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Ich bin gerade aufgestanden, habe heute Spätschicht. Und wieder mal war es eher eine Qual, mich aus dem Bett zu schälen. Ich bin jetzt seit 10 Wochen getrennt von meiner Ex mit der ich eine dreieinhalbjährige On/Off - Beziehung geführt habe. Mann... wir waren aber auch ein Paar... Alle 6 Wochen eine Trennung wegen irgendeinem Schei... Heute stehe ich - so fühlt es sich zumindest an - vor den Scherben meines Seelenlebens. Ich bin das erste Mal seit 23 Jahren völlig auf mich allein gestellt, bzw. mit mir allein. Das war mir bis vor kurzem gar nicht so klar, daß ich immer von einer Beziehung in die nächste gehüpft bin, aber so war es. Ich habe es immer vermieden, mit mir allein zu sein und nun ist es soweit und alle Befürchtungen, die ich diesbezüglich (unterbewußt) hatte, scheinen sich zu bewahrheiten. Die Symptome meiner Depression werden immer stärker um dann für ein paar Tage abzuflachen, damit es wieder von vorne losgeht: Freudlosigkeit, Antriebsarmut etc. Ich hatte schon 3 stationäre Aufenthalte und ich will nicht sagen, daß die nichts gebracht haben, aber irgendwie lande ich immer wieder an dem gleichen Punkt: Ich kann mit mir nichts anfangen. Ich mag mich nicht und deshalb tue ich mir auch nichts Gutes an wie z.B. mich gesund zu ernähren oder mal Sport zu treiben. Stattdessen sitze ich, wenn ich nicht arbeiten gehe (das funktioniert zum Glück noch) entweder vorm Rechner oder vor der Glotze. Mein Freundeskreis ist vor 3 Jahren zerbrochen, da diese weggezogen sind. Ich fühle mich wie zurückgelassen und es gelingt mir nur schwer bis gar nicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen.

Diese On/Off-Beziehung hat tiefe Narben bei mir hinterlassen. Ich verachte mich dafür, daß ich mich so lange im Stich gelassen habe, wo ich doch eigentlich genau wußte, daß diese Frau mir überhaupt nicht gut tut. Ich habe mich billig verkauft für ein kleines bißchen Zuwendung und je länger ich von ihr weg bin, desto mehr kann ich über mich nur den Kopf schütteln. Co-abhängig bis ins Mark...

Man hat mir empfohlen, erst einmal allein zu bleiben und ich sehe auch den Sinn hinter dieser Empfehlung. Denn ich habe mittlerweile begriffen, daß eine Partnerin nicht dazu da ist, mich vor meinen Einsamkeitsgefühlen zu retten oder sonstwie meine Defizite auszugleichen. Und da stehe ich vor einem Dilemma: dem Unterschied zwischen Wissen und Fühlen WISSEN tue ich schon seit Jahren, wie ich ticke. Trotzdem hat sich mein Handeln irgendwie nie geändert und das macht mich manchmal traurig, manchmal aber auch regelrecht wütend auf mich selbst. Im Grunde genommen weigere ich mich schon mein ganzes Leben, die Verantwortung für mein Wohlergehen zu übernehmen und das kotzt mich echt an, mir dabei zuzusehen.

Geht es jemandem hier ähnlich?

23.04.2015 09:52 • 24.04.2015 #1


10 Antworten ↓


Hi Fugazi,
als ich mir deine geschichte so durchgelesen habe konnte ich mich seber darin wiederfinden.
Ich habe zwar keine On/Off beziehung geführt aber dafür 17 gute jahre meines lebens verschwendet.
Heute habe ich keinen freundeskreis mehr und bei mir ist die situation noch ein bischen krasser,
ich bekomme EU Rente also keine arbeit,freunde und die frau von der ich dachte das ich sie liebe,
ist auch weg...na ja schlimmer gehts nimmer.
Wie du siehst...du bist nicht der einzige der mit sich selber nicht klarkommt...United We Stand!
L.g. NoFear63

A


Einsamkeitsgefühle und Selbstzweifel

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Hallo Fugazi,
das kann ich alles sehr gut nachempfinden. Ich bin in einer ähnlichen Situation.
Das mit der Vernunft ist so eine Sache... Ich habe eine Beziehung? Weiß aber das es besser wäre wenn nicht....
Es gibt Tage da geht es und dann wieder nicht. Leider sind auch meine Freunde alle in andere Bundesländer verzogen und ich bin sozusagen über geblieben.
Man fängt wieder bei Null an...
Freu Dich das Du zwecks Arbeit raus musst. Ich arbeite von zuhause aus und wäre froh wenn ich täglich raus müßte um auf andere Gedanken zu kommen.

Du bist nicht allein hier.
LG Nina

Hi Fugazi,
tja ich hatte von 2009 bis 2012 auch so ne Art On/Off Beziehung, eben ne Affäre wo ich am Schluss schier zur Grunde gegangen wäre! Für mein Inneres war die Frau eben die Liebe des Lebens,war stockblind, hab das Katz und Mausspiel nicht bemerkt, im Nachhinein ein Höllentrip dem ich Niemanden wünsche. Hab im Prinzip 26000 Stunden gewartet bis sie sich trennt, 3 Jahre im Prinzip weggeworfen, am Schluss wurde ich eiskalt abserviert! 3 Jahre Höllentrip, dann 1,5 Jahre extremen Liebeskummer,denke muss keinem hier beschreiben wie man da leidet! 2005 wurde ich nach 8 Jahre Beziehung von heute auf morgen ausgetauscht obwohl ich für die Frau 24 Stunden da war (sie litt an Panikattaken).
2008 verlies mich meine neue Partnerin weil sie damals mit meinen Gesundheitsproblemen (Netzhautablösung,Lungenentzündung) nicht klar kam.
In den ganzen Jahren zerbrach dann noch meine Familie, musste meinen geliebten Hund weggeben, im Job gings abwärts......
Hab aber den Fehler wie du gemacht, bin von einer Beziehung zur nächsten gehüpft, dachte immer geht nicht ohne! Aber über die ganzen Jahre habe ich mich komplett verloren,drum war ich gegen Schluss nur noch ein Seelenwrack, keine Auszeit, drum auch die ganzen Gesundheitsprobleme!
Anfang 2014 als ich mich vom Liebeskummer erholt habe, auch ne Therapie hinter mir hatte, begann ich wieder zu leben und zwar ALLEINE! Hab viel über den Buddhismus gelesen und das hat mir echt viel geholfen! Hatte ja auch kaum noch Freunde,hab mich jetzt wieder um die gekümmert,was mir echt gut tut, gehe meinen Hobbies nach, hab sogar am Kochen und Putzen Spaß ! Ja ist fast wie ein neues Leben! Klar wünsche ich mir wieder ein Partner,aber aktuell braucht mein Inneres die Auszeit und ich kann es nur jedem hier ans Herz legen, besonders uns Männern, bleibt nach einer schmerzhaften Trennung erst mal alleine, egal wie mies es euch geht ! Ein neuer Partner heilt nicht wirklich die Wunden !
Glaub mir Fugazi ich war wirklich auch ganz unten, aber wir haben nur das Leben und wenn man sich irgendwann wieder selber lieb hat, flutscht es auch wieder....und wer ein glückliches Leben nur von einem Partner abhängig macht, lebt für mich eh im falschen Film.....
Grüsse Discovery

Ich bin zwar nicht getrennt, aber meine Frau betrachtet mich nur noch als guten Freund. Das ist zwar nicht sehr prickelnd, aber zumindest macht sie nicht mit anderen Männern rum oder droht, mich zu verlassen. Aber von Sonntag abend bis Freitag nachmittag bin ich weg von zuhause, wegen doppelter Haushaltsführung. Hier bin ich schon ziemlich alleine. Es widert mich an, dass ich nach einem für mich anstrengenden Tag in dem Appartment nur noch im Bett liege und den Laptop auf mir habe, um zu lesen oder zu schreiben. Fernsehen tue ich kaum noch außer Nachrichten sehen. Dazu kommt noch, dass ich mit Projekten arbeite, die nie länger als 9 Monate dauern. Also ständig noch Angst, dass es irgendwann kein neues Projekt mehr gibt. So schlimm wie jetzt war es noch nie. Manchmal würde ich am liebsten nur weglaufen oder woanders unter neuer Identität ein neues Leben aufbauen. Aber selbst dafür fühle ich mich mittlerweile zu alt (46).

Zitat von Discovery41:
Klar wünsche ich mir wieder ein Partner,aber aktuell braucht mein Inneres die Auszeit und ich kann es nur jedem hier ans Herz legen, besonders uns Männern, bleibt nach einer schmerzhaften Trennung erst mal alleine, egal wie mies es euch geht ! Ein neuer Partner heilt nicht wirklich die Wunden !
Glaub mir Fugazi ich war wirklich auch ganz unten, aber wir haben nur das Leben und wenn man sich irgendwann wieder selber lieb hat, flutscht es auch wieder....und wer ein glückliches Leben nur von einem Partner abhängig macht, lebt für mich eh im falschen Film.....
Grüsse Discovery

Das mag ja sein, aber als ich in 2006 verlassen wurde, suchte ich auch gleich wieder eine neue Partnerin, und zwar völlig verzweifelt. Es waren furchtbare zwei Jahre, in denen ich ziemlich viel gesoffen habe. Letzten Endes hat mich nur meine heutige Frau da rausgeholt, sonst hätte ich mich irgendwann totgesoffen. Alleine da rauszukommen, ist, wie einem Verdurstenden zu sagen, er solle sich an weniger Wasser gewöhnen. Heute würde ich eine Trennung viel leichter überstehen. Aber das Liebesdefizit war damals so wahnsinnig groß, dass ich es alleine nicht überstanden hätte. Den Reifeprozess, allein überleben zu können, kann man auch in einer Partnerschaft durchleben. Heute würde ich an der Einsamkeit nicht mehr so schnell zerbrechen. Ich würde auch nicht mehr krampfhaft eine Neue suchen. Vielleicht bin ich durch die Antidepressiva auch emotional schon zu sehr abgestumpft. Oder ich habe meine Ziele erreicht (zwei Kinder, egal, ob sie mich noch sehen wollen in Zukunft, aber ich habe getan, was ich konnte).

Hallo Entwickler, bin zwar ein Mädchen hatte aber ein ähnliches Leben. 21 Jahre lang. Die letzten 5 Jahre waren nur noch eine WG.
Habe dann einen Schnitt gemacht. War und ist nicht einfach; hat sich aber gelohnt. Mich haben sehr viele darauf angesprochen wie mutig ich doch war.
Der Gedanke, das Gefühl zu haben nur noch zu vegetieren hätte mich wahnsinnig gemacht
LG

Hallo Emmy, als ich verlassen wurde, war es so, dass meine Ex mich eine zeitlang regelrecht gehasst hat. Das ist irgendwie noch viel schlimmer, als in einer WG zu leben, wo man sich mal geliebt hat, aber dann die Liebe vertrocknet. Ich hatte zwar mit meiner heutigen Frau irgendwie auch schlimme Streitereien, aber sie ist nie gehässig geworden. Zumindest mag sie mich noch.

Ich weiß, das ist nicht gerade erfüllend, weil ich mich immer noch nach Liebe sehne. Aber im Moment will ich einfach nur noch schlafen. Ich kann mir als Selbständiger noch nicht mal leisten, Urlaub zu nehmen, weil ich dann kein Geld verdiene. Dieses Problem kommt mir noch schlimmer vor als mein kaputtes Liebesleben.

Ich bin auch selbstständig. Mein Ex Mann hat mich auch nach der Trennung gehasst und mir alles in den Weg geworfen was er konnte.
Dadurch wußte ich; meine Entscheidung war richtig und wichtig.

Ich weiß zwar nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn ich nochmal verlassen werde, aber ich glaube nicht, dass ich sie hassen würde. Man sagt ja, wen man wirklich liebt, den hasst man nicht, auch wenn man verlassen wird. Damals war es nur so, dass ich eine große Niederlage gespürt habe, weil meine Familie zerstört war. Aber jetzt würde ich das nicht mehr so spüren, weil ich vielleicht schon einiges erreicht und viel über die Hintergründe meines Seelenzustandes gelernt habe. Irgendwie fühle ich mich nicht mehr so leer wie vor zehn Jahren. Jetzt möchte ich nur noch endlich meine Seelenverwandte finden.

Übrigens: Ein mir sehr nahestehnder Seelsorger wohnt auch in Marl...

Ich danke euch recht herzlich für eure Beiträge. Hat mir das Gefühl gegeben, nicht alleine dazustehen mit meinen Gefühlen. Wenn man sich den ganzen Tag nur um sich selbst dreht, dann kann es schnell passieren, daß ich denke, ich bin das ärmste Schwein der Welt. Und richtig Lust dazu habe ich nicht wirklich :-/

Besonderen Dank an Discovery für die Vermittlung des Gefühls, daß es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Auch das habe ich ein wenig aus den Augen verloren

A


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Dr. Reinhard Pichler
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