Zitat:Aber wie kann ich soziale Kompetenzen erlangen?
Wenn du dir Kontakte durch Kommunikation erhoffst - und anders wird es wohl gar nicht gehen, denn man guckt sich heutzutage nicht einfach nur an um miteinander wortlos ins Kino oder ins Bett zu gehen - dann musst du vollkommen absichtslos in diese Kommunikation reingehen. Die einzigen zulässigen Absichten dabei sind die, durch diese Kommunikation etwas Gutes wie gegenseitiges Verständnis zu bewirken oder einfach nur Freude an dem Austausch zu haben. Wenn du das anders machst und dabei Ziele verfolgst, ist das eine s. g. manipulative Art Gespräche zu führen. Das ist für die anderen nicht schwer zu erkennen, und lässt bei ihnen alle Alarmglocken läuten. Warum? Weil niemand daran interessiert ist, von jemanden instrumentalisiert zu werden.
Wenn du die 3 Punkte von Rogers nimmst
1. Echtheit (Kongruenz)
2. Empathie
3. Wertschätzung
- dann fällt doch dabei auf, dass man z. B. innerhalb einer Neurose gar nicht fähig sein kann, diese zu erfüllen. Das ist kein Urteil oder Schuldzuweisung, sondern eine Tatsache, die zu erkennen wäre, damit man die eigene Lage zum Positiven hin verändern kann.
Das Denken in der Ich-Relation ist das Wesen der neurotischen Denkmuster. Das Gefühl der Minderwertigkeit, gefolgt von Selbsthass, den man auf die anderen ausweitet. Wenn man mit dieser Einstellung auf andere eingeht, werden sie sich instinktiv zurückziehen. Durch ihren Rückzug denkt man aber der Hass auf sie wäre berechtigt, und so schließt sich der Kreis des völlig überflüssigen Unsinns.
In der Ich-Relation wenn man denkt, fühlt man sich einsam. Unglücklicherweise funktioniert bei Menschen in solchen Fällen ein unbewusstes Abwehrsystem, das die Schuld dafür immer wo anders sucht, anstatt sich mit der wahren Ursache zu beschäftigen. Was macht man dann? Man versucht ein Selbstbild aus der Resonanz der eigenen Erscheinung im sozialen Umfeld zu beziehen. Man versucht die anderen freundlich zu stimmen, man sucht nach einer Selbstbestätigung, durch die man aber nur die eigene falsche Position zementiert.
Es gibt keine Bestätigungen, weil es nicht zu bestätigen gibt. Jeder Mensch ist ein Mensch und das jenseits aller Wertung. Das ist eine Tatsache, genauso wie eine Tatsache ist, dass Menschen sehr unterschiedlich sind und dass der Eine sich besser in die Gemeinschaft einfügen kann wie der Andere, was aber nichts mit irgendwelchen Werten zu tun hat. Das ist die Vielfalt der Welt.
Der Prozess der Selbstentwertung funktioniert allgemein und nur mit geringen Abweichungen aufgrund der diversen Konditionierungen, du brauchst also keine Gedanken daran zu verschwenden, dass du eine phantastische Ausnahme wärst, ein verkanntes Genie, ein Märtyrer oder so ähnlich. Du bist genau so ein armer, von seinen Gefühlen und Gedanken überwältigter Mensch wie alle anderen, der einzige Unterschied besteht im Umfang des Wissens über die eigene Lage und dem Erkennen dieser Vorgänge. Und das ist etwas, was nicht in die Wiege gelegt wird, sondern etwas, was jeder allein für sich lernen kann.
Zitat:Mein Cousin meinte: Ich habe Menschen gesehen und festgestellt: Entweder bist du der Coole oder du bist reich - und die Menschen liegen dir zu Füßen!
- ist ein Wahn, der mächtig narzisstisch und krankhaft klingt, also halt dich so einem Unsinn fern. Es ist egal ob man sich den anderen unterlegen oder überlegen fühlt - diese Gefühle bedeuten Krieg gegen sich selbst und den anderen, und verursachen das Gefühl der Isolation und Einsamkeit. Das sind zwei Seiten einer falschen Münze.
Zitat:Es ist DOCH genetishc bedingt! Ich kam NIRGENDS zurecht! Niemand wollte mich! Also ist mit meiner DNA was verkehrt!
Das kann jeder ändern. Wenn nicht allein, dann in der PT. Such dir einen in deiner Stadt beliebten Psychotherapeuten, warte bis du einen Termin bekommst, und wenn du erwähnst, dass du Suizidgedanken hast, wirst du auf den ersten Termin gar nicht lange warten müssen.
Ich meine bei dir zu merken, dass du vielleicht gar keine Veränderung erwartest. Man setzt sich hinein in die leidvolle Pfütze - besser das als gar nichts. Manchmal hat man Angst vor diesem Gar Nichts. Dann ist eben abzuwarten, bis der Leidensdruck sich vergrößert, so dass einem nichts anderes mehr übrig bleibt als entweder das Leben wegzuschmeißen, oder es zu verändern.
Grüße, S.