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Es fing im Studium an, dass ich mich immer einsamer im Alltag fühlte. Ich merkte, dass die Menschen in der Uni aus einer anderen Welt kamen, sie eine andere Sprache als ich sprachen, ich mich nicht dazugehörig fühlte. Meine engsten Freunde zogen in andere Städte oder ins Ausland. Die die ich noch hier hatte distanzierten sich langsam, da sie sich nicht mehr so viel in meiner Lebenswelt befanden (Arbeit, andere Uni). Ich war immer ein Mensch der schnell Leute kennenlernte, offen mit Menschen reden konnte und beliebt war. Früher wollten mit mir Mädels gerne befreundet sein. Ich wurde für meine Authentizität gemocht. In der gesamten Unizeit habe ich Niemanden enger kennenlernen können (was auch mit dem System vermutlich zutun hat), habe aber jegliches versucht und bin immer wieder auf Menschen zugegangen. Aber man spürte schnell dass man zu unterschiedlich war oder sich leider nicht mehr sah. Nun habe ich das Gefühl, überall wo ich mich befinde und versuche Kontakte zu knüpfen, bestehen schon feste Freundeskreise und die reichen den Leuten. Selbst bei meinen noch gebliebenen Freunden bin ich keine Priorität mehr. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal nach einem Treffen gefragt wurde. Aber auch von Menschen, wo ich genau weiß, dass sie wenig Kontakte haben, kommt wenig oder irgendwann auch gar nichts mehr. Ich denke mittlerweile das etwas mit mir nicht stimmt. Ich weiß nur nicht was. Ich bin eigentlich immer fröhlich und interessiert, spontan, abenteuerlustig, gesellig, kommunikativ. Ich versuche immer so zu sein wie ich bin aber habe das Gefühl andere verschließen sich neben mir und wollen mich nicht in ihr Leben lassen.
Kennt das jemand? Habt ihr eine Idee was ich vielleicht falsch mache/was falsch läuft? Ich fühle mich sehr einsam und habe oft ein Panikgefühl in mir dass das für immer so bleibt, da ich einfach nicht so leben möchte.
Ich danke euch für eure Antworten.

27.12.2021 14:09 • 27.12.2021 x 2 #1


5 Antworten ↓


Mir persönlich hat es etwas Trost gespendet, dass es noch anderen so geht. Insgesamt muss man feststellen, dass sich Freundschaften verändert haben, früher hielt man noch zusammen, das ist heute m. E. n. nur noch in den seltensten Fällen so.
Teilweise liegt es wohl daran, dass wir uns in einer anderen Lebensphase befinden und die anderen z. B. mit ihren Kindern bereits bedient sind. Dort wiederum bilden sich dann sehr oft neue und andere Freundschaften, die dann eher den Interessen deiner Freunde entsprechen, sodass sich diese wiederum teilweise anfangen, von einem abzuwenden.
Zum Teil kommt man sich ja schon wie das 5. Rad am Wagen vor, wenn die anderen noch kleine Kinder haben und man dort eingeladen ist. Und jetzt aktuell macht ein ehemals sehr guter Freund wohl so etwas wie eine Trennung durch und weiß plötzlich wo die anderen Leute sind. Er fragt z. B. oft nach Treffen und möchte spontan vorbeikommen, was mir, so sehr ich mich darüber freue, zu viel ist, obwohl mir sehr bewusst ist, dass soziale Kontakte unbedingt erforderlich sind um meine Gesundung voranzutreiben (ich leide unter Depressionen, die ich versuche ständig vor anderen zu verbergen).
Ich würde mich nicht unbedingt als spontan bezeichnen, schon allein wegen meiner stark ausgeprägten SP. Ich würde mich aber als hochsensibel bezeichnen und habe mich daher genauso oft wie Du schon in der Vergangenheit gefragt, ob es wohl daran liegt, dass es mir so schwer fällt neue Kontakte zu knüpfen.
Und wenn man sich so umhört, bekommt man sehr schnell mit, dass es noch sehr vielen anderen genauso geht. Jetzt an Weihnachten war es ganz besonders einsam und gilt es, die eigenen Gedanken umzudrehen: weil man nirgends war, musste man auch keine ungeliebten Gesellschaften ertragen und auch keine teuren Geschenke kaufen.
Nicht aufgeben, an den eigenen Interessen dran bleiben (was zugegebenermaßen während der Pandemie ganz besonders schwer ist) und nicht zu viel erwarten - das waren z. B. die Ratschläge, die man bekam -.
Es ist oft so, dass man sich vom eigenen Mangel getrieben, viel zu viel von einem anfänglichen schönen aber vielleicht flüchtigen Kontakt verspricht. Man erwartet Freundschaft und erdrückt damit evtl. den ein oder anderen.

Auch ich habe Angst davor, dass alles noch viel schlimmer wird und will mich allein deshalb verändern und an mir arbeiten aber eben ohne die eigenen Grenzen zu verletzen. Ich habe gerade aktuell dem einen Freund gegenüber eigentlich ein relativ skeptisches Gefühl: er antwortet so gut wie gar nicht auf meine Fragen (wahrscheinlich versucht er nicht zu sehr ins Details zu gehen), erwartet von mir aber ein offenes Gespräch, private Details oder was man man wo und wann gemacht hat, also ein simpler Smalltalk wäre mit ihm nicht möglich.
Seit Tagen frage ich mich, ob er sich womöglich nur wieder meldet, weil die Trennung von seiner Freundin bevorsteht.
Dass man kaum auf Fragen eingeht, empfinde ich persönlich eher als unhöflich. Sicher kann man die ein oder andere Frage mal charmant überspringen, wenn sie einem als zu persönlich erscheint aber bei ihm wirkt irgendwie alles wie einstudiert; wenn ich hier also meine eigenen Grenzen verteidigen möchte, dann suche ich erst einmal das Weite. Und irgendwie suggeriert mir mein Unterbewusstsein, dass irgendetwas nicht stimmt. Womöglich sucht er auch einfach nur eine nette Ablenkung für Weihnachten bzw. jetzt Silvester, weil er eigentlich im Haus seiner Noch-Freundin lebt, die ihrerseits aber Abstand möchte und sobald diese Feierlichkeiten vorüber sind, könnte er ganz schnell wieder weg sein.
An dieser Stelle muss ich sagen, dass er das bereits einmal vor 4 Jahren so gemacht hat und ihm insgesamt dieser Ruf anhaftet, sich nur dann zu melden, wenn er einen braucht.

Leider kann ich nur das weitergeben, was in puncto Freundschaften-Knüpfen fast immer angeraten wird und das wären z. B. Vereine, in denen man die Möglichkeit hätte, sich Gleichgesinnten anzuschließen und eben die eigene Erwartungshaltung überprüfen, offen sein für einen flüchtigen Plausch, sei es nun mit der Nachbarin oder der netten Postbotin, da dies alles ggf. neue Chancen auf Kontakte bietet.
Einsamkeit schmerzt aber nichtsdestotrotz darf man sich dabei selbst nicht vergessen: man ist es sich wert, dass man sich auch wenn man alleine ist etwas schönes kocht oder sich etwas gönnt, was man schon lange haben wollte usw.

A


Freunde interessieren sich nicht mehr

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Mir geht es seit ein paar Tagen ähnlich, weshalb ich mir auch hier angemeldet habe, weil ich nicht weiß wem ich es erzählen soll. Eigentlich geht es mir schon fast immer so aber mir ist es in den letzten Tagen bewusst geworden und jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken. Aber dieses Gefühl dass mich keiner so akzeptieren kann wie ich bin hab ich eigentlich schon immer. Ich glaube es liegt aber auch am Alter (bin 25), weil die Zeit die man in der Jugend hatte um sich um Freundschaften zu kümmern hat man später nicht mehr. Und wenn ich ehrlich bin gibt es auch nur ganz wenige Freundschaften die ich noch aktiv pflege. Also ich denke ich bin auch teilweise selbst an meiner Situation Schuld.

Danke für eure Antworten. Es tut schonmal gut zu hören, dass man nicht alleine mit diesem Gefühl ist. In meinem Umkreis habe ich immer das Gefühl, dass es nur mir so geht.
Ich mache auch seit 2 Jahren eine Therapie und wir haben herausgearbeitet, dass es oft auch mehr ein Gefühl als Realität ist und man oft durch Medien etc. vorgegaukelt bekommt, dass man super viele Freunde braucht und ich mir wünsche, bedingungslos geliebt und gesehen zu werden. Bei mir wird es auch immer an solchen Feiertagen schlimmer, da ich mir einbilde, ich bin die einzige die alleine rumsitzt.
Sport machen und Ablenkung hat heute etwas geholfen.

Hallo Lena. Ich habe genau das gleiche Problem wie Du. Ich bin auch in einer Weiterbildung und niemand interessiert sich wirklich für mich. Wenn jeder für sich sein Ding durchziehen würde, dann fände ich es gar nicht so tragisch. Schlimm finde ich aber, dass meine Schulfreunde untereinander Lerngruppen gebildet haben und es mehrer Gruppen gibt und ich bin in keiner einzigen mit dabei. Obwohl ich auch immer auf die Leute und Freunde zu gehe, werde ich nicht miteinbezogen. Manchmal setzte ich mich beim Mittagessen an den Tiach von den anderen, doch die reden dann einfach zusammen als wäre ich nicht da. Es schmerzt sehr und ich weiss nicht was ich falsch mache.
Ich habe jetzt aber meine Hoffnung aufgegeben nach 2 Jahren und suche mir einfach zu Hause und nicht im Studium neue Menschen. Vielleicht müsstest du das auch machen? Einfach mal auf eine Plattform im Internet und die Leute treffen? Ich habe das heute auch angefangen. Es tut schon etwas gut, wenn man weiss man ist nicht alleine. Du bist auf jeden Fall nicht alleine wie du merkst.
Wünsche dir auf jeden Fall eine gute Zeit und hoffe du wirst trotzdem noch und bald mal Anschluss finden.

Liebe Grüsse aus Zürich

@DanKA96 Erzähl doch deine Geschichte auch. Wir hören bzw lesen deine Geschichte gerne





Dr. Reinhard Pichler
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