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Liebe alle,

angeregt durch einen Forumsbeitrag möchte ich ein Experiment beginnen:

Ein Tagebuch über meine sich anbahnende Freundschaft mit mir selbst.

Elisabeth71 hat in einem Thema von Obscuria die Bemerkung gemacht, es brauche 200 Stunden Kontaktzeit, bis sich eine Freundschaft entwickelt. Das hat in mir irgendwie einen klick bewirkt und einen Schalter umgelegt.

Meine Ausgangssituation: Ich kann seit Monaten kaum schlafen und fühle mich sehr einsam und ohnmächtig. Meine Sozialkontakte sind sehr gering, ich habe keine Freundschaften mehr, mir fehlt es ganz grundsätzlich an Wertschätzung und Anerkennung.

Ich hätte zwar viele Ideen, habe aber mittlerweile aus Angst vor Ablehnung oder Scheitern kaum noch Energie, irgendwas davon umzusetzen.

Seit Jahren weiß ich, dass das (therapeutische) Schreiben ein Lösungsansatz zur Bewältigung von Krisen sein könnte. Und ich liebe das Schreiben, kann mich aber höchst selten dazu aufraffen, von einem Tagebuch ganz zu schweigen.

In einer kürzlich gesehenen Talkshow redete der Autor eines Buches zum Thema Freundschaft davon, dass er sich die Frage gestellt habe, ob er denn mit sich selbst befreundet sei. Das klingt seither in mir nach. Heute Nach habe ich eine Doku gesehen, in der von der lebensverlängernden Wirkung von Freundschaft die Rede war. Und mit dem Input aus dem Forumsbeitrag, hat sich in mir eine Idee zusammengebraut, diese Ansätze zu kombinieren:

Ich möchte euch einladen zu einer tagebuchartigen Reise auf dem Weg der Freundschaft zu mir selbst. Vielleicht möchtet ihr euch auch auf diese Reise mit euch selbst begeben oder anderes beitragen, alles ist willkommen. Ich bitte lediglich darum, sich wohlwollend zu äußern, damit es weitergehen kann.

Vorfreudige Grüße,
wiesollichmichnennen

14.12.2024 21:54 • 13.01.2025 x 5 #1


14 Antworten ↓


@wienenneichmich finde deine Idee gut. Wüsste selbst allerdings gar nicht was ich da reinschreiben könnte. Wie sollte dies denn aussehen?

A


Freundschaft mit mir selbst - Ein Tagebuch-Experiment

x 3


@Sarahh

Liebe Sarahh,

danke für deine interessierte Rückmeldung! Ehrlich gesagt, weiß ich es auch noch nicht wirklich konkret. Ich gehe davon aus, dass sich das entlang des Weges ergibt. Der Klick hat bei mir für einen starken Antrieb gesorgt, dessen Energie ich gerne nutzen möchte. Was ich für mich selbst bemerkt habe: es hat begonnen, in mir in eine andere, produktivere Richtung zu arbeiten. Und das führt wiederum hoffentlich zu anderem Handeln, das dann wiederum andere Reaktionen und Ergebnisse bewirkt.

Den ersten Schritt habe ich gestern noch gemacht und für mich geschrieben und mich auch erstmal gefragt, was denn nun folgen könnte. Dabei bin ich scheinbar ganz schön abgekommen, aber es hat sich gelohnt. Das kann ich ja gleich reinstellen.

Danach stellte sich mir die Frage, was denn eigentlich Freundschaft ist. Wie entsteht sie? Was sind die Bedingungen dafür?

Schlussendlich kann ich sagen, dass für mich der Weg darin zu bestehen scheint, ins Handeln zu kommen UND dabei zu bleiben. Schritt für Schritt, aber konstant. Und die für mich förderlichen Erkenntnisse entlang des Weges zu verinnerlichen, so dass sie irgendwie als Basis/ Grundschwingung/ Träger wirken können.

Jetzt schweife ich wieder ab, aber das ist ja gerade das, was das Schreiben in meinen Augen so wunderbar macht. Und die Tatsache, überhaupt schreiben zu können. Ich bin sehr dankbar, dass ich das hier tun darf. Der potentielle Austausch ist für mich erheblich motivierender, als es nur für mich zu tun. Denn nur für mich tue ich es eben einfach nicht (konstant)

Und dann ist es auch so: Ich denke den ganzen Tag nach und nun kann ich einerseits über das Thema Freundschaft nachdenken und darüber, was ich schreiben kann. Und dann wiederum schreibe ich auch einfach drauflos und lasse mich treiben und versuche dennoch, den Faden wieder aufzunehmen. Das spannt einen Rahmen, der mich irgendwie aufzufangen scheint und vielleicht dafür sorgt, dass ich mich nicht in negativem Stress verliere, der mir den Schlaf raubt. Ich habe ein wenig Angst vor dem Morgen, denn noch weiß ich nicht, was die Nacht bringt und ob es dann dafür reichen wird, auch dann noch etwas hinzubekommen. Ich hoffe auf das Beste und gehe dann jetzt hoffentlich den nächsten Schritt.

Ich danke allen, die hier mitlesen und wünsche euch eine erholsame Nacht!

Hier ist also noch mein Nachtrag von gestern, nachdem ich den Strang gestartet habe:



Ich wollte mich ja direkt dranmachen, einen Plan aufzustellen: Wie verhalte ich mich als Freundin zu mir selbst?


Ich liebe Pläne, man kann sie so schön umschmeissen. Aber eigentlich würde ich sie am Liebsten einhalten. Wenn es nach mir ginge, müsste man keine Änderungen vornehmen und könnte stets alles so lassen. Ich bin heute (oder war es mal in sehr starkem Maße) sehr anpassungsfähig. Aber nicht freiwillig, sondern weil ich musste. Das Leben lacht ja bekanntlich, während man Pläne macht… So bin ich schon zigfach umgezogen, weil die Situation es erfordert hat. Ich könnte heute einen kompletten Lebensneustart in wenigen Tagen durchziehen. Meisterschaft in Pionierarbeit. Also theoretisch. Aufgrund der vielen Neustarts, die ich schon hingelegt habe, ist die Energie mittlerweile eigentlich auf unter Null. Aber keine Ahnung vom Durchhalten. Weil ich es nie durfte. Das gilt für Dinge wie für Beziehungen.


Banales Beispiel: Wenn ich ein Produkt gefunden habe, das mir gefällt, dann brauche ich nichts anderes mehr, schaue weder links noch rechts, sondern steuere direkt darauf zu. Egal ob Käsesorte, Seife oder Gericht beim Asiaten. Wenn dieses dann aus dem Sortiment verschwindet, ist das ein echter Schock, weil ich erstmal wieder unnötig viel rumprobieren muss. Das heißt nicht, dass ich nicht auch gerne Neues probiere, aber ich komme von mir aus nicht unbedingt darauf und am Liebsten wäre es mir, dann direkt wieder etwas sehr Gutes zu finden, bei dem ich bleiben kann. Bezüglich Beziehungen wäre es theoretisch das Gleiche. Hier habe ich allerdings schon Übung im Durchhalten, allerdings nur von destruktiven Beziehungen. Ich halte so lange wie möglich daran fest. Ich war mal die letzte, die in das sinkende Schiff verlässt.


Das hat sich durch die unzähligen Erfahrungen geändert. Auf der Suche nach mir selbst habe ich anerkennen gelernt, dass die unfreiwillige Anpassung, die ich durch die Herausforderungen des Lebens leisten musste, mir auch vorteilhafte Fähigkeiten gebracht hat. Und deswegen probiere ich mittlerweile auch von mir aus hin und wieder neue Käsesorten und habe mir vorgenommen, in meinem Lieblingsrestaurant die Speisekarte komplett durchzugehen.


Mit den Menschen ist das schon schwieriger. Ich habe erkannt, dass ich zu viel Wert auf Worte lege statt auf Verhalten, das doch die meiste Information transportiert (nur ca. 10% durch Worte!)


Jedenfalls bin ich mittlerweile so weit, dass ich nicht nur wahrnehme, dass sich meine Intuition meldet (mit Warnsignalen), sondern auch schneller reagieren kann. Dachte ich zumindest. Meine Intuition ist eigentlich extrem gut (wie wohl die eines jeden), allerdings habe ich sie immer wieder ignoriert und bin doch den Weg gegangen, vor dem sie mich gewarnt hat. Der Verlauf ist so: als Kind konnte ich sehr schnell merken, dass hier was nicht stimmt, dass ich schlecht behandelt werde, ich konnte die Wut zulassen, ausdrücken und sie hat etwas bewirkt: Soziale Zugehörigkeit und das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das ging innerhalb weniger Tage. Leider waren gerade nach solchen Erfolgen wieder erzwungene Ortswechsel, so dass alles von vorne begann. Im Laufe der Zeit erlebte ich dann familiär, dass ich zwar dabei sein durfte, aber eher geduldet, ohne gefragt zu werden, ohne Gehör zu bekommen. Und dass das Liebe genannt wurde. Also ziemlich ironisch. Als Jugendliche konnte ich es immer noch wahrnehmen, es hat aber wesentlich länger gedauert und zu monatelangen und auch jahrelangen schlechten Beziehungen (auch freundschaftlicher Art) geführt. Ich konnte mir immer weniger Ausdruck verschaffen und hielt aus, wurde kleinlaut und schlussendlich führte es zum erschütternden Lösen aus der Beziehung. Erschütternd, weil ich mich aus meinen familiären Beziehungen ja nicht lösen konnte und dann erst im jungen Erwachsenenalter zum ersten Mal eine „Freundschaft“ aktiv beendet habe. Gleichzeitig war das auch eine Befreiung, weil ich endlich wieder etwas benennen und handeln konnte. Aber diese Selbstwirksamkeit führte dann eben nicht mehr in die soziale Zugehörigkeit und ich begann, Dinge zu tolerieren, die ich eigentlich intolerabel fand und Verständnis zu zeigen, wo ich eigentlich keines hätte haben sollen. So verlor ich auch den Blick für meine Bedürfnisse und Signale aus mir selbst heraus. Ich ließ mich dahin treiben, wo es kurzfristige Aufmerksamkeit gab. Ich war gerne bereit, die scheinbaren Bedürfnisse der anderen zu erfüllen. Ich sah nur noch die Worte als Ausdrucksmöglichkeit und war enttäuscht ob der mangelnden Kommunikation. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass ich dadurch den Zugang zur Welt verloren habe.


Ich möchte wieder dahin zurück. Ich will wieder dahin, wo ich auf das Verhalten schaue, meiner Intuition vertraue und Bedürfnisse erkennen und benennen darf und aus denen dann soziale Zugehörigkeit erwächst. Ich habe auch nichts gegen Gewitter, wenn danach die Luft rein ist.


Womit wir wieder bei der Freundschaft wären. Freundschaft, wie entsteht sie eigentlich? Was sind die Situationen, aus denen Freundschaft entstehen kann?


Die Grundlage sind ja erstmal soziale Kontakte. Warum suchen wir den Kontakt zu anderen?
Wiederum aus Bedürfnissen heraus: Zu allen unseren Bedürfnissen bedarf es der sozialen Kontakte.
Die Motivation, soziale Kontakte herzustellen, liegt darin, diese zu befriedigen durch Sammeln von Informationen, positive Stimulation und Selbstwirksamkeitserfahrung.


Das ist ziemlich schwer auszudrücken finde ich. Jedenfalls kann man, denke ich mal, grundsätzlich davon ausgehen, dass jeder Mensch, der mit einem anderen in Kontakt tritt, erstmal ein positives und lebensbejahendes Bedürfnis erfüllt haben möchte. Ich gehe jetzt mal vom Normalfall aus, in dem die wenigsten als Psychopathen auf die Welt kommen.


Ok, ich frage mich also bei Kontakten: Was möchte dieser Mensch von mir (Bzw. was ich möchte ich von diesem Menschen)? Eine Information (geht am Besten über das Verhalten), positive Anregung oder sich selbst ausdrücken und eine positive Rückmeldung bekommen?


In einer Freundschaft (mit mir selbst) möchte ich eigentlich alles: Ich möchte Informationen erhalten, inspirieren und inspiriert werden, ausdrücken (lassen) und (mich selbst) wertschätzen.


Wenn dann der Kontakt da ist, wirken bestimmte Faktoren freundschaftsfördernd:


- Zeit verbringen: hier sind es wohl sogar weniger als die 200 Stunden (diese für beste Freunde, aber ich würde das jetzt bei 200 belassen, ich will ja meine beste Freundin werden)

- Vertrauen (auch Geheimnisse)

- Ähnlichkeit


Morgen mehr.

Das war ein echt länger Text.
Interressant ist die Stundenanzahl, um eine Beziehung zu einer Freundschaft werden zu lassen.
Ich werde bestimmt nie ein Freund von mir selbst.
Aber, ich treffe mich zu selten mit einzelnen neuen Menschen und wusste nicht richtig, warum ich nie warm geworden bin.
Ich wollte neue Freunde, aber zu richtiger Freundschaft kommt es irgendwie nicht.
Jetzt kenne ich einen Grund.

@Coffeebean

Liebe Coffeebean,

das freut mich sehr, dass du etwas für dich erkennen konntest.

Auch mich bringt das Nachdenken über Freundschaft sehr stark weiter.

Ich habe gestern nicht geschrieben, weil der Antrieb wieder nur sehr kurz gereicht hat. Habe mich heute - zwar viel zu spät, aber immerhin - dann doch aufgerafft. Und deine Nachricht motiviert mich weiter. Danke dir dafür.

Überhaupt sind es viele kleine Dinge, die etwas ausmachen. Ich muss nur wieder lernen, sie wahrzunehmen und wertzuschätzen.

***

Zur Freundschaft möchte ich auf zwei Ebenen schreiben: Einmal zu mir selbst und dann, was die Erkenntnisse darüber für die (freundschaftlichen) Beziehungen zu anderen bewirken.

***

Freundschaft zu mir selbst:
Die Kriterien Zeit verbringen, Vertrauen und Ähnlichkeit sollten ja eigentlich auf den ersten Blick alle mehr als erfüllt sein möchte man meinen. Vor allem hinsichtlich der Ähnlichkeit gibt es keinen Menschen, der mir so gleicht und mit dem ich so viele Gemeinsamkeiten teile Das ist wirklich toll ) Allerdings würde ich gerne diese Gemeinsamkeiten auch mehr leben. Also mehr Humor teilen, mehr Musik machen, mehr sonstige Hobbies auch wirklich ausführen. Das ist schon sehr auf der Strecke geblieben, weil es gerade noch für die Routine reicht, wenn überhaupt. In letzter Zeit ist es harte Arbeit, auch diese aufrecht zu erhalten. Ich denke, das dürfte auch einigen bekannt sein.

Die Zeit an sich ist das Problem: Es ist schon irgendwie irre, ALLE Zeit mit mir selbst zu verbringen und mich dabei dennoch nicht freundschaftlich verbunden zu fühlen! Das finde ich wirklich tragisch, wenn ich es mir so bewusst mache! Ich möchte wirklich hier eine Routine etablieren, dass es wenigstens einen kleinen Teil gibt, den ich mit mir verbringe in freundschaftlichem Sinne. Und hoffe, dass sich das im Laufe der Zeit dann ausweitet bis hin zu der schon benannten grundsätzlichen freundschaftlichen Basis. Im Moment kann ich mir das angesichts meines aktuell beobachteten Verhaltens auch noch nicht wirklich realistisch vorstellen, aber ich weiß, dass es möglich ist, dorthin zu kommen. Es ist ein Lernprozess. Dieser gestaltet sich allerdings schwierig, da das im Grunde wenig betretenes Neuland ist. Zum Lernen braucht es außerdem Energie, die im Moment noch nicht wirklich für große Sprünge ausreichend vorhanden ist. Aber kleine Schritte reichen ja auch. Und dann braucht es (für mich zumindest) gute und nachahmenswerte Beispiele. Diese hatte ich noch nie wirklich, sondern vor allem destruktive Beispiele und muss mir zurzeit alles durch Erkenntnis aneignen und in Handeln umsetzen. Meine prägendsten Beispiele im Umgang mit sich selbst waren Flucht in Sucht und Krankheit angesichts von Lebenskrisen. Und dies habe ich sehr gut nachzuahmen gelernt.

Der Plan zur Freundschaft zu mir selbst sieht so aus:
Ich möchte mir bestimmte Zeiten am Tag widmen, in denen ich mich mit mir verabrede.
Da ich Essen als sehr wichtig erachte und eigentlich bei, möchte ich mir überhaupt verlässliche Zeiten dafür schaffen und diese dann auch schön gestalten, inkl. Kochen.

Die andere Sache ist, dass ich Schreiben möchte, um die Dinge nicht mehr mit in den Schlaf zu nehmen. Mit Wecker zu einer bestimmten Uhrzeit und nach dem Prinzip: Wenn der Wecker klingelt, schreibe ich. Wenn ich geschrieben habe, gehe ich schlafen. Das ist ein für mich schöner und vergleichsweise entspannender Ausklang, der anderweitige Ablenkung ausschließt. Über das Wenn ..., dann ... kann ich eine Routine etablieren, die irgendwann automatisch abläuft.

Diese beiden Dinge sollten erstmal als Grundlage für eine gute Zeit mir mir selbst reichen. Das hinzubekommen, ist schon eine Aufgabe. Jedes Gelingen, schafft Freude und bringt Energie, sich weiter daran zu halten.

***
Freundschaft zu anderen:

Der Aspekt des Vertrauens hat mich auf die Gedanken gebracht, wie es eigentlich damit in bisherigen Beziehungen bestellt war. Ich kann nicht verstehen, warum es Beziehungen nicht geschafft haben, zu überdauern. Und bei denen, die dramatisch auseinandergegangen sind, habe ich mich dann gefragt, ob es hier einen Vertrauensbruch gegeben haben könnte, der mir entgangen ist. Ich habe bisher nur meine eigene Verletztheit gesehen, die mir angetan wurde. Ich kann immer noch nicht verstehen, worin genau es bestanden haben soll oder warum das nicht thematisiert werden konnte. Aber zumindest kann ich verstehen, DASS es das wohl gegeben haben könnte.

Vertrauen umfasst für mich auch Zutrauen. Dass Menschen mir nicht grundsätzlich Böses möchten, sondern wir aus positiven Gründen in Kontakt treten. Und dass ich in einen Vertrauensvorschuss gehe, indem ich Verständnis zeige, soweit es mir möglich ist. Und ihnen zutraue, dass sie das dann mir gegenüber ebenfalls können, wenn es mal nicht so rund läuft. Verständnis zu haben und auch noch zu zeigen fällt mir wahnsinnig schwer. Wenn es dann aber gelingt, wirft es direkt positive Reaktionen ab.
Gerade, weil ich so bedürftig bin und sehr schnell gestresst bin, verfalle ich jedoch meist ins unbewusste Notfallprogramm und zeige solche Reaktionen, die ich zwar gelernt habe, die ich aber bewusst vermeiden möchte, weil ich ja neue Bahnen einschlagen will. Es ist alles irgendwie ein Kreislauf. Ich möchte aus dem Teufelskreis (auch des Schlafmangels) raus und in den Kreislauf der positiven Rückkopplung. Dass das nur mit Übung geht, weiß ich eigentlich. Ich wünschte, ich hätte das schon so verinnerlicht, dass ich auch schon deutlichere Fortschritte sehen könnte. Ich muss mir da selbst mehr zutrauen, dass ich damit jetzt wirklich weitermache.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Experiment.
Für mich bedeutet Freundschaft mit mir selbst, mich in meinem persönlichen inneren Gleichgewicht zu befinden.

@Logo

Danke, Logo! Das klingt sehr erstrebenswert, das persönliche innere Gleichgewicht. Ich hoffe, dass du gut im Balancieren bist! Für mich heißt das, dass innere Haltung und Handlung in die gleiche Richtung zeigen. Wenn man sich nicht mehr verbiegen muss, sondern das, was man möchte, auch umsetzen kann.

Das erinnert mich an eine Anekdote: Kurz vor Corona bin ich wegen Beschwerden zum Arzt gegangen. Die Untersuchungen ergaben dann eine durchgehende körperliche Schieflage. Das passte zu meinem Empfinden und auch zu dem, was du äußerst.

Ein anderer Arzt meinte mir gegenüber mal: Du kannst auswählen, was du dir in den Rucksack packst und wie schwer du ihn dir machst.

Vor Jahren bin ich mal einen bekannten Wanderweg gegangen und war dort zu dem Zeitpunkt für den leichtesten Rucksack bekannt.

Da würde ich gerne wieder hin: Reisen mit leichtem Gepäck. Da ich es ja offenbar wortwörtlich schonmal konnte, hoffe ich, dass es auch im übertragenen Sinne möglich sein wird. Mit leichtem Gepäck und weniger Last kann dann auch die Schieflage, die Haltung und das Leben ins Gleichgewicht kommen.


Was gestern noch nicht möglich war, könnte heute klappen. Den Schreibtermin habe ich eingehalten und auch das Essen weitestgehend.

Es gibt da ja viele mögliche Ansätze, der eine hat den Rucksack, der andere die Waage.
Letztlich läuft es darauf hinaus, einerseits die Belastung zu reduzieren und andererseits sich zu stabilisieren.
Beides setzt eines voraus - Veränderung.
Und da sitzt der Knackpunkt bei der ganzen Sache, das zu erkennen, bereit dafür zu sein und die objektive Möglichkeit zu haben.
Bei mir kam die Erkenntnis erst auf dem tiefsten Punkt des Leidens.
Erst dann nahm ich ärztliche Hilfe in Anspruch und konnte mich mit medikamentöser Unterstützung stabilisieren.
Ich sah ein, jobseitig zu hoch geflogen zu sein und hatte das Glück mich da reduzieren zu können, mit dem Ziel des vorzeitigen Ruhestandes, was mir auch gelang.
Im Frühjahr setzte ich das Medikament ab, mir geht es gut, bin mir aber bewußt, dass sich die Waage auch wieder in die falsche Richtung neigen kann, denn ein bischen was bleibt immer und das Schicksal ist meist hart und ungerecht.

@Logo

Lieber Logo,

das hört sich an, als hättest du für dich einen guten Weg gefunden, auf dem du bereits eine Weile gewandert bist!

Deine Erkenntnisse sind auch meine in vielen Punkten. Dass es Veränderung benötigt, die Bereitschaft dazu und auch das Auf-der-Hut-sein, wenn man sich schrittweise in die gewünschte Richtung bewegt. Bei mir war es so, dass ich in dem Moment am tiefsten gefallen bin, als ich mir meiner Fortschritte zu sicher war. Dann war es, als würden meine Erkenntnisse nochmal geprüft. Aber ich glaube nicht ans Schicksal, sondern weiß, dass ich eben in stressigen Situationen wieder ins alte Trampelpfadprogramm regrediere. Dh die neuen Wege müssen erst so stark eingeübt sein, dass die Wege im Gehirn noch breiter werden als die der alten und destruktiven Verhaltensmuster, damit die neuen Wege auch bei Stress aktiviert werden. Das ist schon schwer angesichts von jahre- oder jahrzehntelanger Märsche auf dem alten Trampelpfad. Aber wird sind auf Lernen ausgerichtet, daher besteht in meinen Augen höchster Grund zur Zuversicht.

Ich dachte auch, dass ich am tiefsten Punkt sein müsse. Aber als dieser erreicht war, ging es immer noch tiefer und immer noch tiefer. Und ich habe mich oft gefragt, was dieser Punkt bei mir wäre. Denn die Erkenntnisse sind nicht neu und ich bin immer wieder an den gleichen Erkenntnispunkt gekommen, aber nur mit beschränkter Handlungsfähigkeit. Und seit mind. 20 Jahren frage ich mich, was den klick bewirkt, um dauerhaft vom Denken ins Handeln zu kommen. Erklären kann ich es immer noch nicht. Aber ich denke, dass der Austausch mit anderen dies bewirken kann. Lernen = Entwicklung = Veränderung ist eben ein sozialer Prozess und es ist höchst wahrscheinlich, dass man die Impulse auch aus der sozialen Interaktion bekommt.

***
Freundschaft zu anderen

Vielleicht und hoffentlich bin ich jetzt tatsächlich an dem für mich absoluten Tiefpunkt des noch Erträglichen angekommen. Den Klickmoment kann ich benennen. Und das Wichtigste: Ich habe eine Entscheidung getroffen, die ich aufgrund ihrer Bedeutung nicht einfach so in den Wind schlagen und eine vielleicht allerletzte Verschlechterung riskieren kann. Ich habe mich entschieden, die Beziehung zu den letzten wichtigen Menschen in meinem Leben auf eine freundschaftliche Basis zu bringen.

Das hat bereits Früchte getragen und zwar durch die von dir benannte Veränderung: D.h. mir ist bewusst, dass es sicherlich wieder die gleichen Probleme bzw. Herausforderungen geben wird. Aber: Ich habe es erkannt und konnte innehalten und mich fragen: Möchte ich wieder den gleichen Weg beschreiten? Es gibt ja den Spruch von den Menschen, die andere Ergebnisse erwarten, obwohl sie immer wieder das Gleiche tun. Also habe ich mich gefragt: Wie kann ich die Beziehung aufrecht erhalten und meinen Punkt dennoch darstellen? Indem ich mich nicht getroffen zurückziehe. Übung im Weggehen habe ich ja mittlerweile genug. Und es ist für den Moment gelungen. Indem ich genau diese Wahrnehmung dargestellt und auf meinen veränderten Verhaltensversuch hingewiesen habe.

Es ist unglaublich. Was sonst in die Krise geführt hat, konnte so in neue Bahnen gelenkt werden. Dabei hilft es mir, dass ich weiß, dass keiner dem anderen bewusst Schaden zufügen möchte.

Wie lange dies gutgeht, vermag ich nicht zu sagen. Ich traue mir da selbst noch nicht. Denn das ging bisher auch schon immer mal wieder eine Weile gut. Diesmal sind es dennoch etwas veränderte Vorzeichen, so hoffe ich zumindest inständig!

***
Freundschaft zu mir selbst

Veränderung schön und gut. Das heißt dann auch, den Weg praktisch beständig zu überprüfen, ob die Schritte darauf noch stimmig sind.

Was für mich (noch) nicht so gut klappt ist, die Beziehung zu mir selbst aufbauen beim Essen. Da ich dann entweder etwas lese oder gucke, ist das immer noch zu abklenkungsbehaftet.

Ich brauche da eher sowas wie eine Zeit, in der ich mich bewusst mit mir auseinandersetze oder mich kümmere oder einfach eine schöne Zeit beim Hobby erlebe.

Gebe mir also die Erlaubnis, dies etwas anzupassen und hoffe immer noch darauf, dass das Abendprogramm nach dem Schreiben oder vor dem Start in den Tag so etwas sein könnte. Dadurch, dass mich die Gedanken nicht loslassen, komme ich noch nicht zum Schlafen, also auch nicht zum Programm. Und umgekehrt. Abgesehen von den körperlichen Beschwerden, habe ich Angst vor dem Zubettgehen, irgendwann in den letzten Tagen habe ich geträumt, eine Orakelweissagung zu bekommen, die lautete, dass ich vollkommen vereinsamen würde. Das ist meine größte Angst wahrscheinlich. Bzw. die aktuelle Gefühlslage und das, was den Stein ins Rollen gebracht hat.

Euch allen eine gute Nacht!

Ich hänge im Gedankenkarussell fest. Eigentlich will ich doch ins Handeln kommen!
D.h. ab jetzt versuche ich, nicht mehr abzuschweifen. Plan machen und in die Ausführung kommen.
Statt Gedanken nachzuhängen, hänge ich jetzt Wäsche auf und gehe dann ins Bett. Gute Nacht.

Auch eine Freundschaft ist ja kein theoretisches Konstrukt, sondern ein Verhalten. Also gehört zu einem Tagebuch auf der einen Seite die Vorstellung, der theoretische Plan, aber dann vor allem der Bericht über die Umsetzung. Denn ohne praktischen Verhalten ist die ganze gute Idee über das zwischenmenschliche Verhalten nichts Wert, auch mit sich selbst, es bleibt in der Fantasie. Was tue ich, um die Freundschaft zu mir zu stärken? Ich gehe auch mit mir selbst mit der Methode von Zuckerbrot und Peitsche um, die guten Eigenschaften werden verstärkt und die schlechten geahndet. Zu sich selber besonders lieb sein ist ganz wichtig, aber es braucht auch einen Umgang mit den negativen Gefühlen. Ich bin mein bester Freund, das ist erfüllend und es kommt kaum Einsamkeit im Alleinsein auf. Dieser Prozess dahin zu kommen hat viele Jahre gedauert. Ein Tagebuch über die Freundschaft mit sich selbst online ist eine gute Idee, nun sei offen und ehrlich.

@realo

Lieber realo, danke dir sehr für deine Nachricht! Sie hat mich u.a. wieder zurückgeholt und ich bin sehr froh darüber.

Erstmal allen noch ein frohes Neues Jahr!

Es ist genau das eingetreten: Ich kann anfangen, aber das Gute für mich selbst nicht durchhalten. Und eigentlich wollte ich hier motivieren und einen Schritt nach dem anderen zeigen, wie toll ich es doch schaffen kann. Irgendwie hoffe ich insgeheim wohl immer noch, dass es auf einen Schlag geht und plötzlich alles wunderbar ist und eine große Aktion reicht. Wir wissen alle, dass es nicht geht und auch du schreibst von einem jahrelangen Prozess. Ich weiß es, aber irgendwie ist es noch nicht durchgedrungen, ich ringe noch damit, wie blöd ich das alles finde. Ich sehe den Weg nicht. Weder vor noch zurück. Wenn ich zurückschaue, tut es einfach weh und wenn ich nach vorne blicke, sieht es einfach wie ein undurchdringliches Gestrüpp aus. Wenn ich aber hier bleibe, wird es mich verschlingen. Also packe ich die Machete und mache mir den Weg Schritt für Schritt wieder frei.

Ich habe zwar einen Plan gemacht, kann ihn aber nicht umsetzen. Teile daraus zumindest schon. Und vielleicht ist das ja auch erstmal ausreichend. Ich möchte mich jedenfalls nicht dafür schlecht machen, dass ich es noch nicht schaffe, die Reihenfolge einzuhalten. Das kommt hoffentlich noch. Das ist wie beim Puzzeln: Erstmal sucht man sich einige Teile zusammen und baut sie dann aneinander. Ich habe allerdings Angst, dass ich auch die Einzelteile wieder verliere. Aber im Grunde weiß ich, dass ich wieder dahin zurückkomme und das höchstens vorübergehend ist. Die Teile bleiben auf jeden Fall da. Ich habe zwar auch immer Angst, dass eines unter dem Teppich oder im Staubsauger landet, aber bisher ist das noch nicht passiert. Also kann ich ja eigentlich ganz vertrauensvoll weiterpuzzeln.

***

Freundschaft zu mir selbst

Ich habe viel erkannt in Bezug darauf, wie alles so kommen konnte und eigentlich festgestellt, dass es keinen Grund mehr gibt, mir weiterhin zu schaden. Den gab es zwar noch nie, aber ich habe diese Strategie abgeschaut oder entwickelt, warum auch immer.
Ich kann es aber noch nicht auf ganzer Linie. In dem Moment, in dem ich mir etwas Gutes tue, muss ich es scheinbar wieder ausgleichen. Das ist absurd. Es fällt mir wahnsinnig schwer, mich selbst freundlich zu behandeln. Ich muss dieses Verhalten aktiv verlernen. Tja, wie wird das was? Es ist ja klar, dass es wenig hilfreich ist, wenn ich mich weiter schlecht behandle.


***

Freundschaft zu anderen

Hier sieht es schon besser aus, hier konnte ich einige Puzzelteile sammeln. Ich habe mich dazu aufgerafft, zwei Veranstaltungen zu besuchen und bin wieder zum Sport gegangen.
Habe mich getraut, mit anderen Menschen zu interagieren und ich selbst zu sein. Das ist einfach unglaublich wundervoll und macht so viel Freude! Und es gab einen Punkt, da wurde es brenzlig: Ich wäre fast wieder bei jemandem hängen geblieben, bei dem ich innerhalb von Minuten gesehen habe, dass das eine Abwertungs-Sackgasse wird. Und ich habe es geschafft, ziemlich direkt aus der Situation herauszugehen und zu den Menschen hin, mit denen ich eigentlich zu tun haben wollte und wurde dort - zumindest für diesen Abend - sehr willkommen geheißen. Ich war so unglaublich erstaunt, dass es dort dermaßen wohlwollend zuging und ich mich in der Interaktion so wohlfühlen durfte. Ich hoffe einfach, dass ich auf diesem Weg bleiben kann.

Eine andere Situation: Ich habe mit einigen Menschen zu tun, bei denen ich eigene Ideen nicht durchsetzen kann. Nun habe ich mich an eine noch weiter außenstehende Person gewandt und siehe da! Plötzlich wurde mein Input wertgeschätzt. Das Erstaunlichste ist aber: Nachdem ich dies im ursprünglichen Kreis bekanntgegeben habe, war das dann dort auf einmal ebenfalls wunderbar und toll. Das ist so lachhaft. Das ist eigentlich auch die Grunderkenntnis, die ich hatte: Aus irgendeinem Grund ziehe ich wohl im echten Leben Menschen an, die mich nicht wertschätzen. Und man ist selbst ja das Produkt derjenigen 5 Leute, mit denen man sich am häufigsten umgibt. Aber wenn ich einfach nur ein kleines Stückchen weitergehe/ meinen Verstand/ Bauchgefühl/ Geduld oder wie ihr es nennen wollt einschalte, dann sind da auch noch weitere Menschen. Jene, die einem die Chance geben, sich einzubringen, die sich wertschätzend verhalten und eine wirklich erfüllende Zeit ermöglichen (und man ihnen hoffentlich auch). Daher lohnt es sich, einfach weiterzugehen!


Jetzt mache ich mich dran, den Plan für heute etwas abzuarbeiten und froh über jedes Stückchen zu sein, dass ich schaffe.

Ich danke euch für euer Gehör, für die Ermunterung, den Zuspruch, das Interesse, die Ermahnung, den Austausch und grüße euch herzlich!

Nur noch kurz, da ich beim Aufräumen gerade einen Beitrag entdeckt habe, der meine diffusen Gedanken ziemlich gut und psychologisch fundiert einordnet (Suche nach Unlearning - Wie werde ich Wissen wieder los? vom rbb) und aufzeigt, was es braucht, um verschiedenste Veränderungen anzugehen. Weiter gehts! Genießt die Sonne!

Zwei Gedanken muss ich aus dem Kopf kriegen:

Das Auf und Ab zwischen Motivation und Scheitern ist wahnsinnig anstrengend und energieaufreibend. Ich wünschte, ich könnte die Energie aus einer Motivationsphase mitnehmen und auf diesem Niveau bleiben, indem ich dann weitere Dinge unternehme, die Energie bringen.

Ich habe Angst vor dem Erfolg. Zwar auch vor dem Scheitern, aber darin habe ich ja nun so viel Erfahrung, dass es zwar schlimm ist, aber wenigstens bekannt. Es ist schrecklich, das von außen (als eigene Freundin) mitanzusehen. Das ist genau das, was ich bei anderen nicht verstanden habe: Wie kann man ganze Lebensperspektiven kaputt machen, weil man sich nicht traut, die Schritte in eine positive Weiterentwicklung zu gehen, auch wenn es noch unbekannt ist, aber ganz sicher dahin zu war Gutem führt?! Ehrlich gesagt mag ich es gar nicht, dafür Verständnis zu haben. Und warum habe ich Angst vor dem Erfolg? Weil ich es nicht dauerhaft kenne. Ich kenne es nur so, dass Freude, Zufriedenheit und Wohlgefühl punktuelle Ereignisse sind auf einem ansonsten niedrigen Energieniveau sind. Ich möchte das Energieniveau gerne dauerhaft anheben, damit auch Scheitern nicht direkt an die Substanz geht. Es klingt sehr seltsam, aber ich muss lernen, das Positive auszuhalten. Wie stelle ich das bloß an?

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Dr. Reinhard Pichler
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