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@AlexF Hallo Alex,

danke für deine Tipps. Ich nehme gleich mal dazu Stellung:

- Die Pfadis waren bei mir auch schon ganz oben auf der Agenda, zumal ich über meinen besten (und einzigen) Schulfreund ein bisschen davon weiß, was die da machen. Dieser war als Kind mal Mitglied da. Allerdings scheint die Ortsgruppe zurzeit inaktiv zu sein, da sie wohl irgendwie mit einem nahegelegenen Kloster zusammenhing, dass vor drei Jahren oder so aufgelöst wurde. Außerdem haben die, wenn ich das richtig verstanden habe, auch nur Kinder bis 14 Jahre aufgenommen.
- Interessanterweise ist es nun aber so, dass mein Freund dort Menschen gekannt hat, die nun in unserem Alter sein müssten und nach dem, wie er sie mir beschrieben hat, evtl. zu mir passen könnten. Da er aber selbst seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen pflegt, die Gruppe wie gesagt nicht mehr so wirklich zu existieren scheint und ich auch sonst keinen kenne, der wiederum was mit diesen Leuten zu tun hat, ist unklar, wie ich an diese noch herankommen könnte.
- Messdiener oder Landjugend scheiden für mich aus, weil ich mich mit den eher konservativen Werten und dem Umgang dort gar nicht identifiziere. Das ist ja das große Problem, dass ich zwar auf dem Dorf lebe und die Ruhe hier auch liebe aber mit der überwiegend drögen Art meiner unmittelbaren Mitmenschen nicht klarkomme. Ich wäre wohl eher der Kleinstadtmensch. Nur fühle ich mich (noch) nicht zu einem Auszug bereit.
- Ob es in meiner Nähe eine Tafel Jugend gibt, weiß ich nicht. Da müsste ich mich noch mal informieren. Aber danke für den Hinweis.

Zitat von Williams-Christ:
@AlexF Hallo Alex, danke für deine Tipps. Ich nehme gleich mal dazu Stellung: - Die Pfadis waren bei mir auch schon ganz oben auf der Agenda, zumal ich über meinen besten (und einzigen) Schulfreund ein bisschen davon weiß, was die da machen. Dieser war als Kind mal Mitglied da. Allerdings scheint die Ortsgruppe ...

Hallo,
sehr gerne. Als Kinder ist man dort, je nach Verband bis zum Alter von 14-18, das ist richtig.
Aber man kann auch als Quereinsteiger für die Kinderbetreuung da sein.

Gibt da je nach Verband die ein oder andere Schulung die man mitmachen sollte, im Prinzip aber nix wildes.

Vielleicht gibt es noch andere Verbände der Pfadfinder bei euch.

Ich war bereits Mitglied der:

BdP (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) : Ohne religiöse Prägung, deutschlandweit ein eher kleiner Verband mit kleinen Gruppen/Stämmen im Ort.
DPSG: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg: katholisch geprägt, deutschlandweit der größte Verband soweit ich weiß. Ist aber auch nicht schlimm christlich geprägt, da wird jetzt nicht jede Woche gebetet oder so. Selbst ich als aus der Kirche ausgetretener Atheist habe mich dort gut aufgehoben gefühlt.

Dann gibt es noch weitere ( BMPPD, PSG und VCP) dazu kann ich mich aber nicht äußern.

Vielleicht gibt es von einem anderen Verband ja noch Ortsgruppen bei dir (oder in erreichbarer Nähe).
Schau doch mal auf:

http://www.dpsg.de/de/die-dpsg/dpsg-vor-ort
https://www.pfadfinden.de/mitmachen/

Dort kannst du nach Gruppen im Ort suchen und ggf. mal Kontakt aufnehmen.

A


Finden einer Freundesgruppe auch nach der Schule?

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Ich schieb mal folgendes nach:

PSG sind PfadfinderINNEN Sankt Georg, das fällt für dich dann wohl raus.

BMPPD ist der Bund muslimischer Pfadfinderinnen und Pfadfinder Deutschland. Kommt wahrscheinlich auch nicht in Frage nehme ich an?

Der VCP hat auch eine Seite, wo man den nächst gelegenen Stamm suchen kann: https://www.vcp.de/kontakt/staemme-vor-ort/

Hallo @randUser und @Williams-Christ

Zitat von randUser:
Bezogen auf deine Idee mit der Sprachschule: Geh gerne da hin, wenn du Lust hast auf diese Art die Sprache zu lernen. Wenn du es vorrangig in Betracht ziehst, um dort neue Leute kennenzulernen und der Sprachteil nur Mittel zum Zweck ist, lass es lieber sein. Ich bin aus ähnlichen Gründen mal in einen Verein eingetreten und ein Jahr später wieder aus. Was mich wirklich voran gebracht hat, waren ganz kleine Schritte. Z.B. habe ich mal einen Straßenmusiker auf einem abendlichen Spaziergang angesprochen, dessen Musik mir sehr gefallen und der nach seinem letzten Lied gerade zusammengepackt hat. Es waren nur vier fünf Sätze, aber das reicht schon. (Nebenbei bemerkt hatte ich mir auch diese Situation nicht vorgenommen, oder geplant, wie auch?)


Das ist ein richtig guter Ratschlag. Meine lockere Herangehensweise wäre schon wieder ziemlich verbissen geworden. Ich kann mir vorstellen, dass mir das bei meinem Problem weiterhilft. Jedoch weiß ich noch nicht so wirklich, wie ich damit beginnen soll. Es ist wohl wirklich ein langer Prozess, der eher schleichend beginnt.
Es tut jedoch gut zu wissen, dass man mit dem Problem nicht allein ist. Und vor allem zu hören, dass es bei dir und bei @Williams-Christ schon besser geworden ist.

Mich fasziniert auch, wie ähnlich unser Problem ist. Als ich auf der Suche nach einem Forum wie diesem war ging ich davon aus, nur Menschen zu finden deren Beschwerden ganz grob in meine Richtung gehen. Menschen ticken einfach ähnlich.

Zitat von Williams-Christ:
Hallo @Doug-Heffernan, es ist wohl sinnvoll, sowohl gleichzeitig an sich selber zu arbeiten, wie auch zu versuchen, neue Leute kennenzulernen und seine Skills im Learning-by-Doing auszutesten. Ich habe dazu vor ein paar Tagen auf YouTube ein Video gesehen, in dem ein Psychologe genau dieses Thema behandelte. ...


Das klingt wirklich nach der besten/vielversprechendsten Lösung. Meine Hoffnung ist, dass man sich nachdem man ein paar neue Kontakte geknüpft hat, selbst heilt. Dass man damit die ganze soziale Unfähigkeit hinter sich lässt und sozusagen wieder in der Gesellschaft angekommen ist.

Erst mal herzlich willkommen


Zitat von Williams-Christ:
Da ich überdies nie in einem Verein gewesen bin, konnte ich nicht davon profitieren, mir dort ein Netzwerk von Bekannten aufgebaut zu haben


Ich glaube das wird meiner Meinung nach überschätzt...ich war in div. Vereinen und es ist bei lockeren Bekannschaften geblieben. Ein Soziales Netzwerk aufbauen ist mir nicht gelungen....

Zitat von Williams-Christ:
eher einsam, denn ich wusste einfach nicht, wie ich andere Leute anquatschen soll.


Ich stelle mir das auch eher als schwierig vor....vor allem wenn wenn man nicht dem Entspricht ;

Zitat von Williams-Christ:
Ich denke, es gibt Menschen, die so oder so keine Probleme haben schnell neue Beziehungen aufzubauen, egal wo sie sich befinden, weil sie eine Aura haben, die Menschen attaktiv finden. Sie sind kommunikativ geskillt und haben eine sehr vielfältige Wissens- und Kompetenzbasis, die ihnen Selbstvertrauen und Ansehen gibt.




Aber verlieren kann man ja nix, einfach probieren...

Zitat von Doug-Heffernan:
Jedoch weiß ich noch nicht so wirklich, wie ich damit beginnen soll. Es ist wohl wirklich ein langer Prozess, der eher schleichend beginnt.

Wenn du mich fragst, steckst du schon mitten drin Feststellen, dass es einem nicht gut geht, die Ursache identifizieren, eine Einstellung entwickeln daran arbeiten zu wollen, nach Lösungen suchen. Das alles gehört schon dazu. Ich habe diesen Sommer auch ständig Ausschau nach Möglichkeiten gehalten. Am Anfang habe ich, wie bei deinem Beispiel mit der Sprachschule, auch ständig überlegt, wo sich denn Gelegenheiten ergeben könnten jemanden kennenzulernen. Ich habe aber nach und nach festgestellt, dass das gar nicht so sehr mit der Veranstaltung an sich zusammenhängt. Es kann praktisch jederzeit und überall passieren. Die wenigen Dinge, die ich dann unternommen habe, waren die, für die ich mich unabhängig davon auch so interessiert habe. Und auch das hat mich schon weiter gebracht, einfach, weil ich danach besser gelaunt und entspannter war.

Zitat von Doug-Heffernan:
Es tut jedoch gut zu wissen, dass man mit dem Problem nicht allein ist.

Zitat von Doug-Heffernan:
Mich fasziniert auch, wie ähnlich unser Problem ist. Als ich auf der Suche nach einem Forum wie diesem war ging ich davon aus, nur Menschen zu finden deren Beschwerden ganz grob in meine Richtung gehen. Menschen ticken einfach ähnlich.

Ich glaube dieses Problem haben noch viel mehr Menschen, als man üblicherweise vermutet. Die meisten äußern sich dazu nur nicht öffentlich und auch ich habe lange versucht es zu verstecken. Oft blendet man auch aus, dass selbst Menschen betroffen sind, die genau die gegenteilige Symptomatik haben. Die also 100 Bekannte haben, vielleicht sogar in einer Beziehung sind und sich trotzdem einsam fühlen.
Wenn Einsamkeit nur mit der Menge an zwischenmenschlichem Kontakt zusammenhängen würde, wäre niemand in einer Großstadt einsam. Was meiner Erfahrung nach wirklich entscheidend ist, ist eine tiefgehende Verbindung zu jemandem aufzubauen. Vertrauen ist etwas, was uns heute an ganz vielen Stellen fehlt. Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass man der Welt offen gegenübertreten kann und dafür wiederum muss man sich selbst recht gut kennen. Im Prinzip alles nichts neues und trotzdem dauert es lange, bis man es wirklich begriffen hat.

Zitat von Doug-Heffernan:
Meine Hoffnung ist, dass man sich nachdem man ein paar neue Kontakte geknüpft hat, selbst heilt. Dass man damit die ganze soziale Unfähigkeit hinter sich lässt und sozusagen wieder in der Gesellschaft angekommen ist.

Diese Hoffnung teile ich mit dir und ich glaube die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Es ist ein langer Weg und keiner kann sagen wo lang bzw. wohin er führt. Auch hier geht es wieder um Vertrauen und wenn ihr mich fragt, hat es auch etwas spannendes: Schließlich bedeutet das auch, dass weiterhin vieles möglich und man nicht hoffnungslos verloren ist.

@Doug-Heffernan Zum Thema Selbstheilung durch Freunde kann ich dir auch etwas erzählen.

Ich bin ja immer noch Student und habe es trotz Corona und meiner Abstinenz auf allen Uni-Partys die ersten Semester geschafft, einen guten Freund dort zu finden, der nach objektiven Standards wohl ein relatives normales Leben pflegt, mit Partys, Beziehungen, Gaming, Sport im Verein usw. Wir haben einige gemeinsame Interessen und ich komme mit ihm super auf meiner Humoreben klar. Dadurch habe erstmals seit der Grundschule nicht mehr das Gefühl, dass Menschen mit wesentlich mehr sozialen Ressourcen mir grundsätzlich überlegen sind und das auch wissen. Über ihn habe ich einen weiteren jungen Erwachsenen kennengelernt, der meinen Musikgeschmack teilt und bin jetzt langsam so halbwegs in das Partyleben an der Uni integriert, mache immer mehr Freizeitmäßig mit ihnen und hänge jetzt so halb in einer Freundesgruppe drin. Was die Integration noch ausbremst, ist der Umstand, dass die Distanz zu meinem Wohnort zu groß für wöchentliche Aktivitäten (zumindest während der Vorlesungsfreien Zeit) ist.

Nun kommt die Pointe: Ich habe schon das Gefühl, dass ich durch diesen Umgang insgesamt lockerer, offener und auch sozialkompatibler geworden bin, als mein völlig verunsichertes und defensives Vergangenheits-Ich es etwa 2019 nach dem Abi war. Aber wie offen ich bin hängt immer noch sehr stark davon ab, in welchem Kontext ich mich bewege. Ich bin längst kein Alltime-Charismatiker, der in jeder Situation einen lockeren Spruch drauf hat, auch wenn mein Uni-Freund da schon nah dran kommt. Bewege ich mich bspw. in meinem Wohnumfeld, werde ich ständig mit den Frames konfrontiert, die mich schon lange runtergezogen habe und mutiere wieder in den stillen Einsiedlerkrebs zurück, der sich nicht traut, etwas zu sagen, dessen Witze untergehen und der sich von allen missverstanden fühlt. Dass ich noch nicht umgezogen bin, hängt neben dem Umstand, dass ich mich wie oben beschrieben noch nicht bereit dafür fühle, auch damit zusammen, dass ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, hier irgendwo doch noch Anschluss zu finden. Denn mein langfristiges Ziel ist es schon, im lokalen Umfeld zu bleiben, in dem ich jetzt bin - ich fühle einfach eine Art der Verwurzelung, die in einem sonderbaren Widerspruch zu meiner sozialen Ungebundenheit steht. Natürlich wäre es dann aber sinnvoll, auch hier den wesentlichen Teil des Freundes- und Bekanntenkreises zu haben.

Von dem her bin ich der Ansicht, dass man nur durch neue Freunde nicht an die psychischen Komplexe grundsätzlich löst, die das bislang verhindert haben. Hilfe von außen diesbezüglich wäre schon nicht schlecht. Natürlich mag es auch wieder Abweichungen davon geben, aber ich kann von mir sagen, dass ich ohne psychologische Betreuung bei gleichzeitigem Training nicht sonderlich weit kommen würde.

Hallo @Williams-Christ
Ich habe nicht alles im Detai gelesen, finde es aber ganz toll, wie du die Sache bisher in Angriff genommen hast und nimmst. Auch die Entwicklung, die du oben beschreibst.

Du hast irgendwo geschrieben, dass du in einem konservativen Umfeld im Dorf wohnst und auch die Entfernung zu deiner Unistadt (?) bzw. Freunden zu weit für regelmäßige Aktivitäten ist.
Hast du denn schon mal in Erwägung gezogen, das Dorf zu verlassen? In einer WG könntest du beispielsweise auch leicht neue Menschen kennenlernen.

@Williams-Christ
Zitat von Williams-Christ:
Ich bin längst kein Alltime-Charismatiker, der in jeder Situation einen lockeren Spruch drauf hat, auch wenn mein Uni-Freund da schon nah dran kommt.

Bitte, bitte, bitte werde auch nie so einer. Menschen, die ständig gut gelaunt und fröhlich sind, sind mir mehr als suspekt. Tage zu haben, an denen einfach irgendwie gar nichts geht, gehört jedenfalls für mich einfach dazu. Die Frage ist natürlich wie viele das sind.

Zitat von Williams-Christ:
Bewege ich mich bspw. in meinem Wohnumfeld, werde ich ständig mit den Frames konfrontiert, die mich schon lange runtergezogen habe und mutiere wieder in den stillen Einsiedlerkrebs zurück, der sich nicht traut, etwas zu sagen, dessen Witze untergehen und der sich von allen missverstanden fühlt.

Genau deshalb bin ich gleich nach dem Abi von zuhause weg und in meine eigene Wohnung gezogen. Allerdings hatte ich, anders als du, auch absolut keine Lust mehr noch länger dort zu bleiben. Ich war fertig mit diesem Ort und wollte diese Veränderung, um mir endlich mein eigenes Leben von Grund auf aufzubauen.
Für mich war das im Nachhinein betrachtet genau der richtige Weg. Zugegeben, es war gerade am Anfang auch auf gewisse Weise beängstigend praktisch alle Verbindungen (außer zu meiner Familie) zu früher zu kappen und plötzlich vor einer weißen Wand zu stehen. Aber ob man quasi nochmal bei Null anfängt, oder nach und nach das bestehende Umfeld umarbeitet, nimmt sich vermutlich gar nicht so viel.

@yes_please Ja, in Erwägung gezogen habe ich das schon. Es gibt auch durchaus Überlegungen, nach Abschluss meines Bachelorstudiums nächstes Jahr mit dem Uni-Freund zusammen die Uni zu wechseln und eine WG zu gründen. Bisher war es nur so, dass ich es nie besonders lange am Stück irgendwo anders wohnlich ausgehalten habe, besonders in größeren Städten nicht. Und das unabhängig von der Tatsache, ob nun Freunde dabei waren oder nicht. Ich bekomme einfach sehr schnell Heimweh, weil ich mich landschaftlich unglaublich mit meinem Herkunftsort verbunden fühle. Nur eben sozial nicht.

Deswegen ist ja der Plan, schon im Umfeld meines jetzigen Wohnortes etwas aufzubauen. Würde ich für einige Jahre woanders hinziehen, verliere ich natürlich noch mehr den Anschluss an meine Heimat, komme dann wieder und kann dann noch mal komplett von vorne anfangen. Ich weiß, dass ich diesbezüglich bald eine Entscheidung treffen muss, aber das wird mir ganz und gar nicht leichtfallen.

@randUser Hallo randUser,

wow, das finde ich schon echt mutig von dir, in einem so jungen Alter einfach mal einen Radikalschnitt zu machen. Umso schöner natürlich, wenn es sich dann noch auszahlt. Ich kenne leider auch einige Gegenbeispiele von Leuten, die ausgezogen sind, weil sie dort, wo sie aufgewachsen sind, unglücklich waren und dann in der Fremde erst so richtig abgeschmiert sind. Letztlich kommt es also wohl stark auf das Mindset und wohl auch ein bisschen Glück an.

Für mich steht eine wirklich langfristige Lebensplanung (also nicht nur Studiums-, sondern auch karrieretechnisch) anderswo nicht zur Debatte. Ich hätte überhaupt keinen Bock, bspw. nach Süd- oder Ostdeutschland zu ziehen, sondern den festen Wunsch, hier glücklich zu werden. Die Anlagen dafür sind eigentlich da. In meiner Heimat bekomme ich das Gefühl, verwurzelt zu sein, Ruhe zu finden und Kraft zu tanken. Allerdings brauche ich auch Abwechslung dazu, sonst wird diese Ruhe zur reinsten Folter. Ich bin deswegen gar nicht unglücklich darüber, Freunde zu haben, die halt 50 km entfernt von mir wohnen, zumal eine solche Distanz ja noch machbar ist, aber wichtig ist mir auch, hier welche zu finden.

Was für mich aber möglich wäre, wäre bspw. mal ein Umzug in die nächstgelegene Kleinstadt (etwa 12 km von meinem Dorf). Ich bin dort auch zur Schule gegangen und finde die Stadt an sich sehr schön, bin dort auch im NABU und fühle mich dort eigentlich wohl. Das klingt vielleicht richtig widersprüchlich, weil diese Schulerfahrung ja mehrheitlich nicht so prickelnd war. Aber - ich kann es nicht besser erklären - möglicherweise ist genau das der Grund, warum ich mich dort so hingezogen fühle: Um mir selbst zu beweisen, dass ich mich entwickelt habe? Um mit dem abzuschließen, was ohne Versöhnung endete? Es ist ganz, ganz komisch und ich erwarte auch nicht, dass du oder jemand anderes es verstehen kann. Aber für mich fühlt es sich an, wie eine Mission, die ich noch zu erfüllen habe.

Bezüglich deines letzten Satzes denke ich, dass es schon etwas anderes ist, das bestehende Umfeld umzuarbeiten, weil dieses ja die ganzen Voreinstellungen an sich trägt, die die Psyche beeinflussen. Auf der anderen Seite nützt es einem sicher auch nichts, anderswo einen Neustart zu riskieren, wenn man mit dem Mindset darangeht, dass allein der Umgebungswechsel etwas ändert und man nichts dazu tun muss. Denn dann ändert sich gar nichts bzw. wird noch schlimmer (siehe erster Absatz). Für mich wird aber klarer, dass ich es wenigstens hier noch einmal versuchen muss. Erst wenn das dann krachend scheitert, sollte ich mich wohl wirklich umorientieren.

Hallo @Williams-Christ

Zitat von Williams-Christ:
Letztlich kommt es also wohl stark auf das Mindset und wohl auch ein bisschen Glück an.

Ich weiß gar nicht, ob ich es wirklich als Mindset bezeichnen würde. Das klingt so, als hätte ich meine Denkweise bewusst in diese Richtung gelenkt, aber für mich stand diese Frage eigentlich nie zur Debatte. Ich habe nie bewusst darüber nachgedacht, ob ich ausziehen will oder nicht, sondern nur geplant wann und wie.
Manchmal überrascht es mich selbst, wie entschlossen ich in solchen Situationen sein kann. Dabei treffe ich Entscheidungen dann ausschließlich mit meiner Intuition. Die funktioniert nämlich nach wie vor ausgezeichnet, ich musste nur wieder lernen darauf zu hören und nicht alles mit meinem Bewusstsein zu verschlimmbessern, um bestimmte Erwartungen anderer zu erfüllen. Das funktioniert vermutlich nicht für jeden, aber falls es dich interessiert, kann ich dir das Buch emotionale Intelligenz von Daniel Goleman (978-3-423-36020-3) sehr empfehlen.
Glück habe ich so oder so aber definitiv auch gehabt.

Zitat von Williams-Christ:
Ich hätte überhaupt keinen Bock, bspw. nach Süd- oder Ostdeutschland zu ziehen, sondern den festen Wunsch, hier glücklich zu werden. Die Anlagen dafür sind eigentlich da. In meiner Heimat bekomme ich das Gefühl, verwurzelt zu sein, Ruhe zu finden und Kraft zu tanken.

Wenn das für dich der passende Weg ist, dann mach das auch so. Du hast ja selbst schon Beispiele dafür genannt, dass Aus-/Umziehen alleine keine Garantie für Besserung ist.

Zitat von Williams-Christ:
[...] Um mir selbst zu beweisen, dass ich mich entwickelt habe? Um mit dem abzuschließen, was ohne Versöhnung endete? [...] Aber für mich fühlt es sich an, wie eine Mission, die ich noch zu erfüllen habe.

Dazu möchte ich mal folgenden Satz aus einem anderen Thread (mit ganz anderem Thema) zitieren, auf den ich vor kurzem gestoßen bin:
Zitat von moo:
Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt man vor allem dadurch, dass es keine Antwort auf die Vergangenheit sein sollte.

Das schließt nicht aus, dass du in diese Kleinstadt umziehst, oder weiter in deinem Dorf wohnst. Mit der Vergangenheit abzuschließen sollte nur nicht der Hauptgrund dafür sein. Schließlich kann keiner sagen, ob das wirklich so klappt und wenn es sonst keine weiteren Argumente dafür gibt, würdest du dann wieder in der Luft hängen. Deine Beschreibung klang allerdings so, als gäbe es durchaus noch andere Gründe dafür, insofern passt das, würde ich sagen.

Zitat von Williams-Christ:
Bezüglich deines letzten Satzes denke ich, dass es schon etwas anderes ist, das bestehende Umfeld umzuarbeiten, weil dieses ja die ganzen Voreinstellungen an sich trägt, die die Psyche beeinflussen.

Damit hast du natürlich recht, meine Aussage bezog sich auf den Aufwand bzw. die Kraft, die man in beiden Fällen investieren muss. Die Vorgehensweise bzw. die Dinge, die man angehen muss, sind natürlich verschieden.

Den Thread habe ich mir aufmerksam durchgelesen. Wollte eigentlich selbst was substantielles beisteuern, habe aber nicht den Kopf dafür gerade. Aber stattdessen habe ich gerade zufälligerweise ein YT-Video gefunden (für Leute denen Egnlisch geläufig ist) und hoffe, dass hier vielleicht gut zu passt:


@Germanist Wie klein die Welt doch ist. Bin zufällig heute Abend auch über dieses Video gestolpert und konnte mich sofort damit identifizieren.
Es hat mich so gerührt, dass endlich mal einer thematisiert, dass einsame junge Menschen nicht unbedingt in der Schule gemobbt oder von den Eltern misshandelt worden sein müssen, um sich so zu entwickeln, wie es nun mal passiert ist. Oft müssen unfreiwillige Einzelgänger sich diesem Stereotyp der Gesellschaft unterordnen und erzeugen mit ihrer Story nirgendwo Verständnis, weil es dann ja heißt: Also bist du doch selbst schuld! Nein, es hat mir nur einfach niemand beigebracht was ich tun soll in einer Welt, in der viele meiner Digital Native Peers sich gut zurechtfinden, weil sie zusammen gelernt haben, wie diese fragmentierte Kommunikation funktioniert, aber ich nicht, weil mich etwa die Disposition als Einzelkind, dass auf dem Land lebt und bis zum Kindergarten keinen Zugriff auf routinemäßige Kontakte mit Gleichaltrigen hat, daran hinderte.
Und dann kommen natürlich viele Dinge zusammen, man verhält sich in Gruppen abnormal und deviant, wird nicht anerkannt und fällt in eine Rolle als Außenseiter, die man in allen Bildungsinstanzen reproduziert - weil man lernt, sich vor dem negativen Feedback durch Vorannahmen zu schützen. Und aus den Vorannahmen werden defensive Handlungen. Und aus defensiven Handlungen ein Habitus, der nun mehr unbewusst den Charakter steuert.
Natürlich bin ich mir auch im Klaren darüber, dass dessen Überwindung nur durch das Antrainieren von Gegengewohnheiten funktioniert, was eine harte und ausdauernde Arbeit ist. Nur überkommt mich immer wieder dieser Wunsch, dass ich jetzt sofort eine Verbesserung in Form eines sozialen Netzwerkes und ganz vielen liebevollen Freunden brauche und ich kann kaum dagegen ankämpfen. Eigentlich ist mein Leben momentan ein krasser Schwebezustand zwischen diesen überwältigenden Emotionen, bei denen ich immer denke, was ich noch alles hätte tun können, sollen, müssen und der rationalen Einsicht, dass ich mich ja durchaus schon weiterentwickelt habe.
Ich bin echt gespannt, wie sich das noch weiterentwickelt.

Guten Morgen in die Runde,

das Video ( @Germanist ) habe ich mir noch nicht angeschaut, vielleicht mache ich es aber noch, denn die Beschreibung von @Williams-Christ klingt interessant.

Zitat von Williams-Christ:
Natürlich bin ich mir auch im Klaren darüber, dass dessen Überwindung nur durch das Antrainieren von Gegengewohnheiten funktioniert, was eine harte und ausdauernde Arbeit ist.

Diese Tatsache nehme ich immer wieder als einen Zwiespalt in mir wahr. Einerseits möchte ich etwas an meiner Situation verändern, bin gerne bereit Kraft dafür zu investieren und sehe ja auch, dass sich ganz langsam die ersten Dinge verändern. Andererseits frage ich mich auch immer wieder, warum ich überhaupt so am Leben arbeiten muss? Warum können andere das alles scheinbar ganz selbstverständlich? Oder können sie es überhaupt? Warum meine ich bewusst etwas trainieren bzw. lernen zu müssen? Lernt man im Leben nicht eigentlich ganz automatisch dazu?

Zitat von Williams-Christ:
Nur überkommt mich immer wieder dieser Wunsch, dass ich jetzt sofort eine Verbesserung in Form eines sozialen Netzwerkes und ganz vielen liebevollen Freunden brauche und ich kann kaum dagegen ankämpfen. Eigentlich ist mein Leben momentan ein krasser Schwebezustand zwischen diesen überwältigenden Emotionen, bei denen ich immer denke, was ich noch alles hätte tun können, sollen, müssen und der rationalen Einsicht, dass ich mich ja durchaus schon weiterentwickelt habe.

Ebenso, nur mit einem etwas anderen Wunsch. Was mir bloß zusätzlich zu schaffen macht: Man will immer, was man nich' hat und wenn man's hat is' langweilig. Ich weiß ganz genau, dass selbst wenn ich meinen jetzigen Traumzustand jemals erreichen sollte, mir wieder aufs neue etwas fehlen würde. Dem Leben auf diese Art gewissermaßen immer ein Stück hinterherzuhinken, zieht mich manchmal ein bisschen runter. Generell erlebe ich dieses Pendeln auch, zwischen leichten und zweifelnden Phasen. Rational betrachtet weiß ich, dass beide einander bedingen und auch emotional spüre ich, dass es auf Dauer wohl ein sehr dumpfes Gefühl wäre immerzu glücklich zu sein.

Über all dem schwebt verhängnisvoll die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wofür das ganze? Irgendwann werde ich mich entweder davon befreien können, oder sie wird mich erschlagen. Ich fürchte jedoch, dass beides sich unaufhörlich im Wechsel wiederholen wird, aber ich kann nicht sagen, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Vermutlich beides.

Zitat von Williams-Christ:
Ich bin echt gespannt, wie sich das noch weiterentwickelt.

Dito.

Ihr seit alle Anfang 20. Genau diese Gedanken hatte ich damals auch.

Die Frage nach dem zusätzlich etwas arbeiten zu müssen. Mich nie so richtig wohl und fidel wie meine Altersgenossen gefühlt zu haben.... Das kannte ich damals sehr gut.

Angesichts der Tatsache, dass ihr wirklich noch so jung seid, muss ich einfach sagen, dass ihr noch viel Zeit und Gelegenheiten habt eure (vielleicht vermeintlichen) Versäumnisse in der Jugend nachzuholen bzw. irgendwie mit dem zurecht zu kommen was ihr halt im Charakter seid. Bis 25 ist die Gesellschaft und sind eure Altersgenossen noch sehr offen für neue gute, aufbauende Freundschaften bzw. Gelegenheiten eure noch empfundenen Mängel irgendwie zu verarbeiten.

Daher kann ich euch nur sagen, dass diese hier teilweise durchkommende apokalyptische Stimmung was die zukünftige Charakter- und Lebensentwicklung von euch angeht vollkommen blödsinnig ist. Ihr dürft euch eure Situation nicht schlimmer ausmalen als sie eigentlich ist!

@Williams-Christ Witzig , dass du diesen indischstämmigen Arzt aus Texas (wtf?) auch kennst. Freut mich, dass du was aus dem Video entnehmen konntest.

Die Welt ist wirklich klein.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Germanist

Zitat von Germanist:
Daher kann ich euch nur sagen, dass diese hier teilweise durchkommende apokalyptische Stimmung was die zukünftige Charakter- und Lebensentwicklung von euch angeht vollkommen blödsinnig ist.

Also zum Teil ja, aber ganz so einfach wegbügeln kann man es dann doch nicht.

Du hast natürlich recht, dass man manchmal dazu neigt die Dinge ein wenig zu düster zu betrachten. Vielleicht trotzdem ein paar Anmerkungen dazu:
Zitat von Germanist:
Bis 25 ist die Gesellschaft und sind eure Altersgenossen noch sehr offen für neue gute, aufbauende Freundschaften bzw. Gelegenheiten eure noch empfundenen Mängel irgendwie zu verarbeiten.

Die eigentlich Herausforderung ist ja nicht irgendwen zu finden, sondern jemanden, zu dem man eine tiefergehende Verbindung aufbauen kann. Es geht ja um das Gefühl von Zugehörigkeit, das Gefühl irgendwie angekommen zu sein und darum, in der Person so etwas wie einen Anker zu finden. Man wird sich sicher mit einigen ganz gut verstehen und vielleicht mal etwas zusammen unternehmen, aber es bleibt dann ganz oft trotzdem oberflächlich und man fühlt sich weiterhin fremd. Letztlich ist es purer Zufall so jemandem zu begegnen und bleibt damit so lange unsicher, bis es passiert ist.
Punkt zwei ist für mich, dass ich nicht pauschalisieren würde, dass die Gesellschaft und unsere Altersgenossen prinzipiell offen für neue Kontakte sind. Eine ganze Menge ja, eine ganze Menge auch nicht. Auch hier gilt wieder, dass man erstmal die passenden Leute finden muss, denn nur denen gegenüber ist man in der Regel wirklich offen (was ja auch gute Gründe hat).
Außerdem stellt sich noch eine Frage: Warum nur bis 25? Gibt es also doch eine Deadline? Ein Verfallsdatum? Was ist danach? Wenn es gut läuft, reden wir immerhin über vermutlich 50-60 Jahre, die noch folgen.

Für mich stellt sich das ganze so dar: Wenn ich, wie noch ein paar Beiträge vorher, schreibe, dass ich einfach schaue was sich zum jeweiligen Zeitpunkt ergibt, dann bin ich weder Optimist, noch Realist, noch Pessimist. Der wesentliche Punkt ist, ich schaue dabei überhaupt nicht in die Zukunft.
Gerade als junger Mensch macht man sich aber logischerweise schon Gedanken darüber was später mal sein wird, wie das eigene Leben so verlaufen wird usw. Und genau dabei kommt dann die Unsicherheit auf und das nicht nur, weil man zu negativ denkt. Man muss auch einfach mal realistisch sagen, dass die Welt, in der wir leben und leben werden nicht so glorreich sein wird, wie man es uns in unserer Kindheit immer versprochen hat. Klimawandel, Umweltkatastrophen, Hungersnöte, Wassermangel, Kriege, eine immer gereizter werdende Gesellschaft und und und. Im ersten Moment hat das nichts mit den sozialen Herausforderungen zu tun, über die wir hier reden, aber in die Aussichten der eigenen Lebensentwicklung spielt das alles mit rein. Mittelbar wirkt es sich dann auch auf die persönlichen Baustellen aus, denn man kann ja leider nicht mal eben die Zeit anhalten und sich auskurrieren, der ganze andere Kram fliegt einem ja ununterbrochen weiter um die Ohren. Sich zurückziehen, um das Problem zu lösen ist hier auch keine Option, denn genau dieser Rückzug in die Einsamkeit bzw. die fehlenden sonstigen Rückzugsmöglichkeiten sind ja das Problem.

Insofern finde ich die manchmal niedergeschlagene Stimmung nicht vollkommen blödsinnig. Sie gehört genauso dazu, wie ihr Gegenteil. Ich gebe dir aber wie gesagt recht, dass man sich nicht davon allein beherrschen lassen sollte. Umgekehrt ist aber es wird schon alles gut werden allein auch keine Lösung, sondern Augenwischerei.

@randUser

Ja, die Formulierung vollkommen blödsinnig war etwas übertrieben . Das ist eine komplizierte Sache. Wenn mich jemand, als ich Anfang 20 war, an den Schultern gepackt hätte und mir das gesagt hätte, hätte ich ihm vermutlich auch den Vogel gezeigt.

Aber jetzt, im Nachhinein aus der Sichtweise eines 30-jährigen betrachtet, sehe ich definitiv die Gelegenheiten und Versäumnisse aus jener Zeit und bewerte sie anders. Generell sehe ich sie positiver und sehe eher die Möglichkeiten, die an mir vorbeigestreift sind, für welche ich damals aber nur ein diffuses Gefühl hatte. Es ist generell eine Verflechtung aus dem persönlichen Umfeld und der eigenen Einstellung, die auf einen einwirken. Rückblickend wäre es besser gewesen, viele innere negative Einstellungen mir gegenüber einfach zu ignorieren, so blöd das klingt...und stattdessen nur die nützlichen Gedanken, die einen in seinem Weg weiterhelfen zu beachten. Aber das ist einfacher gesagt als getan, klar.

Bis 25. Ist nur so ungefähr gesprochen. Generell wird man so bis spätestens 27 von der Gesellschaft als junger Mensch betrachtet. Das ist wichtig, da man auch bezüglich des inneren eigenen Antriebs anders ist und einem vor allem noch in seinen frühen 20ern viel verziehen wird, wenn man mal nicht so vorankommt im Leben wie es vielleicht optimal ist. Aber später dann wird von einem einfach erwartet sein Leben schon geschi...en bekommen zu haben und es wird einem viel weniger Sympathie und Einfühlungsvermögen entgegengebracht.

@Germanist

Ja, ich denke mit zunehmendem Alter sieht man viele Dinge generell gelassener, einfach weil man immer wieder die Erfahrung macht, dass es ja trotzdem weiter geht, egal was passiert.

Zitat von Germanist:
Rückblickend wäre es besser gewesen, viele innere negative Einstellungen mir gegenüber einfach zu ignorieren, so blöd das klingt...und stattdessen nur die nützlichen Gedanken, die einen in seinem Weg weiterhelfen zu beachten.

Das sehe ich für mich persönlich anders. Auf meine 20er Jahre kann ich logischerweise noch nicht zurückschauen, aber wenn ich mir z.B. meine Schulzeit als Jugendlicher anschaue, sehe ich genau das Gegenteil. Ich war lange extrem schüchtern und ängstlich, habe mich oft versteckt und sicher das eine oder andere nicht getan, was ich gerne getan hätte. Aber ich habe überhaupt kein Verlangen danach etwas davon nachzuholen. Ich habe die Geschehnisse dieser Zeit für mich aufgearbeitet und damit Frieden geschlossen. Sie sind ein Teil von mir, den ich weder rückgängig machen noch verändern kann oder will.
Auch diese negativen Einstellungen mir selbst gegenüber haben einen Sinn. Dinge, die mich heute glücklich machen, tun das immer auch vor dem Hintergrund meiner Vergangenheit. Die Freundschaft zu meiner besten Freundin bedeutet mir z.B. gerade deshalb so viel, weil ich weiß, dass ich mich lange nach so jemandem gesehnt habe. Weil ich weiß wie sehr ich unter der Einsamkeit gelitten habe.
Dadurch habe ich gelernt, dass es auch nach jedem noch so tiefen Tal irgendwann wieder Berg auf geht. Umgekehrt aber auch, dass ich nicht enttäuscht sein muss, wenn es nach einer guten Phase erstmal wieder ein Stück Berg ab geht. Dieses Hin und Her ist manchmal anstrengend, aber es gehört für mich einfach dazu.
Manchmal muss man sich selbst eine Weile im Weg stehen, um zu begreifen, dass es einem nichts bringt. In dieser Zeit verpasst man aber nichts, denn genau das zu begreifen IST das Erlebnis dieser Zeit. Wenn man es dann begriffen hat, muss man aber auch den nächsten Schritt gehen und darf sich an dieser Stelle nicht festfahren.

Zitat von Germanist:
Generell wird man so bis spätestens 27 von der Gesellschaft als junger Mensch betrachtet. Das ist wichtig, da man auch bezüglich des inneren eigenen Antriebs anders ist und einem vor allem noch in seinen frühen 20ern viel verziehen wird, wenn man mal nicht so vorankommt im Leben wie es vielleicht optimal ist. Aber später dann wird von einem einfach erwartet sein Leben schon geschi...en bekommen zu haben und es wird einem viel weniger Sympathie und Einfühlungsvermögen entgegengebracht.

Generell ist hier das Stichwort. Genauso, wie es generell sinnvoll erscheint, in einen Verein einzutreten, um neue Menschen kennenzulernen. Das Thema hatten wir schon. Jedes Leben ist anders. Rückblickend lassen sich zwar statistische Häufungen analysieren, aber sie haben keinerlei Bedeutung für den Einzelnen mit Blick in die Zukunft. Genauso wie man z.B. Aktienkurse nicht vorhersagen kann und viele trotzdem meinen anhand vergangener Kursverläufe irgendetwas ableiten zu können. Das ist dann aber allenfalls eine selbsterfüllende Prophezeiung und die funktioniert nur, wenn genügend mitmachen.
Ich kenne in meinem direkten Umfeld zwei Menschen, die in ihren 40ern nochmal alles über den Haufen geworfen und komplett neu angefangen haben. Es war sicher nicht leicht, aber sie leben heute glücklicher denn je. Wer herausfinden will, was wirklich zu sich passt, wird früher oder später diese allgemeinen Analysen hinter sich lassen müssen. Sie gelten immer nur für den Normal-Muster-Menschen und der ist nur ein theoretisches Konstrukt.

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Dr. Reinhard Pichler
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