Hallo,
Eure Einstellung verstehe ich.
Hoffentlich begreift ihr, dass ich nicht wirklich irgendjemandes Adresse
haben will. Mir ging es nur darum, aufzuzeigen, dass ich eben auch
gewisse Grenzen habe.
Groß möchte ich mich nicht machen. Daher habe ich auch meine Person bisher immer in den Hintergrund gestellt, und einen anderen, dem ich nicht wert bin, die Schuhriemen zu lösen! in den Vordergrund gestellt.
Weil ihr die betreffende Person jedoch bisher nicht kennt, mutmaßt ihr, dass ich eigene Gedanken wälze.
Das stimmt aber nicht.
Okay, auf zu neuen Taten.
Ihr möchtet etwas über mein Leben wissen, wie es verlaufen ist.
Und ehrlichgesagt, habe ich wenig Lust dazu.
Es ist altes, totes Zeug, an das ich mich dann wieder erinnern muss.
Falsche Dinge, an die ich glaubte. Leiden, das ich mir vielleicht auch hätte ersparen können?
Aber es gibt auch Lichtschimmer in meinem Leben, von Anfang an...
Ich wuchs in einer katholischen Famlie auf.
Es war eine gute Kindheit, trotz der kategorischen Spannungen zwischen meiner Mutter und ihrer Schwiegermutter.
Mit 7 Jahren ging ich brav in den Kommunionunterricht und war ein kindlich gläubiges Kind. Weil ich keck und charmant war, wickelte ich auch gleich die Religionslehrerin um den Finger. Alle Kinder bekamen nur ein Kuscheltier bei der Tomobola - ich zwei!
Das war vielleicht der Auftakt dafür, dass bei mir immer alles anders verlief als bei anderen.
Mit 5 erlebte ich meine erste platonische Liebe. Sie war mir viel wert.
Mit 8 eine obeflächlichere, kürzere.
Mit 10/11 startete die Pubertät und nichts war mehr wie es sein sollte.
Die erste übel verlaufende Liebesgeschichte.
Mit 14 wiederholte sich das ganze, nur wesentlich intensiver und trauriger.
Mit 16/17 wiederholte sich das ganze wieder, diesesmal erwischte es mich ernsthaft.
Es war immer diese Sehnsucht nach Mädchen, die mich vorwärtstrieb.
Aber kein Mädchen ging auf mich ein, bzw. ich schaffte es mit meiner oberflächlich starken, innerlich eher scheuen Art, nicht, einen richtigen Kontakt herzustellen.
Die Jungs, die richtig cool und dabei so kalt waren, bewunderte ich ein wenig. Aber sie waren mir auch verhasst. So wollte ich nicht sein.
Kurz: ich war ein Romantiker und musste durch das Tal der Tränen.
Leider war alles nicht so harmlos, wie man denken könnte.
Mit 15 ließ ich die Firmung (Festigung der Entscheidung, ein Leben im katholischen Glauben zu führen) über mich ergehen.
Mit 16 verlor ich den Glauben. Mit 17 suchte ich mir meine Welt:
moderne Literatur und vor allem: moderne Lyrik (Gottfried Benn, Nieztsche). Ich wurde Nihilist. Der Existenzialismus a la Sartre erschien mir zu schwach.
Meine Wissbegier führte mich an viele Ufer. Philosophen und ihre Ansichten interessierten mich, und ich entfernte mich immer weiter von der Vorstellung, es könne einen Gott geben.
Die Wissenschaft kam langsam auf. Sprachfähigkeit, Kritisches Denken, Problemanalyse, damit befasste ich mich intellektuell. Und ich war gut und erntete die entsprechenden Noten.
Gott war überflüssig geworden.
Und was sollte ich von einer steifen Kirche halten, in der Woche für Woche dasselbe hohle Zeug erzählt wurde.
Niemand interessierte sich für MICH. Niemand gab mir einen RAT, der von Herzen kam. Alles erschienen mir nur Phrasen und Traditionen zu sein.
Mit 20 kam die Wende. Die große Liebe meines Lebens begegnete mir.
Und aus der unmöglichen Vorstellung wurde Wirklichkeit.
Es war eine Liebe, die gegen alle Regeln lief. Eine Ehe zerbrach.
Auch Kinder aus erster Ehe wurden davon betroffen.
Aber ich sagte mir: wer stärker liebt, der ist im Recht. Und ich liebte leidenschaftlich.
Aber sie war viel älter als ich. Und das wurde von Jahr zu Jahr schwieriger.
Meine Freunde und Bekannten akzeptierten uns anfangs, aber wir waren nicht gesellschaftskonform, und wir gerieten in Isolation.
Erstmalig erkannte ich, dass ich nicht immer mutig durchs Leben gehe, sondern auch feige sein kann.
Die Beziehung wurde mir hier und da peinlich.
Währenddessen ging ich dennoch ehrgeizig voran. Ich wurde
Reserveoffizier (mit einigen weiteren inneren Verrohungen) und später
studierte ich Naturwissenschaften.
9 Jahre kämpften wir mit extremsten Höhen und Tiefen um diese Liebe.
Im 8. Jahr bekam ich Todesahnungen. In meinem persönlichen Umfeld gab es Todesfälle (Krebs). Ein Mann starb mir an meinem Arbeitsplatz unter den Händen weg. Ich versuchte ihn durch Herzmassage wiederzubeleben. Wir rissen sein Hemd auf und die Knöpfe flogen über den Boden. Beim Pressen brach schließlich eine Rippe.
Er kam später noch einmal zu sich.
Verstarb aber einige Tage später.
Es war wie ein Omen.
Alles, was ich bereits erahnt hatte, geschah dann auch.
Ich verliebte mich noch einmal unglücklich. Die Situation eskalierte, so dass mein berufliches Umfeld es mehr oder minder deutlich mitbekam.
Ich verließ meine große Liebe, ich wagte einen Sprung, von dem ich vorher wusste, dass ich ihn nicht überleben würde.
Alles, woran ich geblaubt hatte, lag inzwischen in Scherben.
Mein gesamtes Weltbild, das ich naturgetreu in meinem Innern aufgebaut hatte, es stimmte nicht mehr.
Diese Frau gab mir sozusagen den Rest. Ich verlor den letzten verbliebenen Glauben daran, dass die Welt und die darin lebenden Menschen gut sind.
Als mein Herz brach, war ich auch körperlich am Ende. Lange Zeit blieb ich völlig geschwächt. Ich konnte kaum mehr arbeiten und entwickelte
düstere Gedanken.
Mein Eindruck war: ich hatte diese gefühlskalte Frau zum Leben erwecken wollen, aber ich war dabei selbst zugrunde gegangen.
Als dieses Opfer nicht nur missverstanden, sondern auch noch in den Dreck gezogen wurde, geschah etwas in mir.
Es war schleichend. Eine Latenzzeit. Doch nach und nach wurde es sichtbar. Ich hatte überlebt und war bösartig geworden.
Wenige sahen das, aber innerlich war es so.
Viele von Euch wissen, dass man im Angesicht des realen Bösen zwei Wege hat: zugrunde gehen. Oder aber das Böse inkorporieren.
Ich tat letzteres.
Die seelische Verletzung ließ eine neue Quelle der Energie in mir aufkommen: Hass. Groll.
Bestimmte Worte, bestimmte Dinge, bestimmte Menschen, bestimmte Verhaltensweisen brachten mich innerlich unter Feuer.
Die Psychologie nennt das übrigens Krankhafte Arousal-Muster.
Es war recht merkwürdig, dass ich alles, was geschah, nebenbei auch zu verstehen suchte.
In dieser Zeit traten einige nette Bekannte und Freunde auf den Plan.
Eine Bekannte, die meine Situation erahnte, brachte mir ein Astrologiebuch. Weil meine Lebensgeschichte so verwüstet war, und kein happy end in Sicht, suchte ich dort nach Antworten.
Einige Zeit später lernte ich eine Freundin kennen, die mich in die Welt der Magie einführte. Schon meine Großmutter hatte früher Tarot gelegt.
Nun war ich an der Reihe.
Weil ich sehr intuitiv bin und in meinen Wegen fast immer furchtlos, stieß ich bald in die Tiefen der Esoterik vor.
Geistliche Wesen, Telepathie, Hellseherei, selbst entworfene Rituale.
Alles das erschloss sich mir recht schnell.
Nach außen hin war ich weiterhin relativ normal.
Aber innerlich ging es in dunklere Gefilde. Aber ich hatte den Eindruck, großartige Erkenntnisse zu gewinnen. Und der griff nach der Macht lockte schon bald.
Durch verschiedene Umstände entwickelte sich die unglückliche Liebesgeschichte noch weiter. Noch einmal hatte ich ein Klärungsgespräch versucht. Dabei waren Worte gefallen, die ich nicht hinnehmen konnte. Es kam zu offener Feindschaft. Ein Prozess drohte. Meine neue Freundin war mit solchen Situationen wohl vertraut, und ich zog mich aus der Affäre.
Alles in allem war sie mir wirklich eine Hilfe. Ich wäre sonst in allen Verstrickungen hängen geblieben.
Musik, Dro., und okkulte Literatur führten mich dann immer weiter in die Welt der Magie. Ich wurde zunehmend gefährlicher, was mir selbst bewusst war. Und ich stand dazu. Die Kräfte des Zorns schienen mir die rechten Verbündeten zu sein, um eine gerechte Ordnung nach meinem Geschmack wieder herzustellen.
Ich rief eine dunkle Macht an, die sich in Folge eines Rituals auch zeigte.
Als eine schimmernde, brennend heiße, durchsichtige Wolke nahm ich dieses Wesen wahr. Es war alt, wissend und mächtig.
Ein halbes Jahr später, zur Wintersonnenwende, stand ich dann vor der Entscheidung. Ich war mir sicher, dass ich diese Kräfte im vollen Ausmaß
haben könnte. Aber schon bei dem Ritual war es mir hinter her nicht gut gegangen. Ich war verletzt worden. Auch wurde mir immer mehr bewusst, dass ich von Süchten und Zwängen geplagt wurde.
Das weckte mein Misstrauen.
Als die Entscheidung anstand, spürte ich, dass im Unsichtbaren ein Kampf stattfand. Ohne mein Zutun erkannte ich plötzlich, dass ich möglicherweise in tödlicher Gefahr schwebte. Ich surfte im Internet und suchte nach mehr Informationen. Was war der so genannte Teufelspakt. Kann man bestimmte Kräfte aufnehmen, und dabei sein Herz bewahren.
Langsam hob sich der Schleier und mich erfasste Grauen.
Ich war dabei, mein Leben zu zerstören.
Zuletzt bleibt nurnoch der Teil der Geschichte, der weder mit Verstand noch mit Gefühl nachvollziehbar ist.
Gott kam zu mir. Jesus kam, um mich zu retten.
In der Nacht der Entscheidung, ich rauchte ein Zig. nach der anderen und trank zur Beruhigung Wein (,was mir derzeit wenig ausmachte. Ich war gut trainiert), schlug ich in meiner Ratlosikeit die Bibel auf.
Ein blödes Buch, das ich jahrelang kritisch und ohne großes Interesse gelesen hatte. Oder schlimmer noch: ein Buch, dessen Botschaft ich zuletzt als falsch und verdreht angesehen hatte.
Und da war es anders. Ich las - und ich verstand.
An diesem Abend vertraute ich mein Leben dem Lamm Gottes an, das für mich unschuldig in den Tod ging. Ich sagte mich von allem los, was ich getan und gewollt hatte. Ich heulte vor Schuld und Scham.
Aber Gott nahm mich an, so wie ich war.
Es geschah etwas Wunderbares: in mein aufgepeitschtes Herz kam ein unbeschreiblicher Frieden. Nicht eine Art von Frieden, sondern der FRIEDEN an sich. Ich badete in Liebe. Und es war nicht eine Liebe, sondern die LIEBE an sich.
Ich muss zugeben, dass diese intensiven Gefühle sich so nie wiederholt haben. Viele Monate freute ich mich an dieser tröstlichen und intensiven Liebe, doch mit den Jahren wurde das Gefühlsintenisve auch durch nüchterne Elemente ergänzt.
Gott, so zeigte sich, ist nicht nur ein Tröster und Liebhaber der Menschen.
Er kümmert sich auch um das rechte Maß und hilft zu Wachheit und Nüchternheit, wo es angebracht ist.
Heute frage ich mich, warum mein Weg zu Gott so schwer sein musste.
Hätte es nicht einen leichteren Weg geben können.
Aber Gott kennt mich besser als ich selbst. Vermutlich war es der einzige Weg, mich zu erreichen.
Dies war mein Leben bis zu meiner Bekehrung.
Ein ödes Wort für etwas Wunderbares.
Es grüßt Euch
Ein Freund
06.08.2008 08:17 •
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