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Ich ertrage das nicht mehr lange. Ich ziehe meinen Partner nur mit in den Sumpf aus Depressionen. Ich habe einfach keine Lust mehr. Ich fühle mich so einsam, trotz Beziehung, trotzdass ich geliebt werde - er zeigt es mir jeden Tag.
Aber ich will nicht mehr leben, ich sehe keine Hoffnung mehr.

22.03.2012 00:09 • 07.05.2012 #1


150 Antworten ↓


Hey, es gibt einiges, was wirklich nur schwer zu ertragen ist. Geht mir momentan genauso. Seit ich neben die Standuhr auf meinem Schreibtisch einen weißen Quarz-Engel gestellt habe, gehts etwas besser... das ist etwas, worauf man nur ganz allein Zugriff hat, etwas, was kein Idiot dieser Welt beschmutzen kann.

lg

A


Einsamkeit und der Wunsch zu sterben

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Mmmmh, ist jetzt sehr schwierig anhand der wenigen Sätze zu versuchen, etwas Konstruktives zu schreiben. Kennst du die Auslöser deiner Depression?

Zitat von void:
Ich ertrage das nicht mehr lange. Ich ziehe meinen Partner nur mit in den Sumpf aus Depressionen. Ich habe einfach keine Lust mehr. Ich fühle mich so einsam, trotz Beziehung, trotzdass ich geliebt werde - er zeigt es mir jeden Tag.
Aber ich will nicht mehr leben, ich sehe keine Hoffnung mehr.


Liebst du ihn den auch? Das geht nicht so ganz aus deinem Post hervor. Wenn nicht, könnte es sein, dass du unbewusst Schuldgefühle hast, weil er dich liebt und du ihn nicht, oder nicht so stark wie er?
Wenn du liebst hast du zumindest schon mal etwas, dass sehr viele Leute, ganz besonders natürlich hier, nicht haben: Einen Menschen, den man liebt und der einen auch zurückliebt. Aber das weißt du dann wahrscheinlich auch selbst und es scheint nicht genug zu sein, um dich aus der Depression zu holen.
Du schreibst, dass du keine Hoffnung siehst? Hoffnung worauf?

Hallo,

Die Auslöser meiner Depressionen sind vielfältig (Kindheitstrauma, emotionale Vernachlässigung durch die Eltern, Mobbing etc.) und werden durch meine Sozialphobie verstärkt.

Ich liebe meinen Partner so sehr wie ich noch nie zuvor jemanden geliebt habe. Und deshalb verstehe ich es auch nicht, weshalb ich noch immer so depressiv bin. Mein Partner hatte auch eine Zeit lang Depressionen, die aber seit Anfang der Beziehung verschwunden sind.
Aber wieso geht es mir denn nicht ebenso gut? Ich muss dazu sagen, dass meine Depressionen vor der Beziehung noch stärker waren, vielleicht würde ich ohne meinen Partner gar nicht mehr leben.
Ich fühle mich trotzdem einsam. Ich möchte doch einfach nur teilhaben am sozialen Leben, aber ich bin nicht einmal in der Lage zu arbeiten oder zu studieren (was ich vorziehe). Ich möchte doch endlich so leben wie ich schon immer leben wollte, ich will mich nicht mehr verstecken, nur weil ich Angst habe jemandem zu begegnen und mich unterhalten zu müssen. Ich wünsche mir eine Gemeinschaft, der ich zugehörig bin, ich wünsche mir Freunde.
Ich will nicht immer die Zeit meines Partner beanspruchen, ich habe mittlerweile schon ein schlechtes Gewissen deswegen, auch wenn er sagt, dass ich ihn auf keinen Fall nerve oder dergleichen.

Ich möchte mich doch nur frei und uneingeschränkt fühlen, doch meine psychischen Erkrankungen erlauben es mir nicht.

Nun droht mir bald ein Klinikaufenthalt und mir gehen folgende Gedanken durch den Kopf: So habe ich mir das nicht vorgestellt! Wieso ich? Wieso begebe ich mich auf der Suche nach Therapeuten und Kliniken, während gesunde Menschen, wie zum Beispiel meine Schwester, den nächsten Urlaub mit ihren Freunden planen?

Ich möchte so nicht leben müssen.

Aber wer zwingt dich in eine Klinik zu gehen? Ich denke dabei an eine sinnige Umstellungen von Ich-kann-nicht auf Ich-will-nicht. Was auch immer das sein mag.

Vielleicht ist das hier ein hilfreiches Buch.. (Vorschau)...

http://www.arbor-verlag.de/files/9783936855807.pdf


LG Bird

Hallo void.

Es ist nicht einfach Lichtschimmer zu sehen oder auch nur wahrzunehmen, wenn man selbst sich in so einem schwarzen Tief befindet. Vertraue darauf, dass es dieses Licht gibt und Hoffnungen. Vielleicht gibt es Dinge, die dich in deinen Gedankenwirbeln immer wieder aufs neue voran bringen? Halte dich an diesen Dingen fest - seien sie noch so klein.

Deine Sehnsucht nach einem guten Freundeskreis können hier glaube ich sehr viele nachvollziehen. Und es ist ja auch nur natürlich, da die meisten Menschen Geselligkeit brauchen um sich vollkommener zu fühlen.
Gib bitte nicht auf.
Isie.

Na, immerhin weißt du, woher deine Depression kommt. Die Frage Warum ich? beantwortest du dir doch damit selbst:


Zitat von void:
Die Auslöser meiner Depressionen sind vielfältig (Kindheitstrauma, emotionale Vernachlässigung durch die Eltern, Mobbing etc.) und werden durch meine Sozialphobie verstärkt.


Wenn du aber mit warum ich meinst, warum dir bestimmte Dinge widerfahren sind (z.B. vernachlässigende Eltern zu haben) für die du ja nicht kannst - Nun ja, das musst du dann deinen Gott fragen. Falls du aber nicht an Gott glaubst ist die Frage Zeitverschwendung. Warum du? Warum irgendwer? Es gibt kein Warum!

So schmerzhaft es auch ist, du musst dich wohl mit den Auslösern deiner Depression beschäftigen, um sie wirklich loszuwerden...

Ich bin kein Psychologe, aber ich glaube gelesen zu haben, Traumas lösen statt Depressionen eher Angststörungen aus wie PTSD. Kann mich da aber auch irren. Aber in meiner Laienbildung scheint mir vor allem das mit den Eltern sehr wichtig zu sein. Leben sie eigentlich beide noch? Hast du noch Kontakt zu ihnen?

Die Eltern sind bei Erwachsenen nicht mehr im Spiel. Aber manche von ihnen haben den Kindern das Gefühl vermittelt, immer in Alarmbereitschaft sein zu müssen. Obwohl die Eltern schon lange keine Rolle mehr spielen, setzt man den Kriegszustand fort, bekämpft sich selbst und andere. Irgendwann stellt man fest, dass das einen krank macht, und dass man dadurch bedingt sein Leben nicht so gestalten konnte, wie es unter normalen Bedingungen möglich gewesen wäre. Dann kommt der Frust, das Schuldgefühl und die Depression.

Wenn dann einer zur Seite steht, ist das zwar toll, behebt aber lange nicht das Grundsatzproblem, das die gesamte Existenz betrifft. Anfang 20 hat man aber sicher noch gute Möglichkeiten das Blatt für sich zu wenden. Klar sind die Eltern der Auslöser der Misere gewesen, aber nachdem materielle und sonstige Abhängigkeiten nicht mehr vorhanden sind, liegt doch der Grund und die Baustelle ganz wo anders, in der Gegenwart. In einem Bereich, der direkt vor einem liegt und beackerbar ist. Inwieweit man das schafft, ist nicht wichtig. Hauptsache man ist dran und macht sich selbst keinen Druck. Denn - die Lage ist schwierig und man räumt tatsächlich dort auf, wo andere es versäumt haben, sich um grundsätzliche Dinge zu kümmern.

LG Bird

Zitat von Bird:
Die Eltern sind bei Erwachsenen nicht mehr im Spiel.


Wenn das bei dir so ist, tut es mir leid. Aber bei mir und vielen Erwachsenen ist das völliger Unsinn. Meine Eltern, auch wenn sie nur ein paar mal im Jahr sehe und sonst nur mit ihnen telefonieren, sind ein wichtiger Teil meines Lebens und es ist mir nicht egal, was sie von mir denken.

Zitat von benjaminL:
Zitat von Bird:
Die Eltern sind bei Erwachsenen nicht mehr im Spiel.

Wenn das bei dir so ist, tut es mir leid. Aber bei mir und vielen Erwachsenen ist das völliger Unsinn.

Meine Aussage bezog sich auf ursächlich sein für Depressionen. Wenn du deinen vorangehenden Beitrag berücksichtigst, kommst du sicher darauf, dass ich mich z. T. auf das von dir angesprochene Thema bezog.

Ich bin mir sicher, dass du und die anderen, die du gerade erwähnst, im Erwachsenenalter einen bestimmten Abnabelungsprozess bereits hinter sich haben. Bestehen trotzdem Abhängigkeiten emotionaler Art, von denen man sich aus eigener Kraft nicht lösen kann, gibt es auch die Möglichkeit einer Therapiemaßnahme. Diese Problematik in ihrer extremen Form wird u. A. in einem berühmten Film thematisiert, der 1960 in die Kinos kam und in dem Anthony Perkins die Hauptrolle spielte - ein Film namens Psycho.

LG Bird

Zitat von IsieNew:
Es ist nicht einfach Lichtschimmer zu sehen oder auch nur wahrzunehmen, wenn man selbst sich in so einem schwarzen Tief befindet.

Es ist unmöglich im schwarzen Tief einen Lichtschimmer wahrzunehmen. Aber das soll nichts angsterregendes sein. Ohne Licht gäbe es keine Dunkelheit und umgekehrt. Die Kraft, die einen Tage ohne Lichtschimmer durchstehen lässt, ist sicher keine verlorene Energie.

LG Bird

Zitat von Bird:
Die Eltern sind bei Erwachsenen nicht mehr im Spiel.

Das kann man so nicht sagen. Bei manchen Menschen bleiben sie es ein Leben lang, selbst wenn sie ihre Eltern kaum oder gar nicht mehr sehen. Deine Eltern bleiben insofern immer bei dir mit im Spiel, wie sie dich eventuell nachhaltig, unter Umständen traumatisierend, geprägt haben.


Hallo void,

so wie du deine Erlebnisse schilderst bekomme ich die Idee, dass deine Depressionen besonderer Art sind und dich eine innere Leere beherrscht. Was mir auch nur allzu verständlich wäre. Kindheitstrauma und emotionale Vernachlässigung zwingen ein Kind eventuell dazu, sich selber so dermassen zurückzunehmen oder sogar seelisch auszuschalten, dass fortan diese Leere, sich selber gegenüber, zum Programm wird. Ich kann dir nur beschreiben, was ich an deiner Stelle tun würde, jetzt mit meinen eigenen Mitte 40 mit einer anderen, rückblickenden, Betrachtungsmöglichkeit versehen:

Mir ging es einmal ewige Jahre lang ebenfalls so wie dir. Und ich dachte, dass ich nie ums Verrecken nicht je da raus kommen können würde. Viele andere hatten es geschafft und berichteten davon, aber ich wurde älter und älter, und es gelang mir nie. Irgendwann ist es doch gelungen, und es waren neben viel Arbeit daran und Psychologie studieren und anstrengendem Therapiekram aber vor allem drei Dinge:

1. Ich hatte meine Lebensuntüchtigkeit und Unfreiheit, Dinge nicht wie alle anderen machen zu können, wie eine Art Behinderung annehmen müssen. Es annehmen, als sei ich blind oder gehbehindert, allerdings mit der Aussicht versehen, es vielleicht eines Tages doch dort hinaus schaffen zu können.
2. Ich musste mich jahrelang mittels Antidepressiva oder Angstlöser „ruhig“ stellen um halbwegs alltagstauglich werden zu können. Mittels dadurch halbwegs erlebbaren Alltags wurde ich etwas zuversichtlicher, tapferer und „normaler“.
Und als 3. musste ich geduldig abwarten, bis ein gewisses Alter da war. Irgendwie scheint die menschliche Psyche die Eigenschaft zu haben, nach soundso viel Jahren oder Jahrzehnten an erlebten Aufs und Abs, von erlebtem Schmerz und Hoffnungslosigkeit eines Tages von alleine ruhiger zu werden. Jedenfalls haben viele davon berichtet, und bei war es dann irgendwann auch so weit.

Und anschliessend habe ich dann halt vieles von dem gemacht, was mir in jüngeren Jahren verwehrt geblieben war. Gerne und leichter arbeiten zu können und zu reisen und lieber unter Leuten zu sein. Dann holt man halt das nach, was andere in jungen Jahren gemacht haben, während sie mittlerweile heute schon sesshafter und gemütlicher geworden sind.

Liebe Grüsse von Fenni

Zitat von Fenni:
Zitat von Bird:
Die Eltern sind bei Erwachsenen nicht mehr im Spiel.

Das kann man so nicht sagen. Bei manchen Menschen bleiben sie es ein Leben lang, selbst wenn sie ihre Eltern kaum oder gar nicht mehr sehen. Deine Eltern bleiben insofern immer bei dir mit im Spiel, wie sie dich eventuell nachhaltig, unter Umständen traumatisierend, geprägt haben.

Es kommt darauf an, was man unter Im Spiel sein versteht. Die Zeit, in der man von seinen Eltern materiell, aber auch im erzieherischen oder rechtlichen Sinne abhängig ist, endet mit der Volljährigkeit. Eine weitere Verbindung erfolgt auf Freiwilligkeitsbasis.

Die Folgen der Erziehung, aber auch die Folgen, die sich aus der allgemeinen Konfrontation mit dem bisherigen Sozialumfeld und auch angeborene Dispositionen haben einen Menschen 'geformt'. Er kann darüber nachsinnen, warum er so und nicht anders geworden ist, er kann alles analysieren, nach den Ursachen suchen. Wenn er sich aber mit den Ursachen konsequent beschäftigt, entdeckt er am Ende der Kette als Auslöser für den eigenen Zustand die Tatsache, dass man auf der Welt ist bzw. dass es die Welt überhaupt gibt.

Wenn ich mir vornehme meine Eltern in meinem Kopf weiter leben zu lassen, mich mit Schuldzuweisungen beschäftige, mir auch noch zusätzlich das Ziel setze von all dem unberührt zu bleiben und Schuldgefühle in der Hinsicht habe, dass ich das nicht schaffe, dann sitze ich in der Falle. Dann habe ich einen inneren Konflikt produziert, der mich krank macht. So etwa.

LG Bird

Zitat:
Aber ich will nicht mehr leben, ich sehe keine Hoffnung mehr.
Auch meine Frage: Hoffnung worauf? Dass jemand ANDERER dich aus deiner Misere erlöst?
Das geht nur leider nicht. Das kann man nur selber tun und schaffen. Eine Therapie kann einen nur dazu motivieren und Anhaltspunkte geben.

Zitat von void:
Ich möchte mich doch nur frei und uneingeschränkt fühlen, doch meine psychischen Erkrankungen erlauben es mir nicht.
Die Wahrheit ist: DU SELBST erlaubst es dir nicht.

Was wäre, wenn DU es dir ERLAUBEN würdest, dich frei und uneingeschränkt zu verhalten?
Was würdest du tun, wie würdest du dich verhalten?
Zitat:
Ich möchte nicht so leben müssen.
Das musst du auch gar nicht. Siehe oben.

Zitat von Bird:
Wenn ich mir vornehme meine Eltern in meinem Kopf weiter leben zu lassen, mich mit Schuldzuweisungen beschäftige, mir auch noch zusätzlich das Ziel setze von all dem unberührt zu bleiben und Schuldgefühle in der Hinsicht habe, dass ich das nicht schaffe, dann sitze ich in der Falle. Dann habe ich einen inneren Konflikt produziert, der mich krank macht. So etwa.

Ich hatte in meinem Beitrag weiter oben geschrieben:

Deine Eltern bleiben insofern immer bei dir mit im Spiel, wie sie dich eventuell nachhaltig, unter Umständen traumatisierend, geprägt haben.

Das hat nichts damit zu tun, dass jemand sich vornimmt, etwas weiter im Kopf zu behalten. Wenn dich etwas nachhaltig traumatisiert hat, ist Kopfsteuerung und sich etwas Ausreden nicht mehr möglich. Das ist doch das Problem einiger Situationen.

Nicht wir haben uns krank gemacht. Das haben immer andere. Allerdings sind nur wir selber in der Lage, uns (u.U. nur mit Hilfe anderer Mittel, Situationen und/oder Menschen) wieder gesund zu machen. Dazu gilt es immer zu begreifen, durch was und in welcher uns beeinträchtigenden Form uns etwas krank gemacht hat und dann dementsprechend die dafür geeignetsten Gegenstrategien zu finden und zu entwickeln. Das kann mal unter anderem mit Hilfe des von dir beschriebenen Konzeptes genau richtig sein, unter Umständen aber auch nicht. Nämlich dann, wenn deine Eltern (also natürlich nicht sie selber, sondern ihre Handlungen) zwangsweise und chancenlos immer mit im Spiel bleiben und die beste Kopfabschaltarbeit nicht zieht.

Zitat von Fenni:
Deine Eltern bleiben insofern immer bei dir mit im Spiel, wie sie dich eventuell nachhaltig, unter Umständen traumatisierend, geprägt haben.

Das mag vielleicht so aussehen, das Leiden muss aber nicht zwingend ihre Signatur tragen. Man kann auch überlegen: Welche Kindheit mussten sie wohl gehabt haben, dass sie nicht imstande waren die einfachste und natürlichste Aufgabe der Welt, nämlich das eigene Kind zu unterstützen und fürs Leben fit zu machen, zu bewältigen?

Man sollte auch differenzieren - was sind die Folgen von damals, und was ist die Wirkung von heute? Wenn Kinder erwachsen sind, werden manche Eltern nicht zwingend in Bezug auf ihr Versagen einsichtig. Einige werden ihr Leben lang den Grund für ihr Falschverhalten beim eigenen Kind suchen. Und wenn man unter solchen Umständen den Kontakt mit seinen Eltern erhalten will, wird es schwierig. Weil zu der eigenen Auseinandersetzung mit den Folgen von früher der Stress von heute und auch das Aufreiben der Wunden von damals dazu kommen. In dem Sinne ist man für all das, was geschieht und schief läuft, und auch dafür, dass die Eltern immer noch im eigenen Kopf herum geistern und das eigene Leben negativ beeinflussen, selbst verantwortlich.

Zitat von Fenni:
... Nämlich dann, wenn deine Eltern (also natürlich nicht sie selber, sondern ihre Handlungen) zwangsweise und chancenlos immer mit im Spiel bleiben und die beste Kopfabschaltarbeit nicht zieht.

Es ist trotzdem die Frage der eigenen Entscheidung bzw. der Einsicht. Nicht anders verhält es sich z. B. bei einem verwandten Thema - bei einer Kränkung. Entweder man klassifiziert das Geschehen als eine Verletzung und quält sich womöglich jahrelang mit dem Gedanken, dass jemand eben es gewagt hat, einen anzugreifen, oder man denkt genau in die andere Richtung: Wer es nicht lassen kann über andere herzuziehen, kann zwar Betroffenheit darüber auslösen, dass es so übel zwischen Menschen zugeht, aber seine Worte haben kein Gewicht. Im Grunde ist er selbst ein armer, verletzter, bellender Hund. Ihn samt seiner Handlungen muss man gar nicht im Kopf haben, und selbst wenn es z. B. um körperliche Verletzungen geht - man steht mit den Folgen allein da. Der Täter ist an dieser neuen Situation i. d. R. nicht mehr beteiligt. Wenn jemand außer uns selbst beteiligt ist, dann vielleicht die Helfer, falls es welche gibt.

Zitat von Fenni:
Dazu gilt es immer zu begreifen, durch was und in welcher uns beeinträchtigenden Form uns etwas krank gemacht hat und dann dementsprechend die dafür geeignetsten Gegenstrategien zu finden und zu entwickeln.

Ok, aber wenn man Neurose nach Adler, und nicht nur nach ihm, als Kampf gegen sich selbst und gegen andere definiert, wie geht man vor? Dem Kampf den Kampf ansagen... oder welche Strategien meinst du?

LG Bird

Zitat von Bird:
Es ist unmöglich im schwarzen Tief einen Lichtschimmer wahrzunehmen. Aber das soll nichts angsterregendes sein. Ohne Licht gäbe es keine Dunkelheit und umgekehrt. Die Kraft, die einen Tage ohne Lichtschimmer durchstehen lässt, ist sicher keine verlorene Energie.


Tut mir leid für dich Bird, dass du während deiner schwarzen Tage nicht den geringsten Lichtschimmer wahrnimmst.
Ich hoffe allerdings meine Worte haben auch Void erreicht.
Bei mir sind es gerade diese Hoffnungen (=Licht), die mich in den schweren Tagen aufrecht erhalten. Natürlich hast du Recht damit, dass die Kraft niemals verlorene Energie ist. Immerhin hatten wir Kraft genug am Ende des Tages immer noch da zu sein. Allerdings scheinen sich bei uns die Quellen dieser Kraft zu unterscheiden.
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Was soll denn das sein, das Licht, das dir Kraft gibt? Wo siehst du das?

LG Bird

Nicht für alle Menschen bedeutet Depression die Begegnung mit einem außen stehenden Drachen, der mithilfe von selbst konstruierten Ideologien überwältigt werden soll. Die Wahrheit ist eher enrüchternd. Die Ideologien, an die man sich aus Angst vor der Depression klammert, sind eher die Ursache als das ersehnte Heilmittel.

http://books.google.de/books?id=1tHGp5M ... enf=false

Die innere Kraft braucht keine Beschönigungen und keine intellektuellen Konstrukte. Läuft man vor etwas weg, entsteht Angst. Geht man in etwas hinein, löst es sich auf.

LG Bird

Zitat von Bird:
Zitat von Fenni:
Deine Eltern bleiben insofern immer bei dir mit im Spiel, wie sie dich eventuell nachhaltig, unter Umständen traumatisierend, geprägt haben.

Das mag vielleicht so aussehen, das Leiden muss aber nicht zwingend ihre Signatur tragen. Man kann auch überlegen: Welche Kindheit mussten sie wohl gehabt haben, dass sie nicht imstande waren die einfachste und natürlichste Aufgabe der Welt, nämlich das eigene Kind zu unterstützen und fürs Leben fit zu machen, zu bewältigen?

Auf jeden Fall. Das ist sogar das A und O für die Aufarbeitung von Verletzungen. Aber wenn du beispielsweise als Kind aus nichtigsten Gründen z.B. peng, eine sitzen hattest und anschliessend noch vernichtendste Prügel im Rücken für geringste Kleinigkeiten, immer und immer wieder, wird dir glaube ich ein Leben lang auch nur eine erhobene Hand tiefste Angst einjagen. Nur mal so als Konstrukt, das man auch in viele andere Situationen ummünzen könnte. Da hilft dann auch die Erklärung der Kindheit der Eltern nicht weiter, die hilft dann lediglich, immerhin, dafür, nicht ewig auf die Eltern Groll haben zu müssen und deshalb ständig in grundsätzlich negativen Gefühlen zu stecken. Aber ich glaube, wir reden auch nur ein wenig aneinander vorbei

Jedenfalls muss man eine z.B. in einem entstandene tiefe Leere durch eventuell jahrelange emotionale Vernachlässigung in den prägendsten Kindheitsjahren gar nicht vorwerfen und in Unverzeihlichkeit (oder in dem Wunsch, Einsicht bei den Eltern zu erzielen) erstarren. Die Leere ist dennoch, wie eine Art Behinderung, erst mal vorhanden und damit ein Erbe der Eltern, das man nicht einfach hinter sich lassen kann. Die Eltern muss man sich zur Findung einer Gegenstrategie dafür eventuell gar nicht anschauen, die Leere selber dafür aber schon mal wenigstens erkennen. Und alleine das bezeichnete ich als eventuell lebenslange Anwesenheit der Eltern.




Zitat:
Zitat von Fenni:
Dazu gilt es immer zu begreifen, durch was und in welcher uns beeinträchtigenden Form uns etwas krank gemacht hat und dann dementsprechend die dafür geeignetsten Gegenstrategien zu finden und zu entwickeln.

Ok, aber wenn man Neurose nach Adler, und nicht nur nach ihm, als Kampf gegen sich selbst und gegen andere definiert, wie geht man vor? Dem Kampf den Kampf ansagen... oder welche Strategien meinst du?


Nein, ich meinte die, die ich z.B. angewandt hätte, wenn ich an voids (von mir allerdings auch nur so vermuteter) Stelle wäre. Also schauen, was einen genauer betrifft. Ängste, Depressionen, Konflikte, kommt alles eher aus Leere oder Überforderung heraus, was auch immer, um dann zu versuchen herauszufinden, was in dem Fall erst mal die geeignetsten Strategien sein könnten. Bei dem einen ist es das Vermeiden bestimmter Kontakte und/oder Situationen, bei anderen das genaue Gegenteil, bei dem einen eine zeitlang Unterstützung mittels Medikamenten, bei anderen eher nicht. Und vieles mehr. Erklärt sich das so besser?

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Dr. Reinhard Pichler
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