Hallo zusammen,
auch wenn diese Aussage heute gerne vorschnell gemacht wird - ich meine es ernst: Ich weiß bald nicht mehr weiter und kann nicht mehr. Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll, ich weiß nur, dass es ein langer Text werden wird. Also schon man Danke für Eure Geduld und Euer Interesse…
Schon von klein auf hatte ich Angst vor anderen Menschen, wusste nicht mit ihnen umzugehen, hate kein Interesse und kein Einfühlungsvermögen. Es fühlte sich an, als verbände alle Anderen ein unsichtbares Band und nur ich stehe außen vor - fast so, als sei ich von einer anderen Art, einer anderen Rasse. Dementsprechend hatte ich nie viele Freunde und die wenigen, die ich hatte, wechselten über die Jahre mehrfach. Manchmal gingen die Wege einfach auseinander, wie das eben im Leben so geht und auch okay ist, aber oft wurde ich stehengelassen.
Vermutlich lag dies auch daran, dass ich mich immer auf diese Freunde stütze, ihnen am Rockzipfel hing, ohne sie nicht konnte. Ich erinnere mich noch zu Abiturzeiten daran, dass ich meine Kurse nicht so legte, wie es nach meinem Interesse war, sondern so, dass immer jemand da war. Im Extremfall schwänzte ich dann sogar den Kurs, wenn die betreffende Person nicht da war, weil ich mich einfach schutzlos, verloren und hilflos fühlte. Wohlgemerkt mit 18, 19 oder 20 Jahren und 1,92 m groß.
Neben dieser ohnehin schon vorhandenen und doch undefinierbaren Angst kam in der Pubertät noch ein ausgeprägtes Gefühl der Selbstscham, des Selbsthasses hinzu. Ich war 14 und Samstag abends allein zu Hause (ich hatte auch keinen, mit dem ich hätte weggehen können...), es waren noch die guten alten Zeiten mit den besonderen Filmen auf RTL und Sat1, ab 23:00 Uhr. Die schaute ich mir regelmäßig heimlich an, es faszinierte und erregte mich, gleichzeitig fühlte ich mich jedoch schmutzig und schuldig und schämte mich dafür. Und dann kam der Abend: aus einer spontanen Idee heraus fing ich an, an mir herumzuspielen, immer intensiver, bis schließlich... mein P. so merkwürdig verkrampfte und eine merkwürdige Flüssigkeit an meinem Gesicht vorbeischoss. Ich war wie gelähmt. Ich dachte, ich hätte etwas an meinem Körper kaputtgemacht und war der festen Überzeugung, dass so etwas Krankes und Perverses, so etwas Unaussprechliches noch nie ein Mensch vorher in der Geschichte der Menschheit getan hat. Das mag für Euch jetzt völlig abstrus klingen, aber ich fühlte so. Von SB hatte ich noch nie etwas gehört, was ein Orga. ist, wusste ich nicht.
Von diesem Tag an ging ich anders durch die Welt. Alles in meinem Kopf schien sich mit aller Gewalt dagegen zu sträuben, ich selbst zu sein, schien sich gegen mich zu stellen. Alles in meinem Kopf schien sagen zu wollen: „Hey, ich hab mit diesem perversen Typen, den ihr vor euch seht, nichts zu tun!“. Ich kontrollierte jede Bewegung, jedes Wort, jede Emotion von mir. Ich suchte ständig wortlos nach dem Beweis, nach der Bestätigung von anderen, dass ich normal bin. Doch ich bekam sie nicht. Klar, aus heutiger Sicht hätte ich damals auch darauf warten können, dass jemand auf mich zukommt und mir bestätigt, dass ich Haare auf dem Kopf habe. Damals war es für mich der stille Beweis, dass ich nicht normal bin.
Ich beobachtete, prüfte und kritisierte mich selbst ständig. Wenn mir doch mal ein „echtes“ Lachen rausrutschte, gefror mir dieses augenblicklich im Gesicht. „Oh Gott, jetzt haben sie dich gesehen!“ Wenn ich unter Menschen war, war ich wie gelähmt. Bei großen Menschenmengen war ich sogar wie in Trance, stand völlig neben mir. Und so bekam das Ergebnis meiner Angst vor anderen Menschen und meiner Zurückhaltung – nämlich, dass kaum jemand etwas auf Dauer mit mir anfangen konnte und ich immer mehr oder weniger am Rand stand – einen völlig anderen Geschmack: „Die merken was…“
Natürlich blieb es nicht bei dem einen Mal SB und so ritt ich die nächsten 2 oder 3 Jahre (!!) munter in diesen Teufelskreis hinein, ohne mit jemandem ein Wort darüber zu sprechen… besser: sprechen zu können. Immer in einem verzweifelten Zwiespalt.
Per Zufall bekam ich irgendwann mal mit, wie jemand über SB sprach und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass es dafür einen Begriff gibt, dass ich nicht der erste und einzige auf der Welt bin. Heute kann ich wunderbar darüber schreiben und sogar Witze darüber machen – das oben Beschriebene bin ich jedoch bis heute nicht mehr losgeworden.
Noch heute kann ich nicht ich selbst sein, widere mich an, kann nicht aufhören zu onan. und schäme mich gleichzeitig abgrundtief dafür. Es ist irgendwie ein Selbstläufer geworden, ich habe bis heute Angst davor, dass jemand um die Ecke kommt, mich ansieht und „etwas merkt“.
Meine Familiensituation könnt Ihr anhand meiner Geschichte jetzt wohl schon einschätzen. Echte Gefühle gab es nicht, es war alles immer sehr kontrolliert, musste funktionieren, das Bild nach außen musste stimmen. Die beschriebene Angst und soziale Hilflosigkeit habe ich mir von meiner Mutter abgeschaut. Einerseits ist sie heute die Einzige aus meiner Familie, zu der ich regelmäßig Kontakt habe, andererseits ist da dennoch diese emotionale Leere, diese Hilflosigkeit.
Ich wurde nie geschlagen, beschimpft oder sonst wie schlecht behandelt. Trotzdem kann ich mir selbst gegenüber nichts Positives empfinden. Keine Liebe, kein Selbstbewusstsein – stattdessen Scham, Selbsthass, emotionale Leere. Ich fühle mich im Kopf, wie „immer auf dem Sprung“. Wie ein Soldat, der durch ein leeres Dorf schleicht mit der ständigen Angst, gleich aus dem Hinterhalt beschossen zu werden.
Lange Zeit war dieses seelische Leiden für mich namenlos, war rein mein Problem (genau wie über mehrere Jahre die SB). Nachdem ich nun etwas recherchiert habe, bin ich auf das Krankheitsbild der „selbstunsicher-vermeidenden Persönlichkeitsstörung“ gestoßen, das den Nagel in vielen Punkten auf den Kopf trifft.
Unter diesen Symptomen zu leiden, emotional großteils wie gelähmt zu sein, sich für sich selbst zu schämen, innerlich ständig „auf dem Sprung“ zu sein, ist wirklich zermürbend und kräftezehrend. Teilweise macht es einem auch Panik, weil man so in sich selbst gefangen ist. Man läuft in seiner tiefen Selbstunsicherheit durch die Welt, strahlt diese entsprechend aus und bekommt sehenden Auges mit, wie man deshalb gemieden wird, weil die Menschen einfach nicht mit diesem immer so böse dreinschauenden, zurückgezogenen, unsicheren Menschen anfangen können.
Ich weiß, dass ich es anderen Menschen schwer mache, positiv auf mich zuzugehen, wenn ich unter Leuten eine dermaßene „Fresse ziehe“, arrogant oder abweisend wirke oder auf niemanden eingehe. Aber all das ist scheinbar das einzige Programm, das in meinem Kopf ist, weil ich es als Kind nicht viel anders mitbekommen habe und es sich über die Jahre dank entsprechender „Erfolgserlebnisse“ weiter gefestigt hat.
Damals wie heute spüre ich, wie ich für andere eher Last als Freude bin, wie sie lieber ohne mich Dinge unternehmen. Und schon bestätigt sich so das Bild vom unsichtbaren Band, dass die anderen verbindet.
Jetzt mögt Ihr vielleicht denken: „Dann rede doch einfach mal mit den betroffenen Leuten, entschuldige Dich, wenn Du Dich blöd verhalten hast und erkläre es Ihnen… oder geh raus und lerne andere Menschen kennen.“. Das ist so einfach gesagt und angesichts meines mich selbst lähmenden „Kopfkinos“ wohl ungefähr so, als ob man jemandem mit einem gebrochenen Bein den Rat gibt, einfach mal versuchen, zu laufen. Das soll nicht als Ausrede dienen, es ist wirklich so. Unter Leuten bin ich teils wie in Trance, kann kaum einen klaren Gedanken fassen, habe Panik, „dass sie was merken“.
Fakt ist, so stehe ich heute hier. Keine wirklich engen Freunde, nur ein paar wenige Kontakte auf halber Distanz, die für mich beinahe alles sind, für die ich jedoch nur in 2. oder 3. Reihe stehe.
Ich habe ein Frau, wir lieben und verstehen uns, sie kann meine Probleme nachfühlen, ein kleines Stück weit teilt sie sie mit mir. Dennoch stellen diese eine enorme Belastung dar, so ganz nebenbei kommt nun auch noch ein unerfüllter Kinderwunsch dazu, der sich nach 3 Jahren ausbleibender Schwangerschaft als Quasi-Unfruchtbarkeit entpuppte. Ja, danke, bitte alles zu mir, ich hab noch nicht genug!
Neben all dieser ganzen schei., die ich schon am Hals habe, muss ich nun also wohl auch noch das einzige Ziel im Leben aufgeben, das mir über Jahre hinweg Kraft und Durchhaltewillen gegeben hat: mir irgendwann meine eigene Familie aufzubauen und es bei meinen Kindern mal besser zu machen. Unsere Ehe läuft Gefahr, an dieser Doppelbelastung zu zerbrechen, da uns wirklich die Kräfte ausgehen… zumal wir zur Abwechslung mal wieder niemanden haben, mit dem wir wirklich drüber reden können. Bei meiner Mutter kommt das übliche, hilflose, gebetsmühlenartige „Das wird schon werden…“ und unsere wenigen Bekannten haben entweder schon Kinder oder sind dabei, welche zu bekommen und haben zudem Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen hinter sich stehen. Wie spricht man da über erfolglose künstliche Befruchtung, seine Familiensituation und die nagende Angst, im Alter völlig einsam und ohne Familie da zu stehen?
Gleichzeitig sehe ich in meinem Umfeld nur Menschen, die in ihrer gewachsenen Lebenssituation stehen, Freunde und Familie haben, gemeinsam in Urlaub fahren und Dinge erleben, bei Problemen füreinander da sind, sich gegenseitig zu Feiern einladen, beruflichen Erfolg haben, Kinder haben, einfach mitten im Leben stehen.
Und für die vor allem eine Feier mit vielen Menschen ein freudiges Ereignis ist… und kein Spießrutenlauf.
Ich beende meinen Text nun, wie ich ihn begonnen habe: mit einer Aussage, die gerne vorschnell gemacht und so dahin gesagt wird, die für mich aber mehr und mehr ernst wird: Als einziger erträglicher Ausweg zeichnet sich für mich mehr und mehr ab, dieses Leben selbst zu beenden.
Vielen Dank für Eure Geduld, ich hoffe, hier doch noch einen Lichtblick zu bekommen.
Viele Grüße
P.S.: Ich befinde mich zurzeit in Psychotherapie, habe hier auch noch manche der genannten Erkenntnisse gewinnen können. Der Nebel hat sich quasi verzogen und den Blick auf das ganze Durcheinander freigegeben. Jetzt stehe ich kurz vor dem Ende und eine Auflösung oder hilfreiche Tipps bekomme ich keine…
auch wenn diese Aussage heute gerne vorschnell gemacht wird - ich meine es ernst: Ich weiß bald nicht mehr weiter und kann nicht mehr. Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll, ich weiß nur, dass es ein langer Text werden wird. Also schon man Danke für Eure Geduld und Euer Interesse…
Schon von klein auf hatte ich Angst vor anderen Menschen, wusste nicht mit ihnen umzugehen, hate kein Interesse und kein Einfühlungsvermögen. Es fühlte sich an, als verbände alle Anderen ein unsichtbares Band und nur ich stehe außen vor - fast so, als sei ich von einer anderen Art, einer anderen Rasse. Dementsprechend hatte ich nie viele Freunde und die wenigen, die ich hatte, wechselten über die Jahre mehrfach. Manchmal gingen die Wege einfach auseinander, wie das eben im Leben so geht und auch okay ist, aber oft wurde ich stehengelassen.
Vermutlich lag dies auch daran, dass ich mich immer auf diese Freunde stütze, ihnen am Rockzipfel hing, ohne sie nicht konnte. Ich erinnere mich noch zu Abiturzeiten daran, dass ich meine Kurse nicht so legte, wie es nach meinem Interesse war, sondern so, dass immer jemand da war. Im Extremfall schwänzte ich dann sogar den Kurs, wenn die betreffende Person nicht da war, weil ich mich einfach schutzlos, verloren und hilflos fühlte. Wohlgemerkt mit 18, 19 oder 20 Jahren und 1,92 m groß.
Neben dieser ohnehin schon vorhandenen und doch undefinierbaren Angst kam in der Pubertät noch ein ausgeprägtes Gefühl der Selbstscham, des Selbsthasses hinzu. Ich war 14 und Samstag abends allein zu Hause (ich hatte auch keinen, mit dem ich hätte weggehen können...), es waren noch die guten alten Zeiten mit den besonderen Filmen auf RTL und Sat1, ab 23:00 Uhr. Die schaute ich mir regelmäßig heimlich an, es faszinierte und erregte mich, gleichzeitig fühlte ich mich jedoch schmutzig und schuldig und schämte mich dafür. Und dann kam der Abend: aus einer spontanen Idee heraus fing ich an, an mir herumzuspielen, immer intensiver, bis schließlich... mein P. so merkwürdig verkrampfte und eine merkwürdige Flüssigkeit an meinem Gesicht vorbeischoss. Ich war wie gelähmt. Ich dachte, ich hätte etwas an meinem Körper kaputtgemacht und war der festen Überzeugung, dass so etwas Krankes und Perverses, so etwas Unaussprechliches noch nie ein Mensch vorher in der Geschichte der Menschheit getan hat. Das mag für Euch jetzt völlig abstrus klingen, aber ich fühlte so. Von SB hatte ich noch nie etwas gehört, was ein Orga. ist, wusste ich nicht.
Von diesem Tag an ging ich anders durch die Welt. Alles in meinem Kopf schien sich mit aller Gewalt dagegen zu sträuben, ich selbst zu sein, schien sich gegen mich zu stellen. Alles in meinem Kopf schien sagen zu wollen: „Hey, ich hab mit diesem perversen Typen, den ihr vor euch seht, nichts zu tun!“. Ich kontrollierte jede Bewegung, jedes Wort, jede Emotion von mir. Ich suchte ständig wortlos nach dem Beweis, nach der Bestätigung von anderen, dass ich normal bin. Doch ich bekam sie nicht. Klar, aus heutiger Sicht hätte ich damals auch darauf warten können, dass jemand auf mich zukommt und mir bestätigt, dass ich Haare auf dem Kopf habe. Damals war es für mich der stille Beweis, dass ich nicht normal bin.
Ich beobachtete, prüfte und kritisierte mich selbst ständig. Wenn mir doch mal ein „echtes“ Lachen rausrutschte, gefror mir dieses augenblicklich im Gesicht. „Oh Gott, jetzt haben sie dich gesehen!“ Wenn ich unter Menschen war, war ich wie gelähmt. Bei großen Menschenmengen war ich sogar wie in Trance, stand völlig neben mir. Und so bekam das Ergebnis meiner Angst vor anderen Menschen und meiner Zurückhaltung – nämlich, dass kaum jemand etwas auf Dauer mit mir anfangen konnte und ich immer mehr oder weniger am Rand stand – einen völlig anderen Geschmack: „Die merken was…“
Natürlich blieb es nicht bei dem einen Mal SB und so ritt ich die nächsten 2 oder 3 Jahre (!!) munter in diesen Teufelskreis hinein, ohne mit jemandem ein Wort darüber zu sprechen… besser: sprechen zu können. Immer in einem verzweifelten Zwiespalt.
Per Zufall bekam ich irgendwann mal mit, wie jemand über SB sprach und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass es dafür einen Begriff gibt, dass ich nicht der erste und einzige auf der Welt bin. Heute kann ich wunderbar darüber schreiben und sogar Witze darüber machen – das oben Beschriebene bin ich jedoch bis heute nicht mehr losgeworden.
Noch heute kann ich nicht ich selbst sein, widere mich an, kann nicht aufhören zu onan. und schäme mich gleichzeitig abgrundtief dafür. Es ist irgendwie ein Selbstläufer geworden, ich habe bis heute Angst davor, dass jemand um die Ecke kommt, mich ansieht und „etwas merkt“.
Meine Familiensituation könnt Ihr anhand meiner Geschichte jetzt wohl schon einschätzen. Echte Gefühle gab es nicht, es war alles immer sehr kontrolliert, musste funktionieren, das Bild nach außen musste stimmen. Die beschriebene Angst und soziale Hilflosigkeit habe ich mir von meiner Mutter abgeschaut. Einerseits ist sie heute die Einzige aus meiner Familie, zu der ich regelmäßig Kontakt habe, andererseits ist da dennoch diese emotionale Leere, diese Hilflosigkeit.
Ich wurde nie geschlagen, beschimpft oder sonst wie schlecht behandelt. Trotzdem kann ich mir selbst gegenüber nichts Positives empfinden. Keine Liebe, kein Selbstbewusstsein – stattdessen Scham, Selbsthass, emotionale Leere. Ich fühle mich im Kopf, wie „immer auf dem Sprung“. Wie ein Soldat, der durch ein leeres Dorf schleicht mit der ständigen Angst, gleich aus dem Hinterhalt beschossen zu werden.
Lange Zeit war dieses seelische Leiden für mich namenlos, war rein mein Problem (genau wie über mehrere Jahre die SB). Nachdem ich nun etwas recherchiert habe, bin ich auf das Krankheitsbild der „selbstunsicher-vermeidenden Persönlichkeitsstörung“ gestoßen, das den Nagel in vielen Punkten auf den Kopf trifft.
Unter diesen Symptomen zu leiden, emotional großteils wie gelähmt zu sein, sich für sich selbst zu schämen, innerlich ständig „auf dem Sprung“ zu sein, ist wirklich zermürbend und kräftezehrend. Teilweise macht es einem auch Panik, weil man so in sich selbst gefangen ist. Man läuft in seiner tiefen Selbstunsicherheit durch die Welt, strahlt diese entsprechend aus und bekommt sehenden Auges mit, wie man deshalb gemieden wird, weil die Menschen einfach nicht mit diesem immer so böse dreinschauenden, zurückgezogenen, unsicheren Menschen anfangen können.
Ich weiß, dass ich es anderen Menschen schwer mache, positiv auf mich zuzugehen, wenn ich unter Leuten eine dermaßene „Fresse ziehe“, arrogant oder abweisend wirke oder auf niemanden eingehe. Aber all das ist scheinbar das einzige Programm, das in meinem Kopf ist, weil ich es als Kind nicht viel anders mitbekommen habe und es sich über die Jahre dank entsprechender „Erfolgserlebnisse“ weiter gefestigt hat.
Damals wie heute spüre ich, wie ich für andere eher Last als Freude bin, wie sie lieber ohne mich Dinge unternehmen. Und schon bestätigt sich so das Bild vom unsichtbaren Band, dass die anderen verbindet.
Jetzt mögt Ihr vielleicht denken: „Dann rede doch einfach mal mit den betroffenen Leuten, entschuldige Dich, wenn Du Dich blöd verhalten hast und erkläre es Ihnen… oder geh raus und lerne andere Menschen kennen.“. Das ist so einfach gesagt und angesichts meines mich selbst lähmenden „Kopfkinos“ wohl ungefähr so, als ob man jemandem mit einem gebrochenen Bein den Rat gibt, einfach mal versuchen, zu laufen. Das soll nicht als Ausrede dienen, es ist wirklich so. Unter Leuten bin ich teils wie in Trance, kann kaum einen klaren Gedanken fassen, habe Panik, „dass sie was merken“.
Fakt ist, so stehe ich heute hier. Keine wirklich engen Freunde, nur ein paar wenige Kontakte auf halber Distanz, die für mich beinahe alles sind, für die ich jedoch nur in 2. oder 3. Reihe stehe.
Ich habe ein Frau, wir lieben und verstehen uns, sie kann meine Probleme nachfühlen, ein kleines Stück weit teilt sie sie mit mir. Dennoch stellen diese eine enorme Belastung dar, so ganz nebenbei kommt nun auch noch ein unerfüllter Kinderwunsch dazu, der sich nach 3 Jahren ausbleibender Schwangerschaft als Quasi-Unfruchtbarkeit entpuppte. Ja, danke, bitte alles zu mir, ich hab noch nicht genug!
Neben all dieser ganzen schei., die ich schon am Hals habe, muss ich nun also wohl auch noch das einzige Ziel im Leben aufgeben, das mir über Jahre hinweg Kraft und Durchhaltewillen gegeben hat: mir irgendwann meine eigene Familie aufzubauen und es bei meinen Kindern mal besser zu machen. Unsere Ehe läuft Gefahr, an dieser Doppelbelastung zu zerbrechen, da uns wirklich die Kräfte ausgehen… zumal wir zur Abwechslung mal wieder niemanden haben, mit dem wir wirklich drüber reden können. Bei meiner Mutter kommt das übliche, hilflose, gebetsmühlenartige „Das wird schon werden…“ und unsere wenigen Bekannten haben entweder schon Kinder oder sind dabei, welche zu bekommen und haben zudem Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen hinter sich stehen. Wie spricht man da über erfolglose künstliche Befruchtung, seine Familiensituation und die nagende Angst, im Alter völlig einsam und ohne Familie da zu stehen?
Gleichzeitig sehe ich in meinem Umfeld nur Menschen, die in ihrer gewachsenen Lebenssituation stehen, Freunde und Familie haben, gemeinsam in Urlaub fahren und Dinge erleben, bei Problemen füreinander da sind, sich gegenseitig zu Feiern einladen, beruflichen Erfolg haben, Kinder haben, einfach mitten im Leben stehen.
Und für die vor allem eine Feier mit vielen Menschen ein freudiges Ereignis ist… und kein Spießrutenlauf.
Ich beende meinen Text nun, wie ich ihn begonnen habe: mit einer Aussage, die gerne vorschnell gemacht und so dahin gesagt wird, die für mich aber mehr und mehr ernst wird: Als einziger erträglicher Ausweg zeichnet sich für mich mehr und mehr ab, dieses Leben selbst zu beenden.
Vielen Dank für Eure Geduld, ich hoffe, hier doch noch einen Lichtblick zu bekommen.
Viele Grüße
P.S.: Ich befinde mich zurzeit in Psychotherapie, habe hier auch noch manche der genannten Erkenntnisse gewinnen können. Der Nebel hat sich quasi verzogen und den Blick auf das ganze Durcheinander freigegeben. Jetzt stehe ich kurz vor dem Ende und eine Auflösung oder hilfreiche Tipps bekomme ich keine…
02.05.2012 08:38 • • 09.05.2012 #1