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Guten Morgen Zusammen,

Ich habe heute Morgen das Bedürfnis mal ein Thema loszuwerden. Ich bin auf Feedback bzw. Erfahrungen und Austausch gespannt.

Es fing alles in meiner Kindheit an. Ich war schon immer eine Außenseiterin. Habe viel Zeit mit mir alleine verbracht und hatte eine wunderbare Phantasie.
Ich hatte zwar immer mal wieder Freunde bei denen man aber eher das Gefühl hatte das man Mittel zum Zweck ist.
Der Wunsch nach richtigen Freundschaften war trotzdem da was es natürlich nicht einfacher machte.
Ich war quasi immer auf der Suche und fand auch immer wieder neue Bekanntschaften. Anfangs versuchte ich immer alles (wahrscheinlich auch zuviel) um eine tiefe Freundschaft aufzubauen. Aber es gelang mir nicht. Es war für mich immer zu einseitig.
So brach ich viele Kontakte dann wieder ab die aber im Laufe meines Lebens oft ein zweites Mal in mein Leben traten wo ich dann merkte daß es besser war nicht befreundet zu sein. (Aus verschiedenen Gründen, besonders aber weil ich gemerkt habe das es früher oder später sowieso nicht gepasst hätte)

Das Ganze zog sich bis ins Erwachsenen Alter. ( Ich bin jetzt fast 41) Ich merkte irgendwie immer schon das mich das eigentlich alles stresst. Wenn ich mich treffe und man miteinander redet bin ich hinterher wie ausgelaugt. Ich fühl mich manchmal sogar zerschlagen. Dann hab ich sogar oft Probleme mit dem Schlafen oder ich bin innerlich extrem unruhig.

Trotzdem wollte ich unbedingt Freunde. ich suchte und suchte und fand immer wieder neue Leute. Es war mir zu oberflächlich, dann bin ich wieder enttäuscht worden, dann war es zu einseitig etc. Es passte irgendwie oft nicht.

Vor mehr als 8 Jahren lernte ich dann meinen Freund kennen.
Sehr lauter, redseliger, hyperaktiver Mensch (ich bin auch ein sehr hibbeliger unruhiger Mensch. Die Mischung ist manchmal schwer zu ertragen)
Die ersten Jahre war es nicht so schlimm für mich.
Doch nach und nach merkte ich wie anstrengend das für mich ist. Die Beziehung stand öfter auf der Kippe weil ich immer mehr Ruhe wollte. Dann kam ein Umzug und auf einmal hatte ich täglich Kontakt zu Nachbarn. Das stresste mich so dermaßen das ich mich komplett von allem zurück zog.(Anfang des Jahres kam dann noch ein Burnout dazu)
In dieser Zeit beschäftigte ich mich mehr und mehr mit meinem Inneren.
Auch vorher schon war mir klar das ich zum Einzelgänger geworden bin und mein ganzes Leben ein Einzelkämpfer war.
Egal was ich gemacht habe. Ich hatte nie Hilfe und habe sie mir auch nicht geholt weil ich es auch so nie erfahren habe.

Ich habe dann irgendwann eingesehen das ich gar keine Freunde brauche.
Ich habe nach wie vor einige Bekannte. Das reicht mir.
Es tut unendlich gut nicht mehr zu suchen was ich garnicht finden will.
Man hat mich immer für blöd erklärt und mich nicht ernst genommen wenn ich gesagt habe das ich mich alleine wohler fühle als in Gesellschaft. Besonders meine Familie hat dies nicht ernst genommen.
Mein Freund ist sehr verständnisvoll und akzeptiert mich genauso wie ich bin. Wir wohnen nicht zusammen und ich kann soviel Me-Time nehmen wie ich will und brauche. Er ist zum Glück auch schon ruhiger geworden und versucht in meiner Gegenwart nicht so hyperaktiv zu sein)
Zusammen wohnen ist übrigens für mich auch kein Thema mehr. Ich kann das nicht. Ich brauche meinen absoluten Rückzug für mich ganz alleine.

Ich fühl mich auch nicht einsam. Im Gegenteil. Es ist so als wenn meine Welt kreativer ist und bunter wenn ich alleine bin.
Ich denke das liegt an meiner Kindheit. Ich war auf mich alleine gestellt und habe gelernt das ich mit mir alleine sicher und geborgen bin.

Kennt ihr das?

10.08.2024 08:32 • 10.08.2024 x 1 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Kathyy:
Kennt ihr das?

Ja, genau so ist es bei mir auch. Ich hatte noch nicht einmal eine Beziehung oder gar Partnerschaft. Ich bin auch gern allein und mir reichen Bekanntschaften, mit denen man eine völlig unverbindliche Beziehung hat.

A


Einzelgänger / Einzelkämpfer im Leben - Erfahrungen

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@Schlaflose
Ich hab auch schon gesagt: sollte ich nochmal Single sein werde ich das auch erstmal bleiben und die komplette Ruhe genießen.

Wie alt bist du wenn ich fragen darf?
Weisst du woran es liegt das du gerne alleine bist?

Hallo Kathyy,

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Beste Grüße
Carsten

Zitat von Kathyy:
Wie alt bist du wenn ich fragen darf?
Weisst du woran es liegt das du gerne alleine bist?

Ich bin 62. Das hat wohl etwas damit zu tun, dass ich eine soziale Phobie und eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung habe. Aber es gibt viele im Forum mit diesen Diagnosen, die darunter leiden allein zu sein und gerne enge Kontakte hätten, es aber nicht schaffen, welche zu knüpfen. Bei mir ist es eher so, dass es mir nicht so schwer fällt mit Leuten in Kontakt zu kommen, aber sobald es anfängt, enger zu werden, bekomme ich kalte Füße und ziehe mich zurück.

Zitat von Kathyy:
Mein Freund ist sehr verständnisvoll und akzeptiert mich genauso wie ich bin. Wir wohnen nicht zusammen und ich kann soviel Me-Time nehmen wie ich will und brauche. Er ist zum Glück auch schon ruhiger geworden und versucht in meiner Gegenwart nicht so hyperaktiv zu sein)

Ich kann tatsächlich jedem nur empfehlen, getrennt zu wohnen, besonders wenn einer hibbelig ist. Ich habe durchaus gern Gesellschaft, aber ich brauche es nicht jeden Tag. Ich treffe mich gern mit Leuten, aber genieße auch Tage, an denen ich nur für mich bin.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass hibbelige, agitierte Menschen für das Umfeld sehr anstrengend sind. Ich bin ja selbst so eine und leide auch sehr darunter. Man versucht es zum Teil zu unterdrücken, weil man nicht nervig sein will, aber manchmal geht es nicht und dann merkt man selbst, dass man zu aufgekratzt ist, aber kann dann nur schwer was dagegen tun.

Zitat von Kathyy:
Guten Morgen Zusammen, Ich habe heute Morgen das Bedürfnis mal ein Thema loszuwerden. Ich bin auf Feedback bzw. Erfahrungen und Austausch gespannt. ...

Dein Beitrag könnte wirklich von mir stammen. Schön immer Außenseiterin und...
Trigger

... von Schule bis Beruf sogar mehrmals gemobbt.



Lockere Bekanntschaften mal hier mal da. Hängt auch wohl mit meiner Sozialphobie zusammen.
Jeder einzelne Kontakt, egal ob kurz oder lang, saugt mir quasi alle Kräfte aus dem Körper und ist eine einzige Reizüberflutung (bin auch noch hochsensibel).
Selbst wenn ich nicht direkt mit Menschen Kontakt habe (Bahnfahrt en, Einkaufen usw.) brauche ich meine Zeit um wieder Energie aufzuladen.
Habe ebenfalls einen hyperaktiven, redseligen, lauten und sehr liebenswerten Menschen in meinem Leben (kein Partner).
Also du siehst, du bist bei weitem nicht alleine.

Wie man jetzt dieser Sache (von Problematik möchte ich gar nicht reden) begegnet, außer Kontakte zu meiden, da bin noch nicht dahinter gekommen.

Ich muss aber noch hinzufügen, dass ich nie Außenseiterin war und auch nie gemobbt wurde. Man hat meine Art immer akzeptiert, zumal ich immer fröhlich war und mich über alles Mögliche kaputtlachen konnte. Ich war halt nur nie jemand, der sich in den Vordergrund gedrängt hat und das Sagen haben wollte.

@Lerchen
Ja, so ist es bei mir auch gewesen.
Ich wurde ebenfalls gemobbt. Und auch da war ich alleine auf mich gestellt. Ich bin dadurch stärker geworden und habe einen Panzer aufgebaut.
Hypersensibel bin ich ebenfalls.
Mir gehen Gespräche, Lieder etc. Manchmal tagelang nicht aus dem Kopf und ich denke immer wieder drüber nach. Dabei komm ich zu keinem Ergebnis. Es ist auch Tagesformabhängig aber im Grunde saugt es mich erstmal aus.
Menschenmengen kann nicht ebenfalls nicht ab...es ist die Lautstärke, das Durcheinander, die Enge...

Alleine sein ist so erholsam, so stärkend. Ich bin mir selber genug.
Allerdings ist es natürlich schon mal schön sich mal mit Bekannten zu treffen und auszugehen. Aber seit meinem Burnout hab ich das Gefühl das mich das noch mehr stresst als es vorher schon der Fall war. Auch nach einem schönen Abend konnte ich zuletzt die ganze Nacht nicht schlafen.

@Islandfan: kenn ich ebenso. Ist bei mir auch teilweise so gewesen.
Allerdings bin ich ruhiger geworden durchs Meditieren und durch viel Bewegung. Und das tut mir sehr gut.
Aber Zusammenziehen ist wirklich keine gute Idee. Ich hab mir dadurch schon einiges erspart.





Dr. Reinhard Pichler