App im Playstore
Pfeil rechts
1

Hey, ich steck in ner extrem problematischen Situation. Also ich bin ein Junge (18) und bin ziemlich introvertiert aber nicht direkt schüchtern. Ich fühle mich allein und isoliert von ehaben strukturierten sozialen Gemeinschaften. Ich betrachte vieles als für mich belanglos oder kann mich damit nicht identifizieren, besonders weil die Gesellschaft - sowie der Einzelne in vielen Fällen - einer abscheulichen Doppelmoral unterliegt, von der ich mich angegriffen, da angesteckt fühle, wenn ich länger unter Leuten bin. Auch wenn ich ein Einzelgänger bin, beschränkt sich diese Einsamkeit nicht nur auf das physische Alleinsein, sondern auch auf das geistige bzw. geistig verbundene. Deshalb bin ich extrem schnell ermüdet von Menschen und bin meist auch gern alleine. Nicht allzu selten ist mein Verhalten kontrovers für meine Mitmenschen, seltener aber werde ich direkt abgelehnt, bin aber natürlich für wenige ein Sympathisant. Und dies ist eben bei fast jedem so, soll heißen ich empfinde mich als etwas belanglos in diesem System, aber als wertvolles eigenständiges Produkt. Ich möchte keine Werbung für meine Wesensart machen, aber ich will sagen, dass ich abseits der für viele vielleicht unkonventionellen Denkensweisen ein guter Mensch bin und schon die gleichsam an Gott gerichtete Frage stelle, warum es nicht einen(!) Menschen gibt, den ich intensiv spüren kann. Ich spreche auch von Liebe, die ich nie hatte. Meine Sehnsucht nach einer Freundin ist ziemlich groß, aber ich verstehe mich mit dieser Welt einfach nicht, da ich völlig andere Begrifflichkeiten habe und sie versteht mich dementsprechend auch nicht, also muss ich weiterhin verzweifelt suchen. Mein größter Wunsch ist es mit jemandem in Liebe vertraut zu sein. Momentan kämpfe ich auch mit einer Panikstörung und schlaflosen Nächten, die mich geistig weiter vereinsamen lassen. Ich bin nicht generell so ernst und schwarzmalerisch wie nun, aber dieses Thema ist wirklich ein Dilemma und mir toternst und kaum zu beschönigen. Meine Kernfrage ist: Kennt jemand dieses Gefühl? Und versteht jemand diese ganz besondere Form der Einsamkeit?

Ich hätte auch gern jemanden zum Schreiben, der Erfahrung mit folgenden Themen hat:

Einsamkeit
Hypochondrie
Panikattacken/Todesangst

04.11.2013 19:47 • 04.04.2014 #1


5 Antworten ↓


Hallo fortune7,
Leider hast du nicht direkt geschrieben, was dich alles an der Gesellschat und den anderen Menschen stört, aber du meintest du hast Denkweisen eines guten Menschen.
Ich schreib mal wie es mir geht: Ich kann mich kaum mit der Gesellschaft indentifizieren. Abneigung hab ich gegen: Rauchen, Alk., Satire und sonstigen derben Humor (SouthPark, Simpsons, Satire jeglicher Art). Alles was unter die Gürtellinie geht kann ich nicht leiden - wie ein kleines Kind, welches sich die Ohren zuhalten will.
Ich denke von jedem Menschen zunächst schlecht, bis mir das Gegenteil bewiesen wird. Ich habe moralische Ansichten von der Welt wie in unschuldigen Kinderaugen.
Ich bin stark genug um meine Ansichten zu verteidigen weil ich mich oft im Recht fühle.
Am schlimmsten ist meine Angst davor von jemandem enttäuscht zu werden, den ich liebe. So habe ich seit Jahren immer wieder den wiederkehrenden Traum, dass mein Vater anfängt zu rauchen. Das wäre ein starker Vertrauensverlust. Und so übertrage ich das auf jeden Menschen. Das Problem: Fast alle haben mal zu viel getrunken, oder mal geraucht. Oder über Witze gelacht die ich abstoßend finde.
Mein momentaner fester Freund ist so ziemlich die einzige Bezugsperson die ich habe, und ich bräuchte auch nichts weiter außer einen Mann in meinem Leben der die Dinge so sieht wie ich und mich unterstützt und dem der Rest der Welt egal ist.
Meinen jetzigen Freund liebe ich, aber auch er hat Charakterzüge die mir missfallen. Er guckt auch die ein oder andere derbe Satire, lacht bei den Simpsons, was ich oft mit Zähneknirschen toleriere.
Ich liebe ihn sehr, und er ist einer der liebsten Männer die mir je untergekommen sind, und daran halte ich fest. Aber auch er kann mich mit einigen Sachen enttäuschen.
Ich denke mir: Bin ich Schuld daran, weil ich so anders bin? Oder bin ich im Recht, weil meine Weltanschauung richtig ist.
Er ist ein sehr kluger Mann, aber ich finde Satire - auch wenn der Hintergrund mehr aussagt als das vordergründige, bedient sich Mittel die ich nicht akzeptieren und tolerieren kann.
- ich könnte noch so viel mehr schreiben. Läuft das ungefähr in die Richtung was du tiefgründiger mit deinem Text ausdrücken wolltest?
Eine Antwort wäre schön =)

A


Ganz alleine durch die Hölle gehen

x 3


Hey,

ich schreib das hier nich umfassend, da mir zur Zeit die Energie fehlt ins Detail zu gehen. Ohnehin stört es mich, dass ich mich so oft erklären muss. Ich geh mal auf das ein, was du geschrieben hast.

Zitat:
Ich kann mich kaum mit der Gesellschaft indentifizieren. Abneigung hab ich gegen: Rauchen, Alk., Satire und sonstigen derben Humor (SouthPark, Simpsons, Satire jeglicher Art). Alles was unter die Gürtellinie geht kann ich nicht leiden - wie ein kleines Kind, welches sich die Ohren zuhalten will.


Also was du da aufzählst sind für mich nur Symptome einer Krankheit die jedem Menschen zugrunde liegt. Was du erzählst - damit kann ich mich identifizieren - für mich geht es aber viel weiter. Im Grunde genommen unterliegen wir alle dem Dualismus Verstand vs. Emotion. Und für mich liegt die Ehre eines Menschen darin, das Beste aus sich zu machen, was für mich eben bedeutet so frei wie möglich zu sein. Freiheit ist für mich gleich Verstand und niemals Emotion, denn Emotion ist pure Unfreiheit in meinen Augen, zumindest die meisten. Ich will das hier nicht ausführen.

Was ich ablehne ist jede Form von S.ismus und ich verurteile ihn sehr scharf. Satire lehne ich dagegen nicht ab, denn sie hat ja nicht selten eine positive Doppelmoral und will irgendwo aufklären. Sollte sie zumindest, wenn sie gut ist. Was mich stört ist die Ernsthaftigkeit in Bezug auf gewisse Themen, die für mich tabu sind. Ein großes Thema, mit dem ich mich lange auseinandergesetzt habe ist S.ualität und immer wieder komme ich an den Punkt, an dem mein Kopf regelrechtem Chaos ausgesetzt ist. An diesem Punkt möchte ich dir sagen, dass es neben der Satire viel derbere Themen gibt, die du dir mal durch den Kopf gehen lassen solltest. Das eine ist Selbstbeherrschung und Konfrontation mit der Nichterfüllung emotionaler Begierden, heißt setze dich einmal diesem Kampf aus und beobachte den Menschen.

In diesem Sinne kann ich nicht verstehen, wie du mit jemandem zusammen sein kannst, der eben kein allzugroßes Freiheitspotenzial zu haben scheint. Auch diese Zweifel an dir selbst erscheinen mir komisch, denn die bestehen ja neben der Entscheidung, eine Beziehung einzugehen. Ich sehe da zu viel Inkonsequenz.

Geht mir ähnlich. Smalltalk, Fakebook, kein Interesse an Kultur, Politik, Musik, dafür belanglosem schei., Oberflächlichkeit, Künstlichkeit³, gute Miene zum bösen Spiel machen, übertriebener Materialismus - das ist nicht meine Welt. Ab 17 gingen mir die Normalos auch immer mehr auf den Senkel.

Dies ist meinem Empfinden nach ein sehr interessanter Thread.

Zitat von fortune7:
Kennt jemand dieses Gefühl? Und versteht jemand diese ganz besondere Form der Einsamkeit?


Ja, zu einhundert Prozent. Ich weiß nicht, ob ich das mit 18 so hätte ausdrücken können. Ich bin sehr viel älter und habe bis heute keine Lösung dafür gefunden. Trotzdem fühle ich mich in der Lage, einen Rat zu geben: Sucht aktiv nach Menschen und Umgebungen, die sich eurem Gefühl nach richtig anfühlen. Aber seid euch zugleich bewußt, dass diejenigen, welche den höchsten Ansprüchen genügen, tolerant sind und niemanden verachten. Auch nicht sich selbst. Qualität und Toleranz schließen sich nicht aus, sondern sie bedingen einander.

@Nameless die heuteShow muß ein Graus für dich sein. Ich glaube, es ist deine eigene Verletzlichkeit, die du projezierst. Warst du als Kind überbehütet ? Du mußt an dir arbeiten, um eine etwas dickere Haut zu bekommen, sonst wird das mit deinem Freund früher oder später schief gehen.

Selbstbewußsein ist übrigens ein faszinierendes Wort und ein Schlüsselbegriff.

Qualität und Toleranz schließen sich nicht aus, sondern sie bedingen einander.

Gut gesagt.





Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore