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Ja, heute bin ich mutig und schreibe, denn ich habe NIEMANDEN zum reden.

Es fällt mir allerdings nicht so leicht, denn in meinem Kopf sind so ca. 10000 Gedanken. Wenn ich mal einen guten Moment habe und diese Gedanken sortiert bekomme, ist das Resultat immer das Gleiche EINSAMKEIT.

Meine Situation ist folgende: Ich bin 36 Jahre, Singel (natürlich !), gelernter Bürokaufmann (ich mag den Job nicht mehr) und lebe in einem kleinen Ort im Münsterland (ich würde gern am Meer leben). Ich bin seit fast 2 Jahren arbeitslos (was nicht minder was mit meinen Depressionen und Ängsten zu tun hat) und im Grunde verbringe ich jeden Tag ALLEINE. Freunde habe ich im Grunde nur zwei. Da ist zum einen meine allerbeste Freundin (sie ist eine Ex von mir und hat selber eine menge Probleme) und zum anderen ein Kumpel (von meiner ehemaligen Arbeitsstelle, bei der ich nach 5 Jahren gefeuert wurde, was nicht meine Schuld war, Massenentlassung). Ich sehe sie quasi nie, also beschränkt sich der Kontakt auf Telefonate und E-Mails. Mein Kumpel wohnt auch nicht grad um die Ecke, ergo, wenig Kontakt. Ach ja, gelegentlich telefoniere ich mit meiner Mutter.

Ich merke grad, ich könnte so viel schreiben, das würde glatt das Forum sprengen und überlege, nicht zu schreiben.

Mein Tag sieht i.d.R. so aus: Aufstehen, 2 Std. in den Fernseher starren, einkaufen, wieder in den Fernseher starren (ich starre auch gern aus dem Fenster), essen und wieder starren.

Die Jobsuche gestaltet sich schwierig, weil ich eine Menge Ängste habe (z.B. was denken die Anderen von mir oder ich schaffe das nie).

Manchmal wünsche ich mir, das ich morgens einfach nicht mehr wach werde.

Mich würde interessieren, wie Ihr es geschafft habt, aus solch einer Situation raus zu kommen.

Ich schließe jetzt und starre in den Fernseher.

LG an alle einsamen

Mirko

16.06.2007 17:27 • 04.07.2007 x 1 #1


6 Antworten ↓


Hallo Mirko

willkommen im Forum.

Gibt es nichts, das dir Spaß macht? Lesen, Spazierengehen, Sport treiben, Museen besuchen, usw.?

Ich denke mal, an deiner Situation wird sich nichts ändern, solange bis du rausgehst und etwas unternimmst. Immer nur fernsehen verstärkt dein Gefühl der Einsamkeit sicher und ist keine Lösung. Auch wenn es anfänglich sicher Überwindung kostet, etwas zu unternehmen, ist es doch belohnend.

Alles Gute für dich.

Rainer

A


Heute bin ich mutig

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Argh, die kleinen Orte im Münsterland... die haben es in sich. Bin selber vor ein paar Monaten hierher gezogen. Und obwohl ich eine Mengen Leute hier über meinen Mann kenne, so finde ich doch keinen Anschluss. Ist er dann auch noch beruflich unterwegs gehe ich grade zu ein vor Einsamkeit. Und da ich grade lernen muss komme ich auch nicht raus...
Mmmh, meine Mann sucht auch grade eine Stelle als Bürokaufmann. So an die 50 Absagen haben wir auch schon eingesteckt. Inzwischen entpuppt sich jede Absage als ein Schlag in die Magengrube. Die nächsten 2 Monate hat er noch eine Job, aber danach??
Die typischen Ratschläge raus gehen, Hobbies machen, Sport treiben gebe ich dir nicht mit auf den Weg. Ich weiß zwar das es wichtig ist (habe grade selber mit dem Sport angefangen und es tut mir wirklich gut, grade diese 2 Studen in der Woche wo ich die berechtigung habe mich unter andere Menschen zu begeben...)aber ich weiß: diese Ratschläge sind so leicht gesagt und so schwer umgesetzt. Zumal so oft das Geld knapp ist und man sich viele gesellschaftliche Dinge einfach nicht leisten kann.
Naja,
es grüßt dich eine Leidensgenossen, die es auch nicht leicht im MS-land hat.
Snug

Hallo Rainer,

danke für Deine Antwort.

Im Grunde ist es so, ich habe mich in den letzten Jahren zu einem - der Volksmund würde es Einzelgänger - entwickelt. Ich wollte das nicht, es kam einfach so. Ich bin nach vielen negativen Erfahrungen einfach auch sehr misstrauisch geworden, daran muss ich arbeiten. Ich strebe eine Gesprächstherapie an. Das mit den raus gehen habe ich alles hinter mit (spazieren, kino, in die stadt usw.). Diese Dinge geben mir einfach nichts (ich mache sie sehr gerne) mehr. Mir fehlt jeglicher antrieb und alleine ist es einfach ätzend. Aber Du hast recht, es wird niemand an meiner Tür klingeln und mich hier raus holen.

Ich werde kämpfen.

Danke und Gruß
Mirko

Hallo Snug,

erstmal danke für Deine Antwort.

Ja, als Bürokaufmann scheint es im MS-Land sehr schwierig. Ich habe über 80 Bewerbungen in knapp 1,5 Jahren (gut, das ist nicht sehr viel, aber man bewirbt sich ja nicht auf Dinge, die eh nicht einigermaßen passen).

Ich hoffe er findet schnell was und drücke alle Daumen die ich habe.

Ich tendiere jetzt dazu, mich wieder im Ruhrgebiet zu bewerben (wenn da nicht diese verdammten Versagensängste wären).

Manchmal weiß ich einfach nicht mehr was ich tun soll, das ist ja auch mein Problem. Ich hoffe die Therapie geht bald los.

Gruß und eine wundervolle Woche.

Mirko

Heute ist kein schöner Tag

Ich hatte ja von meinem besten Freund erzählt (zugleich auch der einziegste). Heute um 18.30 Uhr bekam ich eine SMS (der erste menschliche Kontakt heute) von ihm, ob wir um 19.30 ins Kino gehen. Mein erster Gedanke war - *strike Popcorn.

Dann kam was kommen mußte, mir schossen 1000 Gedanken durch den Kopf - was ist wenn ich aufs Klo muß, was ziehe ich, ich habe noch nicht gegessen, die Leute schauen mich sicher wieder an weil ich so blaß und dünn bin usw. usw. usw. - Diese Gedanken lähmten mein Handeln dann wieder völlig. Mein Mut verpuffte von jetzt auf gleich, was mit dem Ergebnis endete, das ich mich auf mein Sofa unter meine Kuscheldecke rollte, mir die Tränen kamen und ich weggetreten aus dem Fenster starrte.

Ich sagte ihm quasi mit der Begründung ab, das es vielleicht morgen günstiger sei (wegen Kinotag aus Kostengründen). Wir haben das ganze dann auf einen unbestimmten Tag verschoben. Ich schreibe ihm jetzt eine E-Mail um ihm die Situation zu erklären und hoffe, das er nicht sauer ist.

Mirko

salut

ich muss immer noch irgendwas schreiben, eh ich anfange, meinen kommentar abzugeben. daher diese inhaltlich eher belanglosen sätze zu beginn.

zunächst einmal glückwunsch, dass du den mut hast, eine therapie zu machen. das ist mehr, als viele andere haben (und ehrlich gesagt auch mehr, als ich habe) und verdient meiner meinung nach wirklich respekt und anerkennung. das solltest du auch dir selbst geben.

Zitat:
Dann kam was kommen mußte, mir schossen 1000 Gedanken durch den Kopf - was ist wenn ich aufs Klo muß, was ziehe ich, ich habe noch nicht gegessen, die Leute schauen mich sicher wieder an weil ich so blaß und dünn bin usw. usw. usw. - Diese Gedanken lähmten mein Handeln dann wieder völlig. Mein Mut verpuffte von jetzt auf gleich, was mit dem Ergebnis endete, das ich mich auf mein Sofa unter meine Kuscheldecke rollte, mir die Tränen kamen und ich weggetreten aus dem Fenster starrte.

ich war/bin/werde wohl immer sein in einer ähnlichen situation. zunächst überfällt einen eine riesige welle von euphorie und enthusiasmus und im nächsten moment zerschellt sie an den üblichen und eigentlich schon längst bekannten klippen.
ich erinnere mich nur noch dunkel, wie ich diese tiefen phasen des selbstmitleides (oder glaubst du, dass da noch etwas anderes mitschwingt?) überwunden habe.
aufgrund deiner gedanken und worte glaube ich, dass du durchaus weißt, dass du dich eigentlich anders verhalten solltest, dass du dich eben nicht vergraben solltest, sondern vielmehr dein leben froh und munter gestalten solltest (wobei das sollte hier natürlich relativ gemeint ist ). bei mir war es so, dass ich, auch in dem augenblick, in dem ich die absage gedanklich formuliere, ausspreche oder aufschreibe, bereits weiß, dass ich es eigentlich anders machen müsste. dass ich wieder nachgebe und nichts zustande bringe. was mich dann dazu führte, mit tränen in den augen irgendwelche sinnlosen sendungen zu gucken. das ist selbstmitleid in reinform, denke ich .
um das zu überwinden, habe ich angefangen, dinge gegen meinen inneren willen zu tun, will heißen, ich bin zu verabredungen und ähnlichem gegangen, auch wenn mir das innerlich widerstrebte. das ging öfters mal schief, wurde aber immer öfter immer besser. und irgendwann ist die hemmschwelle ziemlich klein und leicht zu überwinden. wenn man dranbleibt .

das ist der erste rat, den ich als hilfreich erachte. tu's einfach.

der zweite rat besteht darin, nicht über sein versagen zu klagen (ich hoffe, mein stil geht dir nicht so auf die nerven wie mir), sondern es zu akzeptieren. nun gut, du hast mit einer blöden begründung abgesagt, obwohl du es besser wusstest. schicksal. ist passiert, beim nächsten mal probier ich etwas anderes. du wirst feststellen, dass ein überwinden der probleme viel einfacher ist, wenn man sie erstmal akzeptiert anstatt sie zu dramatisieren. und wenn du immer ehrlich zu dir selbst bist und nach jeder situation ein fazit ziehst, dir vor augen hältst, was gut gelungen ist und was nicht, dich über ersteres freust und stolz bist, und letzteres als nun-einmal-geschehen akzeptierst, wirst du (so meine bescheidene erfahrung) merken, dass du immer mehr auf der haben-seite hast.

zu dem typischen hobby-tipp: den geb ich nur so nebenbei, da er durchaus ineffektiv sein könnte, aber formulieren möchte ich ihn trotzdem. vll suchst du dir ein hobby nicht nur oder nicht hauptsächlich nach dem spaßfaktor, sondern nach dem effekt. ich hab beispielsweise mit malen angefangen und das schreiben wieder aufgenommen. das macht mir natürlich auch spaß, aber es hat den vorteil, dass es ein kreatives ventil, bei dem man am ende ein ergebnis vor augen hat. dadurch bleibt der effekt immer recht groß.

noch ein wunsch meinerseits zum schluss:
Zitat:
Ich merke grad, ich könnte so viel schreiben, das würde glatt das Forum sprengen und überlege, nicht zu schreiben.

bitte, sprenge das forum.





Dr. Reinhard Pichler
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