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Hallo Leute,

ich will mir mal ein bisschen Frust von der Seele schreiben. Eigentlich bin ich ein selbstbewusster, aufgeschlossener, intelligenter, lustiger Typ, trotzdem schaffe ich es nicht Freundschaften aufzubauen oder zu halten bzw. überhaupt wirklich Leute kennen zu lernen. Oft kommt es mir vor als wäre ich für andere unsichtbar und wenn ich dann mal Kontakte habe halten die sich immer an der Oberfläche bzw. Beziehungen halten nicht lange. Ich habe lange an sozialer Phobie gelitten, das ist aber heute nicht mehr mein größtes Problem. Der Mangel an sozialen Kontakten und die Fähigkeiten solche aufzubauen fehlt nach wie vor. Die Einsamkeit macht mich aktuell wieder zunehmend depressiv und ich brauche dringend Leute zum quatschen, und wenn es nur online ist. Manchmal laufe ich einfach in die Stadt und fantasiere wie ich es schaffen könnte die Aufmerksamkeit irgendwelcher fremden Leute auf mich zu lenken oder ich frage mich ob ich mal irgendeinen Mist bauen sollte um zumindest mit der Polizei zu reden, ganz schön krank oder? Ich bin leider auch nicht ganz einfach, ich habe immer den Drang alles anders zu machen als andere und ich zweifle schnell daran, dass ich mit Leuten wirklich auskommen kann. Ich bin meistens mit Frauen besser klar gekommen, hatte selten männliche Freunde, habe mich dann aber auch gern verliebt und das ganze an die Wand gefahren.
Ich bin aktuell ziemlich verzweifelt. Vielleicht gibt es hier ja Leute denen es ähnlich geht und die sich unterhalten wollen, hier im Thread, per PN oder sonst wo, schreibt mich einfach an, wäre schön.



Viele Grüße

11.12.2016 21:18 • 20.12.2016 #1


6 Antworten ↓


Hallo Dell31,

willkommen hier bei uns.
Zitat:
Ich habe lange an sozialer Phobie gelitten, das ist aber heute nicht mehr mein größtes Problem.


Weißt Du, woher Deine Angst vor sozialen Kontakten damals kam?
Zitat:
Ich bin leider auch nicht ganz einfach, ich habe immer den Drang alles anders zu machen als andere


Kannst Du das näher beschreiben? Was drängt Dich dazu, alles anders zu machen?
Wenn Du soziale Kontakte haben möchtest, musst Du doch das Gegenteil anstreben.
Menschen finden, mit denen Du etwas gemeinsam hast.

Zitat:
Ich bin meistens mit Frauen besser klar gekommen, hatte selten männliche Freunde


Es wäre sehr hilfreich, wenn Du Dein Verhalten hier etwas näher erklären und begründen würdest.
Warum verhältst Du Dich meistens so?

Zitat:
trotzdem schaffe ich es nicht Freundschaften aufzubauen oder zu halten bzw. überhaupt
wirklich Leute kennen zu lernen.


Du hast bestimmt ein gedankliches Bild von Deinem Verhalten. Was glaubst Du, warum schaffst Du
das so selten? Wo hakt es besonders?

Viele Grüße

Bernhard

A


Ich bin total vereinsamt

x 3


@Dell31
was Du so schreibst/beschreibst, erinnert mich sehr an einen Thread, den wir hier vor fast genau einem Jahr mal hatten, ich fand die Problematik darin ziemlich umfassend und treffend dargestellt. Nicht zuletzt, weil ich ja selbst betroffen bin.

einsamkeit-forum-f37/egal-was-es-entwickelt-sich-einfach-keine-freundschaft-t68815.html

stelle hier mal zwei Kommentare aus diesem Thread rein:
Ging und geht mir genauso wie dir und ich kann dir da ehrlichgesagt keinen allgemeingültigen Rat geben. Ich habe viel über sowas nachgedacht und bin nur zu dem Schluss gekommen, dass einfach viele Faktoren dafür verantwortlich sind. Z.B. sind wir einfach eben in einem Alter, wo Freundschaften kaum noch gesucht oder gebraucht werden. Das ist zumindest meine Erfahrung. So um die 30 kümmern sich die meisten um den Aufbau ihrer Familie und haben keine Zeit und auch keine Kraft noch Energie in echte Freundschaften zu stecken, in denen man durch dick und dünn gehen kann. Außerdem sehe ich die Schuld ganz einfach in der Gesellschaft, in der wir leben. Alles ist unverbindlich und bloß nichts festlegen. Durch Facebook und später durch Whatsapp ist alles 100x schlimmer geworden. Die Leute sind einfach seeeeeehr bequem und oft werden Menschen wie Konsumgüter behandelt. Hat man Bock auf Person A, dann ist alles fein. Wenn nicht, wird sie ignoriert, bis kein Funken Interesse mehr da ist. Klassisches Beispiel ist: Whatsapp Nachrichten werden gelesen und einfach ignoriert. Selbst wenn man ganz konkret Fragen gestellt hat. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass ich mich bei 80% der Leute immer bemühen muss. Von der anderen Seite kommt ungelogen NIE etwas. Ich kenne zum Glück auch Menschen, die sich durchaus bei mir melden. Das ist aber alles Familie (Bruder, Cousin usw.). Bei Freunden und Bekannten ist das wesentlich oberflächlicher und eben exakt genauso, wie du es beschrieben hast. Ich fürchte das ist einfach der Zeitgeist heutzutage.
Meinem Bruder geht es übrigens genauso. Er ärgert sich über exakt das selbe Thema. Vielleicht haben wir einfach zu hohe Ansprüche an unsere Mitmenschen? Gefühlt ist es jedenfalls so, dass die meisten Leute jeglicher Verpflichtung Freunden gegenüber aus dem Weg gehen. Es zählt nur Spaß und Unterhaltung. Freundschaften sind schon längst reine Konsumgüter geworden. Nutzen und wegwerfen. Ich habe schon aufgehört mich darüber zu ärgern und akzeptiere es.
Aber: es gibt auch noch Menschen, die genauso denken wie du und denen es genauso geht. Ist also nicht alles so pessimistisch, wie ich es beschrieben hab

...es ist doch total verrückt und in sich ein Widerspruch. Hier und andernorts wimmelt es nur so von Leuten, die niemand haben, keine Freunde, keinen Kontakt zu Familie, keinen Lebenspartner und eigene Familie. Alle suchen, niemand findet. Was hier über die sozialen Netzwerke geäußert wurde ist natürlich richtig. 16 Jahre war ich selbst in unterschiedlichsten Communitys mehr oder weniger aktiv, nat. auch Facebook, doch ist meine Erfahrung die, dass immer mehr Menschen (nicht zuletzt durch das Internet) die Fähigkeit und das wirkliche Interesse verlieren, aufeinander zuzugehen. Facebook ist nur ein Beispiel, da ist der freundschaftliche Austausch, die Teilnahme am Leben der Anderen, längst einer derart profanen bis peinlichen Selbstdarstellung gewichen (man fotografiert, postet schon das, was man tgl. isst und trinkt, den Milchschaum der Cappuccino-Tasse, den Salat den man futtert....und natürlich fortwährend sich selbst!) und wartet dann darauf möglichst viele likes für jedweden Mist zu bekommen. Darstellung Beachtung sind die Synonyme hierfür. Was sollte das auch mit einem freundschaftlichen Kennenlernen zu tun haben!? Wie soll da Gemeinsamkeit, Gemeinschaft entstehen? Ich glaube mehr und mehr, dass die allermeisten Menschen - auch die, die sich beklagen, allein zu sein - einfach nicht die Fähigkeit haben, wirklich empathisch und interessiert an dem Menschen gegenüber zu sein. Hier und überall findet man sie immer wieder: Menschen die einem ihr Leid, Sehnsüchte, Wünsche mitteilen, deren Hauptthema eigentlich sie selbst sind. Dann trifft man die auch irgendwo paar Mal, redet mit ihnen über ihre Thematik, versucht dann, das Thema auf allg. Themen zu lenken, auch mal was von sich selbst zu erzählen, worauf der Satz kommt: ...also bei mir war das so.... schon ist man wieder beim Thema. Und so sehe ich das auch hier. Es gibt unzählige Profile, die hier ausschließlich! ihr eigenes Leid dokumentieren aber an den Problemen anderer, die ebenso selbst betroffen sind, niemals Anteil nehmen. Und alle fühlen sich einsam unglücklich unverstanden. Letztes Jahr habe ich hier den Versuch gemacht; dachte, ich lebe in einer großen Stadt (Bln.), da könnte man doch paar einsam Suchende zusammenführen. Ganze 2 Leute aus Berlin fanden die Idee praktikabel. Auch das sagt viel.

_

@ Gnomenreigen

Hallo Gnomenreigen,

mal wieder eine schöner Beitrag von Dir. Sehe ganz vieles sehr ähnlich.
Zitat:
Hier und überall findet man sie immer wieder: Menschen die einem ihr Leid, Sehnsüchte, Wünsche mitteilen,
deren Hauptthema eigentlich sie selbst sind.


Dieser Satz beeindruckt mich.
Ich finde, viel mehr müsste man nicht dazu sagen.

Gruß

Bernhard

@Hotin
....ach Hotin, Mensch,
ich danke für Gruß und Dank, aber es ist im Prinzip meine alte Leier. Mit dem Älterwerden bemerkte ich es erst, dass mir bei meinen Kontakten immer irgendwas fehlte, und das war der Teil an Empathie, der mir eigentlich von der anderen Seite hätte entgegengebracht werden müssen (wenn es denn tatsächlich Freundschaft war). Irgendwann verlässt einen dann manchmal auch selbst die Kraft, zumal wenn es einem mal nicht so gut geht, und dann hab ich auch keinen Nerv mehr, auf die Leute zuzugehen, zu animieren, dazusein etc... irgendwie scheint das auch so ein Kreislauf. Dabei denke ich oft, wie schwer haben das erst mal Leute, die sich nicht auf das Gegenüber einstellen können, mit soz. Phobien belastet sind etc.... wenn ich das nicht mal auf die Reihe bekomme. Früher dachte ich immer das läge alles an mir, heute weiß ich, dass sich das soziale Leben einfach zu sehr verändert hat. Wie ist es denn bei Dir? verfügst Du über ein stabiles Umfeld, vielleicht Freunde sogar. Du gehörst hier immer wieder zu den Leuten, die anderen unentwegt Mut, Verständnis und Rat entgegenbringen. Dabei hast Du sicher auch Probleme und Sorgen; sonst wärst Du ja nicht hier. Doch die stellst Du zugunsten vieler User hintenan. Dafür Dir auch mal ein Danke! ich lese Deine Beiträge oft und interessiert, und Menschen wie Du bilden letztendlich hier den harten Kern, besser das Herz dieses Forums.

@gnomenreigen,

Zitat:
Irgendwann verlässt einen dann manchmal auch selbst die Kraft, zumal wenn es einem mal nicht so gut geht,
und dann hab ich auch keinen Nerv mehr, auf die Leute zuzugehen, zu animieren, dazusein etc...
irgendwie scheint das auch so ein Kreislauf.


Sehr oft ist mir das schon passiert.
Es ist halt so.
Zitat:
Wie ist es denn bei Dir? verfügst Du über ein stabiles Umfeld, vielleicht Freunde sogar.


Weil es mir ähnlich geht wie Dir und vielen anderen, habe ich nur meine Geschwister, viele Bekannte und nur
wenig Freunde.
Meine letzte Partnerin hat mich sehr gebunden. Wir haben uns geliebt, aber wie viele den Fehler gemacht,
jeder hat seine Bekanntschaften nicht weiter gepflegt.
Dazu fehlte oft die Zeit und die Alltagsprobleme waren zu zahlreich.

Ich habe nur einen Vorteil. Ich weiß heute, wie Menschen kommunizieren.
Wenn ich jemanden brauche, gehe ich irgendwo hin. Überall findest Du Menschen,
die Kontakt haben möchten. Nur wie Du schon schreibst, erwarte nicht, das sie Dir
zuhören. Oft haben sie so ein Drang, etwas von sich zu erzählen, dass Du selbst
häufig zu kurz kommst.
Wenn Du das noch erkennst, kannst Du sicher sein, dass es Dir viel besser geht, als dem Durchschnitt.
Zitat:
Dabei hast Du sicher auch Probleme und Sorgen; sonst wärst Du ja nicht hier.


Nein, es ist weitgehend anders.
Ja, ich habe meine Sorgen und Probleme - ich bin ein Mensch. Damit komme ich aber ganz gut klar.

Hier im Forum bin ich deshalb, weil ich weiß, was Angst ist und wie man anders damit umgehen kann.
Es war ein Zufall hier herein zu finden und es hatte mir während meiner Arbeitslosigkeit sehr geholfen,
täglich etwas sinnvolles zu tun.
Ich bewege mich gern dort, wo es meiner Meinung nach, wertvolle Menschen gibt.
Und die findet man immer besonders dort, wo es um soziale Fragen und Themen gibt.
Daher bin ich auch nie in sozialen Netzwerken unterwegs gewesen.

Deine Beschreibung dazu fand ich eben sehr treffend.
Zitat:
Doch die stellst Du zugunsten vieler User hintenan.


Richtig und teilweise falsch.
Ich ziehe aus den Gesprächen mit vielen Menschen hier außerordentlich viel Positives.
Menschen mit psychischen Problemen sind häufig sehr intelligente Gesprächspartner
und sie sind meiner Meinung nach selten so krank, wie sie sich selbst fühlen und andere es glauben.
Teilweise schaffen sie einfach nicht den Spagat zwischen dem was die Gesellschaft und die Industrie
vorgibt und einfacher Menschlichkeit. Darüber kann man krank werden.

Mich beeindruckt es immer wieder, wenn jemand erzählt, das er etwas nicht kann,
es aber sehr wohl kann.
Er macht es nur nicht, oder sagen wir , noch nicht.

Mir ist es mal viele Jahre sehr schlecht gegangen. Bei vielen Themen rede ich
also nicht von einer Theorie. Ich habe es nicht studiert. Ich habe es gelebt.
Und ich suche weitere Verbesserungen.
Dies ist ein Stück Sinn, den ich mir selbst gegeben habe.
Wenn ich in irgendeiner Weise Kontakt mit Menschen habe, wird es selten langweilig.

So, muss gleich arbeiten.
Ich finde es immer wieder interessant mit Dir zu reden.

Beste Grüße an Dich

Bernhard





Dr. Reinhard Pichler
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