Hallo liebe Community,
mein Tag ist heute sehr Angstbesetzt. Doch bevor ich schreibe, warum, möchte ich gerne die letzten Wochen teilen.
Die letzten Wochen in der psychosomatischen Klinik waren sehr stressig und anstrengend für mich. Wo ich nur konnte, habe ich mich zurückgezogen. Ich bin zwar täglich rausgegangen und war auf dem Gelände der Klinik spazieren, so gut es ging. Doch regelmäßig bekam ich Schwächezustände und Panikattacken. Jedes noch so kurze Gespräch mit einer Mitpatientin (es waren nahezu ausschließlich junge Frauen dort) oder mit Ärzten und Pflegekräften war für mich extrem anstrengend. Das Herz hat gestolpert und ausgesetzt, mir war schlecht, ich war unruhig und angespannt, fühlte mich schwach und zittrig. Die Beine waren wie Wackelpudding. Ich hatte nach jedem Gespräch große Angst. Dennoch habe ich alles mitgemacht an Therapie. Ab und zu musste ich vorzeitig gehen, weil ich die Symptome nicht mehr aus hielt.
Anfang dieser Woche dann sagte meine Therapeutin, ich soll gehen, weil es keinen Sinn mehr mit mir macht und ich zu wenig mitmache. Außerdem hätte ich zu wenig Motivation, an mir zu arbeiten. Das gleiche sagte die Ärztin dann noch zu mir und ich saß 3 Stunden später mit 8 Taschen im Taxi. Zur Erinnerung. Ich konnte zum großen Teil kaum stehen oder gehen. Ich wusste nicht, wie ich mein Gepäck reinkriegen soll, als ich damit vor meiner Haustür stand. Ins 3te Stock hätte ich es niemals bekommen. Selbst wenn jch dran geglaubt hätte. Also packte ich alles in den Keller, mit vielen Pausen dazwischen.
Ich saß um 21uhr immernoch im Keller und las in meinem Tagebuch. Der Zustand, den ich dort las, brachte mich zum weinen. Ich packte mir eine leichte Tasche mit den wichtigsten Dingen und ging hoch zur Wohnung. Im ersten Stock brach ich vor Erschöpfung zusammen. Ich musste den notdienst rufen, weil ich nicht weiter wusste. Man nahm mich mit in die Notaufnahme. Auf dem Weg dorthin weinte ich, weil ich davon ausging, jetzt in die Psychiatrie zu kommen. Der Psychiater in der Notaufnahme allerdings nahm mich nicht auf, weil ich zu fit wäre. Ohne Untersuchung wurde ich vor die Tür gesetzt und musste zusehen, wie ich nach Hause komme.
Ich schnappte mir einen E-roller und ging sehr verängstigt aber mutig die Treppe hoch. Diesmal ohne Gepäck. Ich bestellte mir eine Pizza und ging schlafen. Am nächsten Tag dann brachte mein Vater mich zum Hausarzt. Ich sei gesund und solle es in einer anderen Klinik probieren. Er gab mir eine neue Einweisung mit.
Ich bin nun 4 Tage zu Hause und heute ist mein Zustand sehr beängstigend. Ich möchte hier meine Theorie mit euch teilen und hoffe dazu auf Feedback.
Hier die Theorie :
Seit 2016 bin ich in meinem Bürojob. Bis 2018 habe ich sertralin genommen und fühlte mich recht energiereich. Ich war motiviert, meine Aufgabe im Job richtig zu machen habe immer mein bestes gegeben und war super engagiert. 2018 dann hab ich das Medikament abgesetzt.
Ich war nun fest angestellt und habe weiter alles gegeben, mich sehr viel engagiert, einen Azubi durch die Ausbildung begleitet, war immer sehr hilfsbereit, habe immer alles richtig machen wollen und immer auf ein gut gemacht gehofft und hingearbeitet.
Trotzdem bekam ich oft Kritik, was mich immer etwas bedrückt hat.
2020 dann kam corona. Es kamen viele Krankheitsängste hinzu und das Büro wurde sehr leer. Ich hatte zwar noch viel Arbeit, aber oft auch leerphasen. Es waren alle zu Hause, außer ich und ein paar Kollegen, die nicht zu Hause arbeiten durften. Es wuchsen Unverständnis und Wut in mir auf andere Kollegen und vorgesetzte.
2021 dann zog ich in eine eigene Wohnung und war in der Freizeit nun alleine. Ich hab keine Freunde und habe die Freizeit allein verbracht. Die Panikattacken kamen zurück und waren sehr heftig. Bis 2022 hab ich das durchgezogen. Corona Impfungen setzten mich zusätzlich unter Druck, weil ich nagst vor ihnen hatte. Nach jeder Impfung war mein Zustand schlechter. Ich fühlte mich so unsicher in meinem Körper. Auf der Arbeit gab es immer mehr Arbeit für mich und ich wollte weiterhin alles gut und richtig machen wollte Lob von vorgesetzten und Kollegen. Ende 2021 hatte ich die erste heftige Panikattacke auf der Arbeit. So schlimm, dass im Ekg schon ein infarkt angezeigt wurde. Im KH hieß es dann, es ist alles ok.
Dadurch waren die Ängste noch größer. Ich dachte seitdem, wenn ich eine Panikattacke habe, kriege ich einen Herzinfarkt. Dadurch wurden Panikattacken noch schlimmer. Ich konnte praktisch nichts mehr unternehmen und jeder Arbeitstag war die Hölle. Aber ich sollte mir nichts anmerken lassen. Dadurch entstand noch mehr Druck. Ich musste mittlerweile jeden Tag 2 Stunden mittags nach Hause, um einen Arbeitstag zu überstehen.
Alleine ging es mir dort am besten auf der Arbeit. Wenn ich mit Kollegen zusammen war, hatte ich Angst und Druck, weil ich meine Angsterkrankung ja verstecken musste. Der arbeitsstress wurde auch immer mehr und der Druck alles richtig machen zu wollen.
Obwohl ich kaum noch stehen konnte auf der Arbeit, wollte ich noch Arbeit über einen USB Stick mit nach Hause nehmen, um sie zu Hause fertig zu machen. In der Freizeit. Das zeigt in meinen Augen, wie kaputt mich der Job machte. Dieser Perfektionsdruck, dieser Wunsch nach Lob und Anerkennung, dieser Karrierewunsch und Erfolgswunsch, der Druck, meine Erkrankung zu verstecken auf der Arbeit, die Einsamkeit zu Hause...
Das war glaube ich alles zuviel und ich hab das 4 Jahre gemacht. 4-6 Jahre. Ich kam dann in eine Klinik und hab über 10 Wochen geschafft meinen Körper aufzubauen. Ich hatte viel Ruhe und trotzdem Menschen um mich in der Klinik. Ich hatte also keine reale Einsamkeit und war nicht mehr im Job. Dadurch habe jch es vermutlich geschafft, wieder zu Kräften zu kommen. Ich war dann so blauäugig, direkt in den Job zurück zu gehen und mit einer 45h Woche zu starten. Ich hab das 6 monate durchgezogen und dann kam ein neuer Azubi. Ratet mal, wer den betreuen musste. Ich. Noch am ersten Tag brach ich vor Druck zusammen. Ich saß mit kaltem Schweiß auf dem Klo, konnte kaum noch stehen, war tierisch Unterzuckert. 2 Monate lang war ich auf engstem Raum mit sehr viel Arbeit und anderen Kollegen. Ich musste das wieder verstecken und meine Arbeit meistern. Zeitgleich sollte ich noch auf irgendwelche Kongresse und Veranstaltungen fahren und Leute anwerben. Ich muss dazu sagen, ich habe auch Sozialphobie. Also zusätzlicher Druck.
Es dauerte nicht mehr lange und die Ängste hatten mich wieder im Griff. Ich konnte nicht mehr. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ich ging in die Klinik, in der ich jetzt 2 Monate war und war da wieder auf engstem Raum mit vielen Menschen. Mit Frauen. Mit jungen Frauen. Noch etwas, was in meinem Leben sehr enormer Stress war und ist. Ich sehne mich seit 15 Jahren nach einer Beziehung und nach Weiblichkeit in meinem Leben. Nach Nähe und Zärtlichkeit. Aber ich habe es nie hinbekommen. Und nun werde ich damit auf engstem Raum konfrontiert. Und das nach einem offensichtlichen jobbedingten Zusammenbruch. Ich hatte praktisch keine Chance mich da zu erholen. Jede Situation war Stress pur, jede Therapiestunde war stress pur. Auf dem Zimmer war ich auch nicht alleine. Wie hätte ich in so einem Umfeld meinen Zusammenbruch auskurieren sollen?
Also nun zur Theorie, damit es nicht ganz so lange wird. Vielleicht hatte ich in den letzten 2 Jahren einen Burnout oder einen sozialen Burnout (weil zurzeit merke ich, dass soziale Situationen kaum auszuhalten sind und Stress our für mich sind). Vielleicht war es auch ein Mix aus normalem Burnout und sozialem Burnout. Dann noch die Krankheitsängste durch Corona und den Impfungen, dann noch die Einsamkeit, weil ich plötzlich allein lebte, dann noch dieser Wunsch nach Nähe und Beziehung. Und dann als
i-Tüpfelchen der Klinikaufenthalt mit 60 jungen teilweise wunderschönen Frauen, die sich zum Teil vor meinen Augen oft umarmten, manchmal die eine Frau der anderen in den Haaren kraulte oder auf dem schoß saß oder eine kleine Schulter Mass. einer anderen Frau gab. Also es gab viel Berührung und körperkontakt. All das, was ich mir in meinem Leben auch wünsche. Dann noch die Sozialphobie dazu. Und mein total kaputter Zustand durch den Zusammenbruch und die schweren letzten Jahre.
Ich liege gerade vor Schwäche und Erschöpfung im Flur seit 2 Stunden. Ab und zu kriege ich Angst, weil ich denke, es ist nicht gesund, dass jch nicht mehr stehen kann. Aber vielleicht erhole ich mich gerade alleine zuhause von diesem ganzen Mist. Wie denkt ihr darüber? Vielleicht habe ich einen heftigen Burnout gehabt und erhole mich jetzt ganz langsam davon? Weil ich merke auch dass ich immer länger am Tag hier zu Hause kaum angespannt bin und diese vielen Stresssymptome garnicht mehr so oft habe. Dafür aber halt diese heftige Erschöpfung und Schwäche. Denkt ihr, das war und ist eine Art von Burnout?
22.12.2023 15:33 •
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