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Was mich aus gegebenem Anlass [als armer Student muss ich dafür nichts ins Phrasenschwein werfen, ätsch ] wieder beschäftigt, ist die liebe Familie. Sie treibt mich nicht zur Einsamkeit, hat aber sicherlich seinerzeit ihren Teil dazu beigetragen und erschwert die Situation auch jetzt wieder.
Ich weiß garnicht, wo ich am besten anfange, zumal mir auch garnicht immer genau bewusst ist, was da gerade abläuft...

Grundsituation. Wohne normal nicht mehr zuhause, bin aber bedingt durch die Ferienarbeit nun doch hier.
Mein Vater stresst wieder rum, weil es mit meinen Uniarbeiten schleppend läuft. Gleichzeitig fällt es mir dadurch schwerer. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, angegriffen, unfrei. Er nimmt es sehr persönlich, sagt mir gefühlte tausend Male, wie wichtig das doch sei. Ich will mein zweites Studium (erstes nicht abgeschlossen, konnte aber was anerkennen lassen) endlich zu einem Abschluss bringen. Mir graust es davor, jetzt schon wieder etwas neues anzufangen, aber gleichzeitig bin ich mir unsicher, was ich mit dem Abschluss überhaupt machen kann. Dafür habe ich aber wiederum den Kopf nicht frei, weil es mit den Fristen erneut mehr als eng aussieht.
Mein Vater kann das nicht nur kaum nachvollziehen, sondern nimmt es gleichzeitig sehr persönlich. Dass er als Unterstützer mit drin hängt, lässt sich nicht vermeiden. Aber er macht es zu seiner Sache und sieht es als Angriff, wenn diese nicht so gut läuft. Er sagt mir dann oft, was ich (nicht) zu tun habe und sieht sich gleich wieder als armes Opfer, auf das ja niemand hören will, wenn man sich dem nicht beugt.

Gleichzeitig kommen dann so Bevormundungen: Ich habe spät abends nicht mehr zu essen (ist sicherlich ungesund, aber doch bitteschön nicht seine Sache, weil ich alt genug bin, mein Leben selbst zu leben, mit allen Konsequenzen). Genauso gab es letztens Stress, weil ich zur Arbeit angeblich zu wenig mit hätte und ich seine Banane nicht noch nehmen wollte. Das alles wären Kleinigkeiten, aber er macht oft eine tief persönliche Angelegenheit draus.

Meine Eltern streiten sich auch untereinander. Weil meine Mutter nicht aufräumt, weil ihm eine Meinung nicht passt, weil der Tonfall oder die Wortwahl (angeblich) nicht in Ordnung sind. Er selbst lässt sich da überhaupt nichts sagen. Meine Mutter bekommt praktisch nie Recht, bzw. was bei ihm in Ordnung ist, lässt er ihr nicht durchgehen. Wenn garnichts passt kommt (in verschiedenen Variationen) sein Totschlagargument: Er wäre ja der Einzige, der den Karren aus dem Dreck ziehen würde.

Thema sind auch immer wieder Sachen, die er ebenfalls nicht zu bestimmen hat, z.B. meine Haarlänge. Wobei sich sowas zumindest etwas gebessert hat.

Es ist toll, dass er mich unterstützt und er hat sicherlich nicht immer unrecht. Nur wo ist die Basis, wenn er offenbar so wenig nachvollziehen kann und in mancher Hinsicht überhaupt nicht mit sich reden lässt?

Ich will ganz sicher nicht alles auf ihn schieben, aber diese Atmosphäre hier tut mir einfach nicht gut. Das fällt nicht nur mir auf, sondern auch meine beiden anderen Brüder haben sich immer mal wieder dahingehend geäußert.


Ich möchte versuchen, zum Wochenende nochmal klar für mich ein paar Punkte herauszuschreiben, die mich stören um sie dann anzusprechen. Es fällt mir bloß oft schwer zu sehen, was genau da jetzt schief läuft! Deswegen habe ich z.B. auch den Eindruck, das mein Text hier konkreter sein könnte! Aus anderen Themen weiß ich zumindest, dass auch andere hier ihre Probleme mit der Familie haben. Möglicherweise finden sich da ja Parallelen. Oder jemand sieht etwas in meinen Ausführungen, dass mir so garnicht klar ist. Werde es jetzt jedenfalls erstmal dabei belassen.

Viele Grüße
Tommy

16.09.2010 01:32 • 16.09.2010 #1


3 Antworten ↓


Hallo Tommy,

Teile von dem was Du schreibst kommen mir in der Tat bekannt vor. Meine Eltern machen sich auch oft gegenseitig die Hölle heiß, wobei ich bei denen echt nicht so genau sagen kann, wer weniger im Recht ist. Beide haben ihre Macken.. aber grad dieses, dass mein Dad es gar nicht haben kann, wenn jemand nicht so ist wie er (es gerne hätte), das kommt mir bekannt vor. So weit unsere Gemeinsamkeiten. Wie gehe ich damit um wie mein Dad so ist? Mhh.. ich ignoriere ihn oft, oder wenn meine Mutter meint sich in mein Leben einmischen zu müssen.. (das mit dem Abends nichts mehr essen ist GENAU sowas, was ich auch von ihr zu hören bekomme, oder keine Cola Zero trinken soll.. usw.) dann sind oftmals schon ganze Dramen darauß entstanden. Vor allem fängt sie IMMER wieder damit an. Das erinnert mich oftmals an diese chinesische Foltermethode, mit dem Tropfen auf der Stirn.
Darüber habe ich zufällig sogar schon mit meiner Therapeutin geredet und sie meinte ich solle mir einen Satz überlegen, der am besten Aussagt was ich meine und jedes Mal meiner Mutter diesen Satz sagen, wenn sie wieder mit so nem Thema anfängt, dass sie nichts angeht. Sowas wie: Es ist mein Körper und nur ich bestimme darüber. Und damit auch basta. Ich soll mich dann AUF KEINEN FALL auf weitere Diskussionen einlassen. Das Thema Ernährung/Abnehmen/Gesundheit soll bei uns einfach mal ne Weile ein Tabu werden. Sobald sie damit anfängt soll ich NUR diesen einen Satz sagen. Wenn nötig mehrmals hintereinander. (Wenn sie immer wieder damit anfängt.) Vielleicht hilft Dir das ja mit Deinem Dad auch?

Grundsätzlich kann ich es verstehen, dass Du Dich sehr unter Druck gesetzt fühlst, wegen dem Studium. Niemand möchte sich unfrei fühlen. (Nie habe ich wengier Lust auf eine Diät, als wenn meine Mutter mir MAL WIEDER eine nahe legt. ) Aber dadurch dass er Dich unterstützt hat er diesen Druckmittel.. aber auch irgendwie.. diese Sorge, dass Du es nicht ernst genug nimmst. Hast Du ihm schon mal ins Gesicht gesagt, dass er mit diesem vielen Druck machen mehr kaputt macht, als dass es Dir helfen würde? Und hast Du schon mal versucht mehr Verständnis für ihn aufzubringen? Vielleicht macht Dir das sogar schon auch zusätzlichen Druck (dann tut es mir leid), aber.. es ist verständlich dass Dein Vater keine Lust hat Geld (und.. Sorgen, Motivation.. was auch immer.. überhaupt auch nur irgendwas) in ein Studium zu investieren, wenn er das Gefühl hat, dass Du es nicht ernst genug nimmst. Wahrscheinlich denkt er Du brauchst den Druck und versucht Dir damit nur zu helfen? Sicherlich macht er sich nur Sorgen um Dich. Vielleicht würde es ja auch reichen, wenn Du ihm versicherst, dass Du es nicht komplett schleifen lässt? Aber versuch auf jeden Fall Dir vorzustellen, was seine Interessen sind. Das ist so'n weiterer Tipp von meiner Therapeutin. Mir zu überlegen was die Interessen hinten den Aussagen sind. So würde ich mal ins Blaue raten.. dass Dein Dad Dich glücklich und erfolgreich sehen will. Dass er sehen will dass Du Dein Leben erfolgreich in die Hand nimmst.. usw. Das sind ja im Grunde alles liebe Sachen. Und Du willst Dich unabhängig fühlen/sein.. dass Dein Vater Dir vertraut, dass Du das alles auch ohne seinen Druck hinbekommst.. vielleicht sogar besser. (Die Frage ist nur, ob das wirklich so ist? Das kannst Du Dir nur selbst beantworten.) Und dann müsst ihr nur noch versuchen die Interessen des anderen zu verstehen, sie zu akzeptieren und wenn Nötig einen Kompromiss eingehen. Wie klingt das für Dich so? Ich fand diesen Interessens-Ansatz in letzter Zeit ziemlich hilfreich.

Ansonsten.. kann ich Dir nur raten zu versuchen Dir klar zu werden was Du wirklich willst. (Sorry, will Dir keinen Druck machen.. Aber wenn Du nun schon sicher wüsstest, dass Dein Studium doch nichts für Dich ist, dann wäre es besser JETZT die Notbremse zu ziehen, als Zeit und Geld zu verschwenden. Und falls Du unsicher bist, gib Dein Bestes es fertig zu machen, dann hast wenigstens was in der Hand. Siehst dann später noch, wozu das gut sein wird. ^^ (Das sage ich mir auch immer. ^^) Schaden kann ein abgeschloßenes Studium schon mal nicht. Und falls Du Dich doch für einen Studienabbruch entscheidest hat es immerhin etwas gutes: Du kannst Dich um einen Job bemühen (wenn Du willst) und bist nicht mehr auf die Unterstützung Deines Vaters angewiesen.

Ich hoffe ich konnte Dir wenigstens ein paar Anregungen geben. Hoffe ich habe Deine Situation nicht falsch interpretiert.. oder so.

Liebe Grüße!

A


Irrenhaus Familie

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Student mit unerwünscht langen Haaren der nach Meinung der Eltern nicht genug Engagement fürs Studium zeigt. Oh ja, das kenn ich nur zugut

Auch von den anderen Sachen kommt mir vieles bekannt vor. Der ständige Ärger zuhause, sei es jetzt wegen mir, meinem Bruder, meinen Eltern oder sonstwas, war ein Grund warum ich ausgezogen bin. Da sich meine leiblichen Eltern sowieso schon vor einiger Zeit getrennt haben und ich kein richtiges Zuhause mehr habe, ist mir diese Entscheidung nicht wirklich schwer gefallen. Ich habe genug andere Probleme, mit so etwas will ich mich nicht auch noch belasten müssen.

Sei also getrost, mit solchen Problemen bist du nicht alleine. Ich hab sie und einige Studienkollegen von mir haben auch von ähnlichen Sachen berichtet.

@ Moni: Mit dem Spruch überlegen ist eine gute Sache. Überhaupt habe ich dann die meisten Chancen, wenn ich mir vorher genau überlege, was ich sagen will. Er ist da mit seinem meckern und vorhalten als alter Profi ( ) leider sehr viel souveräner!
Klar er meint es nur gut und ich kenne seinen Standpunkt durchaus. Es stört aber bestenfalls nicht und im schlimmsten Fall ist es eben sehr ätzend. Er schadet sich ja auch selbst damit. Natürlich ist es seine Sache, eben auch durch die Unterstützung, aber was soll da positives raus erwachsen, wenn er rumstresst. Ich muss mich dann geistig gegen ihn wappnen und mir sagen, dass ich meine Sachen trotz diesem negativen Input mache.
Bin mir durchaus im Klaren darüber, dass er nichts schlechtes will, genau wie das die wenigsten Eltern oder Menschen allgemein wollen.
Nunja, werde ihm Sonntag mal einige Punkte sagen, auch zur Familiensituation allgemein.

Ich schätze es übrigens sehr, wenn Leute wie du sich darüber Gedanken machen, wie ihre Nachrichten ankommen könnten. Unbequeme Wahrheiten sehe ich natürlich auch, aber gerade hier habe ich ja noch eine Distanz von der aus ich darauf schaue. Mach dir da also keine Gedanken.
An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass mir genau dann wenn ich aktiv werde besonders klar ist, wo es an Profil fehlt, wo ich eben nicht genau weiß, was ich will. Genauso zählt es erstmal zu meinem Profil, dass ich mir da bisher unzureichende Gedanken gemacht habe. Aber zu sich selbst stehen kann schwer sein!





Dr. Reinhard Pichler
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