jetzt muss auch ich mal meine Geschichte loswerden, weil ich einfach nicht mehr weiterweiß.
Vor 6 Monaten hat sich meine LG von mir getrennt. Die Beziehung dauerte 18 Jahre und war m.M. nach die grosse Liebe. Dementsprechend fühlte ich mich wie vom Bus überfahren, als sie meinte: Ich liebe Dich nicht mehr, bitte zieh aus. Da ich solche Situationen aus meinem bisherigen Leben recht gut kannte und wusste, wie panisch ich da reagiere, nahm ich mich vor, diesmal anders zu reagieren um diesen Leidensweg nicht mehr durchschreiten zu müssen. Der Leidensweg ist dabei gar nicht die Trennung, sondern die plötzliche Einsamkeit, die ich schon mit 23, dann mit 31 und 35 kennenlernen musste.
Dummerweise musste ich auch diesmal feststellen, und jetzt bin ich schon fast 54 (gefühlte 26): Hoppala, Du bist ja ganz allein. Alle Versuche Bekanntschaften und Freundschaften (?), zu aktivieren oder zu reaktiveren scheiterten kläglich. Ich war wirklich ganz allein. Bittere Erkenntnis aber mit der Hoffnung gepaart, das wird schon. Ich blieb noch drei Monate im Wohnzimmer der alten Wohnung, weil ich nichts fand und ich nicht in eine Ferienwohnung oder Pension wollte. Ich hatte ja noch meinen Stall (bin Reiter) und dachte, das wird schon, da sind viele Mädels und ich bin ja so ein toller Typ, schließlich hatte ich mein Leben ja immer Topfrauen und war eigentlich seit 16 mit ein paar schmerzlichen Unterbrechungen nicht allein. Da gabs bisher immer irgendwelche Leute, die da waren.
Weit gefehlt, mein Charme war wohl irgendwie verflogen, zwischenmenschlich ging und geht gar nix mehr. Dummerweise war ich auch gerade beruflich im Umbruch zur Selbstständigkeit und hatte auch hier leider keine Regelmässigkeit. Mein Leben sah also so aus: Den ganzen Tag im Bett vor der Glotze vor Angst vor der Welt da draussen, dann in den Stall gepaart mit der täglichen Hoffnung, der Alptraum wird schon aufhören und schließlich wussten ja auch ein Haufen Menschen, wie schlecht es mir ging, die werden schon kommen.
So ungefähr vegetiere ich jetzt seit fast 6 Monaten vor mich hin und merke, wie meine geistigen Fähigkeiten sich ob dieser Isolation langsam gegen null bewegen. Ich bin fast nicht mehr in der Lage meine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Essen, Waschen, gestern habe ich meine Zahnbürste irgendwo verlegt und weiss nicht mehr wohin. Ich vergesse, was ich vor fünf Minuten getan oder gehört habe. Mein Gesprächsniveau bewegt sich langsam gegen null. Nur in den seltenen Fällen gesellschaftlicher Ereignisse merke ich, wie sich nach 10 oder 15 Minuten Gespräch mein Gehirn wieder langsam einschaltet.
Natürlich bin ich von Arzt zu Therapeut und umgekehrt gerannt. Aber auf die Frage, ob ich langsam verblöde bekomme ich immer nur die Antwort: Nein, um Gottes willen, Du kannst klar und eloquent formulieren, zumindest in der Schilderung Deiner Situation.
Gleichzeitig gehen natürlich auch meine finanziellen Polster gegen Null. Trotzdem leiste ich mir einen Coach (ein alter Freund, der mich aus den wilden Jugendtagen kennt), wobei ich noch gar nicht weiss, wie ich den jemals bezahlen soll und einen Psychotherapeuten, damit überhaupt jemand mit mir nur spricht. Ausserdem leistet mir eine Bekannte, bei der ich gerade wohne, therapeutische Unterstützung, aber auch nur aus dem Vorstellung heraus mit mir mal eine Art - zumindest sexueller - Beziehung zu haben. Dabei brauche ich eigentlich nur einen Freund bzw. ein soziales Umfeld, damit ich mich irgendwie wieder dieser Welt zugehörig fühle.
Natürlich denke ich auch täglich an Suizid: Warum mache ich das überhaupt noch mit? bin aber natürlich viel zu feige dafür.
So quäle ich mich seit 6 Monaten durch die Tage und werde noch wahnsinnig, weil einfach keiner mit mir spricht. Wobei ich mir denke: es könnte alles so einfach sein, soviele Menschen wissen um meine Situation. Man könnte doch einfach sagen: Hi, heute abend gehen wir einfach mal ins Kino, komm doch auf ein B. rüber, Du wir grillen morgen, morgen ist ü40-Party, gehst mit?
Aber scheinbar bin ich für meine Umwelt so unerträglich, als trüge ich ein T-Shirt, auf dem steht: Hallo, ich habe die Pest und bin wahnsinnig ansteckend. In der Tat ist es so, daß keiner mit mir spricht und ich jammere wirklich nicht dauernd.
Und ich gehe schon auf die Menschen zu. Die meiste Angst habe ich wirklich davor ob dieser Isolation völlig zu verlöden. Was soll ich tun?
06.08.2009 12:20 • • 19.01.2013 #1