Zitat von Nina32:Habe derzeit keine Perspektive... der Druck im Nacken, eine neue Arbeit zu finden obwohl ich mich absolut arbeitsunfähig fühle.
Dieser Satz hat mich angesprochen. Warum? Nun... Ich bin im August 2010 zusammengeklappt. Depressionen, Ängste etc. ... Das volle Programm. Das war nicht das erste Mal, aber es war das erste Mal so schlimm. Seither hat sich meine Beziehung zur Arbeit sehr verändert. Mein Vater hat mir immer eingebläut, daß der Job das wichtigste sei im Leben. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß das nicht die ganze Wahrheit ist. Denn was nützt es mir, einen Job zu haben, aber darüber hinaus kaputt zu gehen? Ich habe mich damals krank schreiben lassen und hätte mir zu dem Zeitpunkt nicht träumen lassen, daß ich mich damit fast eineinhalb Jahre aus dem Verkehr ziehen würde. Aber das war gut so. Ich habe eine stationäre Therapie gemacht, war 8 Wochen in einer Klinik, die... naja... sagen wir mal ungewöhnliche Ansätze hatte. Ich habe im Anschluß (und als Ergebnis dieser Therapie) alles in Frage stellen dürfen - inklusive meines Berufes.
Wir leben in einem Land, in welchem wir uns das leisten können (Krankengeld und so...) und dafür bin ich dankbar. Das Ergebnis meiner ganz persönlichen Reise zu mir selbst ist, daß ich in meinem Beruf geblieben bin, mir allerdings eine Nische gesucht habe, in der ich auch klar komme. Und: ich arbeite nicht mehr Vollzeit. Schei* auf die Kohle! Denn ich habe gelernt, daß nicht der Job das Wichtigste in meinem Leben ist, sondern die Tatsache, daß ich mit dem Leben zu seinen Bedingungen klar komme. Ich habe gelernt, daß ich nicht so leistungsfähig bin, wie mich andere gern hätten, daß ich Pausen brauche, wo andere durchmarschieren. Manchmal hader ich noch mit dieser Erkenntnis, möchte gern sein, wie andere mich haben wollen. Aber im Großen und Ganzen bekomme ich das hin. Heute steht meine geistige Gesundheit an erster Stelle. Würde mich meine Arbeit daran hindern gesund zu bleiben (bzw. den Stand zu halten, auf dem ich jetzt bin), dann würde ich kündigen.
Ich wünsche dir was: Ich wünsche dir, daß du erkennen darfst, daß DU die wichtigste Person in deinem Leben bist. Ich wünsche dir, daß du dich von den Werten, die uns unsere Gesellschaft vermittelt, verabschieden darfst und du deinen eigenen Weg findest, mit dir klar zu kommen (und der Welt, in der du lebst). Denn nur dann haben Menschen mit unseren Eigenschaften (nein... nicht Problemen oder Beeinträchtigungen) eine Chance.
Ich komme aus der Selbsthilfe-Szene. Selbsthilfe = hilf dir selbst =Lerne, wie du es hinbekommst, mit dir klar zu kommen. Dort habe ich auch gelernt, keine Ratschläge zu geben, sondern nur von mir zu erzählen und von meinen Erfahrungen. In diesem Sinne: Ich hoffe, ich habe dich nicht überrollt und ich hoffe, meine Erfahrungen sind hilfreich für dich.
Danke für's Lesen...