Hallo Slowi,
Ich schreibe Dir hier von meinen Erfahrungen mit Versuchen Kontakte zu knüpfen oder besser Freundschaften aufzubauen.
Trotz meiner Freunde, von denen ich im Schnitt ca. 3 pro Woche treffe und Mitbewohnern in meiner Wohnung fühle ich diese Einsamkeit und Unsicherheit, Andersartigkeit. Egal wie sich die Umstände meines Lebens mit der Zeit verändert, ja verbessert haben, die Einsamkeit bleibt. Das Gefühl war schon da als ich 8 Jahre alt war.
Ich spüre fast täglich Gefühle von Einsamkeit und ich weiß ganz diffus, dass die Ursache in mir, meinen Gedanken und durch Erfahrungen, die ich machen musste (Mobbing wiederkehrend bis Ende der Schulzeit, kein Rückhalt in der Familie, phobisches Elternhaus) begründet sind. Und dabei habe ich gute Freunde und ich hatte auch für ein paar Jahre eine Beziehung in der ich richtig geliebt wurde und eine weitere Beziehung in der ich gemocht wurde, die freundschaftlich beendet wurde.
Aber ich zähle immer noch meine Freunde, habe Angst sie zu verlieren oder bin enttäuscht und grüble lange, wenn sie mich nicht anrufen.
Mit der Zeit habe ich langsam und aus der Not, aber auch der Lust auf Veränderung heraus, gelernt neue Leute über Kontaktbörsen zu treffen. Vorher habe ich mich getraut allein wegzugehen. Doch wirklich schön war es eher selten. Ich habe immer genau geguckt, wer allein da ist. Frauen waren fast nie alleine irgendwo, außer vielleicht im Kino.
Die ersten Treffen über Kontaktanzeigen waren eher unangenehm, befremdlich und ich habe mich auch oft gefragt wie offen ich eigentlich sein muss/sollte um neue Freundschaften zu schließen. Und ich habe mich hinterher selbst bemitleidet und mich mit Freunden verglichen, die es niemals nötig haben würden über eine Kontaktbörse andere Menschen kennenzulernen. Dadurch habe ich mich wieder als anders und nicht normal wahrgenommen.
Über die Jahre habe ich es in mehreren Anläufen dann immer wieder versucht und ich kann sagen, dass ich bestimmt sechs neue Personen in mein Leben geholt habe, von denen ich zwei seit über einem Jahr als gute Freundinnen bezeichnen kann und sehr sicher bin, dass sie in den nächsten Jahren auch noch meine Freudinnen sind.
Am leichtesten ist es mir gefallen, die Leute bei einem Lesekreis kennenzulernen. Dort musste ich mich nicht auf mich konzentrieren und darauf wie die anderen mich wohl finden, sondern auf Bücher für die ich mich sowieso interessiere. Dadurch, dass die Treffen monatlich stattfanden, hatten wir auch Zeit uns langsam kennenzulernen.
Durch das immer wieder Wagen bin ich wohl desensibilisiert worden. Vor einem Jahr habe ich mich überwunden und auch mal einfach Männer zu treffen. Es war viel leichter als ich dachte. Die Treffen waren offiziell keine Dates, sondern hatten einen freundschaftlichen Hintergrund. Seitdem kann ich viel besser mit Männer umgehen und sogar flirten, ihnen in die Augen schauen ohne mich ausgeliefert und ertappt(?) zu fühlen. Das freut mich wirklich, dass ich das gelernt habe, auch wenn unangenehme Treffen dabei waren. Doch auch damit kann ich besser umgehen als vorher. Ich hatte mir im vorletzten Jahr die Aufgabe erteilt mindestens vier Männer zu treffen. Ende des Jahres hatte ich tatsächlich wieder eine Beziehung, die zwar nicht von Dauer war, aber eine großartige Erfahrung und Bestätigung für mich.
Mir fehlen trotzdem immer noch die Gelegenheiten und ich bemühe mich sie weiter zu schaffen. Das fällt mir phasenweise leichter und dann wieder schwerer.
Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal seit meiner Kindheit zu einer Geburtstagsparty eingeladen.
So jetzt habe ich viel über mich geschrieben. Ich kann diese Kontaktseiten bei denen es nicht um Flirts geht wirklich empfehlen.
Slowi, wäre eine Kino-Gruppe nichts für Dich? Oder bist Du kein Tim Burton Fan, sondern magst einfach Dein Avatarbild aus Nightmare before X-Mas? Es gibt doch auch in Hamburg die groops.de -Seite. Da gibt es bestimmt die Möglichkeit regelmäßig mit anderen ins Kino zu gehen und danach noch was trinken zu gehen. Du könntest es einfach ein paar Mal probieren und einfach nur von Dir erwarten, dass Du da hingehst und wenn es gut läuft, Dir die Leute sympathisch sind, Du im Anschluss noch etwas mit Ihnen trinken gehen? Alternativ gib es die Pinwand bei new-in-town .
Und Du bist neu in der Stadt. Ich weiß, dass es auch für kontaktfreudige, extrovertierte Menschen mit großem Freundeskreis nicht so leicht war, den Freundeskreis in der neuen Stadt (Großstadt) aufzubauen. Das dauerte auch bei denen ein paar Jahre.
Ich weiß nicht, ob Dir mein Beispiel etwas hilft, aber vielleicht inspiriert es Dich dazu herauszufinden, was für Dich der richtige Aktionsplan ist?
Mir tat es auf jeden Fall ganz gut, hier über meine Probleme und Erfahrungen zu schreiben. Wie gesagt die Einsamkeit ist nicht weg, auch wenn ich meine sozialen Fähigkeiten verbessert habe.
Um meine Einsamkeit noch besser zu verstehen und zu bewältigen, möchte ich bald eine Therapie machen. Vielleicht ist das auch für Dich eine Option?
Alles Gute und viele Grüße,
V.
PS: Ich habe zwei Brüder, die beide bis 35 keine Freundin hatten. Beide sind mittlerweile verheiratet. Der eine hat irgendwann exzessiv Blinddates gehabt, der andere hat seine einzige Freundin im Sportverein kennengelernt.