@Germanist
Zitat von Germanist: Daher kann ich euch nur sagen, dass diese hier teilweise durchkommende apokalyptische Stimmung was die zukünftige Charakter- und Lebensentwicklung von euch angeht vollkommen blödsinnig ist.
Also zum Teil ja, aber ganz so einfach wegbügeln kann man es dann doch nicht.
Du hast natürlich recht, dass man manchmal dazu neigt die Dinge ein wenig zu düster zu betrachten. Vielleicht trotzdem ein paar Anmerkungen dazu:
Zitat von Germanist: Bis 25 ist die Gesellschaft und sind eure Altersgenossen noch sehr offen für neue gute, aufbauende Freundschaften bzw. Gelegenheiten eure noch empfundenen Mängel irgendwie zu verarbeiten.
Die eigentlich Herausforderung ist ja nicht irgendwen zu finden, sondern jemanden, zu dem man eine tiefergehende Verbindung aufbauen kann. Es geht ja um das Gefühl von Zugehörigkeit, das Gefühl irgendwie angekommen zu sein und darum, in der Person so etwas wie einen Anker zu finden. Man wird sich sicher mit einigen ganz gut verstehen und vielleicht mal etwas zusammen unternehmen, aber es bleibt dann ganz oft trotzdem oberflächlich und man fühlt sich weiterhin fremd. Letztlich ist es purer Zufall so jemandem zu begegnen und bleibt damit so lange unsicher, bis es passiert ist.
Punkt zwei ist für mich, dass ich nicht pauschalisieren würde, dass die Gesellschaft und unsere Altersgenossen prinzipiell offen für neue Kontakte sind. Eine ganze Menge ja, eine ganze Menge auch nicht. Auch hier gilt wieder, dass man erstmal die passenden Leute finden muss, denn nur denen gegenüber ist man in der Regel wirklich offen (was ja auch gute Gründe hat).
Außerdem stellt sich noch eine Frage: Warum nur bis 25? Gibt es also doch eine Deadline? Ein Verfallsdatum? Was ist danach? Wenn es gut läuft, reden wir immerhin über vermutlich 50-60 Jahre, die noch folgen.
Für mich stellt sich das ganze so dar: Wenn ich, wie noch ein paar Beiträge vorher, schreibe, dass ich einfach schaue was sich zum jeweiligen Zeitpunkt ergibt, dann bin ich weder Optimist, noch Realist, noch Pessimist. Der wesentliche Punkt ist, ich schaue dabei überhaupt nicht in die Zukunft.
Gerade als junger Mensch macht man sich aber logischerweise schon Gedanken darüber was später mal sein wird, wie das eigene Leben so verlaufen wird usw. Und genau dabei kommt dann die Unsicherheit auf und das nicht nur, weil man zu negativ denkt. Man muss auch einfach mal realistisch sagen, dass die Welt, in der wir leben und leben werden nicht so glorreich sein wird, wie man es uns in unserer Kindheit immer versprochen hat. Klimawandel, Umweltkatastrophen, Hungersnöte, Wassermangel, Kriege, eine immer gereizter werdende Gesellschaft und und und. Im ersten Moment hat das nichts mit den sozialen Herausforderungen zu tun, über die wir hier reden, aber in die Aussichten der eigenen Lebensentwicklung spielt das alles mit rein. Mittelbar wirkt es sich dann auch auf die persönlichen Baustellen aus, denn man kann ja leider nicht mal eben die Zeit anhalten und sich auskurrieren, der ganze andere Kram fliegt einem ja ununterbrochen weiter um die Ohren. Sich zurückziehen, um das Problem zu lösen ist hier auch keine Option, denn genau dieser Rückzug in die Einsamkeit bzw. die fehlenden sonstigen Rückzugsmöglichkeiten sind ja das Problem.
Insofern finde ich die manchmal niedergeschlagene Stimmung nicht vollkommen blödsinnig. Sie gehört genauso dazu, wie ihr Gegenteil. Ich gebe dir aber wie gesagt recht, dass man sich nicht davon allein beherrschen lassen sollte. Umgekehrt ist aber es wird schon alles gut werden allein auch keine Lösung, sondern Augenwischerei.