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Woher schöpft ihr Hoffnung?
Moin,
Jetzt ist die Zeit, wo ich mich hier auch angemeldet hab. Kurz zu mir:
M(24), Erzieher in der Jugendhilfe.
Ich kämpfe seit Ende meiner Ausbildung mit extremen Einsamkeitsgefühlen, das war vor ca. zweieinhalb Jahren. In der Ausbildung, das war so eine duale Geschichte mit Abitur und Ausbildung, ging es mir oft ähnlich, nur ist zu der Zeit noch so viel passiert, dass ich es kaum merkte: Klassenfeiern, Abiplanung etc.
Auch hielt ich zu der Zeit noch Kontakt mit einigen alten Schulfreunden, die sind aber alle weggebrochen. Man geht was trinken und merkt, dass man ja eigentlich nur noch über alte *beep* mit 17 reden kann; der Rest wohnt in jetzt in Berlin.
Im Moment sind mein Kumpel und seine Freundin, die ich beide schon sehr lange kenne, mein einziger sozialer Kontakt. Auch die einzigen, mit denen ich über alles reden kann.
Warum bist du denn einsam, wenn du doch jemanden zum Reden hast?
Ja, ich weiß damit geht es mir schon besser als manchen, macht mein Leiden aber nicht besser.
Selbst der beste Freund/-in kann einem nicht das geben, was jeder Mensch ultimativ braucht um Zugehörigkeit und Anerkennung zu empfinden: Körperwärme, Zärtlichkeit und Intimität. Dementsprechend fühle ich mich einsam, weil ich beziehungslos und ungeliebt bin.
Dazu kommt noch, dass ich null Erfahrung in dem Bereich habe, kein Kuss geschweige denn Sex, ich wüsste nichtmal, wann mich eine weibliche Person das letzte mal wenigstens platonisch berührt hat. Absolute Unerfahrenheit ist nicht gerade das attraktivste bei meinen Peers.
Nun habe ich vor zweieinhalb Jahren meine Emotionslage festgestellt (ich bin ja so halb vom Fach), und musste eigentlich nur noch gucken, wie man da raus kommt. Schnell war mir klar, dass der Besserungsprozess schwer und schleichend sein wird, aber nichts ist ja unmöglich.
Um eine Beziehung führen zu können, muss man selbst jemand sein, mit dem man eine führen könnte
Klang damals logisch und ist es ja auch.
Für die nächsten zwei Jahre stand also Arbeit an mir selbst an. Also machte ich Sport (nicht viel, weil ich nie wirklich unsportlich war, aber ich wollte zumindest fit bleiben und den Kreislauf ankurbeln), aß besser, organisierte meine Wohnung neu, neu Klamotten kaufen und natürlich Gespräche mit Coachs und Therapeuten.
Damit war ich dann so 2 Jahre beschäftigt, furchtbar schnell, ich weiss, aber es passieren ja auch noch andere Sachen.
Mit meiner Entwicklung war ich trotzdem zufrieden, was mich wirklich freute.
Jetzt musste ich nur noch jemanden kennenlernen. Die Möglichkeiten in meinem Alter, als recht introvertierter Mensch sind ziemlich begrenzt.
Das rausgehen und jemand kennenlernen funktioniert nicht.
Ich war oft in Bars, auf Jahrmärkten, Events und Konzerten. Man lernt Frauen nur platonisch kennen, mehr als grober Smalltalk ist nicht passiert. Frauen mit denen das Gespräch wirklich Spaß macht, lassen sehr schnell durchsickern, dass sie vergeben sind.
Also Datingapps. Tatsächlich bin ich ein Fan davon, aber nur vom Prinzip. Wenn diese Apps so genutzt würden, wie sie sollten, wäre das für Leute wie uns ein echter Segen, aber die meisten machen dort nur Werbung für ihr Instagram, Snapchat usw.
Die, die dort wirklich nach Dates suchen, habe ich bei mir in einem 70km Radius nach drei Minuten durch geswipet. Wenn es zum Match kommt, verläuft der Chat im Sand oder auf die Erstnachricht wird nichtmal geantwortet.
Worauf ich hinaus will ist, dass ich seit einem halben Jahr versuche jemanden kennenzulernen, es aber einfach nicht schaffe. Daher auch der Name des Beitrags. Ich weiss nicht, woran ich mich festhalten soll, aus welchen positiven Erfahrungen ich Kraft schöpfen soll, wenn ich immer noch keine hatte. Theoretisch weiss ich ja, dass ich liebenswert bin und Zärtlichkeit verdiene, so wie jeder. Aber praktisch. kann ich das nirgends erkennen.
Seit ein paar Wochen Geht es mit meiner Stimmung wieder bergab. Die Arbeit ist gerade auch nicht einfach, viele Kollegen krank. Jeder, der in einem sozialen Beruf tätig ist, muss ich die Belastung nicht erklären; für alle anderen: Guckt euch den Film Systemsprenger an, krass oder?
Davon hab ich 10 Kinder.
Ich stelle auch fest, dass ich immer verbitterter werde. Ich sehe Paare beim Einkaufen und werde erst wütend, dann traurig. Ich kann auch ohne dieses Gefühl kein Film, keine Serie und kein Videospiel ansehen mittlerweile.
Ich komme täglich von der Arbeit und bin so fertig/erschöpft, dass ich fast zittere und habe soviel zu erzählen, was passiert ist. Alles, was ich will ist, jemandem in die Arme fallen zu können, der mir wenigstens kurz zuhört und mir sagt, dass alles schon gut wird.
Aber da ist niemand, nur ich, der an die Decke starrend irgendwann einschläft.
Es geht mir momentan wieder wie vor zweieinhalb Jahren, nur das ich jetzt gesünder und organisierter einsam bin.
Ich habe kaum Hunger, schlafe schlecht, und mir ist immer kalt.
Habe letztens den Fehler gemacht und mich meinem Vater offenbart, jetzt fürchtet er, ich sei suizidal. Ist aber absoluter Schwachsinn. Selbstmord ist für mich dasselbe, wie beim Sport durch betrügen zu gewinnen: verfehlt den Sinn.
So, das hatte sich ne Zeit aufgestaut. Entschuldigt bitte die Anglizismen usw., so schreibe ich halt im Internet.
Für Fragen oder Vorschläge, woraus man Hoffnung ziehen kann, bin ich offen. Bitte kein einfach weitermachen-Quatsch. Werde ich sowieso, was anderes bleibt ja nicht übrig. Werde hier aber nicht so viel online sein.
LG
PS: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten
12.02.2020 16:13 •
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