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es ist ja nicht so das ich die Einsamkeit nicht auch geniessen kann. Ich mag einsame Läufe in der Natur und liebe es Strecke zu machen. Doch bin ich weniger ambitionierter Sportler, der ich auch bin, als ambitionierter Mensch -der aber wohl in der Vergangenheit zurück geblieben ist.

Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder. Ich habe keine Freunde mehr, ich hatte mal sehr viele, auch echte. Ich habe eine Partnerin und trotzdem fühle ich mich schwer und einsam. Dieses Gefühl ist wie eine schwarze Krake, die sich mit ihren Tentakeln immer mehr von meiner Person schnappt. Ich spüre wie ich langsam selbst zur Einsamkeit werde. In mir ruhe.

Ich fühle mich wohl und doch schmerzt es mich. Ich weiss nicht in welche Richtung ich nun mein Leben lenken soll. Freunde schienen auch nur dafür gut, mich zu hintergehen. Mein Vertrauen wurde oft missbraucht, ich habe leider Erfahrungen machen müssen, mit sektenähnlichen Strukturen.

Und ich kann generell nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob jemand überhaupt mein Vertrauen verdient hat. Ob er überhaupt unabhängig ist. Und ob ich den Schutz der Einsamkeit überhaupt verlassen will, denn ich würde mich wohmöglich in Gesellschaft von Menschen befinden, die meine Erfahrungen nicht verstehen und mein Verhalten erst recht nicht. Und wenn doch, dann würde ich es auch wieder in Frage stellen. Irgendetwas ist in mir kaputt gegangen. Ist Einsamkeit wirklich so schlimm, oder geht es nicht noch deutlich schlimmer?

15.08.2011 23:00 • 19.08.2011 #1


1 Antwort ↓

Zitat von setfields:
Und ich kann generell nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob jemand überhaupt mein Vertrauen verdient hat. Ob er überhaupt unabhängig ist.

Hey, gute Gedanken! Wer von uns ist unabhängig? Und was bedeutet Vertrauen in jemanden, dieser Begriff, mit dem alle so gerne spielen und argumentieren? Ist das nicht eher der eine sich unendlich wiederholender Fehler von uns die Diskrepanz zwischen unserer Erwartungshaltung und der Realitätswahrnehmung als etwas von der Norm abweichendes zu sehen? Wer hat diese Norm erstellt? Wir selbst. In der Hoffnung es Gut zu haben. Aber jedes Gut wird mit Schlecht ausgewogen, das nennt sich Polarität und so lange man Gut als Ziel betrachtet, wird man an Schlecht leiden müssen. Im Grunde ist die Diskrepanz ein Problem, das seine eigene Lösung impliziert, was wir aber übersehen.

Zitat von setfields:
Und ob ich den Schutz der Einsamkeit überhaupt verlassen will, denn ich würde mich wohmöglich in Gesellschaft von Menschen befinden, die meine Erfahrungen nicht verstehen und mein Verhalten erst recht nicht. Und wenn doch, dann würde ich es auch wieder in Frage stellen.

Ja es ist so, es wird nie anders sein, die Frage ist nur wer das verdrängt und wer lernt dem keine Wichtigkeit zuzumessen.

Zitat von setfields:
Irgendetwas ist in mir kaputt gegangen. Ist Einsamkeit wirklich so schlimm, oder geht es nicht noch deutlich schlimmer?

Ich sehe nichts, was kaputt wäre, ich glaube du bist auf dem besten Weg in die Unabhängigkeit. Auch in deiner Beziehung siehst du keine Rettung vor der Einsamkeit und klammerst dich nicht an vermeintliche Sicherheiten.
Erfahrungen und Gefühle sind zwei unterschiedliche Dinge. Gefühle anhand der Erfahrungen (auch Erfahrung der Einsamkeit) entstehen nur wenn wir darum bemüht sind das Erlebte zu werten, zu kategorisieren. Und da kommt wieder die eigene Norm ins Spiel und sorgt für Turbulenzen hinsichtlich der Wirklichkeitsanpassung. All das ist überflüssig. Eine Erfahrung ist weder gut noch schlecht. Und der Zustand, den man durch Erfahrungen ohne Gefühlsverstrickungen erreicht, ist etwas echtes, und eventuell auch eine Grundlage dafür irgendwann echte Weggefährten zu finden. Garantien gibt es jedoch keine. Niemand von uns hat einen unbeschränkten Aktionsradius, und das ist das, was Leute damit meinen wenn sie sagen: das ist mein Schicksal, oder das ist eben eine Kette von Ursachen und deren Folgen, die wir nur zum Teil überblicken können.

Wenn du also merkst, dass du Unabhängigkeitserfahrungen machst, dass dir Einsamkeit, die im Grunde auch Unabhängigkeit bedeutet gut tut, kannst du das als Entwicklungsprozess sehen. Dabei gibt es keine negative Tendenzen so lange wir sie nicht in unserem Denken selbst erfinden.

Kompliziert? Ja und Nein.

Gruß
Manava





Dr. Reinhard Pichler
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