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Dieses Zitat habe ich hier im forum gefunden, und es hat mir den Mut zum folgenden Beitrag gegeben:
@alle neuen
Generell finde ich sollten Vorstellungen in eigenen Threads untergebracht werden, weil sonst die Themen zerfasern. Habt Mut, schreibt wenn euch danach ist. Nehmt euch wichtig genug eure eigenen Themen zu formulieren. Auch wenn sie einem selbst noch so klein und unbedeutend oder vielleicht nur temporär bedeutsam oder wahlweise monströs groß und unpassend erscheinen.
Der Verfasser wird sich sicherlich wiedererkennen. Dank an Ihn.

Okay, hier meine Geschichte:
Ich bin 38 Jahre alt, alleinerziehend mit einem Kind (5) das ich nicht wollte, mich aber damals gegen Abtreibung entschieden habe, weil mein langjähriger (6 Jahre, Haus und Hund) Lebensgefährte mir versicherte:Egal wie du dich entscheidest, ich werde immer für dich da sein, Du wirst nie alleine sein... und weiteres bla bla bla. Dazu natürlich auch der Gedanke: Was, wenn du in ein paar Jahren doch ein Kind willst?.

Die gesamte Schwangerschaft war alles eitel fröhlich Sonnenschein! Auch wenn es sich rückblickend abstrus anhört! Ist ja klar wie es weitergegangen ist, nur die Kürze der Zeit mag neu sein, denn 13 Tage nach der Geburt hat er mir eröffnet, daß er eine andere Frau kennengelernt hat. Und weg war er!

Ich hatte einen totalen Zusammenbruch, zusätzlich die Kündigung im Job aus betrieblichen Gründen und der große eifersüchtige Hund, der meinem Ex auch zuviel war (neben dem baby und meiner heulenden Wenigkeit).
Mein Leben: total am Ar.!
Den Hund mußte ich weggeben - aus Gründen der Verantwortung, nicht aus Liebe dem Baby gegenüber. Es wurde von mir erwartet, daß ich mich für das Baby entscheide.
Nun, ich bereue diese Entscheidung nicht und tue es trotzdem. Der Hund hat leider nicht lange in der neuen Familie überlebt und ich mache mir Vorwürfe, das sie die Trennung nicht verkraftet hat.
Hart aber egal, muß ich mir selber sagen. Nur ein Hund!

Die Jahre die folgten waren ebenso superhart. Aber trotz Abrutsch in die Sozialhilfe (vorher: Karriere-Super-Power-Frau-selbstbewußt ohne Grenzen) habe ich eine schöne Wohnung gefunden und einen beschissenen Nebenjob.

Ich habe andere Frauen kennengelernt, die mir das Gefühl geben, ich bin in Ordnung so wie ich bin. Trotz meiner eigenen Familie, die meinen Ex immer noch für soooooo nett halten, okay es war nicht richtig was er getan hat, aber ich bin ja die Zicke!

Mein Ex hat sich 3 Jahre überhaupt nicht um mein Kind gekümmert. Ich hab dann irgendwann die Initiative ergriffen, damit ein Kontakt zustande kommt. Seither kümmert er sich sehr sporadisch, aber hey, er ist der Held weil er mit meiner Tochter ins Hüppodrom fährt!! Sie findet ihn toll!

Ich vergehe vor Hass!
Ich beneide alle Frauen die die Erzeuger Ihrer Kinder durch Tod verloren haben!
Ich bin nicht in der Lage mein Leben in den Griff zu bekommen, finde keinen Job und keinen neuen Partner!
Männer die sich für mich interessieren, stoße ich vor den Kopf und hänge blöden, pubertären Traumbildern nach!
Die Freundinnen die ich habe, möchte ich entweder selber gerne sein, oder möchte niemals so werden wie sie (obwohl ich auf dem besten Weg dahin bin) oder bin neidisch, weil die trotz mangelndem Selbstbewußtsein und totaler Dämlichkeit einen Job und einen Partner finden und ihr Leben im Griff haben!

Dieser Typ lebt mit seiner jetzigen Ehefrau in 2 ! Einfamilienhäusern, er fälscht Lohnabrechnungen mit seinem Chef nur um mir den absoluten Mindestunterhalt zu zahlen, fährt aber ein 50tsd€-Auto! Unternimmt was mit dem Kind so wie es ihm passt - und ich kann nichts tun!
Meine Tochter findet ihn toll.
Jugendamt sagt, tja Lohnabrechnung offensichtlich falsch, aber wir können nichts beweisen.
Anwalt sagt, Detektiv einschalten. Ha, wovon denn? HartzIV? Ha Ha Ha!
Finanzamt sagt, okay aber wenn wir nichts finden, dann rechne mit einer Gegenklage (und bei einer anoymen Anzeige überarbeiten die sich nicht!)
Jugendamt sagt, pass auf - du hast ALLES zu unterlassen was das Vater-Tochter-Verhältnis beeinträchtigt! Und Ihn zu einem geregelten Umgang zu zwingen, KANN nicht zum Wohl des Kindes sein!
SEINE Familie sagt, tut uns ja sehr leid für dich und wir wissen ja was er für einer ist, aber Blut ist dicker als Wasser!
(WENN er sich wenigstens regelmäßig um meine / unsere Tochter kümmern würde, könnte ich über die ganze andere schei. drüberhinwegsehen, weil ich ja dann auch was davon hätte - nämlich regelmäßig ein freies Wochenende. Aber er tuts nicht!)

....

Ich bemühe mich um neue Arbeit und aufgrund meines Lebenslaufs (trotz 5jähriger Pause) werde ich auch auf Vorstellungsgespräche eingeladen.
Aber mein Selbsbewußtsein ist total im Keller.
Ich fühle mich wie der letzte Dreck.
Und so hagelt es Absagen. Wer will schon jemanden einstellen, der sich nichts zutraut.

Meinen Freundinnen gegenüber kann ich gar nicht mehr erzählen wie es mir geht, weil es immer dasselbe Problem ist! Meiner Familie kann ich schon gar nichts erzählen, weil es nicht ernst genommen wird (Psychotherapie? Biste jetzt komplett irre?) und es sofort im näheren und weiteren Bekanntenkreis breitgetratscht wird.
Leider war mir meine Familie noch nie eine Hilfe - im Gegenteil.

Ich weiß nicht was in meinem Leben alles schiefgelaufen ist, vielleicht habe ich mich früher zu sehr über den Job identifiziert, oder vielleicht sind meine Eltern schuld oder was weiß ich.
Ich bin ja bereit die Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen, aber ich komme ja gar nicht zur Ruhe!
Obwohl Nur-Hausfrau bin ich ständig gestresst. 1. sind Kinder nicht mein Ding - ich spiele nicht gerne mit meiner Tochter und ich hasse Muttis deren Lebenziel es ist, zu basteln, vorzulesen, blöde Spiele zu spielen und überhaupt sich auf dem Niveau eines 8-jährigen bewegen.
Die Folge ist aber, daß ich meistens mit meiner Tochter allein bin - eben WEIL ich mit den Muttis nicht klarkomme.
2. dachte ich schon meine Tochter hat berühmtes ADHS-Syndrom, aber laut KInderarzt ist sie nur sehr lebhaft und temperametvoll.
3. muss ich für diese Diagnose auch noch dankbar sein.
4. muss ich dankbar sein dafür, das ich lebe und gesund bin, meine Tochter lebt und gesund ist, daß der Staat sich um uns kümmert, daß mein Ex sich hin und wieder um sie kümmert, daß er überhaupt Unterhalt zahlt, usw usw usw

Jaaaaaa, ich bin ja auch dankbar dafür!

Ich habe verlernt zu reden (trotz 3maliger Psychotherapie, wovon die erste auch erfolgreich war, denke ich)
Eines meiner größten Probleme schon damals war, daß mir andere Menschen sch...egal sind! Psycho-Satz: Was weiß ich von Dir (dem Anderen) und was will ich von dir wissen. Geholfen hats nix. Ich will nix von anderen wissen.

Der Psychater! sagt, ich hab ein Männerproblem, soll deshalb zu einem Mann in Therapie gehen und verschreibt mir Tabletten die mich ballaballa machen.
Aufgrund von Internetrecherche glaube ich so langsam, ich habe eine Soziophobie entwickelt, bedingt durch ein Trauma das größer war als ich, 3 Therapeuten und 1 Psychater dachten.

Ich bin einsam.
Ich finde mein Leben zum kotzen.
Ich finde es gräßlich, was ich meiner Tochter antue, nur WEIL ich nicht in der Lage bin ein normales Leben zu leben.
Ich hasse es, daß ich hasse.

Bitte gebt mir Kommentare. Irgendetwas. Ich fühle mich hilflos.
Nicht daß mich jemand falsch versteht, ich liebe meine Tochter und würde mein Leben für Ihres geben. Und ich fühle mich einsam, darum bin ich hier in diesem Forum.

Gruß an alle die das hier lesen.

06.03.2008 22:46 • 09.03.2008 #1


Hallo perlie8,

durch Zufall auf dieses Forum gestoßen sitz ich nun kopfschüttelnd hier, lese Deinen Beitrag und es kommt mir vor, als hätte ich ihn geschrieben.

So viele Äußerungen von Dir, die von mir stammen könnten.
Ich finde es gräßlich, was ich meiner Tochter antue....
Du sprichst mir aus der Seele und ich bin ehrlich gesagt froh, deinen Beitrag gelesen zu haben.
Jahrelang mache ich mir Vorwürfe, meine Tochter aufgrund meiner Unzufriedenheit nicht liebevoll genug und oft ungerecht zu behandeln.
Alle anderen Mütter machen's viel besser als ich...

Aber erst mal kurz zu uns.
Ich 39, alleinerziehend mit einer 7-jährigen Tochter.
Zum damaligen Zeitpunkt sehr erfolgreich selbstständig, ohne finanzielle Sorgen, für die Arbeit habe ich gelebt. In einer Position, in der man vom Banker mit dem Namen angesprochen und sehr zuvorkommend behandelt wird.

Zum Zeitpunkt der (nicht geplanten) Schwangerschaft war mit dem Erzeuger meiner Tochter soweit alles geklärt. Dachte ich zumindest. Naiv, blöd, im siebten Himmel schwebend? Keine Ahnung. Jedenfalls hatte er mit sich selber anscheindend gar nichts geklärt.
Ich war mit meiner Tochter im 5. Monat und er brachte sich um. Erhängt im Wald wurde er gefunden.
Wir waren nicht verheiratet und es musste nach der Geburt meiner Tochter ein Vaterschaftstest gemacht werden. Mit Blutabnahme bei seinen Eltern, meiner Tochter und mir. Vorher sei natürlich die öffentliche Gerichtsverhandlung nicht zu vergessen, in der man gefragt wird, ob man zum Empfängniszeitpunkt auch wirklich nur mit diesem Mann im Bett war.

Bis die Vaterschaft geklärt ist, bekommt man Unterhaltsvorschuß vom Jugendamt. Und danach erhält das Kind eine Halbwaisenrente, die ungefährt ein Drittel davon beträgt, was der Vater hätte zahlen müssen, wenn er sich nicht durch Suizid aus dem Staub gemacht hätte. Von dieser Halbwaisenrente muss meine Tochter noch Kranken- und Pflegeversicherung bezahlen und kann nicht bei mir kostenfrei mitversichert werden.
Deshalb verstehe ich nicht ganz, weshalb du Frauen beneidest, die die Erzeuger ihrer Kinder durch Tod verloren haben.

Also kurzum, plötzlich war ich in der Situation, in der dem Banker doch aufgrund eines akuten Gedächtnisschwundes mein Name um alles in der Welt nicht mehr einfallen mochte (der Ärmste).
In der Situation, in der ich mein Geschäft verkaufen musste.
In der Situation, in der du an Allem zweifelst - am Meisten an Dir selbst.

Die letzten Jahre hat sich wahnsinnig viel ereignet. Es würde den Rahmen hier sprengen

Eigentlich wollte ich Dir nur sagen: auch ich bin meistens mit meiner Tochter alleine - weil auch ich mit den anderen Müttern nicht unbedingt klarkomme.
Ich bin nicht die wann-treffen-wir-uns-wieder-zum-elternstammtisch?-Mutter, habe Martinsumzügen im Kindergarten mit Graus entgegengesehen und die Schultüte vor 2 Jahren nicht mit den anderen Müttern im Kindergarten gebastelt. Sondern zuhause gemütlich mit einer Tasse Kaffee ohne dummes Gequatsche.

Ich glaub es ist besser, wenn ich jetzt aufhöre. Ist ja schon zu lange zum Lesen.

Aber soviel noch: Ich will nix von anderen wissen... - sehr gut, ich auch nicht! Schon gar nicht von den Nachbarn und den Übermüttern.

Aber was eine Soziophobie sein soll, da muss ich jetzt doch mal googeln.
Das interessiert mich jetzt schon:-)

Vielleicht hör' ich trotzdem nochmal was von Dir, auch ich fühle mich einsam, obwohl ich es körperlich durch meine Tochter nicht bin.

Liebe Grüße
lauramaus

Hallo Lauramaus,
vielen Dank für deine Antwort.
Und sofort geht es mir besser, wenn ich weiß, daß ich wirklich nicht so ganz alleine mit allem dastehe ... daß es andere gibt die so ähnlich empfinden wie ich. Das ist doch wenigstens etwas!

Als meine Tochter 5 Monate alt war, hat mich die Krankenkasse zur Mutter-Kind-Kur geschickt. Ich habe gedroht Sonst passiert hier ein Unglück! Dort lernte ich Frauen kennen, die eben die Erzeuger Ihres Kinder / Kinder durch Tod verloren haben.
Ja klar, das ist auch schlimm. Aber ich habe vor 25 Jahren meinen Vater verloren, und so weiß ich, daß Trauer irgendwann aufhört, der Schmerz kann von dem Glück das man mit einem Kind erlebt überlagert werden. Vor allem, wenn die Frau den Mann geliebt hat und so einen kleinen Nachfolger hat.
Hass dagegen hört nicht auf. Er brennt. Und ich habe fast ein ganzes Jahr mein eigenes Kind abgeleht. Es was sogar in meinem Sprachgebrauch nur das Kind. Ich habe vermieden über, zu ihr, ihren Namen auszusprechen (denn ich habe es gehasst, daß ich diesen Namen noch mit Ihrem Vater ausgesucht habe).

Jemanden durch Suizid zu verlieren, obwohl man dachte es ist alles ok, stelle ich mir ähnlich vor, wie es mir gegangen ist.
Der Typ hat sich auch ziemlich feige aus dem Staub gemacht - egal was er für Probleme hatte. Aber zumindest mußt du dir nicht anschauen wie er glücklich mit seiner neuen Tussi durch die Straßen zieht und so tut als würde es dich und dein Kind nicht geben.
Ist doch ein Trost, oder? Wenn auch sehr schwach ... Sorry.

Vor 2 Tagen hat mir eine Freundin kräftig den Kopf gewaschen und mir vorgeworfen, dass 1. ich meinen Mund nicht aufmache und erzähle dass es mir nicht gut geht und 2. dass ich es allen versuche recht zu machen und dabei falschen Perfektionismus an den Tag lege. Dass ich immer so tue als ob alle ok wäre.
Die ganze Geschichte hat einen mächtigen Schlag in meinem Selbstbewußtsein hinterlassen und ich komme kaum auf die Füße.

Hier in diesem Forum habe ich u.a. davon gelesen, daß man ein Buch der Lichtblicke führen soll. Das heißt, wie ein Tagebuch, aber in das man NUR die positiven Sachen reinschreiben soll. Es passiert ja genug davon, aber nur die schlechten Sachen bleiben im Gehirn kleben.

Vielleicht hilft dir das auch?

Ich glaube nicht, daß alle anderen Mütter es besser machen. Sie haben es vielleicht einfacher, weil die Mann mit Job, Liebe usw. haben. Aber Kinder sind doch Kinder, und manchmal alles kleine Engel oder Mistviecher, je nach dem.
Meine Freundin hat mir außerdem noch gesagt, daß ich das toll hinkriege mit meiner Tochter, sie ist selbstbewußt und klug und lustig. Und gerade das Selbstbewußtsein und die Selbstsicherheit die meine Tochter an den Tag legt, da könnten sich so manche andere Kinder und Eltern ne Scheibe abschneiden.
Ich vergesse das nur leider viel zu oft, und an Tagen / Wochen wo alles schief geht und ich keine Licht sehe, denke ich es ist gräßlich was ich ihr antue. Und bestimmt bin ich auch manchmal unfair, aber ich habe sie noch nie geschlagen o.ä. Und sie spürt auch das sie geliebt wird und ich sage es ihr ganz oft.
Ich weiß ganz genau, das gerade in diesen tollen Familien die alles haben und die alles besser können, es fast durchaus an der Tagesordnung das dem Kind mal eben ein geknallt wird, nur wegen einer frechen Antwort, oder weil das Zimmer nicht aufgeräumt wurde.

Vergiß nicht, deine Tochter ist dein Spiegel und wenn wir auch unter dem ganzen Druck die Hoffnung auf ein besseres Leben verlieren ... zumindest mir gibt meine Tochter viel. Und gerade heute (auch mal wieder gestresst) versuche ich ruhig zu bleiben.
Es klappt mal besser, mal schlechter.

Kopf hoch, wir sind nicht allein, Ich glaube fest daran, daß man glücklich sein lernen kann. Und dieses Buch der Lichtblicke probiere ich jetzt aus.

Ich wünsche dir Sonnenschein ... und mir auch!

perlie




Dr. Reinhard Pichler
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