Joah, super Topic, das umschreibt meine Gefühlslage ganz gut. Witzigerweise verdeutlicht das Wort Hoffnung tatsächlich, daß es mir besser geht die letzten beiden Jahre, aber ich fang mal von vorne an (uff, das wird ´n langer Post):
Also, bin 34 Jahre jung, männlich, Single und relativ einsam. Bis zu meinem 16. Lebensjahr ging es mir großartig: viele, gute, lustige Freunde, sehr viel am lachen und größtenteils gut drauf. Rückblickend verklär ich das ganze wohl etwas, aber aus heutiger Sicht kommt mir das alles paradiesisch vor...Familie, Freunde und einen optimistischen Blick nach vorne. Das war im Grunde Standard und so sollte es ja eigentlich auch sein.
Warum hat sich das geändert? Hm, ich geb den Dro. Schuld. Damit hat sich viel gewandelt, schleichend aber eindeutig. Die Clique und ich wußten nur noch wenig mehr mit uns anzufangen als (anfangs und hauptsächlich) zu *beep*, Videospiele zu daddeln und rumzuhängen...und eben wieder Dope organisieren. Später kamen dann die sogenannten Partydrogen hinzu, nicht so im Übermaß, was bei mir eh nie der Fall war (max. 2 Pillen am Abend, dazu hier und da noch ne Nase Speed etc.). Furchtbar, aber noch relativ harmlos.
Als ich dann meine erste feste Freundin hatte, fing ich unbewußt an, mich von meinem Freundeskreis zu distanzieren. Auch wenn wir nur noch ein Haufen Dopeheads waren, waren wir trotzdem noch Freunde, es gab immer noch gut was zum lachen.
Naja, die Beziehung mit meiner Freundin verlief intensiv und anstrengend. Wir sind recht flott zusammengezogen (Sie 20, ich 18) in eine 1 Zimmer Wohnung (ich Zivi, sie Abiturientin) und meine Gemütsschwankungen traten immer mehr zu Tage, die liegen in der Kindheit begründet, da meine Mutter leicht zu schreien anfängt/dazu neigt, cholerisch zu werden und ich das übernommen habe. Das tägliche *beep* hat das aber übelst verstärkt und ich bin mit der Situation nicht mehr klargekommen, daß eine Beziehung nicht immer so harmonisch bleibt, wie am Anfang, sondern sich Routine einschleicht. Ich fühlte mich immer weniger zu ihr hingezogen, konnte aber auch nicht mehr ohne sie. Die verkifften Gedanken haben diese Gefühle noch verstärkt. Und wie soll man darüber reden?
Naja, das ist alles schon nicht mehr wahr, letzten Endes ist man schlauer aber das Ende vom Lied:
Ich hatte keinen Bong (Haschpfeife) mehr, sie hat mochte es nicht, wenn ich einen besaß (wir haben beide gek. , aber halt Joints) und um meinen alten Freundeskreis ...
(inzwischen besuchte uns niemand mehr von denen, früher hab ich mich vor denen versteckt, um mal meine Ruhe zu haben...ständig hat das Telefon/die Türklingel geläutet, bei mir vor der Haustür standen immer Räder etc.)
... und meine Bong wieder bei mir zu haben, bin ich mit einem meiner besten Freunde zusammengezogen, mit meiner Freundin wohlgemerkt. Wie die Sache ausgeht, können sich evtl. einige schon denken: die beiden hatten letztendlich ein Techtelmechtel miteinander und ich saß da (auch noch mit seiner Mutter, die zu uns gezogen ist, weil der Vater die Familie auf die Straße gesoffen hat)...ohne Eltern (Kontakt abgebrochen auch wegen meiner Freundin), ohne Freundin, ohne Freunde, mit einer Ausbildung, die ich haßte, zu der mich meine Freundin gedrängt hatte. Klingt wie n ziemlicher Pantoffelheld, aber ich denk nicht, daß ich das bin, dafür bin ich dann doch zu herrisch. Jeder läßt sich halt von seinem Partner beeinflußen, so ist das nun mal.
Ab da hab ich mich verzweifelt ins sog. Partyleben gestürzt, hab dichtgepillt auf Technoparties versucht, Anschluß zu finden. Wie hohl, aber naja...jung und verzweifelt halt. Ich konnt nicht verstehen, wie sich die Welt auf einmal verändert hat, Selbstverständlichkeiten wie Freunde und Familie war nicht mehr und war auch nicht mehr leicht zu bekommen.
Da ging es los mit dem Hass. Selbsthass. Sich selbst runtermachen. Alle anderen hassen. Die Glücklichen. Die Normalos. Konsumidioten. Die coolen Hipster mit dem neuesten Schnick-Schnack. PAH!
Witzigerweise habe ich auf einer Goa einen meiner wenigen Freunde kennengelernt, der ganz anders ist...auch ein Freak, überzeugter Dopehead, aber halt...hat ne schöne Frau (vor zwei Jahren geheiratet) auch vorher immer die tollsten Frauen, ist größer als ich, volleres Haar, stärkeren Bartwuchs, nicht so schmächtig, kommt mit allem klar, liebt die ganzen up to date Video/PC Games, die ich hasse, super angesagt quasi (ich bin ein beinharter Oldschool Gamer), ein Typ, den man einfach gern haben muß...sogar ich. Und manchmal überleg ich, ob ich ihm das gönn...
Hmm, ich verlier langsam den Faden, aber es muß alles raus, hab grad nen Schreibfluß...
Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Man schlägt sich dann mehr schlecht als recht planlos durchs Leben. 11.10.2003, den Tag werd ich nicht vergessen: ich konnte mich nicht mehr an diesem schei. Bong *beep* sehen, hab das Ding entgültig weggeschmissen. Deswegen hab ich noch lange nicht mit *beep* aufgehört, aber es wurd deutlich weniger. Dafür hab ich mehr B. getrunken und Zig. geraucht. Aber ich hatte wenigstens mehr nüchterne Tage die Woche. Hab nocheinmal eine Ausbildung angefangen (die erste hab ich abgebrochen, fast schon symbolisch, daß der Betrieb erst abgebrannt, dann renoviert und letzten Endes geschloßen wurde), die ich auch durchgezogen habe, daß wußte ich gleich.
Und doch war das schrecklich: vor dem Chef stand ich ständig als stotternder, unsicherer Tollpatsch. Ich wußte nicht, wieso. Jetzt weiß ich es: wenn man ständig allein, dazu noch unter Dro./Alk. ist, begleitet von recht abgefahrenen Allmachtsphantasien, Paranoia, manischen Depressionsschüben (ein, zwei Tage himmelhochjauchzend, dann mit einem schlechten Gedanken plötzlich wieder zu Tode betrübt), kann man nicht mehr normal mit anderen Menschen kommunizieren, das ist im Grunde genommen logisch, daß man diese Eigenschaft erstmal nicht mehr hat. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit, sich zu konzentrieren.
Beziehungen hatte ich seit dem Verlust meiner ersten Freundin nur noch rudimentär und dementsprechend chaotisch: entweder mit (super) hübschen, tollen Frauen, bei denen ich es einfach versieben mußte, oder mit irgendwelchen Frauen, die ich beim feiern kennengelernt hab, die besagten one night stands, wo alles dabei war: von relativ unattraktiv bis hübsch, aber uninteressant. Grauenvoll. Jahrelang bin ich mit dem Gedanken rumgerannt, evtl. HIV positiv sein zu können, erst meine letzte feste Freundin hat mich zum Test getrieben (ich hatte unglaubliche Angst vor einem positivem Ergebnis und ich verabscheue Nadeln und Blutabnehmen).
Achja, und nicht zu vergessen die Frauen, die selbst depressiv waren, mit zerschnittenen Armen etc. , auf die wirkte ich auch recht anziehend und umgekehrt.
Erst mit meiner letzten festen Freundin (10 Jahre jünger) hatte ich mal wieder sowas wie eine echte Beziehung; das ganze verlief aber fast wie meine erste, nur halt in 9 Monaten statt in 3,5 Jahren.
Nebenbei versuchte ich dann immer wieder, meine Künstler Ambitionen zu verwirklichen: Schauspielschule (3 Monate Probekurs mit Ablehnung; ich war zu der Zeit fast jedes WE in irgend einem Techno Club total dichtgepillt und überdreht; trotzdem konnte ich zeigen, daß ich was kann und ich hatte zum ersten Mal wieder Menschen um mich, die ich wirklich mochte), Laientheater, Band, Comics zeichnen.
Freunde hab ich (bis auf den besagten Goa-everybodies Darling, meinen noch einsameren und zurückgezogeneren Suff/Arbeitslos Kumpel aus Kindertagen und eine rheinische Frohnatur) nicht. Immer nur so fast Freunde, die sich über kurz oder lang doch wieder von einem distanzieren.
Vor einem Jahr hatte ich ein unglaublich schönes Glaubenserlebnis. Heute weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll, aber ich fühlte mich wirklich, als würde Gott mit mir kommunizieren. Ich weiß, was jetzt die meisten von euch denken: ich hab eine starke Phantasie und Menschen, die zu Depressionen/Paranoia neigen können sich auch sowas leicht einbilden. Ich geb auch zu, daß sich das ganze ähnlich wie eine manische Hochstimmungsphase angefühlt hat, nur es gibt deutliche Unterschiede zu diesen:
Eine manische Hochstimmung hielt bei mir höchstens drei Tage, dann wurde ich wieder in ein mindestens genauso tiefes seelisches Loch gezogen und zurück waren alle Ängste, Selbstzweifel etc.
Dieses positive Gefühl hielt über Monate an. Ich konnte mit einer Leichtigkeit meine Alk./Dro. beenden. Zum ersten Mal seit meinem 16. Lebensjahr bin ich frei von Dro., Alk. und Nikotin. Früher, wenn ich mich aus einer Runde verabschiedet hatte, dachte ich:Die werden sich jetzt nur noch über mich das Maul zerreissen! Haben sie sich bestimmt auch, nicht immer, aber ab und an sicherlich, was ich auch verstehe, da ich recht freakig geworden bin und eine verschrobene Sicht der Dinge habe. Wenn man so in eine normale Welt reinplatzt sorgt das sicher für Gesprächsstoff. Aber da war es auf einmal so, wenn ich Leute lachen hörte und ich war nicht im Raum, sprach eine beruhigende, vernunftgegabte Stimme in meinem Kopf zu mir:Warum sollten die jetzt ausgerechnet über dich lachen/reden? So wichtig bist du nicht. Du redest/lachst ja auch nicht ständig über Person X/Y, und wenn der sich noch so daneben benommen hat.
Es kamen längst vergessen geglaubte Gefühlsempfindungen zurück, die graue Welt wandelte sich wieder mehr und mehr in die, die ich nur noch aus der Erinnerung kannte. Die Welt und meine Mitmenschen lachten mich wieder an. Ich fühlte mich wie aus einem langen, alptraumhaften Schlaf erwacht. Das war das Wunder, für das ich so oft gebetet hatte. Möglichkeiten taten sich mir auf: vor mir lag ein schon recht dickes Buch lustiger, für eine Laien gut gezeichneter Comics, ich erkannte, ich bin nicht der beste Gitarrist der Welt, kann aber schon etliche Songs meiner Vorbilder spielen und interpretieren und ich bin nicht dumm und häßlich. Nicht mehr oder weniger als die anderen zumindest.
Ich hatte nicht nur den Glauben an Christus gefunden und wirkliche Vergebung meiner Sünden empfangen...
(das muß total bescheuert für so Durchschnittsatheisten/agnostiker klingen, war aber wirklich real)...im Gebet sind irgendwann wahre, aufrichtige, goldene Worte von Reue aus meinem Munde geschlichen, die dies süßesten, befreiendsten Tränen ausgelöst haben. Der ganze Frust war durch diese Tränen wie weggespült, ich hab mich quasi gesund geheult, dabei gleichzeitig kräftig gelacht vor Freude).
...sondern überhaupt wieder den Glauben an sich wiedergefunden, also den Glauben an die Demokratie (ja, wirklich), den Rock ´n Roll (ist nicht unbedingt nur Teufelszeug aber auch), die Menschen, das Gute etc. ... ich hab meine Mitmenschen wieder drolliger gesehen, wie die gnubbelnäsigen, gutmütigen Gallier in den Asterix Comics oder so...
Alles schien gut zu werden. Jetzt kannste loslegen.
Tschja, und nu? Es hat sich vieles zum Guten geändert, wie bspw.
- ich kann mich besser konzentrieren
- ich kann mir gut zu reden, auch wenns mies aussieht
- ich bin nüchtern und weg von der Nikotinsucht und GENIESSE es
- ich hab gelernt, mich wieder selbst zu mögen und daß ich nicht schlechter oder besser bin als du, der da hinten und die Schnalle gestern am Brötchenstand etc.
- ich mach was; ich übe auf der Klampfe, bin wieder in einer Band, die sogar gut ist
- ich hab zum ersten Mal in meinem Leben kontinuirliche Ordnung gelernt; was hab ich früher immer Menschen bewundert, bei denen es ständig aufgeräumt war...wie machen die das bloß? Ganz nebenbei hatte ich jahrelang Angst, an den Briefkasten zu gehen, allein dadurch sind mir etliche hundert € Verlust entstanden, wegen verschwitzten (Handy) Vertragskündigungen etc.
-fühl mich oft einfach Wohl in meiner Haut und glaube wieder an einen Lebenssinn und das man was erreichen kann, wenn man ordentlich Gas gibt und sich in eine Sache reinkniet
- ich mag, was ich tu
- ich meide die Arbeitslosigkeit, auch wenn ich nicht sonderlich stolz auf meine Tätigkeit bin; ich merke trotzdem, daß mich dort keiner (incl. mir) für seltsam, dumm (schwer von Begriff) oder sonstwas hält; ich kann wieder mit Menschen interagieren
Und doch: wenn ich mein Tagebuch lese, hat sich kaum was geändert: Freundschaften lassen sich schwer finden, auch in der Band steh ich außen vor, alle haben Frau, Freunde, Familie, ordentlichen Beruf etc. und ich sitz da und bin...allein. Dann schleicht sich wieder Verzweiflung ein, die nah verwandt der Depression ist, sich nur besser anfühlt.
Jetzt, wo ich mir das Grobe von der Seele (und meinen Narzismustrieb wieder gestillt) geschrieben habe, denke ich wie so oft: das sind Jahre, die ich aufzuarbeiten habe, das geht nicht von heut auf morgen. Es mag sein, daß ich nie mehr so unbedarft glücklich sein werde wie früher. Aber ein funktionierendes, sinnerfülltes Leben IST möglich.
Man muß halt am Ball bleiben.
Tschja, soweit erstmal zu mir und meinem Seelenballast/Gejammer...Ausdruck und Grammatikfehler möge man mir verzeihen, werde diesen Brocken an Text gleich nochmal überfliegen, aber hier und da wird sich noch was eingeschlichen haben, was ich eigentlich anders formulieren würde, wird aber langsam spät und ich muß noch was köcheln.
In diesem Sinne
Gruß vom Klardoch78 :/
Also, bin 34 Jahre jung, männlich, Single und relativ einsam. Bis zu meinem 16. Lebensjahr ging es mir großartig: viele, gute, lustige Freunde, sehr viel am lachen und größtenteils gut drauf. Rückblickend verklär ich das ganze wohl etwas, aber aus heutiger Sicht kommt mir das alles paradiesisch vor...Familie, Freunde und einen optimistischen Blick nach vorne. Das war im Grunde Standard und so sollte es ja eigentlich auch sein.
Warum hat sich das geändert? Hm, ich geb den Dro. Schuld. Damit hat sich viel gewandelt, schleichend aber eindeutig. Die Clique und ich wußten nur noch wenig mehr mit uns anzufangen als (anfangs und hauptsächlich) zu *beep*, Videospiele zu daddeln und rumzuhängen...und eben wieder Dope organisieren. Später kamen dann die sogenannten Partydrogen hinzu, nicht so im Übermaß, was bei mir eh nie der Fall war (max. 2 Pillen am Abend, dazu hier und da noch ne Nase Speed etc.). Furchtbar, aber noch relativ harmlos.
Als ich dann meine erste feste Freundin hatte, fing ich unbewußt an, mich von meinem Freundeskreis zu distanzieren. Auch wenn wir nur noch ein Haufen Dopeheads waren, waren wir trotzdem noch Freunde, es gab immer noch gut was zum lachen.
Naja, die Beziehung mit meiner Freundin verlief intensiv und anstrengend. Wir sind recht flott zusammengezogen (Sie 20, ich 18) in eine 1 Zimmer Wohnung (ich Zivi, sie Abiturientin) und meine Gemütsschwankungen traten immer mehr zu Tage, die liegen in der Kindheit begründet, da meine Mutter leicht zu schreien anfängt/dazu neigt, cholerisch zu werden und ich das übernommen habe. Das tägliche *beep* hat das aber übelst verstärkt und ich bin mit der Situation nicht mehr klargekommen, daß eine Beziehung nicht immer so harmonisch bleibt, wie am Anfang, sondern sich Routine einschleicht. Ich fühlte mich immer weniger zu ihr hingezogen, konnte aber auch nicht mehr ohne sie. Die verkifften Gedanken haben diese Gefühle noch verstärkt. Und wie soll man darüber reden?
Naja, das ist alles schon nicht mehr wahr, letzten Endes ist man schlauer aber das Ende vom Lied:
Ich hatte keinen Bong (Haschpfeife) mehr, sie hat mochte es nicht, wenn ich einen besaß (wir haben beide gek. , aber halt Joints) und um meinen alten Freundeskreis ...
(inzwischen besuchte uns niemand mehr von denen, früher hab ich mich vor denen versteckt, um mal meine Ruhe zu haben...ständig hat das Telefon/die Türklingel geläutet, bei mir vor der Haustür standen immer Räder etc.)
... und meine Bong wieder bei mir zu haben, bin ich mit einem meiner besten Freunde zusammengezogen, mit meiner Freundin wohlgemerkt. Wie die Sache ausgeht, können sich evtl. einige schon denken: die beiden hatten letztendlich ein Techtelmechtel miteinander und ich saß da (auch noch mit seiner Mutter, die zu uns gezogen ist, weil der Vater die Familie auf die Straße gesoffen hat)...ohne Eltern (Kontakt abgebrochen auch wegen meiner Freundin), ohne Freundin, ohne Freunde, mit einer Ausbildung, die ich haßte, zu der mich meine Freundin gedrängt hatte. Klingt wie n ziemlicher Pantoffelheld, aber ich denk nicht, daß ich das bin, dafür bin ich dann doch zu herrisch. Jeder läßt sich halt von seinem Partner beeinflußen, so ist das nun mal.
Ab da hab ich mich verzweifelt ins sog. Partyleben gestürzt, hab dichtgepillt auf Technoparties versucht, Anschluß zu finden. Wie hohl, aber naja...jung und verzweifelt halt. Ich konnt nicht verstehen, wie sich die Welt auf einmal verändert hat, Selbstverständlichkeiten wie Freunde und Familie war nicht mehr und war auch nicht mehr leicht zu bekommen.
Da ging es los mit dem Hass. Selbsthass. Sich selbst runtermachen. Alle anderen hassen. Die Glücklichen. Die Normalos. Konsumidioten. Die coolen Hipster mit dem neuesten Schnick-Schnack. PAH!
Witzigerweise habe ich auf einer Goa einen meiner wenigen Freunde kennengelernt, der ganz anders ist...auch ein Freak, überzeugter Dopehead, aber halt...hat ne schöne Frau (vor zwei Jahren geheiratet) auch vorher immer die tollsten Frauen, ist größer als ich, volleres Haar, stärkeren Bartwuchs, nicht so schmächtig, kommt mit allem klar, liebt die ganzen up to date Video/PC Games, die ich hasse, super angesagt quasi (ich bin ein beinharter Oldschool Gamer), ein Typ, den man einfach gern haben muß...sogar ich. Und manchmal überleg ich, ob ich ihm das gönn...
Hmm, ich verlier langsam den Faden, aber es muß alles raus, hab grad nen Schreibfluß...
Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Man schlägt sich dann mehr schlecht als recht planlos durchs Leben. 11.10.2003, den Tag werd ich nicht vergessen: ich konnte mich nicht mehr an diesem schei. Bong *beep* sehen, hab das Ding entgültig weggeschmissen. Deswegen hab ich noch lange nicht mit *beep* aufgehört, aber es wurd deutlich weniger. Dafür hab ich mehr B. getrunken und Zig. geraucht. Aber ich hatte wenigstens mehr nüchterne Tage die Woche. Hab nocheinmal eine Ausbildung angefangen (die erste hab ich abgebrochen, fast schon symbolisch, daß der Betrieb erst abgebrannt, dann renoviert und letzten Endes geschloßen wurde), die ich auch durchgezogen habe, daß wußte ich gleich.
Und doch war das schrecklich: vor dem Chef stand ich ständig als stotternder, unsicherer Tollpatsch. Ich wußte nicht, wieso. Jetzt weiß ich es: wenn man ständig allein, dazu noch unter Dro./Alk. ist, begleitet von recht abgefahrenen Allmachtsphantasien, Paranoia, manischen Depressionsschüben (ein, zwei Tage himmelhochjauchzend, dann mit einem schlechten Gedanken plötzlich wieder zu Tode betrübt), kann man nicht mehr normal mit anderen Menschen kommunizieren, das ist im Grunde genommen logisch, daß man diese Eigenschaft erstmal nicht mehr hat. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit, sich zu konzentrieren.
Beziehungen hatte ich seit dem Verlust meiner ersten Freundin nur noch rudimentär und dementsprechend chaotisch: entweder mit (super) hübschen, tollen Frauen, bei denen ich es einfach versieben mußte, oder mit irgendwelchen Frauen, die ich beim feiern kennengelernt hab, die besagten one night stands, wo alles dabei war: von relativ unattraktiv bis hübsch, aber uninteressant. Grauenvoll. Jahrelang bin ich mit dem Gedanken rumgerannt, evtl. HIV positiv sein zu können, erst meine letzte feste Freundin hat mich zum Test getrieben (ich hatte unglaubliche Angst vor einem positivem Ergebnis und ich verabscheue Nadeln und Blutabnehmen).
Achja, und nicht zu vergessen die Frauen, die selbst depressiv waren, mit zerschnittenen Armen etc. , auf die wirkte ich auch recht anziehend und umgekehrt.
Erst mit meiner letzten festen Freundin (10 Jahre jünger) hatte ich mal wieder sowas wie eine echte Beziehung; das ganze verlief aber fast wie meine erste, nur halt in 9 Monaten statt in 3,5 Jahren.
Nebenbei versuchte ich dann immer wieder, meine Künstler Ambitionen zu verwirklichen: Schauspielschule (3 Monate Probekurs mit Ablehnung; ich war zu der Zeit fast jedes WE in irgend einem Techno Club total dichtgepillt und überdreht; trotzdem konnte ich zeigen, daß ich was kann und ich hatte zum ersten Mal wieder Menschen um mich, die ich wirklich mochte), Laientheater, Band, Comics zeichnen.
Freunde hab ich (bis auf den besagten Goa-everybodies Darling, meinen noch einsameren und zurückgezogeneren Suff/Arbeitslos Kumpel aus Kindertagen und eine rheinische Frohnatur) nicht. Immer nur so fast Freunde, die sich über kurz oder lang doch wieder von einem distanzieren.
Vor einem Jahr hatte ich ein unglaublich schönes Glaubenserlebnis. Heute weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll, aber ich fühlte mich wirklich, als würde Gott mit mir kommunizieren. Ich weiß, was jetzt die meisten von euch denken: ich hab eine starke Phantasie und Menschen, die zu Depressionen/Paranoia neigen können sich auch sowas leicht einbilden. Ich geb auch zu, daß sich das ganze ähnlich wie eine manische Hochstimmungsphase angefühlt hat, nur es gibt deutliche Unterschiede zu diesen:
Eine manische Hochstimmung hielt bei mir höchstens drei Tage, dann wurde ich wieder in ein mindestens genauso tiefes seelisches Loch gezogen und zurück waren alle Ängste, Selbstzweifel etc.
Dieses positive Gefühl hielt über Monate an. Ich konnte mit einer Leichtigkeit meine Alk./Dro. beenden. Zum ersten Mal seit meinem 16. Lebensjahr bin ich frei von Dro., Alk. und Nikotin. Früher, wenn ich mich aus einer Runde verabschiedet hatte, dachte ich:Die werden sich jetzt nur noch über mich das Maul zerreissen! Haben sie sich bestimmt auch, nicht immer, aber ab und an sicherlich, was ich auch verstehe, da ich recht freakig geworden bin und eine verschrobene Sicht der Dinge habe. Wenn man so in eine normale Welt reinplatzt sorgt das sicher für Gesprächsstoff. Aber da war es auf einmal so, wenn ich Leute lachen hörte und ich war nicht im Raum, sprach eine beruhigende, vernunftgegabte Stimme in meinem Kopf zu mir:Warum sollten die jetzt ausgerechnet über dich lachen/reden? So wichtig bist du nicht. Du redest/lachst ja auch nicht ständig über Person X/Y, und wenn der sich noch so daneben benommen hat.
Es kamen längst vergessen geglaubte Gefühlsempfindungen zurück, die graue Welt wandelte sich wieder mehr und mehr in die, die ich nur noch aus der Erinnerung kannte. Die Welt und meine Mitmenschen lachten mich wieder an. Ich fühlte mich wie aus einem langen, alptraumhaften Schlaf erwacht. Das war das Wunder, für das ich so oft gebetet hatte. Möglichkeiten taten sich mir auf: vor mir lag ein schon recht dickes Buch lustiger, für eine Laien gut gezeichneter Comics, ich erkannte, ich bin nicht der beste Gitarrist der Welt, kann aber schon etliche Songs meiner Vorbilder spielen und interpretieren und ich bin nicht dumm und häßlich. Nicht mehr oder weniger als die anderen zumindest.
Ich hatte nicht nur den Glauben an Christus gefunden und wirkliche Vergebung meiner Sünden empfangen...
(das muß total bescheuert für so Durchschnittsatheisten/agnostiker klingen, war aber wirklich real)...im Gebet sind irgendwann wahre, aufrichtige, goldene Worte von Reue aus meinem Munde geschlichen, die dies süßesten, befreiendsten Tränen ausgelöst haben. Der ganze Frust war durch diese Tränen wie weggespült, ich hab mich quasi gesund geheult, dabei gleichzeitig kräftig gelacht vor Freude).
...sondern überhaupt wieder den Glauben an sich wiedergefunden, also den Glauben an die Demokratie (ja, wirklich), den Rock ´n Roll (ist nicht unbedingt nur Teufelszeug aber auch), die Menschen, das Gute etc. ... ich hab meine Mitmenschen wieder drolliger gesehen, wie die gnubbelnäsigen, gutmütigen Gallier in den Asterix Comics oder so...
Alles schien gut zu werden. Jetzt kannste loslegen.
Tschja, und nu? Es hat sich vieles zum Guten geändert, wie bspw.
- ich kann mich besser konzentrieren
- ich kann mir gut zu reden, auch wenns mies aussieht
- ich bin nüchtern und weg von der Nikotinsucht und GENIESSE es
- ich hab gelernt, mich wieder selbst zu mögen und daß ich nicht schlechter oder besser bin als du, der da hinten und die Schnalle gestern am Brötchenstand etc.
- ich mach was; ich übe auf der Klampfe, bin wieder in einer Band, die sogar gut ist
- ich hab zum ersten Mal in meinem Leben kontinuirliche Ordnung gelernt; was hab ich früher immer Menschen bewundert, bei denen es ständig aufgeräumt war...wie machen die das bloß? Ganz nebenbei hatte ich jahrelang Angst, an den Briefkasten zu gehen, allein dadurch sind mir etliche hundert € Verlust entstanden, wegen verschwitzten (Handy) Vertragskündigungen etc.
-fühl mich oft einfach Wohl in meiner Haut und glaube wieder an einen Lebenssinn und das man was erreichen kann, wenn man ordentlich Gas gibt und sich in eine Sache reinkniet
- ich mag, was ich tu
- ich meide die Arbeitslosigkeit, auch wenn ich nicht sonderlich stolz auf meine Tätigkeit bin; ich merke trotzdem, daß mich dort keiner (incl. mir) für seltsam, dumm (schwer von Begriff) oder sonstwas hält; ich kann wieder mit Menschen interagieren
Und doch: wenn ich mein Tagebuch lese, hat sich kaum was geändert: Freundschaften lassen sich schwer finden, auch in der Band steh ich außen vor, alle haben Frau, Freunde, Familie, ordentlichen Beruf etc. und ich sitz da und bin...allein. Dann schleicht sich wieder Verzweiflung ein, die nah verwandt der Depression ist, sich nur besser anfühlt.
Jetzt, wo ich mir das Grobe von der Seele (und meinen Narzismustrieb wieder gestillt) geschrieben habe, denke ich wie so oft: das sind Jahre, die ich aufzuarbeiten habe, das geht nicht von heut auf morgen. Es mag sein, daß ich nie mehr so unbedarft glücklich sein werde wie früher. Aber ein funktionierendes, sinnerfülltes Leben IST möglich.
Man muß halt am Ball bleiben.
Tschja, soweit erstmal zu mir und meinem Seelenballast/Gejammer...Ausdruck und Grammatikfehler möge man mir verzeihen, werde diesen Brocken an Text gleich nochmal überfliegen, aber hier und da wird sich noch was eingeschlichen haben, was ich eigentlich anders formulieren würde, wird aber langsam spät und ich muß noch was köcheln.
In diesem Sinne
Gruß vom Klardoch78 :/
01.09.2013 18:32 • • 02.09.2013 #1
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