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Hallo,

ich war seit gestern ein wenig am nachdenken und mir ist bewusst geworden, dass ich mich zu sehr von Emotionen lenken lasse. Würde es denn nicht vielleicht helfen, gänzlich diese lähmenden Einsamkeits- und Depressionsgefühle zu ignorieren? Laut Freud gibt es ja ein Unbehagen in der Kultur, wir befinden uns also bereits in einem System, dass es uns nicht erlaubt, so zu sein, wie wir eigentlich sind - Unterdrückung von Emotionen und Trieben. Diese Unterdrückung ist notwendig, um ein soziales miteinander zu ermöglichen, macht uns aber auch gleichzeitig krank. Viele Menschen suchen dann in einer übermächtigen Vaterfigur (Gott) Trost. Oder setzen sich eine andere, beliebige rosarote Brille auf, die die Realität so verzerrt, das sie ertragbar wird. Eigentlich müsste man aber ja alles in sich aufnehmen, reflektieren und damit fertig werden. Und ich glaube das kann man nur mit der Vernunft schaffen, da Emotionen die Realität verfremden. Andererseits merke ich schon jetzt dass ich eigentlich zuviel unterdrücke, dass etwas aus mir raus muss. Wie handhabt ihr das denn?

06.09.2009 19:35 • 07.09.2009 #1


5 Antworten ↓


Hallo,
ich hab deinen Beitrag ein paar Mal gelesen, damit ich alles verstehe und ich versuchs mal:

Würde es denn nicht vielleicht helfen, gänzlich diese lähmenden Einsamkeits- und Depressionsgefühle zu ignorieren?
Diese Gefühle sind ja keine Begleiterscheinung zu normalen Gefühlen, sondern sie dominieren mein Denken, sind also fast Bedingung meiner Gedanken und Gefühle. Es ist sozusagen das Programm, mit dem ich die meisten Dateien öffne.
Laut Freud gibt es ja ein Unbehagen in der Kultur, wir befinden uns also bereits in einem System, dass es uns nicht erlaubt, so zu sein, wie wir eigentlich sind - Unterdrückung von Emotionen und Trieben. Diese Unterdrückung ist notwendig, um ein soziales miteinander zu ermöglichen, macht uns aber auch gleichzeitig krank.
Es kommt auf die Stärke der Unterdrückung an. Und Normen, an denen man sich orientieren kann, sind nicht gleichzeitig Unterdrückung. Vielleicht von der Definition her schon, aber erst wenn in der Kultur wirklich der Wurm ist (Heimerziehung, sozial isolierte Eltern,...), wird man meiner Meinung nach krank. Und es ist auch ein Seegen, dass nicht jeder alles rauslässt.
das kann man nur mit der Vernunft schaffen, da Emotionen die Realität verfremden
Das ist für mich unmöglich. Jeder Mensch, der Probleme mit seiner Psyche hat, weiß im Grunde, wo das Problem seine Ursache hat. Und man weiß in klaren Momenten, wie man es lösen kann. Aber die Kraft, die Seele, der Verstand sind blockiert, und wie willst du da alles im Wege stehende so einfach ignorieren? Und unterdrücken und etwas nicht rauslassen können ist vielleicht auch der falsche Ausdruck bei Einsamkeit und Depression.

Meine Meinung
Alles Gute für Dich!

A


Freud

x 3


Zitat von up_and_down:
Hallo,
ich hab deinen Beitrag ein paar Mal gelesen, damit ich alles verstehe und ich versuchs mal:

Würde es denn nicht vielleicht helfen, gänzlich diese lähmenden Einsamkeits- und Depressionsgefühle zu ignorieren?
Diese Gefühle sind ja keine Begleiterscheinung zu normalen Gefühlen, sondern sie dominieren mein Denken, sind also fast Bedingung meiner Gedanken und Gefühle. Es ist sozusagen das Programm, mit dem ich die meisten Dateien öffne.
Laut Freud gibt es ja ein Unbehagen in der Kultur, wir befinden uns also bereits in einem System, dass es uns nicht erlaubt, so zu sein, wie wir eigentlich sind - Unterdrückung von Emotionen und Trieben. Diese Unterdrückung ist notwendig, um ein soziales miteinander zu ermöglichen, macht uns aber auch gleichzeitig krank.
Es kommt auf die Stärke der Unterdrückung an. Und Normen, an denen man sich orientieren kann, sind nicht gleichzeitig Unterdrückung. Vielleicht von der Definition her schon, aber erst wenn in der Kultur wirklich der Wurm ist (Heimerziehung, sozial isolierte Eltern,...), wird man meiner Meinung nach krank. Und es ist auch ein Seegen, dass nicht jeder alles rauslässt.
das kann man nur mit der Vernunft schaffen, da Emotionen die Realität verfremden
Das ist für mich unmöglich. Jeder Mensch, der Probleme mit seiner Psyche hat, weiß im Grunde, wo das Problem seine Ursache hat. Und man weiß in klaren Momenten, wie man es lösen kann. Aber die Kraft, die Seele, der Verstand sind blockiert, und wie willst du da alles im Wege stehende so einfach ignorieren? Und unterdrücken und etwas nicht rauslassen können ist vielleicht auch der falsche Ausdruck bei Einsamkeit und Depression.

Meine Meinung
Alles Gute für Dich!


Das Unterdrücken ist teil meines Problems, jedoch nicht dessen Ursache. Gleichzeitig sehe ich es als Möglichkeit zur Heilung an.

hi isotretinoin,

interessante these, die du da aufstellst. auch ich lasse mich viel zu viel von meinen emotionen lenken, allerdings bewusst. ich lebe diese gefühle alle bewusst aus. auf der einen seite hast du recht, dass es eine chance auf heilung darstellen KÖNNTE, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese methode wirklich praktikabel ist. hast du es je versucht, deine gefühle bewusst zu ignorieren und wenn ja, ist es dir gelungen? ich habe es jahrelang mehr oder weniger erfolgreich versucht. bin nicht auf diese lähmenden schmerzen im inneren eingegangen oder nur so viel, wie es unbedingt sein musste. bei mir kanalisierte es sich dann in anderer form. ich begann an furchtbaren alpträumen zu leiden, nacht für nacht und das jahrelang. so schlimm, dass ich mir oft selbst schlafentzug verordnete, weil ich das gefühl hatte, es nicht mehr aushalten zu können. diese gefühle konnte ich nicht wirklich unterdrücken, weil sie mich nachts direkt nach dem aufwachen eben dieser träume überfielen und sich bis morgens nicht abschütteln ließen. du siehst, mein unterbewusstsein hat sich einen anderen weg gesucht. mittlerweile versuche ich ein mittelding aus ausleben und ignorieren und bin damit mehr oder weniger (manchmal auch sehr viel weniger) erfolgreich.

lg kayleigh

Zitat von Kayleigh:
hi isotretinoin,

interessante these, die du da aufstellst. auch ich lasse mich viel zu viel von meinen emotionen lenken, allerdings bewusst. ich lebe diese gefühle alle bewusst aus. auf der einen seite hast du recht, dass es eine chance auf heilung darstellen KÖNNTE, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese methode wirklich praktikabel ist. hast du es je versucht, deine gefühle bewusst zu ignorieren und wenn ja, ist es dir gelungen? ich habe es jahrelang mehr oder weniger erfolgreich versucht. bin nicht auf diese lähmenden schmerzen im inneren eingegangen oder nur so viel, wie es unbedingt sein musste. bei mir kanalisierte es sich dann in anderer form. ich begann an furchtbaren alpträumen zu leiden, nacht für nacht und das jahrelang. so schlimm, dass ich mir oft selbst schlafentzug verordnete, weil ich das gefühl hatte, es nicht mehr aushalten zu können. diese gefühle konnte ich nicht wirklich unterdrücken, weil sie mich nachts direkt nach dem aufwachen eben dieser träume überfielen und sich bis morgens nicht abschütteln ließen. du siehst, mein unterbewusstsein hat sich einen anderen weg gesucht. mittlerweile versuche ich ein mittelding aus ausleben und ignorieren und bin damit mehr oder weniger (manchmal auch sehr viel weniger) erfolgreich.

lg kayleigh


Habe die gleichen Erfahrungen gemacht, mich hat es dann auch in den Träumen heimgesucht. Ach, manchmal nervt es mich echt dass Mensch sein bedeutet irrational zu sein. Wer nur nach Logik agiert wirkt wenig menschlich.

ich finde garnicht so sehr, dass mensch sein gleichzeitig bedeutet irrational zu sein. gut, im bezug auf die von dir erwähnte logik schon, aber ich finde meine - für die umwelt selten nachzuempfindenden - gedankengänge schon recht schlüssig.

aber ich kenne das. ich will mich mitteilen, schaffe es aber seltenst. zum einen ist da die angst, dass es keiner versteht und dass die freundschaft (sofern überhaupt eine besteht) das nicht aushalten kann und zum anderen könnten ein falscher blick oder ein falsches wort (hier kommt mir meine erwartungshaltung in die quere) meine welt in nullkommanix zum einsturz bringen. ist dann wider erwarten doch jemand einmal bereit, sich meine sorgen anzuhören, blocke ich sofort aufgrund dieser oben beschriebenen ängste. meistens bin ich nur diejenige, die zuhört, aber selten von sich redet.




Dr. Reinhard Pichler
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