Sebastian1985
ich fühle mich ständig einsam und führe mit meinen leider schon 30 Jahren ein subjektiv empfunden ziemlich trauriges, leeres Leben. Es schmerzt sehr und lässt mich verzweifeln, keine Freundin an meiner Seite zu haben und immer wieder verbittert die unzählig vielen Tage zu überstehen, die arm an Freude durch mich hindurchziehen und im Nichts verschwinden.
Ich befinde mich seit Ende 2014 in Verhaltenstherapie, habe aber immer noch das Gefühl, dass ich im Wesentlichen unglücklich bin, weil ich mich zum Einen ständig einsam und überflüssig fühle und zum Anderen eine starke Ausweglosigkeit empfinde, jemals aus meiner Lage herauszukommen, da ich immer noch bei meinen Eltern lebe und trotz Abitur und Kurz-vor-Schluss-abgebrochenem (geisteswissenschaftlichen) Studium seit Jahren absolut nichts erreicht habe und mich nach wie vor orientierungslos und perspektivlos fühle.
Ich fühle mich wie das personifizierte Scheitern und dank der Verhaltenstherapie habe ich zumindest meine soziale Phobie soweit herunterreguliert, dass ich mich traue, wildfremde Leute beim gewohnten Spaziergang im Park zu grüßen, wobei ich dann aber selten von wirklich freundlichen Menschen empathisch zurück gegrüßt werde. Ansonsten gehe ich des Öfteren in die Bibliothek, fahre ab und an sinnlos in die Stadt und setze mich ab und an in ein veganes Cafe, um es dann nach einer Sachbuchlektüre zum Kaffee wieder genauso einsam zu verlassen, wie ich es betreten habe. Beim Bestellen und Bezahlen des Getränks habe ich einen kurzen sozialen Kontakt, danach bin ich wieder ein Gespenst.
Gleichaltrige, sympathisch wirkende Menschen begegnen mir hier (eine kleine Großstadt in Ostwestfalen) fast nie und ich frage mich verzweifelt, wie es dazu kommen könnte, dass ich eine Freundin finde, die ähnlich empfindet wie ich und mich deshalb nicht abweist.
Meine ganze Lebensgeschichte wäre hier natürlich in einem Eingangspost zu ausufernd. Einscheidende Erfahrungen in meinem Leben waren aber mein tyrannischer Alk. Vater, starke Kurzsichtigkeit (heute zum Glück einigermaßen erträglich dank Kontaktlinsen), Außenseiter-Erfahrungen im Laufe der Schulzeit, das Scheitern einer Musiktätigkeit (Band) kurz vor größerem Erfolg, Abbruch eines Endlos-Studiums wg. sozialer Phobie kurz vor dem Abschluss und zuletzt als Krönung das Scheitern einer mehrjährigen Beziehung, für die ich mich sinnlos völlig aufgeopfert habe und dafür jahrelang Beziehungen zu weiblichen Verwandten auf Eis stellen musste, um der Eifersucht und meiner Angst vor dem Verlassenwerden Opfer zu bringen, wofür ich aber am Ende eben den Preis sozialer Isolation zahlen musste.
Momentan habe ich aber seit ich wieder allein bin immerhin zu meiner Cousine Kontakt, doch ich sehne mich wie wohl Millionen oder Milliarden andere Menschen auch nach einer Freundin, auch wenn ich mir eigentlich kaum noch große Hoffnungen mache, da alles am Ende meist nur Illusion ist und man dann sowieso wieder niemanden mehr hat.
Ich halte es aber nicht aus, jeden Tag vor dem Einschlafen diesen Einsamkeitsschmerz zu spüren. Vor einigen Tagen wurde ich davon beim Spazieren gehen fast überwältigt und hätte eigentlich mitten während des Gehens losweinen können. Aber ich reiße mich dann immer zusammen und weine immer wieder zuhause, meistens zu Musik, die mir dabei hilft, die Emotionen auszudrücken, die man sonst draußen andauernd unterdrückt. Mein Therapeut will immer, dass ich Leute im Bus einfach so anspreche. Aber die meisten Leute wollen lieber für sich sein und sympathisch ist mir fast niemand. In meinem Alter sehe ich kaum Leute und wenn dann meist Leute, die Kopfhörer im Ohr haben und laut irgendwelche Technomusik oder so was Ähnliches hören. Im Park sitzt auch nie irgendein Mädchen in meinem Alter, die man ansprechen könnte. Meist nur Rentner oder oder Eltern mit kleinen Kindern.
Ich bin wohl zur falschen Zeit am falschen Ort zur Welt gekommen und diese Ausweglosigkeit tut immer wieder so weh. Einen Führerschein habe ich wegen meiner Ängste nicht, ich könnte höchsten mit dem Zug fahren. Aber so wie ich es jahrelang gemacht habe, über 600 Kilometer eine Fernbeziehung zu führen, kann ich zukünftig nicht mehr machen. Ich muss irgendwie in meiner Nähe jemanden finden, aber wie nur. In Diskotheken, Clubs oder auf Parties gehe ich nie, das ist absolut nicht meine Welt, mich stößt das richtig ab.
Vielleicht kann mir jemand von euch helfen. Ich habe aber vorab gesagt wohl keine Kraft, mein Problem endlos intellektuell zu analysieren, da ich schon mal in einem Forum meine Probleme im Speziellen unter allen Mögliche Gesichtspunkten diskutiert habe was mir auch theoretisch geholfen hat.. Ich würde aber am liebsten einfach handeln können und Tatsachen schaffen, doch das fällt mir so extrem schwer, weil ich nicht weiß, wie ich mir eine Freundin herzaubern soll und am Ende faktisch immer allein im Bett liege und mich wie ein Häufchen Elend fühle.
Lieben Gruß und danke für die Aufmerksamkeit,
Sebastian
PS: Meine Erwerbstätigkeits-Problematik habe ich gar nicht thematisiert, das kommt zu allem Horror noch hinzu. Ich war noch nie erwerbstätig, bin gerade mit der Arbeitsagentur erst in Kontakt seit paar Monaten und muss im April einen 5-stündigen berufspsychologischen Test, wovor ich Angst habe.
30.03.2016 14:06 • • 13.04.2016 #1