Hallo Schnute,
ich versuch es mal kurz zu machen: Was Du da machst (ich muß alleine klar kommen, ich hab keine Menschenseele, man spricht nicht mit fremden über seine Gefühle, man darf sich nicht an Fremde wenden, alles muß in der Familie bleiben, Hilfe Rat und Unterstützung von Außen ist wertlos, schändlich, schwach etc etc etc) das alles hast Du gelernt und/ oder Dir bei Deinen eigenen Eltern abgeguckt - deshalb konnten Dich auch Deine männlichen Verwandten ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen missbrauchen - geht keinen was an, was in der Familie los ist, bloss jede Einmischung von Außen abwehren (was Dich natürlich Therapieresistent macht), notfalls eben Augen zu und durch und nach Wundern beten, das muß reichen, leiden ist gut, Gott liebt die Leidenden, Armen und Kranken...nur nicht zulassen, dass irgendwer sich einmischt und diese ultimative Familienregel bricht...das schließt Deine Schwester und deren Familie mit ein...Das sind Regeln die DU und SIE von Euren Eltern gelernt und Euch abgeguckt habt und genau diese Regeln lernen und gucken sich Eure Kinder von Euch ab...es ist gleich was ihr ihnen erzählt...
Was Du Deinen Kindern tagtäglich vorlebst ist das was sie selbst aufsaugen und Dir nachmachen...so funktionieren Kinder...so funktioniertest auch Du als Kind...egal wie sehr Du unter diesen Regeln gelitten hast, egal wie fest Deine Mutter ihre Augen und ihren Mund verschlossen hat, egal wie brutal Dein Vater war...Du hast genau diese Regeln die in Deiner Kindheit und Jugend all diese Katastrophen möglich machten 1:1 übernommen, stellst sie nicht mal jetzt in Frage...Du fühlst schon seit Jahren, dass dieses nur keine Fremden einweihen, nur nichts ansprechen und antasten für Dich schon lange nicht mehr funktioniert und wie schlecht es DIR damit geht, aber trotzdem lebst Du genau das Deinen Kindern täglich vor und erwartest auch von ihnen, dass sie dieser Familienregel Folge leisten...
Was währe z.B. wenn Deine Schwester Dich z.B. auffordern würde, Dich jetzt, da es offensichtlich ist, dass es Deinem Sohn richtig schlecht geht, an einen Kinderpsychologischen/Sozialen Beratungsdienst zu wenden? Ich hab das Gefühl, Du würdest sehr, sehr böse mit ihr werden...Deine Eltern wären genauso böse und ablehnend geworden, wenn eine besorgte Nachbarin oder Verwandte ihnen diesen Rat gegeben hätte...Ich sag nicht, Du bist GENAU wie Deine Eltern...aber ich sage, Du wendest viele ihrer Strategien an - vielleicht auch ganz unbewußt. Probleme in der Familie oder mit sich selbst sind nicht da um gelöst zu werden, sondern um sie zu durchleiden...das hast Du von Deinen Eltern übernommen.
Meinst Du, Du könntest Dich in einem ruhigen Moment mal die Seiten wechseln, Dich und Dein Verhalten durch die Augen Deiner Kinder angucken? Glaubst Du nicht auch, die beiden würden sich ganz doll darüber freuen, wenn ihre Mama einfach mal wieder über irgendwas aus vollem Herzen lachen kann oder wenn sie berechenbarer, durchschaubarer würde und weniger verschlossen, ungeduldig und hart mit sich selbst und sie? Für die Kinder spielt es keine Rolle, wie Du das machst, wo oder bei wem Du Dir Rat und Unterstützung holst (mehr kann kein Thera tun) - die Frage ist natürlich, wie Du Deine Mutter empfunden hast...ich glaube, wenn Du sie auch jetzt noch als tragische Heldin in ihrem Leben siehst mit der GOTT irgendwann Erbarmen hatte, dann wirst Du auch weiterhin versuchen, ihr Gleich zu tun...was für Dich, die Kinder, Deinen Mann und auch für Deine Schwester und ihre Familie schlimm ist...aber solange DU glaubst, dass das Schicksal Deiner Mutter eben auch DEIN tragisches Schicksal ist, solange wirst Du in diesem Leidens- Lebensweg auch etwas gutes sehen...und von dieser Überzeugung kann Dich kein anderer abbringen...Ich hab keine Ahnung was für Menschen Gott mag oder ob nach dem Tod noch was kommt oder ob man nicht einfach an dem Punkt wieder geboren wird, wo man aufgehört hat...in meine - zugegebenermaßen sehr heidnischische - Vorstellung von Gott bekommt aber keine ne Auszeichnung oder n besonders schönes Fleckchen NUR weil er/sie mit voller Absicht besonders viel gelitten hat...und ganz allgemein stimme ich der Aussage zu : unglückliche,unzufriedene Eltern haben unglückliche und unzufriedene Kinder...ganz gleich was sie den Kindern vorspielen und vorheucheln...dann lernen die Kinder eben auch zu heucheln und Theater zu spielen...sonst nix. Besonders kleinere Kinder sind Sonaranlagen...die fangen jede Stimmung ein und auf...das kennst Du bestimmt auch noch aus der Zeit als Du klein warst...egal wie zivilisiert sich die Eltern gegeben haben...die Spannung die in der Luft lag, war so deutlich spürbar, dass man sie gar nicht ignorieren konnte...
Deine Kinder sind nicht anders Schnute...ich red Dir nicht ins Gewissen oder appeliere an Deine Verantwortung...es geht nur darum, ob Du möchtest, dass Deine Kinder die gleichen Verhaltensmuster erlernen und die gleichen Regeln befolgen, die Du Dir bei Deinen Eltern abgeguckt hast...oder ob Du ihnen zeigen möchtest, dass es wirklich ne gute Sache ist, sich mit Schwierigkeiten und Problemen die man nicht alleine lösen KANN eben an solche Leute zu wenden, die einem dabei helfen, begleiten und unterstützen können, weil sie einfach Profis sind...ist doch egal ob das Fremde Leute oder Familienmitglieder sind...was glaubst Du denn, was bei einem Therapeuten/Psychologen passiert?
Für meine Schwester war der erste Gang zum Psychologen/Therapeuten der absolute Horror, weil sie dachte, da sitzt einer, der ihr Vorwürfe macht, und ne lange Liste von Dingen bereit hält, die sie alle falsch gemacht hat... dazu kommt, dass sie von Hause ein Kontrollfreak und Geheimniskrämer ist...wenn man sie z.b. ganz nebenbei fragt, was sie zum Frühstück hatte, wittert sie dahinter sofort ne Falle, weil sie tatsächlich glaubt, KEINER hat etwas besseres zu tun, als sie zu beobachten, zu beurteilen, zu bewachen und auszuhorchen...ne überdimensionale Egozentrik und nicht mangelnde Selbstliebe oder Wertschätzung hat sie viele Jahre gehindert nach professioneller Unterstützung zu suchen...und da kam ihr nie Jemand mit Vorschriften, Anweisungen oder irgendwelchen Allroundpsychologischen Aufgaben, die sie einfach nur abharken mußte...sowas ist keine Schule wo man geprüft wird und durchfallen oder bestehen kann...was für Frau xy funktioniert und machbar ist, ist für Dich noch lange nicht passend...und um das überhaupt erstmal zu besprechen, würdest Du zu nem Psychologen/Psychater gehen...der sagt Dir nicht einfach so, jetzt machen sie dies und jenes und hier ist der Therapeut den ICH ihnen jetzt aufzwinge...da gibt es keine fertig angerührte Hilfe ...da gibts, Vorschläge, Optionen und Möglichkeiten...die Entscheidung bleibt bei Dir...
30.05.2008 11:53 •
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