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Es ist die heutige Gesellschaft, die isolation und isolierte Strukturen fördert.
Die Grossfamilien fallen weg, Handy und Pc verändern die Hirnstruktur und machen die Komunikation fast unmöglich auf normalem weg.
die Leute verlernen mit ihrem Handy, Iphone, Ipod in der hand wie man auf Leute zugeht. zugehen kann, könnte.
Sie rufen die Leute an, tippen eine Nachricht und vergessen den mensch neben sich, sie bemerken es nichteinmal.

Vielen lieben Dank für eure Gedanken, Ideen und Antworten.

Zitat von Dubist:
Divio du bist einfach anders und trotzdem ein wunderbarer Mensch.
Ich habe einen Bruder der hat auch kaum Kontakte und ist ein wunderbarer Mensch, ich weiß das deshalb weil ich seine Schwester bin.
Aber gute Menschen haben es auch oft schwer im Leben.
NIcht nur die bösen sind oft alleine ohne Anschluss, vielmehr auch oft die guten und gutmütigen.
Wünsche euch allen einen schönen Abend


Ich habe so etwas schon im ersten Betrag geschrieben. In den letzten drei Jahre habe ich den ein oder anderen getroffen, der unter ganz ähnlichen Symptomen wie ich litt. Ich hab sogar eine Art Stammtisch für Einsame in Leben gerufen, der aber eingeschlafen ist. Die Einsamen wirkten nicht so, als gehörten sie zu der Sorte Mensch, die man kurzerhand als böse bezeichnen würde. Ganz im Gegenteil. Mit den Einsamen tat selbst ich mir schwer so etwas wie eine Freundschaft auf die Beine zu stellen. Es klappte nicht. Die Gründe sind sicherlich vielfältig, aber ein Hauptgrund war das Fehlen basaler Kommunikationsstrukturen. Was ich damit meine? Es herrschte beim ersten Treffen ein anstrengendes Schweigen. Auch wenn wir hin und wieder das Schweigen durchbrochen haben, war die Gefahr wieder ins Schweigen zurückzufallen sehr groß. Es wirkte so, als würde uns die Ideen für ein vernünftiges Gespräch ausgehen. Das fand ich beeindruckend, denn über PN wirkten die Personen durchaus interessant. Da dämmerte es mir, dass ein Grund für eine Art der Einsamkeit auch in dem Fehlen von Kommunikationsstrategien liegen könnte.

Zitat von honeypie:
Hi Divio,

vielleicht willst du gar nicht wie die anderen sein? Ich meine, du stellst dir vor, dass du gern das tun würdest, was andere gern tun wie in die Disco gehen, aber vielleicht bildest du es dir nur ein? Keine Ahnung, man kann versuchen sich irgendwo anzupassen, nur um überhaupt Anschluss zu finden, obwohl man gewisse Dinge nicht unbedingt braucht. Ich habe zum Beispiel oft Freunde irgendwohin begleitet, nur um dabei zu sein, und dann irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich gar keine Lust dazu hatte. Da du als Sonderling galtst kann schon ein Hinweis darauf sein, dass du anders bist, vielleicht andere Interessen hast und deswegen nicht eingeladen wirst?


Ich glaube das mittlerweile nicht mehr. Lange Zeit war das eine Art Erklärung für mich. In der Tat habe ich viele Interessen, die auf den ersten Blick (!) nicht kompatibel sind mit den Interessen junger Leute. Ich interessiere mich z.B. für Philosophie. Scheinbar ein Thema das junge Leute jetzt nicht so interessiert. Aber nur scheinbar. Im Eingangspost sagte ich, dass ich nie wirklich Freunde hatte. Für die Kindheit und Jugend stimmt das definitiv. Aber als ich mein Abi nachholte in den letzten zwei Jahre konnte ich mich tatsächlich mit meinen Klassenkameraden sehr gut anfreuden (leider zerbrachen die Freundschaften, weil wir in ganz Deutschland verstreut sind und die Freundschaft doch nicht so tief ist, dass sie Distanz und Zeit überdauern könnte). Ich bin in dieser Zeit dann tatsächlich auf Partys gegangen. Es war für mich jedesmal eine Überwindung, weil ich eine diffuse Angst davor hatte. Meistens hatte ich dann aber jede Menge Spaß. Was mich selbst immer sehr überraschte. Das Highlight war dann die Diskobesuche, wo ich auch tatsächlich entspannt und angstfrei (!) tanzen konnte. Erst da verstand ich, warum ich die jungen Leute so gerne in die Disko gehen . Früher war Disko nur negativ besetzt. Derjenige Schuppen indem man nur Frauen abschleppte. Das ist in dieser radikaler Form klarer Quatsch.

Auf einer Party hatte ich tatsächlich mal ein tiefgründiges philosophisches Gespräche mit drei Klassenkollgen in der Küche. Wir haben fast eine halbe Stunde über den Klimawandel und Nietzsche ^^geredet. Das Gespräch war weder prollig noch bitter-ernst. Es war in erster Linie interessant. Aber am beeindruckensten fand ich, dass die anderen nicht nur oberflächliche leere Hüllen sind, die nur Qutasch labern, sondern auch Menschen mit echten Interesse sind, das auch weit über Zalando und BMW gehen kann. Eine andere Erkenntnis ist dann aber auch, das man manchmal an der Oberfläche kratzen muss um überhaupt die Menschen besser kennenzulernen. Wenn ich mich von außen betrachte, dann kann ich mir auch vorstellen, dass andere mich zunächst falsch einschätzen. Es liegt an der Kommunikation den ersten Eindruck ggf. zu erzeugen, zu korrigieren oder zu verstärken. Wenn man dort Defizite hat, insb. in der Selbstpräsentation, dann bleibt man die graue Maus udn verpasst ggf. die Chance andere aber auch Anteile an sich selbst kennenzulernen. Ich bin in einer Gruppe dann doch anders, als alleine.

Von daher misstraue ich mittlerweile der scheinbaren Analyse, man sei anders und man müsse sich absondern. Möglicherweise resultiert dieser Gedanke als so eine Abwehr, weil man bisher sich nie in der Gesellschaft etablieren konnte. Nicht weil man anders als alle anderen ist, sondern weil einfach eine handvoll basaler Fähigkeiten fehlen, die das Kennenlernen von anderen und die Selbstpräsentation erschweren. Sollte das richtig sein, dann helfen Tipps wie in einen Verein gehen oder so nicht weiter, denn auch dort fehlen diese Fähigkeiten.

Weil mir diese Fähigkeiten dann doch im erheblichen Maße fehlen, wirke ich langweilig. Ich sage zu wenig, ich frage zu wenig, ich wirke auf andere sicherlich diffus. Und damit auch zunächst langweilig. Meine Freundschaften in den letzten zwei Jahren waren aber auch nur möglich, weil ich besonders hartnäckigen Menschen begegnet bin, die einfach nachfragten und nachfragten. Und irgendwann war ich dann doch nicht mehr langweilig in deren Augen. Dennoch kann man durch die Art wie man kommuniziert langweilig wirken und klar ist man auch dann langweilig, wenn man nicht über bestimmten Fähigkeiten in einer bestimmten Art von Gruppe verfügt, z.B. man spielt schlecht Fußball, dann ist man nicht besonders interessant für Fußspallspieler.

Gesellschaftsanalysen sind immer interessant (und auch notwenidig), aber es bringt ja nichts primär den Zustand einer Gesellschaft als defizitär zu beschreiben. Zum einen kann eine Gesellschaft nie im Ganzen defizitär sein, da die Individuen in ihr verschieden sind und auch man selbst in dieser Gesellschaft lebt. Es sind im besten Fall nur Teile der Gesellschaft. Und dann muss man sich fragen. ob man ein Interesse an diesen Teilen der Gesellschaft teilzunehmen oder ob es nicht klüger ist, diejenigen Teile der Gesellschaft aufzusuchen, die man nicht als defizitär erlebt. Die muss es ja auch geben, denn gäbe es diese nicht, so könnte man diese Teile an den anderen Teilen nicht abgrenzen, denn dann gäbe es ja auch nichts zu unterscheiden, folglich nicht zu bemängeln, denn dann wäre man selbst ein Teil dessen. ^^So viel zu meiner Abendphilosophie.

Gruß

A


Grund für die Einsamkeit und das ewige Alleinsein

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Schade, das man den Beitag nur so kurze Zeit editieren kann. Hätte gerne noch etwas ergänzt und ein paar Dinge abgeändert.

Um meinen Gedanken noch einmal auf den Punkt zu bringen: Ich glaube das meine Einsamkeit und die Einsamkeit einiger(! - nicht alle) anderer, nicht unbedingt daraus reslutiert das ich gaaannnzz anders bin oder ich eine Art Gesellschaftsverweigerer bin. Vielmehr fehlt mir das Können. In der Vergangenheit hatte ich wenig Gelegenheit zum Training des sozialen Miteinander: Wie flirtet man, wie spricht man Menschen an, wie vertritt man Ideen. Jetzt, wo dieses Können mir abgefordert wird werde ich nätürlich mit einen Haufen Frustration konfrontiert. Wenn ich nicht reflektiert wäre, müsste ich, um irgendwie meine persönliche Integrität zu wahren, andere abwerten (Gesellschaft bekommt fetten Minus-Strich) und mich in irgendeinerweise abgrenzen (ich bin halt anders). Ich glaube aber, dass die Tragödie nicht in der Beschaffenheit meiner ach so verrotteten Seele oder so liegt, sondern primär am Praktischen. Leider wird, wenn man dann Hilfe benötigt, entweder zu sehr auf die Weichteile meiner Psyche herumgeritten oder es werden geradezu lächerliche Tipps gegeben, wie man sie häufig in Kommunikationsratgeber lesen kann. Solche Bücher finde ich überhaupt sehr seltsam.

Divio, du darfst die Fehler nicht bei dir suchen oder bei dem nicht gelernt?
Es ist die Gesellschaft insgesamt die Isolation fördert.
Es ist ein Problem unserer heutigen Zeit auch die Alterseinsamkeit wird zunehmen.

Zitat von Dubist:
Divio, du darfst die Fehler nicht bei dir suchen oder bei dem nicht gelernt?
Es ist die Gesellschaft insgesamt die Isolation fördert.
Es ist ein Problem unserer heutigen Zeit auch die Alterseinsamkeit wird zunehmen.


Danke dafür. Meine Sicht ist eher befreit von Schuld und insofern ist Fehler nicht das richtige Wort, auch wenn ich dieses Wort zusammen mit den Wort Defizit sehr häufig nutze. Ich bin in einer gewissen Situation gekommen, in der ich aus dem (sozialen) Leben gefallen bin. Aufgrund meiner Selbstbeobachtung glaube ich, dass ich schlicht unter einer Reihe kommunikations-praktischer Probleme leide, dich sich natürlich auch auf meine Persönlichkeit auswirken. Um meine Situation zu verbessern, muss ich nicht meine Person krass ändern, sondern eine Reihe von Kommunikationsprobleme lösen, insbesondere die Selbstdarstellung.
Da mir aber aufgrund der nicht vorhandenen sozialen Kontakte die sozialen Möglichkeit zum Ausbprobieren und Austesten dieser Fähigkeiten fehlen, hilft mir allein das Wissen darum nicht weiter. Das ist dann der Teufelskreis. Ohne soziale Kontakt kann ich nicht an meinen sozialen Fähigkeiten feilen und ohne das Feilen an den sozialen Fähigkeiten finde ich keine sozialen Kontakte (in meiner Situation). Daraus resultiert dann Erfahrungsarmt und Erfahrungsmangel, sodass ich in bestimmten Situation nicht mehr mit meiner Generation mitziehen kann und ich auf Dauer komisch und langweilig wirke. Daraus wiederum resultiert Frustration, weil man ja selbst erlebt das dem so ist. Das eigene Selbstbewusstsein versandet, man zweifelt an sich. Damit ist den Pseudoerklärungen Tür und Tor geöffnet, die mich immerhin 10 Jahre durch meine Pubertät ins junge Erwachsenenalter begleitet haben. Und ja, ich gebe es zu, ich habe die Gesellschaft massiv abgewertet. An den Höhepunkt habe ich die oberflächliche Gesellschaft gehasst.

Ich danke für deine Worte DuBist. Es baut mich auf, solche lieben Worte zu hören, aber dennoch darf man sich nicht selbst täuschen: Es gibt Prozesse in mir, die teilweise die Kontaktaufnahme mit anderen erschweren. Ich bin zwar nicht Schuld an meine Situation, aber die Gesellschaft ist es definitiv auch nicht. Es ist nun mal ein Art Schicksal so zu sein, wie ich bin. Irgendwie muss ich es sein, der die entscheidende Impulse findet, die mein Leben so ändern, das ich ein glücklicher (sozialer) Mensch bin.

Und darum geht es hier uns allen... um Glück. Wir wollen glücklich sein und Einsamkeit macht uns (bzw. mich) auf Dauer nicht glücklich...

Deine Analyse ist ein guter Einstieg.

In allererster Linie liegt es jedoch nicht an mangelndem Selbstbewusstsein, sondern an mangelndem Selbstwertgefühl, das ist ein großer Unterschied. Viele Einsame und Traurige können davon ein Lied singen, nach außen wirken sie unangreifbar, während sie innerlich ein kleines Ich haben, weil sie sich selbst als nicht wertvoll betrachten und sich selbst nicht lieben.

Der zweite wichtige Aspekt ist die mangelnde Authentizität. Einsame Menschen neigen dazu, anderen etwas vorzumachen, sich anzupassen, oder eben den entgegengesetzten Weg zu gehen und sich von der Gesellschaft immer mehr abzukapseln, weil angeblich niemand auf die inneren Werte schaut, niemand tiefgründige Gesprächen führen möchte. Beides ist falsch. Man darf sich zwar nicht immer anpassen, mass muss sich aber manchmal auch mit den Gegebenheiten arrangieren.

Grund dieses Dilemnas ist eine falsche Erwartungshaltung. Einsame Menschen haben meistens zu hohe Erwartungen an ihr Gegenüber und oft genug genügen sie diesen Erwartungen selber nicht. Wer wenige Kontakte pflegt, der setzt zu viel Hoffnung in selbige, damit das Mindestmaß an sozialer Kommunikation befriedigt werden kann.

Einsamen Menschen fehlt die nötige Erfahrung in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie sind sich unsicher, sie warten eher ab, sie suchen nicht aktiv nach Kontakten, sie beenden schlechte Kontakte nicht. Im Extremfall wissen sie nicht mehr, wer sie überhaupt sind. Sie verlieren ihre Identität und damit auch wieder Authentizität und somit hängt leider alles ziemlich zusammen.

Ich habe hier schon oft gelesen niemand beachtet mich, niemand spricht mich an, alle machen einen Bogen um mich.
Man muss auch mal die Gegenfrage stellen: Wen beachtest du? Wen sprichst du an? Warum machen alle einen Bogen um dich? Vielleicht, weil du selber auch schnell andere Menschen aburteilst, weil du mit einem traurigen Gesicht in der U-Bahn sitzst, weil du immer erwartest, dass der andere anruft, weil du mit nichts zufrieden bist?

Einsamkeit verfestigt sich mit der Zeit und es ist schwierig bis unmöglich, sich selbständig aus dem Korsett der Einsamkeit zu befreien. Einsamkeit bedeutet auch in gewisser Hinsicht Freiheit, und viele Menschen möchten diese Freiheit in ihrem Inneren nicht aufgeben, sie wollen ihr Selbst nicht an anderen Menschen verlieren, sie wollen sich nicht abhängig machen.

Das ist die Einsamkeit, wie sie ein ängstlich-vermeidender bzw. in Ansätzen schizoider Typ erlebt. Bei anderen einsamen Menschen sind die Gründe andere. Selbst wenn es keinen schnellen Weg aus der Einsamkeit gibt, so kann man doch eine kleine Aufwärtsspirale in Gang setzen, mit kleinen Erfolgserlebnissen neues Selbstwertgefühl bekommen.

Dabei wünsche ich allen viel Erfolg, weil immer nur analysieren bringt nichts, man muss die Analysen auch in die Tat umsetzen!

@Divio

Ja, das anders sein...man will sicherlich nicht als Sonderling enden. Du hast Recht, es fehlt oft am praktischen Wissen. Wie halte ich ein Gespräch am Laufen? Wie verhalte ich mich damit andere mich interessant finden? Die Liste der Fragen und Ratschläge kann sehr lang werden! Du hast Recht, man muss etwas tun, man muss sich bewegen, sich im Vordergrund drängen...andere Leute begeistern. Ob es gescheite Ratgeber dazu gibt weiss ich nicht, ich habe noch keine davon gelesen. Meine Erfahrung aber sagt mir, dass es trotzdem mehr dazu gehört um nicht einsam zu enden.

Bei mir gingen einige Freundschaften zu Bruch...ich war damals Student, aber kaum an der Uni. Irgendwie fühlte ich mich sehr einsam und fing an wieder Seminare zu besuchen, Kontakte zu knüpfen. Ich habe Leute getroffen, wir gingen zusammen in die Mensa, haben manchmal zusammen gelernt. Andere habe ich auch ausserhalb der Uni getroffen und wir hatten eine tolle Zeit. Wahre Freundschaften sind trotzdem nicht entstanden und das liegt nicht daran, dass ich mich nicht bemüht hätte, oder dass sie mich langweilig fanden. Am Ende des Semesters ging jeder seinen Weg...während der Semesterferien war fast nur Funkstille. Die meisten haben einen Partner, ihre Arbeit, einen grossen Freundeskreis... Andere Bekannte von mir hat gar keine Freunde, aber sie hat ihre Familie, zwei Kinder und noch die Bekanntschaften durch ihren Mann.

Disko finde ich auch schön und gut, man kann tanzen, sich amüsieren...aber Freundschaften entstehen dabei trotzdem nicht. Eine Freundin von mir geht oft in die Disko... Irgendwann habe ich erfahren, dass sie mit einer ausgeht, die sie noch nie ausstehen könnte. Als ich sie daraufhin ansprach, sagte sie mir: das ist doch nur Spass, ich muss die Leute nicht mögen, mit denen ich weg gehe.... Der Unterschied zwischen meiner Freundin und mir liegt also darin: dass sie solche oberflächliche Kontakte braucht, ich nicht.

Die Gesellschaft für schlecht zu halten finde ich auch Schwachsinn. Man soll bei sich anfangen und fragen, ob es nicht an einem selbst liegt, wenn man keine Freunde hat.

Zitat von frederick:
Deine Analyse ist ein guter Einstieg.

In allererster Linie liegt es jedoch nicht an mangelndem Selbstbewusstsein, sondern an mangelndem Selbstwertgefühl, das ist ein großer Unterschied. Viele Einsame und Traurige können davon ein Lied singen, nach außen wirken sie unangreifbar, während sie innerlich ein kleines Ich haben, weil sie sich selbst als nicht wertvoll betrachten und sich selbst nicht lieben.

Der zweite wichtige Aspekt ist die mangelnde Authentizität. Einsame Menschen neigen dazu, anderen etwas vorzumachen, sich anzupassen, oder eben den entgegengesetzten Weg zu gehen und sich von der Gesellschaft immer mehr abzukapseln, weil angeblich niemand auf die inneren Werte schaut, niemand tiefgründige Gesprächen führen möchte. Beides ist falsch. Man darf sich zwar nicht immer anpassen, mass muss sich aber manchmal auch mit den Gegebenheiten arrangieren.


Wow, das würde ich so sofort unterschreiben. Auch scheint mir der Begriff Selbstwertgefühl der richtigere zu sein. Auch mache ich manchmal ein unangreifbaren Eindruck, irgendwie als käme man nicht an mir ran oder als würde ich nichts mit anderen zu tun haben wollen. Das wurde mir auch so schon gesagt. Die Sache mit der mangelnden Authenzität finde ich auch richtig, wobei ich es als sehr schwer empfinden die Mitte als das vernünftige Mittelmaß zu treffen. Auch die Gründe, die du danach ausführt erscheinen mir sehr plausibel.

Zitat:
Dabei wünsche ich allen viel Erfolg, weil immer nur analysieren bringt nichts, man muss die Analysen auch in die Tat umsetzen!


Aus deiner klarer Ausführung spricht, dass du entweder ein Psychologe (aufgrund der Zuordnung zum schizoiden Typ, die übrigens richtig ist) bist oder jemand der sich sehr stark mit dem Thema Einsamkeit auseiandergesetzt hat (möglichweise auch aus professioneller Sicht). Ich denke nicht, dass du selbst daran leidest?

Der letzte Teil etwas in die Tat umsetzen ist aber der ganz große Haken. Aber davon ist dieses Forum voll mit individuellen Versuchen, Geschichten und Anekdoten.

Also ich finde die Betrachtung in Summe gut und zutreffend.
Ich kann mich darin durchaus wiederfinden.

@honeypie:

Es war damals für mich sehr schwer zu akzeptieren, dass meine Klassenkameraden bereit waren mich hier und da mitzunehmen, aber im Grunde war ich völlig austauschbar. Ob ich nun dabei war oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Das traf aber im Grunde auf jeden zu. Man war austauschbar. Auf Facebook hatte man sich zusammengetan, aber es war nicht besonders entscheidend mit wen man nun wegging. Diesen Gedanken fand ich zunächst sehr befremdlich. In der Zeit habe ich dann doch eine sehr intime Freundschaft aufbauen können, die ich aber durch meine zahlreichen Offenbarungen doch sehr belastet habe.
Seitdem weiß ich, dass es einen guten Grund hat, dass man nicht so leichtfertig über seine Gefühl spricht.

In einer psychologischen Studie habe ich, zu meiner Beruhigung, gelesen, dass die Anzahl von Freunden, die manche wohl als echte Freunde bezeichnen würde, doch sehr gering ist. Anders als in den Medien oder auf Facebook propagiert ist die Anzahl der engen Freunde doch recht begrenzt und manche haben überhaupt keine - auch das ist Normalität.

Die gute Freundschaft, in der man sich ohne Bedenken öffnen kann - die ist richtig selten und auch unüblich. Diesen Aspekt habe ich auch in meinen ersten Betrag erwähnt. Einsame (schizoide) Menschen (und ich) suchen zu sehr nach den perfekten Menschen (die heilsbringende Dyade), aber wie frederick schon ausführte, kann kaum ein Mensch diesen Anforderungen genügen.

Nur um das klarzustellen: Mir ging es nicht darum, die Anderen dafür verantwortlich zu machen, wenn der Einzelne es nicht schafft, sich ihnen zu nähern. Und natürlich bringt einen Gesellschaftskritik in der Praxis nicht weiter. Aber gefragt wurde ja nach dem Grund für die Einsamkeit ....

Es gibt viele Wege, die in die Einsamkeit führen, und fehlende soziale Kompetenzen sind sicherlich einer der wichtigsten Gründe dafür. Aber wenn in einer Gesellschaft, in der junge Menschen sowohl von der Familie oder Erziehungsberechtigten mit persönlichem Naheverhältnis als auch von staatsbediensteten Pädagogen bis zum Erwachsenwerden begleitet werden überproportional viele junge Erwachsene nicht dazu in der Lage sind, ein halbwegs normales Sozialleben zu führen, dann muss man meiner Meinung nach auch den gesellschaftlichen Aspekt in die Suche nach den Gründen dafür miteinbeziehen.
Die Aneignung notwendiger sozialer Kompetenzen ist ja in der Regel nichts, was jemand von sich aus verweigert.

Kontakte braucht jeder Mensch und warum die nicht zustande kommen können liegt viel mehr an der Gesellschaft und herkunftsfamilie, als vielen Menschen klar ist.

Meine lieben Forenmitglieder,

ich glaube die Einsamkeit bei mir ist tatsächlich Ausdruck einer fehlenden oder wenig stabilen Identität. Frederick hatte es in seinem vorherigen Beitrag recht gut beschrieben. Ich habe massive Probleme auf dem Gebiet der Authentizität , Selbstwertgefühl und einer stabilen und dennoch flexiblen Rolle die ich nach außen hin vermittlere. Dazu komme die von mir defizitären Kommunikationsfähigkeiten. Natürlich gibt es auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die sich ungünstig auf dieses auswirken können.

Meine ganze Analyserei ist vielleicht wieder ein intellektueller Versuch sich nicht mit dem Problem wirklich auseinanderzusetzen. Intellektuell gesehen glaube ich schon vieles begriffen zu haben, aber dem Handeln mangelt es. Intellektuell bin ich weiter, emotional hingegen bin ich nach wie vor der 14-jährige schüchterne Junge. Meine mehr oder weniger differenzierte Sichtweise täuscht darüber, dass ich mich immer noch da befinde, wo ich schon seit Jahren bin.

Leider befürchte ich zunehmend psychotischer zu werden. Ich erlebe gerade live mit wie meine Person in eine psychische Krankheit abgleitet. Lange konnte ich diese Entwicklung vor mir unterdrücken und verdrängen. Aber es fällt mir immer schwerer den Eindruck eines gesunden jungen Erwachsenen zu vermitteln. Damit meine ich, dass ich meine Gefühle nicht mehr in den Griff habe und ich Aggression und Wut nicht mehr zurückhalten kann. Zunehmend muss ich befürchten, dass ich auch im öffentlichen Raum tobe, obwohl ich sonst einen sehr ruhigen Eindruck vermittlere. Was aber gravierender ist: Zunehmens vermischen sich Fantasie, Erinnerung und Realität.

Ich habe heute meiner Mutter schreckliche Dinge auf den Kopf geworfen. Dabei habe ich vergessen, dass diese arme Frau niemanden hat, sie wie ich alleine dasteht. Doch all mein Hass hat sich auf ihr projeziert. Auch kürzlich habe ich einer meiner wenigen Freunde ähnlich angegriffen (und somit habe ich wieder genau 0 Freunde). Auch wenn bei beiden Angriffe etwas wahres dran war, muss ich zugeben, dass mein Verhalten sehr psychotisch wirkte. Ich habe das auch in mir gespürt, dass das nicht mehr normal ist. Ich verschließe mich hinter meiner sehr intellektuellen Welt (Philosophie, Psychologie, hochgestochenes Geschwätz), aber im Grunde fliehe ich von mir selbst. Ich müsste harte Konsequenzen ziehen: Besuch beim Arzt, Psychotherapie, Studienabbruch (in meiner jetzigen Situation ist das Bestehen des Studiums eine Illusion), Umziehen und vielleicht ein weniger anspruchsvollen Job suchen (ggf. könnte ich später das Studium wieder aufnehmen). Ich müsste mich verändern. Dazu fehlt mir aber der Mut, weil mein selbstvorgelogenes Leben zu verlockend ist. Ich weiß aber zunehmend nicht mehr wer ich bin oder was ich wirklich will. Diese Leerräume, um mal metaphorisch zu bleiben, füllen sich mit diffusen Gedanken und Gefühlen.

Das ist vielleicht die wirkliche Analyse, die ich mir selbst auferlege, und die Therapie wäre Veränderung und das Leben wirklich wagen. Ich befürchte, wenn ich das nicht tue, dann rückt der Abgrund immer näher.

P.S.: Das was ich schreibe, gilt sicher nicht für jeden Einsamen. Ich leide unter einer sozialen Phobie (wurde auch schon so diagnostiziert) und meine Einsamkeit ist daher auch dementsprechend. Andere Einsamen haben sicherlich günstigere Entwicklungsperspektiven.

Deine Theorien über die Gründe für Einsamkeit gefallen mir.

Ich habe Kontakt zu meinen Eltern, meinem Bruder, habe ein gutes Verhältnis zu meinen Arbeitskollegen. Ich habe einen Partner und meine Kinder leben bei mir.

Trotzdem träume ich von der besten Freundin.

Ich glaube, dass ich sowohl für small-talk als auch für philosophische Gespräche tauge.

Ich hatte auch einige Freundschaften im Laufe meines Lebens. Leider konnte ich die Freundschaften nicht über Jahre hinweg aufrecht erhalten.
Irgendwie fehlt oft die Zeit und Energie, die man investieren müsste.

Gerade Freundschaften über eine räumliche Distanz zu pflegen, finde ich schwierig. Da ich mehrmals den Wohnort wechselte, wäre dies erforderlich gewesen. Fühlte mich ständig gestresst und habe Anrufe immer wieder aufgeschoben. Wenn ich mich eine längere Zeit nicht gemeldet habe, bekomme ich Schuldgefühle und trau mich dann auch nicht mehr, anzurufen.

Kennt das jemand? Dass man Freundschaften nach 1,2 oder 3 Jahren einfach einschlafen lässt?

Liebe grüße

Mir geht es ganz ähnlich wie dir, Divio. Mangelndes Selbstwertgefühl, mangelnde Authentizität/ instabile Identität (bei mir aus einer übertriebenen Anpassung an das jeweilige Gegenüber resultierend) und mangelnde Kommunikationsfähigkeiten sind auch bei mir ein Thema. Ich habe als Kind nie gelernt, mit anderen in Kontakt zu treten. Von meinen Eltern konnte ich mir nichts abschauen, weil mein Vater kaum zugegen war und meine Mutter schon immer sehr isoliert gelebt hat. Besuche von anderen bei uns zuhause oder Besuche von uns bei anderen gab es nicht. Das hängt mir heute noch nach. Ich war ein sehr schüchternes, unsicheres Kind, damit war mir auch die „learning by doing“-Methode verwehrt. Das bisschen, was ich gelernt habe, habe ich durch stilles Beobachten des Verhaltens anderer Menschen gelernt (aber dann kaum aktiv angewendet). Heute bin ich nicht mehr so schüchtern, aber mir fällt meistens nichts Gescheites ein, das ich sagen könnte, um Kontakte herzustellen. Banalitäten wie „schönes Wetter heute, nicht?“ oder „na, motiviert?“, wie ich sie von Kollegen höre, sind mir zu doof. Smalltalk – Reden um des Redens Willen – ist mir zuwider. Aber das ist ein Fehler! Man MUSS mit solchen Banalitäten beginnen, wenn man das Gegenüber noch gar nicht richtig kennt. Man darf sich nicht zu blöd sein, um zur Anbahnung von Kontakten inhaltsleeren Smalltalk zu bemühen. Davon bin ich seit kurzem überzeugt und darum will ich diese Einstellung „Smalltalk ist nutzloses Gewäsch“ ablegen.

Erschwert wird dieser Vorsatz durch Barrieren, die durch gesellschaftliche Entwicklungen Einzug gehalten haben. Da muss ich jenen recht geben, die gesagt haben, dass es einem die heutige Gesellschaft nicht leicht macht, ein Gespräch zu beginnen. Diese verfluchten Smartphones! Man bekommt kaum mehr die Möglichkeit, Leute anzusprechen, weil die alle auf ihr Handy starren. Das ging mir gerade eben wieder so: Ich ging zu einem Vortrag, war 10 min zu früh dran, vier Leute saßen schon im Saal – und ausnahmslos alle waren mit ihrem Handy beschäftigt. Ich beobachte außerdem, dass Grüßen „out“ ist: Wenn man in einen Raum kommt, in dem schon Leute sitzen, grüßt man doch eigentlich, oder? Passiert aber immer seltener. Es wird nicht einmal zurückgegrüßt. Frustrierend! Da versuche ich, die Mankos, die wahrscheinlich in meiner verkorksten Kindheit begründet liegen, zu überwinden – und es bringt mir rein gar nichts. Das drückt aufs ohnehin schon kleine Selbstbewusstsein. Aber was ist der Ausweg? Ich sehe ihn nur darin, es immer und immer wieder zu versuchen. Irgendwann trifft man schon auf Leute, die anders ticken!

Studienabbruch und weniger anspruchsvoller Job als Lösung? Das verstehe ich nicht. Warum sollte dich das aus der Einsamkeit leiten? Würdest du dich dann nicht eher schlechter fühlen, weil dein ausgeprägtes Bedürfnis nach intellektueller Auseinandersetzung nicht mehr befriedigt werden würde?
Eine Therapie hingegen halte ich für keine schlechte Idee. Bei mir persönlich hat die Psychotherapie bislang zwar noch keine großen Erfolge im Bereich social skills gebracht, aber ich würde sagen: Probier`es aus.

Zitat von AllesWirdGut:
Kennt das jemand? Dass man Freundschaften nach 1,2 oder 3 Jahren einfach einschlafen lässt?


Ja, leider, und ich könnte mich heute dafür prügeln, dass ich das getan habe! Ich hatte ja mal Freunde, aber ich habe zu wenig in die Pflege dieser Freundschaften investiert. Ich verhielt mich immer total passiv - war zwar gleich dabei, wenn die anderen etwas vorschlugen, aber habe fast nie selbst etwas vorgeschlagen. Ich habe mich kaum jemals dazu bequemt, mich bei den anderen zu melden, sondern habe darauf gewartet, dass die anderen sich bei mir melden. Das taten sie natürlich irgendwann nicht mehr, weil sie neben mir ja noch andere, aktivere Freunde hatten. Ich habe auch, als die Depressionen und die extreme Antriebslosigkeit begannen, viele Treffen abgesagt und den anderen damit das Gefühl gegeben, ich hätte keine Lust und hätte kein Interesse mehr an der Freundschaft. Im Endeffekt sitze ich jetzt alleine da und grüble darüber, was ich hätte besser machen können... und wie ich zu neuen Freunden komme. Das habe ich von meiner ewigen Bequemlichkeit! Und von der Depression natürlich, für die ich nichts kann und für die die anderen keinerlei Verständnis hatten...

Ich kenne das leider auch, dass man Freundschaften nach 1,2,3 Jahren einschlafen lässt. Ich fühle mich zwar einsam,unternehme aber nichts, um aus dieser Situation zu kommen. In letzter Zeit habe ich kaum Kontakte und Freunde, die mit mir etwas unternehmen wollen. Einerseits weiss ich, dass ich etwas gegen diese Einsamkeit tun muss, aber dann ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mir selbst Lügen auftische um mich mit Person X nicht zu treffen. Immer ist etwas unpassend. Letztens wollte eine Freundin ihren Geburtstag unter Freunden feiern...ich habe wie immer abgesagt, aber diesmal gab ich mir nicht einmal die Mühe, meine Absage überhaupt zu begründen.Wozu auch? Ich würde immer wieder irgendeinen Grund finden, um nicht irgendwohin zu gehen. Die Leute sind nicht blöd, irgendwann merken sie, dass etwas nicht stimmt. Irgendwann fällt die Maske von alleine und man muss sich mit seinen Problemen auseinandersetzen.
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Zitat von perach:
Einerseits weiss ich, dass ich etwas gegen diese Einsamkeit tun muss, aber dann ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mir selbst Lügen auftische um mich mit Person X nicht zu treffen. Immer ist etwas unpassend. Letztens wollte eine Freundin ihren Geburtstag unter Freunden feiern...ich habe wie immer abgesagt, aber diesmal gab ich mir nicht einmal die Mühe, meine Absage überhaupt zu begründen.Wozu auch? Ich würde immer wieder irgendeinen Grund finden, um nicht irgendwohin zu gehen.


Wow... und ich dachte, nur ich sei so drauf! Genau so habe ich mich in der Vergangenheit auch verhalten. Ich habe es sogar noch weiter getrieben: Ich habe in einem Fall (Geburtstagsfeier) weder zu- noch abgesagt, hab also die Einladung einfach ignoriert. Das brachte das Fass zum Überlaufen: meine seit Jahren bestehende Mädelsrunde hat mir die Freundschaft gekündigt. Depression hin oder her - die Energie, wenigstens abzusagen, hätte ich aufbringen müssen! Heute weiß ich, dass mein Verhalten absolut daneben war. Ich wäre selbst auch beleidigt, wenn Freunde (wenn ich welche hätte) so mit mir umgehen würden. Aber nachher ist man immer klüger...

Zitat von juwi:
(...) Ich war ein sehr schüchternes, unsicheres Kind, damit war mir auch die „learning by doing“-Methode verwehrt. Das bisschen, was ich gelernt habe, habe ich durch stilles Beobachten des Verhaltens anderer Menschen gelernt (aber dann kaum aktiv angewendet). Heute bin ich nicht mehr so schüchtern, aber mir fällt meistens nichts Gescheites ein, das ich sagen könnte, um Kontakte herzustellen. Banalitäten wie „schönes Wetter heute, nicht?“ oder „na, motiviert?“, wie ich sie von Kollegen höre, sind mir zu doof. Smalltalk – Reden um des Redens Willen – ist mir zuwider. Aber das ist ein Fehler! Man MUSS mit solchen Banalitäten beginnen, wenn man das Gegenüber noch gar nicht richtig kennt. Man darf sich nicht zu blöd sein, um zur Anbahnung von Kontakten inhaltsleeren Smalltalk zu bemühen. Davon bin ich seit kurzem überzeugt und darum will ich diese Einstellung „Smalltalk ist nutzloses Gewäsch“ ablegen.


Ich stimme zu. Das Schwierige dabei ist allerdings, dass es auch nicht zu banal sein darf. Der Smalltalk ist abhängig von Alter, Kontext und persönliches Chemie, die zwischen zwei herrscht. Das alles ist sehr kompliziert, auch wenn viele Menschen das einfach so anwenden und sie wahrscheinlich gar nicht verstehe, warum wir da so große Probleme haben. Um Smalltalk zu beherrschen braucht man ein bisschen Training dazu. Normalerweise lernen wir sowas in der Kindheit und Pubertät. Aber wenn dort diese Lernprozesse nicht stattgefunden haben, tun wir uns schwer die vielfältigen impliziten Regel eines Smalltalks anzuwenden. Ich habe schon viele Ratgeber zu diesem Thema gelesen. Kaum einen gelingt es den Smalltalk richtig zu packen. Für diejenigen die Smalltalk beherrschen oder über ein Mindestmaß an sozialer Kompetenz verfügen, mögen die Ratgeber verständlich wirken. Für alle anderen hingegen ist die Literatur nur wenig hilfreich, da ein Gespräch zu dynamisch abläuft, als das man das so hölzernd an einigen Themen (z.B. dem Wetter) abklopfen könnte. Autisten z.B. tun sich mit Smalltalk auch schwer, weil eben eine Reihe von impliziten sozialen Regeln stattfinden, die sie gar nicht begreifen. Nun sind wir zwar keine Autisten, aber auch wir haben in diesem Bereich sehr wenig Erfahrung. Dennoch: Versuch macht klug.

Zitat:
Erschwert wird dieser Vorsatz durch Barrieren, die durch gesellschaftliche Entwicklungen Einzug gehalten haben. Da muss ich jenen recht geben, die gesagt haben, dass es einem die heutige Gesellschaft nicht leicht macht, ein Gespräch zu beginnen. Diese verfluchten Smartphones! Man bekommt kaum mehr die Möglichkeit, Leute anzusprechen, weil die alle auf ihr Handy starren. Das ging mir gerade eben wieder so: Ich ging zu einem Vortrag, war 10 min zu früh dran, vier Leute saßen schon im Saal – und ausnahmslos alle waren mit ihrem Handy beschäftigt. Ich beobachte außerdem, dass Grüßen „out“ ist: Wenn man in einen Raum kommt, in dem schon Leute sitzen, grüßt man doch eigentlich, oder? Passiert aber immer seltener. Es wird nicht einmal zurückgegrüßt. Frustrierend! Da versuche ich, die Mankos, die wahrscheinlich in meiner verkorksten Kindheit begründet liegen, zu überwinden – und es bringt mir rein gar nichts. Das drückt aufs ohnehin schon kleine Selbstbewusstsein. Aber was ist der Ausweg? Ich sehe ihn nur darin, es immer und immer wieder zu versuchen. Irgendwann trifft man schon auf Leute, die anders ticken!


Ja, so kenne ich das aus meinem Studium. Ich habe anfangs immer die Leute gegrüßt, neben die ich mich gesetzt habe. Sehr oft habe ich gar keine Reaktion bekommen. Ein Gespräch zu führen war auch irgendwie unangenehm, wenn ständig auf das Smartphone getippt oder gespielt wird. Sehr schwierig! Mittlerweile grüße ich auch nicht mehr, weil ich mich einfach richtig doof fühle, wenn ich dann keine Reaktion kommt -.- .


Zitat:
Studienabbruch und weniger anspruchsvoller Job als Lösung? Das verstehe ich nicht. Warum sollte dich das aus der Einsamkeit leiten? Würdest du dich dann nicht eher schlechter fühlen, weil dein ausgeprägtes Bedürfnis nach intellektueller Auseinandersetzung nicht mehr befriedigt werden würde?


Ich hatte über die Sommerferien einen Nebenjob. Obwohl der recht monoton und einfach war, fand ich die Atmosphäre super. Es wurde gegrüßt, ein Mindestmaß an freundlicher Konversation wurde geführt und man hat sich ein schönen Abend gewünscht. Mit ein paar Kollegen bin ich auch ein Stück nach Hause gelaufen und eine Reihe sozialer Hemmnisse war zumindest gesenkt. Im Studium erlebe ich aber das Gegenteil. Es wird, wie du schon angesprochen hast, wenig gegrüßt, das für meinen Gefühl Mindestmaß an freundlicher Konversation (z.B. wie war dein Wochenende) wird unterschritten -.- insofern das man sich gegenseitig ignoriert und sich die Studenten sich starr in Gruppen bewegen. Das alles ist eine sehr kalte Atmosphäre und das unter sehr großen Lerndruck. Ein bisschen Kollegialität würde das Studium verbessern. Zum Glück betrifft das nicht nur mich, sondern viele andere haben sich bereits sehr stark über die Atmosphäre beschwert. Allerdings konnten sich die Ausgestoßenen sich auch nicht zu einer eigenen Gruppe zusammentun. Für mich als Arbeiterkind, das eigentlich trotz sozialer Phobie in Beruf und Schule sich gut zurecht finden konnte, ist die Situation im Studium aus dieser Sicht untragbar. Aber ich studiere auch Informatik, möglicherweise ist da was dran, dass diese Gruppe der Studierenden besonders sozial inkompetent ist. Zumindest habe ich es nicht geschafft mich im Studium in irgendeiner Gruppe zu etablieren. ich schließe auch nicht aus, dass es an mir liegt.

Das Studium überfordert mich zur Zeit fachlich (komm mit der Hardcore-Mathe nicht zurecht), als auch menschlich. Hab zur Zeit niemanden im Studium, obwohl Informatik ein Studium ist, wo gerade die Zusammenarbeit und Austausch von Ideen und Konzepten wichtig ist. Aber was solls...

@perach, juwi:

Kommt mir bekannt vor .

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Dr. Reinhard Pichler
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