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Hallo,

ich stelle mich mal vor. Ich bin 24, Studentin und lebe seit Jahren mit sozialer Phobie. Durch meine sozialen Ängste habe ich nach und nach meine Freunde aus der Kindheit verloren (neue Freunde sind nie hinzugekommen) und bin seit ca.4 Jahren wirklich alleine.

Man könnte jetzt denken, dass man im Studium doch so viele neue Leute kennen lernt aber ich bringe es fertig jeden Kontakt, der meist sowieso nur durch Gruppenarbeiten zustande kommt, im Keim zu ersticken. Ich bin einfach so verklemmt. Ich weiß überhaupt nicht, worüber ich mit den Leuten reden soll. Klar kann man sich über die Uni, Prüfungen und seine Fächer etc. unterhalten aber dann hört es bei mir auch schon wieder auf, darüber hinaus passiert in meinem Leben nämlich nichts. Und wenn andere etwas erzählen kann ich nie mitreden und werde dadurch immer schnell zur Randfigur.

Hobbys habe ich in meiner Jugend verschiedene ausprobiert aber nichts für mich gefunden, wo man zwangsläufig auch in Kontakt zu anderen kommt.
Besonders schlimm sind die Wochenenden, ich weiß einfach nicht mehr wohin mit mir. Ich sitze jedes Wochenende allein zu Hause und bin absolut verzweifelt . Wenn man immer nur seine eigenen Gedanken hört und nie einen Austausch hat (teilweise gibt es tagelang niemandem, mit dem ich reden kann) steht man irgendwann am Rande des Durchdrehens.
Alleine am Wochenende wegzugehen würde ich mich nicht trauen. Aufgrund meine Sozialen Phobie habe ich auch so ein bisschen Paranoia, dass mich Kommilitonen dann alleine sehen könnten, und mich seltsam finden/ sich wundern, warum ich alleine bin. Und dadurch dass ich unter Leuten generell ängstlich und verunsichert wirke, würde ich wahrscheinlich sowieso den ganzen Abend alleine bleiben.
Ist/ war jemand in einer ähnlichen Situation? Gibt es Leute die es aus ihrer Isolation raus geschafft haben und irgendwelche Tipps haben?

Danke fürs Lesen!

10.12.2016 18:10 • 07.01.2017 #1


22 Antworten ↓


Eine Lösung habe ich leider nicht, aber ich biete dir meine Forumsfreundschaft an, wenn du Interesse hast.
Können wir uns per pn schreiben.

A


Ich bin total isoliert

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Hallo Mila

Ich kenne so eine Isolation. Ich habe zwar keine soziale Phobie, aber ich komme aufgrund anderer Ängste nicht viel raus. Ich kenne das auch, tagelang alleine zuhause zu sitzen und mit niemanden reden können. Auch ich werde dann manchmal fast wahnsinnig vor Isolation. Du hast durch das Studium ja wenigstens noch eine Aufgabe. Ich habe sowas nicht. Einen anderen Rat, als immer wieder zu üben, auf andere Leute zuzugehen, weiß ich leider auch nicht. Oder such dir ne Selbsthilfegruppe. Sowas habe ich auch und komme dann wenigstens einmal die Woche unter Leute.

Ja gerne!
Ich bin aber neu hier und weiß noch nicht wie PN funktioniert.

Hey Skyla77,

was machst du denn den Tag über, falls ich das fragen darf? Ich denke eine Selbsthilfegruppe kann mitunter besser als eine Therapie sein, weil man da unter Gleichgesinnten ist und sich verstanden fühlt. Nur habe ich hier in meiner Gegend leider nur eine SHG mit meiner Problematik und das Treffen bei dem ich war, war der totale Reinfall. Die Leute dort haben sich nur selbstbemitleidet, es war echt ein Trauspiel...
Naja, ich bin auch heilfoh, dass ich wenigstens mein Studium habe. Ich bin zwar nicht sicher ob ich den Beruf, den ich anstrebe, wegen meiner Sozialen Phobie nachher überhaupt machen kann, aber ich sehe keine Alternative (ist eigentlich mein Wunschberuf .

Liebe Mila,

ich bin in einer ähnlichen Situation, nur ohne Studium. Ich bin auch trotz Tendenzen einer sozialen Phobie nicht verklemmt - wenn ich mal unter Leuten bin, dann fällt es mir relativ leicht, mich auf sie einzulassen und Gespräche zu führen, wie aktuell in einer Selbsthilfegruppe, in die ich seit kurzem gehe. Dort sind aber nur ältere Leute mit ganz anderem Hintergrund und anderen Interessen, sodass ich wieder niemanden für die Freizeitgestaltung habe. Kenne diese furchtbar leeren Wochenenden nur zu gut! Ich sitze dann viel vor dem Computer und lese mir die verschiedensten Sachen durch. Indem ich meinen Kopf mit Wissen fülle, verdränge ich die depressiven Gedanken. Ich lese auch viel, wenn es die Konzentration zulässt. Aber all das ersetzt natürlich nicht menschliche Kontakte. Oft vergeht eine ganze Woche, in denen ich nicht mehr sage als Grüß Gott und Auf Wiedersehen an der Supermarktkasse. Das ist eigentlich schon schlimm, wenn man so darüber nachdenkt. Daher die Verdrängungsstrategien.

Was ich so mache den Tag über - ja, das ist gerade das Problem. Die Zeit zieht sich hin und mir ist oft total langweilig. Ich sehe viel fern, bin im Internet, lese viel undd ab und zu male ich, aber die meiste Zeit hänge ich vor der Glotze und habe dann einfach keine Lust mehr was zu machen. Ich finde mein Leben im Augenblick total öde und leer. Im Winter mag ich auch nicht gerne spazierengehen.

Hallo Juwi,

wenn du gut mit Leuten ins Gespräch kommen kannst, ist das dann nicht eigentlich schon eine gute Voraussetzung, um den Kontakt zu vertiefen bzw. eine Bekannschaft oder sogar Freundschaft anzufangen...? Oder ziehst du dich dann schnell wieder zurück, machst irgendwie dicht, aus Angst vielleicht so wie du bist nicht gemocht zu werden?
Gäbe es für dich Möglichkeiten in Kontakt mit Gleichaltrigen zu kommen?

Zitat von mila24:
Oder ziehst du dich dann schnell wieder zurück, machst irgendwie dicht, aus Angst vielleicht so wie du bist nicht gemocht zu werden?

Ertappt Das mache ich tatsächlich häufig. Ich hatte aber durchaus schon Freundschaften, die über Jahre Bestand hatten (sind leider in die Brüche gegangen, als ich so depressiv wurde).

Möglichkeiten, unter Gleichaltrige zu kommen, sehe ich keine. Vereine o.ä. kommen nicht in Frage, weil ich leider keinerlei Fähigkeiten und Interessen habe.

Vielleicht wäre eine Ehrenamt etwas
Ansonsten gibt es nur die Möglichkeit üben, üben üben, üben.........Konfrontation und Gedanken umlenken da kann natürlich auch ein V-Therapeut hilfreich sein

Eine Verhaltenstherapie werde ich jetzt mal angehen. Für mich ist aber besonders das Gedanken umlenken wichtig und ich hoffe, dass das in einer Verhaltenstherapie nicht zu kurz kommt (war schon mal bei Erstgesprächen und die Verhaltenstherapeuten arbeiten oft echt nur auf der Verhaltensebene)

Zitat von mila24:
Eine Verhaltenstherapie werde ich jetzt mal angehen. Für mich ist aber besonders das Gedanken umlenken wichtig und ich hoffe, dass das in einer Verhaltenstherapie nicht zu kurz kommt (war schon mal bei Erstgesprächen und die Verhaltenstherapeuten arbeiten oft echt nur auf der Verhaltensebene)

Verhalten und Gedanken gehören dazu, gibt da ja unterschiedliche Techniken

Versuch doch mal, über das Internet Kontakte zu bekommen. Da musst du dich nivht gleich komplett präsentieren, sondern zeigst nur das von dir, was du willst. Es gibt doch sooo viele Kontaktbörsen. Und wenn es nicht passt, ist es auch kein Problem, den Kontakt abzubrechen.

Auch mir ist die Isolation nur allzu bekannt. Abend für Abend und Wochenende für Wochenende hockt man zu Hause. Die intensivste Konservation außerhalb der Arbeit erschöpft sich sich auf hallo und tschüß und danke. Alleine wegzugehen, ist lästig: alleine ist man weniger Pärchen als die Pärchen, die einem begegnen, und alleine ist man weniger Freunde als solche, die man in der Bahn beobachtet.

Ich habe seit langem Lust, mal wieder Indisch zu essen. Jetzt hätte ich Zeit, jetzt könnte ich losgehen, doch alleine an einem Tisch zu sitzen, ist unangenehm. Man kann zuschauen – wie immer – und sitzt alleine mit seinen Gedanken, die sich wunderbar ausbreiten können.

Eigentlich lese ich gerne, doch meist gebe ich mich anderen Ablenkungen hin, den Stimmen aus dem Fernsehen, dem Surfen im Internet, was einem wenigsten ein bißchen das Gefühl von Interaktion verschafft, das sich jedoch schnell abnutzt, und so klickt man gelangweilt herum.

Bei mir ist es jedenfalls so.

Das ist traurig. Warum ist das so bei dir? Ich bin auch ab und an einsam, verabrede mich dann aber auch mit Freunden und Bekannten. Hast du niemanden, mit dem du mal was unternehmen könntest?

Meinst Du Mila oder mich? Ich habe jedenfalls niemanden, aber bei »totaler Isolation« dürfte das wenig überraschen.

Ich meinte dich. Tut mir leid, ich kann mir eben gar nicht vorstellen, dass man einfach niemanden kennt. Dass es Probleme gibt, neue Kontakte zu bekommen, schon eher. Wie kommt das denn? Gibt es auch z.B. bei der Arbeit niemanden in ähnlicher Situation, mit dem du dich mal auf ein Bire oder so verabreden kannst? Ich möchte jetzt aber auch nicht irgendwelche blöden Ratschläge geben, würde dir nur gern helfen.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat:
Klar kann man sich über die Uni, Prüfungen und seine Fächer etc. unterhalten aber dann hört es bei mir auch schon wieder auf, darüber hinaus passiert in meinem Leben nämlich nichts. Und wenn andere etwas erzählen kann ich nie mitreden und werde dadurch immer schnell zur Randfigur.

Zitat:
Ich sitze jedes Wochenende allein zu Hause und bin absolut verzweifelt . Wenn man immer nur seine eigenen Gedanken hört und nie einen Austausch hat (teilweise gibt es tagelang niemandem, mit dem ich reden kann) steht man irgendwann am Rande des Durchdrehens.

Alleine am Wochenende wegzugehen würde ich mich nicht trauen. Aufgrund meine Sozialen Phobie habe ich auch so ein bisschen Paranoia, dass mich Kommilitonen dann alleine sehen könnten, und mich seltsam finden/ sich wundern, warum ich alleine bin. Und dadurch dass ich unter Leuten generell ängstlich und verunsichert wirke, würde ich wahrscheinlich sowieso den ganzen Abend alleine bleiben.
Ist/ war jemand in einer ähnlichen Situation? Gibt es Leute die es aus ihrer Isolation raus geschafft haben und irgendwelche Tipps haben?

Danke fürs Lesen


Hallo mila,

das kann ich gut nachvollziehen. Geht mir teilweise ähnlich. Insbesondere was das in meinem Leben passiert nichts angeht. Macht einen als Person natürlich nicht wirklich interessant und ist auch bei der Partnersuche nicht wirklich hilfreich. Ein wirklichen Tip habe ich leider nicht für dich. Ich bin noch ein paar Jährchen älter und habe fast das Gefühl, je älter desto schwieriger ist es, sich einen neuen Freundes- / Bekanntenkreis aufzubauen. In meinem Alter, das heisst um die 30 herum, sind viele mit Familiengründung etc. beschäftigt und haben gar kein Interesse neue Leute kennenzulernen. Will dich nicht entmutigen, aber so empfinde ich das...

Hallo,

das Thema ist für mich auch im Moment sehr aktuell. Ich wollte mal fragen, ob du mittlerweile einen Weg gefunden hast, um diese Einsamkeit loszuwerden bzw mit ihr konstruktiv umzugehen? Die Problematik Sozialphobie betrifft mich auch leider.

LG

Nee leider nicht, wenn das so einfach wäre...ich nehme mir jedes mal vor, in sozialen Situationen mehr aus mir rauszugehen aber selbst wenn ich mal ein Gespräch zustande kriege, heißt das ja nicht, dass daraus gleich eine Freundschaft entsteht.

Ich glaube, die Einsamkeit muss man zunächst einmal akzeptieren. Man hat nun mal gerade niemanden außer sich selbst also muss man bei sich selbst anfangen. Gerade bei sozialer Phobie hat man ja meistens ein ziemlich negatives Selbstbild, was andere irgendwie instinktiv wahrnehmen. Jemand der sich klein macht, wird auch nicht gesehen, das ist meine Erfahrung. Um aus der Einsamkeit rauszukommen, würde es also helfen sich selbst anzunehmen. Denn Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung etc. bekommt man nur so viel, wie man sich auch selbst geben kann, glaube ich.

Soweit meine Theorie...das in die Praxis umzusetzten ist aber weitaus schwieriger
Naja, vielleicht kann dir auch der Austausch hier im Forum helfen?

A


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Dr. Reinhard Pichler
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