zu haben...
06.03.2013 21:33 • • 11.06.2021 x 1 #1