Gast1307
Ich dachte mir, heute öffne ich mal ein Herzensthema. Ich erlebe tagtäglich so viel Ignoranz und Egoismus und ich komme einfach nicht davon los, mir Gedanken darüber zu machen, welche Beweggründe Menschen haben, so zu handeln. Ich möchte mal ganz ganz kurz und knapp 3 Situationen anreißen und ich würde mich freuen, falls hier Menschen sind, die mir erklären können, wie man dazu kommt, sich so zu verhalten. Denn mir ist es ein Rätsel. Frage mich dann immer, konnten diese Menschen Empathie nie erlernen?
1) Bekannte und ich beim Schwatzen:
SIE Dieser Kerl, den ich kennen gelernt habe, hat mich gefragt, warum ich nicht zurück schreibe...
ICH Und was hast du darauf geantwortet?
SIE Nichts. Werde mich auch nicht melden.
ICH Wieso denn nicht? Du kannst doch sagen, dass du leider nicht mehr interessiert bist, aber so ignorierst du ihn, nicht gerade wertschätzend.
SIE Ja, das ist mir aber egal.
ICH Wieso kannst du nicht einfach ordentlich mit ihm umgehen? Du kennst ihn zwar nicht, aber er ist doch auch nur ein Mensch und hat Gefühle. Wie fühlst du dich, wenn man sowas mit dir macht?
SIE Ach, Linda. Dein Ernst? (lacht mich aus)
Mir ist das egal, der wird schon merken, was Sache ist. So macht man das nun mal. Wenn man sich nicht meldet, weiß der andere Bescheid.
(Entsetzen bei mir, Sprachlosigkeit)
Ich glaube ja ganz fest daran, dass es genau diese kleinen Taten sind, die uns als Menschen ausmachen. Für mich macht Empathie bei fremden Menschen keine Grenze. Ich fühle mich manchmal, als sei ich psychisch gestört, weil mir solche Situationen ganz oft im Alltag begegnen und ich dann zu anderen sage: Das kann man doch nicht machen, das ist doch total rücksichtslos und gemein. Aber irgendwie werde ich dann immer nur von anderen ausgelacht. Mir wird dann gesagt, ich solle nicht immer so viel an andere denken. Sozusagen einfach darauf sch**ßen, was andere fühlen. Mir ist sowas aber vollkommen weltfremd. Es fühlt sich fremd und falsch an. Als wäre da diese innere Stimme, eben das Gewissen, was sagt, was man zu tun und zu lassen hat. Mir blutet dann das Herz. Und andere Menschen grinsen und lachen und mir zieht sich der Magen bei diesem Anblick zusammen.
Man gibt mir dann das Gefühl, ich sei ein 7-jähriges Mädchen, das sich den Fingernagel einreißt und schreit, als würde man ihr das Bein amputieren.
Aber ich frage mich: Kann man denn nicht einfach gut zu anderen Menschen sein? Ist das so schwer, andere gut zu behandeln?
Ich frage mich: Denke ich da einfach nur einfach oder denken die anderen, dass sie diejenigen sind, die einfach denken und ich zu kompliziert?
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Ich denke einfach und gut.
Aber meine Alltagserfahrungen verunsichern mich so sehr, eben weil ich so ein Verhalten so oft bei anderen erlebe. Es scheint manchmal, als sei das die Norm. Das ist so gruselig. Und ja, über den Normalitätsbegriff weiß ich Bescheid.
2) Bekannte macht Foto von (meiner Meinung nach) irgendeiner Situation
Wieso machst du denn jetzt ein Foto?
Na damit die anderen schön neidisch werden.
Da bin ich dann erstmal platt. In solchen Momenten habe ich das Gefühl, ich habe keine Ahnung, was für ein Mensch da vor mir steht. Für mich absolut nicht nachvollziehbar.
3) Bekannter will sich mit mir treffen und wir machen uns was aus, doch dann reagiert er plötzlich nicht mehr. Ich bin fertig angezogen und zurecht gemacht und fast schon aus der Tür raus und auf einmal: Funkstille. Meldet sich nicht mehr. Und nach Wochen geht dasselbe von vorn los. Und immer wieder gibt es irgendeine random Ausrede. Logisch, dass ich den Kontakt abgebrochen habe, aber eine gute Erklärung habe ich für so ein Verhalten nicht.
Sicherlich war ich selbst auch mal jünger und habe Mist gemacht als ich noch grün hinter den Ohren war. Aber kommt man nicht irgendwann in ein Alter, wo man spürt: aus dem Kindergarten bin ich raus? Leider begegnen mir genügend Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, die sich aufführen wie kleine Kinder. Mich verwirrt das so unglaublich, dass ich wirklich manchmal regelrecht Angst habe, neue Menschen kennen zu lernen, weil ich befürchte, dass irgendwann der Moment kommt, wo sie sich wieder als kleine Kinder entpuppen.
Geht es euch ebenso? Seht ihr sowas auch in der Weltgeschichte? Ich muss sagen, ich bin es leid. Sehr sehr leid. Ich möchte Abstand von solchen Menschen und dennoch scheint es mir, als seien sie überall. Als könne ich gar nichts anderes bekommen.
Ja, es scheint mir, als sei die Welt voll von Riesenbabys. Kleine Kinderseelen in sehr erwachsenen Körpern.
Verzweifelt suche ich Zuverlässigkeit, Empathie, Wohlwollen, Herzlichkeit. Aber zu selten begegnet mir das in der Welt.
In meiner Fantasie nehme ich dann Regebogenfarben und male die Welt so lange an, bis die Menschen gar keine andere Wahl mehr haben als mit Freude, Geduld und Rücksicht aufeinander zuzugehen.... Naja.
Über interessante Gedanken und euren Erfahrungsbericht freue ich mich sehr. Vielen Dank und einen schönen Abend noch.
Linda
07.05.2018 20:19 • • 10.05.2018 x 2 #1