Zitat von void:Das ist aber nicht mit wenigen Vorurteilen verknüpft.
Angenommen man urteilt über Religionen in dem Sinne, dass sie kein Vorurteil sind, kommt man doch unweigerlich zu der Erkenntnis, dass das Urteilen der Grund dazu gewesen ist, warum es kein Paradies mehr auf Erden gibt und wir uns inmitten der Leidhaftigkeit befinden. Wo ist dann der Unterschied zwischen einem Urteil und einem Vorurteil? Gar kein Unterschied. Weil wir lediglich einen Urteil dazu verurteilt haben, ein Vorurteil zu sein.
Demnach kann es nicht heiliges hier geben. Auch laut der zwei größten Religionen. Ist dem so? Und wenn ja, was tun wir um diese Tatsache zu verdrängen? Erstens stellen wir den Religionen einen vernichtenden Urteil aus. Sie sind zum Belächeln da. - der Eine liest Bücher, der Andere geht zum Friseur. Der Eine hat geurteilt, dass eine Dauerwelle gut ist, der Andere dass intellektuelles Wissen wertvoller ist als eine Dauerwelle. Alle beide wollen ein besserer Mensch werden. Aber gibt es wirklich ein Besser und Schlechter, wenn das Urteilen der falsche Weg ist? Die Illusion von Besser und Schlechter ist aber der einzige Strohhalm, an dem festgehalten werden muss wenn man keinen Mut aufbringt sich auch Unbekanntes einzulassen. Wo man derartiges beobachten kann? Diese Strohhalme? Im Internet z. B. bei narzisstischer Selbstdarstellung, wo HP's und Blogs eigene Heldentaten dokumentieren und Privatfotos anderen nachgeschmissen werden, wo durch Sentimentales, Zitate und Musikvideos auf die Tränendrüse gedrückt und das eigene Image ins Immense gesteigert wird. Wo durch eine locker flockige ero. Anmache die eigene Beziehungsunfähigkeit kaschiert und für ein paar affektierte Herz-Piktogramme, Smilies und ein wenig narzisstischen Eroberungskitzel Freundschaften in real vernichtet werden. Wo durch Ambivalenzen Abhängigkeiten erzeugt und durch Versteckspiele mit Zig Avataren und Beleidigungen anderer die Schadenfreude aus gelungener Täuschung durch den Rausch der demonstrierten Überlegenheit gesteigert wird. Während man im Privatleben vielleicht selbst ein handlungsunfähiges Objekt der Manipulation ist oder aber es durch den Aufbau einer privaten Machtstruktur zu überspielen weiß.
Sind das alles meine Märchen? Oder meine Urteile? Oder ist das eine Bestandsaufnahme, die durch Worte zum Ausdruck kommt, die man nach Belieben werten kann? Nur das, was man selbst denkt und erkennt, ist das Maß, und ein Maß braucht man um urteilen zu können.
Tendenziell ist Größenwahn, Heuchelei und Gewaltbereitschaft in jedem präsent, und nur deshalb sind wir auch dazu fähig ein solches im sozialen Umfeld überhaupt auszumachen. Wer es
bei sich selbst erkennt, kann beobachten, verstehen, unterlassen. Die Motivationen sind überhaupt nicht schwer zu verstehen, wenn man die Anlässe und Hintergründe aller bisherigen Gewalttaten und Kriege erforscht, die eine Steigerung einer solchen Einstellung sind - es sind immer Ideologien gewesen, und immer sollte es ein einzelner Mensch oder eine Gruppe der Begünstigten besser haben als andere, immer hat sich Einer über Andere erheben wollen. Besser und Schlechter, ein Ideologiewahn, der dem urteilenden Denken entsprungen ist.
Dass der Grundsatz falsch ist, dessen sich die menschliche Natur bedient, will niemand wissen, und genau das ist ein Paradox, weil allein durch diese Erkenntnis der erste Schritt zur inneren Freiheit getan ist, weg von der Frage der Schuld, die zuvor aus den von dieser Schuld abgeleiteten Gründen als Damoklesschwert über einem hing, wobei Lebensenerige auf Verdrängungsarbeit verschwendet wurde. Nicht nur die Schuld, sondern auch die Tatsache, dass wir unser inneres Elend auf die uns umgebene Natur übertragen, funktionieren im Grunde als Alarmzeichen um das alles ins Positive zu drehen, wobei es das Positiv im Fall des Nicht-Urteilens in eine Grundsätzlichkeit wandelt.
Die von mir beschriebenen Umstände könnten das Ergebnis des Vor- und Urteilens der Menschen sein? Ich meine ja. Danke fürs Lesen, wer es bisher geschafft hat..
Zitat:Bird, habe ich dir irgendetwas getan? Ich bin an keinem Streit interessiert. Ich schätze dich doch auch.
Nein, du hast mir nichts getan, nur hast du mich daran erinnert, dass noch viel zu tun ist. Ich schätze hier jeden. Darum schreibe ich auch.
Aber ich kann nicht wissen, wer hier Echtes schreibt und wer täuscht, ich vermag auch darüber nicht zu urteilen, und das sei einfach in den Raum gestellt.
LG Bird