ich danke Dir für Deine aufmunternden Worte, aber glaub mir, ich denke, es ist einfach zu spät. Ich habe tatsächlich das Problem, daß ich in Gesprächen, so selten sie auch stattfinden, ganz lange brauche um zu verstehen, was mir die Menschen eigentlich sagen. Dann wird meine geistige Welt auch wieder etwas grösser und ich kann so ein wenig mitreden. Aber diese Gespräche hatte ich den vergangenen 8 Monaten einfach viel zu selten. Ich wirke wirklich, wenn ich rede, wie ein Vollverblödeter. Ich müsste die Chance haben aus meinem Leidensbewusstsein - und nur das existiert noch - heraus in vielen Gesprächen mir wieder den Zugang in die normale Welt zu schaffen. Aber das gelingt mir natürlich nicht, weil sich auch keiner meinen Käse anhören will oder auch nur im Ansatz die Geduld hätte mir im mühevollen Austausch die Welt wieder zu eröffnen. Hätte ich in besseren Zeiten ja umgekehrt auch nicht gekonnt.
Aber eigentlich liegt die Problematik ja viel tiefer, weil ich ja die dramatische Einsicht haben musste, daß das mein ganzes Leben ja schon so war. Wie gesagt hatte ich das Glück, gross, blond, gutaussehend mir mit vielen Beziehungen irgendeine Form von Leben zu bauen, in der man mich grob, als jeweiliges Anhängsel er jeweiligen Damen bezeichnen könnte. Dazwischen gab es immer diese grauenvolle Einsamkeit, allerdings standen halt gleich die nächsten Damen parat, die sich irgendwie immer blenden ließen. So war ich ernsthaft nie gezwungen eine eigene Persönlichkeit mit allen Fazetten zu entwickeln, worunter ich immer unbewusst gelitten habe und mir jetzt erst deutlich wird, was ich da eigentlich verpasst hatte.
Letztlich hat das auch ganz stark mit dem Bereich Interessen zu tun, die ich nie ernsthaft hatte und im Prinzip immer den Weg des Wassers gegangen bin, weil ich auch nie die Kraft für eine Art Ehrgeiz hatte. Wie ich es jemals geschafft habe zu studieren und lange Zeit 100 000 €-Jobs zu haben, ist mir im Nachinein schleierhaft. Ich war wohl ein guter Blender. Heute fällt mir jede Form von Konzentration so schwer, daß ich natürlich für meine Umwelt nur noch eine Belastung bin. Ich merks ja deutlich und verstehe es auch.
Mein grösstes Problem ist im Moment mein Pferd, das so sehr an mir hängt, daß es mir in der Seele wehtut, wenn ich mich jeden Tag aufs Neue von ihr verabschiede und mich dann doch wieder aufschwingen muss. Ich finde einfach keine Konstellation oder ein Netzwerk, auf das ich mich verlassen könnte und die mein Pferd so versorgt, wie sie es verdient hätte. So quäle ich mich Tag für Tag durch die Tage immer diese traurigen Augen vor meinem inneren geistigen Auge, gleichzeitig merke, wie ich immer weniger werde und ganz ehrlich nur aus diesem Käse endlich raus möchte in Form einer evtl. existierenden langen Therapie. Aber ich kann nicht.
Du hast einen netten Satz unter Deinen Beiträgen stehen: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft........Ich kenn auch einen: Wer sein Leben zu retten versucht, hat schon verloren. Ich hab mein Leben schon oft gerettet, diesmal ist es zu spät, denke ich, weiss ich, spüre ich. Aber ich kann diese Pferdeverantwortung keinem übergeben, weil ich eben niemanden habe. Ironie des Schicksals, gerade jetzt hält mich etwas, was ohne mich noch hilfloser ist als ich, in dieser Welt.
08.09.2009 14:33 • #21